Schweizerische Strafprozessordnung
(Strafprozessordnung, StPO)


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Art. 168 Zeugnisverweigerungsrecht aufgrund persönlicher Beziehungen

1 Das Zeug­nis kön­nen ver­wei­gern:

a.
die Ehe­gat­tin oder der Ehe­gat­te der be­schul­dig­ten Per­son oder wer mit die­ser ei­ne fak­ti­sche Le­bens­ge­mein­schaft führt;
b.
wer mit der be­schul­dig­ten Per­son ge­mein­sa­me Kin­der hat;
c.
die in ge­ra­der Li­nie Ver­wand­ten oder Ver­schwä­ger­ten der be­schul­dig­ten Per­son;
d.
die Ge­schwis­ter und Stief­ge­schwis­ter der be­schul­dig­ten Per­son so­wie die Ehe­gat­tin oder der Ehe­gat­te ei­nes Ge­schwis­ters oder Stief­ge­schwis­ters;
e.
die Ge­schwis­ter und Stief­ge­schwis­ter der durch Ehe mit der be­schul­dig­ten Per­son ver­bun­de­nen Per­son, so­wie die Ehe­gat­tin oder der Ehe­gat­te ei­nes Ge­schwis­ters oder Stief­ge­schwis­ters;
f.
die Pfle­ge­el­tern, die Pfle­ge­kin­der und die Pfle­ge­ge­schwis­ter der be­schul­dig­ten Per­son;
g.80
die für die be­schul­dig­te Per­son zur Vor­mund­schaft oder zur Bei­stand­schaft ein­ge­setz­te Per­son.

2 Das Zeug­nis­ver­wei­ge­rungs­recht nach Ab­satz 1 Buch­sta­ben a und f be­steht fort, wenn die Ehe auf­ge­löst wird oder wenn bei ei­ner Fa­mi­li­en­pfle­ge81 das Pfle­ge­ver­hält­nis nicht mehr be­steht.

3 Die ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft ist der Ehe gleich­ge­stellt.

4 Das Zeug­nis­ver­wei­ge­rungs­recht ent­fällt, wenn:

a.82
sich das Straf­ver­fah­ren auf ei­ne Straf­tat nach den Ar­ti­keln 111–113, 122, 124, 140, 184, 185, 187, 189, 190 oder 191 StGB83 be­zieht; und
b.
sich die Tat ge­gen ei­ne Per­son rich­te­te, zu der die Zeu­gin oder der Zeu­ge nach den Ab­sät­zen 1–3 in Be­zie­hung steht.

80Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 15. Dez. 2017 (Kin­des­schutz), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 2947; BBl 2015 3431).

81 Art. 4–11 der V vom 19. Okt. 1977 über die Auf­nah­me von Kin­dern zur Pfle­ge und zur Ad­op­ti­on (SR 211.222.338).

82 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 30. Sept. 2011, in Kraft seit 1. Ju­li 2012 (AS 2012 2575; BBl 2010 56515677).

83 SR 311.0

BGE

147 IV 534 (6B_323/2021) from 11. August 2021
Regeste: Art. 139 Abs. 2, Art. 164 Abs. 1 und 2, Art. 177 Abs. 2 StPO; Abklärungen zum Vorleben und den persönlichen Verhältnissen von Zeugen. Art. 164 Abs. 1 StPO dient dem Schutz der Persönlichkeit von Zeuginnen und Zeugen (E. 2.3.2). Über die Frage nach den Beziehungen des Zeugen zu den Parteien (sog. Generalfrage, vgl. Art. 177 Abs. 2 StPO) hinausgehende Abklärungen zum Vorleben und den persönlichen Verhältnissen des Zeugen sind nur mit Zurückhaltung und soweit notwendig vorzunehmen. Abklärungen zur Glaubwürdigkeit des Zeugen sind nicht bereits dann notwendig, wenn Zweifel an der allgemeinen Glaubwürdigkeit des Zeugen bestehen, sondern nur, wenn diese Zweifel auch geeignet sind, sich auf die konkrete Beweiswürdigung, d.h. die Glaubhaftigkeit von konkreten, rechtserheblichen Zeugenaussagen auszuwirken (E. 2.3.2-2.3.4 und E. 2.5.1). Zeugen sind daher nicht immer zwingend zu allfälligen Strafverfahren wegen Rechtspflegedelikten zu befragen (E. 2.5.2).

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