Bundesgesetz
über das Urheberrecht und verwandte Schutzrechte
(Urheberrechtsgesetz, URG)

vom 9. Oktober 1992 (Stand am 1. Januar 2022)


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Art. 24c Verwendung von Werken durch Menschen mit Behinderungen 20

1 Ein Werk darf in ei­ner für Men­schen mit Be­hin­de­run­gen zu­gäng­li­chen Form ver­viel­fäl­tigt, ver­brei­tet und zu­gäng­lich ge­macht wer­den, so­weit die­se das Werk in sei­ner be­reits ver­öf­fent­lich­ten Form nicht oder nur un­ter er­schwe­ren­den Be­din­gun­gen wahr­neh­men kön­nen.

2 Ver­viel­fäl­ti­gun­gen nach Ab­satz 1 dür­fen nur für den Ge­brauch durch Men­schen mit Be­hin­de­run­gen und oh­ne Ge­winn­zweck her­ge­stellt, ver­brei­tet und zu­gäng­lich ge­macht wer­den.

3 Ver­viel­fäl­ti­gun­gen nach Ab­satz 1 und Ver­viel­fäl­ti­gun­gen, die ge­mä­ss ei­ner ent­spre­chen­den ge­setz­li­chen Schran­ke ei­nes an­de­ren Lan­des her­ge­stellt wur­den, dür­fen ein- und aus­ge­führt wer­den, wenn sie:

a.
aus­sch­liess­lich von Men­schen mit Be­hin­de­run­gen ver­wen­det wer­den; und
b.
von ei­ner nicht ge­win­n­ori­en­tier­ten Or­ga­ni­sa­ti­on er­langt wur­den, die als ei­ne ih­rer Haupt­tä­tig­kei­ten Men­schen mit Be­hin­de­run­gen Dienst­leis­tun­gen in den Be­rei­chen der Bil­dung, der päd­ago­gi­schen Aus­bil­dung, des an­ge­pass­ten Le­sens oder des Zu­gangs zu In­for­ma­tio­nen be­reit­stellt.

4 Für die Ver­viel­fäl­ti­gung, die Ver­brei­tung und das Zu­gäng­lich­ma­chen ei­nes Werks in ei­ner für Men­schen mit Be­hin­de­run­gen zu­gäng­li­chen Form hat der Ur­he­ber oder die Ur­he­be­rin An­spruch auf Ver­gü­tung, so­fern es sich nicht nur um die Her­stel­lung ein­zel­ner Wer­kexem­pla­re han­delt.

5 Der Ver­gü­tungs­an­spruch kann nur von ei­ner zu­ge­las­se­nen Ver­wer­tungs­ge­sell­schaft gel­tend ge­macht wer­den.

20 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 5. Okt. 2007 (AS 2008 2421; BBl 2006 3389). Fas­sung ge­mä­ss An­hang des BB vom 21. Ju­ni 2019 über die Ge­neh­mi­gung des Ver­trags von Mar­ra­kesch über die Er­leich­te­rung des Zu­gangs zu ver­öf­fent­lich­ten Wer­ken für blin­de, seh­be­hin­der­te oder sonst le­s­e­be­hin­der­te Men­schen und über sei­ne Um­set­zung, in Kraft seit 1. April 2020 (AS 2020 1013; BBl 2018 591).

BGE

140 II 305 (2C_783/2013) from 27. Februar 2014
Regeste: Art. 15 und 16 WPPT, Art. 190 BV, Art. 60 URG; Begriff der "Angemessenheit" bzw. des wirtschaftlich angemessenen Entgelts für die Nutzung von Leistungsschutzrechten (Gemeinsamer Tarif S Sender [2011-2013]). Dem Gesetzgeber ist es mit Blick auf die Unbestimmtheit der Regelung in Art. 15 und Art. 16 WPPT nicht verwehrt, den Begriff der Angemessenheit aufgrund einer politischen Wertung gesetzlich auf ein Verhältnis von zehn (Urheberrechte) zu drei (Leistungsschutzrechte) festzulegen, wie er dies in Art. 60 Abs. 2 URG getan hat (E. 5 und 6). Der Vorbehalt, dass die Berechtigten "bei einer wirtschaftlichen Verwaltung ein angemessenes Entgelt" erhalten sollen (Art. 60 Abs. 2 zweiter Halbsatz URG), lässt Abweichungen hiervon bzw. von der Dreiprozentgrenze in einer Gesamtwertung allenfalls zu, wenn gewichtige Gründe dafür sprechen, dass tatsächlich kein angemessenes Entgelt aus einem Tarif resultiert. Die sogenannte "Wettbewerbssimulationsmethode" ist nur bedingt geeignet, die Angemessenheit einer Tarifregelung zu würdigen (E. 6.5). Der Umstand, dass beim derzeitigen Stand der Kenntnisse die Leistungsschutzrechte in anderen europäischen Ländern teilweise höher abgegolten werden ("Ländervergleichsmethode"), lässt den Gemeinsamen Tarif S Sender (2011-2013) in der von der ESchK genehmigten Fassung nicht als bundesrechtswidrig erscheinen (E. 7).

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