Zivilstandsverordnung
(ZStV)

vom 28. April 2004 (Stand am 1. April 2021)


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Art. 74a Umgehung des Ausländerrechts 207

1 Die Zi­vil­stands­be­am­tin oder der Zi­vil­stands­be­am­te, die oder der für die Durch­füh­rung des Ehe­vor­be­rei­tungs­ver­fah­rens oder für die Trau­ung zu­stän­dig ist, tritt auf das Ge­such nicht ein, wenn die Braut oder der Bräu­ti­gam of­fen­sicht­lich kei­ne Le­bens­ge­mein­schaft be­grün­den, son­dern die Be­stim­mun­gen über Zu­las­sung und Auf­ent­halt von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern um­ge­hen will (Art. 97a ZGB).

2 Die Zi­vil­stands­be­am­tin oder der Zi­vil­stands­be­am­te hört die Ver­lob­ten ein­zeln an. Aus­nahms­wei­se wer­den die Ver­lob­ten ge­mein­sam an­ge­hört, wenn dies für die Ab­klä­rung des Sach­ver­halts bes­ser ge­eig­net er­scheint. Die Ver­lob­ten ha­ben die Mög­lich­keit, Do­ku­men­te ein­zu­rei­chen.

3 Die Zi­vil­stands­be­am­tin oder der Zi­vil­stands­be­am­te for­dert das Dos­sier der Aus­län­der­be­hör­den an; sie oder er kann auch bei an­de­ren Be­hör­den und bei Dritt­per­so­nen Aus­künf­te ein­ho­len.

4 Die Be­hör­den sind ver­pflich­tet, die Aus­künf­te oh­ne Ver­zug und ge­büh­ren­frei zu er­tei­len.

5 Die An­hö­rung der Ver­lob­ten und münd­lich oder te­le­fo­nisch er­teil­te Aus­künf­te wer­den pro­to­kol­liert.

6 Die Zi­vil­stands­be­am­tin oder der Zi­vil­stands­be­am­te teilt den Ent­scheid, dass auf das Ge­such um Ehe­vor­be­rei­tung nicht ein­ge­tre­ten oder die Trau­ung ver­wei­gert wird, fol­gen­den Per­so­nen und Stel­len schrift­lich mit:

a.
den Ver­lob­ten; der Ent­scheid ent­hält ei­ne Rechts­mit­tel­be­leh­rung;
b.
der Auf­sichts­be­hör­de des Hei­mat­kan­tons, wenn ei­ne der ver­lob­ten Per­so­nen das Schwei­zer Bür­ger­recht be­sitzt;
c.
der Auf­sichts­be­hör­de des Wohn­sitz­kan­tons der Braut und des Bräu­ti­gams.208

7 Das Zi­vil­stands­amt mel­det der kan­to­na­len Aus­län­der­be­hör­de am Auf­ent­halts­ort der be­trof­fe­nen Per­son Tat­sa­chen, die dar­auf hin­deu­ten, dass mit der be­ab­sich­tig­ten oder er­folg­ten Ehe­schlies­sung ei­ne Um­ge­hung der Be­stim­mun­gen über Zu­las­sung und Auf­ent­halt von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern bezweckt wird (Art. 82a VZAE209). Zu­dem teilt es ihr das Re­sul­tat all­fäl­li­ger Ab­klä­run­gen, sei­nen Ent­scheid und den all­fäl­li­gen Rück­zug des Ge­suchs mit.210

8 Die An­zei­ge der fest­ge­stell­ten Wi­der­hand­lun­gen und die Schutz­mass­nah­men rich­ten sich nach Ar­ti­kel 16 Ab­satz 7.211

207 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 24. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 5625).

208 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 4. Ju­ni 2010, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 3061).

209 SR 142.201

210 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 4. Ju­ni 2010 (AS 2010 3061). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 31. Okt. 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 4309).

211 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 27. März 2013, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1045).

BGE

142 III 609 (5A_107/2016) from 9. August 2016
Regeste: Art. 97a ZGB; Art. 74a Abs. 1 und Art. 75 ZStV; Ausstellung eines Ehefähigkeitszeugnisses. Bei Heirat im Ausland darf sich der Zivilstandsbeamte nur dann weigern, dem oder der Schweizer Verlobten ein Ehefähigkeitszeugnis auszustellen, wenn die zukünftigen Ehegatten beabsichtigen, sich nach der Trauung in der Schweiz niederzulassen (E. 3.3).

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