Bundesgesetz
über die Mehrwertsteuer
(Mehrwertsteuergesetz, MWSTG)

vom 12. Juni 2009 (Stand am 1. Januar 2022)


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Art. 37 Abrechnung nach Saldo- und nach Pauschalsteuersätzen

1 Wer als steu­er­pflich­ti­ge Per­son jähr­lich nicht mehr als 5 005 000 Fran­ken Um­satz aus steu­er­ba­ren Leis­tun­gen er­zielt und im glei­chen Zeit­raum nicht mehr als 103 000 Fran­ken Steu­ern, be­rech­net nach dem für sie mass­ge­ben­den Sal­do­steu­er­satz, zu be­zah­len hat, kann nach der Sal­do­steu­er­satz­me­tho­de ab­rech­nen.69

2 Bei An­wen­dung der Sal­do­steu­er­satz­me­tho­de wird die Steu­er­for­de­rung durch Mul­ti­pli­ka­ti­on des To­tals al­ler in ei­ner Ab­rech­nungs­pe­ri­ode er­ziel­ten steu­er­ba­ren Ent­gel­te, ein­sch­liess­lich Steu­er, mit dem von der ESTV be­wil­lig­ten Sal­do­steu­er­satz er­mit­telt.

3 Die Sal­do­steu­er­sät­ze be­rück­sich­ti­gen die bran­chen­üb­li­che Vor­steu­er­quo­te. Sie wer­den von der ESTV nach Kon­sul­ta­ti­on der be­trof­fe­nen Bran­chen­ver­bän­de fest­ge­legt.70

4 Die Ab­rech­nung nach der Sal­do­steu­er­satz­me­tho­de ist bei der ESTV zu be­an­tra­gen und muss wäh­rend min­des­tens ei­ner Steu­er­pe­ri­ode bei­be­hal­ten wer­den. Ent­schei­det sich die steu­er­pflich­ti­ge Per­son für die ef­fek­ti­ve Ab­rech­nungs­me­tho­de, so kann sie frü­he­s­tens nach drei Jah­ren zur Sal­do­steu­er­satz­me­tho­de wech­seln. Wech­sel sind je­weils auf Be­ginn ei­ner Steu­er­pe­ri­ode mög­lich.

5 Ge­mein­we­sen und ver­wand­te Ein­rich­tun­gen, na­ment­lich pri­va­te Spi­tä­ler und Schu­len oder kon­zes­sio­nier­te Trans­port­un­ter­neh­mun­gen, so­wie Ver­ei­ne und Stif­tun­gen kön­nen nach der Pau­schal­steu­er­satz­me­tho­de ab­rech­nen. Der Bun­des­rat re­gelt die Ein­zel­hei­ten.

69 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 8. Nov. 2017 über die be­fris­te­te An­he­bung der Mehr­wert­steu­er­sät­ze zur Fi­nan­zie­rung des Aus­baus der Ei­sen­bahn­in­fra­struk­tur, in Kraft vom 1. Jan. 2018, längs­tens bis zum 31. Dez. 2030 (AS 2017 6305).

70 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3575; BBl 2015 2615).

BGE

144 I 340 (2C_287/2018) from 21. September 2018
Regeste: Art. 56 VwVG; Art. 98 BGG; Art. 86 Abs. 2-5 MWSTG; Art. 6 Ziff. 1, 8 Ziff. 1, 13 und 14 EMRK. Es ist mit der EMRK vereinbar, dass über den einspracheweise festgesetzten provisorisch geschuldeten Mehrwertsteuerbetrag keine verwaltungsunabhängige Instanz entscheiden kann. Unterscheidung zwischen definitiver Steuerforderung und bloss provisorisch geschuldetem Steuerbetrag. Dieser wird gemäss Art. 86 Abs. 2 MWSTG in einem präliminaren Verfahren sui generis erhoben und stellt eine vorsorgliche Massnahme dar. Der Einspracheentscheid der ESTV hierüber unterliegt grundsätzlich keinem Rechtsmittel (E. 2.2). Abgaberechtliche Verpflichtungen sind, vorbehältlich des Steuerstrafrechts, von Art. 6 EMRK ausgenommen. Folglich gilt auch deren Vollstreckung nicht als zivilrechtlicher Anspruch im Sinne von Art. 6 Ziff. 1 EMRK, sodass kein konventionsrechtliches Recht auf Zugang zu einem Gericht besteht. Dies trifft auch auf Art. 86 Abs. 2 MWSTG zu, zumal es sich dabei um eine (die Hauptsache nicht präjudizierende) vorsorgliche Massnahme handelt (E. 3.3). Akzessorische Natur des Anspruchs auf wirksame Beschwerde (Art. 13 EMRK; E. 3.4) und des Diskriminierungsverbots (Art. 14 i.V.m. Art. 8 Ziff. 1 EMRK). Mangels hinreichender Rügen keine Prüfung von Art. 86 MWSTG unter diesen Gesichtspunkten (E. 3.5).

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