Bundesgesetz
über die Mehrwertsteuer
(Mehrwertsteuergesetz, MWSTG)

vom 12. Juni 2009 (Stand am 1. Januar 2024)


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Art. 105 Verfolgungsverjährung

1 Das Recht, ei­ne Stra­fun­ter­su­chung ein­zu­lei­ten, ver­jährt:

a.
bei Ver­let­zung von Ver­fah­rens­pflich­ten: im Zeit­punkt der Rechts­kraft der Steu­er­for­de­rung, wel­che im Zu­sam­men­hang mit die­ser Tat steht;
b.159
im Be­reich der In­land- und der Be­zug­steu­er:
1.
bei Über­tre­tun­gen nach Ar­ti­kel 96 Ab­sät­ze 1–3: sechs Mo­na­te nach Ein­tritt der Rechts­kraft der ent­spre­chen­den Steu­er­for­de­rung,
2.
bei der Steu­er­hin­ter­zie­hung nach Ar­ti­kel 96 Ab­satz 4: zwei Jah­re nach Ein­tritt der Rechts­kraft der ent­spre­chen­den Steu­er­for­de­rung,
3.
bei Ver­ge­hen nach Ar­ti­kel 97 Ab­satz 2 so­wie bei Ver­ge­hen nach den Ar­ti­keln 14–17 VStrR160: sie­ben Jah­re nach Ab­lauf der be­tref­fen­den Steu­er­pe­ri­ode;
c.161
im Be­reich der Ein­fuhr­steu­er: für al­le Ver­ge­hen und Über­tre­tun­gen nach den Ar­ti­keln 96, 97 Ab­satz 2 und 99 so­wie bei Ver­ge­hen nach den Ar­ti­keln 14–17 VStrR: in sie­ben Jah­ren;
d. und e.162

2 Die Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung tritt nicht mehr ein, wenn vor Ab­lauf der Ver­jäh­rungs­frist ei­ne Straf­ver­fü­gung oder ein ers­tin­stanz­li­ches Ur­teil er­gan­gen ist.

3 Die Ver­jäh­rung für die Leis­tungs- und Rück­leis­tungs­pflicht ge­mä­ss Ar­ti­kel 12 VStrR rich­tet sich:

a.
grund­sätz­lich nach Ar­ti­kel 42;
b.
falls ein Tat­be­stand der Ar­ti­kel 96 Ab­satz 4, 97 Ab­satz 2 oder 99 oder nach den Ar­ti­keln 14–17 VStrR er­füllt ist, nach den Ab­sät­zen 1 und 2.

4 Das Recht, ei­ne ein­ge­lei­te­te Stra­fun­ter­su­chung durch­zu­füh­ren, ver­jährt in fünf Jah­ren; die Ver­jäh­rung ruht, so­lan­ge sich die be­schul­dig­te Per­son im Aus­land be­fin­det.

159 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3575; BBl 2015 2615).

160 SR 313.0

161 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3575; BBl 2015 2615).

162 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2016, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3575; BBl 2015 2615).

BGE

150 II 177 (9C_716/2022) from 15. Dezember 2023
Regeste: Art. 11 und 12 VStrR; Art. 75 ZG; Art. 20 AStG; Art. 56 Abs. 4 und Art. 105 MWSTG; Verhältnis der Nachleistungspflicht gemäss Art. 12 VStrR zu den Abgabeforderungen; Verjährung der Nachleistungspflicht, insbesondere bei Erfüllung des objektiven Tatbestands der Einfuhrsteuerhinterziehung. Art. 12 VStrR verleiht der Bundesverwaltung einen eigenständigen Anspruch auf die Nachleistung von Abgaben, der von der Abgabeforderung separat ist und der unabhängig von dieser nach Art. 11 VStrR verjährt. Die zuständige Verwaltungsbehörde kann wahlweise den einen oder den anderen Anspruch erheben, wobei die Befriedigung des einen zum Untergang des anderen Anspruchs führt, soweit sie sich betragsmässig decken (alternative Anspruchskonkurrenz; Praxispräzisierung; E. 5.1-5.3). Die Nachleistungspflicht wegen objektiver Widerhandlung gegen Art. 96 Abs. 4 lit. a MWSTG (Einfuhrsteuerhinterziehung) kann nicht mehr verjähren, wenn vor Ablauf der Verjährungsfrist von Art. 105 Abs. 1 MWSTG eine Verfügung über die Nachleistungspflicht eröffnet worden ist (E. 5.7 und 5.8).

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