Verordnung
über das Inverkehrbringen von Pflanzenschutzmitteln
(Pflanzenschutzmittelverordnung, PSMV)

vom 12. Mai 2010 (Stand am 1. Juli 2022)


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Art. 17 Voraussetzungen

1 Un­ter Vor­be­halt von Ar­ti­kel 34 wird ein Pflan­zen­schutz­mit­tel nur be­wil­ligt, wenn es ent­spre­chend den ein­heit­li­chen Grund­sät­zen nach Ab­satz 5 fol­gen­de An­for­de­run­gen er­füllt:

a.
Sei­ne Wirk­stof­fe, Sa­fe­ner und Syn­er­gis­ten sind ge­neh­migt.
b.
Stam­men sein Wirk­stoff, sein Sa­fe­ner oder sein Syn­er­gist aus ei­ner an­de­ren Quel­le oder aus der glei­chen Quel­le mit ei­ner Än­de­rung des Her­stel­lungs­pro­zes­ses oder des Her­stel­lungs­stand­orts, so:
1.
darf die Spe­zi­fi­ka­ti­on nicht si­gni­fi­kant von der Spe­zi­fi­ka­ti­on des nach Ar­ti­kel 5 ge­neh­mig­ten Wirk­stoffs, Sa­fe­ners oder Syn­er­gis­ten ab­wei­chen; und
2.
darf der Wirk­stoff, Sa­fe­ner oder Syn­er­gist nicht mehr durch Ver­un­rei­ni­gun­gen be­ding­te schäd­li­che Aus­wir­kun­gen im Sin­ne von Ar­ti­kel 4 Ab­sät­ze 3 und 5 ha­ben, als wenn er in Über­ein­stim­mung mit dem in dem Dos­sier zur Ge­neh­mi­gung an­ge­ge­be­nen Her­stel­lungs­pro­zess her­ge­stellt wor­den wä­re.
c.
Sei­ne Bei­stof­fe sind nicht in An­hang 3 ent­hal­ten.
d.
In­fol­ge sei­ner tech­ni­schen For­mu­lie­rung sind die Ex­po­si­ti­on der An­wen­de­rin­nen und An­wen­der und an­de­re Ri­si­ken so weit mi­ni­miert, wie es oh­ne Be­ein­träch­ti­gung der Wirk­sam­keit des Pro­dukts mög­lich ist.
e.
Es er­füllt un­ter Be­rück­sich­ti­gung des neues­ten wis­sen­schaft­li­chen und tech­ni­schen Er­kennt­nis­se die An­for­de­run­gen nach Ar­ti­kel 4 Ab­satz 5.
f.
Art und Men­ge sei­ner Wirk­stof­fe, Sa­fe­ner und Syn­er­gis­ten und ge­ge­be­nen­falls to­xi­ko­lo­gisch, öko­to­xi­ko­lo­gisch oder öko­lo­gisch re­le­van­te Ver­un­rei­ni­gun­gen und Bei­stof­fe las­sen sich durch ge­eig­ne­te Me­tho­den fest­stel­len.
g.
Sei­ne bei be­wil­lig­ten Ver­wen­dun­gen ent­ste­hen­den to­xi­ko­lo­gisch, öko­to­xi­ko­lo­gisch und öko­lo­gisch re­le­van­ten Rück­stän­de kön­nen nach all­ge­mein ge­bräuch­li­chen ge­eig­ne­ten Me­tho­den mit ge­eig­ne­ten Nach­weis­gren­zen an­hand re­le­van­ter Pro­ben be­stimmt wer­den.
h.
Sei­ne phy­si­ka­li­schen und che­mi­schen Ei­gen­schaf­ten wur­den er­mit­telt und für ei­ne an­ge­mes­se­ne Ver­wen­dung und La­ge­rung die­ses Mit­tels als an­nehm­bar er­ach­tet.
i.55
Be­züg­lich Pflan­zen und Pflan­zen­er­zeug­nis­se, die als Le­bens­mit­tel oder als Fut­ter­mit­tel ver­wen­det wer­den, sind in der VPRH56 be­zie­hungs­wei­se in der Fut­ter­mit­tel-Ver­ord­nung vom 26. Ok­to­ber 201157 Rück­stands­höchst­kon­zen­tra­tio­nen für das von der be­wil­lig­ten Ver­wen­dung be­trof­fe­ne land­wirt­schaft­li­che Er­zeug­nis fest­ge­legt wor­den.

1bis Zu­sätz­lich zu den An­for­de­run­gen nach Ab­satz 1 muss ein Pflan­zen­schutz­mit­tel die Vor­schrif­ten für die Min­de­strein­heit des Wirk­stoffs und für die Art und den Höchst­ge­halt be­stimm­ter Ver­un­rei­ni­gun­gen, wie sie in der Durch­füh­rungs­ver­ord­nung (EU) Nr. 540/201158 fest­ge­legt sind, er­fül­len.59

2 Die Ge­such­stel­le­rin muss nach­wei­sen, dass die An­for­de­run­gen nach Ab­satz 1 Buch­sta­ben a–h er­füllt sind.

3 Die Er­fül­lung der An­for­de­run­gen nach Ab­satz 1 Buch­sta­ben b und d–h wird durch amt­li­che oder amt­lich an­er­kann­te Ver­su­che und Ana­ly­sen er­mit­telt, die in Be­zug auf Land­wirt­schaft, Pflan­zen­schutz und Um­welt un­ter Be­din­gun­gen durch­ge­führt wer­den, die der Ver­wen­dung des be­tref­fen­den Pflan­zen­schutz­mit­tels ent­spre­chen und für die Nut­zungs­be­din­gun­gen re­prä­sen­ta­tiv sind.

4 Die Zu­las­sungs­stel­le kann in Be­zug auf Ab­satz 1 Buch­sta­be f har­mo­ni­sier­te Ver­fah­ren fest­le­gen; sie be­rück­sich­tigt da­bei die Me­tho­den der EU.

5 Die ein­heit­li­chen Grund­sät­ze für die Be­wer­tung und die Be­wil­li­gung von Pflan­zen­schutz­mit­teln sind in An­hang 9 fest­ge­legt; sie prä­zi­sie­ren die An­for­de­run­gen ge­mä­ss Ab­satz 1. Das EDI kann im Ein­ver­neh­men mit dem WBF und dem Eid­ge­nös­si­schen De­par­te­ment für Um­welt, Ver­kehr, Ener­gie und Kom­mu­ni­ka­ti­on An­hang 9 an­pas­sen. Für die Mit­wir­kung der De­par­te­men­te gel­ten die Ar­ti­kel 62aund 62b RVOG60.61

6 Die Wech­sel­wir­kun­gen zwi­schen dem Wirk­stoff, den Sa­fe­nern, den Syn­er­gis­ten und den Bei­stof­fen ist bei der Be­wer­tung der Pflan­zen­schutz­mit­tel zu be­rück­sich­ti­gen.

7 Ein Pflan­zen­schutz­mit­tel wird zu­dem nur be­wil­ligt, wenn:

a.
es kei­ne Or­ga­nis­men ent­hält, die als in­va­si­ve ge­biets­frem­de Or­ga­nis­men nach Ar­ti­kel 3 Buch­sta­be h FrSV62 gel­ten oder die in An­hang 2 FrSV auf­ge­führt sind;
b.
die Iden­ti­tät und die bio­lo­gi­schen Ei­gen­schaf­ten der in ihm ent­hal­te­nen
Mi­kro- und Ma­kro­or­ga­nis­men hin­rei­chend be­kannt sind;
c.
es nicht ei­ne Mi­schung von Wirk­stof­fen für die Be­kämp­fung un­ter­schied­li­cher Grup­pen von Schad­or­ga­nis­men, wie In­sek­ten, Pil­ze oder Un­kraut, ent­hält.

8 Für Saat­gut­beiz­mit­tel und Pflan­zen­schutz­mit­tel für im Wald ge­schla­ge­nes Holz kön­nen für die An­for­de­rung nach Ab­satz 7 Buch­sta­be c Aus­nah­men ge­macht wer­den.

9 Pflan­zen­schutz­mit­tel, die aus gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­men be­ste­hen oder sol­che ent­hal­ten, wer­den nur be­wil­ligt, wenn sie die An­for­de­run­gen der FrSV er­fül­len.

10 Die Zu­las­sungs­stel­le kann ei­ne Be­wil­li­gung ver­wei­gern, mit Auf­la­gen ver­se­hen oder an Be­din­gun­gen knüp­fen, wenn sich zeigt, dass die Vor­sor­ge­mass­nah­men nach Ar­ti­kel 148a LwG er­grif­fen wer­den müs­sen.

11 Die Zu­las­sungs­stel­le kann für höchs­tens zwei Jah­re ein Pflan­zen­schutz­mit­tel mit ei­nem Wirk­stoff be­wil­li­gen, der noch nicht in An­hang 1 auf­ge­führt ist, wenn das Pflan­zen­schutz­mit­tel den An­for­de­run­gen nach den Ab­sät­zen 1 Buch­sta­ben b–i, 5 und 9 ge­nügt; da­von aus­ge­nom­men sind Pflan­zen­schutz­mit­tel, die aus pa­tho­ge­nen Or­ga­nis­men be­ste­hen oder sol­che ent­hal­ten. Sie stellt dem Bun­des­amt für Um­welt (BA­FU) vor­gän­gig die mass­ge­ben­den Un­ter­la­gen und das Er­geb­nis ih­rer Über­prü­fung zur Stel­lung­nah­me zu.

55 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 11. Nov. 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 5563).

56 SR 817.021.23

57 SR 916.307

58 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 10 Abs. 1.

59 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 11. Nov. 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 5563).

60 SR 172.010

61 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 17. Nov. 2021, in Kraft seit 1. Jan. 2022 (AS 2021 760).

62 SR 814.911

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