Bundesgesetz
über das Internationale Privatrecht
(IPRG)

vom 18. Dezember 1987 (Stand am 1. September 2023)


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Art. 174a128

5. Ver­zicht auf Durch­füh­rung ei­nes Hilfs­kon­kurs­ver­fah­rens

 

1 Auf An­trag der aus­län­di­schen Kon­kurs­ver­wal­tung kann auf die Durch­füh­rung ei­nes Hilfs­kon­kurs­ver­fah­rens ver­zich­tet wer­den, wenn kei­ne For­de­run­gen nach Ar­ti­kel 172 Ab­satz 1 an­ge­mel­det wur­den.

2 Ha­ben Gläu­bi­ger, die ih­ren Wohn­sitz in der Schweiz ha­ben, an­de­re als die in Ar­ti­kel 172 Ab­satz 1 er­wähn­ten For­de­run­gen an­ge­mel­det, so kann das Ge­richt auf die Durch­füh­rung ei­nes Hilfs­kon­kurs­ver­fah­rens ver­zich­ten, wenn die For­de­run­gen die­ser Gläu­bi­ger im aus­län­di­schen Ver­fah­ren an­ge­mes­sen be­rück­sich­tigt wer­den. Die­se Gläu­bi­ger wer­den an­ge­hört.

3 Das Ge­richt kann den Ver­zicht mit Be­din­gun­gen und Auf­la­gen ver­se­hen.

4 Wird auf die Durch­füh­rung ei­nes Hilfs­kon­kurs­ver­fah­rens ver­zich­tet, so darf die aus­län­di­sche Kon­kurs­ver­wal­tung un­ter Be­ach­tung des schwei­ze­ri­schen Rechts sämt­li­che Be­fug­nis­se aus­üben, die ihr nach dem Recht des Staa­tes der Kon­kurser­öff­nung zu­ste­hen; sie darf ins­be­son­de­re Ver­mö­gens­wer­te ins Aus­land ver­brin­gen und Pro­zes­se füh­ren. Die­se Be­fug­nis­se um­fas­sen nicht die Vor­nah­me ho­heit­li­cher Hand­lun­gen, die An­wen­dung von Zwangs­mit­teln oder das Recht, Strei­tig­kei­ten zu ent­schei­den.

128 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. März 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3263; BBl 2017 4125).

BGE

146 III 247 (5A_699/2019) from 30. März 2020
Regeste: Art. 169, 173 Abs. 2 IPRG, Art. 138 ff. ZPO; Anerkennung des ausländischen Kollokationsplanes; Zustellung. Für die Gläubiger, die ihr Recht auf Anhörung im Verfahren der Anerkennung des ausländischen Kollokationsplanes wahrgenommen haben, sind die Modalitäten der Zustellung der Entscheidung die in den Art. 138 ff. ZPO vorgesehenen (E. 4).

147 III 365 (5A_731/2019, 5A_732/2019) from 30. März 2021
Regeste: Art. 166 Abs. 1 IPRG; Art. 250 SchKG; Anerkennung des ausländischen Konkursdekretes; Kollokationsklage der schweizerischen Hilfskonkursmasse. Grundsätze betreffend die Anerkennung des ausländischen Konkursdekretes und die Befugnisse der ausländischen Konkursverwaltung (E. 3). Zur Kollokationsklage berechtigt sind nur Gläubiger, die eine Forderung im Kollokationsverfahren gegen den Gemeinschuldner angemeldet haben. Das gilt auch für eine schweizerische Hilfskonkursmasse als Kollokationsklägerin. Ob ein Kollokationskläger formelle Gläubigerstellung hat, richtet sich nach der Kollokationsverfügung (Art. 17 SchKG), welche für das Gericht verbindlich ist (E. 4 und 5).

149 III 249 (5A_925/2021) from 2. März 2023
Regeste: Art. 256 Abs. 2 ZPO; Art. 29 Abs. 2, Art. 166 ff. IPRG; Anerkennung eines ausländischen Konkursdekrets. Entscheide über die Anerkennung ausländischer Konkursdekrete können nicht gemäss Art. 256 Abs. 2 ZPO nachträglich aufgehoben werden (E. 3).

150 III 268 (5A_751/2023) from 29. April 2024
Regeste: Art. 22, 260, 268 SchKG; Art. 95 KOV; Art. 166 IPRG; Übereinkunft vom 11. Mai 1834 mit dem Königreich Bayern über gleichmässige Behandlung der gegenseitigen Staatsangehörigen in Konkursfällen; Konkursschluss und Abtretungsverfügung nach Art. 260 SchKG; Prozessführungsbefugnis der ausländischen Konkursverwaltung. Das Schlussdekret des Konkursgerichts schliesst die Prüfung der Nichtigkeit einer Abtretungsverfügung nach Art. 260 SchKG durch die Aufsichtsbehörden nicht aus (E. 4.1-4.3). Die Konkursübereinkunft mit dem Königreich Bayern ist durch das später erlassene IPRG nicht ausser Kraft gesetzt worden und macht in ihrem Anwendungsbereich eine Anerkennung des ausländischen Konkursdekretes nach Art. 166 IPRG nicht notwendig (E. 4.4-4.6).

 

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