Raumplanungsverordnung
(RPV)

vom 28. Juni 2000 (Stand am 1. Juli 2022)


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Art. 34b Bauten und Anlagen für die Haltung und Nutzung von Pferden (Art. 16abis RPG) 35

1 Als land­wirt­schaft­li­che Ge­wer­be gel­ten Ge­wer­be im Sin­ne von Ar­ti­kel 5 oder 7 des Bun­des­ge­set­zes vom 4. Ok­to­ber 199136 über das bäu­er­li­che Bo­den­recht (BGBB).

2 Auf be­ste­hen­den Land­wirt­schafts­be­trie­ben, wel­che die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 5 oder 7 BGBB hin­sicht­lich der Stan­dard­ar­beits­kräf­te nicht er­fül­len, kön­nen bau­li­che Mass­nah­men für die Hal­tung von Pfer­den in be­ste­hen­den Bau­ten und An­la­gen so­wie die für ei­ne tier­ge­rech­te Hal­tung not­wen­di­gen Aus­sen­an­la­gen be­wil­ligt wer­den, wenn ei­ne über­wie­gend be­triebs­ei­ge­ne Fut­ter­grund­la­ge und Wei­den für die Pfer­de­hal­tung vor­han­den sind.

3 Das für den täg­li­chen Aus­lauf wet­ter­taug­lich ein­ge­rich­te­te Ge­he­ge nach Ar­ti­kel 2 Ab­satz 3 Buch­sta­be f der Tier­schutz­ver­ord­nung vom 23. April 200837 (All­wet­ter­aus­lauf) muss fol­gen­de Vor­aus­set­zun­gen er­fül­len:

a.
Der All­wet­ter­aus­lauf muss un­mit­tel­bar an den Stall an­gren­zen. Wo dies nicht mög­lich ist, dient ein all­fäl­li­ger Platz für die Nut­zung der Pfer­de zu­gleich als All­wet­ter­aus­lauf. Ver­langt die An­zahl Pfer­de ei­ne zu­sätz­li­che Aus­lauf­flä­che, so darf die­se vom Stall ab­ge­setzt sein.
b.
So­weit der All­wet­ter­aus­lauf die Min­dest­flä­che ge­mä­ss Tier­schutz­ge­setz­ge­bung über­schrei­tet, muss die Bo­den­be­fes­ti­gung oh­ne gros­sen Auf­wand wie­der ent­fernt wer­den kön­nen. Der All­wet­ter­aus­lauf darf je­doch die emp­foh­le­ne Flä­che ge­mä­ss Tier­schutz­ge­setz­ge­bung nicht über­schrei­ten.

4 Die Plät­ze für die Nut­zung der Pfer­de wie bei­spiels­wei­se Reit­plät­ze, Lon­gier­zir­kel oder Führ­an­la­gen:

a.
dür­fen nur für die Nut­zung der auf dem Be­trieb ge­hal­te­nen Pfer­de ver­wen­det wer­den;
b.
kön­nen von meh­re­ren Be­trie­ben ge­mein­schaft­lich ge­nutzt wer­den;
c.
dür­fen ei­ne Flä­che von höchs­tens 800 m2 um­fas­sen; Führ­an­la­gen wer­den nicht an die Flä­che an­ge­rech­net;
d.
sind in un­mit­tel­ba­rer Nä­he der be­trieb­li­chen Bau­ten und An­la­gen zu er­rich­ten;
e.
dür­fen we­der über­dacht noch um­wan­det wer­den; bei Führ­an­la­gen ist ei­ne Über­da­chung der Lauf­bahn zu­läs­sig;
f.
kön­nen mit ei­ner an­ge­mes­se­nen Be­leuch­tungs­an­la­ge aus­ge­stat­tet wer­den;
g.
dür­fen nicht mit Laut­spre­chern aus­ge­stat­tet wer­den;
h.
müs­sen oh­ne gros­sen Auf­wand wie­der ent­fernt wer­den kön­nen.

5 Im Zu­sam­men­hang mit der Hal­tung und Nut­zung von Pfer­den ist die Er­rich­tung neu­er Wohn­bau­ten nicht zu­läs­sig.

6 Im Üb­ri­gen müs­sen die Vor­aus­set­zun­gen von Ar­ti­kel 34 er­füllt sein.

35 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 2. April 2014, in Kraft seit 1. Mai 2014 (AS 2014 909).

36 SR 211.412.11

37 SR 455.1

BGE

145 II 182 (1C_319/2018) from 7. Februar 2019
Regeste: Art. 16a Abs. 1 und Art. 16abis RPG; Art. 34 Abs. 3 und Art. 34b Abs. 5 RPV; Errichtung neuer Wohnbauten in der Landwirtschaftszone im Zusammenhang mit der Haltung und Nutzung von Pferden; Auslegung und Tragweite von Art. 34b Abs. 5 RPV; Prüfung der Zonenkonformität. Art. 34b Abs. 5 RPV schliesst die Errichtung neuer Wohnbauten in der Landwirtschaftszone, welche die Anforderungen von Art. 34 Abs. 3 RPV an die Zonenkonformität nur deshalb erfüllen würden, weil auf den betreffenden landwirtschaftlichen Betrieben Pferde gehalten oder genutzt werden, generell aus. Er erfasst derartige neue Wohnbauten somit auch dann, wenn diese, wie jene für die abtretende Generation, lediglich einen mittelbaren Bezug zur Pferdehaltung oder -nutzung haben (E. 5). Die - in casu strittige - Zonenkonformität einer neuen Wohnbaute für die abtretende Generation nach Art. 34 Abs. 3 RPV ist entsprechend unter Ausklammerung der Pferdehaltung und -nutzung zu prüfen (E. 5.8).

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