Bundesgesetz
über die Verrechnungssteuer
(Verrechnungssteuergesetz, VStG)1

1 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 15. Juni 2012, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 20125981; BBl 2011 6615).


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Art. 5

2. Aus­nah­men

 

1 Von der Steu­er sind aus­ge­nom­men:

a.20
die Re­ser­ven und Ge­win­ne ei­ner Ka­pi­tal­ge­sell­schaft ge­mä­ss Ar­ti­kel 49 Ab­satz 1 Buch­sta­be a des Bun­des­ge­set­zes vom 14. De­zem­ber 199021 über die di­rek­te Bun­des­steu­er (DBG) oder Ge­nos­sen­schaft, die bei ei­ner Um­struk­tu­rie­rung nach Ar­ti­kel 61 DBG in die Re­ser­ven ei­ner auf­neh­men­den oder um­ge­wan­del­ten in­län­di­schen Ka­pi­tal­ge­sell­schaft oder Ge­nos­sen­schaft über­ge­hen;
b.22
die in ei­ner kol­lek­ti­ven Ka­pi­tal­an­la­ge ge­mä­ss KAG23 er­ziel­ten Ka­pi­tal­ge­win­ne und Er­trä­ge aus di­rek­tem Grund­be­sitz so­wie die durch die An­le­ger ge­leis­te­ten Ka­pi­tal­ein­zah­lun­gen, so­fern sie über ge­son­der­ten Cou­pon aus­ge­rich­tet wer­den;
c.24
die Zin­sen von Kun­den­gut­ha­ben, wenn der Zins­be­trag für ein Ka­len­der­jahr 200 Fran­ken nicht über­steigt;
d.
die Zin­sen der Ein­la­gen zur Bil­dung und Äuf­nung von auf den Er­le­bens- oder To­des­fall ge­stell­ten Gut­ha­ben bei An­stal­ten, Kas­sen und sons­ti­gen Ein­rich­tun­gen, die der Al­ters‑, In­va­li­di­täts- oder Hin­ter­las­se­nen­ver­si­che­rung oder ‑für­sor­ge die­nen;
e.25
f.26
die frei­wil­li­gen Leis­tun­gen ei­ner Ak­ti­en­ge­sell­schaft, ei­ner Ge­sell­schaft mit be­schränk­ter Haf­tung oder ei­ner Ge­nos­sen­schaft, so­fern die­se Leis­tun­gen ge­stützt auf Ar­ti­kel 59 Ab­satz 1 Buch­sta­be c DBG27 ge­schäfts­mäs­sig be­grün­det sind;
g.28
die Zin­sen von Ban­ken oder Kon­zern­ge­sell­schaf­ten von Fi­nanz­grup­pen für von der Eid­ge­nös­si­schen Fi­nanz­mark­tauf­sicht (FIN­MA) im Hin­blick auf die Er­fül­lung re­gu­la­to­ri­scher Er­for­der­nis­se ge­neh­mig­te Fremd­ka­pi­ta­l­in­stru­men­te nach den Ar­ti­keln 11 Ab­satz 4 und 30b Ab­satz 6 des Ban­ken­ge­set­zes vom 8. No­vem­ber 193429 (BankG), so­fern das be­tref­fen­de Fremd­ka­pi­ta­l­in­stru­ment zwi­schen dem 1. Ja­nu­ar 2013 und dem 31. De­zem­ber 2026 aus­ge­ge­ben wird;
h.30
Zins­zah­lun­gen von Teil­neh­mern an ei­ne zen­tra­le Ge­gen­par­tei im Sin­ne des Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur­ge­set­zes vom 19. Ju­ni 201531 so­wie von ei­ner zen­tra­len Ge­gen­par­tei an ih­re Teil­neh­mer;
i.32
die Zin­sen von Ban­ken oder Kon­zern­ge­sell­schaf­ten von Fi­nanz­grup­pen für Fremd­ka­pi­ta­l­in­stru­men­te nach Ar­ti­kel 30b Ab­satz 7 Buch­sta­be b BankG, die:
1.
die FIN­MA im Hin­blick auf die Er­fül­lung re­gu­la­to­ri­scher Er­for­der­nis­se ge­neh­migt hat:
bei nicht sys­tem­re­le­van­ten Ban­ken oder bei Kon­zern­ge­sell­schaf­ten von Fi­nanz­grup­pen: im Zeit­punkt der Emis­si­on
bei sys­tem­re­le­van­ten Ban­ken nach den Ar­ti­keln 7 Ab­satz 1 BankG: im Zeit­punkt der Emis­si­on oder bei ei­nem Wech­sel von ei­nem aus­län­di­schen zu ei­nem schwei­ze­ri­schen Emit­ten­ten, und
2.
zwi­schen dem 1. Ja­nu­ar 2017 und dem 31. De­zem­ber 2026 aus­ge­ge­ben wer­den oder de­ren Emit­tent wäh­rend die­ser Zeit nach Zif­fer 1 wech­selt.

1bis Die Rück­zah­lung von Re­ser­ven aus Ka­pi­tal­ein­la­gen, die von den In­ha­bern der Be­tei­li­gungs­rech­te nach dem 31. De­zem­ber 1996 ge­leis­tet wor­den sind, wird gleich be­han­delt wie die Rück­zah­lung von Grund- oder Stamm­ka­pi­tal, wenn die Re­ser­ven aus Ka­pi­tal­ein­la­gen von der Ka­pi­tal­ge­sell­schaft oder Ge­nos­sen­schaft in der Han­dels­bi­lanz auf ei­nem ge­son­der­ten Kon­to aus­ge­wie­sen wer­den und die Ge­sell­schaft oder Ge­nos­sen­schaft je­de Ver­än­de­rung auf die­sem Kon­to der Eid­ge­nös­si­schen Steu­er­ver­wal­tung (ESTV) mel­det. Ab­satz 1ter bleibt vor­be­hal­ten.33

1ter Kapitalgesellschaften und Genossenschaften, die an einer schweizerischen Börse kotiert sind, haben bei der Rückzahlung von Reserven aus Kapitaleinlagen nach Absatz 1bis mindestens im gleichen Umfang übrige Reserven auszuschütten. Ist diese Bedingung nicht erfüllt, so ist die Rückzahlung im Umfang der halben Differenz zwischen der Rückzahlung und der Ausschüttung der übrigen Reserven steuerbar, höchstens aber im Umfang der vorhandenen, handelsrechtlich ausschüttungsfähigen übrigen Reserven. Im gleichen Umfang sind handelsrechtlich ausschüttungsfähige übrige Reserven dem gesonderten Konto für Reserven aus Kapitaleinlagen zuzuweisen.34

1qua­ter Absatz 1ter ist nicht anwendbar auf Reserven aus Kapitaleinlagen:

a.
die bei fu­si­ons­ähn­li­chen Zu­sam­menschlüs­sen durch Ein­brin­gen von Be­tei­li­gungs- und Mit­glied­schafts­rech­ten an ei­ner aus­län­di­schen Ka­pi­tal­ge­sell­schaft oder Ge­nos­sen­schaft nach Ar­ti­kel 61 Ab­satz 1 Buch­sta­be c DBG oder durch ei­ne grenz­über­schrei­ten­de Über­tra­gung auf ei­ne in­län­di­sche Toch­ter­ge­sell­schaft nach Ar­ti­kel 61 Ab­satz 1 Buch­sta­be d DBG nach dem 24. Fe­bru­ar 2008 ent­stan­den sind;
b.
die im Zeit­punkt ei­ner grenz­über­schrei­ten­den Fu­si­on oder Um­struk­tu­rie­rung nach Ar­ti­kel 61 Ab­satz 1 Buch­sta­be b und Ab­satz 3 DBG oder der Ver­le­gung des Sit­zes oder der tat­säch­li­chen Ver­wal­tung nach dem 24. Fe­bru­ar 2008 be­reits in ei­ner aus­län­di­schen Ka­pi­tal­ge­sell­schaft oder Ge­nos­sen­schaft vor­han­den wa­ren;
c.
die an in- und aus­län­di­sche ju­ris­ti­sche Per­so­nen zu­rück­ge­zahlt wer­den, die zu min­des­tens 10 Pro­zent am Grund- oder Stamm­ka­pi­tal der leis­ten­den Ge­sell­schaft be­tei­ligt sind;
d.
im Fal­le der Li­qui­da­ti­on oder der Ver­le­gung des Sit­zes oder der tat­säch­li­chen Ver­wal­tung der Ka­pi­tal­ge­sell­schaft oder Ge­nos­sen­schaft ins Aus­land.35

1quin­quies Die Ge­sell­schaft hat die Re­ser­ven aus Ka­pi­tal­ein­la­gen nach Ab­satz 1qua­ter Buch­sta­ben a und b auf ei­nem ge­son­der­ten Kon­to aus­zu­wei­sen und der ESTV je­de Ver­än­de­rung auf die­sem Kon­to zu mel­den.36

1se­xies Die Absätze 1ter1quin­quies gelten sinngemäss auch für Reserven aus Kapitaleinlagen, die für die Ausgabe von Gratisaktien oder für Gratisnennwerterhöhungen verwendet werden.37

1sep­ties Ab­satz 1bis gilt für Ein­la­gen und Auf­gel­der, die wäh­rend ei­nes Ka­pi­tal­bands nach den Ar­ti­keln 653sff. des OR38 ge­leis­tet wer­den, nur so­weit sie die Rück­zah­lun­gen von Re­ser­ven im Rah­men die­ses Ka­pi­tal­bands über­stei­gen.39

2 Die Ver­ord­nung kann vor­schrei­ben, dass Zin­sen ver­schie­de­ner, von ei­nem Gläu­bi­ger oder Ver­fü­gungs­be­rech­tig­ten bei der glei­chen Bank oder Spar­kas­se un­ter­hal­te­ner Kun­den­gut­ha­ben zu­sam­men­zu­rech­nen sind; bei of­fen­ba­rem Miss­brauch kann die ESTV ei­ne sol­che Zu­sam­men­rech­nung im Ein­zel­fall an­ord­nen.40

20 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 9 des Fu­si­ons­ge­set­zes vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. Ju­li 2004 (AS 2004 2617; BBl 2000 4337).

21 SR 642.11

22 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 8 des Kol­lek­ti­v­an­la­gen­ge­set­zes vom 23. Ju­ni 2006, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 5379; BBl 2005 6395).

23 SR 951.31

24 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 4 des Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form­ge­set­zes II vom 23. März 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2010 (AS 2008 2893; BBl 2005 4733).

25Ein­ge­fügt durch Art. 25 des ABRG vom 20. Dez. 1985 (AS 1988 1420; BBl 1984 I 1129). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 28. Sept. 2018, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2019 (AS 2019 433; BBl 2018 2325).

26 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 5 des BG vom 8. Okt. 2004 (Stif­tungs­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2006 (AS 2005 4545; BBl 2003 81538191).

27 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 28. Sept. 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2019 433; BBl 2018 2325).

28 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 15. Ju­ni 2012 (AS 20125981; BBl 2011 6615). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 7 des BG vom 17. Dez. 2021 (In­sol­venz und Ein­la­gen­si­che­rung), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2022 732; BBl 2020 6359).

29 SR 952.0

30 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 7 des Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur­ge­set­zes vom 19. Ju­ni 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 5339; BBl 20147483).

31 SR 958.1

32 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2016 (AS 2016 3451; BBl 2015 7083). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 7 des BG vom 17. Dez. 2021 (In­sol­venz und Ein­la­gen­si­che­rung), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2022 732; BBl 2020 6359).

33 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 4 des Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form­ge­set­zes II vom 23. März 2007 (AS 2008 2893; BBl 2005 4733). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 7 des BG vom 28. Sept. 2018 über die Steu­er­re­form und die AHV-Fi­nan­zie­rung, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 23952413; BBL 2018 2527).

34 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 7 des BG vom 28. Sept. 2018 über die Steu­er­re­form und die AHV-Fi­nan­zie­rung, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 23952413; BBL 2018 2527).

35 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 7 des BG vom 28. Sept. 2018 über die Steu­er­re­form und die AHV-Fi­nan­zie­rung, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 23952413; BBL 2018 2527).

36 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 7 des BG vom 28. Sept. 2018 über die Steu­er­re­form und die AHV-Fi­nan­zie­rung, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 23952413; BBL 2018 2527).

37 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 7 des BG vom 28. Sept. 2018 über die Steu­er­re­form und die AHV-Fi­nan­zie­rung, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 23952413; BBL 2018 2527).

38 SR 220

39 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 9 des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109, 112; BBl 2017 399).

40 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 4 des Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form­ge­set­zes II vom 23. März 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2010 (AS 2008 2893; BBl 2005 4733).

BGE

149 II 158 (9C_678/2021) from 17. März 2023
Regeste: Art. 20 Abs. 1 lit. c und Abs. 3 und Art. 125 Abs. 3 DBG; Kapitaleinlageprinzip; Rückzahlung verdeckter Kapitaleinlagen. Befreit ein Inhaber von Beteiligungsrechten die Gesellschaft von einer Schuld (privative Schuldübernahme), ohne dafür eine Gegenleistung zu erhalten, und bildet die Gesellschaft diese Kapitaleinlage in ihren Büchern nicht ab, liegt eine verdeckte Kapitaleinlage vor (E. 4). Auch verdeckte Kapitaleinlagen fallen unter Art. 20 Abs. 3 DBG und können grundsätzlich steuerfrei zurückbezahlt werden. Der erforderliche Nachweis der Mittelherkunft kann auf andere Weise als durch die separate Verbuchung bei der Gesellschaft nach Art. 125 Abs. 3 DBG erbracht werden (E. 5).

 

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