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Kernenergieverordnung
(KEV)

Art. 10 Grundsätze für die Auslegung von Kernkraftwerken

1 Für Kern­kraft­wer­ke gel­ten ins­be­son­de­re fol­gen­de Grund­sät­ze:

a.
Si­cher­heits­funk­tio­nen müs­sen auch bei Ein­tre­ten ei­nes be­lie­bi­gen vom aus­lö­sen­den Er­eig­nis un­ab­hän­gi­gen Ein­zel­feh­lers wirk­sam blei­ben, und zwar auch dann, wenn ei­ne Kom­po­nen­te we­gen In­stand­hal­tung nicht ver­füg­bar ist; alsEin­zel­feh­ler gilt das zu­fäl­li­ge Ver­sa­gen ei­ner Kom­po­nen­te, das zum Ver­lust ih­rer Fä­hig­keit führt, die vor­ge­se­he­ne Si­cher­heits­funk­ti­on zu er­fül­len; Fol­ge­feh­ler aus die­sem zu­fäl­li­gen Ver­sa­gen wer­den als Teil des Ein­zel­feh­lers be­trach­tet.
b.
Si­cher­heits­funk­tio­nen sind so­weit mög­lich nach den Grund­sät­zen der Red­un­danz und der Di­ver­si­tät aus­zu­füh­ren; als Red­un­danz gilt das Vor­han­den­sein von mehr funk­ti­ons­be­rei­ten Aus­rüs­tun­gen als zur Er­fül­lung der vor­ge­se­he­nen Si­cher­heits­funk­ti­on not­wen­dig ist; als Di­ver­si­tät gilt die An­wen­dung phy­si­ka­lisch oder tech­nisch ver­schie­den­ar­ti­ger Prin­zi­pi­en.
c.
Die zur Er­fül­lung ei­ner Si­cher­heits­funk­ti­on ein­ge­setz­ten red­un­dan­ten Strän­ge müs­sen von­ein­an­der so­weit mög­lich funk­tio­nal un­ab­hän­gig sein, und zwar so­wohl be­züg­lich der ma­schi­nen­tech­ni­schen als auch der un­ter­stüt­zen­den Sys­te­me wie der Leit­tech­nik und der Ver­sor­gung mit Ener­gie, Küh­lung und Lüf­tung.
d.
Die zur Er­fül­lung ei­ner Si­cher­heits­funk­ti­on ein­ge­setz­ten red­un­dan­ten Strän­ge müs­sen so­weit mög­lich von den an­de­ren räum­lich ge­trennt sein.
e.
Die zur Er­fül­lung ei­ner Si­cher­heits­funk­ti­on ein­ge­setz­ten red­un­dan­ten Strän­ge müs­sen so­weit mög­lich in­te­gral oder sonst in mög­lichst um­fas­sen­den Ab­schnit­ten so­wohl mit Hand­steue­rung als auch mit si­mu­lier­ter au­to­ma­ti­scher An­re­gung, dar­un­ter auch bei Not­strom­bedin­gun­gen, ge­prüft wer­den kön­nen.
f.
Si­cher­heits­funk­tio­nen müs­sen der­art au­to­ma­ti­siert wer­den, dass bei Stör­fäl­len nach Ar­ti­kel 8 kei­ne si­cher­heits­re­le­van­ten Ein­grif­fe des Per­so­nals in­ner­halb der ers­ten 30 Mi­nu­ten nach dem aus­lö­sen­den Er­eig­nis er­for­der­lich wer­den.
g.
Bei der Aus­le­gung der Sys­te­me und Kom­po­nen­ten sind aus­rei­chen­de Si­cher­heits­zu­schlä­ge zu be­rück­sich­ti­gen.
h.
Nach Mög­lich­keit ist ein si­cher­heits­ge­rich­te­tes Sys­tem­ver­hal­ten bei Fehl­funk­tio­nen von Aus­rüs­tun­gen zu ge­währ­leis­ten.
i.
Pas­si­ve sind ge­gen­über ak­ti­ven Si­cher­heits­funk­tio­nen zu be­vor­zu­gen.
j.
Ar­beitsplät­ze und Ar­beits­ab­läu­fe für Be­die­nung und In­stand­hal­tung der An­la­ge sind so zu ge­stal­ten, dass die mensch­li­chen Fä­hig­kei­ten und de­ren Gren­zen be­rück­sich­tigt wer­den.
k.
Bei glei­chem Si­cher­heits­ge­winn sind Mass­nah­men zur Ver­hin­de­rung von Stör­fäl­len nach Ar­ti­kel 7 Buch­sta­be d den­je­ni­gen zur Lin­de­rung der Kon­se­quen­zen von Stör­fäl­len vor­zu­zie­hen.

2 Das EN­SI wird be­auf­tragt, spe­zi­fi­sche Aus­le­gungs­grund­sät­ze für Leicht­was­ser­re­ak­to­ren in Richt­li­ni­en zu re­geln.10

10 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).