Strassenverkehrsgesetz
(SVG)1

1 Tit. gemäss Ziff. I des BG vom 6. Okt. 1989, in Kraft seit 1. Febr. 1991 (AS 1991 71; BBl 1986 III 209).


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Art. 16

Ent­zug der
Aus­wei­se

 

1 Aus­wei­se und Be­wil­li­gun­gen sind zu ent­zie­hen, wenn fest­ge­stellt wird, dass die ge­setz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen zur Er­tei­lung nicht oder nicht mehr be­ste­hen; sie kön­nen ent­zo­gen wer­den, wenn die mit der Er­tei­lung im Ein­zel­fall ver­bun­de­nen Be­schrän­kun­gen oder Auf­la­gen miss­ach­tet wer­den.

2 Nach Wi­der­hand­lun­gen ge­gen die Stras­sen­ver­kehrs­vor­schrif­ten, bei de­nen das Ver­fah­ren nach dem Ord­nungs­bus­sen­ge­setz vom 18. März 201659 aus­ge­schlos­sen ist, wird der Lern­fahr- oder Füh­rer­aus­weis ent­zo­gen oder ei­ne Ver­war­nung aus­ge­spro­chen.60

3 Bei der Fest­set­zung der Dau­er des Lern­fahr- oder Füh­rer­aus­weis­ent­zugs sind die Um­stän­de des Ein­zel­falls zu be­rück­sich­ti­gen, na­ment­lich die Ge­fähr­dung der Ver­kehrs­si­cher­heit, das Ver­schul­den, der Leu­mund als Mo­tor­fahr­zeug­füh­rer so­wie die be­ruf­li­che Not­wen­dig­keit, ein Mo­tor­fahr­zeug zu füh­ren. Die Min­dest­ent­zugs­dau­er darf je­doch nicht un­ter­schrit­ten wer­den, aus­ser wenn die Stra­fe nach Ar­ti­kel 100 Zif­fer 4 drit­ter Satz ge­mil­dert wur­de.61 62

4 Der Fahr­zeu­g­aus­weis kann auf an­ge­mes­se­ne Dau­er ent­zo­gen wer­den:

a.
wenn Aus­weis oder Kon­troll­schil­der miss­bräuch­lich ver­wen­det wur­den;
b.
so­lan­ge die Ver­kehrs­steu­ern oder -ge­büh­ren für Fahr­zeu­ge des­sel­ben Hal­ters nicht ent­rich­tet sind.63

5 Der Fahr­zeu­g­aus­weis wird ent­zo­gen, wenn:

a.
die ge­ge­be­nen­falls nach dem Schwer­ver­kehrs­ab­ga­be­ge­setz vom 19. De­zem­ber 199764 für das Fahr­zeug ge­schul­de­te Ab­ga­be oder die ge­schul­de­ten Si­cher­heits­leis­tun­gen nicht be­zahlt und der Hal­ter er­folg­los ge­mahnt wor­den ist; oder
b.
das Fahr­zeug nicht mit dem vor­ge­schrie­be­nen Er­fas­sungs­ge­rät zur Ab­ga­beer­he­bung aus­ge­rüs­tet ist.65

59 SR 314.1

60 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. März 2023, in Kraft seit 1. Okt. 2023 (AS 2023 453; BBl 2021 3026).

61 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Aug. 2016 (AS 2016 2429; BBl 2015 2883).

62Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2001, in Kraft seit 1. Jan. 2005 (AS 2002 2767, 2004 2849; BBl 1999 4462).

63 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2001, in Kraft seit 1. April 2003 (AS 2002 2767; BBl 1999 4462).

64 SR 641.81

65 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 5. Okt. 2007 über Mass­nah­men zur Ver­bes­se­rung der Ver­fah­ren im Be­reich der leis­tungs­ab­hän­gi­gen Schwer­ver­kehrs­ab­ga­be, in Kraft seit 1. April 2008 (AS 2008 765; BBl 20069539).

BGE

148 II 511 (1C_653/2021) from 24. August 2022
Regeste: Art. 16c Abs. 2 lit. a und Art. 16cbis Abs. 2 SVG; Dauer eines ausländischen Fahrverbots als Obergrenze für die Dauer des schweizerischen Führerausweisentzugs. Ist die betroffene Person nicht im Informationssystem Verkehrszulassung (IVZ) eingetragen, bildet die Dauer des ausländischen Fahrverbots die Obergrenze für den Entzug des schweizerischen Führerausweises für denselben Verstoss. Von dieser Erleichterung profitieren allerdings nur eigentliche Ersttäterinnen und -täter, die keinen Massnahmeneintrag aufweisen, d.h. auch keinen Eintrag, der nicht mehr kaskadenrelevant ist. Bei Zweittäterinnen und -tätern erfolgt ein Rückgriff auf das Kaskadensystem ohne Berücksichtigung der Obergrenze, falls sich der neue Regelverstoss im Ausland innert der entsprechenden gesetzlichen Fristen ereignet hat; trifft Letzteres nicht zu, ist bei Zweittäterinnen und -tätern ein Entzug ohne das Gesetzesprivileg ausserhalb der Kaskadenregelung auszusprechen (E. 3 und 4).

149 II 96 (1C_626/2021) from 3. November 2022
Regeste: Art. 16 Abs. 2 SVG; Art. 2 Abs. 2 StGB ;titi; Anhang 1 Ziff. 314.3 OBV; Warnungsentzug des Führerausweises wegen Rechtsüberholens auf der Autobahn; Grundsatz der lex mitior; Beurteilung als Ordnungswidrigkeit. Beim Entscheid über die Anwendbarkeit von Art. 16 Abs. 2 SVG auf ein noch unter dem alten Recht erfolgtes Rechtsüberholmanöver durch Aus- schwenken und Wiedereinbiegen auf der Autobahn ist der Grundsatz der lex mitior zu beachten und das neue Recht zu berücksichtigen, wenn dieses eine Ahndung des betreffenden Überholmanövers im Ordnungsbussenverfahren vorsieht (E. 4). Gemäss dem seit Anfang 2021 geltenden Anhang 1 Ziff. 314.3 OBV ist Rechtsüberholen durch Ausschwenken und Wiedereinbiegen auf der Autobahn in gewissen, wenig gravierenden Fällen neu als Ordnungswidrigkeit zu beurteilen (E. 5.4). Die bisherige Praxis des Bundesgerichts (E. 5.3) ist entsprechend anzupassen (E. 5.5). Die neue Bestimmung ist jedoch eng auszulegen und zurückhaltend anzuwenden. Eine Bewertung und Ahndung als Ordnungswidrigkeit kommt nur ausnahmsweise in Betracht (E. 5.5.2). Vorliegend verletzt der verfügte Warnungsentzug mit Blick auf den neuen Ordnungsbussentatbestand Art. 16 Abs. 2 SVG (E. 5.6 und 5.7).

 

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