Schweizerisches Strafgesetzbuch


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Art. 5

Straf­ta­ten ge­gen Min­der­jäh­ri­ge

 

1 Die­sem Ge­setz ist aus­ser­dem un­ter­wor­fen, wer sich in der Schweiz be­fin­det, nicht aus­ge­lie­fert wird und im Aus­land ei­ne der fol­gen­den Ta­ten be­gan­gen hat:

a.7
Men­schen­han­del (Art. 182), se­xu­el­le Nö­ti­gung (Art. 189 Abs. 2 und 3), Ver­ge­wal­ti­gung (Art. 190 Abs. 2 und 3), Miss­brauch ei­ner ur­teil­s­un­fä­hi­gen oder zum Wi­der­stand un­fä­hi­gen Per­son (Art. 191) oder För­de­rung der Pro­sti­tu­ti­on (Art. 195), wenn das Op­fer we­ni­ger als 18 Jah­re alt war;
abis.8
se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Ab­hän­gi­gen (Art. 188) und se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Min­der­jäh­ri­gen ge­gen Ent­gelt (Art. 196);
b.
se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Kin­dern (Art. 187), wenn das Op­fer we­ni­ger als 14 Jah­re alt war;
c.9
qua­li­fi­zier­te Por­no­gra­fie (Art. 197 Abs. 3 und 4), wenn die Ge­gen­stän­de oder Vor­füh­run­gen se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Min­der­jäh­ri­gen zum In­halt hat­ten.

2 Der Tä­ter wird, un­ter Vor­be­halt ei­nes kras­sen Ver­stos­ses ge­gen die Grund­sät­ze der Bun­des­ver­fas­sung und der EMRK10, in der Schweiz we­gen der Tat nicht mehr ver­folgt, wenn:

a.
ein aus­län­di­sches Ge­richt ihn end­gül­tig frei­ge­spro­chen hat;
b.
die Sank­ti­on, zu der er im Aus­land ver­ur­teilt wur­de, voll­zo­gen, er­las­sen oder ver­jährt ist.

3 Ist der Tä­ter we­gen der Tat im Aus­land ver­ur­teilt wor­den und wur­de die Stra­fe im Aus­land nur teil­wei­se voll­zo­gen, so rech­net ihm das Ge­richt den voll­zo­ge­nen Teil auf die aus­zu­spre­chen­de Stra­fe an. Das Ge­richt ent­schei­det, ob ei­ne im Aus­land an­ge­ord­ne­te, dort aber nur teil­wei­se voll­zo­ge­ne Mass­nah­me fort­zu­set­zen oder auf die in der Schweiz aus­ge­fäll­te Stra­fe an­zu­rech­nen ist.

7 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 16. Ju­ni 2023 über ei­ne Re­vi­si­on des Se­xual­straf­rechts, in Kraft seit 1. Ju­li 2024 (AS 2024 27; BBl 2018 2827; 2022 687, 1011).

8 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BB vom 27. Sept. 2013 (Lanz­aro­te-Kon­ven­ti­on), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 1159; BBl 2012 7571).

9 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 27. Sept. 2013 (Lanz­aro­te-Kon­ven­ti­on), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 1159; BBl 2012 7571).

10 SR 0.101

BGE

150 IV 121 (6B_964/2023) from 17. April 2024
Regeste: Art. 6 und 7 Abs. 1 und 3 StGB; Übereinkommen des Europarats vom 11. Mai 2011 zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (Istanbul-Konvention); aktives Personalitätsprinzip; Tragweite des Erfordernisses der beidseitigen Strafbarkeit und des Vorbehalts des milderen Rechts im Zusammenhang mit der Verfolgungsverjährung. Weder das Erfordernis der beidseitigen Strafbarkeit (Art. 7 Abs. 1 lit. a StGB), das abstrakt zu verstehen ist (E. 3.2.3), noch der Vorbehalt des milderen Tatortrechts bei der Strafzumessung (Art. 7 Abs. 3 StGB) gebieten es, die am Tatort eingetretene Verfolgungsverjährung einer Vergewaltigungshandlung nach schweizerischem Recht zu berücksichtigen (E. 3.4).

 

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