Verordnung
über das Bundesinventar der
schützenswerten Ortsbilder der Schweiz
(VISOS)

vom 13. November 2019 (Stand am 1. Mai 2021)


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Art. 8 Kriterien für die Bewertung von Ortsbildern

1 Bei der Be­wer­tung der Orts­bil­der wer­den ei­ner­seits die Qua­li­tä­ten des Orts­bilds ge­prüft, an­de­rer­seits wird das Orts­bild sys­te­ma­tisch mit al­len Orts­bil­dern der­sel­ben Sied­lungs­ka­te­go­rie ver­gli­chen.

2 Die Orts­bil­der wer­den un­ab­hän­gig von ih­rer Sied­lungs­ka­te­go­rie gleich­be­han­delt.

3 Ob ein Orts­bild ins ISOS auf­ge­nom­men wird, wird nach den fol­gen­den Haupt­kri­te­ri­en be­ur­teilt:

a.
La­ge­qua­li­tä­ten: Be­ur­teilt wird der Si­tua­ti­ons­wert des Orts­bilds, na­ment­lich ob:
1.
die Grün- und Frei­räu­me um die Be­bau­ung ei­ne aus­ge­präg­te Nah- und Fern­wir­kung so­wie Ein- und Aus­bli­cke ga­ran­tie­ren,
2.
die Be­bau­ung op­tisch und nut­zungs­mäs­sig einen star­ken Be­zug zur um­ge­ben­den Kul­tur­land­schaft auf­weist,
3.
wich­ti­ge Orts­bild­tei­le in to­po­gra­fisch do­mi­nan­ter Si­tua­ti­on lie­gen, und
4.
das Orts­bild an ei­ner be­kann­ten al­ten Ver­kehrs­ver­bin­dung liegt;
b.
räum­li­che Qua­li­tä­ten:Be­ur­teilt wer­den der räum­li­che Wert der ein­zel­nen Orts­bild­tei­le so­wie die In­ten­si­tät des räum­li­chen Be­zugs zwi­schen den Orts­bild­tei­len, na­ment­lich ob:
1.
die Bau­ten die Stras­sen, Plät­ze und Grün­räu­me klar fas­sen,
2.
land­schafts­ar­chi­tek­to­nisch ge­stal­te­te Frei­räu­me ei­ne deut­li­che Raum­wir­kung ent­fal­ten,
3.
die Be­bau­ung in ih­rer Ge­samt­form ein­heit­lich ist und im De­tail va­ri­iert,
4.
zwi­schen den be­bau­ten Orts­bild­tei­len ein­deu­ti­ge Ab­gren­zun­gen und of­fen­sicht­li­che Hier­ar­chi­en be­ste­hen, und
5.
zwi­schen Be­bau­ung und Kul­tur­land in­ten­si­ve Wech­sel­be­zie­hun­gen vor­han­den sind;
c.
ar­chi­tek­tur­his­to­ri­sche Qua­li­tä­ten:Be­ur­teilt wer­den der ar­chi­tek­tur­his­to­ri­sche Wert der ein­zel­nen Orts­bild­tei­le so­wie die Ab­les­bar­keit der Ent­wick­lungs­pha­sen der Sied­lung, na­ment­lich ob:
1.
die Be­bau­ung und land­schafts­ar­chi­tek­to­nisch ge­stal­te­te Frei­räu­me re­gio­nal­s­pe­zi­fisch sind und ei­ne be­stimm­te Epo­che deut­lich il­lus­trie­ren,
2.
ei­ne sied­lungs­ty­po­lo­gisch bei­spiel­haf­te Ent­wick­lung sicht­bar ist,
3.
ar­chi­tek­tur­his­to­risch ein­präg­sa­me Über­gän­ge zwi­schen den ein­zel­nen Orts­bild­tei­len vor­han­den sind, und
4.
ei­ne Viel­zahl an bau­künst­le­risch, his­to­risch oder ty­po­lo­gisch wich­ti­gen Ein­zel­bau­ten vor­kommt.

4 Die fol­gen­den Ne­ben­kri­te­ri­en kön­nen die Be­wer­tung ei­nes Orts­bilds be­ein­flus­sen:

a.
ar­chäo­lo­gi­scher Wert: na­ment­lich Or­te mit be­deu­ten­den vor­ge­schicht­li­chen oder ge­schicht­li­chen Fun­den, die zu wich­ti­gen Er­kennt­nis­sen der Sied­lungs­for­schung bei­ge­tra­gen ha­ben;
b.
ge­schicht­li­cher Wert: na­ment­lich Or­te, die als Wir­kungs­ort für die Schweiz wich­ti­ger Per­so­nen von Be­deu­tung sind, die dank Wer­ken der Li­te­ra­tur oder der bil­den­den Kunst in die Ge­schich­te ein­ge­gan­gen sind oder an de­nen wich­ti­ge Schlach­ten statt­ge­fun­den ha­ben;
c.
volks­kund­li­cher Wert: na­ment­lich Or­te, in de­nen über­re­gio­nal be­deu­ten­de tra­di­tio­nel­le oder ein­ma­li­ge Er­eig­nis­se wie Fes­te, spe­zi­el­le Märk­te oder Pro­zes­sio­nen statt­fan­den oder statt­fin­den, oder sa­gen­um­wo­be­ne Stät­ten.

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