Swiss Criminal Procedure Code
(Criminal Procedure Code, CrimPC)


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Art. 253 Unnatural deaths

1 If there are in­dic­a­tions that a death did not oc­cur nat­ur­ally, and in par­tic­u­lar in­dic­a­tions of an of­fence, or if the body is uniden­ti­fied, the pub­lic pro­sec­utor shall or­der an ex­am­in­a­tion of the body to be car­ried out by a spe­cial­ist doc­tor in or­der to es­tab­lish the cause of death or to identi­fy the body.

2 If, after the ex­am­in­a­tion of the body, there is no evid­ence that an of­fence has been com­mit­ted and if iden­tity is es­tab­lished, the pub­lic pro­sec­utor shall re­lease the body for the fu­ner­al.

3 The pub­lic pro­sec­utor shall oth­er­wise or­der the body to be se­cured and fur­ther tests, and if ne­ces­sary an autopsy to be car­ried out by an in­sti­tute for forensic medi­cine. It may or­der the body or parts there­of to be re­tained for as long as re­quired for the pur­pose of the in­vest­ig­a­tion.

4 The can­tons shall de­cide per­sons in the med­ic­al pro­fes­sion are re­quired to re­port un­nat­ur­al deaths to the crim­in­al justice au­thor­it­ies.

BGE

147 I 354 (2C_657/2018) from 18. März 2021
Regeste: Art. 13 BV, Art. 8 EMRK, Art. 321 StGB, Art. 68 des Tessiner Gesundheitsgesetzes (LSan/TI); ärztliches Berufsgeheimnis, Bestimmungen des kantonalen Rechts über die Meldepflicht von Angehörigen der Gesundheitsberufe gegenüber der Strafverfolgungsbehörde, abstrakte Normenkontrolle. Bedeutung der ärztlichen Schweigepflicht (E. 3.2 und 3.3.1). Einwilligung des Patienten, Entbindung von der Schweigepflicht durch die Aufsichtsbehörde und Meldepflichten bzw. -rechte als Ausnahmen von der Strafbarkeit bei Offenbarung des Arztgeheimnisses (E. 3.3.2 und 3.3.3). Auch nach Inkrafttreten der StPO können die Kantone eine Meldepflicht der Gesundheitsfachpersonen bei der Staatsanwaltschaft gemäss Art. 321 Ziff. 3 StGB vorsehen (E. 3.3.3 und 4). Anforderungen, die von der kantonalen Gesetzgebung berücksichtigt werden müssen (E. 3.4 und 3.5). Art. 68 Abs. 2 LSan/TI legt eine allgemeine Verpflichtung für Angehörige der Gesundheitsberufe fest, der Staatsanwaltschaft jeden Krankheits- oder Verletzungsfall im Zusammenhang mit einer bekannten oder vermuteten Straftat zu melden, der ihnen bei der Ausübung ihrer Pflichten oder ihres Berufs bekannt wird. Eine Verpflichtung dieses Umfangs verletzt die Substanz des Arztgeheimnisses und verstösst damit gegen Art. 321 StGB (E. 5). Darüber hinaus verpflichtet Art. 68 Abs. 3 LSan/TI die Angehörigen der Gesundheitsberufe, jedes Offizialdelikt, das eine Gesundheitsfachperson im Zusammenhang mit ihrer Funktion oder ihrem Beruf begangen hat, der Staatsanwaltschaft anzuzeigen, wobei die ärztliche Schweigepflicht im Zusammenhang mit einer therapeutischen Beziehung vorbehalten bleibt. Im Lichte der Strafbarkeit des Meldeversäumnisses ist die Beschreibung des Straftatbestandes nicht hinreichend präzise und eingegrenzt. Die Vorschrift verstösst insofern gegen das strafrechtliche Bestimmtheitsgebot (E. 6.3).

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