Bundesgesetz
über den Umweltschutz
(Umweltschutzgesetz, USG)

vom 7. Oktober 1983 (Stand am 1. Januar 2024)


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Art. 59abis Pathogene Organismen 143

1 Die be­wil­li­gungs- oder mel­de­pflich­ti­ge Per­son, die mit pa­tho­ge­nen Or­ga­nis­men im ge­schlos­se­nen Sys­tem um­geht, sol­che Or­ga­nis­men im Ver­such frei­setzt oder sie un­er­laubt in Ver­kehr bringt, haf­tet für Schä­den, die bei die­sem Um­gang ent­ste­hen.

2 Für den Scha­den, der land- und wald­wirt­schaft­li­chen Be­trie­ben oder Kon­su­men­ten von Pro­duk­ten die­ser Be­trie­be durch er­laubt in Ver­kehr ge­brach­te pa­tho­ge­ne Or­ga­nis­men ent­steht, haf­tet aus­sch­liess­lich die be­wil­li­gungs­pflich­ti­ge Per­son, wenn die Or­ga­nis­men:

a.
in land- oder wald­wirt­schaft­li­chen Pro­duk­ti­ons­mit­teln144 ent­hal­ten sind; oder
b.
aus sol­chen Pro­duk­ti­ons­mit­teln stam­men.

3 Bei der Haf­tung nach Ab­satz 2 bleibt der Rück­griff auf Per­so­nen, die sol­che Or­ga­nis­men un­sach­ge­mä­ss be­han­delt oder sonst wie zur Ent­ste­hung oder Ver­schlim­me­rung des Scha­dens bei­ge­tra­gen ha­ben, vor­be­hal­ten.

4 Wird ein Scha­den durch al­le üb­ri­gen er­laubt in Ver­kehr ge­brach­ten pa­tho­ge­nen Or­ga­nis­men ver­ur­sacht, so haf­tet die be­wil­li­gungs­pflich­ti­ge Per­son, wenn die Or­ga­nis­men feh­ler­haft sind. Sie haf­tet auch für einen Feh­ler, der nach dem Stand der Wis­sen­schaft und Tech­nik im Zeit­punkt, in dem der Or­ga­nis­mus in Ver­kehr ge­bracht wur­de, nicht er­kannt wer­den konn­te.

5 Pa­tho­ge­ne Or­ga­nis­men sind feh­ler­haft, wenn sie nicht die Si­cher­heit bie­ten, die man un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Um­stän­de zu er­war­ten be­rech­tigt ist, ins­be­son­de­re sind zu be­rück­sich­ti­gen:

a.
die Art und Wei­se, wie sie dem Pu­bli­kum prä­sen­tiert wer­den;
b.
der Ge­brauch, mit dem ver­nünf­ti­ger­wei­se ge­rech­net wer­den kann;
c.
der Zeit­punkt, in dem sie in Ver­kehr ge­bracht wur­den.

6 Ein Pro­dukt aus pa­tho­ge­nen Or­ga­nis­men ist nicht al­lein des­halb feh­ler­haft, weil spä­ter ein ver­bes­ser­tes Pro­dukt in Ver­kehr ge­bracht wur­de.

7 Der Scha­den muss we­gen der Pa­tho­ge­ni­tät der Or­ga­nis­men ent­stan­den sein.

8 Der Be­weis des Ur­sa­chen­zu­sam­men­hangs ob­liegt der Per­son, die Scha­den­er­satz be­an­sprucht. Kann die­ser Be­weis nicht mit Si­cher­heit er­bracht wer­den oder kann der Per­son, der er ob­liegt, die Be­weis­füh­rung nicht zu­ge­mu­tet wer­den, so kann sich das Ge­richt mit der über­wie­gen­den Wahr­schein­lich­keit be­gnü­gen. Das Ge­richt kann den Sach­ver­halt aus­ser­dem von Am­tes we­gen fest­stel­len las­sen.

9 Die be­wil­li­gungs- oder mel­de­pflich­ti­ge Per­son muss auch die Kos­ten von not­wen­di­gen und an­ge­mes­se­nen Mass­nah­men er­set­zen, die er­grif­fen wur­den, um zer­stör­te oder be­schä­dig­te Be­stand­tei­le der Um­welt wie­der her­zu­stel­len oder sie durch gleich­wer­ti­ge Be­stand­tei­le zu er­set­zen. Sind die zer­stör­ten oder be­schä­dig­ten Um­welt­be­stand­tei­le nicht Ge­gen­stand ei­nes ding­li­chen Rechts oder er­greift der Be­rech­tig­te die nach den Um­stän­den ge­bo­te­nen Mass­nah­men nicht, so steht der Er­satz­an­spruch dem zu­stän­di­gen Ge­mein­we­sen zu.

10 Von der Haft­pflicht wird be­freit, wer be­weist, dass der Scha­den durch hö­he­re Ge­walt oder durch gro­bes Ver­schul­den des Ge­schä­dig­ten oder ei­nes Drit­ten ver­ur­sacht wor­den ist.

11 Die Ar­ti­kel 42–47 und 49–53 des Ob­li­ga­tio­nen­rechts145 sind an­wend­bar.

12 Bund, Kan­to­ne und Ge­mein­den haf­ten eben­falls nach den Ab­sät­zen 1–11.

143 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 des Gen­tech­nik­ge­set­zes vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2004 (AS 2003 4803; BBl 2000 2391).

144 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 19. März 2010, in Kraft seit 1. Aug. 2010 (AS 2010 3233; BBl 2009 5435). Die­se Änd. wur­de im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

145 SR 220

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