Strassenverkehrsgesetz
(SVG)1

1 Tit. gemäss Ziff. I des BG vom 6. Okt. 1989, in Kraft seit 1. Febr. 1991 (AS 1991 71; BBl 1986 III 209).


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Art. 55123

Fest­stel­lung der
Fahr­un­fä­hig­keit

 

1 Fahr­zeug­füh­rer so­wie an Un­fäl­len be­tei­lig­te Stras­sen­be­nüt­zer kön­nen ei­ner Ate­mal­ko­hol­pro­be un­ter­zo­gen wer­den.

2 Weist die be­trof­fe­ne Per­son An­zei­chen von Fahr­un­fä­hig­keit auf und sind die­se nicht oder nicht al­lein auf Al­ko­ho­lein­fluss zu­rück­zu­füh­ren, so kann sie wei­te­ren Vor­un­ter­su­chun­gen, na­ment­lich Urin- und Spei­chel­pro­ben un­ter­zo­gen wer­den.

3 Ei­ne Blut­pro­be muss an­ge­ord­net wer­den, wenn:124

a.125
An­zei­chen von Fahr­un­fä­hig­keit vor­lie­gen, die nicht auf Al­ko­ho­lein­fluss zu­rück­zu­füh­ren sind;
b.
die be­trof­fe­ne Per­son sich der Durch­füh­rung der Ate­mal­ko­hol­pro­be wi­der­setzt oder ent­zieht oder den Zweck die­ser Mass­nah­me ver­ei­telt;
c.126
die be­trof­fe­ne Per­son die Durch­füh­rung ei­ner Blut­al­ko­ho­l­ana­ly­se ver­langt.

3bis Ei­ne Blut­pro­be kann an­ge­ord­net wer­den, wenn die Durch­füh­rung ei­ner Ate­mal­ko­hol­pro­be un­mög­lich oder nicht ge­eig­net ist, um die Wi­der­hand­lung fest­zu­stel­len. 127

4 Die Blut­pro­be kann aus wich­ti­gen Grün­den auch ge­gen den Wil­len der ver­däch­tig­ten Per­son ab­ge­nom­men wer­den. An­de­re Be­weis­mit­tel für die Fest­stel­lung der Fahr­un­fä­hig­keit blei­ben vor­be­hal­ten.

5128

6 Die Bun­des­ver­samm­lung legt in ei­ner Ver­ord­nung fest:

a.
bei wel­cher Ate­mal­ko­hol- und bei wel­cher Blut­al­ko­hol­kon­zen­tra­ti­on un­ab­hän­gig von wei­te­ren Be­wei­sen und in­di­vi­du­el­ler Al­ko­hol­ver­träg­lich­keit Fahr­un­fä­hig­keit im Sin­ne die­ses Ge­set­zes an­ge­nom­men wird (An­ge­trun­ken­heit); und
b.
wel­che Ate­mal­ko­hol- und wel­che Blut­al­ko­hol­kon­zen­tra­ti­on als qua­li­fi­ziert gel­ten.129

6bis Wur­de so­wohl die Ate­mal­ko­hol­kon­zen­tra­ti­on als auch die Blut­al­ko­hol­kon­zen­tra­ti­on ge­mes­sen, so ist die Blut­al­ko­hol­kon­zen­tra­ti­on mass­ge­bend.130

7 Der Bun­des­rat:

a.
kann für an­de­re die Fahr­fä­hig­keit her­ab­set­zen­de Sub­stan­zen fest­le­gen, bei wel­chen Kon­zen­tra­tio­nen im Blut un­ab­hän­gig von wei­te­ren Be­wei­sen und in­di­vi­du­el­ler Ver­träg­lich­keit Fahr­un­fä­hig­keit im Sin­ne die­ses Ge­set­zes an­ge­nom­men wird;
b.
er­lässt Vor­schrif­ten über die Vor­un­ter­su­chun­gen (Abs. 2), das Vor­ge­hen bei der Ate­mal­ko­hol- und der Blut­pro­be, die Aus­wer­tung die­ser Pro­ben und die zu­sätz­li­che ärzt­li­che Un­ter­su­chung der der Fahr­un­fä­hig­keit ver­däch­tig­ten Per­son;
c.
kann vor­schrei­ben, dass zur Fest­stel­lung ei­ner Sucht, wel­che die Fahr­eig­nung ei­ner Per­son her­ab­setzt, nach die­sem Ar­ti­kel ge­won­ne­ne Pro­ben, na­ment­lich Blut-, Haar- und Na­gel­pro­ben, aus­ge­wer­tet wer­den.

123Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2001, in Kraft seit 1. Jan. 2005 (AS 2002 2767, 20042849; BBl 19994462).

124 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 15. Ju­ni 2012, in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2012 6291, 20152583; BBl 2010 8447).

125 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 15. Ju­ni 2012, in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2012 6291, 20152583; BBl 2010 8447).

126 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 15. Ju­ni 2012, in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2012 6291, 20152583; BBl 2010 8447).

127 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 15. Ju­ni 2012, in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2012 6291, 20152583; BBl 2010 8447).

128 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 21 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

129 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 15. Ju­ni 2012, in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2012 6291, 20152583; BBl 2010 8447).

130 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 12 des BG vom 20. März 2009 über die Bahn­re­form 2 (AS 20095597; BBl2005 2415, 20072681). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 15. Ju­ni 2012, in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2012 6291, 20152583; BBl 2010 8447).

BGE

147 IV 439 (6B_282/2021) from 23. Juni 2021
Regeste: Art. 91 Abs. 2 lit. b, Art. 31 Abs. 2 und Art. 55 Abs. 7 lit. a SVG, Art. 2 Abs. 2 lit. a VRV, Art. 34 lit. a VSKV-ASTRA, Art. 12 Abs. 2 StGB; Fahren in fahrunfähigem Zustand nach Cannabiskonsum, Zulässigkeit der auf Verordnungsebene festgelegten Grenzwerte, Vorsatz. Die in Art. 2 Abs. 2 VRV festgelegte Nulltoleranz für THC im Strassenverkehr sowie der für einen entsprechenden Nachweis im Blut des Fahrzeuglenkers in Art. 34 lit. a VSKV-ASTRA festgesetzte Bestimmungsgrenzwert von 1,5 µg/L liegen im Rahmen der delegierten Rechtsetzungsbefugnisse des Bundesrats resp. des Bundesamts für Strassen und sind nicht unhaltbar (E. 3). Eventualvorsatz bejaht bei einem Fahrzeuglenker, der am Vortag Cannabis konsumiert hatte, den THC-Grenzwert im Zeitpunkt der Kontrolle deutlich überschritt und einschlägige körperliche Auffälligkeiten aufwies (E. 7.3).

 

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