Bundesgesetz
über Schuldbetreibung und Konkurs
(SchKG)1

1 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).


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Art. 93204

5. Be­schränkt pfänd­ba­res Ein­kom­men

 

1 Er­w­erb­sein­kom­men je­der Art, Nutz­nies­sun­gen und ih­re Er­trä­ge, Leib­ren­ten so­wie Un­ter­halts­bei­trä­ge, Pen­sio­nen und Leis­tun­gen je­der Art, die einen Er­werbs­aus­fall oder Un­ter­halts­an­spruch ab­gel­ten, na­ment­lich Ren­ten und Ka­pi­tal­ab­fin­dun­gen, die nicht nach Ar­ti­kel 92 un­pfänd­bar sind, kön­nen so weit ge­pfän­det wer­den, als sie nach dem Er­mes­sen des Be­trei­bungs­be­am­ten für den Schuld­ner und sei­ne Fa­mi­lie nicht un­be­dingt not­wen­dig sind.

2 Sol­ches Ein­kom­men kann längs­tens für die Dau­er ei­nes Jah­res ge­pfän­det wer­den; die Frist be­ginnt mit dem Pfän­dungs­voll­zug. Neh­men meh­re­re Gläu­bi­ger an der Pfän­dung teil, so läuft die Frist von der ers­ten Pfän­dung an, die auf Be­geh­ren ei­nes Gläu­bi­gers der be­tref­fen­den Grup­pe (Art. 110 und 111) voll­zo­gen wor­den ist.

3 Er­hält das Amt wäh­rend der Dau­er ei­ner sol­chen Pfän­dung Kennt­nis da­von, dass sich die für die Be­stim­mung des pfänd­ba­ren Be­tra­ges mass­ge­ben­den Ver­hält­nis­se ge­än­dert ha­ben, so passt es die Pfän­dung den neu­en Ver­hält­nis­sen an.

4 Auf An­trag des Schuld­ners weist das Amt den Ar­beit­ge­ber des Schuld­ners an, wäh­rend der Dau­er der Ein­kom­mens­pfän­dung zu­sätz­lich den für die Be­zah­lung der lau­fen­den Prä­mi­en- und Kos­ten­be­tei­li­gungs­for­de­run­gen der ob­li­ga­to­ri­schen Kran­ken­pfle­ge­ver­si­che­rung er­for­der­li­chen Be­trag an das Amt zu über­wei­sen, so­weit die­se Prä­mi­en und Kos­ten­be­tei­li­gun­gen zum Exis­tenz­mi­ni­mum des Schuld­ners ge­hö­ren. Das Amt be­gleicht da­mit die lau­fen­den Prä­mi­en- und Kos­ten­be­tei­li­gungs­for­de­run­gen di­rekt beim Ver­si­che­rer.205

204Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

205 Ein­ge­fügt durch Ziff. III des BG vom 18. März 2022 (Voll­stre­ckung der Prä­mi­en­zah­lungs­pflicht), in Kraft seit 1. Ju­li 2024 (AS 2023 678; BBl 2021745, 1058).

BGE

148 III 232 (5A_907/2021) from 20. April 2022
Regeste: Art. 92 Abs. 1 Ziff. 10 und Art. 275 SchKG; Art. 4 Abs. 1 FZG; Art. 16 Abs. 1 FZV; Verarrestierung von Guthaben der beruflichen Vorsorge; auf ein Konto bei einer Freizügigkeitseinrichtung überwiesene Austrittsleistung; Eintritt der Fälligkeit des Leistungsanspruchs. Die an eine Freizügigkeitseinrichtung überwiesene Austrittsleistung wird im Sinn von Art. 92 Abs. 1 Ziff. 10 SchKG fällig, wenn der Betriebene ihre Auszahlung verlangt (E. 6).

148 V 114 (8C_441/2021) from 24. November 2021
Regeste: Art. 113 BV; § 20 Abs. 1 des Gesetzes des Kantons Aargau vom 6. März 2001 über die öffentliche Sozialhilfe und die soziale Prävention; § 20 Abs. 1 der Sozialhilfe- und Präventionsverordnung des Kantons Aargau vom 28. August 2002; Art. 16 Abs. 1 FZV; Art. 92 und Art. 93 Abs. 1 SchKG; Verwendung von Freizügigkeitsguthaben zwecks Rückerstattung wirtschaftlicher Sozialhilfe; Erhaltung des Vorsorgeschutzes. Pfändbarkeit von Freizügigkeitsleistungen (E. 7.2). Die gestützt auf Art. 16 Abs. 1 FZV bezogenen Freizügigkeitsguthaben können zur Rückerstattung wirtschaftlicher Sozialhilfe verwendet werden (E. 7.3.1). Dem Vorsorgeschutz wird mit einer beschränkten Pfändbarkeit im Rahmen von Art. 93 SchKG im Zuge der Vollstreckung - und nicht im Rahmen des Erkenntnisverfahrens auf Stufe Verwaltung bzw. Sachgericht - Rechnung getragen (E. 7.4).

149 III 28 (5A_385/2022) from 1. September 2022
Regeste: Art. 93, 197 Abs. 2 und Art. 221 SchKG; Konkursinventar, Pfändbarkeit eines Vorsorgeguthabens der Säule 3a. Art. 93 SchKG ist im Konkurs zu beachten und Vermögenswerte, die nach Massgabe dieser Vorschrift nicht gepfändet werden dürfen, können auch nicht in die Konkursmasse fallen. Im Übrigen sind gemäss konstanter Rechtsprechung Lohn und andere berufliche Einkünfte nach der Konkurseröffnung vom Konkursbeschlag ausgenommen (vgl. Art. 197 Abs. 2 SchKG). Diese Rechtsprechung ist auf Leistungen der beruflichen Vorsorge anwendbar, die dem Konkursiten bei Erreichen des Pensionsalters ausbezahlt werden (E. 6.2).

150 V 161 (8C_333/2023) from 1. Februar 2024
Regeste: Art. 5 Abs. 2, Art. 6, Art. 113 BV; Art. 1 Abs. 1 BVG; Art. 2-4 FZG; Art. 16 Abs. 1 FZV; Art. 92 Abs. 1 Ziff. 10 und Art. 93 SchKG; § 5 Abs. 1, § 6 Abs. 3, § 7 Abs. 1, § 11, § 13a Abs. 1 des Gesetzes des Kantons Basel-Landschaft vom 21. Juni 2001 über die Sozial- und die Jugendhilfe; § 17a Abs. 1 lit. a und c sowie § 18 der Sozialhilfeverordnung des Kantons Basel-Landschaft vom 25. September 2001; Subsidiaritätsprinzip und Vorsorgeschutz. Die Verpflichtung einer Sozialhilfe beziehenden Person zum frühestmöglichen Bezug des Freizügigkeitskapitals verletzt jedenfalls dann den bundesrechtlichen Vorsorgeschutz und den Verhältnismässigkeitsgrundsatz, wenn trotz des Vorbezugs ein erneuter Rückfall in die Sozialhilfe vor dem Zeitpunkt des Vorbezugs der AHV-Altersrente droht (E. 7.3.2, 7.3.3 und 7.4). Eine verfassungswidrige Ungleichbehandlung liegt nicht vor (E. 7.3.7).

 

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