Schweizerisches Strafgesetzbuch


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Art. 101

3. Un­ver­jähr­bar­keit

 

1 Kei­ne Ver­jäh­rung tritt ein für:

a.
Völ­ker­mord (Art. 264);
b.
Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit (Art. 264a Abs. 1 und 2);
c.
Kriegs­ver­bre­chen (Art. 264c Abs. 1–3, 264d Abs. 1 und 2, 264e Abs. 1 und 2, 264f, 264g Abs. 1 und 2 und 264h);
d.
Ver­bre­chen, die als Mit­tel zu Er­pres­sung oder Nö­ti­gung Leib und Le­ben vie­ler Men­schen in Ge­fahr brach­ten oder zu brin­gen droh­ten, na­ment­lich un­ter Ver­wen­dung von Mas­sen­ver­nich­tungs­mit­teln, durch Aus­lö­sen von Ka­ta­stro­phen oder durch Gei­sel­nah­me;
e.142
se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Kin­dern (Art. 187 Ziff. 1 und 1bis), se­xu­el­ler Über­griff und se­xu­el­le Nö­ti­gung (Art. 189), Ver­ge­wal­ti­gung (Art. 190), Miss­brauch ei­ner ur­teil­s­un­fä­hi­gen oder zum Wi­der­stand un­fä­hi­gen Per­son (Art. 191), Aus­nüt­zung ei­ner Not­la­ge oder Ab­hän­gig­keit (Art. 193) und Täu­schung über den se­xu­el­len Cha­rak­ter ei­ner Hand­lung (Art. 193a), wenn sie an Kin­dern un­ter 12 Jah­ren be­gan­gen wur­den.143

2 Wä­re die Straf­ver­fol­gung bei An­wen­dung der Ar­ti­kel 97 und 98 ver­jährt, so kann das Ge­richt die Stra­fe mil­dern.

3 Die Ab­sät­ze 1 Buch­sta­ben a, c und d so­wie 2 gel­ten, wenn die Straf­ver­fol­gung oder die Stra­fe am 1. Ja­nu­ar 1983 nach dem bis zu je­nem Zeit­punkt gel­ten­den Recht noch nicht ver­jährt war. Ab­satz 1Buch­sta­be b gilt, wenn die Straf­ver­fol­gung oder die Stra­fe beim In­kraft­tre­ten der Än­de­rung vom 18. Ju­ni 2010 die­ses Ge­set­zes nach bis­he­ri­gem Recht noch nicht ver­jährt war. Ab­satz 1 Buch­sta­be e gilt, wenn die Straf­ver­fol­gung oder die Stra­fe am 30. No­vem­ber 2008 nach dem bis zu je­nem Zeit­punkt gel­ten­den Recht noch nicht ver­jährt war.144 145

142 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 15. Ju­ni 2012 (Un­ver­jähr­bar­keit se­xu­el­ler und por­no­gra­fi­scher Straf­ta­ten an Kin­dern vor der Pu­ber­tät) (AS 2012 5951; BBl 2011 5977). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 16. Ju­ni 2023 über ei­ne Re­vi­si­on des Se­xual­straf­rechts, in Kraft seit 1. Ju­li 2024 (AS 2024 27; BBl 2018 2827; 2022 687, 1011).

143 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge­set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

144 Drit­ter Satz ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 15. Ju­ni 2012 (Un­ver­jähr­bar­keit se­xu­el­ler und por­no­gra­fi­scher Straf­ta­ten an Kin­dern vor der Pu­ber­tät), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 5951; BBl 2011 5977).

145 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge­set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

BGE

148 IV 96 (6B_938/2020, 6B_942/2020) from 12. November 2021
Regeste: Art. 101 Abs. 1, 4 und 5 MWSTG; Art. 9 VStrR; Art. 49 StGB; Berechnung der Mehrwertsteuerbusse bei Tatmehrheit; Asperations- und Kumulationsprinzip. Der in Art. 9 VStrR verankerte Ausschluss des Asperationsprinzips für Bussen und Umwandlungsstrafen gilt - besondere Bestimmungen in den entsprechenden Verwaltungsgesetzen vorbehalten - auch bei Konkurrenz zwischen Widerhandlungen gegen verschiedene Verwaltungsgesetze sowie bei mehreren Widerhandlungen nach demselben Verwaltungsgesetz (E. 4.5.1). Im Anwendungsbereich des MWSTG ist das Asperationsprinzip - trotz des generellen Ausschlusses von Art. 9 VStrR in Art. 101 Abs. 1 MWSTG - auf die in Art. 101 Abs. 4 und 5 MWSTG geregelten Fälle beschränkt. Art. 101 Abs. 4 MWSTG erfasst im Zuständigkeitsbereich der EZV nur die Idealkonkurrenz ("eine Handlung"), während Art. 101 Abs. 5 MWSTG für den Zuständigkeitsbereich der ESTV auch die Realkonkurrenz regelt ("eine oder mehrere Handlungen"). Für im Zuständigkeitsbereich der EZV in Realkonkurrenz begangene Straftaten, d.h. durch Nichtanmeldung von Waren bei deren Einfuhr in die Schweiz zu unterschiedlichen Zeitpunkten bzw. an unterschiedlichen Orten, gilt daher das Kumulationsprinzip (E. 4.5.2-4.7).

150 IV 121 (6B_964/2023) from 17. April 2024
Regeste: Art. 6 und 7 Abs. 1 und 3 StGB; Übereinkommen des Europarats vom 11. Mai 2011 zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (Istanbul-Konvention); aktives Personalitätsprinzip; Tragweite des Erfordernisses der beidseitigen Strafbarkeit und des Vorbehalts des milderen Rechts im Zusammenhang mit der Verfolgungsverjährung. Weder das Erfordernis der beidseitigen Strafbarkeit (Art. 7 Abs. 1 lit. a StGB), das abstrakt zu verstehen ist (E. 3.2.3), noch der Vorbehalt des milderen Tatortrechts bei der Strafzumessung (Art. 7 Abs. 3 StGB) gebieten es, die am Tatort eingetretene Verfolgungsverjährung einer Vergewaltigungshandlung nach schweizerischem Recht zu berücksichtigen (E. 3.4).

 

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