Schweizerisches Strafgesetzbuch

vom 21. Dezember 1937 (Stand am 1. Juni 2022)


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Art. 371

Pri­vat­aus­zug

 

1 Je­de Per­son kann beim schwei­ze­ri­schen Zen­tral­straf­re­gis­ter einen sie be­tref­fen­den schrift­li­chen Aus­zug aus dem Straf­re­gis­ter an­for­dern. In die­sem er­schei­nen Ur­tei­le we­gen Ver­bre­chen und Ver­ge­hen; Ur­tei­le we­gen Über­tre­tun­gen er­schei­nen nur im Aus­zug, wenn ein Tä­tig­keits­ver­bot oder ein Kon­takt- und Ray­on­ver­bot nach Ar­ti­kel 67 oder 67b


die­ses Ge­set­zes oder nach Ar­ti­kel 50 oder 50b MStG555 oder nach Ar­ti­kel 16a JStG556 ver­hängt wur­de.557

2 Ur­tei­le be­tref­fend Ju­gend­li­che er­schei­nen im Straf­re­gis­ter­aus­zug nur, wenn die­se als Er­wach­se­ne we­gen wei­te­rer Ta­ten ver­ur­teilt wur­den, die in den Straf­re­gis­ter­aus­zug auf­zu­neh­men sind.

3 Ein Ur­teil, das ei­ne Stra­fe ent­hält, wird nicht mehr in den Straf­re­gis­ter­aus­zug auf­ge­nom­men, wenn zwei Drit­tel der für die Ent­fer­nung nach Ar­ti­kel 369 Ab­sät­ze 1–5 und 6 mass­ge­ben­den Dau­er ab­ge­lau­fen sind.558

3bis Ein Ur­teil, das ei­ne be­ding­te oder teil­be­ding­te Stra­fe ent­hält, er­scheint nicht mehr im Straf­re­gis­ter­aus­zug, wenn der Ver­ur­teil­te sich bis zum Ab­lauf der Pro­be­zeit be­währt hat.559

4 Ein Ur­teil, das ne­ben ei­ner Stra­fe ei­ne Mass­nah­me oder ei­ne Mass­nah­me al­lein ent­hält, wird nicht mehr in den Straf­re­gis­ter­aus­zug auf­ge­nom­men, wenn die Hälf­te der für die Ent­fer­nung nach Ar­ti­kel 369 Ab­sät­ze 1–5 und 6 mass­ge­ben­den Dau­er ab­ge­lau­fen ist.560

4bis Ein Ur­teil, das ei­ne Lan­des­ver­wei­sung ent­hält, er­scheint so lan­ge im Straf­re­gis­ter­aus­zug, als die be­trof­fe­ne Per­son mit der Lan­des­ver­wei­sung be­legt ist. Dau­ert die Frist nach Ab­satz 3 oder 4 län­ger, so ist sie für die Dau­er des Er­schei­nens im Pri­vat­aus­zug mass­ge­bend.561

5 Nach Ab­lauf der Fris­ten nach den Ab­sät­zen 3, 4 und 4bis bleibt das Ur­teil im Straf­re­gis­ter­aus­zug, wenn die­ser noch ein Ur­teil ent­hält, bei dem die­se Frist noch nicht ab­ge­lau­fen ist.562

555 SR 321.0

556 SR 311.1

557 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 2012 8819).

558 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

559 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 24. März 2006 (Kor­rek­tu­ren am Sank­ti­ons- und Straf­re­gis­ter­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3539; BBl 2005 4689).

560 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

561 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

562 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

BGE

85 IV 250 () from 4. Dezember 1959
Regeste: Art. 351, 372 Abs. 3 StGB; Art. 263 BStP. 1. Abgrenzung der Kompetenzen des Justiz- und Polizeidepartements und der Anklagekammer mit Bezug auf die Beurteilung von Gerichtsstandskonflikten zwischen den Kantonen. Ist der Beschuldigte teils vor und teils nach Erreichung des 18. Altersjahrs straffällig geworden, so bezeichnet die Anklagekammer den zuständigen Kanton (Erw. 1). 2. Nach welchen Bestimmungen ist in solchen Fällen der Gerichtsstand zu ermitteln? (Erw. 2).

86 IV 195 () from 5. September 1960
Regeste: Art. 372 Abs. 1 und 3, 346 StGB; Art. 263 BStP. 1. Zuständigkeit der Anklagekammer in Strafsachen, die teils nach dem Jugend-, teils nach dem Erwachsenenstrafrecht zu beurteilen sind (Bestätigung und Ergänzung der Rechtsprechung, Erw. 1). 2. Verhältnis des Gerichtsstandes des Wohnsitzes zu demjenigen des Aufenthaltsortes im Verfahren gegen Kinder und Jugendliche (Erw.2). 3. Konkurrenz des besondern Gerichtsstandes des Art. 372 Abs. 1 mit dem allgemeinen des Art. 346 StGB (Erw. 3).

96 IV 23 () from 19. März 1970
Regeste: Art. 346 ff. und 372 StGB; Art. 263 BStP. 1. Zuständigkeit der Anklagekammer in Fällen, in denen sich der Beschuldigte teils als Jugendlicher, teils nach Vollendung des achtzehnten Altersjahres vergangen hat (Erw. 1). 2. In solchen Fällen ist in der Regel eine einheitliche Beurteilung zu ermöglichen, und zwar an jenem der konkurrierenden Orte, der nach dem Ermessen der Behörden der zweckmässigste ist (Erw. 2). 3. Konkurrenz des besondern Gerichtsstandes des Art. 372 Abs. 1 mit dem allgemeinen Gerichtsstand der Art. 346 ff. StGB (Erw. 3 a). 4. Vor der Vollendung des achtzehnten Altersjahres begangene Straftaten sind mit milderer Strafe bedroht als nachher verübte; Folgen für die Bestimmung des allgemeinen Gerichtsstandes (Erw. 3 b).

118 IV 371 () from 15. Dezember 1992
Regeste: Art. 67 BV, Art. 352 ff. StGB, Art. 252 BStP. Interkantonale Rechtshilfe, politisches Delikt. - Verfahren: Parteien, rechtliches Gehör des Verurteilten, förmlicher Entscheid des ersuchten Kantons (E. 1a-E. 1d). - Art. 252 Abs. 1 BStP wurde faktisch durch die Art. 352 ff. StGB ersetzt (E. 2). - Art. 352 StGB verpflichtet die Kantone zu grundsätzlich umfassender Rechtshilfe (E. 3). - Ob ein politisches Delikt im Sinne von Art. 352 Abs. 2 StGB vorliegt, entscheidet die Anklagekammer frei (E. 4b). - Im Bereich der interkantonalen Rechtshilfe ist der Begriff des politischen Delikts weit zu fassen (E. 4c-E. 4h). - Der sich aus der Bundesverfassung und der EMRK ergebende Grundsatz "ne bis in idem" bzw. die materielle Rechtskraft stehen einer neuen Beurteilung durch den ersuchten Kanton entgegen; der ersuchte Kanton hat daher entweder das rechtskräftige Urteil zu vollziehen oder den Verurteilten dem ersuchenden Kanton zuzuführen (E. 6).

135 IV 87 (6B_538/2008) from 7. Januar 2009
Regeste: a Verwertung entfernter Strafregistereinträge; Art. 369 Abs. 7 StGB. Verurteilungen, die aus dem Strafregister entfernt wurden, dürfen in einem neuen Strafverfahren bei der Strafzumessung und beim Entscheid über den Strafaufschub nicht mehr verwertet werden. Bei einer neuen Begutachtung können die einer entfernten Verurteilung zugrunde liegenden Taten jedoch berücksichtigt werden (E. 2).

 

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