Schweizerische Strafprozessordnung
(Strafprozessordnung, StPO)


Open article in different language:  FR  |  IT  |  EN
Art. 273 Teilnehmeridentifikation, Standortermittlung und technische Merkmale des Verkehrs 188

1 Be­steht der drin­gen­de Ver­dacht, ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen sei be­gan­gen wor­den, und sind die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 269 Ab­satz 1 Buch­sta­ben b und c er­füllt, so kann die Staats­an­walt­schaft die fol­gen­den Rand­da­ten ver­lan­gen:189

a.
die­je­ni­gen des Fern­mel­de­ver­kehrs ge­mä­ss Ar­ti­kel 8 Buch­sta­be b des Bun­des­ge­set­zes vom 18. März 2016190 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs (BÜPF) der be­schul­dig­ten Per­son, ei­ner Dritt­per­son nach Ar­ti­kel 270 Buch­sta­be b des vor­lie­gen­den Ge­set­zes oder ei­ner ge­schä­dig­ten Per­son;
b.
die­je­ni­gen des Post­ver­kehrs ge­mä­ss Ar­ti­kel 19 Ab­satz 1 Buch­sta­be b BÜPF der be­schul­dig­ten Per­son oder ei­ner Dritt­per­son nach Ar­ti­kel 270 Buch­sta­be b des vor­lie­gen­den Ge­set­zes.191

2 Die An­ord­nung be­darf der Ge­neh­mi­gung durch das Zwangs­mass­nah­men­ge­richt.

3 Auskünfte nach Absatz 1 können unabhängig von der Dauer der Überwachung und bis 6 Monate rückwirkend verlangt werden.

188 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 1 des BG vom 18. März 2016 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 117; BBl 2013 2683).

189 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 2 Ziff. 2 des BG vom 17. Ju­ni 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 468; BBl 2019 6697).

190 SR 780.1

191 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 468; BBl 2019 6697).

BGE

150 IV 139 (7B_159/2022, 7B_160/2022) from 11. Januar 2024
Regeste: Art. 141, 274, 277 und 278 StPO; Zuständigkeit zur Genehmigung eines Zufallsfundes aus einer rechtshilfeweise erwirkten Überwachung einer verschlüsselten Kommunikationsplattform im Rahmen einer international koordinierten Strafverfolgungsaktion ("Operation Trojan Shield"). Internationalstrafrechtlicher Grundsatz der Territorialität und Rechtshilfeerfordernis bei Überwachungen von verschlüsselten Kommunikationsplattformen im sogenannten Darknet; anwendbares Recht (E. 5.1). Anwendungsfälle von Art. 269 ff., insbesondere Art. 278 StPO (Genehmigung von Zufallsfunden). Der hier beurteilte Überwachungssachverhalt fällt nicht darunter (E. 5.2-5.6). In Fällen wie dem vorliegenden drängt sich auch keine "analoge" Anwendung von Art. 278 StPO und keine Annahme einer "Gesetzeslücke" auf, mit der de lege lata eine Zuständigkeit des Zwangsmassnahmengerichtes zur Vorab-Genehmigung der Verwertbarkeit von rechtshilfeweise erlangten Aufzeichnungen begründet werden könnte. Dem Sachgericht ist diesbezüglich nicht vorzugreifen (E. 5.7). Darüber hinaus wäre hier auch kein Zufallsfund im Sinne von Art. 278 Abs. 1 und 2 StPO ersichtlich gewesen (E. 5.8). Der Genehmigungsentscheid des Zwangsmassnahmengerichtes war wegen Unzuständigkeit aufzuheben (E. 5.9).

Diese Seite ist durch reCAPTCHA geschützt und die Google Datenschutzrichtlinie und Nutzungsbedingungen gelten.

Feedback
Laden