Bundesgesetz
über die Unfallversicherung
(UVG)

vom 20. März 1981 (Stand am 1. Januar 2023)


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Art. 97 Datenbekanntgabe 216

1 So­fern kein über­wie­gen­des Pri­vat­in­ter­es­se ent­ge­gen­steht, dür­fen Or­ga­ne, die mit der Durch­füh­rung, der Kon­trol­le oder der Be­auf­sich­ti­gung der Durch­füh­rung die­ses Ge­set­zes be­traut sind, Da­ten in Ab­wei­chung von Ar­ti­kel 33 ATSG217 be­kannt ge­ben:218

a.
an­de­ren mit der Durch­füh­rung so­wie der Kon­trol­le oder der Be­auf­sich­ti­gung der Durch­füh­rung die­ses Ge­set­zes be­trau­ten Or­ga­nen, wenn die Da­ten für die Er­fül­lung der ih­nen nach die­sem Ge­setz über­tra­ge­nen Auf­ga­ben er­for­der­lich sind;
b.
Or­ga­nen ei­ner an­de­ren So­zi­al­ver­si­che­rung, wenn sich in Ab­wei­chung von Ar­ti­kel 32 Ab­satz 2 ATSG ei­ne Pflicht zur Be­kannt­ga­be aus ei­nem Bun­des­ge­setz er­gibt;
bbis.219Or­ga­nen ei­ner an­de­ren So­zi­al­ver­si­che­rung für die Zu­wei­sung oder Ve­ri­fi­zie­rung der AHV-Num­mer;
c.
den für die Er­he­bung der Quel­len­steu­er zu­stän­di­gen Be­hör­den, nach den Ar­ti­keln 88 und 100 des Bun­des­ge­set­zes vom 14. De­zem­ber 1990220 über die di­rek­te Bun­des­steu­er so­wie den ent­spre­chen­den kan­to­na­len Be­stim­mun­gen;
d.
den mit der Durch­füh­rung des Bun­des­ge­set­zes vom 12. Ju­ni 1959221 über den Wehr­pflich­ter­satz be­trau­ten Be­hör­den, nach Ar­ti­kel 24 des ge­nann­ten Ge­set­zes;
e.
den Or­ga­nen der Bun­des­sta­tis­tik, nach dem Bun­des­sta­tis­tik­ge­setz vom 9. Ok­to­ber 1992222;
f.
den Voll­zugs­or­ga­nen des Bun­des­ge­set­zes vom 19. März 1976223 über die Si­cher­heit von tech­ni­schen Ein­rich­tun­gen und Ge­rä­ten, des Gift­ge­set­zes vom 21. März 1969224, des Um­welt­schutz­ge­set­zes vom 7. Ok­to­ber 1983225 so­wie der Strah­len­schutz­ver­ord­nung vom 22. Ju­ni 1994226, wenn die Da­ten für die Er­fül­lung der ih­nen nach die­sen Er­las­sen über­tra­ge­nen Auf­ga­ben er­for­der­lich sind;
g.
der nach Ar­ti­kel 88 Ab­satz 1 mit der För­de­rung der Ver­hü­tung von Nicht­be­rufs­un­fäl­len be­trau­ten In­sti­tu­ti­on, wenn die Da­ten für die Wahr­neh­mung die­ser Auf­ga­be er­for­der­lich sind;
h.
den Stra­fun­ter­su­chungs­be­hör­den, wenn die An­zei­ge oder die Ab­wen­dung ei­nes Ver­bre­chens die Da­ten­be­kannt­ga­be er­for­dert;
hbis.227 dem Nach­rich­ten­dienst des Bun­des (NDB) oder den Si­cher­heits­or­ga­nen der Kan­to­ne zu­han­den des NDB, wenn ei­ne kon­kre­te Be­dro­hung der in­ne­ren oder äus­se­ren Si­cher­heit nach Ar­ti­kel 19 Ab­satz 2 des Nach­rich­ten­dienst­ge­set­zes vom 25. Sep­tem­ber 2015228 ge­ge­ben ist;
i.
im Ein­zel­fall und auf schrift­lich be­grün­de­tes Ge­such hin:
1.
So­zi­al­hil­fe­be­hör­den, wenn die Da­ten für die Fest­set­zung, Än­de­rung oder Rück­for­de­rung von Leis­tun­gen be­zie­hungs­wei­se für die Ver­hin­de­rung un­ge­recht­fer­tig­ter Be­zü­ge er­for­der­lich sind,
2.
Zi­vil­ge­rich­ten, wenn die Da­ten für die Be­ur­tei­lung ei­nes fa­mi­li­en- oder erb­recht­li­chen Streit­fal­les er­for­der­lich sind,
3.
Straf­ge­rich­ten und Stra­fun­ter­su­chungs­be­hör­den, wenn die Da­ten für die Ab­klä­rung ei­nes Ver­bre­chens oder ei­nes Ver­ge­hens er­for­der­lich sind,
4.
Be­trei­bungs­äm­tern, nach den Ar­ti­keln 91, 163 und 222 des Bun­des­ge­set­zes vom 11. April 1889229 über Schuld­be­trei­bung und Kon­kurs,
5.230
den Kin­des- und Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­den nach Ar­ti­kel 448 Ab­satz 4 ZGB231,
6.232

1bis Die zur Be­kämp­fung der Schwarz­ar­beit er­for­der­li­chen Da­ten dür­fen nach den Ar­ti­keln 11 und 12 des Bun­des­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 2005233 ge­gen die Schwarz­ar­beit be­kannt ge­ge­ben wer­den.234

2 Da­ten dür­fen in Ab­wei­chung von Ar­ti­kel 33 ATSG auch der zu­stän­di­gen Steu­er­be­hör­de im Rah­men des Mel­de­ver­fah­rens nach Ar­ti­kel 19 des Bun­des­ge­set­zes vom 13. Ok­to­ber 1965235 über die Ver­rech­nungs­steu­er be­kannt ge­ge­ben wer­den.

3 Per­so­nen­da­ten, die sich auf einen Un­fall oder auf ei­ne Be­rufs­krank­heit be­zie­hen, dür­fen in Ab­wei­chung von Ar­ti­kel 33 ATSG aus­nahms­wei­se Drit­ten be­kannt ge­ge­ben wer­den, wenn es die Ab­wen­dung ei­ner Ge­fahr für Le­ben oder Ge­sund­heit er­for­dert. Über­wie­gen­de Pri­vat­in­ter­es­sen müs­sen ge­wahrt blei­ben.

4 Da­ten, die von all­ge­mei­nem In­ter­es­se sind und sich auf die An­wen­dung die­ses Ge­set­zes be­zie­hen, dür­fen in Ab­wei­chung von Ar­ti­kel 33 ATSG ver­öf­fent­licht wer­den. Die An­ony­mi­tät der Ver­si­cher­ten muss ge­wahrt blei­ben.

5 Ärz­te und Ärz­tin­nen, die als Spe­zia­lis­ten oder Spe­zia­lis­tin­nen der Ar­beits­si­cher­heit ein­ge­setzt sind, blei­ben an das ärzt­li­che Be­rufs­ge­heim­nis ge­bun­den. Sie dür­fen je­doch in Ab­wei­chung von Ar­ti­kel 33 ATSG dem Ar­beit­ge­ber und den Or­ga­nen nach Ar­ti­kel 85 Ab­satz 1 Schluss­fol­ge­run­gen über die Eig­nung ei­nes Ar­beit­neh­mers oder ei­ner Ar­beit­neh­me­rin für be­stimm­te Ar­bei­ten mit­tei­len, wenn zum Schutz der Ge­sund­heit und der Si­cher­heit die­ser Per­son oder der an­de­ren Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen ein über­wie­gen­des In­ter­es­se an ei­ner Mit­tei­lung be­steht und wenn die Ein­wil­li­gung der be­trof­fe­nen Per­son nicht ein­ge­holt wer­den kann. Die­se ist in je­dem Fall zu in­for­mie­ren.

6 In den üb­ri­gen Fäl­len dür­fen Da­ten in Ab­wei­chung von Ar­ti­kel 33 ATSG an Drit­te wie folgt be­kannt ge­ge­ben wer­den:

a.
nicht per­so­nen­be­zo­ge­ne Da­ten, so­fern die Be­kannt­ga­be ei­nem über­wie­gen­den In­ter­es­se ent­spricht;
b.
Per­so­nen­da­ten, so­fern die be­trof­fe­ne Per­son im Ein­zel­fall schrift­lich ein­ge­wil­ligt hat oder, wenn das Ein­ho­len der Ein­wil­li­gung nicht mög­lich ist, die­se nach den Um­stän­den als im In­ter­es­se des Ver­si­cher­ten vor­aus­ge­setzt wer­den darf.

7 Es dür­fen nur die Da­ten be­kannt ge­ge­ben wer­den, wel­che für den in Fra­ge ste­hen­den Zweck er­for­der­lich sind.

8 Der Bun­des­rat re­gelt die Mo­da­li­tä­ten der Be­kannt­ga­be und die In­for­ma­ti­on der be­trof­fe­nen Per­son.

9 Die Da­ten wer­den in der Re­gel schrift­lich und kos­ten­los be­kannt ge­ge­ben. Der Bun­des­rat kann die Er­he­bung ei­ner Ge­bühr vor­se­hen, wenn be­son­ders auf­wen­di­ge Ar­bei­ten er­for­der­lich sind.

10 Hat ein Ar­beit­neh­mer oder ei­ne Ar­beit­neh­me­rin den Or­ga­nen nach Ar­ti­kel 85 Ab­satz 1 oder den Spe­zia­lis­ten oder Spe­zia­lis­tin­nen der Ar­beits­si­cher­heit be­trieb­li­che oder per­sön­li­che An­ge­le­gen­hei­ten ver­trau­lich mit­ge­teilt, so ist das Still­schwei­gen hin­sicht­lich der Per­son des Ar­beit­neh­mers oder der Ar­beit­neh­me­rin auch ge­gen­über dem Ar­beit­ge­ber zu wah­ren.

216 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V der BVers vom 21. Ju­ni 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2003 (AS 2002 3453; BBl 2002 803).

217 SR 830.1

218 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 des BG vom 23. Ju­ni 2006 (Neue AHV-Ver­si­cher­ten­num­mer), in Kraft seit 1. Dez. 2007 (AS 2007 5259; BBl 2006 501).

219 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 12 des BG vom 23. Ju­ni 2006 (Neue AHV-Ver­si­cher­ten­num­mer), in Kraft seit 1. Dez. 2007 (AS 2007 5259; BBl 2006 501).

220 SR 642.11

221 SR 661

222 SR 431.01

223 [AS 1977 2370; 1995 2766; 2006 2197An­hang Ziff. 97. AS 2010 2573Art. 20 Abs. 1]. Sie­he heu­te: das BG vom 12. Ju­ni 2009 über die Pro­duk­te­si­cher­heit (SR 930.11).

224 [AS 1972430; 1977 2249Ziff. I, 541; 1982 1676An­hang Ziff. 10; 1984 1122Art. 66 Ziff. 4; 1985 660Ziff. I 41; 1991 362Ziff. II, 403; 1997 1155An­hang Ziff. 4; 1998 3033An­hang Ziff. 7. AS 2004 4763An­hang Ziff. I]

225 SR 814.01

226 SR 814.501

227 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 12 des BG vom 23. Dez. 2011 (AS 2012 3745; BBl 20075037, 2010 7841). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 18 des Nach­rich­ten­dienst­ge­set­zes vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Sept. 2017 (AS 2017 4095; BBl 2014 2105).

228 SR 121

229 SR 281.1

230 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 29 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

231 SR 210

232 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 12 des BG vom 23. Dez. 2011 (AS 2012 3745; BBl 20075037, 2010 7841). Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. II 18 des Nach­rich­ten­dienst­ge­set­zes vom 25. Sept. 2015, mit Wir­kung seit 1. Sept. 2017 (AS 2017 4095; BBl 2014 2105).

233 SR 822.41

234 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 7 des BG vom 17. Ju­ni 2005 ge­gen die Schwarz­ar­beit, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 359; BBl 2002 3605).

235 SR 642.21

BGE

115 V 297 () from 30. Mai 1989
Regeste: Art. 96 und 98 UVG, Art. 122 f. UVV, Art. 26-28 VwVG, Art. 4 Abs. 1 BV: Zum Anspruch auf Akteneinsicht im Gebiet der obligatorischen Unfallversicherung (UV). - Rechtsgrundlagen des Anspruches auf Akteneinsicht in der UV (Erw. 2a). - Verhältnis der Verfahrensbestimmungen von UVG/UVV zu den entsprechenden prozessualen Normen gemäss VwVG (Erw. 2b). - Grundsätze der Akteneinsichtsgewährung nach VwVG (Erw. 2c). - Die Akteneinsichtsregelung von UVG/UVV weicht von der entsprechenden Ordnung der Art. 26 ff. VwVG nicht grundsätzlich ab (Erw. 2d). - Das Akteneinsichtsrecht als Teilgehalt des Anspruches auf rechtliches Gehör (Erw. 2e). - Schranken der Akteneinsichtsgewährung (Erw. 2f). - Die Behandlung verwaltungsinterner Akten (Erw. 2g/aa-cc). - Rechtsfolgen der Verletzung des Anspruches auf Akteneinsicht (Erw. 2h).

116 V 265 () from 17. September 1990
Regeste: Art. 96 ff. und Art. 105 ff. UVG: Fristenstillstand. Das Unfallversicherungsgesetz schliesst die Anwendung kantonalrechtlicher Fristenstillstandsbestimmungen im erstinstanzlichen Beschwerdeverfahren nicht aus.

120 V 357 () from 24. August 1994
Regeste: Art. 68 Abs. 1 und Art. 96 UVG, Art. 19 VwVG, Art. 57 ff. BZP. Die nach Art. 19 VwVG in Verbindung mit Art. 57 ff. BZP im Verwaltungsverfahren der SUVA für die Einholung von Sachverständigengutachten anwendbaren Regeln gelten sinngemäss auch für die nach Art. 68 Abs. 1 UVG zugelassenen Privatversicherer (Erw. 1c). Art. 19 VwVG, Art. 57 Abs. 2 BZP, Art. 58 Abs. 2 BZP, Art. 60 Abs. 2 BZP. Rechtsfolgen einer Verletzung der für die Einholung von Sachverständigengutachten im Verwaltungsverfahren der obligatorischen Unfallversicherung geltenden Vorschriften. Regeln bezüglich der Heilung von Verfahrensmängeln (Erw. 2a und b). Art. 58 Abs. 1 BZP, Art. 59 Abs. 1 BZP, Art. 23 OG, Art. 58 BV, Art. 4 Abs. 1 BV, Art. 6 Ziff. 1 EMRK. - Für Sachverständige gelten grundsätzlich die gleichen Ausstands- und Ablehnungsgründe, wie sie für den Richter vorgesehen sind (Erw. 3a). - Im Hinblick auf die erhebliche Bedeutung, welche den Arztgutachten im Sozialversicherungsrecht zukommt, ist an die Unparteilichkeit des Gutachters ein strenger Massstab anzusetzen (Erw. 3b).

124 V 372 () from 27. November 1998
Regeste: Art. 68 Abs. 1, Art. 105 Abs. 1 UVG; Art. 22a VwVG. Frage offengelassen, ob der in Art. 22a VwVG geregelte Fristenstillstand auf die Frist zur Einsprache gegen Verfügungen, die von einem nach Art. 68 Abs. 1 UVG zugelassenen Versicherer stammen, anwendbar ist. Art. 4 BV. Nimmt ein Versicherer einen Briefumschlag in Verletzung der Aktenführungspflicht gemäss Art. 4 BV nicht zu den Akten, so hat eine allfällige Beweislosigkeit der Rechtzeitigkeit nicht der Einsprecher zu tragen.

125 V 332 () from 26. April 1999
Regeste: Art. 4 BV; Art. 96 UVG; Art. 19 VwVG; Art. 57 ff. BZP: Beizug von Gutachten aus andern Verfahren. Wenn die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (SUVA) von dritter Seite in Auftrag gegebene Gutachten beizieht und verwertet, sind nicht die verfahrensmässigen Anforderungen für von ihr selber eingeholte Expertisen gemäss VwVG und BZP massgebend; die Parteirechte des Versicherten sind in solchen Fällen im Rahmen der Gewährung des rechtlichen Gehörs und der Beweiswürdigung zu wahren.

126 V 119 () from 12. April 2000
Regeste: Art. 68 Abs. 1, Art. 72 Abs. 1 und Art. 105 Abs. 1 UVG; Art. 22a VwVG: Fristenstillstand. Der in Art. 22a VwVG geregelte Fristenstillstand ist auf die Frist zur Einsprache gegen Verfügungen sämtlicher Unfallversicherer anwendbar.

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