Verordnung
über Zulassung, Aufenthalt und Erwerbstätigkeit
(VZAE)


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Art. 31 Schwerwiegender persönlicher Härtefall

(Art. 30 Abs. 1 Bst. b , 50 Abs. 1 Bst. b und 84 Abs. 5 AIG; Art. 14 AsylG)

1 Liegt ein schwer­wie­gen­der per­sön­li­cher Här­te­fall vor, kann ei­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung er­teilt wer­den. Bei der Be­ur­tei­lung sind ins­be­son­de­re zu be­rück­sich­ti­gen:

a.66
die In­te­gra­ti­on der Ge­such­stel­le­rin oder des Ge­such­stel­lers an­hand der In­te­gra­ti­ons­kri­te­ri­en nach Ar­ti­kel 58a Ab­satz 1 AIG;
b.67
c.
die Fa­mi­li­en­ver­hält­nis­se, ins­be­son­de­re der Zeit­punkt der Ein­schu­lung und die Dau­er des Schul­be­suchs der Kin­der;
d.68
die fi­nan­zi­el­len Ver­hält­nis­se;
e.
die Dau­er der An­we­sen­heit in der Schweiz;
f.
der Ge­sund­heits­zu­stand;
g.
die Mög­lich­kei­ten für ei­ne Wie­der­ein­glie­de­rung im Her­kunfts­staat.

2 Die Ge­such­stel­le­rin oder der Ge­such­stel­ler muss die Iden­ti­tät of­fen le­gen.

3 Für die Aus­übung ei­ner un­selbst­stän­di­gen oder selbst­stän­di­gen Er­werbs­tä­tig­keit ist kei­ne Be­wil­li­gung er­for­der­lich.69

470

5 War auf­grund des Al­ters, des Ge­sund­heits­zu­stan­des oder des asyl­recht­li­chen Ar­beits­ver­bots nach Ar­ti­kel 43 AsylG die Teil­nah­me am Wirt­schafts­le­ben oder am Er­werb von Bil­dung (Art. 58a Abs. 1 Bst. d AIG) nicht mög­lich, so ist dies bei der Prü­fung der fi­nan­zi­el­len Ver­hält­nis­se zu be­rück­sich­ti­gen.71

6 Bei der Prü­fung ei­nes Ge­suchs um Er­tei­lung ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung nach Ar­ti­kel 84 Ab­satz 5 AIG ist die er­folg­rei­che Teil­nah­me an In­te­gra­ti­ons- oder Be­schäf­ti­gungs­pro­gram­men zu be­rück­sich­ti­gen.72

66 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 15. Aug. 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3173).

67 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 15. Aug. 2018, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3173).

68 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 15. Aug. 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3173).

69 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 1. Mai 2024, in Kraft seit 1. Ju­ni 2024 (AS 2024 190).

70 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 1. Mai 2024, mit Wir­kung seit 1. Ju­ni 2024 (AS 2024 190).

71 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 15. Aug. 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3173).

72 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 15. Aug. 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3173).

BGE

147 IV 453 (6B_422/2021) from 1. September 2021
Regeste: Art. 66a und 66d StGB; Art. 42 Abs. 2, Art. 78 Abs. 2 lit. b und Art. 81 Abs. 1 lit. b BGG; Zulässigkeit der Beschwerde in Strafsachen gegen einen Entscheid, in dem der Aufschub des Vollzugs der obligatorischen Landesverweisung abgewiesen wird. Der Vollzug einer rechtskräftigen Strafe oder einer rechtskräftigen Massnahme kann grundsätzlich nur aus wichtigen Gründen (Art. 92 StGB) sine die aufgeschoben oder unterbrochen werden, sofern kein überwiegendes öffentliches Interesse entgegensteht (E. 1.2). Bezüglich der Landesverweisung werden diese Grundsätze in Art. 66d StGB präzisiert. Sie beeinflussen die Zulässigkeit der Beschwerde in Strafsachen im Vollzugsstadium (Art. 78 Abs. 2 lit. b BGG), die gemäss Art. 81 Abs. 1 lit. b BGG ein aktuelles und konkretes Rechtsschutzinteresse voraussetzt (E. 1.4.3). Ein solches Interesse kann alleine aufgrund des Zeitablaufs weder a prior i ausgeschlossen noch vermutet werden. Vielmehr hat der Beschwerdeführer glaubhaft zu machen, dass sich die massgebenden Umstände seit dem die Massnahme anordnenden Urteil verändert haben, dass diese Änderungen zu einer anderen Beurteilung der Verhältnismässigkeit führen können und dass es sich deshalb aufdrängt, auf den Vollzug der Landesverweisung zu verzichten (E. 1.4.8).

149 IV 231 (6B_627/2022) from 6. März 2023
Regeste: Art. 66a und 66d StGB; strafrechtliche Landesverweisung. Bestätigung der Grundzüge der strafrechtlichen Landesverweisung (E. 2.1). Allfällige Vollzugshindernisse der Landesverweisung im Sinne von Art. 66d Abs. 1 StGB müssen bereits im Zeitpunkt des Entscheids über die Landesverweisung berücksichtigt werden, soweit die Verhältnisse stabil sind und sich definitiv bestimmen lassen (E. 2.1.2). Vorliegend stellte das kantonale Gericht eine Gefahr für eine unmenschliche oder erniedrigende Behandlung im Falle einer Rückkehr des tibetischen Beschwerdeführers in die Volksrepublik China fest, welche dem Vollzug der Landesverweisung in dieses Land in Anwendung von Art. 66d Abs. 1 lit. b StGB entgegensteht. Indem das kantonale Gericht eine Landesverweisung des Beschwerdeführers "in einen Drittstaat" unter Ausschluss der Volksrepublik China aussprach, ohne Präzisierung des Drittstaats, hat es Bundesrecht verletzt. Eine Landesverweisung kann nicht gestützt auf blosse Vermutungen in Bezug auf das Ausreiseland ausgesprochen werden. Des Weiteren verlangt die Wegweisung in einen Drittstaat, dass eine solche möglich ist, d.h. der Ausländer dort über ein Aufenthaltsrecht verfügt (E. 2.4).

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