Bundesgesetz
über die Invalidenversicherung
(IVG)1

1Abkürzung beigefügt gemäss Ziff. II 1 des BG vom 24. Juni 1977 (9. AHV-Revision), in Kraft seit 1. Jan. 1979 (AS 1978 391; BBl 1976 III 1).


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Art. 42 Anspruch 256

1 Ver­si­cher­te mit Wohn­sitz und ge­wöhn­li­chem Auf­ent­halt (Art. 13 ATSG257) in der Schweiz, die hilf­los (Art. 9 ATSG) sind, ha­ben An­spruch auf ei­ne Hilflo­sen­ent­schä­di­gung. Vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 42bis.

2 Es ist zu un­ter­schei­den zwi­schen schwe­rer, mit­tel­schwe­rer und leich­ter Hilf­lo­sig­keit.

3 Als hilf­los gilt eben­falls ei­ne Per­son, wel­che zu Hau­se lebt und we­gen der Be­ein­träch­ti­gung der Ge­sund­heit dau­ernd auf le­ben­sprak­ti­sche Be­glei­tung an­ge­wie­sen ist. Liegt aus­sch­liess­lich ei­ne Be­ein­träch­ti­gung der psy­chi­schen Ge­sund­heit vor, so gilt die Per­son nur als hilf­los, wenn sie An­spruch auf ei­ne Ren­te hat.258 Ist ei­ne Per­son le­dig­lich dau­ernd auf le­ben­sprak­ti­sche Be­glei­tung an­ge­wie­sen, so liegt im­mer ei­ne leich­te Hilf­lo­sig­keit vor. Vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 42bis Ab­satz 5.

4 Die Hilflo­sen­ent­schä­di­gung wird frü­he­s­tens ab der Ge­burt ge­währt. Der An­spruch ent­steht, wenn wäh­rend ei­nes Jah­res oh­ne we­sent­li­chen Un­ter­bruch min­des­tens ei­ne Hilf­lo­sig­keit leich­ten Gra­des be­stan­den hat; vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 42bis Ab­satz 3.259

4bis Der An­spruch auf Hilflo­sen­ent­schä­di­gung er­lischt spä­tes­tens am En­de des Mo­nats:

a.
der dem Mo­nat vor­an­geht, in dem die ver­si­cher­te Per­son ei­ne gan­ze Al­ters­ren­te nach Ar­ti­kel 40 Ab­satz 1 AHVG260 vor­be­zieht;
b.
in dem die ver­si­cher­te Per­son das Re­fe­ren­zal­ter nach Ar­ti­kel 21 Ab­satz 1 AHVG er­reicht.261

5 Der An­spruch auf ei­ne Hilflo­sen­ent­schä­di­gung ent­fällt bei ei­nem Auf­ent­halt in ei­ner In­sti­tu­ti­on zur Durch­füh­rung von Ein­glie­de­rungs­mass­nah­men nach Ar­ti­kel 8 Ab­satz 3. Der Bun­des­rat de­fi­niert den Auf­ent­halt. Er kann aus­nahms­wei­se auch bei ei­nem Auf­ent­halt einen An­spruch auf ei­ne Hilflo­sen­ent­schä­di­gung vor­se­hen, wenn die ver­si­cher­te Per­son we­gen ei­ner schwe­ren Sin­nes­schä­di­gung oder ei­nes schwe­ren kör­per­li­chen Ge­bre­chens nur dank re­gel­mäs­si­ger und er­heb­li­cher Dienst­leis­tun­gen Drit­ter ge­sell­schaft­li­che Kon­tak­te pfle­gen kann.

6 Der Bun­des­rat re­gelt die Über­nah­me ei­ner an­teil­mäs­si­gen Leis­tung an die Hilflo­sen­ent­schä­di­gung der Un­fall­ver­si­che­rung, falls die Hilf­lo­sig­keit nur zum Teil auf einen Un­fall zu­rück­zu­füh­ren ist.

256 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. März 2003 (4. IV-Re­vi­si­on), in Kraft seit 1. Jan. 2004 (AS 2003 3837; BBl 2001 3205).

257 SR 830.1

258 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Wei­ter­ent­wick­lung der IV), in Kraft seit 1. Jan. 2022 (AS 2021 705; BBl 2017 2535).

259 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 17. Dez. 2021 (AHV 21), in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 92; BBl 2019 6305).

260 SR 831.10

261 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 17. Dez. 2021 (AHV 21), in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 92; BBl 2019 6305).

BGE

149 III 297 (5A_77/2022) from 15. März 2023
Regeste: Art. 285 Abs. 2 ZGB; Art. 9 ATSG; Art. 42 und 42bis IVG; Hilflosenentschädigung und Betreuungsbeitrag. Die Hilflosenentschädigung des minderjährigen Kindes darf nicht vom Betreuungsunterhalt abgezogen werden, der im Rahmen des Unterhaltsbeitrags festgelegt wurde (E. 3.3).

150 V 83 (8C_103/2023) from 6. Dezember 2023
Regeste: Art. 9 ATSG; Art. 42 Abs. 1 und 2 IVG; Art. 37 Abs. 1-3 IVV; Hilflosigkeit; Anspruch auf Hilflosenentschädigung. Kann eine versicherte Person eine alltägliche Lebensverrichtung nur in einer unüblichen Weise oder nur mit unzumutbarem Aufwand ausüben, so lässt sich daraus noch nicht unmittelbar auf eine Hilfsbedürftigkeit und damit auf eine Hilflosigkeit im Sinne von Art. 9 ATSG schliessen. Erforderlich ist vielmehr, dass die versicherte Person die fragliche Lebensverrichtung mit Hilfe Dritter auf eine Weise verrichten kann, die im Vergleich zur selbstständigen Ausübung den üblichen Gepflogenheiten entspricht bzw. mit weniger Aufwand verbunden ist (E. 4.3.2).

150 V 334 (8C_741/2023) from 14. Juni 2024
Regeste: Art. 26 f. UVG i.V.m. Art. 38 Abs. 2 UVV; Art. 42 Abs. 3 IVG (in der seit Januar 2022 geltenden Fassung) i.V.m. Art. 38 Abs. 1 IVV; Art. 66 Abs. 3 ATSG; Leistungskoordination zwischen der Invalidenversicherung und der Unfallversicherung; Hilflosigkeit schweren Grades; Anspruch auf Hilflosenentschädigung. Bei einem Anspruch auf Entschädigung wegen schwerer Hilflosigkeit durch den Unfallversicherer kann keine Kumulation mit einer Hilflosenentschädigung leichten Grades wegen des Bedarfs an lebenspraktischer Begleitung der Invalidenversicherung erfolgen. Die in Art. 66 Abs. 3 ATSG statuierte absolute Prioritätenordnung greift ohne Weiteres (E. 3-6).

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