Kernenergieverordnung
(KEV)


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Art. 8 Anforderungen an den Schutz gegen Störfälle

1 Bei Ker­n­an­la­gen sind ge­gen Stör­fäl­le mit Ur­sprung in­ner­halb oder aus­ser­halb der An­la­ge Schutz­mass­nah­men zu tref­fen.

2 Als Stör­fäl­le mit Ur­sprung in­ner­halb der An­la­ge gel­ten ins­be­son­de­re Re­ak­ti­vi­täts­stö­rung, Kühl­mit­tel­ver­lust, Ver­lust der Wär­me­sen­ke, Brand, Über­flu­tung, me­cha­ni­sche Ein­wir­kun­gen in­fol­ge Kom­po­nen­ten­ver­sa­gen, Be­schä­di­gung von Hüll­roh­ren bei der Hand­ha­bung von Brenn­ele­men­ten, Ver­sa­gen von Be­triebs­sys­te­men, un­er­wünsch­tes An­spre­chen oder feh­ler­haf­tes Funk­tio­nie­ren von Si­cher­heits­sys­te­men und Feh­ler des Per­so­nals.

3 Als Stör­fäl­le mit Ur­sprung aus­ser­halb der An­la­ge gel­ten ins­be­son­de­re Stör­fäl­le, die aus­ge­löst wer­den kön­nen durch Erd­be­ben, Über­flu­tung, un­fall­be­ding­ten Ab­sturz von zi­vi­len und mi­li­tä­ri­schen Flug­zeu­gen auf die An­la­ge, Sturm­böe, Blitz­schlag, Druck­wel­le, Brand, Ver­lust der ex­ter­nen Strom­ver­sor­gung und Be­ein­träch­ti­gung oder Un­ter­bruch der ex­ter­nen Kühl­was­ser­zu­fuhr.

4 Für die Aus­le­gung ei­ner Ker­n­an­la­ge nach Ar­ti­kel 7 Buch­sta­be c sind die Stör­fäl­le nach Ab­satz 2 und die nicht durch Na­tur­er­eig­nis­se aus­ge­lös­ten Stör­fäl­le nach Ab­satz 3 nach den in Ar­ti­kel 123 Ab­satz 2 StSV6 be­stimm­ten Häu­fig­kei­ten ein­zu­tei­len. Da­bei ist zu­sätz­lich zum aus­lö­sen­den Er­eig­nis ein un­ab­hän­gi­ger Ein­zel­feh­ler an­zu­neh­men. Es ist nach­zu­wei­sen, dass die Do­sen nach Ar­ti­kel 123 Ab­satz 2 StSV ein­ge­hal­ten wer­den kön­nen.7

4bis Für die Aus­le­gung ei­ner Ker­n­an­la­ge nach Ar­ti­kel 7 Buch­sta­be c ist bei den durch Na­tur­er­eig­nis­se aus­ge­lös­ten Stör­fäl­len nach Ab­satz 3 je­weils von ei­nem Na­tur­er­eig­nis mit ei­ner Häu­fig­keit von 10‑3 pro Jahr so­wie ei­nem Na­tur­er­eig­nis mit ei­ner Häu­fig­keit von 10‑4 pro Jahr aus­zu­ge­hen. Zu­sätz­lich zum aus­lö­sen­den Na­tur­er­eig­nis ist ein un­ab­hän­gi­ger Ein­zel­feh­ler an­zu­neh­men. Es ist nach­zu­wei­sen, dass die aus ei­nem ein­zel­nen sol­chen Stör­fall re­sul­tie­ren­de Do­sis für Per­so­nen aus der Be­völ­ke­rung:

a.
bei ei­ner Er­eig­nis­häu­fig­keit von 10-3 pro Jahr höchs­tens 1 mSv be­trägt;
b.
bei ei­ner Er­eig­nis­häu­fig­keit von 10-4 pro Jahr höchs­tens 100 mSv be­trägt.8

5 Mit­tels pro­ba­bi­lis­ti­scher Nach­wei­se ist zu zei­gen, dass auch ein aus­rei­chen­der Schutz ge­gen aus­le­gungs­über­schrei­ten­de Stör­fäl­le be­steht. Die vor­beu­gen­den und lin­dern­den Vor­keh­ren nach Ar­ti­kel 7 Buch­sta­be d kön­nen da­bei be­rück­sich­tigt wer­den.9

6 Das Eid­ge­nös­si­sche De­par­te­ment für Um­welt, Ver­kehr, Ener­gie und Kom­mu­ni­ka­ti­on (De­par­te­ment) legt die spe­zi­fi­schen Ge­fähr­dungs­an­nah­men und die Be­wer­tungs­kri­te­ri­en in ei­ner Ver­ord­nung fest.

6 SR 814.501

7 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 7. Dez. 2018, in Kraft seit 1. Fe­br. 2019 (AS 2019 183).

8 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 7. Dez. 2018, in Kraft seit 1. Fe­br. 2019 (AS 2019 183).

9 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 7. Dez. 2018, in Kraft seit 1. Fe­br. 2019 (AS 2019 183).

BGE

139 II 185 (2C_347/2012, 2C_357/2012) from 28. März 2013
Regeste: Art. 4, 5, 19, 20, 21, 22, 65, 67, 70, 71 und 72 KEG, Art. 2 und 21 ENSIG, Art. 49 VwVG, KEV, ENSIV, VKNS, Art. 94 StSV, Gefährdungsannahmen- und Ausserbetriebnahmeverordnung. Bewilligungspflicht für den Betrieb von Kernanlagen, Voraussetzungen für Erteilung, Inhalt und Entzug der Betriebsbewilligung, allgemeine Pflichten des Bewilligungsinhabers, Aufsichtsbehörden und deren Aufgaben und Befugnisse (E. 4). Zuständigkeiten von Bewilligungs-, Aufsichts- und Rechtsmittelbehörden (E. 9). Verhältnis von Bewilligungs-, Aufsichts- und Bewilligungsentzugsverfahren; Voraussetzungen für die Befristung einer Betriebsbewilligung (E. 10). Anforderungen (zweistufiger Ansatz) an die nukleare Sicherheit im Normal- und Auslegungs- und auslegungsüberschreitendem Störfall sowie an Nachrüstungen (E. 11). Überprüfung des Vorwurfs der ungenügenden Prüfung durch das UVEK (E. 12). Zulässigkeit der Forderung eines Instandhaltungskonzepts durch die Vorinstanz (E. 13). Überprüfung einzelner Sicherheitsfragen: Kernmantel (E. 14.2), Erdbebengefährdung (E. 14.3), Kühlung (E. 14.4).

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