Bundesgesetz
betreffend die Ergänzung
des Schweizerischen Zivilgesetzbuches
(Fünfter Teil: Obligationenrecht)


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Art. 360b221

2. Tri­par­ti­te Kom­mis­sio­nen

 

1 Der Bund und je­der Kan­ton set­zen ei­ne tri­par­ti­te Kom­mis­si­on ein, die sich aus ei­ner glei­chen Zahl von Ar­beit­ge­ber- und Ar­beit­neh­mer­ver­tre­tern so­wie Ver­tre­tern des Staa­tes zu­sam­men­setzt.

2 Be­züg­lich der Wahl ih­rer Ver­tre­ter nach Ab­satz 1 steht den Ar­beit­ge­ber- und Ar­beit­neh­mer­ver­bän­den ein Vor­schlags­recht zu.

3 Die Kom­mis­sio­nen be­ob­ach­ten den Ar­beits­markt. Stel­len sie Miss­bräu­che im Sin­ne von Ar­ti­kel 360a Ab­satz 1 fest, so su­chen sie in der Re­gel ei­ne di­rek­te Ver­stän­di­gung mit den be­trof­fe­nen Ar­beit­ge­bern. Ge­lingt dies in­nert zwei Mo­na­ten nicht, so be­an­tra­gen sie der zu­stän­di­gen Be­hör­de den Er­lass ei­nes Nor­ma­l­ar­beits­ver­tra­ges, der für die be­trof­fe­nen Bran­chen oder Be­ru­fe Min­dest­löh­ne vor­sieht.

4 Än­dert sich die Ar­beits­markt­si­tua­ti­on in den be­trof­fe­nen Bran­chen, so be­an­tragt die tri­par­ti­te Kom­mis­si­on der zu­stän­di­gen Be­hör­de die Än­de­rung oder die Auf­he­bung des Nor­ma­l­ar­beits­ver­trags.

5 Um die ih­nen über­tra­ge­nen Auf­ga­ben wahr­zu­neh­men, ha­ben die tri­par­ti­ten Kom­mis­sio­nen in den Be­trie­ben das Recht auf Aus­kunft und Ein­sicht­nah­me in al­le Do­ku­men­te, die für die Durch­füh­rung der Un­ter­su­chung not­wen­dig sind. Im Streit­fall ent­schei­det ei­ne hier­für vom Bund be­zie­hungs­wei­se vom Kan­ton be­zeich­ne­te Be­hör­de.

6 Die tri­par­ti­ten Kom­mis­sio­nen kön­nen beim Bun­des­amt für Sta­tis­tik auf Ge­such die für ih­re Ab­klä­run­gen not­wen­di­gen Per­so­nen­da­ten be­zie­hen, die in Fir­men-Ge­samt­ar­beits­ver­trä­gen ent­hal­ten sind.222

221 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 8. Okt. 1999 über die in die Schweiz ent­sand­ten Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer, in Kraft seit 1. Ju­ni 2003 (AS 2003 1370; BBl 1999 6128).

222 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 2 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Pro­to­kolls über die Aus­deh­nung des Frei­zü­gig­keits­ab­kom­mens auf die neu­en EG-Mit­glied­staa­ten zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft ei­ner­seits und der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft und ih­ren Mit­glied­staa­ten an­de­rer­seits so­wie über die Ge­neh­mi­gung der Re­vi­si­on der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, in Kraft seit 1. April 2006 (AS 2006 979; BBl 2004 58916565).

BGE

140 III 59 (4C_3/2013, 4C_4/2013) from 20. November 2013
Regeste: Art. 360a OR; Normalarbeitsvertrag mit Mindestlohn; Lohndumping. Ermittlung einer wiederholten missbräuchlichen Unterbietung der orts-, berufs- oder branchenüblichen Löhne (E. 10).

143 II 102 (2C_625/2016) from 12. Dezember 2016
Regeste: Art. 360a und 360b OR; Art. 1 und 7 EntsG; Art. 11 und 16c EntsV; Personenfreizügigkeit, flankierende Massnahmen gegen Lohndumping, Auskunftsrecht der tripartiten Kommissionen. Rechtliche Grundlagen und Zweck der so genannten flankierenden Massnahmen (E. 2.1 und 2.2); Funktion und Aufgaben der tripartiten Kommissionen, insbesondere Recht auf Auskunft und Einsichtnahme in Dokumente gemäss Art. 360b Abs. 5 OR (E. 2.3 und 2.4). Werden die Entstehungsgeschichte, die systematische Einordnung der Norm und die entsprechende Bestimmung von Art. 7 Abs. 2 EntsG miteinbezogen, führt die Auslegung von Art. 360b Abs. 5 OR zum Ergebnis, dass eine Verpflichtung der kontrollierten Unternehmen besteht, den tripartiten Kommissionen alle notwendigen Unterlagen, die für die Durchführung der Untersuchung notwendig sind, herauszugeben bzw. zuzustellen (E. 3).

 

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