Schweizerisches Zivilgesetzbuch

vom 10. Dezember 1907 (Stand am 1. Juli 2022)


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Art. 124b183

V. Aus­nah­men

 

1 Die Ehe­gat­ten kön­nen in ei­ner Ver­ein­ba­rung über die Schei­dungs­fol­gen von der hälf­ti­gen Tei­lung ab­wei­chen oder auf den Vor­sor­ge­aus­gleich ver­zich­ten, wenn ei­ne an­ge­mes­se­ne Al­ters- und In­va­li­den­vor­sor­ge ge­währ­leis­tet bleibt.

2 Das Ge­richt spricht dem be­rech­tig­ten Ehe­gat­ten we­ni­ger als die Hälf­te der Aus­tritts­leis­tung zu oder ver­wei­gert die Tei­lung ganz, wenn wich­ti­ge Grün­de vor­lie­gen. Ein wich­ti­ger Grund liegt ins­be­son­de­re vor, wenn die hälf­ti­ge Tei­lung un­bil­lig wä­re:

1.
auf­grund der gü­ter­recht­li­chen Aus­ein­an­der­set­zung oder der wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se nach der Schei­dung;
2.
auf­grund der Vor­sor­ge­be­dürf­nis­se, ins­be­son­de­re un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Al­ters­un­ter­schie­des zwi­schen den Ehe­gat­ten.

3 Das Ge­richt kann dem be­rech­tig­ten Ehe­gat­ten mehr als die Hälf­te der Aus­tritts­leis­tung zu­spre­chen, wenn er nach der Schei­dung ge­mein­sa­me Kin­der be­treut und der ver­pflich­te­te Ehe­gat­te wei­ter­hin über ei­ne an­ge­mes­se­ne Al­ters- und In­va­li­den­vor­sor­ge ver­fügt.

183 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

BGE

145 III 56 (5A_443/2018) from 6. November 2018
Regeste: Art. 124a und 124b Abs. 2 ZGB; Scheidung; neues Recht über den Ausgleich der beruflichen Vorsorge der Ehegatten; wichtige Gründe, die ein Abweichen vom Grundsatz der hälftigen Teilung gestatten. Im Rahmen der Teilung der Rente gemäss Art. 124a ZGB kann sich das Gericht an den aus Art. 124b ZGB hervorgehenden Grundsätzen orientieren (E. 5.1). Die grobe Verletzung seiner Pflicht, zum Unterhalt der Familie beizutragen, durch einen Ehegatten, bildet einen wichtigen Grund, vom Grundsatz der hälftigen Teilung abzuweichen (E. 5.3 und 5.4). Im vorliegenden Fall bedeutet die Verweigerung der Teilung keinen Ermessensmissbrauch (E. 6).

145 III 169 (5A_14/2019) from 9. April 2019
Regeste: Art. 163 ZGB; Art. 276 ZPO; kein Vorsorgeunterhalt während des Scheidungsverfahrens. Im Unterschied zu Art. 125 ZGB gibt Art. 163 ZGB einen Anspruch einzig auf Verbrauchsunterhalt. Deshalb ist es nicht möglich, während des Scheidungsverfahrens (im Zusammenhang mit der Vorverlegung des Zeitpunktes für die Teilung der Vorsorgeguthaben in Art. 122 ZGB) mittels vorsorglicher Massnahmen Vorsorgeunterhalt zuzusprechen (E. 3).

 

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