Bundesgesetz
über Arzneimittel und Medizinprodukte
(Heilmittelgesetz, HMG)


Open article in different language:  FR  |  IT  |  EN
Art. 4 Begriffe

1 Im Sin­ne die­ses Ge­set­zes gel­ten als:

a.
Arz­nei­mit­tel: Pro­duk­te che­mi­schen oder bio­lo­gi­schen Ur­sprungs, die zur me­di­zi­ni­schen Ein­wir­kung auf den mensch­li­chen oder tie­ri­schen Or­ga­nis­mus be­stimmt sind oder an­ge­prie­sen wer­den, ins­be­son­de­re zur Er­ken­nung, Ver­hü­tung oder Be­hand­lung von Krank­hei­ten, Ver­let­zun­gen und Be­hin­de­run­gen; zu den Arz­nei­mit­teln ge­hö­ren auch Blut und Blut­pro­duk­te;
abis.9
Arz­nei­mit­tel mit In­di­ka­ti­ons­an­ga­be:Arz­nei­mit­tel mit be­hörd­lich ge­neh­mig­ter An­ga­be ei­nes be­stimm­ten An­wen­dungs­ge­biets, die zur An­wen­dung nach den Re­geln der me­di­zi­ni­schen und phar­ma­zeu­ti­schen Wis­sen­schaf­ten be­stimmt sind;
ater.10
Komplementärarzneimittel mit Indikationsangabe:Arzneimittel mit behördlich genehmigter Angabe eines bestimmten Anwendungsgebiets, die nach den Herstellungsvorschriften komplementärmedizinischer Therapierichtungen wie der Homöopathie, der anthroposophischen Medizin oder der traditionellen asiatischen Medizin hergestellt und deren Anwendungsgebiet gemäss den Prinzipien der entsprechenden Therapierichtung festgelegt wird;
aqua­ter.11 Kom­ple­men­tär­arz­nei­mit­tel oh­ne In­di­ka­ti­ons­an­ga­be: Kom­ple­men­tär­arz­nei­mit­tel oh­ne be­hörd­lich ge­neh­mig­te An­ga­be ei­nes be­stimm­ten An­wen­dungs­ge­biets, die zur in­di­vi­dual­the­ra­peu­ti­schen An­wen­dung be­stimmt sind;
aquin­quies.12 Phy­toarz­nei­mit­tel: Arz­nei­mit­tel mit In­di­ka­ti­ons­an­ga­be, die als Wirk­stof­fe aus­sch­liess­lich einen oder meh­re­re pflanz­li­che Stof­fe oder pflanz­li­che Zu­be­rei­tun­gen ent­hal­ten und die nicht den Kom­ple­men­tär­arz­nei­mit­teln zu­zu­ord­nen sind;
ase­xies.13 Ori­gi­nal­prä­pa­rat:Arz­nei­mit­tel, das vom Schwei­ze­ri­schen Heil­mit­tel­in­sti­tut (In­sti­tut) als ers­tes mit ei­nem be­stimm­ten Wirk­stoff zu­ge­las­sen wird, ein­sch­liess­lich al­ler zum glei­chen Zeit­punkt oder spä­ter zu­ge­las­se­nen Dar­rei­chungs­for­men;
asep­ties.14 Ge­ne­ri­kum:ein vom In­sti­tut zu­ge­las­se­nes Arz­nei­mit­tel, das im We­sent­li­chen gleich ist wie ein Ori­gi­nal­prä­pa­rat und das mit die­sem auf­grund iden­ti­scher Wirk­stof­fe so­wie sei­ner Dar­rei­chungs­form und Do­sie­rung aus­tausch­bar ist;
aoc­ties.15 Re­fe­renz­prä­pa­rat:bio­lo­gi­sches Arz­nei­mit­tel, das in der Zu­las­sungs­do­ku­men­ta­ti­on für ein Bio­si­mi­lar als Re­fe­renz für die Ver­gleich­bar­keit sei­ner phar­ma­zeu­ti­schen Qua­li­tät, Wirk­sam­keit und Si­cher­heit her­an­ge­zo­gen wird;
ano­vies.16 Bio­si­mi­lar:bio­lo­gi­sches Arz­nei­mit­tel, das ei­ne ge­nü­gen­de Ähn­lich­keit mit ei­nem vom In­sti­tut zu­ge­las­se­nen Re­fe­renz­prä­pa­rat auf­weist und auf des­sen Do­ku­men­ta­ti­on Be­zug nimmt;
ade­cies.17 wich­ti­gesArz­nei­mit­tel für sel­te­ne Krank­hei­ten (Or­phan Drug):Hu­manarz­nei­mit­tel, bei dem nach­ge­wie­sen ist, dass:
1.
es der Er­ken­nung, Ver­hü­tung oder Be­hand­lung ei­ner le­bens­be­dro­hen­den oder chro­nisch in­va­li­di­sie­ren­den Er­kran­kung dient, von der zum Zeit­punkt der Ge­such­sein­rei­chung höchs­tens fünf von zehn­tau­send Per­so­nen in der Schweiz be­trof­fen sind, oder
2.
ihm oder sei­nem Wirk­stoff von ei­nem an­de­ren Land mit ver­gleich­ba­rer Arz­nei­mit­tel­kon­trol­le im Sin­ne von Ar­ti­kel 13 der Sta­tus als wich­ti­ges Arz­nei­mit­tel für sel­te­ne Krank­hei­ten zu­er­kannt wird;
b.18
Me­di­zin­pro­duk­te:Pro­duk­te, ein­sch­liess­lich In­stru­men­te, Ap­pa­ra­te, Ge­rä­te, In-vi­tro-Dia­gno­s­ti­ka, Soft­wa­re, Im­plan­ta­te, Rea­gen­zi­en, Ma­te­ria­li­en und an­de­re Ge­gen­stän­de oder Stof­fe, die für die me­di­zi­ni­sche Ver­wen­dung be­stimmt sind oder an­ge­prie­sen wer­den und de­ren Haupt­wir­kung nicht durch ein Arz­nei­mit­tel er­reicht wird;
c.
Her­stel­len: sämt­li­che Ar­beits­gän­ge der Heil­mit­tel­pro­duk­ti­on von der Be­schaf­fung der Aus­gangs­ma­te­ria­li­en über die Ver­ar­bei­tung bis zur Ver­pa­ckung, La­ge­rung und Aus­lie­fe­rung des End­pro­duk­tes so­wie die Qua­li­täts­kon­trol­len und die Frei­ga­ben;
d.
In­ver­kehr­brin­gen: das Ver­trei­ben und Ab­ge­ben von Heil­mit­teln;
e.19
Ver­trei­ben: die ent­gelt­li­che oder un­ent­gelt­li­che Über­tra­gung oder Über­las­sung ei­nes Heil­mit­tels, ein­sch­liess­lich der Tä­tig­kei­ten der Mäk­le­rin­nen und Mäk­ler so­wie der Agen­tin­nen und Agen­ten, mit Aus­nah­me des Ab­ge­bens;
f.
Ab­ge­ben: die ent­gelt­li­che oder un­ent­gelt­li­che Über­tra­gung oder Über­las­sung ei­nes ver­wen­dungs­fer­ti­gen Heil­mit­tels für die Ver­wen­dung durch den Er­wer­ber oder die Er­wer­be­rin so­wie für die An­wen­dung an Dritt­per­so­nen oder an Tie­ren;
fbis.20
Ver­schrei­bung:pro­to­kol­lier­ter Ent­scheid ei­ner be­rech­tig­ten Me­di­zi­nal­per­son, der ge­mä­ss Ar­ti­kel 26 Ab­satz 2 für ei­ne be­stimm­te Per­son aus­ge­stellt ist und die­ser Per­son ein Zu­gangs­recht zu me­di­zi­ni­schen Leis­tun­gen wie Pfle­ge­leis­tun­gen, Me­di­ka­men­ten, Ana­ly­sen oder Me­di­zin­pro­duk­ten er­teilt;
g.
Phar­ma­ko­pöe (Phar­ma­co­poea Eu­ro­paeaundPhar­ma­co­poea Hel­ve­ti­ca): ei­ne Samm­lung von Vor­schrif­ten über die Qua­li­tät von Arz­nei­mit­teln, phar­ma­zeu­ti­schen Hilfss­tof­fen und ein­zel­nen Me­di­zin­pro­duk­ten;
h.21
neu­er Wirk­stoff: Wirk­stoff, der in der Schweiz erst­mals im Rah­men ei­nes or­dent­li­chen Ver­fah­rens nach Ar­ti­kel 11 zu­ge­las­sen wird. Bis­her nur in Hu­manarz­nei­mit­teln zu­ge­las­se­ne Wirk­stof­fe gel­ten als neue Wirk­stof­fe, wenn sie in Tier­arz­nei­mit­teln ein­ge­setzt wer­den, und um­ge­kehrt;
i.22
öffent­li­che Apo­the­ke:kan­to­nal be­wil­lig­ter Apo­the­ken­be­trieb, durch ei­ne Apo­the­ke­rin oder einen Apo­the­ker ge­führt, der re­gel­mäs­si­ge Öff­nungs­zei­ten ga­ran­tiert und einen di­rek­ten Zu­gang für die Öf­fent­lich­keit an­bie­tet;
j.23
Spi­talapo­the­ke:Ein­rich­tung in ei­nem Spi­tal­be­trieb, die von ei­ner Apo­the­ke­rin oder ei­nem Apo­the­ker ge­führt wird und na­ment­lich phar­ma­zeu­ti­sche Dienst­leis­tun­gen an die Kund­schaft des Spi­tals an­bie­tet; für die Her­stel­lung von Ra­dio­phar­ma­zeu­ti­ka nach Ar­ti­kel 9 Ab­satz 2 Buch­sta­be a und Ab­satz 2bis gilt auch ein spi­tal­in­ter­ner ra­dio­phar­ma­zeu­ti­scher Be­trieb als Spi­talapo­the­ke;
k.24
Selbst­dis­pen­sa­ti­on:kan­to­nal be­wil­lig­te Ab­ga­be von Arz­nei­mit­teln in­ner­halb ei­ner Arzt­pra­xis be­zie­hungs­wei­se ei­ner am­bu­lan­ten In­sti­tu­ti­on des Ge­sund­heits­we­sens, de­ren Apo­the­ke un­ter fach­li­cher Ver­ant­wor­tung ei­ner Ärz­tin oder ei­nes Arz­tes mit Be­rufs­aus­übungs­be­wil­li­gung steht.

2 Der Bun­des­rat kann durch Ver­ord­nung die üb­ri­gen in die­sem Ge­setz ver­wen­de­ten Be­grif­fe so­wie die Be­grif­fe nach Ab­satz 1 von­ein­an­der ab­gren­zen, nä­her aus­füh­ren und ge­stützt auf neue Er­kennt­nis­se in Wis­sen­schaft und Tech­nik so­wie in An­leh­nung an die in­ter­na­tio­na­le Ent­wick­lung Aus­nah­men vor­se­hen.

3 Er kann für den Be­reich der Me­di­zin­pro­duk­te die Be­grif­fe nach Ab­satz 1 durch Ver­ord­nung ab­wei­chend de­fi­nie­ren, so­fern dies der in­ter­na­tio­na­len Har­mo­ni­sie­rung dient.25

9 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 2745, 2018 3575; BBl 2013 1).

10 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 2745, 2018 3575; BBl 2013 1).

11 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 2745, 2018 3575; BBl 2013 1).

12 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 2745, 2018 3575; BBl 2013 1).

13 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 2745, 2018 3575; BBl 2013 1).

14 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 2745, 2018 3575; BBl 2013 1).

15 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 2745, 2018 3575; BBl 2013 1).

16 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 2745, 2018 3575; BBl 2013 1).

17 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 2745, 2018 3575; BBl 2013 1).

18 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 22. März 2019, in Kraft seit 26. Mai 2021 (AS 2020 2961; BBl 2019 1).

19 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BB vom 29. Sept. 2017 (Me­di­cri­me-Kon­ven­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 4771; BBl 2017 3135).

20 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 2745, 2018 3575; BBl 2013 1).

21 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 2745, 2018 3575; BBl 2013 1).

22 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 2745, 2018 3575; BBl 2013 1).

23 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2016 (AS 2017 2745, 2018 3575; BBl 2013 1). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 22. März 2019, in Kraft seit 26. Mai 2021 (AS 2020 2961; BBl 2019 1).

24 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 2745, 2018 3575; BBl 2013 1).

25 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 22. März 2019, in Kraft seit 26. Mai 2021 (AS 2020 2961; BBl 2019 1).

BGE

130 V 532 () from 14. September 2004
Regeste: Art. 32 Abs. 1, Art. 52 Abs. 1 KVG; Art. 65 Abs. 1 KVV; Art. 30 Abs. 1 lit. a, Art. 30a Abs. 1 KLV: Kostenübernahme für ein in der Spezialitätenliste aufgeführtes Arzneimittel, das für eine Indikation abgegeben wird, für welche es keine Zulassung besitzt (off-label-use). Aus dem System der Aufnahme in die Spezialitätenliste ergibt sich (Erw. 3.2 und 3.3), dass sich die Limitierung auf medizinische Indikationen (Art. 73 KVV) durch das Bundesamt für Sozialversicherung (BSV) nur auf therapeutische Indikationen beziehen kann, für welche Swissmedic die Vermarktung des Produkts zugelassen hat (Erw. 5.2). Grundsätzlich werden die Kosten eines auf der Spezialitätenliste aufgeführten Arzneimittels von der sozialen Krankenversicherung nur übernommen, wenn dieses für von Swissmedic genehmigte medizinische Indikationen verschrieben wurde. Tatsächlich ergibt sich aus dem System der Aufnahme von Arzneimitteln in die Spezialitätenliste, dass sich die Prüfung der Wirksamkeit, der Zweckmässigkeit und der Wirtschaftlichkeit eines Arzneimittels durch das BSV und die Eidgenössische Arzneimittelkommission nur auf die von Swissmedic geprüften und genehmigten therapeutischen Indikationen bezieht (Erw. 3.2 und 3.3). Ein auf der Spezialitätenliste aufgeführtes Arzneimittel, das für andere als jene Indikationen, auf welche sich die Bewilligung von Swissmedic und die diesem Institut eingereichte Fachinformation beziehen - d.h. "ausserhalb der Etikette" - eingesetzt wird, geht nicht zu Lasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung. Gleichwohl sind hievon zwei Ausnahmen anzuerkennen (Erw. 6).

132 II 200 () from 21. Februar 2006
Regeste: Art. 9 Abs. 1 und 2 lit. c, Art. 14 Abs. 1 lit. c HMG; zulassungsfreie Arzneimittel; Hausspezialitäten; eigene Formel. Grundsätzliche Zulassungspflicht für alle verwendungsfertigen Arzneimittel. Herstellung nach eigener Formel als Voraussetzung für die Ausnahme von der Zulassungspflicht gemäss Art. 9 Abs. 2 lit. c HMG (Hausspezialitäten in kleinen Mengen). Zum Merkmal der "eigenen" Formel. Zum Inhalt der Formel (Wirk- und Hilfsstoffe sowie Herstellungsanweisungen; E. 1.7-1.10).

133 IV 222 (6B_147/2007) from 9. Juli 2007
Regeste: Art. 32 Abs. 2 lit. a sowie Art. 87 Abs. 1 lit. b und Abs. 3 HMG; Publikumswerbeverbot für rezeptpflichtige Arzneimittel: ratio legis und subjektiver Tatbestand. Das Publikumswerbeverbot für rezeptpflichtige Arzneimittel wird damit begründet, dass das öffentliche Interesse des Gesundheitsschutzes das Bedürfnis der Pharmaindustrie nach Vermarktungsmöglichkeiten von Arzneimitteln überwiegt (E. 3.1). Mit Blick auf die objektiv eindeutige Werbewirkung der Zeitschriften- und Zeitungsartikel, die überaus hohe Wahrscheinlichkeit der Tatbestandsverwirklichung und die schwere Sorgfaltspflichtverletzung ist vorliegend der Eventualvorsatz zu bejahen (E. 5.5).

134 V 83 () from 9. Januar 2008
Regeste: Art. 25 Abs. 2 lit. a Ziff. 1, Art. 25 Abs. 2 lit. b, Art. 52 Abs. 1 lit. a Ziff. 1 und Ziff. 3, Art. 52 Abs. 1 lit. b KVG; Analysenliste (AL; Anhang 3 der KLV); Mittel- und Gegenstände-Liste (MiGeL; Anhang 2 der KLV); Spezialitätenliste; Kostenübernahme des Produkts "New Fill" durch die obligatorische Krankenpflegeversicherung? Angesichts des positiven und abschliessenden Charakters der AL, der MiGeL und der Spezialitätenliste stellt das Produkt "New Fill" - unabhängig von seiner Qualifikation als Arzneimittel oder Medizinprodukt im Sinne des HMG (Art. 4 Abs. 1 lit. a und b) - keine gesetzliche Leistung der obligatorischen Krankenpflegeversicherung zur Behandlung der Lipodystrophie dar, an welcher ein versicherter AIDS-Patient erkrankt ist (E. 3.2 und 4).

138 IV 57 (6B_280/2011) from 7. November 2011
Regeste: Art. 4, 86 und 87 HMG; Arzneimittel; Gesundheitsgefährdung; Anwendungsbereich des Art. 86 Abs. 1 lit. b HMG. Nahrungsergänzungsmittel, die zur medizinischen Einwirkung auf den Organismus angepriesen werden, fallen unabhängig von ihrer Zusammensetzung unter den Begriff der Arzneimittel gemäss Art. 4 Abs. 1 lit. a HMG (E. 3). Der Tatbestand des Art. 86 Abs. 1 lit. b HMG ist erfüllt, wenn die Gesundheit von Menschen namentlich durch Inverkehrbringen und Verschreiben von Arzneimitteln konkret gefährdet wird. Dies ist nicht der Fall, wenn Produkte ohne Wirkstoff vermarktet werden, selbst wenn der Vertreiber empfiehlt, sie anstelle von anerkannten Therapien anzuwenden. Derartige Ratschläge stellen weder ein Verschreiben im Sinne von Art. 86 Abs. 1 lit. b HMG noch Inverkehrbringen gemäss Art. 4 Abs. 1 lit. d HMG dar (E. 4).

140 II 520 (2C_477/2012) from 7. Juli 2014
Regeste: Art. 4 Abs. 1 lit. f HMG; Art. 30 HMG; Art. 24 Abs. 1 lit. b HMG; Art. 26 Abs. 1 HMG; Art. 27 Abs. 2 lit. c HMG; Art. 29 Abs. 2 lit. g VAM; § 17 des ehemaligen zürcherischen Gesetzes über das Gesundheitswesen; § 25a des zürcherischen Gesundheitsgesetzes; Art. 33 HMG. Frage der Zulässigkeit eines Vertriebssystems zur Medikamentenabgabe mit Zahlungen an Ärztinnen und Ärzte, die nicht über eine kantonale Bewilligung zur Medikamentenabgabe verfügen. Leitprinzipien der Medikamentenabgabe; Bewilligungserfordernisse bei der direkten Medikamentenabgabe und beim Versandhandel (E. 3.1-3.4). Frage der Bewilligungspflicht im strittigen Vertriebssystem (E. 4.2): Bewilligungserfordernis im Falle fehlender personeller Trennung bei Verschreibung und Abgabe (E. 4.2.2. und 4.2.3). Frage der Zulässigkeit des Entschädigungsmodells (E. 5): kantonale Kompetenzen zum Vollzug von Art. 33 HMG (E. 5.1); Auslegung von Art. 33 HMG (E. 5.2.1-5.2.4) und Anwendung in casu (E. 5.3).

141 IV 279 (6B_1029/2014) from 23. Juni 2015
Regeste: Art. 86 Abs. 1 lit. c HMG; Abgabe von Heilmitteln. Abgeben im Sinne von Art. 86 Abs. 1 lit. c HMG ist das Übertragen eines verwendungsfertigen Heilmittels an den Endverbraucher. Endverbraucher ist, wer das Heilmittel an sich selbst, Drittpersonen oder Tieren anwendet. Keine Abgabe im Sinne dieser Bestimmung liegt vor, wenn der Tierhalter seinen Tieren Arzneimittel verabreicht (E. 1.3.3 und 1.4.2).

142 II 80 (2C_853/2014, 2C_934/2014) from 29. September 2015
Regeste: Art. 89 Abs. 1 BGG; Beschwerdeberechtigung von Berufsverbänden. Art. 27 HMG; Art. 26 Abs. 1 und 2 HMG; Art. 30 HMG; Art. 29 VAM; Versandhandel mit Arzneimitteln; Sorgfaltspflichten der Versandapotheke. Schutzwürdige Interessen eines Berufsverbands zur Anfechtung des Entscheids, der geeignet ist, die Berufsreglementierung als solche in Frage zu stellen (E. 1.4). Schutzfunktionen des HMG; zweifache Kontrolle durch Fachpersonen in Anwendung ihrer jeweiligen anerkannten Wissenschaften (E. 2.1 und 2.2); Einteilung der Arzneimittel in Stoffmittellisten; Besonderheiten beim Versandhandel (E. 2.3 und 2.4). Unzulässige Umkehr des gesetzlichen Therapieprozesses; nach Eingang der Bestellung beauftragt die Versandhändlerin einen Arzt mit der Ausstellung der erforderlichen Verschreibung (E. 3). Keine Gründe aus den Materialien, um vom Wortlaut von Art. 27 Abs. 2 HMG im Sinne der Interpretation durch die Versandhändlerin abzuweichen (E. 4). Anforderungen an die Verschreibung im Versandhandel (E. 5.1-5.4); Nichteinhaltung durch die Versandhändlerin (E. 5.5). Ärztliche Sorgfaltspflichten befreien die Versandapotheke nicht von den ihr selbst obliegenden Verpflichtungen nach Art. 27 Abs. 2 HMG (E. 5.6).

144 V 333 (9C_730/2017, 9C_737/2017) from 7. August 2018
Regeste: Art. 9 Abs. 2 lit. a HMG; Art. 71b Abs. 1 KVV; Vergütung von Arzneimitteln im Einzelfall; Magistralrezeptur. Die Bestimmung des Art. 71b Abs. 1 KVV findet über ihren Wortlaut hinaus nicht nur auf vom Institut zugelassene nicht in die SL aufgenommene verwendungsfertige Arzneimittel (innerhalb oder ausserhalb der Fachinformation) Anwendung, sondern auch auf die von der Zulassungspflicht befreiten verwendungsfertigen Magistralrezepturen (E. 10.6).

148 V 348 (9C_400/2021) from 20. April 2022
Regeste: Art. 32 Abs. 1 und 2 KVG; Art. 65b Abs. 2 lit. a, Art. 65d Abs. 1 und 2 KVV; Art. 34abis, 34d und 34e KLV; dreijährliche Überprüfung der Aufnahmebedingungen eines Medikaments in die Spezialitätenliste; Auslandpreisvergleich (APV). Bei dem im Rahmen der dreijährlichen Überprüfung der Aufnahmebedingungen eines Medikaments mit Blick auf das Wirtschaftlichkeitskriterium vorzunehmenden Auslandpreisvergleich ist ein ausländisches Erzeugnis pharmazeutisch identischer (Wirkstoff-)Zusammensetzung, Darreichungsform und Anwendung heranzuziehen (E. 6).

150 IV 255 (6B_393/2023) from 13. März 2024
Regeste: Art. 1 StGB; Art. 10, 11 Abs. 1 und Art. 20 Abs. 1 lit. e BetmG; Beihilfe zum Suizid; Verschreibung einer tödlich wirkenden Substanz (Natriumpentobarbital); Legalitätsprinzip. Die Verschreibung von Natriumpentobarbital durch einen Arzt an eine gesunde, urteilsfähige und sterbewillige Person stellt kein Verhalten dar, das strafrechtlich unter Art. 20 Abs. 1 lit. e BetmG subsumiert werden kann (E. 3).

150 V 210 (9C_65/2023) from 18. März 2024
Regeste: Art. 25 Abs. 1 und 2 lit. b, Art. 32 Abs. 1 Satz 1, Art. 34 Abs. 1, Art. 44 Abs. 1 Satz 1, Art. 52 Abs. 1 lit. a Ziff. 2 und lit. b KVG; Art. 63 Abs. 2 KVV; ALT II (Bearbeitungstarif) lit. D Ziff. 2 (nachfolgend: ALT II D 2); Art. 4 Abs. 1 lit. a und c HMG; Herstellungstaxe. Die in Frage stehende, in der Spitalapotheke vorgenommene Aufbereitung der Zytostatika fällt unter die Herstellungstaxe gemäss ALT II D 2 ("Aseptische Zytostatika-Herstellung gemäss guter Herstellungspraxis [GMP]") und ist daher, zumal wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich, vom obligatorischen Krankenpflegeversicherer entsprechend zu vergüten (E. 7-10).

Diese Seite ist durch reCAPTCHA geschützt und die Google Datenschutzrichtlinie und Nutzungsbedingungen gelten.

Feedback
Laden