Schweizerisches Zivilgesetzbuch


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Art. 89a136

G. Per­so­nal­für­sor­ge­stif­tun­gen

 

1 Für Per­so­nal­für­sor­ge­ein­rich­tun­gen, die ge­mä­ss Ar­ti­kel 331 des Ob­li­ga­tio­nen­rechts137 in Form der Stif­tung er­rich­tet wor­den sind, gel­ten über­dies noch fol­gen­de Be­stim­mun­gen.138

2 Die Stif­tungs­or­ga­ne ha­ben den Be­güns­tig­ten über die Or­ga­ni­sa­ti­on, die Tä­tig­keit und die Ver­mö­gens­la­ge der Stif­tung den er­for­der­li­chen Auf­schluss zu er­tei­len.

3 Leis­ten die Ar­beit­neh­mer Bei­trä­ge an die Stif­tung, so sind sie an der Ver­wal­tung we­nigs­tens nach Mass­ga­be die­ser Bei­trä­ge zu be­tei­li­gen; so­weit mög­lich ha­ben die Ar­beit­neh­mer ih­re Ver­tre­tung aus dem Per­so­nal des Ar­beit­ge­bers zu wäh­len.139

4140

5 Die Be­güns­tig­ten kön­nen auf Aus­rich­tung von Leis­tun­gen der Stif­tung kla­gen, wenn sie Bei­trä­ge an die­se ent­rich­tet ha­ben oder wenn ih­nen nach den Stif­tungs­be­stim­mun­gen ein Rechts­an­spruch auf Leis­tun­gen zu­steht.

6 Für Per­so­nal­für­sor­ge­stif­tun­gen, die auf dem Ge­biet der Al­ters-, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­vor­sor­ge tä­tig sind und die dem Frei­zü­gig­keits­ge­setz vom 17. De­zem­ber 1993141 (FZG) un­ter­stellt sind, gel­ten über­dies die fol­gen­den Be­stim­mun­gen des Bun­des­ge­set­zes vom 25. Ju­ni 1982142 über die be­ruf­li­che Al­ters-, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­vor­sor­ge (BVG) über:143

1.144
die De­fi­ni­ti­on und Grund­sät­ze der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge so­wie des ver­sicher­ba­ren Loh­nes oder des ver­sicher­ba­ren Ein­kom­mens (Art. 1, 33a und 33b);
2.145
die Un­ter­stel­lung der Per­so­nen un­ter die AHV (Art. 5 Abs. 1);
2a.146
den Be­zug der Al­ters­leis­tung (Art. 13 Abs. 2, Art. 13a und 13b),
3.
die Be­güns­tig­ten bei Hin­ter­las­se­nen­leis­tun­gen (Art. 20a);
3a.147
die An­pas­sung der In­va­li­den­ren­te nach dem Vor­sor­ge­aus­gleich (Art. 24 Abs. 5);
3b.148
die pro­vi­so­ri­sche Wei­ter­ver­si­che­rung und Auf­recht­er­hal­tung des Leis­tungs­an­spruchs bei Her­ab­set­zung oder Auf­he­bung der Ren­te der In­va­li­den­ver­si­che­rung (Art. 26a);
4.149
die An­pas­sung der re­gle­men­ta­ri­schen Leis­tun­gen an die Preis­ent­wick­lung (Art. 36 Abs. 2–4);
4a.150
die Zu­stim­mung bei Ka­pi­tal­ab­fin­dung (Art. 37a);
4b.151
die Mass­nah­men bei Ver­nach­läs­si­gung der Un­ter­halts­pflicht (Art. 40);
5.
die Ver­jäh­rung von An­sprü­chen und die Auf­be­wah­rung von Vor­sor­ge­un­ter­la­gen (Art. 41);
5a.152
die Ver­wen­dung, Be­ar­bei­tung und Be­kannt­ga­be der AHV-Num­mer (Art. 48 Abs. 4, Art. 85a Bst. f und Art. 86a Abs. 2 Bst. bbis);
6.
die Ver­ant­wort­lich­keit (Art. 52);
7.153
die Zu­las­sung und die Auf­ga­ben der Kon­troll­or­ga­ne (Art. 52a–52e);
8.154
die In­te­gri­tät und Loya­li­tät der Ver­ant­wort­li­chen, die Rechts­ge­schäf­te mit Na­he­ste­hen­den und die In­ter­es­sen­kon­flik­te (Art. 51b, 51c und 53a);
9.
die Teil- oder Ge­samt­li­qui­da­ti­on (Art. 53b–53d);
10.155
die Auf­lö­sung von Ver­trä­gen (Art. 53e–53f);
11.156
den Si­cher­heits­fonds (Art. 56 Abs. 1 Bst. c und i und Abs. 2–5, 56a, 57 und 59);
12.157
die Auf­sicht und die Ober­auf­sicht (Art. 61–62a und 64–64c);
13.158
14.159
die fi­nan­zi­el­le Si­cher­heit (Art. 65 Abs. 1, 3 und 4, Art. 66 Abs. 4, Art. 67 und Art. 72a–72g);
15.
die Trans­pa­renz (Art. 65a);
16.160
die Rück­stel­lun­gen und die Wert­schwan­kungs­re­ser­ven (Art. 65b);
17.
die Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge zwi­schen Vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen und Ver­si­che­rungs­ein­rich­tun­gen (Art. 68 Abs. 3 und 4);
18.161
die Ver­mö­gens­ver­wal­tung (Art. 71) und die Stimmpf­licht als Ak­tio­nä­rin (Art. 71a und 71b);
19.
die Rechts­pfle­ge (Art. 73 und 74);
20.
die Straf­be­stim­mun­gen (Art. 75–79);
21.
den Ein­kauf (Art. 79b);
22.
den ver­sicher­ba­ren Lohn und das ver­sicher­ba­re Ein­kom­men (Art. 79c);
23.
die In­for­ma­ti­on der Ver­si­cher­ten (Art. 86b).162

7 Für Per­so­nal­für­sor­ge­stif­tun­gen, die auf dem Ge­biet der Al­ters-, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­vor­sor­ge tä­tig sind, aber nicht dem FZG un­ter­stellt sind, wie so­ge­nann­te pa­tro­na­le Wohl­fahrts­fonds mit Er­mes­sens­leis­tun­gen so­wie Fi­nan­zie­rungs­stif­tun­gen, gel­ten von den Be­stim­mun­gen des BVG nur die fol­gen­den:

1.
die Un­ter­stel­lung der Per­so­nen un­ter die AHV (Art. 5 Abs. 1);
2.
die Ver­wen­dung, Be­ar­bei­tung und Be­kannt­ga­be der AHV-Num­mer (Art. 48 Abs. 4, 85a Bst. f und 86a Abs. 2 Bst. bbis);
3.
die Ver­ant­wort­lich­keit (Art. 52);
4.
die Zu­las­sung und die Auf­ga­ben der Re­vi­si­ons­stel­le (Art. 52a, 52b und 52cAbs. 1 Bst. a–d und g, 2 und 3);
5.
die In­te­gri­tät und Loya­li­tät der Ver­ant­wort­li­chen, die Rechts­ge­schäf­te mit Na­he­ste­hen­den und die In­ter­es­sen­kon­flik­te (Art. 51b, 51c und 53a);
6.
die Ge­samt­li­qui­da­ti­on (Art. 53c);
7.
die Auf­sicht und die Ober­auf­sicht (Art. 61–62a und 64–64b);
8.
die Rechts­pfle­ge (Art. 73 und 74);
9.
die Straf­be­stim­mun­gen (Art. 75–79);
10.
die steu­er­li­che Be­hand­lung (Art. 80, 81 Abs. 1 und 83).163

8 Für Per­so­nal­für­sor­ge­stif­tun­gen nach Ab­satz 7 gel­ten zu­dem die fol­gen­den Be­stim­mun­gen:

1.
Sie ver­wal­ten ihr Ver­mö­gen so, dass Si­cher­heit, ge­nü­gen­der Er­trag auf den An­la­gen und die für ih­re Auf­ga­ben be­nö­tig­ten flüs­si­gen Mit­tel ge­währ­leis­tet sind.
2.
Über Teil­li­qui­da­ti­ons­sach­ver­hal­te von pa­tro­na­len Wohl­fahrts­fonds mit Er­mes­sens­leis­tun­gen ver­fügt die Auf­sichts­be­hör­de auf An­trag des Stif­tungs­rats.
3.
Sie be­ach­ten die Grund­sät­ze der Gleich­be­hand­lung und der An­ge­mes­sen­heit sinn­ge­mä­ss.
4.164
Sie kön­nen:
zur Fi­nan­zie­rung an­de­rer Per­so­nal­für­sor­ge­ein­rich­tun­gen bei­tra­gen;
Leis­tun­gen in Not­la­gen, bei Krank­heit, Un­fall, In­va­li­di­tät oder Ar­beits­lo­sig­keit, für Mass­nah­men zur Aus- und Wei­ter­bil­dung, zur Ver­ein­bar­keit von Fa­mi­lie und Be­ruf so­wie zur Ge­sund­heits­för­de­rung und Prä­ven­ti­on aus­rich­ten; in die­sen Fäl­len sind auch die Ar­ti­kel 80, 81 Ab­satz 1 und 83 BVG an­wend­bar.165

136Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 21. März 1958, in Kraft seit 1. Ju­li 1958 (AS 1958 379; BBl 1956 II 825). Bis zum In­kraft­tre­ten des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht) am 1. Jan. 2013 (AS 2011 725): Art. 89bis.

137SR 220

138Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II Art. 2 Ziff. 1 des BG vom 25. Ju­ni 1971, in Kraft seit 1. Jan. 1972 (AS 1971 1465; BBl 1967 II 241).

139Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II Art. 2 Ziff. 1 des BG vom 25. Ju­ni 1971, in Kraft seit 1. Jan. 1972 (AS 1971 1465; BBl 1967 II 241).

140Auf­ge­ho­ben durch Ziff. III des BG vom 21. Ju­ni 1996, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1997 (AS 1996 3067; BBl 1996 I 564580).

141 SR 831.42

142 SR 831.40

143 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (Per­so­nal­für­sor­ge­stif­tun­gen), in Kraft seit 1. April 2016 (AS 2016 935; BBl 2014 61436649).

144 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Mass­nah­men zur Er­leich­te­rung der Ar­beits­markt­be­tei­li­gung äl­te­rer Ar­beit­neh­men­der), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4427; BBl 2007 5669).

145 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (Per­so­nal­für­sor­ge­stif­tun­gen), in Kraft seit 1. April 2016 (AS 2016 935; BBl 2014 61436649).

146 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 17. Dez. 2021 (AHV 21), in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 92; BBl 2019 6305).

147 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 18. März 2011 (6. IV-Re­vi­si­on, ers­tes Mass­nah­me­pa­ket) (AS 2011 5659; BBl 2010 1817). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

148 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

149 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2005 (AS 2004 4635; BBl 20036399).

150 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

151 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2022 (AS 2015 4299, 2020 5; BBl 2014529).

152 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 23. Ju­ni 2006 (Neue AHV-Ver­si­cher­ten­num­mer), in Kraft seit 1. Dez. 2007 (AS 2007 5259; BBl 2006 501).

153 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 19. März 2010 (Struk­tur­re­form BVG), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 3393; BBl 2007 5669).

154 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 19. März 2010 (Struk­tur­re­form BVG), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 3393; BBl 2007 5669).

155 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 17. Ju­ni 2022 (Mo­der­ni­sie­rung der Auf­sicht), in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 688; BBl 20201).

156 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 17. Ju­ni 2022 (Mo­der­ni­sie­rung der Auf­sicht), in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 688; BBl 20201).

157 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 19. März 2010 (Struk­tur­re­form BVG), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 3393; BBl 2007 5669).

158 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II 1 des BG vom 19. März 2010 (Struk­tur­re­form BVG), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 3393; BBl 2007 5669).

159 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 17. Dez. 2010 (Fi­nan­zie­rung von Vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen öf­fent­lich-recht­li­cher Kör­per­schaf­ten), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 3385; BBl 2008 8411).

160 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 17. Ju­ni 2022 (Mo­der­ni­sie­rung der Auf­sicht), in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 688; BBl 20201).

161 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

162Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Ju­ni 1982 über die be­ruf­li­che Al­ters-, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­vor­sor­ge (AS 1983 797; BBl 1976 I 149). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 3. Okt. 2003 (1. BVG-Re­vi­si­on), Ziff. 6, 7, 10–12, 14 (mit Aus­nah­me von Art. 66 Abs. 4), 15, 17–20 und 23 in Kraft seit 1. April 2004, Ziff. 3–5, 8, 9, 13, 14 (Art. 66 Abs. 4) und 16 in Kraft seit 1. Jan. 2005, Ziff. 1, 21 und 22 in Kraft seit 1. Jan. 2006 (AS 2004 1677; BBl 2000 2637).

163 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (Per­so­nal­für­sor­ge­stif­tun­gen), in Kraft seit 1. April 2016 (AS 2016 935; BBl 2014 61436649).

164 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Ju­ni 2024 (Leis­tun­gen von pa­tro­na­len Wohl­fahrts­fonds), in Kraft seit 1. Jan. 2025 (AS 2024 676; BBl 2023 2077, 2481).

165 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (Per­so­nal­für­sor­ge­stif­tun­gen), in Kraft seit 1. April 2016 (AS 2016 935; BBl 2014 61436649).

BGE

147 III 561 (4A_340/2021) from 27. Oktober 2021
Regeste: a Art. 659a Abs. 1 OR; Ruhen des Stimmrechts; patronale Personalfürsorgestiftung. Hält eine patronale Personalfürsorgestiftung Aktien der Gesellschaft, von der sie beherrscht wird, ruht das aus diesen Aktien fliessende Stimmrecht, sofern nicht mit geeigneten strukturellen Massnahmen sichergestellt ist, dass der Stiftungsrat effektiv und dauernd unabhängig agiert (E. 3-5).

148 V 234 (9C_31/2021) from 14. April 2022
Regeste: Art. 2 Abs. 1 und 4 BVG; Art. 1j Abs. 1 lit. c BVV 2. In Fällen, in denen ein Arbeitnehmer beim gleichen Arbeitgeber sowohl im Haupt- als auch im Nebenerwerb tätig ist, findet Art. 1j Abs. 1 lit. c BVV 2 keine Anwendung. Vielmehr sind in diesen Fällen die Löhne, die in beiden Tätigkeiten erzielt wurden, in Anwendung von Art. 2 Abs. 1 BVG zusammenzurechnen (E. 5).

 

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