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Schweizerisches Strafgesetzbuch

vom 21. Dezember 1937 (Stand am 22. November 2022)

Art. 56

1. Grund­sät­ze

 

1 Ei­ne Mass­nah­me ist an­zu­ord­nen, wenn:

a.
ei­ne Stra­fe al­lein nicht ge­eig­net ist, der Ge­fahr wei­te­rer Straf­ta­ten des Tä­ters zu be­geg­nen;
b.
ein Be­hand­lungs­be­dürf­nis des Tä­ters be­steht oder die öf­fent­li­che Si­cher­heit dies er­for­dert; und
c.
die Vor­aus­set­zun­gen der Ar­ti­kel 59–61, 63 oder 64 er­füllt sind.

2 Die An­ord­nung ei­ner Mass­nah­me setzt vor­aus, dass der mit ihr ver­bun­de­ne Ein­griff in die Per­sön­lich­keits­rech­te des Tä­ters im Hin­blick auf die Wahr­schein­lich­keit und Schwe­re wei­te­rer Straf­ta­ten nicht un­ver­hält­nis­mäs­sig ist.

3 Das Ge­richt stützt sich beim Ent­scheid über die An­ord­nung ei­ner Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 59–61, 63 und 64 so­wie bei der Än­de­rung der Sank­ti­on nach Ar­ti­kel 65 auf ei­ne sach­ver­stän­di­ge Be­gut­ach­tung. Die­se äus­sert sich über:

a.
die Not­wen­dig­keit und die Er­folgs­aus­sich­ten ei­ner Be­hand­lung des Tä­ters;
b.
die Art und die Wahr­schein­lich­keit wei­te­rer mög­li­cher Straf­ta­ten; und
c.
die Mög­lich­kei­ten des Voll­zugs der Mass­nah­me.

4 Hat der Tä­ter ei­ne Tat im Sin­ne von Ar­ti­kel 64 Ab­satz 1 be­gan­gen, so ist die Be­gut­ach­tung durch einen Sach­ver­stän­di­gen vor­zu­neh­men, der den Tä­ter we­der be­han­delt noch in an­de­rer Wei­se be­treut hat.

4bis Kommt die An­ord­nung der le­bens­läng­li­chen Ver­wah­rung nach Ar­ti­kel 64 Ab­satz 1bis in Be­tracht, so stützt sich das Ge­richt beim Ent­scheid auf die Gut­ach­ten von min­des­tens zwei er­fah­re­nen und von­ein­an­der un­ab­hän­gi­gen Sach­ver­stän­di­gen, die den Tä­ter we­der behan­delt noch in an­de­rer Wei­se be­treut ha­ben.51

5 Das Ge­richt ord­net ei­ne Mass­nah­me in der Re­gel nur an, wenn ei­ne ge­eig­ne­te Ein­rich­tung zur Ver­fü­gung steht.

6 Ei­ne Mass­nah­me, für wel­che die Vor­aus­set­zun­gen nicht mehr er­füllt sind, ist auf­zu­he­ben.

51 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Dez. 2007 (Le­bens­läng­li­che Ver­wah­rung ex­trem ge­fähr­li­cher Straf­tä­ter), in Kraft seit 1. Aug. 2008 (AS 2008 2961; BBl 2006 889).