Bundesgesetz
über die Krankenversicherung
(KVG)


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Art. 37 Ärzte und Ärztinnen: besondere Voraussetzungen 109

1 Leis­tungs­er­brin­ger nach Ar­ti­kel 35 Ab­satz 2 Buch­sta­be a müs­sen min­des­tens drei Jah­re im be­an­trag­ten Fach­ge­biet an ei­ner an­er­kann­ten schwei­ze­ri­schen Wei­ter­bil­dungs­stät­te ge­ar­bei­tet ha­ben. Sie wei­sen die in ih­rer Tä­tig­keits­re­gi­on not­wen­di­ge Sprach­kom­pe­tenz mit­tels ei­ner in der Schweiz ab­ge­leg­ten Sprach­prü­fung nach. Die Nach­weis­pflicht ent­fällt für Ärz­te und Ärz­tin­nen, wel­che über einen der fol­gen­den Ab­schlüs­se ver­fü­gen:

a.
ei­ne schwei­ze­ri­sche gym­na­sia­le Ma­tu­ri­tät, bei der die Amtss­pra­che der Tä­tig­keits­re­gi­on Grund­la­gen­fach war;
b.
ein in der Amtss­pra­che der Tä­tig­keits­re­gi­on er­wor­be­nes eid­ge­nös­si­sches Di­plom für Ärz­te und Ärz­tin­nen;
c.
ein in der Amtss­pra­che der Tä­tig­keits­re­gi­on er­wor­be­nes und nach Ar­ti­kel 15 des Me­di­zi­nal­be­ru­fe­ge­set­zes vom 23. Ju­ni 2006110 an­er­kann­tes aus­län­di­sches Di­plom.

1bis Die Kan­to­ne kön­nen Leis­tungs­er­brin­ger nach Ar­ti­kel 35 Ab­satz 2 Buch­sta­be a, die über einen der fol­gen­den eid­ge­nös­si­schen Wei­ter­bil­dungs­ti­tel oder einen als gleich­wer­tig an­er­kann­ten aus­län­di­schen Wei­ter­bil­dungs­ti­tel (Art. 21 des Me­di­zi­nal­be­ru­fe­ge­set­zes vom 23. Ju­ni 2006) ver­fü­gen, von der An­for­de­rung, wäh­rend min­des­tens drei Jah­ren an ei­ner an­er­kann­ten schwei­ze­ri­schen Wei­ter­bil­dungs­stät­te ge­ar­bei­tet zu ha­ben, aus­neh­men, wenn auf dem Kan­tons­ge­biet in den be­trof­fe­nen Be­rei­chen ei­ne Un­ter­ver­sor­gung be­steht:

a.
All­ge­mei­ne In­ne­re Me­di­zin als ein­zi­ger Wei­ter­bil­dungs­ti­tel;
b.
Prak­ti­scher Arzt oder Prak­ti­sche Ärz­tin als ein­zi­ger Wei­ter­bil­dungs­ti­tel;
c.
Kin­der- und Ju­gend­me­di­zin;
d.
Kin­der- und Ju­gend­psych­ia­trie und -psy­cho­the­ra­pie.111

2 Die Ein­rich­tun­gen nach Ar­ti­kel 35 Ab­satz 2 Buch­sta­be n wer­den nur zu­ge­las­sen, wenn die dort tä­ti­gen Ärz­te und Ärz­tin­nen die Vor­aus­set­zun­gen nach den Ab­sät­zen 1 und 1bis er­fül­len.112

3 Leis­tungs­er­brin­ger nach den Ab­sät­zen 1, 1bis und 2 müs­sen sich ei­ner zer­ti­fi­zier­ten Ge­mein­schaft oder Stamm­ge­mein­schaft nach Ar­ti­kel 11 Buch­sta­be a des Bun­des­ge­set­zes vom 19. Ju­ni 2015113 über das elek­tro­ni­sche Pa­ti­en­ten­dos­sier (EPDG) an­sch­lies­sen.114

109 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Zu­las­sung von Leis­tungs­er­brin­gern), in Kraft seit 1. Jan. 2022 (AS 2021 413; BBl 2018 3125).

110 SR 811.11

111 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. März 2023 (Aus­nah­men von der Pflicht ei­ner drei­jäh­ri­gen Tä­tig­keit), in Kraft vom 18. März 2023 bis zum 31. Dez. 2027 (AS 2023 134; BBl 2022 3125; 2023 343).

112 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. März 2023 (Aus­nah­men von der Pflicht ei­ner drei­jäh­ri­gen Tä­tig­keit), in Kraft vom 18. März 2023 bis zum 31. Dez. 2027 (AS 2023 134; BBl 2022 3125; 2023 343).

113 SR 816.1

114 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 15. März 2024 (Über­gangs­fi­nan­zie­rung, Ein­wil­li­gung und Zu­griff auf Ab­fra­ge­diens­te), in Kraft seit 1. Okt. 2024 (AS 2024 458; BBl 2023 2181).

BGE

150 V 129 (9C_135/2022) from 12. Dezember 2023
Regeste: Art. 32 Abs. 1, Art. 35 Abs. 2 lit. a, Art. 56 Abs. 1 und 6, Art. 59 Abs. 1 lit. b und Abs. 3 lit. a KVG; Rückforderung von Vergütungen der Krankenversicherer an ärztliche Leistungserbringer bei Verstössen gegen das Wirtschaftlichkeitsgebot ("Überarztung"); tarifpartnerschaftlicher Vertrag betreffend die Screening-Methode zur Kontrolle der Wirtschaftlichkeit. Rechtsgrundlagen und Leitsätze der Rechtsprechung (E. 4.1 und 4.2); Abfolge der Verträge über die Methode zur Kontrolle der Wirtschaftlichkeit (E. 4.3); statistische Natur der Screening-Methode; Unterschied zur analytischen Methode (E. 4.4). Die Wirtschaftlichkeitsprüfung nach der Screening-Methode setzt sich aus einer Regressionsanalyse (Screening) und, bei auffälligem Resultat, einer anschliessenden Einzelfallprüfung zusammen (E. 5.2). Ein auffälliges Ergebnis der Regressionsanalyse bedeutet noch keine Feststellung von Unwirtschaftlichkeit. Insoweit handelt es sich nicht um eine Beweismethode. Ebenso wenig führt eine auffällige Kostenstruktur zu einer Umkehrung der Beweislast; der Leistungserbringer ist indes mitwirkungspflichtig (E. 5.3). Die im Rahmen des Screenings zu veranschlagende Toleranzmarge trägt vor allem der ärztlichen Behandlungsfreiheit Rechnung; die neue Methode wirkt sich nicht auf die Toleranzmarge aus (E. 5.4). Praxistypologische Merkmale (z.B. Selbstdispensation) sind auf Stufe der Einzelfallprüfung zu berücksichtigen, wenn sie nicht als Screening-Faktor implementiert werden können (E. 5.5.2). Praxisbesonderheiten, die sich auf Eigenschaften des Patientenkollektivs beziehen, kann gestützt auf Patientendossiers oder Statistiken Rechnung getragen werden, soweit sie nicht schon im Rahmen der Regressionsanalyse standardisiert worden sind (E. 5.5.3). Zum Verhältnis zwischen Wirtschaftlichkeitsprüfung und Schiedsgerichtsverfahren (E. 5.6). Da im vorliegenden Fall eine Einzelfallprüfung unterblieben ist, sind die Klage und folglich die vorinstanzlichen Entscheidungsgrundlagen unvollständig (E. 5.7 und 5.8). Die Führung einer Praxisapotheke (Selbstdispensation) ist grundsätzlich kostenrelevant (E. 6.4). Der in die Screening-Methode integrierte Morbiditätsfaktor Pharmaceutical Cost Groups (PCG; "pharmazeutische Kostengruppen") neutralisiert Mehrkosten infolge von Selbstdispensation nicht (E. 6.5). Möglichkeiten, um diesem Merkmal Rechnung zu tragen (E. 6.6).

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