Bundesgesetz
über die Krankenversicherung
(KVG)


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Art. 64a234

1 Be­zahlt die ver­si­cher­te Per­son fäl­li­ge Prä­mi­en oder Kos­ten­be­tei­li­gun­gen nicht, so hat der Ver­si­che­rer ihr, nach min­des­tens ei­ner schrift­li­chen Mah­nung, ei­ne Zah­lungs­auf­for­de­rungzu­zu­stel­len, ihr ei­ne Nach­frist von 30 Ta­gen ein­zuräu­men und sie auf die Fol­gen des Zah­lungs­ver­zu­ges (Abs. 2) hin­zu­wei­sen.

1bis Ist die ver­si­cher­te Per­son min­der­jäh­rig, so sind die Be­stim­mun­gen über die Nicht­be­zah­lung von Prä­mi­en und Kos­ten­be­tei­li­gun­gen auf ih­re El­tern oder den El­tern­teil, der die Prä­mi­en schul­det, an­zu­wen­den.235

2 Be­zahlt die ver­si­cher­te Per­son trotz Zah­lungs­auf­for­de­rungdie Prä­mi­en, Kos­ten­be­tei­li­gun­gen und Ver­zugs­zin­se nicht in­nert der ge­setz­ten Frist, so muss der Ver­si­che­rer die Be­trei­bung an­he­ben. Ei­ne Per­son darf in ei­nem Ka­len­der­jahr höchs­tens je zwei Mal für ei­ge­ne Aus­stän­de und für Aus­stän­de ei­nes Kin­des be­trie­ben wer­den.236 Da­bei wer­den Be­trei­bun­gen für For­de­run­gen, die be­reits zu ei­nem Ver­lust­schein oder ei­nem gleich­wer­ti­gen Rechts­ti­tel ge­führt ha­ben, nicht hin­zu­ge­rech­net. Der Kan­ton kann ver­lan­gen, dass der Ver­si­che­rer ihm die von ei­ner Be­trei­bung be­trof­fe­nen Per­so­nen be­kannt gibt.237

3 Der Ver­si­che­rer gibt der zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­de die be­trof­fe­nen Ver­si­cher­ten so­wie, pro Schuld­ner und Schuld­ne­rin, den Ge­samt­be­trag der For­de­run­gen aus der ob­li­ga­to­ri­schen Kran­ken­pfle­ge­ver­si­che­rung (aus­ste­hen­de Prä­mi­en und Kos­ten­be­tei­li­gun­gen so­wie Ver­zugs­zin­se und Be­trei­bungs­kos­ten) be­kannt, die wäh­rend des be­rück­sich­tig­ten Zeit­rau­mes zur Aus­stel­lung ei­nes Ver­lust­schei­nes oder ei­nes gleich­wer­ti­gen Rechts­ti­tels ge­führt ha­ben. Er er­sucht die vom Kan­ton be­zeich­ne­te Re­vi­si­ons­stel­le, die Rich­tig­keit der Da­ten, die er dem Kan­ton be­kannt ge­ge­ben hat, zu be­stä­ti­gen und über­mit­telt die Be­stä­ti­gung dem Kan­ton.

4 Der Kan­ton über­nimmt 85 Pro­zent der For­de­run­gen, die Ge­gen­stand der Be­kannt­ga­be nach Ab­satz 3 wa­ren.238

5 Der Ver­si­che­rer be­wahrt die Ver­lust­schei­ne und die gleich­wer­ti­gen Rechts­ti­tel bis zur voll­stän­di­gen Be­zah­lung der aus­ste­hen­den For­de­run­gen auf. So­bald die ver­si­cher­te Per­son ih­re Schuld voll­stän­dig oder teil­wei­se ge­gen­über dem Ver­si­che­rer be­gli­chen hat, er­stat­tet die­ser 50 Pro­zent des von der ver­si­cher­ten Per­son er­hal­te­nen Be­tra­ges an den Kan­ton zu­rück.

6 In Ab­wei­chung von Ar­ti­kel 7 kann die säu­mi­ge ver­si­cher­te Per­son den Ver­si­che­rer nicht wech­seln, so­lan­ge die aus­ste­hen­den Prä­mi­en, Kos­ten­be­tei­li­gun­gen, Ver­zugs­zin­se und Be­trei­bungs­kos­ten nicht voll­stän­dig be­zahlt sind. Kin­der kön­nen den Ver­si­che­rer nicht wech­seln, wenn sol­che Aus­stän­de für sie be­ste­hen. Ver­si­cher­te, die nur Aus­stän­de für ih­re Kin­der ha­ben, dür­fen den Ver­si­che­rer trotz­dem wech­seln. Ar­ti­kel 7 Ab­sät­ze 3 und 4 bleibt vor­be­hal­ten.239

7 Die Kan­to­ne kön­nen ver­si­cher­te Per­so­nen, die ih­rer Prä­mi­en­pflicht trotz Be­trei­bung nicht nach­kom­men, auf ei­ner Lis­te er­fas­sen, wel­che nur den Leis­tungs­er­brin­gern, der Ge­mein­de und dem Kan­ton zu­gäng­lich ist. Die Ver­si­che­rer schie­ben für die­se Ver­si­cher­ten auf Mel­dung des Kan­tons die Über­nah­me der Kos­ten für Leis­tun­gen mit Aus­nah­me der Not­fall­be­hand­lun­gen auf und er­stat­ten der zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­de Mel­dung über den Leis­tungs­auf­schub und des­sen Auf­he­bung nach Be­glei­chung der aus­ste­hen­den For­de­run­gen. Ei­ne Not­fall­be­hand­lung liegt vor, wenn die Be­hand­lung nicht auf­ge­scho­ben wer­den kann. Dies ist der Fall, wenn die ver­si­cher­te Per­son oh­ne so­for­ti­ge Be­hand­lung ge­sund­heit­li­che Schä­den oder den Tod be­fürch­ten muss oder die Ge­sund­heit an­de­rer Per­so­nen ge­fähr­den kann.240

7bis Ver­si­cher­te, die voll­jäh­rig ge­wor­den sind, kön­nen den Ver­si­che­rer in Ab­wei­chung von Ab­satz 6 auf das En­de des Ka­len­der­jah­res auch wech­seln, wenn Prä­mi­en, Kos­ten­be­tei­li­gun­gen, Ver­zugs­zin­se oder Be­trei­bungs­kos­ten aus der Zeit ih­rer Min­der­jäh­rig­keit aus­ste­hen. Bei ver­si­che­rungs­pflich­ti­gen Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen mit Wohn­ort in ei­nem Mit­glied­staat der Eu­ro­päi­schen Uni­on, in Is­land, Nor­we­gen oder im Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich geht Ar­ti­kel 4avor.241

7ter Die Kan­to­ne und die Ver­si­che­rer tau­schen ih­re Da­ten nach ei­nem ein­heit­li­chen Stan­dard aus. Der Bun­des­rat re­gelt die Ein­zel­hei­ten, nach­dem er die Kan­to­ne und die Ver­si­che­rer an­ge­hört hat.242

8 Der Bun­des­rat legt die Auf­ga­ben der Re­vi­si­ons­stel­le fest und be­zeich­net die ei­nem Ver­lust­schein gleich­zu­set­zen­den Rechts­ti­tel. Er re­gelt zu­dem die Ge­büh­ren für Mah­nun­gen und Zah­lungs­auf­for­de­run­gen, die Ein­zel­hei­ten des Mahn- und Be­trei­bungs­ver­fah­rens so­wie der Zah­lun­gen der Kan­to­ne an die Ver­si­che­rer.243

9 Der Bun­des­rat er­lässt Be­stim­mun­gen über die Nicht­be­zah­lung von Prä­mi­en und Kos­ten­be­tei­li­gun­gen der ver­si­che­rungs­pflich­ti­gen Per­so­nen, die in ei­nem Mit­glied­staat der Eu­ro­päi­schen Uni­on, in Is­land, in Nor­we­gen oder im Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich woh­nen. Ist es nach dem Recht des be­tref­fen­den Staa­tes mög­lich, dass der Ver­si­che­rer die un­be­zahl­ten Prä­mi­en und Kos­ten­be­tei­li­gun­gen ein­bringt, so kann der Bun­des­rat die Kan­to­ne zur Über­nah­me von 85 Pro­zent der For­de­run­gen, die Ge­gen­stand der Be­kannt­ga­be nach Ab­satz 3 wa­ren, ver­pflich­ten. Ist es nach dem Recht des be­tref­fen­den Staa­tes nicht mög­lich, so kann der Bun­des­rat den Ver­si­che­rern das Recht ge­wäh­ren, die Über­nah­me der Kos­ten für die Leis­tun­gen auf­zu­schie­ben.244

234 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. März 2010, in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 3523; BBl 200966176631).

235 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022 (Voll­stre­ckung der Prä­mi­en­zah­lungs­pflicht), in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 678; BBl 2021745, 1058). Sie­he auch die UeB die­ser Änd. am Schluss des Tex­tes.

236 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes Ziff. I des BG vom 18. März 2022 (Voll­stre­ckung der Prä­mi­en­zah­lungs­pflicht), in Kraft seit 1. Jan. 2025 (AS 2023 678; BBl 2021745, 1058).

237 Drit­ter und vier­ter Satz ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022 (Voll­stre­ckung der Prä­mi­en­zah­lungs­pflicht), in Kraft seit 1. Jan. 2025 (AS 2023 678; BBl 2021745, 1058).

238 Sie­he auch die UeB Änd. 19.3.2010 am Schluss die­ses Tex­tes.

239 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022 (Voll­stre­ckung der Prä­mi­en­zah­lungs­pflicht), in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 678; BBl 2021745, 1058).

240 Drit­ter und vier­ter Satz ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022 (Voll­stre­ckung der Prä­mi­en­zah­lungs­pflicht), in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 678; BBl 2021745, 1058).

241 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022 (Voll­stre­ckung der Prä­mi­en­zah­lungs­pflicht), in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 678; BBl 2021745, 1058). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 16. Dez. 2022 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des Ab­kom­mens zur Ko­or­di­nie­rung der so­zia­len Si­cher­heit zwi­schen der Schweiz und dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich, in Kraft seit 1. März 2024 (AS 2024 74; BBl 2022 1180).

242 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022 (Voll­stre­ckung der Prä­mi­en­zah­lungs­pflicht), in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 678; BBl 2021745, 1058).

243 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022 (Voll­stre­ckung der Prä­mi­en­zah­lungs­pflicht), in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 678; BBl 2021745, 1058).

244 Zwei­ter und drit­ter Satz ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2016 (An­pas­sung von Be­stim­mun­gen mit in­ter­na­tio­na­lem Be­zug), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 6717; BBl 2016 1).

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