Bundesgesetz über Waffen, Waffenzubehör und Munition

vom 20. Juni 1997 (Stand am 1. September 2020)


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Art. 31 Beschlagnahme und Einziehung

1Die zu­stän­di­ge Be­hör­de be­schlag­nahmt:

a.
Waf­fen, die von Per­so­nen oh­ne Be­rech­ti­gung ge­tra­gen wer­den;
b.
Waf­fen, we­sent­li­che und be­son­ders kon­stru­ier­te Waf­fen­be­stand­tei­le, Waf­fen­zu­be­hör, Mu­ni­ti­on und Mu­ni­ti­ons­be­stand­tei­le aus dem Be­sitz von Per­so­nen, für die ein Hin­de­rungs­grund nach Ar­ti­kel 8 Ab­satz 2 be­steht oder die zum Er­werb oder Be­sitz nicht be­rech­tigt sind;
c.
ge­fähr­li­che Ge­gen­stän­de, die miss­bräuch­lich ge­tra­gen wer­den;
d.2
Feu­er­waf­fen, de­ren we­sent­li­che Be­stand­tei­le oder de­ren Zu­be­hör, die nicht nach Ar­ti­kel 18a mar­kiert sind;
e.3
kleins­te Ver­pa­ckungs­ein­hei­ten von Mu­ni­ti­on, die nicht nach Ar­ti­kel 18b mar­kiert sind;
f.4
La­de­vor­rich­tun­gen mit ho­her Ka­pa­zi­tät und die da­zu­ge­hö­ri­ge Feu­er­waf­fe aus dem Be­sitz von Per­so­nen, die zum Er­werb oder Be­sitz nicht be­rech­tigt sind.

2Be­schlag­nahmt sie Waf­fen, we­sent­li­che oder be­son­ders kon­stru­ier­te Waf­fen­be­stand­tei­le, Waf­fen­zu­be­hör, La­de­vor­rich­tun­gen mit ho­her Ka­pa­zi­tät und die da­zu­ge­hö­ri­ge Feu­er­waf­fe, Mu­ni­ti­on oder Mu­ni­ti­ons­be­stand­tei­le oder ge­fähr­li­che Ge­gen­stän­de aus dem Be­sitz ei­ner Per­son, die nicht ei­gen­tums­be­rech­tigt ist, so gibt sie die­se Ge­gen­stän­de der ei­gen­tums­be­rech­tig­ten Per­son zu­rück, wenn kein Hin­de­rungs­grund nach Ar­ti­kel 8 Ab­satz 2 be­steht.5

2bisBe­schlag­nahmt sie Feu­er­waf­fen nach Ar­ti­kel 5 Ab­satz 1 Buch­sta­ben b–d, die nicht im kan­to­na­len In­for­ma­ti­ons­sys­tem über den Er­werb von Feu­er­waf­fen nach Ar­ti­kel 32a Ab­satz 2 re­gis­triert sind, für die der recht­mäs­si­ge Be­sitz nicht nach Ar­ti­kel 42b ge­mel­det wur­de oder für die der Nach­weis nach Ar­ti­kel 28d Ab­satz 3 nicht er­bracht wur­de, so hat der Be­sit­zer oder die Be­sit­ze­rin in­ner­halb von drei Mo­na­ten ein Ge­such um die Er­tei­lung ei­ner Aus­nah­me­be­wil­li­gung nach den Ar­ti­keln 28c–28e ein­zu­rei­chen oder die Feu­er­waf­fen ei­ner be­rech­tig­ten Per­son zu über­tra­gen.6

2terBe­schlag­nahmt sie La­de­vor­rich­tun­gen mit ho­her Ka­pa­zi­tät und die da­zu­ge­hö­ri­ge Feu­er­waf­fe, so hat der Be­sit­zer oder die Be­sit­ze­rin für die Feu­er­waf­fe in­ner­halb von drei Mo­na­ten ein Ge­such um die Er­tei­lung ei­ner Aus­nah­me­be­wil­li­gung nach den Ar­ti­keln 28c–28e ein­zu­rei­chen oder die Ge­gen­stän­de ei­ner be­rech­tig­ten Per­son zu über­tra­gen.7

3Sie zieht die be­schlag­nahm­ten Ge­gen­stän­de de­fi­ni­tiv ein, wenn:

a.
die Ge­fahr miss­bräuch­li­cher Ver­wen­dung be­steht, ins­be­son­de­re weil mit sol­chen Ge­gen­stän­den Per­so­nen be­droht oder ver­letzt wur­den; oder
b.
es sich um Ge­gen­stän­de nach Ab­satz 1 Buch­sta­be d oder e han­delt, die nach dem 28. Ju­li 2010 her­ge­stellt oder ins schwei­ze­ri­sche Staats­ge­biet ver­bracht wor­den sind;8
c.9
die Ge­gen­stän­de nicht an ei­ne be­rech­tig­te Per­son über­tra­gen wur­den und das Ge­such nach Ab­satz 2bis oder 2ter nicht ein­ge­reicht oder ab­ge­lehnt wur­de.10

4Sie mel­det die de­fi­ni­ti­ve Ein­zie­hung von Waf­fen der Zen­tral­stel­le un­ter ge­nau­er Be­zeich­nung der Waf­fe.

5Der Bun­des­rat re­gelt das Ver­fah­ren für den Fall, dass die Rück­ga­be nicht mög­lich ist.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 22. Ju­ni 2007, in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5499 5405 Art. 2 Bst. d; BBl 2006 2713).
2 Ein­ge­fügt durch Art. 2 des BB vom 11. Dez. 2009 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des No­ten­aus­tauschs zwi­schen der Schweiz und der EG be­tref­fend die Über­nah­me der Richt­li­nie 2008/51/EG zur Än­de­rung der Waf­fen­richt­li­nie, in Kraft seit 28. Ju­li 2010 (AS 2010 2899; BBl 2009 3649).
3 Ein­ge­fügt durch Art. 2 des BB vom 11. Dez. 2009 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des No­ten­aus­tauschs zwi­schen der Schweiz und der EG be­tref­fend die Über­nah­me der Richt­li­nie 2008/51/EG zur Än­de­rung der Waf­fen­richt­li­nie, in Kraft seit 28. Ju­li 2010 (AS 2010 2899; BBl 2009 3649).
4 Ein­ge­fügt durch An­hang des BB vom 28. Sept. 2018 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des No­ten­aus­tauschs zwi­schen der Schweiz und der EU be­tref­fend die Über­nah­me der Richt­li­nie (EU) 2017/853 zur Än­de­rung der EU-Waf­fen­richt­li­nie, in Kraft seit 15. Aug. 2019 (AS 2019 2415; BBl 2018 1881).
5 Fas­sung ge­mä­ss An­hang des BB vom 28. Sept. 2018 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des No­ten­aus­tauschs zwi­schen der Schweiz und der EU be­tref­fend die Über­nah­me der Richt­li­nie (EU) 2017/853 zur Än­de­rung der EU-Waf­fen­richt­li­nie, in Kraft seit 15. Aug. 2019 (AS 2019 2415; BBl 2018 1881).
6 Ein­ge­fügt durch An­hang des BB vom 28. Sept. 2018 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des No­ten­aus­tauschs zwi­schen der Schweiz und der EU be­tref­fend die Über­nah­me der Richt­li­nie (EU) 2017/853 zur Än­de­rung der EU-Waf­fen­richt­li­nie, in Kraft seit 15. Aug. 2019 (AS 2019 2415; BBl 2018 1881).
7 Ein­ge­fügt durch An­hang des BB vom 28. Sept. 2018 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des No­ten­aus­tauschs zwi­schen der Schweiz und der EU be­tref­fend die Über­nah­me der Richt­li­nie (EU) 2017/853 zur Än­de­rung der EU-Waf­fen­richt­li­nie, in Kraft seit 15. Aug. 2019 (AS 2019 2415; BBl 2018 1881).
8 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 des BB vom 11. Dez. 2009 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des No­ten­aus­tauschs zwi­schen der Schweiz und der EG be­tref­fend die Über­nah­me der Richt­li­nie 2008/51/EG zur Än­de­rung der Waf­fen­richt­li­nie, in Kraft seit 28. Ju­li 2010 (AS 2010 2899; BBl 2009 3649).
9 Ein­ge­fügt durch An­hang des BB vom 28. Sept. 2018 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des No­ten­aus­tauschs zwi­schen der Schweiz und der EU be­tref­fend die Über­nah­me der Richt­li­nie (EU) 2017/853 zur Än­de­rung der EU-Waf­fen­richt­li­nie, in Kraft seit 15. Aug. 2019 (AS 2019 2415; BBl 2018 1881).
10 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 des BB vom 11. Dez. 2009 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des No­ten­aus­tauschs zwi­schen der Schweiz und der EG be­tref­fend die Über­nah­me der Richt­li­nie 2008/51/EG zur Än­de­rung der Waf­fen­richt­li­nie, in Kraft seit 28. Ju­li 2010 ( HY­PER­LINK "http://www.ad­min.ch/ch/d/as/2010/2899.pdf" ; HY­PER­LINK "http://www.ad­min.ch/ch/d/ff/2009/3649.pdf" ).

BGE

129 IV 81 () from 26. November 2002
Regeste: Art. 195 Abs. 3 und 4, Art. 196 und Art. 58 Abs. 1 StGB; Förderung der Prostitution, Menschenhandel, Sicherungseinziehung. Wer Prostituierte überwacht und ihre Tätigkeit umfassend bestimmt, ist nach Art. 195 Abs. 3 StGB strafbar (E. 1). Das formale Einverständnis der Betroffenen ist unwirksam, wenn ihre Entscheidungsfreiheit durch wirtschaftliche Not wesentlich eingeschränkt war (E. 1.4). Für die Tatbestandsvariante des Festhaltens in der Prostitution muss der Täter Druck auf eine ausstiegswillige oder -bereite Person ausüben, um sie daran zu hindern, sich von der Prostitution abzuwenden. Wer auf Prostituierte einwirkt, damit sie den Ausstieg aus der Prostitution gar nicht erst erwägen, erfüllt die Strafnorm nicht (E. 2.3). Menschenhandel begeht, wer wirtschaftlich schlecht gestellte junge Frauen im Ausland anwirbt und für seine Bordelle in der Schweiz verpflichtet sowie teilweise weitervermittelt. Die bloss formale "Einwilligung" der Betroffenen in die Tätigkeit und deren Umstände ist unbeachtlich, wenn sie auf die schwierigen wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse im Herkunftsland zurückzuführen ist (E. 3). Die Sicherungseinziehung einer Schusswaffe durch den Strafrichter verletzt Bundesrecht, wenn die Waffe keinen Bezug zu einer Straftat hat (E. 4.1 und 4.2). Vorbehalten bleiben die Bestimmungen des Waffenrechts (E. 4.2).

135 I 209 (2C_797/2008) from 30. April 2009
Regeste: Art. 26 BV, Art. 31 WG, Art. 69 StGB, Art. 34 WV 1998; Entschädigungspflicht für eingezogene Waffen und Waffenbestandteile. Übersicht über die waffenrechtlichen Beschlagnahmungs- und Einziehungsregeln (E. 2). Das Waffengesetz enthält keine gesetzliche Grundlage für den Einzug des Nettoerlöses der Verwertung von aus Sicherheitsgründen beschlagnahmten bzw. eingezogenen Gegenständen zu Gunsten des Staates. Kann der Gegenstand dem Eigentümer nicht mehr zurück- oder herausgegeben werden, ist die Verwertung unter Herausgabe des Erlöses an den Berechtigten - als weniger weitgehender Eingriff in die Eigentumsgarantie als die entschädigungslose Überlassung, Vernichtung oder Verwertung zu Gunsten des Staates - zu prüfen. Entscheidend ist dabei, ob es sich bei den betroffenen Gegenständen überhaupt um verwertbare, d.h. rechtlich erwerb- und besitzbare Güter von einem gewissen Marktwert handelt, die legal verwendet werden können (E. 2-4).

141 IV 132 (6B_818/2014) from 8. April 2015
Regeste: Unrechtmässiger Besitz von Waffen und Waffenzubehör; Verletzung der Meldepflicht; unberechtigtes Tragen von Waffen; Art. 4 ff., 27 Abs. 1, Art. 33 Abs. 1 lit. a, Art. 34 Abs. 1 lit. i, Art. 42 Abs. 5-7 WG. Eine Ausnahmebewilligung zum Erwerb von sog. verbotenen Waffen nach altem oder geltendem Recht berechtigt zum weiteren Besitz der betreffenden Waffe nach Inkrafttreten des revidierten Waffengesetzes am 12. Dezember 2008 (E. 2.4.3). Gleiches gilt für den rechtmässigen Erwerb von sog. bewilligungspflichtigen Waffen. Die am 12. Dezember 2008 neu in Kraft getretenen materiellen Anforderungen von Art. 8 WG an den Waffenerwerb entfalten keine Rückwirkung (E. 2.4.4). Die blosse Verletzung der Meldepflicht von Art. 42 Abs. 5 WG ist ausschliesslich nach Art. 34 Abs. 1 lit. i WG zu ahnden. Eine Bestrafung wegen unrechtmässigen Besitzes nach Art. 33 Abs. 1 lit. a WG kommt in Betracht, wenn die betroffene Person sowohl die dreimonatige Meldefrist von Art. 42 Abs. 5 WG als auch die Frist von Art. 42 Abs. 6 WG unbenutzt verstreichen liess (E. 2.5.2). Der Meldepflicht von Art. 42 Abs. 5 WG unterstehen verbotene Waffen im Sinne von Art. 5 Abs. 2 WG. Waffen, für deren Besitz keine kantonale Ausnahmebewilligung erforderlich ist, sondern ein Waffenerwerbsschein genügt, werden von der Bestimmung nicht erfasst (E. 2.7.2). Konkurrenz zwischen Art. 34 Abs. 1 lit. i WG und Art. 33 Abs. 1 lit. a WG (E. 2.7.3). Der seit der Revision des Waffengesetzes vom 22. Juni 2007 in Art. 27 WG neu verwendete Begriff der "öffentlich zugänglichen Orte" stellt keine Erweiterung des Anwendungsbereichs, sondern eine Präzisierung des Begriffs der "Öffentlichkeit" im Sinne von aArt. 27 Abs. 1 WG dar (E. 3.2.2). Begriff der "öffentlich zugänglichen Orte" (E. 3.2.2 und 3.2.3). Zu einem Haus gehörende Plätze, Höfe oder Gärten sind in Anlehnung an Art. 186 StGB und die dazu ergangene Rechtsprechung nicht "öffentlich" bzw. der "Öffentlichkeit nicht zugänglich" im Sinne von Art. 27 Abs. 1 WG, wenn sie umfriedet sind. Offene Plätze zählen, auch wenn sie zu einem Haus gehören, nicht zu den geschützten Objekten im Sinne von Art. 186 StGB und sind insofern öffentlich zugänglich (E. 3.2.4). Anforderungen an die Anklageschrift (E. 3.4).

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