Schweizerisches Zivilgesetzbuch


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Art. 298b379

II. Ent­scheid der Kin­des­schutz­be­hör­de

 

1 Wei­gert sich ein El­tern­teil, die Er­klä­rung über die ge­mein­sa­me el­ter­li­che Sor­ge ab­zu­ge­ben, so kann der an­de­re El­tern­teil die Kin­des­schutz­be­hör­de am Wohn­sitz des Kin­des an­ru­fen.

2 Die Kin­des­schutz­be­hör­de ver­fügt die ge­mein­sa­me el­ter­li­che Sor­ge, so­fern nicht zur Wah­rung des Kin­des­wohls an der al­lei­ni­gen el­ter­li­chen Sor­ge der Mut­ter fest­zu­hal­ten oder die al­lei­ni­ge el­ter­li­che Sor­ge dem Va­ter zu über­tra­gen ist.

3 Zu­sam­men mit dem Ent­scheid über die el­ter­li­che Sor­ge re­gelt die Kin­des­schutz­be­hör­de die üb­ri­gen strit­ti­gen Punk­te. Vor­be­hal­ten bleibt die Kla­ge auf Leis­tung des Un­ter­halts an das zu­stän­di­ge Ge­richt; in die­sem Fall ent­schei­det das Ge­richt auch über die el­ter­li­che Sor­ge so­wie die wei­te­ren Kin­der­be­lan­ge.380

3bis Die Kin­des­schutz­be­hör­de be­rück­sich­tigt beim Ent­scheid über die Ob­hut, den per­sön­li­chen Ver­kehr oder die Be­treu­ungs­an­tei­le das Recht des Kin­des, re­gel­mäs­si­ge per­sön­li­che Be­zie­hun­gen zu bei­den El­tern­tei­len zu pfle­gen.381

3ter Bei ge­mein­sa­mer el­ter­li­cher Sor­ge prüft sie im Sin­ne des Kin­des­wohls die Mög­lich­keit ei­ner al­ter­nie­ren­den Ob­hut, wenn ein El­tern­teil oder das Kind dies ver­langt.382

4 Ist die Mut­ter min­der­jäh­rig oder steht sie un­ter um­fas­sen­der Bei­stand­schaft, so weist die Kin­des­schutz­be­hör­de die el­ter­li­che Sor­ge dem Va­ter zu oder be­stellt dem Kind einen Vor­mund, je nach­dem, was zur Wah­rung des Kin­des­wohls bes­ser ge­eig­net ist.

379 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

380 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).

381 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014529).

382 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014529).

BGE

148 III 384 (5A_32/2021) from 1. Juli 2022
Regeste: Art. 32, 68, 70, 72, 73 IPRG; Art. 252 ZGB; Art. 8 EMRK; Eintragung einer georgischen Geburtsurkunde in das Personenstandsregister im Fall von Leihmutterschaft. Eine georgische Geburtsurkunde stellt keine ausländische Entscheidung im Sinne von Art. 70 IPRG dar (E. 4). Führen die in der Schweiz domizilierten Wunscheltern in Georgien eine Leihmutterschaft durch und ist schweizerisches Abstammungsrecht anwendbar, so entsteht das Kindesverhältnis zur Leihmutter von Gesetzes wegen mit der Geburt des Kindes (E. 5). Der Wunschvater, der im konkreten Fall Samenspender ist, kann das Kindesverhältnis durch Anerkennung herstellen und die Wunschmutter hat die Möglichkeit der Stiefkindadoption. Vereinbarkeit mit der EMRK (E. 6-8).

150 III 97 (5A_33/2023) from 20. Dezember 2023
Regeste: Art. 133 Abs. 1 Ziff. 1 i.V.m. Art. 296 Abs. 2 sowie Art. 298 Abs. 1 und 2ter ZGB; Ehescheidung; elterliche Sorge; Unzulässigkeit der Zuteilung der alleinigen elterlichen Sorge an einen Elternteil bei gemeinsamer Obhut des Kindes durch beide Eltern. Auch im Kontext der Ehescheidung bildet die gemeinsame elterliche Sorge den Grundsatz, von dem nur ausnahmsweise abgewichen werden soll (E. 4.2). Das Gesetz eröffnet nicht die Möglichkeit, einem Elternteil zwar die (gemeinsame) Obhut, nicht jedoch das (gemeinsame) Sorgerecht einzuräumen. Daher ist es gesetzwidrig, trotz alternierender Obhut der Eltern die elterliche Sorge nur einem Elternteil zu übertragen (E. 4.3). Rückweisung der Sache an die Vorinstanz zur Prüfung, ob unter Belassung der gemeinsamen elterlichen Sorge einem Elternteil in Teilbereichen alleinige Entscheidbefugnisse zu übertragen sind (E. 4.4).

 

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