Bundesgesetz
über internationale Rechtshilfe in Strafsachen
(Rechtshilfegesetz, IRSG)

vom 20. März 1981 (Stand am 1. September 2023)


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Art. 80dbis Vorzeitige Übermittlung von Informationen und Beweismitteln 130

1 Die zu­stän­di­ge kan­to­na­le oder eid­ge­nös­si­sche Be­hör­de kann aus­nahms­wei­se vor dem Er­lass der Schluss­ver­fü­gung die vor­zei­ti­ge Über­mitt­lung von In­for­ma­tio­nen oder er­ho­be­nen Be­weis­mit­teln ver­fü­gen:

a.
wenn die aus­län­di­schen Er­mitt­lun­gen in Fäl­len von or­ga­ni­sier­ter Kri­mi­na­li­tät oder Ter­ro­ris­mus oh­ne die­se Rechts­hil­fe­mass­nah­me un­ver­hält­nis­mäs­sig er­schwert wür­den, ins­be­son­de­re bei Kol­lu­si­ons­ge­fahr oder zu wah­ren­der Ver­trau­lich­keit des Ver­fah­rens; oder
b.
um ei­ne schwe­re und un­mit­tel­ba­re Ge­fahr, ins­be­son­de­re die Be­ge­hung ei­ner ter­ro­ris­ti­schen Straf­tat, ab­zu­weh­ren.

2 Die be­tref­fen­den In­for­ma­tio­nen oder Be­weis­mit­tel müs­sen im Zu­sam­men­hang mit der Ver­hin­de­rung oder der Ver­fol­gung ei­ner aus­lie­fe­rungs­fä­hi­gen straf­ba­ren Hand­lung ste­hen.

3 Die vor­zei­ti­ge Über­mitt­lung kann un­auf­ge­for­dert oder auf Er­su­chen er­fol­gen. Fin­det sie un­auf­ge­for­dert statt, so über­mit­telt die zu­stän­di­ge kan­to­na­le oder eid­ge­nös­si­sche Be­hör­de nur die zur La­ge­be­ur­tei­lung not­wen­di­gen nicht per­so­nen­be­zo­ge­nen Da­ten, bis sie die in Ab­satz 4 vor­ge­se­he­nen Ga­ran­ti­en er­hal­ten hat.

4 Die vor­zei­ti­ge Über­mitt­lung setzt vor­aus, dass sich die er­su­chen­de Be­hör­de vor­gän­gig ver­pflich­tet:

a.
die In­for­ma­tio­nen oder Be­weis­mit­tel nur zu Er­mitt­lungs­zwe­cken, kei­nes­falls aber zum Zweck des Be­an­tra­gens, Be­grün­dens oder Aus­spre­chens ei­nes En­dent­scheids zu ver­wen­den;
b.
die zu­stän­di­ge kan­to­na­le oder eid­ge­nös­si­sche Be­hör­de, so­bald es das aus­län­di­sche Ver­fah­ren er­laubt, dar­über zu in­for­mie­ren, dass die vor­zei­ti­ge Über­mitt­lung der be­trof­fe­nen Per­son nach Ar­ti­kel 80m zur Kennt­nis ge­bracht wer­den kann, da­mit die­se vor dem Er­lass der Schluss­ver­fü­gung Stel­lung neh­men kann;
c.
die durch die vor­zei­ti­ge Über­mitt­lung er­lang­ten In­for­ma­tio­nen oder Be­weis­mit­tel aus den Ak­ten des aus­län­di­schen Ver­fah­rens zu ent­fer­nen, wenn die Rechts­hil­fe ver­wei­gert wird.

5 Die Mit­tei­lung an die be­trof­fe­ne Per­son wird auf­ge­scho­ben.

6 Die nach Ab­satz 1 vor­ge­se­he­ne Zwi­schen­ver­fü­gung wird dem Bun­des­amt un­ver­züg­lich und vor der vor­zei­ti­gen Über­mitt­lung mit­ge­teilt. Sie ist nicht selbst­stän­dig an­fecht­bar.

130 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 5 des BB vom 25. Sept. 2020 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des Über­ein­kom­mens des Eu­ro­pa­rats zur Ver­hü­tung des Ter­ro­ris­mus mit dem da­zu­ge­hö­ri­gen Zu­satz­pro­to­koll so­wie über die Ver­stär­kung des straf­recht­li­chen In­stru­men­ta­ri­ums ge­gen Ter­ro­ris­mus und or­ga­ni­sier­te Kri­mi­na­li­tät, in Kraft seit 1. Ju­li 2021 (AS 2021 360; BBl 2018 6427).

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