Schweizerisches Strafgesetzbuch


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Art. 120170

Über­tre­tun­gen durch Ärz­tin­nen oder Ärz­te

 

1 Mit Bus­se171 wird die Ärz­tin oder der Arzt be­straft, die oder der ei­ne Schwan­ger­schaft in An­wen­dung von Ar­ti­kel 119 Ab­satz 2 ab­bricht und es un­ter­lässt, vor dem Ein­griff:

a.
von der schwan­ge­ren Frau ein schrift­li­ches Ge­such zu ver­lan­gen;
b.
per­sön­lich mit der schwan­ge­ren Frau ein ein­ge­hen­des Ge­spräch zu füh­ren und sie zu be­ra­ten, sie über die ge­sund­heit­li­chen Ri­si­ken des Ein­griffs zu in­for­mie­ren und ihr ge­gen Un­ter­schrift einen Leit­fa­den aus­zu­hän­di­gen, wel­cher ent­hält:
1.
ein Ver­zeich­nis der kos­ten­los zur Ver­fü­gung ste­hen­den Be­ra­tungs­stel­len,
2.
ein Ver­zeich­nis von Ver­ei­nen und Stel­len, wel­che mo­ra­li­sche und ma­te­ri­el­le Hil­fe an­bie­ten, und
3.
Aus­kunft über die Mög­lich­keit, das ge­bo­re­ne Kind zur Ad­op­ti­on frei­zu­ge­ben;
c.
sich per­sön­lich zu ver­ge­wis­sern, dass ei­ne schwan­ge­re Frau un­ter 16 Jah­ren sich an ei­ne für Ju­gend­li­che spe­zia­li­sier­te Be­ra­tungs­stel­le ge­wandt hat.

2 Eben­so wird die Ärz­tin oder der Arzt be­straft, die oder der es un­ter­lässt, ge­mä­ss Ar­ti­kel 119 Ab­satz 5 einen Schwan­ger­schafts­ab­bruch der zu­stän­di­gen Ge­sund­heits­be­hör­de zu mel­den.

170Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 23. März 2001 (Schwan­ger­schafts­ab­bruch), in Kraft seit 1. Okt. 2002 (AS 2002 2989; BBl 1998 30055376).

171Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 5 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Buch be­rück­sich­tigt.

BGE

147 IV 297 (6B_1295/2020) from 26. Mai 2021
Regeste: a Art. 6 Ziff. 1 EMRK, Art. 14 UNO Pakt II, Art. 30 Abs. 3 BV, Art. 69 und 70 StPO; Grundsatz der Justizöffentlichkeit, teilweiser Ausschluss der Öffentlichkeit, Anwesenheit von Vertrauenspersonen. Der Entscheid über den teilweisen Ausschluss der Öffentlichkeit von einer Verhandlung ist ein verfahrensleitender Beschluss im Sinne von Art. 80 Abs. 3 StPO. Er ist nicht mit sofortiger Beschwerde sondern zusammen mit dem Endentscheid anzufechten (Bestätigung der Rechtsprechung; E. 1.1). Es verstösst nicht gegen den Grundsatz der Justizöffentlichkeit, wenn die Allgemeinheit (wegen der Corona-Pandemie) teilweise ausgeschlossen, jedoch rund zwanzig Journalisten die Teilnahme an der Berufungsverhandlung gestattet und dadurch die öffentliche Berichterstattung gewährleistet wird (E. 1.2). Aus Art. 70 Abs. 2 StPO lässt sich nicht ableiten, dass der Beschuldigte unabhängig von den konkreten Umständen die Anwesenheit von Vertrauenspersonen verlangen kann, denn dieser Anspruch kann mit anderen Interessen in Konflikt geraten. Vorliegend ist die vorinstanzliche Abwägung dieser Interessen nicht zu beanstanden (E. 1.3).

 

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