Bundesgesetz
über die Krankenversicherung
(KVG)

vom 18. März 1994 (Stand am 1. Juli 2021)


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Art. 57 Vertrauensärzte und Vertrauensärztinnen

1 Die Ver­si­che­rer oder ih­re Ver­bän­de be­stel­len nach Rück­spra­che mit den kan­to­na­len Ärz­te­ge­sell­schaf­ten Ver­trau­en­särz­te be­zie­hungs­wei­se Ver­trau­en­särz­tin­nen. Die­se müs­sen die Zu­las­sungs­vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 36 er­fül­len und min­de­s­tens fünf Jah­re in ei­ner Arzt­pra­xis oder in lei­ten­der spi­ta­l­ärzt­li­cher Stel­lung tä­tig ge­we­sen sein.

2 Ver­trau­en­särz­te und Ver­trau­en­särz­tin­nen, die in der gan­zen Schweiz tä­tig sein sol­len, müs­sen im Ein­ver­neh­men mit der Ärz­te­ge­sell­schaft des Kan­tons be­stellt wer­den, in dem der Ver­si­che­rer sei­nen Haupt­sitz oder der Ver­band der Ver­si­che­rer sei­nen Sitz hat.

3 Ei­ne kan­to­na­le Ärz­te­ge­sell­schaft kann einen Ver­trau­ens­arzt oder ei­ne Ver­trau­ens­ärz­tin aus wich­ti­gen Grün­den ab­leh­nen; in die­sem Fall ent­schei­det das Schieds­ge­richt nach Ar­ti­kel 89.

4 Ver­trau­en­särz­te und Ver­trau­en­särz­tin­nen be­ra­ten die Ver­si­che­rer in me­di­zi­ni­schen Fach­fra­gen so­wie in Fra­gen der Ver­gü­tung und der Ta­rifan­wen­dung. Sie über­prü­fen ins­be­son­de­re die Vor­aus­set­zun­gen der Leis­tungs­pflicht des Ver­si­che­rers.

5 Sie sind in ih­rem Ur­teil un­ab­hän­gig. We­der Ver­si­che­rer noch Leis­tungs­er­brin­ger noch de­ren Ver­bän­de kön­nen ih­nen Wei­sun­gen er­tei­len.

6 Die Leis­tungs­er­brin­ger müs­sen den Ver­trau­en­särz­ten und Ver­trau­en­särz­tin­nen die zur Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben nach Ab­satz 4 not­wen­di­gen An­ga­ben lie­fern. Ist es nicht mög­lich, die­se An­ga­ben an­ders zu er­lan­gen, so kön­nen Ver­trau­en­särz­te und Ver­trau­en­särz­tin­nen Ver­si­cher­te auch per­sön­lich un­ter­su­chen; sie müs­sen den be­han­deln­den Arzt oder die be­han­deln­de Ärz­tin vor­her be­nach­rich­ti­gen und nach der Un­ter­su­chung über das Er­geb­nis in­for­mie­ren. In be­grün­de­ten Fäl­len kön­nen die Ver­si­cher­ten ei­ne Un­ter­su­chung durch einen an­de­ren Arzt oder ei­ne an­de­re Ärz­tin ver­lan­gen. Kön­nen sie sich mit ih­rem Ver­si­che­rer nicht ei­ni­gen, so ent­schei­det in Ab­wei­chung von Ar­ti­kel 58 Ab­satz 1 ATSG148 das Schieds­ge­richt nach Ar­ti­kel 89.149

7 Die Ver­trau­en­särz­te und Ver­trau­en­särz­tin­nen ge­ben den zu­stän­di­gen Stel­len der Ver­si­che­rer nur die­je­ni­gen An­ga­ben wei­ter, die not­wen­dig sind, um über die Leis­tungs­pflicht zu ent­schei­den, die Ver­gü­tung fest­zu­set­zen, den Ri­si­ko­aus­gleich zu be­rech­nen oder ei­ne Ver­fü­gung zu be­grün­den. Da­bei wah­ren sie die Per­sön­lich­keits­rech­te der Ver­si­cher­ten.150

8 Die eid­ge­nös­si­schen Dach­ver­bän­de der Ärz­te und Ärz­tin­nen so­wie der Ver­si­che­rer re­geln die Wei­ter­ga­be der An­ga­ben nach Ab­satz 7 so­wie die Wei­ter­bil­dung und die Stel­lung der Ver­trau­en­särz­te und Ver­trau­en­särz­tin­nen. Kön­nen sie sich nicht ei­ni­gen, so er­lässt der Bun­des­rat die nö­ti­gen Vor­schrif­ten.

148 SR 830.1

149 Fas­sung des Sat­zes ge­mä­ss An­hang Ziff. 11 des BG vom 6. Okt. 2000 über den All­ge­mei­nen Teil des So­zi­al­ver­si­che­rungs­rechts, in Kraft seit 1. Jan. 2003 (AS 2002 3371; BBl 1991 II 185910, 1994 V 921, 1999 4523).

150 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Dez. 2007 (Ri­si­ko­aus­gleich), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2009 47554757; BBl 2004 5551).

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