Bundesgesetz über die Mehrwertsteuer

vom 12. Juni 2009 (Stand am 1. Januar 2020)


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Art. 25 Steuersätze

1Die Steu­er be­trägt 7,7 Pro­zent (Nor­mal­satz);1 vor­be­hal­ten blei­ben die Ab­sät­ze 2 und 3.

2Der re­du­zier­te Steu­er­satz von 2,5 Pro­zent fin­det An­wen­dung:2

a.
auf der Lie­fe­rung fol­gen­der Ge­gen­stän­de:
1.
Was­ser in Lei­tun­gen,
2.3
Le­bens­mit­tel nach dem Le­bens­mit­tel­ge­setz vom 20. Ju­ni 20144, mit Aus­nah­me al­ko­ho­li­scher Ge­trän­ke,
3.
Vieh, Ge­flü­gel, Fi­sche,
4.
Ge­trei­de,
5.
Sä­me­rei­en, Setz­knol­len und -zwie­beln, le­ben­de Pflan­zen, Steck­lin­ge, Pfropf­rei­ser so­wie Schnitt­blu­men und Zwei­ge, auch zu Ar­ran­ge­ments, Sträus­sen, Krän­zen und der­glei­chen ver­edelt; ge­son­der­te Rech­nungs­stel­lung vor­aus­ge­setzt, un­ter­liegt die Lie­fe­rung die­ser Ge­gen­stän­de auch dann dem re­du­zier­ten Steu­er­satz, wenn sie in Kom­bi­na­ti­on mit ei­ner zum Nor­mal­satz steu­er­ba­ren Leis­tung er­bracht wird,
6.
Fut­ter­mit­tel, Si­la­ge­säu­ren, Streu­mit­tel für Tie­re,
7.
Dün­ger, Pflan­zen­schutz­mit­tel, Mulch und an­de­res pflanz­li­ches Ab­deck­ma­te­ri­al,
8.
Me­di­ka­men­te,
9.
Zei­tun­gen, Zeit­schrif­ten, Bü­cher und an­de­re Drucker­zeug­nis­se oh­ne Re­kla­me­cha­rak­ter der vom Bun­des­rat zu be­stim­men­den Ar­ten;
abis.5
auf elek­tro­ni­sche Zei­tun­gen, Zeit­schrif­ten und Bü­cher oh­ne Re­kla­me­cha­rak­ter der vom Bun­des­rat zu be­stim­men­den Ar­ten;
b.
auf den Dienst­leis­tun­gen der Ra­dio- und Fern­seh­ge­sell­schaf­ten, mit Aus­nah­me der Dienst­leis­tun­gen mit ge­werb­li­chem Cha­rak­ter;
c.
auf den Leis­tun­gen nach Ar­ti­kel 21 Ab­satz 2 Zif­fern 14–16;
d.
auf den Leis­tun­gen im Be­reich der Land­wirt­schaft, die in ei­ner mit der Ur­pro­duk­ti­on in un­mit­tel­ba­rem Zu­sam­men­hang ste­hen­den Be­ar­bei­tung des Bo­dens oder Be­ar­bei­tung von mit dem Bo­den ver­bun­de­nen Er­zeug­nis­sen der Ur­pro­duk­ti­on be­ste­hen.

3Für Le­bens­mit­tel, die im Rah­men von gast­ge­werb­li­chen Leis­tun­gen ab­ge­ge­ben wer­den, gilt der Nor­mal­satz. Als gast­ge­werb­li­che Leis­tung gilt die Ab­ga­be von Le­bens­mit­teln, wenn die steu­er­pflich­ti­ge Per­son sie beim Kun­den oder bei der Kun­din zu­be­rei­tet be­zie­hungs­wei­se ser­viert oder wenn sie für de­ren Kon­sum an Ort und Stel­le be­son­de­re Vor­rich­tun­gen be­reithält. Sind Le­bens­mit­tel, mit Aus­nah­me al­ko­ho­li­scher Ge­trän­ke, zum Mit­neh­men oder zur Aus­lie­fe­rung be­stimmt, so fin­det der re­du­zier­te Steu­er­satz An­wen­dung, so­fern ge­eig­ne­te or­ga­ni­sa­to­ri­sche Mass­nah­men zur Ab­gren­zung die­ser Leis­tun­gen von den gast­ge­werb­li­chen Leis­tun­gen ge­trof­fen wor­den sind; an­dern­falls gilt der Nor­mal­satz. Wer­den Le­bens­mit­tel, mit Aus­nah­me al­ko­ho­li­scher Ge­trän­ke, in Ver­pfle­gungs­au­to­ma­ten an­ge­bo­ten, so fin­det der re­du­zier­te Steu­er­satz An­wen­dung.6

4Die Steu­er auf Be­her­ber­gungs­leis­tun­gen be­trägt 3,7 Pro­zent (Son­der­satz). Der Son­der­satz gilt bis zum 31. De­zem­ber 2020 oder, so­fern die Frist nach Ar­ti­kel 196 Zif­fer 14 Ab­satz 1 Bun­des­ver­fas­sung ver­län­gert wird, bis längs­tens zum 31. De­zem­ber 2027. Als Be­her­ber­gungs­leis­tung gilt die Ge­wäh­rung von Un­ter­kunft ein­sch­liess­lich der Ab­ga­be ei­nes Früh­stücks, auch wenn die­ses se­pa­rat be­rech­net wird.7

5Der Bun­des­rat be­stimmt die in Ab­satz 2 be­zeich­ne­ten Ge­gen­stän­de und Dienst­leis­tun­gen nä­her; da­bei be­ach­tet er das Ge­bot der Wett­be­werbs­neu­tra­li­tät.


1 Fas­sung des ers­ten Teil­sat­zes ge­mä­ss Ziff. I der V vom 8. Nov. 2017 über die be­fris­te­te An­he­bung der Mehr­wert­steu­er­sät­ze zur Fi­nan­zie­rung des Aus­baus der Ei­sen­bahnin­fra­struk­tur, in Kraft vom 1. Jan. 2018, längs­tens bis zum 31. Dez. 2030 (AS 2017 6305).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 8. Nov. 2017 über die be­fris­te­te An­he­bung der Mehr­wert­steu­er­sät­ze zur Fi­nan­zie­rung des Aus­baus der Ei­sen­bahnin­fra­struk­tur, in Kraft vom 1. Jan. 2018, längs­tens bis zum 31. Dez. 2030 (AS 2017 6305).
3 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 3 des Le­bens­mit­tel­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 2014, in Kraft seit 1. Mai 2017 (AS 2017 249; BBl 2011 5571).
4 SR 817.0
5 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3575; BBl 2015 2615).
6 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV des BG vom 30. Sept. 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3575; BBl 2015 2615).
7 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 16. Ju­ni 2017, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 7667; BBl 2017 3429 3443).

BGE

128 I 155 () from 14. Februar 2002
Regeste: Geltung des Mehrwertsteuergesetzes in den Talschaften Samnaun und Sampuoir (Art. 3 Abs. 3 MWSTG); Sondergewerbesteuergesetze der Gemeinde Samnaun für Handel und Bauinvestitionen, für Handel mit Benzin und Dieselöl sowie für Handel mit Tabakwaren (Art. 8, 9, 27, 29 und 127 BV); Frist für staatsrechtliche Beschwerde (Art. 89 Abs. 1 OG). Bedarf ein kantonaler Erlass der konstitutiven Genehmigung durch eine andere Behörde, so beginnt die Frist für die staatsrechtliche Beschwerde erst mit der Genehmigung bzw. der Bekanntmachung des Genehmigungsentscheids zu laufen. Das gilt auch, wenn die letzte kantonale Instanz im Rahmen eines abstrakten Normenkontrollverfahrens entschieden hat (E. 1.1). Die streitigen Sondergewerbesteuern verstossen nicht gegen den Grundsatz der Allgemeinheit der Besteuerung (Art. 127 Abs. 2 BV): Soweit sie zur Finanzierung der dem Bund zu kompensierenden Steuerausfälle dienen, ist es sachlich vertretbar, diese Kosten in erster Linie jenen Leistungspflichtigen anzulasten, die von der Befreiung von der Mehrwertsteuer profitieren und deren Privilegierung den Bund veranlasst hat, von der Gemeinde eine Kompensation zu verlangen. Soweit ihr Ertrag zu andern, im Gesetz umschriebenen Zwecken dient, wird damit ein Sondervorteil ausgeglichen, der einzelnen Gewerbetreibenden aus dem Zollprivileg in besonderem Mass zukommt (E. 2). Die zur Überwachung und Kontrolle des Handels mit Tabakwaren vorgesehenen Massnahmen (Clearingstelle; Meldepflicht) verletzen die Wirtschaftsfreiheit gemäss Art. 27 BV nicht (E. 3).

139 II 346 (2C_1100/2012) from 20. Mai 2013
Regeste: Art. 8, 10 und 45 MWSTG 2009; Ort der Dienstleistung; Mehrwertsteuerpflicht einer ausländischen Gesellschaft, welche auf Begegnungs-Websites via Internet Dienstleistungen erbringt. Bestimmung des Orts von Dienstleistungen (Art. 8 Abs. 1 MWSTG): Grundregel Empfängerortsprinzip (E. 6.3.1); Ausnahme des Erbringerortsprinzips für Dienstleistungen, die typischerweise unmittelbar gegenüber physisch anwesenden Personen erbracht werden (Art. 8 Abs. 2 lit. a MWSTG; E. 6.3.2 und 6.3.3). Keine Anwendung von Art. 8 Abs. 2 lit. a MWSTG auf Dienstleistungen, die ausschliesslich auf Begegnungs-Websites, und ohne dass eine physische Begegnung organisiert wird, angeboten werden (E. 6.3.4-6.4). Grundsatz der Steuerpflicht für Umsätze im Inland (Art. 10 Abs. 1 MWSTG), Ausnahme für Leistungen von Unternehmen mit Sitz im Ausland und Gegenausnahme für "elektronische Dienstleistungen" (Art. 10 Abs. 2 lit. b MWSTG; E. 7.1 und 7.2). Auslegung und Definition des letztgenannten Begriffs namentlich unter dem Gesichtswinkel des EU-Rechts (E. 7.3.1-7.3.5). Anwendung im konkreten Fall (E. 7.4 und 7.5).

140 II 495 (2C_215/2014) from 10. Oktober 2014
Regeste: Art. 18 Abs. 1, Art. 21 Abs. 2 Ziff. 15 und Art. 22 MWSTG; Art. 39 MWSTV; formelle Anforderungen an die rechtsgültige Option für die Versteuerung der von der Mehrwertsteuer ausgenommenen Leistungen (hier: Turnierbeiträge eines Golfclubs). Das Erfordernis, im Fall der Option im objektiven Sinn die Steuer "offen auszuweisen", ist nicht bloss eine Ordnungs-, sondern eine Gültigkeitsvorschrift (Frage des "Ob"; E. 3.2). Auszuweisen sind Bestand und Höhe der Steuer. Die kombinierte Wissens- und Willenserklärung ist auf der jeweiligen Debitorenrechnung anzubringen (Frage des "Wie"; E. 3.3). Vom "Ausweis" zu unterscheiden ist die "Bekanntgabe", das heisst die Deklaration in der Mehrwertsteuerabrechnung (E. 3.4).

141 II 182 (2C_882/2014) from 13. April 2015
Regeste: Art. 16 Abs. 3 und Art. 93 BV; Art. 10 EMRK; Art. 3 lit. c und e, Art. 10 Abs. 1, Art. 18 Abs. 1 MWSTG; Art. 14 Ziff. 1 MWSTV; Art. 68 ff. RTVG; Radio- und Fernsehempfangsgebühren; Mehrwertsteuerpflicht. Rechtliche Grundlagen der Radio- und Fernsehempfangsgebühren (E. 2). Auch Leistungen, die sich der Staat zur Erfüllung seiner öffentlichen Aufgabe beschafft, können der Mehrwertsteuerpflicht unterliegen. Voraussetzung dazu ist, dass ein Leistungsaustauschverhältnis bzw. keine Subventionierung vorliegt (E. 3). Aufgrund der Entwicklung des Radio- und Fernsehrechts (E. 6.3) kann an der Qualifikation der Empfangsgebühr als Regalabgabe nicht festgehalten werden. Wer Radio- und Fernsehsendungen empfängt, nimmt ein verfassungsmässiges Recht wahr, womit keine Überlassung von Rechten im Sinne von Art. 3 lit. e MWSTG vorliegen kann (E. 6.4). Die Empfangsgebühr ist auch nicht die Gegenleistung für irgendeine andere vom Bund erbrachte Leistung (E. 6.5). Sie ist eher als Zwecksteuer oder Abgabe sui generis zu qualifizieren (E. 6.7). Die Empfangsgebühr untersteht nicht der Mehrwertsteuerpflicht (E. 6.9).

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