Raumplanungsverordnung
(RPV)

vom 28. Juni 2000 (Stand am 1. Juli 2022)


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Art. 39 Bauten in Streusiedlungsgebieten und landschaftsprägende Bauten

1 In Ge­bie­ten mit tra­di­tio­nel­ler Streu­bau­wei­se, die im kan­to­na­len Richt­plan rä­um­lich fest­ge­legt sind und in de­nen die Dau­er­be­sied­lung im Hin­blick auf die an­zu­stre­ben­de räum­li­che Ent­wick­lung ge­stärkt wer­den soll, kön­nen die Kan­to­ne als stand­ort­ge­bun­den (Art. 24 Bst. a RPG) be­wil­li­gen:

a.
die Än­de­rung der Nut­zung be­ste­hen­der Bau­ten, die Woh­nun­gen ent­hal­ten, zu land­wirt­schafts­frem­den Wohn­zwe­cken, wenn sie nach der Än­de­rung ganz­jäh­rig be­wohnt wer­den;
b.
die Än­de­rung der Nut­zung be­ste­hen­der Bau­ten oder Ge­bäu­de­kom­ple­xe, die Woh­nun­gen ent­hal­ten, zu Zwe­cken des ört­li­chen Klein­ge­wer­bes (bei­spiels­wei­se Kä­se­rei­en, holz­ver­ar­bei­ten­de Be­trie­be, me­cha­ni­sche Werk­stät­ten, Schlos­se­rei­en, De­tail­han­dels­lä­den, Wirts­häu­ser); der Ge­wer­be­teil darf in der Re­gel nicht mehr als die Hälf­te der Bau­te oder des Ge­bäu­de­kom­ple­xes be­an­spru­chen.

2 Die Kan­to­ne kön­nen die Än­de­rung der Nut­zung be­ste­hen­der, als land­schaftsprä­gend ge­schütz­ter Bau­ten als stand­ort­ge­bun­den be­wil­li­gen, wenn:

a.
Land­schaft und Bau­ten als Ein­heit schüt­zens­wert sind und im Rah­men der Nut­zungs­pla­nung un­ter Schutz ge­stellt wur­den;
b.
der be­son­de­re Cha­rak­ter der Land­schaft vom Be­stand der Bau­ten ab­hängt;
c.
die dau­ern­de Er­hal­tung der Bau­ten nur durch ei­ne Um­nut­zung si­cher­ge­stellt wer­den kann; und
d.
der kan­to­na­le Richt­plan die Kri­te­ri­en ent­hält, nach de­nen die Schutz­wür­dig­keit der Land­schaf­ten und Bau­ten zu be­ur­tei­len ist.

3 Be­wil­li­gun­gen nach die­sem Ar­ti­kel dür­fen nur er­teilt wer­den, wenn die äus­se­re Er­schei­nung und die bau­li­che Grund­struk­tur im We­sent­li­chen un­ver­än­dert blei­ben.42

4 Be­wil­li­gun­gen nach Ab­satz 2 fal­len da­hin, wenn die Schutz­wür­dig­keit der Bau­te oder, so­weit dies im Ver­ant­wor­tungs­be­reich der Grund­ei­gen­tü­me­rin oder des Grund­ei­gen­tü­mers liegt, der sie um­ge­ben­den Land­schaft nicht mehr ge­ge­ben ist.43

5 Bei rechts­wid­ri­gen Ver­än­de­run­gen in Land­schaf­ten nach Ab­satz 2 sorgt ei­ne kan­to­na­le Be­hör­de da­für, dass die Wie­der­her­stel­lung des recht­mäs­si­gen Zu­stan­des ver­fügt und voll­zo­gen wird.44

42 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Okt. 2012, in Kraft seit 1. Nov. 2012 (AS 2012 5537).

43 Ein­ge­fügt durch Art. 7 der V vom 22. Aug. 2012 über Zweit­woh­nun­gen (AS 2012 4583). Fas­sung ge­mä­ss Art. 12 Ziff. 1 der Zweit­woh­nungs­ver­ord­nung vom 4. Dez. 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 5669).

44 Ein­ge­fügt durch Art. 7 der V vom 22. Aug. 2012 über Zweit­woh­nun­gen (AS 2012 4583). Fas­sung ge­mä­ss Art. 12 Ziff. 1 der Zweit­woh­nungs­ver­ord­nung vom 4. Dez. 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 5669).

BGE

147 II 465 (1C_111/2020) from 11. August 2021
Regeste: Art. 9 Abs. 2 ZWG; Art. 24d Abs. 2 und 3 RPG; Art. 39 Abs. 2-5 und Art. 43a RPV; Umbau einer in der Landwirtschaftszone gelegenen Stallscheune in ein Ferienhaus. Der Verweis in Art. 9 Abs. 2 ZWG bezieht sich lediglich auf die Vorschriften über geschützte Bauten (Art. 24d Abs. 2 und 3 RPG) und landschaftsprägende Bauten (Art. 39 Abs. 2-5 RPV), jeweils in Verbindung mit Art. 43a RPV (Bestätigung der Rechtsprechung; E. 3.1). Art. 24d Abs. 2 RPG dient der Gewährleistung des aus der Eigentumsgarantie abgeleiteten Besitzstandsschutzes. Er setzt dementsprechend voraus, dass Bauten, deren Zweck geändert werden soll, im Änderungszeitpunkt noch bestimmungsgemäss nutzbar sind. Bauten, die dies nicht sind, fallen nicht in den Anwendungsbereich der Bestimmung (E. 4.2.1 und 4.2.2). Bestimmungsgemässe Nutzbarkeit vorliegend tendenziell verneint, Frage jedoch offengelassen (E. 4.2.3 und 4.2.4). Art. 24d Abs. 2 RPG setzt neben der formellen Unterschutzstellung voraus, dass die Baute als Einzelobjekt materiell schützenswert ist. Die Schutzwürdigkeit kann sich aus Gesichtspunkten des Denkmalschutzes ergeben. Unter gewissen Umständen können auch Aspekte des Landschaftsschutzes eine Baute als schützenswert erscheinen lassen (E. 4.3.1). Das Bundesgericht prüft die materielle Schutzwürdigkeit grundsätzlich frei. Es auferlegt sich jedoch eine gewisse Zurückhaltung, soweit es um spezifische örtliche Besonderheiten geht, welche die kantonalen Behörden besser kennen (E. 4.3.2). Schutzwürdigkeit vorliegend verneint (E. 4.3.3 und 4.3.4).

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