Verordnung
über die Unfallversicherung
(UVV)


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Art. 100 Leistungspflicht bei mehreren Unfallereignissen 158

1 Ver­un­fallt ein Ver­si­cher­ter, wäh­rend auf­grund ei­nes frü­he­ren ver­si­cher­ten Un­fal­les ein An­spruch auf Tag­geld be­steht, so er­bringt der bis­her leis­tungs­pflich­ti­ge Ver­si­che­rer auch die Pfle­ge­leis­tun­gen und Kos­ten­ver­gü­tun­gen nach den Ar­ti­keln 10–13 UVG so­wie die Tag­gel­der für den neu­en Un­fall. Die be­tei­lig­ten Ver­si­che­rer kön­nen un­ter­ein­an­der von die­ser Re­ge­lung ab­wei­chen­de Ver­ein­ba­run­gen tref­fen, na­ment­lich wenn der neue Un­fall we­sent­lich schwer­wie­gen­de­re Fol­gen hat als der frü­he­re. Die Leis­tungs­pflicht des für den frü­he­ren Un­fall leis­tungs­pflich­ti­gen Ver­si­che­rers en­det, wenn der frü­he­re Un­fall für den wei­ter­be­ste­hen­den Ge­sund­heits­scha­den nicht mehr ur­säch­lich ist.

2 Ver­un­fallt ein Ver­si­cher­ter, wäh­rend er auf­grund ei­nes frü­he­ren ver­si­cher­ten Un­fal­les in Be­hand­lung nach Ar­ti­kel 10 UVG steht, oh­ne dass auf­grund die­ses Un­fal­les ein An­spruch auf Tag­geld be­steht, so er­bringt der für den neu­en Un­fall leis­tungs­pflich­ti­ge Ver­si­che­rer auch die Pfle­ge­leis­tun­gen und Kos­ten­ver­gü­tun­gen nach den Ar­ti­keln 10–13 UVG für die frü­he­ren Un­fäl­le. Die Leis­tungs­pflicht des für den neu­en Un­fall leis­tungs­pflich­ti­gen Ver­si­che­rers en­det, wenn der neue Un­fall für den wei­ter­be­ste­hen­den Ge­sund­heits­scha­den nicht mehr ur­säch­lich ist.

3 Bei ei­nem Rück­fall oder bei Spät­fol­gen auf­grund von meh­re­ren ver­si­cher­ten Un­fäl­len er­bringt der für den letz­ten Un­fall leis­tungs­pflich­ti­ge Ver­si­che­rer die Pfle­ge­leis­tun­gen und Kos­ten­ver­gü­tun­gen nach den Ar­ti­keln 10–13 UVG so­wie die Tag­gel­der.

4 In den Fäl­len nach den Ab­sät­zen 1–3 sind die an­de­ren Ver­si­che­rer dem leis­tungs­pflich­ti­gen Ver­si­che­rer nicht zur Ver­gü­tung ver­pflich­tet.

5 Ent­steht für die Fol­gen von meh­re­ren Un­fäl­len neu ein An­spruch auf ei­ne Ren­te, auf ei­ne In­te­gri­täts­ent­schä­di­gung oder auf ei­ne Hilflo­sen­ent­schä­di­gung, so wer­den die­se Leis­tun­gen durch den für den letz­ten Un­fall leis­tungs­pflich­ti­gen Ver­si­che­rer aus­ge­rich­tet. Die be­tei­lig­ten Ver­si­che­rer kön­nen un­ter­ein­an­der von die­ser Re­ge­lung ab­wei­chen­de Ver­ein­ba­run­gen tref­fen, na­ment­lich wenn der letz­te Un­fall we­sent­lich ge­rin­ge­re Fol­gen hat als die frü­he­ren oder der bei dem für den letz­ten Un­fall leis­tungs­pflich­ti­gen Ver­si­che­rer ver­si­cher­te Ver­dienst we­sent­lich tiefer ist als der bei ei­nem an­de­ren Ver­si­che­rer ver­si­cher­te Ver­dienst. Die an­de­ren be­tei­lig­ten Ver­si­che­rer ver­gü­ten dem leis­tungs­pflich­ti­gen Ver­si­che­rer die­se Leis­tun­gen, oh­ne Teue­rungs­zu­la­gen, nach Mass­ga­be der Ver­ur­sa­chung; da­mit ist ih­re Leis­tungs­pflicht ab­ge­gol­ten.

6 Er­lei­det ein Ver­si­cher­ter, der aus ei­nem frü­he­ren Un­fall ei­ne In­va­li­den­ren­te oder ei­ne Hilflo­sen­ent­schä­di­gung be­zieht, einen neu­en Un­fall und führt die­ser zu ei­ner Än­de­rung der In­va­li­den­ren­te oder des Gra­des der Hilf­lo­sig­keit, so muss der für den zwei­ten Un­fall leis­tungs­pflich­ti­ge Ver­si­che­rer die ge­sam­te In­va­li­den­ren­te oder Hilflo­sen­ent­schä­di­gung aus­rich­ten. Der für den ers­ten Un­fall leis­tungs­pflich­ti­ge Ver­si­che­rer ver­gü­tet dem an­de­ren Ver­si­che­rer den Be­trag, der dem Bar­wert des Ren­ten­an­teils, oh­ne Teue­rungs­zu­la­gen, be­zie­hungs­wei­se des An­teils der Hilflo­sen­ent­schä­di­gung aus dem ers­ten Un­fall ent­spricht; da­mit ist sei­ne Leis­tungs­pflicht ab­ge­gol­ten.

158 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 9. Nov. 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 4393).

BGE

120 V 65 () from 4. Januar 1994
Regeste: Art. 77 Abs. 2 und 3 lit. b UVG, Art. 100 Abs. 1 und 2 UVV. - Zuständigkeit der Versicherer bei Nichtberufsunfällen: Art. 77 Abs. 2 UVG enthält diesbezüglich keine abschliessende Regel. Vielmehr ist der Bundesrat gemäss Art. 77 Abs. 3 lit. b UVG befugt, die Leistungspflicht und das Zusammenwirken der Versicherer bei einem erneuten Unfall zu ordnen, und zwar nicht nur für die im Gesetz erwähnten Spezialfälle, sondern generell. Insofern sind Art. 100 Abs. 1 und 2 UVV gesetzmässig (Erw. 5b). - Die beiden Absätze von Art. 100 UVV stehen zueinander im Verhältnis von Grund- (Abs. 1) und Spezialregel (Abs. 2). Das in Abs. 1 aufgestellte Erfordernis "und versichert ist" meint nicht die beim bisherigen (letzten) Unfallversicherer bestehende, sondern die generelle, allenfalls durch die Zugehörigkeit bei einem anderen Versicherer begründete, Versicherteneigenschaft (Erw. 5c).

125 V 324 () from 2. Juni 1999
Regeste: Art. 77 UVG; Art. 100 Abs. 3 UVV: Leistungspflicht bei erneutem Unfall. Welcher Unfallversicherer nach einem erneuten Unfall leistungspflichtig ist, hängt gemäss dem klaren Verordnungswortlaut in Art. 100 Abs. 3 UVV von der Beantwortung der Frage ab, ob eine Änderung des Invaliditätsgrades eingetreten ist; unerheblich ist demgegenüber, ob die zusätzliche durch den zweiten Unfall begründete Invalidität die aus dem ersten Unfall resultierende Beeinträchtigung der Erwerbsfähigkeit übersteigt. Art. 78a UVG; Art. 128 OG: Rechtsweg bei Streitigkeit unter Versicherern über deren Zuständigkeit. Die in Art. 78a UVG vorgesehene bundesamtliche Verfügungszuständigkeit schliesst nicht aus, dass der Unfallversicherer seine Leistungspflicht gegenüber dem Versicherten unter Hinweis auf die seiner Ansicht nach fehlende Zuständigkeit mit Verfügung und Einspracheentscheid verneint.

135 V 333 (8C_215/2009) from 5. August 2009
Regeste: Art. 77 Abs. 3 lit. b UVG in Verbindung mit Art. 100 Abs. 1 und 2 UVV; leistungspflichtiger Unfallversicherer bei Rückfall und erneutem Unfall. Bestimmung des leistungspflichtigen von mehreren Unfallversicherern bei Rückfall und darauf folgendem erneutem Unfall. Analoge Anwendung von Art. 100 Abs. 2 UVV (E. 4). Art. 100 Abs. 2 UVV stellt entgegen BGE 120 V 65 E. 3c S. 73 keine lex specialis zu Art. 100 Abs. 1 UVV dar (Änderung der Rechtsprechung; E. 4.4).

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