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Schweizerische Strafprozessordnung
(Strafprozessordnung, StPO)

Art. 410 Zulässigkeit und Revisionsgründe

1 Wer durch ein rechts­kräf­ti­ges Ur­teil, einen Straf­be­fehl, einen nach­träg­li­chen rich­ter­li­chen Ent­scheid oder einen Ent­scheid im selbst­stän­di­gen Mass­nah­men­ver­fah­ren be­schwert ist, kann die Re­vi­si­on ver­lan­gen, wenn:

a.
neue, vor dem Ent­scheid ein­ge­tre­te­ne Tat­sa­chen oder neue Be­weis­mit­tel vor­lie­gen, die ge­eig­net sind, einen Frei­spruch, ei­ne we­sent­lich mil­de­re oder we­sent­lich stren­ge­re Be­stra­fung der ver­ur­teil­ten Per­son oder ei­ne Ver­ur­tei­lung der frei­ge­spro­che­nen Per­son her­bei­zu­füh­ren;
b.
der Ent­scheid mit ei­nem spä­te­ren Stra­fent­scheid, der den glei­chen Sach­ver­halt be­trifft, in un­ver­träg­li­chem Wi­der­spruch steht;
c.
sich in ei­nem an­de­ren Straf­ver­fah­ren er­weist, dass durch ei­ne straf­ba­re Hand­lung auf das Er­geb­nis des Ver­fah­rens ein­ge­wirkt wor­den ist; ei­ne Ver­ur­tei­lung ist nicht er­for­der­lich; ist das Straf­ver­fah­ren nicht durch­führ­bar, so kann der Be­weis auf an­de­re Wei­se er­bracht wer­den.

2 Die Re­vi­si­on we­gen Ver­let­zung der Kon­ven­ti­on vom 4. No­vem­ber 1950271 zum Schut­ze der Men­schen­rech­te und Grund­frei­hei­ten (EMRK) kann ver­langt wer­den, wenn:

a.272
der Eu­ro­päi­sche Ge­richts­hof für Men­schen­rech­te in ei­nem end­gül­ti­gen Ur­teil (Art. 44 EMRK) fest­ge­stellt hat, dass die EMRK oder die Pro­to­kol­le da­zu ver­letzt wor­den sind, oder den Fall durch ei­ne güt­li­che Ei­ni­gung (Art. 39 EMRK) ab­ge­schlos­sen hat;
b.
ei­ne Ent­schä­di­gung nicht ge­eig­net ist, die Fol­gen der Ver­let­zung aus­zu­glei­chen; und
c.
die Re­vi­si­on not­wen­dig ist, um die Ver­let­zung zu be­sei­ti­gen.

3 Die Re­vi­si­on zu­guns­ten der ver­ur­teil­ten Per­son kann auch nach Ein­tritt der Ver­jäh­rung ver­langt wer­den.

4 Be­schränkt sich die Re­vi­si­on auf Zi­vil­an­sprü­che, so ist sie nur zu­läs­sig, wenn das am Ge­richts­stand an­wend­ba­re Zi­vil­pro­zess­recht ei­ne Re­vi­si­on ge­stat­ten wür­de.

271 SR 0.101

272 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 3 des BG vom 1. Okt. 2021, in Kraft seit 1. Ju­li 2022 (AS 2022 289; BBl 2021300, 889).