Bundesgesetz
betreffend die Ergänzung
des Schweizerischen Zivilgesetzbuches
(Fünfter Teil: Obligationenrecht)

vom 30. März 1911 (Stand am 1. Januar 2022)


Open article in different language:  FR  |  IT  |  EN
Art. 360b212

2. Tri­par­ti­te Kom­mis­sio­nen

 

1 Der Bund und je­der Kan­ton set­zen ei­ne tri­par­ti­te Kom­mis­si­on ein, die sich aus ei­ner glei­chen Zahl von Ar­beit­ge­ber- und Ar­beit­neh­mer­ver­tre­tern so­wie Ver­tre­tern des Staa­tes zu­sam­men­setzt.

2 Be­züg­lich der Wahl ih­rer Ver­tre­ter nach Ab­satz 1 steht den Ar­beit­ge­ber- und Ar­beit­neh­mer­ver­bän­den ein Vor­schlags­recht zu.

3 Die Kom­mis­sio­nen be­ob­ach­ten den Ar­beits­markt. Stel­len sie Miss­bräu­che im Sin­ne von Ar­ti­kel 360a Ab­satz 1 fest, so su­chen sie in der Re­gel ei­ne di­rek­te Ver­stän­di­gung mit den be­trof­fe­nen Ar­beit­ge­bern. Ge­lingt dies in­nert zwei Mo­na­ten nicht, so be­an­tra­gen sie der zu­stän­di­gen Be­hör­de den Er­lass ei­nes Nor­ma­l­ar­beits­ver­tra­ges, der für die be­trof­fe­nen Bran­chen oder Be­ru­fe Min­dest­löh­ne vor­sieht.

4 Än­dert sich die Ar­beits­markt­si­tua­ti­on in den be­trof­fe­nen Bran­chen, so be­an­tragt die tri­par­ti­te Kom­mis­si­on der zu­stän­di­gen Be­hör­de die Än­de­rung oder die Auf­he­bung des Nor­ma­l­ar­beits­ver­trags.

5 Um die ih­nen über­tra­ge­nen Auf­ga­ben wahr­zu­neh­men, ha­ben die tri­par­ti­ten Kom­mis­sio­nen in den Be­trie­ben das Recht auf Aus­kunft und Ein­sicht­nah­me in al­le Do­ku­men­te, die für die Durch­füh­rung der Un­ter­su­chung not­wen­dig sind. Im Streit­fall ent­schei­det ei­ne hier­für vom Bund be­zie­hungs­wei­se vom Kan­ton be­zeich­ne­te Be­hör­de.

6 Die tri­par­ti­ten Kom­mis­sio­nen kön­nen beim Bun­des­amt für Sta­tis­tik auf Ge­such die für ih­re Ab­klä­run­gen not­wen­di­gen Per­so­nen­da­ten be­zie­hen, die in Fir­men-Ge­samt­ar­beits­ver­trä­gen ent­hal­ten sind.213

212 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 8. Okt. 1999 über die in die Schweiz ent­sand­ten Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer, in Kraft seit 1. Ju­ni 2003 (AS 2003 1370; BBl 1999 6128).

213 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 2 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Pro­to­kolls über die Aus­deh­nung des Frei­zü­gig­keits­ab­kom­mens auf die neu­en EG-Mit­glied­staa­ten zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft ei­ner­seits und der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft und ih­ren Mit­glied­staa­ten an­de­rer­seits so­wie über die Ge­neh­mi­gung der Re­vi­si­on der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, in Kraft seit 1. April 2006 (AS 2006 979; BBl 2004 58916565).

BGE

140 III 59 (4C_3/2013, 4C_4/2013) from 20. November 2013
Regeste: Art. 360a OR; Normalarbeitsvertrag mit Mindestlohn; Lohndumping. Ermittlung einer wiederholten missbräuchlichen Unterbietung der orts-, berufs- oder branchenüblichen Löhne (E. 10).

143 II 102 (2C_625/2016) from 12. Dezember 2016
Regeste: Art. 360a und 360b OR; Art. 1 und 7 EntsG; Art. 11 und 16c EntsV; Personenfreizügigkeit, flankierende Massnahmen gegen Lohndumping, Auskunftsrecht der tripartiten Kommissionen. Rechtliche Grundlagen und Zweck der so genannten flankierenden Massnahmen (E. 2.1 und 2.2); Funktion und Aufgaben der tripartiten Kommissionen, insbesondere Recht auf Auskunft und Einsichtnahme in Dokumente gemäss Art. 360b Abs. 5 OR (E. 2.3 und 2.4). Werden die Entstehungsgeschichte, die systematische Einordnung der Norm und die entsprechende Bestimmung von Art. 7 Abs. 2 EntsG miteinbezogen, führt die Auslegung von Art. 360b Abs. 5 OR zum Ergebnis, dass eine Verpflichtung der kontrollierten Unternehmen besteht, den tripartiten Kommissionen alle notwendigen Unterlagen, die für die Durchführung der Untersuchung notwendig sind, herauszugeben bzw. zuzustellen (E. 3).

 

Diese Seite ist durch reCAPTCHA geschützt und die Google Datenschutzrichtlinie und Nutzungsbedingungen gelten.

Feedback
Laden