Strahlenschutzverordnung
(StSV)

vom 26. April 2017 (Stand am 1. Januar 2022)


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Art. 2 Begriffe

1 In die­ser Ver­ord­nung be­deu­ten:

a.
ge­plan­te Ex­po­si­ti­ons­si­tua­ti­on: Ex­po­si­ti­ons­si­tua­ti­on, die durch den ge­plan­ten Be­trieb ei­ner Strah­lungs­quel­le oder durch mensch­li­che Be­tä­ti­gun­gen, die Ex­po­si­ti­ons­pfa­de ver­än­dern, ent­steht mit der Fol­ge, dass ei­ne Ex­po­si­ti­on
oder ei­ne mög­li­che Ex­po­si­ti­on von Mensch oder Um­welt ver­ur­sacht wird;
b.
Not­fall-Ex­po­si­ti­ons­si­tua­ti­on: Ex­po­si­ti­ons­si­tua­ti­on in­fol­ge ei­nes Not­falls nach Ar­ti­kel 132;
c.
be­ste­hen­de Ex­po­si­ti­ons­si­tua­ti­on: Ex­po­si­ti­ons­si­tua­ti­on, die be­reits be­steht, wenn ei­ne Ent­schei­dung über ih­re Kon­trol­le ge­trof­fen wer­den muss, und die So­fort­mass­nah­men nicht oder nicht mehr er­for­dert; es han­delt sich ins­be­son­de­re um ra­dio­lo­gi­sche Alt­las­ten, Ra­don, na­tür­lich vor­kom­men­des ra­dio­ak­ti­ves Ma­te­ri­al so­wie lang­fris­ti­ge Kon­ta­mi­na­ti­on nach ei­nem Not­fall;
d.
be­ruf­li­che Ex­po­si­ti­on: Ex­po­si­ti­on auf­grund ei­ner be­ruf­li­chen Tä­tig­keit; ei­ne be­ruf­li­che Ex­po­si­ti­on kann Ar­beit­neh­men­de, Selbst­stän­di­g­er­wer­ben­de, Ler­nen­de so­wie Stu­die­ren­de be­tref­fen;
e.
me­di­zi­ni­sche Ex­po­si­ti­on: Ex­po­si­ti­on von Pa­ti­en­tin­nen und Pa­ti­en­ten oder asym­pto­ma­ti­schen In­di­vi­du­en zu dia­gno­s­ti­schen oder the­ra­peu­ti­schen Zwe­cken, mit dem Ziel, ih­re Ge­sund­heit zu ver­bes­sern, so­wie Ex­po­si­tio­nen von nicht­be­ruf­lich pfle­gen­den Per­so­nen in der Hu­man­me­di­zin und von teil­neh­men­den Per­so­nen in der Hu­man­for­schung;
f.
Ex­po­si­ti­on der Be­völ­ke­rung: je­de Ex­po­si­ti­on von Per­so­nen mit Aus­nah­me von be­ruf­li­chen und me­di­zi­ni­schen Ex­po­si­tio­nen;
g.
Strah­len­schutz-Sach­ver­stän­di­ge: Sach­ver­stän­di­ge nach Ar­ti­kel 16 StSG, die über die er­for­der­li­che Sach­kennt­nis, Aus­bil­dung und Er­fah­rung im Strah­len­schutz ver­fü­gen, um den wirk­sa­men Schutz von Mensch und Um­welt zu ge­währ­leis­ten; Sach­ver­stän­di­ge wer­den für die Um­set­zung der ge­setz­li­chen Vor­ga­ben in be­trieb­li­chen Strah­len­schutz­an­wei­sun­gen so­wie für de­ren Kon­trol­le in­ner­halb des Be­triebs ein­ge­setzt;
h.
na­tür­lich vor­kom­men­de ra­dio­ak­ti­ve Ma­te­ria­li­en (NORM3): Ma­te­ria­li­en mit na­tür­lich vor­kom­men­den Ra­dio­nu­k­li­den, die kei­ne künst­li­chen ra­dio­ak­ti­ven Stof­fe ent­hal­ten; Ma­te­ria­li­en, in de­nen die Ak­ti­vi­täts­kon­zen­tra­tio­nen der na­tür­lich vor­kom­men­den Ra­dio­nu­k­li­de durch be­stimm­te Pro­zes­se un­be­ab­sich­tigt ver­än­dert wur­den, sind eben­falls NORM; wer­den na­tür­lich vor­kom­men­de Ra­dio­nu­k­li­de ge­zielt an­ge­rei­chert, ins­be­son­de­re zur Nut­zung ih­rer Ra­dio­ak­ti­vi­tät, so gel­ten sie nicht mehr als NORM;
i.
io­ni­sie­ren­de Strah­lung: Ener­gie­trans­fer durch Teil­chen oder elek­tro­ma­gne­ti­sche Wel­len mit ei­ner Wel­len­län­ge von 100 nm oder we­ni­ger, der di­rekt oder in­di­rekt ein Atom oder Mo­le­kül io­ni­sie­ren kann;
j.
Be­frei­ungs­gren­ze (LL): Wert, der der Gren­ze der spe­zi­fi­schen Ak­ti­vi­tät ei­nes Ma­te­ri­als ent­spricht, un­ter wel­cher der Um­gang mit die­sem Ma­te­ri­al nicht mehr der Be­wil­li­gungs­pflicht und dem­nach nicht der Auf­sicht un­ter­stellt ist; die Wer­te sind in An­hang 3 Spal­te 9 fest­ge­legt;
k.
NORM-Be­frei­ungs­gren­ze (LLN): Wert, der der Gren­ze der spe­zi­fi­schen Ak­ti­vi­tät von na­tür­li­chen Ra­dio­nu­k­li­den in NORM-Ma­te­ria­li­en ent­spricht, un­ter wel­cher die­ses Ma­te­ri­al un­ein­ge­schränkt an die Um­welt ab­ge­ge­ben wer­den kann; die Wer­te sind in An­hang 2 fest­ge­legt;
l.
Be­wil­li­gungs­gren­ze (LA): Wert, der der Gren­ze der ab­so­lu­ten Ak­ti­vi­tät ei­nes Ma­te­ri­als ent­spricht, ober­halb wel­cher der Um­gang mit die­sem be­wil­li­gungs­pflich­tig ist; die Wer­te sind in An­hang 3 Spal­te 10 fest­ge­legt; sie gel­ten nicht für NORM;
m.
Richt­wert: Wert, der von ei­nem Grenz­wert ab­ge­lei­tet wird, des­sen Über­schrei­ten ge­wis­se Mass­nah­men be­wirkt und des­sen Ein­hal­tung auch die Ein­hal­tung des zu­ge­hö­ri­gen Grenz­wer­tes si­cher­stellt; Richt­wer­te für Kon­ta­mi­na­tio­nen der Luft (CA) und von Ober­flä­chen (CS) sind in An­hang 3 Spal­ten 11 und 12 fest­ge­legt;
n.
Strah­lungs­quel­le: ra­dio­ak­ti­ves Ma­te­ri­al oder An­la­ge, die io­ni­sie­ren­de Strah­lung aus­sen­den kön­nen;
o.
Ma­te­ri­al:Sam­mel­be­griff für fes­te, flüs­si­ge oder gas­för­mi­ge Stof­fe, Stoff­ge­mi­sche, Werk­stof­fe und dar­aus her­ge­stell­te End­pro­duk­te und Ge­gen­stän­de;
p.
ra­dio­ak­ti­ves Ma­te­ri­al:Ma­te­ri­al, das Ra­dio­nu­k­li­de ent­hält, ak­ti­viert oder mit Ra­dio­nu­k­li­den kon­ta­mi­niert ist und das die fol­gen­den Vor­aus­set­zun­gen er­füllt:
1.
der Um­gang da­mit un­ter­steht der Be­wil­li­gungs­pflicht und der Auf­sicht nach der Strah­len­schutz- oder der Kern­ener­gie­ge­setz­ge­bung,
2.
der Um­gang da­mit ist nicht von der Be­wil­li­gungs­pflicht und der Auf­sicht nach der Strah­len­schutz- oder der Kern­ener­gie­ge­setz­ge­bung be­freit;
q.
ra­dio­ak­ti­ver Stoff: mit dem Be­griff «ra­dio­ak­ti­ves Ma­te­ri­al» gleich­be­deu­ten­der Be­griff;
r.
ra­dio­ak­ti­ve Quel­le: ra­dio­ak­ti­ves Ma­te­ri­al, das zum Zweck der Nut­zung der Ra­dio­ak­ti­vi­tät ein­ge­setzt wird;
s.
ge­schlos­se­ne ra­dio­ak­ti­ve Quel­le: ra­dio­ak­ti­ve Quel­le, de­ren Bau­art un­ter üb­li­cher Be­an­spru­chung ein Aus­tre­ten ra­dio­ak­ti­ver Stof­fe ver­hin­dert und so die Mög­lich­keit ei­ner Kon­ta­mi­na­ti­on aus­sch­liesst;
t.
of­fe­ne ra­dio­ak­ti­ve Quel­le: ra­dio­ak­ti­ve Quel­le, die nicht den An­for­de­run­gen ei­ner ge­schlos­se­nen ra­dio­ak­ti­ven Quel­le ge­nügt;
u.
her­ren­lo­ses ra­dio­ak­ti­ves Ma­te­ri­al: ra­dio­ak­ti­ves Ma­te­ri­al, das sich nicht mehr un­ter der Kon­trol­le der Ei­gen­tü­me­rin, des Ei­gen­tü­mers, der Be­wil­li­gungs­in­ha­be­rin oder des Be­wil­li­gungs­in­ha­bers be­fin­det;
v.
An­la­gen: ab­ge­kürz­te Form von «An­la­gen zur Er­zeu­gung io­ni­sie­ren­der Strah­len»; An­la­gen sind Ein­rich­tun­gen und Ap­pa­ra­te, die zur Er­zeu­gung von Pho­to­nen- oder Kor­pus­ku­lar­strah­len die­nen.

2 Über­dies gel­ten für die­se Ver­ord­nung:

a.
die Be­grif­fe, die in den Ar­ti­keln 5–7, 26, 49, 51, 80, 85, 96, 108, 122, 149 und 175 be­stimmt sind;
b.
die über­wie­gend tech­ni­schen Be­grif­fe ge­mä­ss An­hang 1 und die Do­sis­be­grif­fe ge­mä­ss An­hang 4.

3 NORM = Na­tu­ral­ly oc­cur­ring ra­dio­ac­ti­ve ma­te­ri­al

BGE

144 II 454 (2C_888/2016) from 15. Oktober 2018
Regeste: Art. 5 Abs. 1, Art. 164 Abs. 1 lit. d, Art. 127 Abs. 1 BV; Art. 1, 2 Abs. 3, Art. 4, 5 Abs. 2 und 4, Art. 83 Abs. 1 und 2, Art. 84 lit. a KEG; Art. 1, 2 Abs. 3, Art. 3 lit. a, Art. 4, 8, 9, 17-22, 37 Abs. 2 Satz 2, Art. 47 StSG; Art. 46a RVOG; Art. 4 KHG; Art. 2, 59 USG; Art. 54 GSchG; Art. 1-3, 8, 10 JTV; Art. 12 Abs. 2 lit. a, Anhang 2 VBSTB; Art. 2 Abs. 1 lit. i StSV; Art. 2 lit. b, Art. 6-11, 12 ff. NFSV; Art. 7 lit. d KEV; fehlende gesetzliche Grundlage für die Regelung über die Kostenüberwälzung für Handlungen im Zusammenhang mit der Abgabe von Jodtabletten auf die Betreiber von Kernkraftwerken. Die anwendbaren Regelungen der Jodtabletten-Verordnung und die Vorgaben für Abgabenregelungen auf Verordnungsstufe (E. 3.1-3.4). Der Geltungsbereich des Strahlenschutzgesetzes und des Kernenergiegesetzes sowie das Verhältnis der beiden Erlasse zueinander (E. 4). Art. 4 StSG bildet für Art. 10 JTV keine genügend bestimmte gesetzliche Grundlage (E. 5.2); dasselbe gilt auch für Art. 83 KEG (E. 5.3). Art. 46a RVOG bildet nur Grundlage für Gebühren für Verfügungen und nicht für die Frage, ob der Inhalt einer Verfügung auf einer genügenden gesetzlichen Grundlage basiert (E. 5.5). Auch Art. 4 KHG ist nicht anwendbar, da das Risiko eines schweren Kernkraftwerkunfalls mit Austritt von Radioaktivität nicht unmittelbar drohend ist (E. 6).

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