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Bundesverfassung
der Schweizerischen Eidgenossenschaft

Präambel

Im Namen Gottes des Allmächtigen!

Das Schweizervolk und die Kantone,

in der Verantwortung gegenüber der Schöpfung,

im Bestreben, den Bund zu erneuern, um Freiheit und Demokratie, Unabhängigkeit und Frieden in Solidarität und Offenheit gegenüber der Welt zu stärken,

im Willen, in gegenseitiger Rücksichtnahme und Achtung ihre Vielfalt in der Einheit zu leben,

im Bewusstsein der gemeinsamen Errungenschaften und der Verantwortung gegenüber den künftigen Generationen,

gewiss, dass frei nur ist, wer seine Freiheit gebraucht, und dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen,

geben sich folgende Verfassung1:

1 Angenommen in der Volksabstimmung vom 18. April 1999(BB vom 18. Dez. 1998, BRB vom 11. Aug. 1999 – AS 1999 2556; BBl 1997 I 1; 1999 162, 5986).

1. Titel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Schweizerische Eidgenossenschaft  

Das Schwei­zer­volk und die Kan­to­ne Zü­rich, Bern, Lu­zern, Uri, Schwyz, Ob­wal­den und Nid­wal­den, Gla­rus, Zug, Frei­burg, So­lo­thurn, Ba­sel-Stadt und Ba­sel-Land­schaft, Schaff­hau­sen, Ap­pen­zell Aus­serr­ho­den und Ap­pen­zell Inn­err­ho­den, St. Gal­len, Grau­bün­den, Aar­gau, Thur­gau, Tes­sin, Waadt, Wal­lis, Neu­en­burg, Genf und Ju­ra bil­den die Schwei­ze­ri­sche Eid­ge­nos­sen­schaft.

Art. 2 Zweck  

1 Die Schwei­ze­ri­sche Eid­ge­nos­sen­schaft schützt die Frei­heit und die Rech­te des Vol­kes und wahrt die Un­ab­hän­gig­keit und die Si­cher­heit des Lan­des.

2 Sie för­dert die ge­mein­sa­me Wohl­fahrt, die nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung, den in­ne­ren Zu­sam­men­halt und die kul­tu­rel­le Viel­falt des Lan­des.

3 Sie sorgt für ei­ne mög­lichst gros­se Chan­cen­gleich­heit un­ter den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern.

4 Sie setzt sich ein für die dau­er­haf­te Er­hal­tung der na­tür­li­chen Le­bens­grund­la­gen und für ei­ne fried­li­che und ge­rech­te in­ter­na­tio­na­le Ord­nung.

Art. 3 Kantone  

Die Kan­to­ne sind sou­ve­rän, so­weit ih­re Sou­ve­rä­ni­tät nicht durch die Bun­des­ver­fas­sung be­schränkt ist; sie üben al­le Rech­te aus, die nicht dem Bund über­tra­gen sind.

Art. 4 Landessprachen  

Die Lan­des­s­pra­chen sind Deutsch, Fran­zö­sisch, Ita­lie­nisch und Rä­to­ro­ma­nisch.

Art. 5 Grundsätze rechtsstaatlichen Handelns  

1 Grund­la­ge und Schran­ke staat­li­chen Han­delns ist das Recht.

2 Staat­li­ches Han­deln muss im öf­fent­li­chen In­ter­es­se lie­gen und ver­hält­nis­mäs­sig sein.

3 Staat­li­che Or­ga­ne und Pri­va­te han­deln nach Treu und Glau­ben.

4 Bund und Kan­to­ne be­ach­ten das Völ­ker­recht.

Art. 5a Subsidiarität 2  

Bei der Zu­wei­sung und Er­fül­lung staat­li­cher Auf­ga­ben ist der Grund­satz der Sub­si­dia­ri­tät zu be­ach­ten.

2 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291; 2003 6591; 2005951).

Art. 6 Individuelle und gesellschaftliche Verantwortung  

Je­de Per­son nimmt Ver­ant­wor­tung für sich sel­ber wahr und trägt nach ih­ren Kräf­ten zur Be­wäl­ti­gung der Auf­ga­ben in Staat und Ge­sell­schaft bei.

2. Titel: Grundrechte, Bürgerrechte und Sozialziele

1. Kapitel: Grundrechte

Art. 7 Menschenwürde  

Die Wür­de des Men­schen ist zu ach­ten und zu schüt­zen.

Art. 8 Rechtsgleichheit  

1 Al­le Men­schen sind vor dem Ge­setz gleich.

2 Nie­mand darf dis­kri­mi­niert wer­den, na­ment­lich nicht we­gen der Her­kunft, der Ras­se, des Ge­schlechts, des Al­ters, der Spra­che, der so­zia­len Stel­lung, der Le­bens­form, der re­li­gi­ösen, welt­an­schau­li­chen oder po­li­ti­schen Über­zeu­gung oder we­gen ei­ner kör­per­li­chen, geis­ti­gen oder psy­chi­schen Be­hin­de­rung.

3 Mann und Frau sind gleich­be­rech­tigt. Das Ge­setz sorgt für ih­re recht­li­che und tat­säch­li­che Gleich­stel­lung, vor al­lem in Fa­mi­lie, Aus­bil­dung und Ar­beit. Mann und Frau ha­ben An­spruch auf glei­chen Lohn für gleich­wer­ti­ge Ar­beit.

4 Das Ge­setz sieht Mass­nah­men zur Be­sei­ti­gung von Be­nach­tei­li­gun­gen der Be­hin­der­ten vor.

Art. 9 Schutz vor Willkür und Wahrung von Treu und Glauben  

Je­de Per­son hat An­spruch dar­auf, von den staat­li­chen Or­ga­nen oh­ne Will­kür und nach Treu und Glau­ben be­han­delt zu wer­den.

Art. 10 Recht auf Leben und auf persönliche Freiheit  

1 Je­der Mensch hat das Recht auf Le­ben. Die To­dess­tra­fe ist ver­bo­ten.

2 Je­der Mensch hat das Recht auf per­sön­li­che Frei­heit, ins­be­son­de­re auf kör­per­li­che und geis­ti­ge Un­ver­sehrt­heit und auf Be­we­gungs­frei­heit.

3 Fol­ter und je­de an­de­re Art grau­sa­mer, un­mensch­li­cher oder er­nied­ri­gen­der Be­hand­lung oder Be­stra­fung sind ver­bo­ten.

Art. 10a Verbot der Verhüllung des eigenen Gesichts * 34  

1 Nie­mand darf sein Ge­sicht im öf­fent­li­chen Raum und an Or­ten ver­hül­len, die öf­fent­lich zu­gäng­lich sind oder an de­nen grund­sätz­lich von je­der­mann be­an­spruch­ba­re Dienst­leis­tun­gen an­ge­bo­ten wer­den; das Ver­bot gilt nicht für Sa­kral­stät­ten.

2 Nie­mand darf ei­ne Per­son zwin­gen, ihr Ge­sicht auf­grund ih­res Ge­schlechts zu ver­hül­len.

3 Das Ge­setz sieht Aus­nah­men vor. Die­se um­fas­sen aus­sch­liess­lich Grün­de der Ge­sund­heit, der Si­cher­heit, der kli­ma­ti­schen Be­din­gun­gen und des ein­hei­mi­schen Brauch­tums.

3 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 7. März 2021, in Kraft seit 7. März 2021 (BB vom 19. Ju­ni 2020, BRB vom 31. Mai 2021 – AS 2021 310; BBl 2017 6447; 2019 2913; 2020 5507; 2021 1185).

4* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

Art. 11 Schutz der Kinder und Jugendlichen  

1 Kin­der und Ju­gend­li­che ha­ben An­spruch auf be­son­de­ren Schutz ih­rer Un­ver­sehrt­heit und auf För­de­rung ih­rer Ent­wick­lung.

2 Sie üben ih­re Rech­te im Rah­men ih­rer Ur­teils­fä­hig­keit aus.

Art. 12 Recht auf Hilfe in Notlagen  

Wer in Not ge­rät und nicht in der La­ge ist, für sich zu sor­gen, hat An­spruch auf Hil­fe und Be­treu­ung und auf die Mit­tel, die für ein men­schen­wür­di­ges Da­sein un­er­läss­lich sind.

Art. 13 Schutz der Privatsphäre  

1 Je­de Per­son hat An­spruch auf Ach­tung ih­res Pri­vat- und Fa­mi­li­en­le­bens, ih­rer Woh­nung so­wie ih­res Brief-, Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs.

2 Je­de Per­son hat An­spruch auf Schutz vor Miss­brauch ih­rer per­sön­li­chen Da­ten.

Art. 14 Recht auf Ehe und Familie  

Das Recht auf Ehe und Fa­mi­lie ist ge­währ­leis­tet.

Art. 15 Glaubens- und Gewissensfreiheit  

1 Die Glau­bens- und Ge­wis­sens­frei­heit ist ge­währ­leis­tet.

2 Je­de Per­son hat das Recht, ih­re Re­li­gi­on und ih­re welt­an­schau­li­che Über­zeu­gung frei zu wäh­len und al­lein oder in Ge­mein­schaft mit an­de­ren zu be­ken­nen.

3 Je­de Per­son hat das Recht, ei­ner Re­li­gi­ons­ge­mein­schaft bei­zu­tre­ten oder an­zu­ge­hö­ren und re­li­gi­ösem Un­ter­richt zu fol­gen.

4 Nie­mand darf ge­zwun­gen wer­den, ei­ner Re­li­gi­ons­ge­mein­schaft bei­zu­tre­ten oder an­zu­ge­hö­ren, ei­ne re­li­gi­öse Hand­lung vor­zu­neh­men oder re­li­gi­ösem Un­ter­richt zu fol­gen.

Art. 16 Meinungs- und Informationsfreiheit  

1 Die Mei­nungs- und In­for­ma­ti­ons­frei­heit ist ge­währ­leis­tet.

2 Je­de Per­son hat das Recht, ih­re Mei­nung frei zu bil­den und sie un­ge­hin­dert zu äus­sern und zu ver­brei­ten.

3 Je­de Per­son hat das Recht, In­for­ma­tio­nen frei zu emp­fan­gen, aus all­ge­mein zu­gäng­li­chen Quel­len zu be­schaf­fen und zu ver­brei­ten.

Art. 17 Medienfreiheit  

1 Die Frei­heit von Pres­se, Ra­dio und Fern­se­hen so­wie an­de­rer For­men der öf­fent­li­chen fern­mel­de­tech­ni­schen Ver­brei­tung von Dar­bie­tun­gen und In­for­ma­tio­nen ist ge­währ­leis­tet.

2 Zen­sur ist ver­bo­ten.

3 Das Re­dak­ti­ons­ge­heim­nis ist ge­währ­leis­tet.

Art. 18 Sprachenfreiheit  

Die Spra­chen­frei­heit ist ge­währ­leis­tet.

Art. 19 Anspruch auf Grundschulunterricht  

Der An­spruch auf aus­rei­chen­den und un­ent­gelt­li­chen Grund­schul­un­ter­richt ist ge­währ­leis­tet.

Art. 20 Wissenschaftsfreiheit  

Die Frei­heit der wis­sen­schaft­li­chen Leh­re und For­schung ist ge­währ­leis­tet.

Art. 21 Kunstfreiheit  

Die Frei­heit der Kunst ist ge­währ­leis­tet.

Art. 22 Versammlungsfreiheit  

1 Die Ver­samm­lungs­frei­heit ist ge­währ­leis­tet.

2 Je­de Per­son hat das Recht, Ver­samm­lun­gen zu or­ga­ni­sie­ren, an Ver­samm­lun­gen teil­zu­neh­men oder Ver­samm­lun­gen fern­zu­blei­ben.

Art. 23 Vereinigungsfreiheit  

1 Die Ver­ei­ni­gungs­frei­heit ist ge­währ­leis­tet.

2 Je­de Per­son hat das Recht, Ver­ei­ni­gun­gen zu bil­den, Ver­ei­ni­gun­gen bei­zu­tre­ten oder an­zu­ge­hö­ren und sich an den Tä­tig­kei­ten von Ver­ei­ni­gun­gen zu be­tei­li­gen.

3 Nie­mand darf ge­zwun­gen wer­den, ei­ner Ver­ei­ni­gung bei­zu­tre­ten oder an­zu­ge­hö­ren.

Art. 24 Niederlassungsfreiheit  

1 Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zer ha­ben das Recht, sich an je­dem Ort des Lan­des nie­der­zu­las­sen.

2 Sie ha­ben das Recht, die Schweiz zu ver­las­sen oder in die Schweiz ein­zu­rei­sen.

Art. 25 Schutz vor Ausweisung, Auslieferung und Ausschaffung  

1 Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zer dür­fen nicht aus der Schweiz aus­ge­wie­sen wer­den; sie dür­fen nur mit ih­rem Ein­ver­ständ­nis an ei­ne aus­län­di­sche Be­hör­de aus­ge­lie­fert wer­den.

2 Flücht­lin­ge dür­fen nicht in einen Staat aus­ge­schafft oder aus­ge­lie­fert wer­den, in dem sie ver­folgt wer­den.

3 Nie­mand darf in einen Staat aus­ge­schafft wer­den, in dem ihm Fol­ter oder ei­ne an­de­re Art grau­sa­mer und un­mensch­li­cher Be­hand­lung oder Be­stra­fung droht.

Art. 26 Eigentumsgarantie  

1 Das Ei­gen­tum ist ge­währ­leis­tet.

2 Ent­eig­nun­gen und Ei­gen­tums­be­schrän­kun­gen, die ei­ner Ent­eig­nung gleich­kom­men, wer­den voll ent­schä­digt.

Art. 27 Wirtschaftsfreiheit  

1 Die Wirt­schafts­frei­heit ist ge­währ­leis­tet.

2 Sie um­fasst ins­be­son­de­re die freie Wahl des Be­ru­fes so­wie den frei­en Zu­gang zu ei­ner pri­vat­wirt­schaft­li­chen Er­werbs­tä­tig­keit und de­ren freie Aus­übung.

Art. 28 Koalitionsfreiheit  

1 Die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer, die Ar­beit­ge­be­rin­nen und Ar­beit­ge­ber so­wie ih­re Or­ga­ni­sa­tio­nen ha­ben das Recht, sich zum Schutz ih­rer In­ter­es­sen zu­sam­men­zu­sch­lies­sen, Ver­ei­ni­gun­gen zu bil­den und sol­chen bei­zu­tre­ten oder fern­zu­blei­ben.

2 Strei­tig­kei­ten sind nach Mög­lich­keit durch Ver­hand­lung oder Ver­mitt­lung bei­zu­le­gen.

3 Streik und Aus­sper­rung sind zu­läs­sig, wenn sie Ar­beits­be­zie­hun­gen be­tref­fen und wenn kei­ne Ver­pflich­tun­gen ent­ge­gen­ste­hen, den Ar­beits­frie­den zu wah­ren oder Schlich­tungs­ver­hand­lun­gen zu füh­ren.

4 Das Ge­setz kann be­stimm­ten Ka­te­go­ri­en von Per­so­nen den Streik ver­bie­ten.

Art. 29 Allgemeine Verfahrensgarantien  

1 Je­de Per­son hat in Ver­fah­ren vor Ge­richts- und Ver­wal­tungs­in­stan­zen An­spruch auf glei­che und ge­rech­te Be­hand­lung so­wie auf Be­ur­tei­lung in­nert an­ge­mes­se­ner Frist.

2 Die Par­tei­en ha­ben An­spruch auf recht­li­ches Ge­hör.

3 Je­de Per­son, die nicht über die er­for­der­li­chen Mit­tel ver­fügt, hat An­spruch auf un­ent­gelt­li­che Rechts­pfle­ge, wenn ihr Rechts­be­geh­ren nicht aus­sichts­los er­scheint. So­weit es zur Wah­rung ih­rer Rech­te not­wen­dig ist, hat sie aus­ser­dem An­spruch auf un­ent­gelt­li­chen Rechts­bei­stand.

Art. 29a Rechtsweggarantie 5  

Je­de Per­son hat bei Rechtss­trei­tig­kei­ten An­spruch auf Be­ur­tei­lung durch ei­ne rich­ter­li­che Be­hör­de. Bund und Kan­to­ne kön­nen durch Ge­setz die rich­ter­li­che Be­ur­tei­lung in Aus­nah­me­fäl­len aus­sch­lies­sen.

5 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 12. März 2000, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (BB vom 8. Okt. 1999, BRB vom 17. Mai 2000, BB vom 8. März 2005 – AS 2002 3148; 2006 1059; BBl 1997 I 1; 19998633; 2000 2990; 2001 4202).

Art. 30 Gerichtliche Verfahren  

1 Je­de Per­son, de­ren Sa­che in ei­nem ge­richt­li­chen Ver­fah­ren be­ur­teilt wer­den muss, hat An­spruch auf ein durch Ge­setz ge­schaf­fe­nes, zu­stän­di­ges, un­ab­hän­gi­ges und un­par­tei­isches Ge­richt. Aus­nah­me­ge­rich­te sind un­ter­sagt.

2 Je­de Per­son, ge­gen die ei­ne Zi­vil­kla­ge er­ho­ben wird, hat An­spruch dar­auf, dass die Sa­che vom Ge­richt des Wohn­sit­zes be­ur­teilt wird. Das Ge­setz kann einen an­de­ren Ge­richts­stand vor­se­hen.

3 Ge­richts­ver­hand­lung und Ur­teils­ver­kün­dung sind öf­fent­lich. Das Ge­setz kann Aus­nah­men vor­se­hen.

Art. 31 Freiheitsentzug  

1 Die Frei­heit darf ei­ner Per­son nur in den vom Ge­setz selbst vor­ge­se­he­nen Fäl­len und nur auf die im Ge­setz vor­ge­schrie­be­ne Wei­se ent­zo­gen wer­den.

2 Je­de Per­son, der die Frei­heit ent­zo­gen wird, hat An­spruch dar­auf, un­ver­züg­lich und in ei­ner ihr ver­ständ­li­chen Spra­che über die Grün­de des Frei­heits­ent­zugs und über ih­re Rech­te un­ter­rich­tet zu wer­den. Sie muss die Mög­lich­keit ha­ben, ih­re Rech­te gel­tend zu ma­chen. Sie hat ins­be­son­de­re das Recht, ih­re nächs­ten An­ge­hö­ri­gen be­nach­rich­ti­gen zu las­sen.

3 Je­de Per­son, die in Un­ter­su­chungs­haft ge­nom­men wird, hat An­spruch dar­auf, un­ver­züg­lich ei­ner Rich­te­rin oder ei­nem Rich­ter vor­ge­führt zu wer­den; die Rich­te­rin oder der Rich­ter ent­schei­det, ob die Per­son wei­ter­hin in Haft ge­hal­ten oder frei­ge­las­sen wird. Je­de Per­son in Un­ter­su­chungs­haft hat An­spruch auf ein Ur­teil in­nert an­ge­mes­se­ner Frist.

4 Je­de Per­son, der die Frei­heit nicht von ei­nem Ge­richt ent­zo­gen wird, hat das Recht, je­der­zeit ein Ge­richt an­zu­ru­fen. Die­ses ent­schei­det so rasch wie mög­lich über die Recht­mäs­sig­keit des Frei­heits­ent­zugs.

Art. 32 Strafverfahren  

1 Je­de Per­son gilt bis zur rechts­kräf­ti­gen Ver­ur­tei­lung als un­schul­dig.

2 Je­de an­ge­klag­te Per­son hat An­spruch dar­auf, mög­lichst rasch und um­fas­send über die ge­gen sie er­ho­be­nen Be­schul­di­gun­gen un­ter­rich­tet zu wer­den. Sie muss die Mög­lich­keit ha­ben, die ihr zu­ste­hen­den Ver­tei­di­gungs­rech­te gel­tend zu ma­chen.

3 Je­de ver­ur­teil­te Per­son hat das Recht, das Ur­teil von ei­nem hö­he­ren Ge­richt über­prü­fen zu las­sen. Aus­ge­nom­men sind die Fäl­le, in de­nen das Bun­des­ge­richt als ein­zi­ge In­stanz ur­teilt.

Art. 33 Petitionsrecht  

1 Je­de Per­son hat das Recht, Pe­ti­tio­nen an Be­hör­den zu rich­ten; es dür­fen ihr dar­aus kei­ne Nach­tei­le er­wach­sen.

2 Die Be­hör­den ha­ben von Pe­ti­tio­nen Kennt­nis zu neh­men.

Art. 34 Politische Rechte  

1 Die po­li­ti­schen Rech­te sind ge­währ­leis­tet.

2 Die Ga­ran­tie der po­li­ti­schen Rech­te schützt die freie Wil­lens­bil­dung und die un­ver­fälsch­te Stimm­ab­ga­be.

Art. 35 Verwirklichung der Grundrechte  

1 Die Grund­rech­te müs­sen in der gan­zen Rechts­ord­nung zur Gel­tung kom­men.

2 Wer staat­li­che Auf­ga­ben wahr­nimmt, ist an die Grund­rech­te ge­bun­den und ver­pflich­tet, zu ih­rer Ver­wirk­li­chung bei­zu­tra­gen.

3 Die Be­hör­den sor­gen da­für, dass die Grund­rech­te, so­weit sie sich da­zu eig­nen, auch un­ter Pri­va­ten wirk­sam wer­den.

Art. 36 Einschränkungen von Grundrechten  

1 Ein­schrän­kun­gen von Grund­rech­ten be­dür­fen ei­ner ge­setz­li­chen Grund­la­ge. Schwer­wie­gen­de Ein­schrän­kun­gen müs­sen im Ge­setz selbst vor­ge­se­hen sein. Aus­ge­nom­men sind Fäl­le erns­ter, un­mit­tel­ba­rer und nicht an­ders ab­wend­ba­rer Ge­fahr.

2 Ein­schrän­kun­gen von Grund­rech­ten müs­sen durch ein öf­fent­li­ches In­ter­es­se oder durch den Schutz von Grund­rech­ten Drit­ter ge­recht­fer­tigt sein.

3 Ein­schrän­kun­gen von Grund­rech­ten müs­sen ver­hält­nis­mäs­sig sein.

4 Der Kern­ge­halt der Grund­rech­te ist un­an­tast­bar.

2. Kapitel: Bürgerrecht und politische Rechte

Art. 37 Bürgerrechte  

1 Schwei­zer­bür­ge­rin oder Schwei­zer­bür­ger ist, wer das Bür­ger­recht ei­ner Ge­mein­de und das Bür­ger­recht des Kan­tons be­sitzt.

2 Nie­mand darf we­gen sei­ner Bür­ger­rech­te be­vor­zugt oder be­nach­tei­ligt wer­den. Aus­ge­nom­men sind Vor­schrif­ten über die po­li­ti­schen Rech­te in Bür­ger­ge­mein­den und Kor­po­ra­tio­nen so­wie über die Be­tei­li­gung an de­ren Ver­mö­gen, es sei denn, die kan­to­na­le Ge­setz­ge­bung se­he et­was an­de­res vor.

Art. 38 Erwerb und Verlust der Bürgerrechte  

1 Der Bund re­gelt Er­werb und Ver­lust der Bür­ger­rech­te durch Ab­stam­mung, Hei­rat und Ad­op­ti­on. Er re­gelt zu­dem den Ver­lust des Schwei­zer Bür­ger­rechts aus an­de­ren Grün­den so­wie die Wie­der­ein­bür­ge­rung.

2 Er er­lässt Min­dest­vor­schrif­ten über die Ein­bür­ge­rung von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern durch die Kan­to­ne und er­teilt die Ein­bür­ge­rungs­be­wil­li­gung.

3 Er er­leich­tert die Ein­bür­ge­rung von:

a.
Per­so­nen der drit­ten Aus­län­der­ge­ne­ra­ti­on;
b.
staa­ten­lo­sen Kin­dern.6

6 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 12. Fe­br. 2017, in Kraft seit 12. Fe­br. 2017 (BB vom 30. Sept. 2016, BRB vom 13. April 2017 – AS 20172643; BBl 2015 769, 1327; 2017 3387).

Art. 39 Ausübung der politischen Rechte  

1 Der Bund re­gelt die Aus­übung der po­li­ti­schen Rech­te in eid­ge­nös­si­schen, die Kan­to­ne re­geln sie in kan­to­na­len und kom­mu­na­len An­ge­le­gen­hei­ten.

2 Die po­li­ti­schen Rech­te wer­den am Wohn­sitz aus­ge­übt. Bund und Kan­to­ne kön­nen Aus­nah­men vor­se­hen.

3 Nie­mand darf die po­li­ti­schen Rech­te in mehr als ei­nem Kan­ton aus­üben.

4 Die Kan­to­ne kön­nen vor­se­hen, dass Neu­zu­ge­zo­ge­ne das Stimm­recht in kan­to­na­len und kom­mu­na­len An­ge­le­gen­hei­ten erst nach ei­ner War­te­frist von höchs­tens drei Mo­na­ten nach der Nie­der­las­sung aus­üben dür­fen.

Art. 40 Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer  

1 Der Bund för­dert die Be­zie­hun­gen der Aus­land­schwei­ze­rin­nen und Aus­land­schwei­zer un­ter­ein­an­der und zur Schweiz. Er kann Or­ga­ni­sa­tio­nen un­ter­stüt­zen, die die­ses Ziel ver­fol­gen.

2 Er er­lässt Vor­schrif­ten über die Rech­te und Pflich­ten der Aus­land­schwei­ze­rin­nen und Aus­land­schwei­zer, na­ment­lich in Be­zug auf die Aus­übung der po­li­ti­schen Rech­te im Bund, die Er­fül­lung der Pflicht, Mi­li­tär- oder Er­satz­dienst zu leis­ten, die Un­ter­stüt­zung so­wie die So­zi­al­ver­si­che­run­gen.

3. Kapitel: Sozialziele

Art. 41  

1 Bund und Kan­to­ne set­zen sich in Er­gän­zung zu per­sön­li­cher Ver­ant­wor­tung und pri­va­ter In­itia­ti­ve da­für ein, dass:

a.
je­de Per­son an der so­zia­len Si­cher­heit teil­hat;
b.
je­de Per­son die für ih­re Ge­sund­heit not­wen­di­ge Pfle­ge er­hält;
c.
Fa­mi­li­en als Ge­mein­schaf­ten von Er­wach­se­nen und Kin­dern ge­schützt und ge­för­dert wer­den;
d.
Er­werbs­fä­hi­ge ih­ren Le­bens­un­ter­halt durch Ar­beit zu an­ge­mes­se­nen Be­din­gun­gen be­strei­ten kön­nen;
e.
Woh­nungs­su­chen­de für sich und ih­re Fa­mi­lie ei­ne an­ge­mes­se­ne Woh­nung zu trag­ba­ren Be­din­gun­gen fin­den kön­nen;
f.
Kin­der und Ju­gend­li­che so­wie Per­so­nen im er­werbs­fä­hi­gen Al­ter sich nach ih­ren Fä­hig­kei­ten bil­den, aus- und wei­ter­bil­den kön­nen;
g.7
Kin­der und Ju­gend­li­che in ih­rer Ent­wick­lung zu selbst­stän­di­gen und so­zi­al ver­ant­wort­li­chen Per­so­nen ge­för­dert und in ih­rer so­zia­len, kul­tu­rel­len und po­li­ti­schen In­te­gra­ti­on un­ter­stützt wer­den so­wie ih­re Ge­sund­heit ge­för­dert wird.

2 Bund und Kan­to­ne set­zen sich da­für ein, dass je­de Per­son ge­gen die wirt­schaft­li­chen Fol­gen von Al­ter, In­va­li­di­tät, Krank­heit, Un­fall, Ar­beits­lo­sig­keit, Mut­ter­schaft, Ver­wai­sung und Ver­wit­wung ge­si­chert ist.

3 Sie stre­ben die So­zi­al­zie­le im Rah­men ih­rer ver­fas­sungs­mäs­si­gen Zu­stän­dig­kei­ten und ih­rer ver­füg­ba­ren Mit­tel an.

4 Aus den So­zi­al­zie­len kön­nen kei­ne un­mit­tel­ba­ren An­sprü­che auf staat­li­che Leis­tun­gen ab­ge­lei­tet wer­den.

7 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 13. Fe­br. 2022, in Kraft seit 13. Fe­br. 2022 (BB vom 1. Okt. 2021, BRB vom 11. Apr. 2022 – AS 2022241; BBl 2019 6883; 2020 7049; 2021 2315; 2022 895).

3. Titel: Bund, Kantone und Gemeinden

1. Kapitel: Verhältnis von Bund und Kantonen

1. Abschnitt: Aufgaben von Bund und Kantonen

Art. 42 Aufgaben des Bundes  

1 Der Bund er­füllt die Auf­ga­ben, die ihm die Bun­des­ver­fas­sung zu­weist.

28

8 Auf­ge­ho­ben in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291; 2003 6591; 2005951).

Art. 43 Aufgaben der Kantone  

Die Kan­to­ne be­stim­men, wel­che Auf­ga­ben sie im Rah­men ih­rer Zu­stän­dig­kei­ten er­fül­len.

Art. 43a Grundsätze für die Zuweisung und Erfüllung staatlicher Aufgaben 9  

1 Der Bund über­nimmt nur die Auf­ga­ben, wel­che die Kraft der Kan­to­ne über­stei­gen oder ei­ner ein­heit­li­chen Re­ge­lung durch den Bund be­dür­fen.

2 Das Ge­mein­we­sen, in dem der Nut­zen ei­ner staat­li­chen Leis­tung an­fällt, trägt de­ren Kos­ten.

3 Das Ge­mein­we­sen, das die Kos­ten ei­ner staat­li­chen Leis­tung trägt, kann über die­se Leis­tung be­stim­men.

4 Leis­tun­gen der Grund­ver­sor­gung müs­sen al­len Per­so­nen in ver­gleich­ba­rer Wei­se of­fen­ste­hen.

5 Staat­li­che Auf­ga­ben müs­sen be­darfs­ge­recht und wirt­schaft­lich er­füllt wer­den.

9 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291; 2003 6591; 2005951).

2. Abschnitt: Zusammenwirken von Bund und Kantonen

Art. 44 Grundsätze  

1 Bund und Kan­to­ne un­ter­stüt­zen ein­an­der in der Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben und ar­bei­ten zu­sam­men.

2 Sie schul­den ein­an­der Rück­sicht und Bei­stand. Sie leis­ten ein­an­der Amts- und Rechts­hil­fe.

3 Strei­tig­kei­ten zwi­schen Kan­to­nen oder zwi­schen Kan­to­nen und dem Bund wer­den nach Mög­lich­keit durch Ver­hand­lung und Ver­mitt­lung bei­ge­legt.

Art. 45 Mitwirkung an der Willensbildung des Bundes  

1 Die Kan­to­ne wir­ken nach Mass­ga­be der Bun­des­ver­fas­sung an der Wil­lens­bil­dung des Bun­des mit, ins­be­son­de­re an der Recht­set­zung.

2 Der Bund in­for­miert die Kan­to­ne recht­zei­tig und um­fas­send über sei­ne Vor­ha­ben; er holt ih­re Stel­lung­nah­men ein, wenn ih­re In­ter­es­sen be­trof­fen sind.

Art. 46 Umsetzung des Bundesrechts  

1 Die Kan­to­ne set­zen das Bun­des­recht nach Mass­ga­be von Ver­fas­sung und Ge­setz um.

2 Bund und Kan­to­ne kön­nen mit­ein­an­der ver­ein­ba­ren, dass die Kan­to­ne bei der Um­set­zung von Bun­des­recht be­stimm­te Zie­le er­rei­chen und zu die­sem Zweck Pro­gram­me aus­füh­ren, die der Bund fi­nan­zi­ell un­ter­stützt.10

3 Der Bund be­lässt den Kan­to­nen mög­lichst gros­se Ge­stal­tungs­frei­heit und trägt den kan­to­na­len Be­son­der­hei­ten Rech­nung.11

10 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291; 2003 6591; 2005951).

11 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291; 2003 6591; 2005951).

Art. 47 Eigenständigkeit der Kantone  

1 Der Bund wahrt die Ei­gen­stän­dig­keit der Kan­to­ne.

2 Er be­lässt den Kan­to­nen aus­rei­chend ei­ge­ne Auf­ga­ben und be­ach­tet ih­re Or­ga­ni­sa­ti­ons­au­to­no­mie. Er be­lässt den Kan­to­nen aus­rei­chen­de Fi­nan­zie­rungs­quel­len und trägt da­zu bei, dass sie über die not­wen­di­gen fi­nan­zi­el­len Mit­tel zur Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben ver­fü­gen.12

12 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291; 2003 6591; 2005951).

Art. 48 Verträge zwischen Kantonen  

1 Die Kan­to­ne kön­nen mit­ein­an­der Ver­trä­ge schlies­sen so­wie ge­mein­sa­me Or­ga­ni­sa­tio­nen und Ein­rich­tun­gen schaf­fen. Sie kön­nen na­ment­lich Auf­ga­ben von re­gio­na­lem In­ter­es­se ge­mein­sam wahr­neh­men.

2 Der Bund kann sich im Rah­men sei­ner Zu­stän­dig­kei­ten be­tei­li­gen.

3 Ver­trä­ge zwi­schen Kan­to­nen dür­fen dem Recht und den In­ter­es­sen des Bun­des so­wie den Rech­ten an­de­rer Kan­to­ne nicht zu­wi­der­lau­fen. Sie sind dem Bund zur Kennt­nis zu brin­gen.

4 Die Kan­to­ne kön­nen in­ter­kan­to­na­le Or­ga­ne durch in­ter­kan­to­na­len Ver­trag zum Er­lass recht­set­zen­der Be­stim­mun­gen er­mäch­ti­gen, die einen in­ter­kan­to­na­len Ver­trag um­set­zen, so­fern der Ver­trag:

a.
nach dem glei­chen Ver­fah­ren, das für die Ge­setz­ge­bung gilt, ge­neh­migt wor­den ist;
b.
die in­halt­li­chen Grund­zü­ge der Be­stim­mun­gen fest­legt.13

5 Die Kan­to­ne be­ach­ten das in­ter­kan­to­na­le Recht.14

13 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291; 2003 6591; 2005951).

14 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291; 2003 6591; 2005951).

Art. 48a Allgemeinverbindlicherklärung und Beteiligungspflicht 15  

1 Auf An­trag in­ter­es­sier­ter Kan­to­ne kann der Bund in fol­gen­den Auf­ga­ben­be­rei­chen in­ter­kan­to­na­le Ver­trä­ge all­ge­mein ver­bind­lich er­klä­ren oder Kan­to­ne zur Be­tei­li­gung an in­ter­kan­to­na­len Ver­trä­gen ver­pflich­ten:

a.
Straf- und Mass­nah­men­voll­zug;
b.16
Schul­we­sen hin­sicht­lich der in Ar­ti­kel 62 Ab­satz 4 ge­nann­ten Be­rei­che;
c.17
kan­to­na­le Hoch­schu­len;
d.
Kul­turein­rich­tun­gen von über­re­gio­na­ler Be­deu­tung;
e.
Ab­fall­be­wirt­schaf­tung;
f.
Ab­was­ser­rei­ni­gung;
g.
Ag­glo­me­ra­ti­ons­ver­kehr;
h.
Spit­zen­me­di­zin und Spe­zi­al­kli­ni­ken;
i.
In­sti­tu­tio­nen zur Ein­glie­de­rung und Be­treu­ung von In­va­li­den.

2 Die All­ge­mein­ver­bind­lich­er­klä­rung er­folgt in der Form ei­nes Bun­des­be­schlus­ses.

3 Das Ge­setz legt die Vor­aus­set­zun­gen für die All­ge­mein­ver­bind­lich­er­klä­rung und für die Be­tei­li­gungs­ver­pflich­tung fest und re­gelt das Ver­fah­ren.

15 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291; 2003 6591; 2005951).

16 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 21. Mai 2006, in Kraft seit 21. Mai 2006 (BB vom 16. Dez. 2005, BRB vom 27. Ju­li 2006 – AS 2006 3033; BBl 2005 5479, 55477273; 2006 6725).

17 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 21. Mai 2006, in Kraft seit 21. Mai 2006 (BB vom 16. Dez. 2005, BRB vom 27. Ju­li 2006 – AS 2006 3033; BBl 2005 5479, 55477273; 2006 6725).

Art. 49 Vorrang und Einhaltung des Bundesrechts  

1 Bun­des­recht geht ent­ge­gen­ste­hen­dem kan­to­na­lem Recht vor.

2 Der Bund wacht über die Ein­hal­tung des Bun­des­rechts durch die Kan­to­ne.

3. Abschnitt: Gemeinden

Art. 50  

1 Die Ge­mein­de­au­to­no­mie ist nach Mass­ga­be des kan­to­na­len Rechts ge­währ­leis­tet.

2 Der Bund be­ach­tet bei sei­nem Han­deln die mög­li­chen Aus­wir­kun­gen auf die Ge­mein­den.

3 Er nimmt da­bei Rück­sicht auf die be­son­de­re Si­tua­ti­on der Städ­te und der Ag­glo­me­ra­tio­nen so­wie der Berg­ge­bie­te.

4. Abschnitt: Bundesgarantien

Art. 51 Kantonsverfassungen  

1 Je­der Kan­ton gibt sich ei­ne de­mo­kra­ti­sche Ver­fas­sung. Die­se be­darf der Zu­stim­mung des Vol­kes und muss re­vi­diert wer­den kön­nen, wenn die Mehr­heit der Stimm­be­rech­tig­ten es ver­langt.

2 Die Kan­tons­ver­fas­sun­gen be­dür­fen der Ge­währ­leis­tung des Bun­des. Der Bund ge­währ­leis­tet sie, wenn sie dem Bun­des­recht nicht wi­der­spre­chen.

Art. 52 Verfassungsmässige Ordnung  

1 Der Bund schützt die ver­fas­sungs­mäs­si­ge Ord­nung der Kan­to­ne.

2 Er greift ein, wenn die Ord­nung in ei­nem Kan­ton ge­stört oder be­droht ist und der be­trof­fe­ne Kan­ton sie nicht sel­ber oder mit Hil­fe an­de­rer Kan­to­ne schüt­zen kann.

Art. 53 Bestand und Gebiet der Kantone  

1 Der Bund schützt Be­stand und Ge­biet der Kan­to­ne.

2 Än­de­run­gen im Be­stand der Kan­to­ne be­dür­fen der Zu­stim­mung der be­trof­fe­nen Be­völ­ke­rung, der be­trof­fe­nen Kan­to­ne so­wie von Volk und Stän­den.

3 Ge­biets­ver­än­de­run­gen zwi­schen den Kan­to­nen be­dür­fen der Zu­stim­mung der be­trof­fe­nen Be­völ­ke­rung und der be­trof­fe­nen Kan­to­ne so­wie der Ge­neh­mi­gung durch die Bun­des­ver­samm­lung in der Form ei­nes Bun­des­be­schlus­ses.

4 Grenz­be­rei­ni­gun­gen kön­nen Kan­to­ne un­ter sich durch Ver­trag vor­neh­men.

2. Kapitel: Zuständigkeiten

1. Abschnitt: Beziehungen zum Ausland

Art. 54 Auswärtige Angelegenheiten  

1 Die aus­wär­ti­gen An­ge­le­gen­hei­ten sind Sa­che des Bun­des.

2 Der Bund setzt sich ein für die Wah­rung der Un­ab­hän­gig­keit der Schweiz und für ih­re Wohl­fahrt; er trägt na­ment­lich bei zur Lin­de­rung von Not und Ar­mut in der Welt, zur Ach­tung der Men­schen­rech­te und zur För­de­rung der De­mo­kra­tie, zu ei­nem fried­li­chen Zu­sam­men­le­ben der Völ­ker so­wie zur Er­hal­tung der na­tür­li­chen Le­bens­grund­la­gen.

3 Er nimmt Rück­sicht auf die Zu­stän­dig­kei­ten der Kan­to­ne und wahrt ih­re In­ter­es­sen.

Art. 55 Mitwirkung der Kantone an aussenpolitischen Entscheiden  

1 Die Kan­to­ne wir­ken an der Vor­be­rei­tung aus­sen­po­li­ti­scher Ent­schei­de mit, die ih­re Zu­stän­dig­kei­ten oder ih­re we­sent­li­chen In­ter­es­sen be­tref­fen.

2 Der Bund in­for­miert die Kan­to­ne recht­zei­tig und um­fas­send und holt ih­re Stel­lung­nah­men ein.

3 Den Stel­lung­nah­men der Kan­to­ne kommt be­son­de­res Ge­wicht zu, wenn sie in ih­ren Zu­stän­dig­kei­ten be­trof­fen sind. In die­sen Fäl­len wir­ken die Kan­to­ne in ge­eig­ne­ter Wei­se an in­ter­na­tio­na­len Ver­hand­lun­gen mit.

Art. 56 Beziehungen der Kantone mit dem Ausland  

1 Die Kan­to­ne kön­nen in ih­ren Zu­stän­dig­keits­be­rei­chen mit dem Aus­land Ver­trä­ge schlies­sen.

2 Die­se Ver­trä­ge dür­fen dem Recht und den In­ter­es­sen des Bun­des so­wie den Rech­ten an­de­rer Kan­to­ne nicht zu­wi­der­lau­fen. Die Kan­to­ne ha­ben den Bund vor Ab­schluss der Ver­trä­ge zu in­for­mie­ren.

3 Mit un­ter­ge­ord­ne­ten aus­län­di­schen Be­hör­den kön­nen die Kan­to­ne di­rekt ver­keh­ren; in den üb­ri­gen Fäl­len er­folgt der Ver­kehr der Kan­to­ne mit dem Aus­land durch Ver­mitt­lung des Bun­des.

2. Abschnitt: Sicherheit, Landesverteidigung, Zivilschutz

Art. 57 Sicherheit  

1 Bund und Kan­to­ne sor­gen im Rah­men ih­rer Zu­stän­dig­kei­ten für die Si­cher­heit des Lan­des und den Schutz der Be­völ­ke­rung.

2 Sie ko­or­di­nie­ren ih­re An­stren­gun­gen im Be­reich der in­ne­ren Si­cher­heit.

Art. 58 Armee  

1 Die Schweiz hat ei­ne Ar­mee. Die­se ist grund­sätz­lich nach dem Mi­liz­prin­zip or­ga­ni­siert.

2 Die Ar­mee dient der Kriegs­ver­hin­de­rung und trägt bei zur Er­hal­tung des Frie­dens; sie ver­tei­digt das Land und sei­ne Be­völ­ke­rung. Sie un­ter­stützt die zi­vi­len Be­hör­den bei der Ab­wehr schwer­wie­gen­der Be­dro­hun­gen der in­ne­ren Si­cher­heit und bei der Be­wäl­ti­gung an­de­rer aus­ser­or­dent­li­cher La­gen. Das Ge­setz kann wei­te­re Auf­ga­ben vor­se­hen.

3 Der Ein­satz der Ar­mee ist Sa­che des Bun­des.18

18 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291; 2003 6591; 2005951).

Art. 59 Militär- und Ersatzdienst  

1 Je­der Schwei­zer ist ver­pflich­tet, Mi­li­tär­dienst zu leis­ten. Das Ge­setz sieht einen zi­vi­len Er­satz­dienst vor.

2 Für Schwei­ze­rin­nen ist der Mi­li­tär­dienst frei­wil­lig.

3 Schwei­zer, die we­der Mi­li­tär- noch Er­satz­dienst leis­ten, schul­den ei­ne Ab­ga­be. Die­se wird vom Bund er­ho­ben und von den Kan­to­nen ver­an­lagt und ein­ge­zo­gen.

4 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten über den an­ge­mes­se­nen Er­satz des Er­werbs­aus­falls.

5 Per­so­nen, die Mi­li­tär- oder Er­satz­dienst leis­ten und da­bei ge­sund­heit­li­chen Scha­den er­lei­den oder ihr Le­ben ver­lie­ren, ha­ben für sich oder ih­re An­ge­hö­ri­gen An­spruch auf an­ge­mes­se­ne Un­ter­stüt­zung des Bun­des.

Art. 60 Organisation, Ausbildung und Ausrüstung der Armee  

1 Die Mi­li­tär­ge­setz­ge­bung so­wie Or­ga­ni­sa­ti­on, Aus­bil­dung und Aus­rüs­tung der Ar­mee sind Sa­che des Bun­des.

219

3 Der Bund kann mi­li­tä­ri­sche Ein­rich­tun­gen der Kan­to­ne ge­gen an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung über­neh­men.

19 Auf­ge­ho­ben in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291; 2003 6591; 2005951).

Art. 61 Zivilschutz  

1 Die Ge­setz­ge­bung über den zi­vi­len Schutz von Per­so­nen und Gü­tern vor den Aus­wir­kun­gen be­waff­ne­ter Kon­flik­te ist Sa­che des Bun­des.

2 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten über den Ein­satz des Zi­vil­schut­zes bei Ka­ta­stro­phen und in Not­la­gen.

3 Er kann den Schutz­dienst für Män­ner ob­li­ga­to­risch er­klä­ren. Für Frau­en ist die­ser frei­wil­lig.

4 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten über den an­ge­mes­se­nen Er­satz des Er­werbs­aus­falls.

5 Per­so­nen, die Schutz­dienst leis­ten und da­bei ge­sund­heit­li­chen Scha­den er­lei­den oder ihr Le­ben ver­lie­ren, ha­ben für sich oder ih­re An­ge­hö­ri­gen An­spruch auf an­ge­mes­se­ne Un­ter­stüt­zung des Bun­des.

3. Abschnitt: Bildung, Forschung und Kultur

Art. 61a Bildungsraum Schweiz 20  

1 Bund und Kan­to­ne sor­gen ge­mein­sam im Rah­men ih­rer Zu­stän­dig­kei­ten für ei­ne ho­he Qua­li­tät und Durch­läs­sig­keit des Bil­dungs­rau­mes Schweiz.

2 Sie ko­or­di­nie­ren ih­re An­stren­gun­gen und stel­len ih­re Zu­sam­men­ar­beit durch ge­mein­sa­me Or­ga­ne und an­de­re Vor­keh­ren si­cher.

3 Sie set­zen sich bei der Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben21 da­für ein, dass all­ge­mein bil­den­de und be­rufs­be­zo­ge­ne Bil­dungs­we­ge ei­ne gleich­wer­ti­ge ge­sell­schaft­li­che An­er­ken­nung fin­den.

20 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 21. Mai 2006, in Kraft seit 21. Mai 2006 (BB vom 16. Dez. 2005, BRB vom 27. Ju­li 2006 – AS 2006 3033; BBl 2005 5479, 55477273; 2006 6725).

21 Be­rich­tigt von der Re­dak­ti­ons­kom­mis­si­on der BVers, Art. 58 Abs. 1 ParlG (SR 171.10).

Art. 62 Schulwesen * 22  

1 Für das Schul­we­sen sind die Kan­to­ne zu­stän­dig.

2 Sie sor­gen für einen aus­rei­chen­den Grund­schul­un­ter­richt, der al­len Kin­dern of­fen­steht. Der Grund­schul­un­ter­richt ist ob­li­ga­to­risch und un­ter­steht staat­li­cher Lei­tung oder Auf­sicht. An öf­fent­li­chen Schu­len ist er un­ent­gelt­lich.23

3 Die Kan­to­ne sor­gen für ei­ne aus­rei­chen­de Son­der­schu­lung al­ler be­hin­der­ten Kin­der und Ju­gend­li­chen bis längs­tens zum vollen­de­ten 20. Al­ters­jahr.24

4 Kommt auf dem Ko­or­di­na­ti­ons­weg kei­ne Har­mo­ni­sie­rung des Schul­we­sens im Be­reich des Schu­lein­tritts­al­ters und der Schul­pflicht, der Dau­er und Zie­le der Bil­dungs­stu­fen und von de­ren Über­gän­gen so­wie der An­er­ken­nung von Ab­schlüs­sen zu­stan­de, so er­lässt der Bund die not­wen­di­gen Vor­schrif­ten.25

5 Der Bund re­gelt den Be­ginn des Schul­jah­res.26

6 Bei der Vor­be­rei­tung von Er­las­sen des Bun­des, wel­che die Zu­stän­dig­keit der Kan­to­ne be­tref­fen, kommt der Mit­wir­kung der Kan­to­ne be­son­de­res Ge­wicht zu.27

22* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

23 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 21. Mai 2006, in Kraft seit 21. Mai 2006 (BB vom 16. Dez. 2005, BRB vom 27. Ju­li 2006 – AS 2006 3033; BBl 2005 5479, 55477273; 2006 6725).

24 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291; 2003 6591; 2005951).

25 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 21. Mai 2006, in Kraft seit 21. Mai 2006 (BB vom 16. Dez. 2005, BRB vom 27. Ju­li 2006 – AS 2006 3033; BBl 2005 5479, 55477273; 2006 6725).

26 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 21. Mai 2006, in Kraft seit 21. Mai 2006 (BB vom 16. Dez. 2005, BRB vom 27. Ju­li 2006 – AS 2006 3033; BBl 2005 5479, 55477273; 2006 6725).

27 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 21. Mai 2006, in Kraft seit 21. Mai 2006 (BB vom 16. Dez. 2005, BRB vom 27. Ju­li 2006 – AS 2006 3033; BBl 2005 5479, 55477273; 2006 6725).

Art. 63 Berufsbildung 28  

1 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten über die Be­rufs­bil­dung.

2 Er för­dert ein brei­tes und durch­läs­si­ges An­ge­bot im Be­reich der Be­rufs­bil­dung.

28 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 21. Mai 2006, in Kraft seit 21. Mai 2006 (BB vom 16. Dez. 2005, BRB vom 27. Ju­li 2006 – AS 2006 3033; BBl 2005 5479, 55477273; 2006 6725).

Art. 63a Hochschulen 29  

1 Der Bund be­treibt die Eid­ge­nös­si­schen Tech­ni­schen Hoch­schu­len. Er kann wei­te­re Hoch­schu­len und an­de­re In­sti­tu­tio­nen des Hoch­schul­be­reichs er­rich­ten, über­neh­men oder be­trei­ben.

2 Er un­ter­stützt die kan­to­na­len Hoch­schu­len und kann an wei­te­re von ihm an­er­kann­te In­sti­tu­tio­nen des Hoch­schul­be­reichs Bei­trä­ge ent­rich­ten.

3 Bund und Kan­to­ne sor­gen ge­mein­sam für die Ko­or­di­na­ti­on und für die Ge­währ­leis­tungder Qua­li­täts­si­che­rungim schwei­ze­ri­schen Hoch­schul­we­sen. Sie neh­men da­bei Rück­sicht auf die Au­to­no­mie der Hoch­schu­len und ih­re un­ter­schied­li­chen Trä­ger­schaf­ten und ach­ten auf die Gleich­be­hand­lung von In­sti­tu­tio­nenmit glei­chen Auf­ga­ben.

4 Zur Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben schlies­sen Bund und Kan­to­ne Ver­trä­ge ab und über­tra­gen be­stimm­te Be­fug­nis­se an ge­mein­sa­me Or­ga­ne. Das Ge­setz re­gelt die Zu­stän­dig­kei­ten, die die­sen über­tra­gen wer­den kön­nen, und legt die Grund­sät­ze von Or­ga­ni­sa­ti­on und Ver­fah­ren der Ko­or­di­na­ti­on fest.

5 Er­rei­chen Bund und Kan­to­ne auf dem Weg der Ko­or­di­na­ti­on die ge­mein­sa­men Zie­le nicht, so er­lässt der Bund Vor­schrif­ten über die Stu­dien­stu­fen und de­ren Über­gän­ge, über die Wei­ter­bil­dung und über die An­er­ken­nung von In­sti­tu­tio­nen und Ab­schlüs­sen. Zu­dem kann der Bund die Un­ter­stüt­zung der Hoch­schu­len an ein­heit­li­che Fi­nan­zie­rungs­grund­sät­ze bin­den und von der Auf­ga­ben­tei­lung zwi­schen den Hoch­schu­len in be­son­ders kos­ten­in­ten­si­ven Be­rei­chen ab­hän­gig ma­chen.

29 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 21. Mai 2006, in Kraft seit 21. Mai 2006 (BB vom 16. Dez. 2005, BRB vom 27. Ju­li 2006 – AS 2006 3033; BBl 2005 5479, 55477273; 2006 6725).

Art. 64 Forschung  

1 Der Bund för­dert die wis­sen­schaft­li­che For­schung und die In­no­va­ti­on.30

2 Er kann die För­de­rung ins­be­son­de­re da­von ab­hän­gig ma­chen, dass die Qua­li­täts­si­che­rung und die Ko­or­di­na­ti­on si­cher­ge­stellt sind.31

3 Er kann For­schungs­stät­ten er­rich­ten, über­neh­men oder be­trei­ben.

30 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 21. Mai 2006, in Kraft seit 21. Mai 2006 (BB vom 16. Dez. 2005, BRB vom 27. Ju­li 2006 – AS 2006 3033; BBl 2005 5479, 55477273; 2006 6725).

31 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 21. Mai 2006, in Kraft seit 21. Mai 2006 (BB vom 16. Dez. 2005, BRB vom 27. Ju­li 2006 – AS 2006 3033; BBl 2005 5479, 55477273; 2006 6725).

Art. 64a Weiterbildung 32  

1 Der Bund legt Grund­sät­ze über die Wei­ter­bil­dung fest.

2 Er kann die Wei­ter­bil­dung för­dern.

3 Das Ge­setz legt die Be­rei­che und die Kri­te­ri­en fest.

32 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 21. Mai 2006, in Kraft seit 21. Mai 2006 (BB vom 16. Dez. 2005, BRB vom 27. Ju­li 2006 – AS 2006 3033; BBl 2005 5479, 55477273; 2006 6725).

Art. 65 Statistik  

1 Der Bund er­hebt die not­wen­di­gen sta­tis­ti­schen Da­ten über den Zu­stand und die Ent­wick­lung von Be­völ­ke­rung, Wirt­schaft, Ge­sell­schaft, Bil­dung, For­schung, Raum und Um­welt in der Schweiz.33

2 Er kann Vor­schrif­ten über die Har­mo­ni­sie­rung und Füh­rung amt­li­cher Re­gis­ter er­las­sen, um den Er­he­bungs­auf­wand mög­lichst ge­ring zu hal­ten.

33 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 21. Mai 2006, in Kraft seit 21. Mai 2006 (BB vom 16. Dez. 2005, BRB vom 27. Ju­li 2006 – AS 2006 3033; BBl 2005 5479, 55477273; 2006 6725).

Art. 66 Ausbildungsbeiträge 34  

1 Der Bund kann den Kan­to­nen Bei­trä­ge an ih­re Auf­wen­dun­gen für Aus­bil­dungs­bei­trä­ge an Stu­die­ren­de von Hoch­schu­len und an­de­ren In­sti­tu­tio­nen des hö­he­ren Bil­dungs­we­sens ge­wäh­ren. Er kann die in­ter­kan­to­na­le Har­mo­ni­sie­rung der Aus­bil­dungs­bei­trä­ge för­dern und Grund­sät­ze für die Aus­rich­tung von Aus­bil­dungs­bei­trä­gen fest­le­gen.35

2 Er kann zu­dem in Er­gän­zung zu den kan­to­na­len Mass­nah­men und un­ter Wah­rung der kan­to­na­len Schul­ho­heit ei­ge­ne Mass­nah­men zur För­de­rung der Aus­bil­dung er­grei­fen.

34 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 21. Mai 2006, in Kraft seit 21. Mai 2006 (BB vom 16. Dez. 2005, BRB vom 27. Ju­li 2006 – AS 2006 3033; BBl 2005 5479, 55477273; 2006 6725).

35 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 21. Mai 2006, in Kraft seit 21. Mai 2006 (BB vom 16. Dez. 2005, BRB vom 27. Ju­li 2006 – AS 2006 3033; BBl 2005 5479, 55477273; 2006 6725).

Art. 67 Förderung von Kindern und Jugendlichen 36  

1 Bund und Kan­to­ne tra­gen bei der Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben den be­son­de­ren För­de­rungs- und Schutz­be­dürf­nis­sen von Kin­dern und Ju­gend­li­chen Rech­nung.

2 Der Bund kann in Er­gän­zung zu kan­to­na­len Mass­nah­men die aus­ser­schu­li­sche Ar­beit mit Kin­dern und Ju­gend­li­chen un­ter­stüt­zen.37

36 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 21. Mai 2006, in Kraft seit 21. Mai 2006 (BB vom 16. Dez. 2005, BRB vom 27. Ju­li 2006 – AS 2006 3033; BBl 2005 5479, 55477273; 2006 6725).

37 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 21. Mai 2006, in Kraft seit 21. Mai 2006 (BB vom 16. Dez. 2005, BRB vom 27. Ju­li 2006 – AS 2006 3033; BBl 2005 5479, 55477273; 2006 6725).

Art. 67a Musikalische Bildung 38  

1 Bund und Kan­to­ne för­dern die mu­si­ka­li­sche Bil­dung, ins­be­son­de­re von Kin­dern und Ju­gend­li­chen.

2 Sie set­zen sich im Rah­men ih­rer Zu­stän­dig­kei­ten für einen hoch­wer­ti­gen Mu­sik­un­ter­richt an Schu­len ein. Er­rei­chen die Kan­to­ne auf dem Ko­or­di­na­ti­ons­weg kei­ne Har­mo­ni­sie­rung der Zie­le des Mu­sik­un­ter­richts an Schu­len, so er­lässt der Bund die not­wen­di­gen Vor­schrif­ten.

3 Der Bund legt un­ter Mit­wir­kung der Kan­to­ne Grund­sät­ze fest für den Zu­gang der Ju­gend zum Mu­si­zie­ren und die För­de­rung mu­si­ka­lisch Be­gab­ter.

38 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 23. Sept. 2012, in Kraft seit 23. Sept. 2012 (BB vom 15. März 2012, BRB vom 29. Jan. 2013 – AS 2013435; BBl 2009 613; 20101; 2012 3443, 6899; 2013 1135).

Art. 68 Sport  

1 Der Bund för­dert den Sport, ins­be­son­de­re die Aus­bil­dung.

2 Er be­treibt ei­ne Sport­schu­le.

3 Er kann Vor­schrif­ten über den Ju­gend­sport er­las­sen und den Sport­un­ter­richt an Schu­len ob­li­ga­to­risch er­klä­ren.

Art. 69 Kultur  

1 Für den Be­reich der Kul­tur sind die Kan­to­ne zu­stän­dig.

2 Der Bund kann kul­tu­rel­le Be­stre­bun­gen von ge­samtschwei­ze­ri­schem In­ter­es­se un­ter­stüt­zen so­wie Kunst und Mu­sik, ins­be­son­de­re im Be­reich der Aus­bil­dung, för­dern.

3 Er nimmt bei der Er­fül­lung sei­ner Auf­ga­ben Rück­sicht auf die kul­tu­rel­le und die sprach­li­che Viel­falt des Lan­des.

Art. 70 Sprachen  

1 Die Amtss­pra­chen des Bun­des sind Deutsch, Fran­zö­sisch und Ita­lie­nisch. Im Ver­kehr mit Per­so­nen rä­to­ro­ma­ni­scher Spra­che ist auch das Rä­to­ro­ma­ni­sche Amtss­pra­che des Bun­des.

2 Die Kan­to­ne be­stim­men ih­re Amtss­pra­chen. Um das Ein­ver­neh­men zwi­schen den Sprach­ge­mein­schaf­ten zu wah­ren, ach­ten sie auf die her­kömm­li­che sprach­li­che Zu­sam­men­set­zung der Ge­bie­te und neh­men Rück­sicht auf die an­ge­stamm­ten sprach­li­chen Min­der­hei­ten.

3 Bund und Kan­to­ne för­dern die Ver­stän­di­gung und den Aus­tausch zwi­schen den Sprach­ge­mein­schaf­ten.

4 Der Bund un­ter­stützt die mehr­spra­chi­gen Kan­to­ne bei der Er­fül­lung ih­rer be­son­de­ren Auf­ga­ben.

5 Der Bund un­ter­stützt Mass­nah­men der Kan­to­ne Grau­bün­den und Tes­sin zur Er­hal­tung und För­de­rung der rä­to­ro­ma­ni­schen und der ita­lie­ni­schen Spra­che.

Art. 71 Film  

1 Der Bund kann die Schwei­zer Film­pro­duk­ti­on und die Film­kul­tur för­dern.

2 Er kann Vor­schrif­ten zur För­de­rung der Viel­falt und der Qua­li­tät des Film­an­ge­bots er­las­sen.

Art. 72 Kirche und Staat  

1 Für die Re­ge­lung des Ver­hält­nis­ses zwi­schen Kir­che und Staat sind die Kan­to­ne zu­stän­dig.

2 Bund und Kan­to­ne kön­nen im Rah­men ih­rer Zu­stän­dig­keit Mass­nah­men tref­fen zur Wah­rung des öf­fent­li­chen Frie­dens zwi­schen den An­ge­hö­ri­gen der ver­schie­de­nen Re­li­gi­ons­ge­mein­schaf­ten.

3 Der Bau von Mi­na­ret­ten ist ver­bo­ten.39

39 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 29. Nov. 2009, in Kraft seit 29. Nov. 2009 (BB vom 12. Ju­ni 2009, BRB vom 5. Mai 2010 – AS 20102161; BBl 20086851, 7603; 2009 4381; 2010 3437).

4. Abschnitt: Umwelt und Raumplanung

Art. 73 Nachhaltigkeit  

Bund und Kan­to­ne stre­ben ein auf Dau­er aus­ge­wo­ge­nes Ver­hält­nis zwi­schen der Na­tur und ih­rer Er­neue­rungs­fä­hig­keit ei­ner­seits und ih­rer Be­an­spru­chung durch den Men­schen an­der­seits an.

Art. 74 Umweltschutz  

1 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten über den Schutz des Men­schen und sei­ner na­tür­li­chen Um­welt vor schäd­li­chen oder läs­ti­gen Ein­wir­kun­gen.

2 Er sorgt da­für, dass sol­che Ein­wir­kun­gen ver­mie­den wer­den. Die Kos­ten der Ver­mei­dung und Be­sei­ti­gung tra­gen die Ver­ur­sa­cher.

3 Für den Voll­zug der Vor­schrif­ten sind die Kan­to­ne zu­stän­dig, so­weit das Ge­setz ihn nicht dem Bund vor­be­hält.

Art. 75 Raumplanung  

1 Der Bund legt Grund­sät­ze der Raum­pla­nung fest. Die­se ob­liegt den Kan­to­nen und dient der zweck­mäs­si­gen und haus­häl­te­ri­schen Nut­zung des Bo­dens und der ge­ord­ne­ten Be­sied­lung des Lan­des.

2 Der Bund för­dert und ko­or­di­niert die Be­stre­bun­gen der Kan­to­ne und ar­bei­tet mit den Kan­to­nen zu­sam­men.

3 Bund und Kan­to­ne be­rück­sich­ti­gen bei der Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben die Er­for­der­nis­se der Raum­pla­nung.

Art. 75a Vermessung 40  

1 Die Lan­des­ver­mes­sung ist Sa­che des Bun­des.

2 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten über die amt­li­che Ver­mes­sung.

3 Er kann Vor­schrif­ten er­las­sen über die Har­mo­ni­sie­rung amt­li­cher In­for­ma­tio­nen, wel­che Grund und Bo­den be­tref­fen.

40 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291; 2003 6591; 2005951).

Art. 75b Zweitwohnungen * 4142  

1 Der An­teil von Zweit­woh­nun­gen am Ge­samt­be­stand der Wohn­ein­hei­ten und der für Wohn­zwe­cke ge­nutz­ten Brut­to­ge­schoss­flä­che ei­ner Ge­mein­de ist auf höchs­tens 20 Pro­zent be­schränkt.

2 Das Ge­setz ver­pflich­tet die Ge­mein­den, ih­ren Erst­woh­nungs­an­teil­plan und den de­tail­lier­ten Stand sei­nes Voll­zugs all­jähr­lich zu ver­öf­fent­li­chen.

41 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 11. März 2012, in Kraft seit 11. März 2012 (BB vom 17. Ju­ni 2011, BRB vom 20. Ju­ni 2012 – AS 20123627; BBl 20081113, 8757; 2011 4825; 2012 6623).

42* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

Art. 76 Wasser  

1 Der Bund sorgt im Rah­men sei­ner Zu­stän­dig­kei­ten für die haus­häl­te­ri­sche Nut­zung und den Schutz der Was­ser­vor­kom­men so­wie für die Ab­wehr schä­di­gen­der Ein­wir­kun­gen des Was­sers.

2 Er legt Grund­sät­ze fest über die Er­hal­tung und die Er­schlies­sung der Was­ser­vor­kom­men, über die Nut­zung der Ge­wäs­ser zur Ener­gie­er­zeu­gung und für Kühl­zwe­cke so­wie über an­de­re Ein­grif­fe in den Was­ser­kreis­lauf.

3 Er er­lässt Vor­schrif­ten über den Ge­wäs­ser­schutz, die Si­che­rung an­ge­mes­se­ner Rest­was­ser­men­gen, den Was­ser­bau, die Si­cher­heit der Stau­an­la­gen und die Be­ein­flus­sung der Nie­der­schlä­ge.

4 Über die Was­ser­vor­kom­men ver­fü­gen die Kan­to­ne. Sie kön­nen für die Was­ser­nut­zung in den Schran­ken der Bun­des­ge­setz­ge­bung Ab­ga­ben er­he­ben. Der Bund hat das Recht, die Ge­wäs­ser für sei­ne Ver­kehrs­be­trie­be zu nut­zen; er ent­rich­tet da­für ei­ne Ab­ga­be und ei­ne Ent­schä­di­gung.

5 Über Rech­te an in­ter­na­tio­na­len Was­ser­vor­kom­men und da­mit ver­bun­de­ne Ab­ga­ben ent­schei­det der Bund un­ter Bei­zug der be­trof­fe­nen Kan­to­ne. Kön­nen sich Kan­to­ne über Rech­te an in­ter­kan­to­na­len Was­ser­vor­kom­men nicht ei­ni­gen, so ent­schei­det der Bund.

6 Der Bund be­rück­sich­tigt bei der Er­fül­lung sei­ner Auf­ga­ben die An­lie­gen der Kan­to­ne, aus de­nen das Was­ser stammt.

Art. 77 Wald  

1 Der Bund sorgt da­für, dass der Wald sei­ne Schutz‑, Nutz- und Wohl­fahrts­funk­tio­nen er­fül­len kann.

2 Er legt Grund­sät­ze über den Schutz des Wal­des fest.

3 Er för­dert Mass­nah­men zur Er­hal­tung des Wal­des.

Art. 78 Natur- und Heimatschutz  

1 Für den Na­tur- und Hei­mat­schutz sind die Kan­to­ne zu­stän­dig.

2 Der Bund nimmt bei der Er­fül­lung sei­ner Auf­ga­ben Rück­sicht auf die An­lie­gen des Na­tur- und Hei­mat­schut­zes. Er schont Land­schaf­ten, Orts­bil­der, ge­schicht­li­che Stät­ten so­wie Na­tur- und Kul­tur­denk­mä­ler; er er­hält sie un­ge­schmä­lert, wenn das öf­fent­li­che In­ter­es­se es ge­bie­tet.

3 Er kann Be­stre­bun­gen des Na­tur- und Hei­mat­schut­zes un­ter­stüt­zen und Ob­jek­te von ge­samtschwei­ze­ri­scher Be­deu­tung ver­trag­lich oder durch Ent­eig­nung er­wer­ben oder si­chern.

4 Er er­lässt Vor­schrif­ten zum Schutz der Tier- und Pflan­zen­welt und zur Er­hal­tung ih­rer Le­bens­räu­me in der na­tür­li­chen Viel­falt. Er schützt be­droh­te Ar­ten vor Aus­rot­tung.

5 Moo­re und Moor­land­schaf­ten von be­son­de­rer Schön­heit und ge­samtschwei­ze­ri­scher Be­deu­tung sind ge­schützt. Es dür­fen dar­in we­der An­la­gen ge­baut noch Bo­den­ver­än­de­run­gen vor­ge­nom­men wer­den. Aus­ge­nom­men sind Ein­rich­tun­gen, die dem Schutz oder der bis­he­ri­gen land­wirt­schaft­li­chen Nut­zung der Moo­re und Moor­land­schaf­ten die­nen.

Art. 79 Fischerei und Jagd  

Der Bund legt Grund­sät­ze fest über die Aus­übung der Fi­sche­rei und der Jagd, ins­be­son­de­re zur Er­hal­tung der Ar­ten­viel­falt der Fi­sche, der wild le­ben­den Säu­ge­tie­re und der Vö­gel.

Art. 80 Tierschutz  

1 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten über den Schutz der Tie­re.

2 Er re­gelt ins­be­son­de­re:

a.
die Tier­hal­tung und die Tier­pfle­ge;
b.
die Tier­ver­su­che und die Ein­grif­fe am le­ben­den Tier;
c.
die Ver­wen­dung von Tie­ren;
d.
die Ein­fuhr von Tie­ren und tie­ri­schen Er­zeug­nis­sen;
e.
den Tier­han­del und die Tier­trans­por­te;
f.
das Tö­ten von Tie­ren.

3 Für den Voll­zug der Vor­schrif­ten sind die Kan­to­ne zu­stän­dig, so­weit das Ge­setz ihn nicht dem Bund vor­be­hält.

5. Abschnitt: Öffentliche Werke und Verkehr

Art. 81 Öffentliche Werke  

Der Bund kann im In­ter­es­se des gan­zen oder ei­nes gros­sen Teils des Lan­des öf­fent­li­che Wer­ke er­rich­ten und be­trei­ben oder ih­re Er­rich­tung un­ter­stüt­zen.

Art. 81a Öffentlicher Verkehr 43  

1 Bund und Kan­to­ne sor­gen für ein aus­rei­chen­des An­ge­bot an öf­fent­li­chem Ver­kehr auf Schie­ne, Stras­se, Was­ser und mit Seil­bah­nen in al­len Lan­des­ge­gen­den. Die Be­lan­ge des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs sind da­bei an­ge­mes­sen zu be­rück­sich­ti­gen.

2 Die Kos­ten des öf­fent­li­chen Ver­kehrs wer­den zu ei­nem an­ge­mes­se­nen Teil durch die von den Nut­ze­rin­nen und Nut­zern be­zahl­ten Prei­se ge­deckt.

43 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 9. Fe­br. 2014, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (BB vom 20. Ju­ni 2013, BRB vom 13. Mai 2014, BRB vom 2. Ju­ni 2014, BRB vom 6. Ju­ni 2014 – AS 2015645; BBl 2010 6637; 2012 1577; 2013 4725, 6518; 2014 4113, 4117).

Art. 82 Strassenverkehr  

1 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten über den Stras­sen­ver­kehr.

2 Er übt die Ober­auf­sicht über die Stras­sen von ge­samtschwei­ze­ri­scher Be­deu­tung aus; er kann be­stim­men, wel­che Durch­gangs­stras­sen für den Ver­kehr of­fen blei­ben müs­sen.

3 Die Be­nüt­zung öf­fent­li­cher Stras­sen ist ge­büh­ren­frei. Die Bun­des­ver­samm­lung kann Aus­nah­men be­wil­li­gen.

Art. 83 Strasseninfrastruktur 44  

1 Bund und Kan­to­ne sor­gen für ei­ne aus­rei­chen­de Stras­senin­fra­struk­tur in al­len Lan­des­ge­gen­den.

2 Der Bund stellt die Er­rich­tung ei­nes Net­zes von Na­tio­nal­stras­sen und des­sen Be­nutz­bar­keit si­cher. Er baut, be­treibt und un­ter­hält die Na­tio­nal­stras­sen. Er trägt die Kos­ten da­für. Er kann die Auf­ga­be ganz oder teil­wei­se öf­fent­li­chen, pri­va­ten oder ge­misch­ten Trä­ger­schaf­ten über­tra­gen.

44 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 12. Fe­br. 2017, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (BB vom 30. Sept. 2016, BRB vom 10. Nov. 2016 – AS 20176731; BBl 2015 2065; 2016 7587; 2017 3387).

Art. 84 Alpenquerender Transitverkehr * 45  

1 Der Bund schützt das Al­pen­ge­biet vor den ne­ga­ti­ven Aus­wir­kun­gen des Tran­sit­ver­kehrs. Er be­grenzt die Be­las­tun­gen durch den Tran­sit­ver­kehr auf ein Mass, das für Men­schen, Tie­re und Pflan­zen so­wie ih­re Le­bens­räu­me nicht schäd­lich ist.

2 Der al­pen­que­ren­de Gü­ter­tran­sit­ver­kehr von Gren­ze zu Gren­ze er­folgt auf der Schie­ne. Der Bun­des­rat trifft die not­wen­di­gen Mass­nah­men. Aus­nah­men sind nur zu­läs­sig, wenn sie un­um­gäng­lich sind. Sie müs­sen durch ein Ge­setz nä­her be­stimmt wer­den.

3 Die Tran­sit­stras­sen-Ka­pa­zi­tät im Al­pen­ge­biet darf nicht er­höht wer­den. Von die­ser Be­schrän­kung aus­ge­nom­men sind Um­fah­rungs­stras­sen, die Ort­schaf­ten vom Durch­gangs­ver­kehr ent­las­ten.

45* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

Art. 85 Schwerverkehrsabgabe * 46  

1 Der Bund kann auf dem Schwer­ver­kehr ei­ne leis­tungs- oder ver­brauchs­ab­hän­gi­ge Ab­ga­be er­he­ben, so­weit der Schwer­ver­kehr der All­ge­mein­heit Kos­ten ver­ur­sacht, die nicht durch an­de­re Leis­tun­gen oder Ab­ga­ben ge­deckt sind.

2 Der Rein­er­trag der Ab­ga­be wird zur De­ckung von Kos­ten ver­wen­det, die im Zu­sam­men­hang mit dem Land­ver­kehr ste­hen.47

3 Die Kan­to­ne wer­den am Rein­er­trag be­tei­ligt. Bei der Be­mes­sung der An­tei­le sind die be­son­de­ren Aus­wir­kun­gen der Ab­ga­be in Berg- und Rand­ge­bie­ten zu be­rück­sich­ti­gen.

46* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

47 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 9. Fe­br. 2014, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (BB vom 20. Ju­ni 2013, BRB vom 13. Mai 2014, BRB vom 2. Ju­ni 2014, BRB vom 6. Ju­ni 2014 – AS 2015645; BBl 20106637; 2012 1577; 2013 4725, 6518; 2014 4113, 4117).

Art. 85a Abgabe für die Benützung der Nationalstrassen 48  

Der Bund er­hebt ei­ne Ab­ga­be für die Be­nüt­zung der Na­tio­nal­stras­sen durch Mo­tor­fahr­zeu­ge und An­hän­ger, die nicht der Schwer­ver­kehrs­ab­ga­be un­ter­ste­hen.

48 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 12. Fe­br. 2017, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (BB vom 30. Sept. 2016, BRB vom 10. Nov. 2016 – AS 20176731; BBl 2015 2065; 2016 7587; 2017 3387).

Art. 86 Verwendung von Abgaben für Aufgaben und Aufwendungen im Zusammenhang mit dem Strassenverkehr * 4950  

1 Die Na­tio­nal­stras­sen so­wie die Bei­trä­ge an Mass­nah­men zur Ver­bes­se­rung der Ver­kehrs­in­fra­struk­tur in Städ­ten und Ag­glo­me­ra­tio­nen im Zu­sam­men­hang mit dem Stras­sen­ver­kehr wer­den über einen Fonds fi­nan­ziert.

2 Dem Fonds wer­den die fol­gen­den Mit­tel zu­ge­wie­sen:

a.
der Rein­er­trag der Na­tio­nal­stras­sen­ab­ga­be nach Ar­ti­kel 85a;
b.
der Rein­er­trag der be­son­de­ren Ver­brauchs­steu­er nach Ar­ti­kel 131 Ab­satz 1 Buch­sta­be d;
c.
der Rein­er­trag des Zu­schlags nach Ar­ti­kel 131 Ab­satz 2 Buch­sta­be a;
d.
der Rein­er­trag der Ab­ga­be nach Ar­ti­kel 131 Ab­satz 2 Buch­sta­be b;
e.
ein An­teil des Rein­er­trags der Ver­brauchs­steu­er auf al­len Treib­stof­fen, aus­ser den Flug­treib­stof­fen, nach Ar­ti­kel 131 Ab­satz 1 Buch­sta­be e; der An­teil be­trägt je 9 Pro­zent der Mit­tel nach Buch­sta­be c und der Hälf­te des Rein­er­trags der Ver­brauchs­steu­er auf al­len Treib­stof­fen, aus­ser den Flug­treib­stof­fen, höchs­tens aber 310 Mil­lio­nen Fran­ken pro Jahr; das Ge­setz re­gelt die In­de­xie­rung die­ses Be­trags;
f.
in der Re­gel 10 Pro­zent des Rein­er­trags der Ver­brauchs­steu­er auf al­len Treib­stof­fen, aus­ser den Flug­treib­stof­fen, nach Ar­ti­kel 131 Ab­satz 1 Buch­sta­be e;
g.
die Er­trä­ge zur Kom­pen­sa­ti­on von Mehr­auf­wen­dun­gen für neu ins Na­tio­nal­stras­sen­netz auf­ge­nom­me­ne Stre­cken aus der Spe­zi­al­fi­nan­zie­rung nach Ab­satz 3 Buch­sta­be g und aus Bei­trä­gen der Kan­to­ne;
h.
wei­te­re vom Ge­setz zu­ge­wie­se­ne Mit­tel, die im Zu­sam­men­hang mit dem Stras­sen­ver­kehr ste­hen.

3 Für fol­gen­de Auf­ga­ben und Auf­wen­dun­gen im Zu­sam­men­hang mit dem Stras­sen­ver­kehr wird ei­ne Spe­zi­al­fi­nan­zie­rung ge­führt:

a.
Bei­trä­ge an Mass­nah­men zur För­de­rung des kom­bi­nier­ten Ver­kehrs und des Trans­ports be­glei­te­ter Mo­tor­fahr­zeu­ge;
b.
Bei­trä­ge an die Kos­ten für Haupt­stras­sen;
c.
Bei­trä­ge an Schutz­bau­ten ge­gen Na­tur­ge­wal­ten und an Mass­nah­men des Um­welt- und Land­schafts­schut­zes, die der Stras­sen­ver­kehr nö­tig macht;
d.
all­ge­mei­ne Bei­trä­ge an die kan­to­na­len Kos­ten für Stras­sen, die dem Mo­tor­fahr­zeug­ver­kehr ge­öff­net sind;
e.
Bei­trä­ge an Kan­to­ne oh­ne Na­tio­nal­stras­sen;
f.
For­schung und Ver­wal­tung;
g.
Bei­trä­ge an den Fonds nach Ab­satz 2 Buch­sta­be g.

4 Der Spe­zi­al­fi­nan­zie­rung wird die Hälf­te des Rein­er­trags der Ver­brauchs­steu­er auf al­len Treib­stof­fen, aus­ser den Flug­treib­stof­fen, nach Ar­ti­kel 131 Ab­satz 1 Buch­sta­be e ab­züg­lich der Mit­tel nach Ab­satz 2 Buch­sta­be e gut­ge­schrie­ben.

5 Ist der Be­darf in der Spe­zi­al­fi­nan­zie­rung aus­ge­wie­sen und soll in der Spe­zi­al­fi­nan­zie­rung ei­ne an­ge­mes­se­ne Rück­stel­lung ge­bil­det wer­den, so sind Er­trä­ge aus der Ver­brauchs­steu­er nach Ar­ti­kel 131 Ab­satz 1 Buch­sta­be d, statt dem Fonds zu­zu­wei­sen, der Spe­zi­al­fi­nan­zie­rung gut­zu­schrei­ben.

49 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 12. Fe­br. 2017, in Kraft seit 1. Jan. 2018, Abs. 2 Bst. g und 3 Bst. g in in Kraft seit 1. Jan. 2020 (BB vom 30. Sept. 2016, BRB vom 10. Nov. 2016 – AS 20176731; BBl 2015 2065; 2016 7587; 2017 3387).

50* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

Art. 87 Eisenbahnen und weitere Verkehrsträger * 51  

Die Ge­setz­ge­bung über den Ei­sen­bahn­ver­kehr, die Seil­bah­nen, die Schiff­fahrt so­wie über die Luft- und Raum­fahrt ist Sa­che des Bun­des.

51* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

Art. 87a Eisenbahninfrastruktur * 5253  

1 Der Bund trägt die Haupt­last der Fi­nan­zie­rung der Ei­sen­bahnin­fra­struk­tur.

2 Die Ei­sen­bahnin­fra­struk­tur wird über einen Fonds fi­nan­ziert. Dem Fonds wer­den fol­gen­de Mit­tel zu­ge­wie­sen:

a.
höchs­tens zwei Drit­tel des Er­trags der Schwer­ver­kehrs­ab­ga­be nach Ar­ti­kel 85;
b.
der Er­trag aus der Mehr­wert­steu­er­er­hö­hung nach Ar­ti­kel 130 Ab­satz 3bis;
c.
2,0 Pro­zent der Ein­nah­men aus der di­rek­ten Bun­des­steu­er der na­tür­li­chen Per­so­nen;
d.
2300 Mil­lio­nen Fran­ken pro Jahr aus dem all­ge­mei­nen Bun­des­haus­halt; das Ge­setz re­gelt die In­de­xie­rung die­ses Be­trags.

3 Die Kan­to­ne be­tei­li­gen sich an­ge­mes­sen an der Fi­nan­zie­rung der Ei­sen­bahnin­fra­struk­tur. Das Ge­setz re­gelt die Ein­zel­hei­ten.

4 Das Ge­setz kann ei­ne er­gän­zen­de Fi­nan­zie­rung durch Drit­te vor­se­hen.

52 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 9. Fe­br. 2014, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (BB vom 20. Ju­ni 2013, BRB vom 13. Mai 2014, BRB vom 2. Ju­ni 2014, BRB vom 6. Ju­ni 2014 – AS 2015645; BBl 20106637; 2012 1577; 2013 4725, 6518; 2014 4113, 4117).

53* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

Art. 87b Verwendung von Abgaben für Aufgaben und Aufwendungen im Zusammenhang mit dem Luftverkehr 54  

Für die fol­gen­den Auf­ga­ben und Auf­wen­dun­gen im Zu­sam­men­hang mit dem Luft­ver­kehr wer­den die Hälf­te des Rein­er­trags der Ver­brauchs­steu­er auf Flug­treib­stof­fen und der Zu­schlag auf der Ver­brauchs­steu­er auf Flug­treib­stof­fen ver­wen­det:

a.
Bei­trä­ge an Um­welt­schutz­mass­nah­men, die der Luft­ver­kehr nö­tig macht;
b.
Bei­trä­ge an Si­cher­heits­mass­nah­men zur Ab­wehr wi­der­recht­li­cher Hand­lun­gen ge­gen den Luft­ver­kehr, na­ment­lich von Ter­ror­an­schlä­gen und Ent­füh­run­gen, so­weit die­se Mass­nah­men nicht staat­li­chen Be­hör­den ob­lie­gen;
c.
Bei­trä­ge an Mass­nah­men zur För­de­rung ei­nes ho­hen tech­ni­schen Si­cher­heits­ni­ve­aus im Luft­ver­kehr.

54 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 12. Fe­br. 2017, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (BB vom 30. Sept. 2016, BRB vom 10. Nov. 2016 – AS 20176731; BBl 2015 2065; 2016 7587; 2017 3387).

Art. 88 Fuss-, Wander- und Velowege 55  

1 Der Bund legt Grund­sät­ze über Fuss-, Wan­der- und Ve­lo­weg­net­ze fest.

2 Er kann Mass­nah­men der Kan­to­ne und Drit­ter zur An­la­ge und Er­hal­tung sol­cher Net­ze so­wie zur In­for­ma­ti­on über die­se un­ter­stüt­zen und ko­or­di­nie­ren. Da­bei wahrt er die Zu­stän­dig­kei­ten der Kan­to­ne.

3 Er nimmt bei der Er­fül­lung sei­ner Auf­ga­ben Rück­sicht auf sol­che Net­ze. Er er­setzt We­ge, die er auf­he­ben muss.

55 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 23. Sept. 2018, in Kraft seit 23. Sept. 2018 (BB vom 13. März 2018, BRB vom 27. Jan. 2019 – AS 2019525; BBl 2016 1791; 2017 5901; 2018 1859; 2019 1311).

6. Abschnitt: Energie und Kommunikation

Art. 89 Energiepolitik  

1 Bund und Kan­to­ne set­zen sich im Rah­men ih­rer Zu­stän­dig­kei­ten ein für ei­ne aus­rei­chen­de, breit ge­fä­cher­te, si­che­re, wirt­schaft­li­che und um­welt­ver­träg­li­che Ener­gie­ver­sor­gung so­wie für einen spar­sa­men und ra­tio­nel­len Ener­gie­ver­brauch.

2 Der Bund legt Grund­sät­ze fest über die Nut­zung ein­hei­mi­scher und er­neu­er­ba­rer Ener­gi­en und über den spar­sa­men und ra­tio­nel­len Ener­gie­ver­brauch.

3 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten über den Ener­gie­ver­brauch von An­la­gen, Fahr­zeu­gen und Ge­rä­ten. Er för­dert die Ent­wick­lung von Ener­gie­tech­ni­ken, ins­be­son­de­re in den Be­rei­chen des Ener­gie­spa­rens und der er­neu­er­ba­ren Ener­gi­en.

4 Für Mass­nah­men, die den Ver­brauch von Ener­gie in Ge­bäu­den be­tref­fen, sind vor al­lem die Kan­to­ne zu­stän­dig.

5 Der Bund trägt in sei­ner Ener­gie­po­li­tik den An­stren­gun­gen der Kan­to­ne und Ge­mein­den so­wie der Wirt­schaft Rech­nung; er be­rück­sich­tigt die Ver­hält­nis­se in den ein­zel­nen Lan­des­ge­gen­den und die wirt­schaft­li­che Trag­bar­keit.

Art. 90 Kernenergie * 56  

Die Ge­setz­ge­bung auf dem Ge­biet der Kern­ener­gie ist Sa­che des Bun­des.

56* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

Art. 91 Transport von Energie  

1 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten über den Trans­port und die Lie­fe­rung elek­tri­scher Ener­gie.

2 Die Ge­setz­ge­bung über Rohr­lei­tungs­an­la­gen zur Be­för­de­rung flüs­si­ger oder gas­för­mi­ger Brenn- oder Treib­stof­fe ist Sa­che des Bun­des.

Art. 92 Post- und Fernmeldewesen  

1 Das Post- und Fern­mel­de­we­sen ist Sa­che des Bun­des.

2 Der Bund sorgt für ei­ne aus­rei­chen­de und preis­wer­te Grund­ver­sor­gung mit Post- und Fern­mel­de­diens­ten in al­len Lan­des­ge­gen­den. Die Ta­ri­fe wer­den nach ein­heit­li­chen Grund­sät­zen fest­ge­legt.

Art. 93 Radio und Fernsehen  

1 Die Ge­setz­ge­bung über Ra­dio und Fern­se­hen so­wie über an­de­re For­men der öf­fent­li­chen fern­mel­de­tech­ni­schen Ver­brei­tung von Dar­bie­tun­gen und In­for­ma­tio­nen ist Sa­che des Bun­des.

2 Ra­dio und Fern­se­hen tra­gen zur Bil­dung und kul­tu­rel­len Ent­fal­tung, zur frei­en Mei­nungs­bil­dung und zur Un­ter­hal­tung bei. Sie be­rück­sich­ti­gen die Be­son­der­hei­ten des Lan­des und die Be­dürf­nis­se der Kan­to­ne. Sie stel­len die Er­eig­nis­se sach­ge­recht dar und brin­gen die Viel­falt der An­sich­ten an­ge­mes­sen zum Aus­druck.

3 Die Un­ab­hän­gig­keit von Ra­dio und Fern­se­hen so­wie die Au­to­no­mie in der Pro­gramm­ge­stal­tung sind ge­währ­leis­tet.

4 Auf die Stel­lung und die Auf­ga­be an­de­rer Me­di­en, vor al­lem der Pres­se, ist Rück­sicht zu neh­men.

5 Pro­gramm­be­schwer­den kön­nen ei­ner un­ab­hän­gi­gen Be­schwer­de­in­stanz vor­ge­legt wer­den.

7. Abschnitt: Wirtschaft

Art. 94 Grundsätze der Wirtschaftsordnung  

1 Bund und Kan­to­ne hal­ten sich an den Grund­satz der Wirt­schafts­frei­heit.

2 Sie wah­ren die In­ter­es­sen der schwei­ze­ri­schen Ge­samt­wirt­schaft und tra­gen mit der pri­va­ten Wirt­schaft zur Wohl­fahrt und zur wirt­schaft­li­chen Si­cher­heit der Be­völ­ke­rung bei.

3 Sie sor­gen im Rah­men ih­rer Zu­stän­dig­kei­ten für güns­ti­ge Rah­men­be­din­gun­gen für die pri­va­te Wirt­schaft.

4 Ab­wei­chun­gen vom Grund­satz der Wirt­schafts­frei­heit, ins­be­son­de­re auch Mass­nah­men, die sich ge­gen den Wett­be­werb rich­ten, sind nur zu­läs­sig, wenn sie in der Bun­des­ver­fas­sung vor­ge­se­hen oder durch kan­to­na­le Re­gal­rech­te be­grün­det sind.

Art. 95 Privatwirtschaftliche Erwerbstätigkeit * 57  

1 Der Bund kann Vor­schrif­ten er­las­sen über die Aus­übung der pri­vat­wirt­schaft­li­chen Er­werbs­tä­tig­keit.

2 Er sorgt für einen ein­heit­li­chen schwei­ze­ri­schen Wirt­schafts­raum. Er ge­währ­leis­tet, dass Per­so­nen mit ei­ner wis­sen­schaft­li­chen Aus­bil­dung oder mit ei­nem eid­ge­nös­si­schen, kan­to­na­len oder kan­to­nal an­er­kann­ten Aus­bil­dungs­ab­schluss ih­ren Be­ruf in der gan­zen Schweiz aus­üben kön­nen.

3 Zum Schutz der Volks­wirt­schaft, des Pri­vatei­gen­tums und der Ak­tio­nä­rin­nen und Ak­tio­näre so­wie im Sin­ne ei­ner nach­hal­ti­gen Un­ter­neh­mens­füh­rung re­gelt das Ge­setz die im In- oder Aus­land ko­tier­ten Schwei­zer Ak­ti­en­ge­sell­schaf­ten nach fol­gen­den Grund­sät­zen:

a.
Die Ge­ne­ral­ver­samm­lung stimmt jähr­lich über die Ge­samt­sum­me al­ler Ver­gü­tun­gen (Geld und Wert der Sach­leis­tun­gen) des Ver­wal­tungs­ra­tes, der Ge­schäfts­lei­tung und des Bei­ra­tes ab. Sie wählt jähr­lich die Ver­wal­tungs­rats­prä­si­den­tin oder den Ver­wal­tungs­rats­prä­si­den­ten und ein­zeln die Mit­glie­der des Ver­wal­tungs­ra­tes und des Ver­gü­tungs­aus­schus­ses so­wie die un­ab­hän­gi­ge Stimm­rechts­ver­tre­te­rin oder den un­ab­hän­gi­gen Stimm­rechts­ver­tre­ter. Die Pen­si­ons­kas­sen stim­men im In­ter­es­se ih­rer Ver­si­cher­ten ab und le­gen of­fen, wie sie ge­stimmt ha­ben. Die Ak­tio­nä­rin­nen und Ak­tio­näre kön­nen elek­tro­nisch fern­ab­stim­men; die Or­gan- und De­pot­stimm­rechts­ver­tre­tung ist un­ter­sagt.
b.
Die Or­gan­mit­glie­der er­hal­ten kei­ne Ab­gangs- oder an­de­re Ent­schä­di­gung, kei­ne Ver­gü­tung im Vor­aus, kei­ne Prä­mie für Fir­men­käu­fe und -ver­käu­fe und kei­nen zu­sätz­li­chen Be­ra­ter- oder Ar­beits­ver­trag von ei­ner an­de­ren Ge­sell­schaft der Grup­pe. Die Füh­rung der Ge­sell­schaft kann nicht an ei­ne ju­ris­ti­sche Per­son de­le­giert wer­den.
c.
Die Sta­tu­ten re­geln die Hö­he der Kre­di­te, Dar­le­hen und Ren­ten an die Or­gan­mit­glie­der, de­ren Er­folgs- und Be­tei­li­gungs­plä­ne und de­ren An­zahl Man­da­te aus­ser­halb des Kon­zerns so­wie die Dau­er der Ar­beits­ver­trä­ge der Ge­schäfts­lei­tungs­mit­glie­der.
d.
Wi­der­hand­lung ge­gen die Be­stim­mun­gen nach den Buch­sta­ben a–c wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren und Geld­stra­fe bis zu sechs Jah­res­ver­gü­tun­gen be­straft.58

57* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

58 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 3. März 2013, in Kraft seit 3. März 2013 (BRB vom 15. Nov. 2012 und 30. April 2013 – AS 2013 1303; BBl 2006 8755; 2008 2577; 2009 299; 2012 9219; 2013 3129).

Art. 96 Wettbewerbspolitik  

1 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten ge­gen volks­wirt­schaft­lich oder so­zi­al schäd­li­che Aus­wir­kun­gen von Kar­tel­len und an­de­ren Wett­be­werbs­be­schrän­kun­gen.

2 Er trifft Mass­nah­men:

a.
zur Ver­hin­de­rung von Miss­bräu­chen in der Preis­bil­dung durch markt­mäch­ti­ge Un­ter­neh­men und Or­ga­ni­sa­tio­nen des pri­va­ten und des öf­fent­li­chen Rechts;
b.
ge­gen den un­lau­te­ren Wett­be­werb.
Art. 97 Schutz der Konsumentinnen und Konsumenten  

1 Der Bund trifft Mass­nah­men zum Schutz der Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten.

2 Er er­lässt Vor­schrif­ten über die Rechts­mit­tel, wel­che die Kon­su­men­ten­or­ga­ni­sa­tio­nen er­grei­fen kön­nen. Die­sen Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen im Be­reich der Bun­des­ge­setz­ge­bung über den un­lau­te­ren Wett­be­werb die glei­chen Rech­te zu wie den Be­rufs- und Wirt­schafts­ver­bän­den.

3 Die Kan­to­ne se­hen für Strei­tig­kei­ten bis zu ei­nem be­stimm­ten Streit­wert ein Schlich­tungs­ver­fah­ren oder ein ein­fa­ches und ra­sches Ge­richts­ver­fah­ren vor. Der Bun­des­rat legt die Streit­wert­gren­ze fest.

Art. 98 Banken und Versicherungen  

1 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten über das Ban­ken- und Bör­sen­we­sen; er trägt da­bei der be­son­de­ren Auf­ga­be und Stel­lung der Kan­to­nal­ban­ken Rech­nung.

2 Er kann Vor­schrif­ten er­las­sen über Fi­nanz­dienst­leis­tun­gen in an­de­ren Be­rei­chen.

3 Er er­lässt Vor­schrif­ten über das Pri­vat­ver­si­che­rungs­we­sen.

Art. 99 Geld- und Währungspolitik  

1 Das Geld- und Wäh­rungs­we­sen ist Sa­che des Bun­des; die­sem al­lein steht das Recht zur Aus­ga­be von Mün­zen und Bank­no­ten zu.

2 Die Schwei­ze­ri­sche Na­tio­nal­bank führt als un­ab­hän­gi­ge Zen­tral­bank ei­ne Geld- und Wäh­rungs­po­li­tik, die dem Ge­sam­t­in­ter­es­se des Lan­des dient; sie wird un­ter Mit­wir­kung und Auf­sicht des Bun­des ver­wal­tet.

3 Die Schwei­ze­ri­sche Na­tio­nal­bank bil­det aus ih­ren Er­trä­gen aus­rei­chen­de Wäh­rungs­re­ser­ven; ein Teil die­ser Re­ser­ven wird in Gold ge­hal­ten.

4 Der Rein­ge­winn der Schwei­ze­ri­schen Na­tio­nal­bank geht zu min­des­tens zwei Drit­teln an die Kan­to­ne.

Art. 100 Konjunkturpolitik  

1 Der Bund trifft Mass­nah­men für ei­ne aus­ge­gli­che­ne kon­junk­tu­rel­le Ent­wick­lung, ins­be­son­de­re zur Ver­hü­tung und Be­kämp­fung von Ar­beits­lo­sig­keit und Teue­rung.

2 Er be­rück­sich­tigt die wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung der ein­zel­nen Lan­des­ge­gen­den. Er ar­bei­tet mit den Kan­to­nen und der Wirt­schaft zu­sam­men.

3 Im Geld- und Kre­dit­we­sen, in der Aus­sen­wirt­schaft und im Be­reich der öf­fent­li­chen Fi­nan­zen kann er nö­ti­gen­falls vom Grund­satz der Wirt­schafts­frei­heit ab­wei­chen.

4 Bund, Kan­to­ne und Ge­mein­den be­rück­sich­ti­gen in ih­rer Ein­nah­men- und Aus­ga­ben­po­li­tik die Kon­junk­tur­la­ge.

5 Der Bund kann zur Sta­bi­li­sie­rung der Kon­junk­tur vor­über­ge­hend auf bun­des­recht­li­chen Ab­ga­ben Zu­schlä­ge er­he­ben oder Ra­bat­te ge­wäh­ren. Die ab­ge­schöpf­ten Mit­tel sind still­zu­le­gen; nach der Frei­ga­be wer­den di­rek­te Ab­ga­ben in­di­vi­du­ell zu­rück­er­stat­tet, in­di­rek­te zur Ge­wäh­rung von Ra­bat­ten oder zur Ar­beits­be­schaf­fung ver­wen­det.

6 Der Bund kann die Un­ter­neh­men zur Bil­dung von Ar­beits­be­schaf­fungs­re­ser­ven ver­pflich­ten; er ge­währt da­für Steu­erer­leich­te­run­gen und kann da­zu auch die Kan­to­ne ver­pflich­ten. Nach der Frei­ga­be der Re­ser­ven ent­schei­den die Un­ter­neh­men frei über de­ren Ein­satz im Rah­men der ge­setz­li­chen Ver­wen­dungs­zwe­cke.

Art. 101 Aussenwirtschaftspolitik  

1 Der Bund wahrt die In­ter­es­sen der schwei­ze­ri­schen Wirt­schaft im Aus­land.

2 In be­son­de­ren Fäl­len kann er Mass­nah­men tref­fen zum Schutz der in­län­di­schen Wirt­schaft. Er kann nö­ti­gen­falls vom Grund­satz der Wirt­schafts­frei­heit ab­wei­chen.

Art. 102 Landesversorgung * 59  

1 Der Bund stellt die Ver­sor­gung des Lan­des mit le­bens­wich­ti­gen Gü­tern und Dienst­leis­tun­gen si­cher für den Fall macht­po­li­ti­scher oder krie­ge­ri­scher Be­dro­hun­gen so­wie in schwe­ren Man­gel­la­gen, de­nen die Wirt­schaft nicht selbst zu be­geg­nen ver­mag. Er trifft vor­sorg­li­che Mass­nah­men.

2 Er kann nö­ti­gen­falls vom Grund­satz der Wirt­schafts­frei­heit ab­wei­chen.

59* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

Art. 103 Strukturpolitik * 60  

Der Bund kann wirt­schaft­lich be­droh­te Lan­des­ge­gen­den un­ter­stüt­zen so­wie Wirt­schafts­zwei­ge und Be­ru­fe för­dern, wenn zu­mut­ba­re Selbst­hil­fe­mass­nah­men zur Si­che­rung ih­rer Exis­tenz nicht aus­rei­chen. Er kann nö­ti­gen­falls vom Grund­satz der Wirt­schafts­frei­heit ab­wei­chen.

60* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

Art. 104 Landwirtschaft  

1 Der Bund sorgt da­für, dass die Land­wirt­schaft durch ei­ne nach­hal­ti­ge und auf den Markt aus­ge­rich­te­te Pro­duk­ti­on einen we­sent­li­chen Bei­trag leis­tet zur:

a.
si­che­ren Ver­sor­gung der Be­völ­ke­rung;
b.
Er­hal­tung der na­tür­li­chen Le­bens­grund­la­gen und zur Pfle­ge der Kul­tur­land­schaft;
c.
de­zen­tra­len Be­sied­lung des Lan­des.

2 Er­gän­zend zur zu­mut­ba­ren Selbst­hil­fe der Land­wirt­schaft und nö­ti­gen­falls ab­wei­chend vom Grund­satz der Wirt­schafts­frei­heit för­dert der Bund die bo­den­be­wirt­schaf­ten­den bäu­er­li­chen Be­trie­be.

3 Er rich­tet die Mass­nah­men so aus, dass die Land­wirt­schaft ih­re mul­ti­funk­tio­na­len Auf­ga­ben er­füllt. Er hat ins­be­son­de­re fol­gen­de Be­fug­nis­se und Auf­ga­ben:

a.
Er er­gänzt das bäu­er­li­che Ein­kom­men durch Di­rekt­zah­lun­gen zur Er­zie­lung ei­nes an­ge­mes­se­nen Ent­gelts für die er­brach­ten Leis­tun­gen, un­ter der Vor­aus­set­zung ei­nes öko­lo­gi­schen Leis­tungs­nach­wei­ses.
b.
Er för­dert mit wirt­schaft­lich loh­nen­den An­rei­zen Pro­duk­ti­ons­for­men, die be­son­ders na­tur­nah, um­welt- und tier­freund­lich sind.
c.
Er er­lässt Vor­schrif­ten zur De­kla­ra­ti­on von Her­kunft, Qua­li­tät, Pro­duk­ti­ons­me­tho­de und Ver­ar­bei­tungs­ver­fah­ren für Le­bens­mit­tel.
d.
Er schützt die Um­welt vor Be­ein­träch­ti­gun­gen durch über­höh­ten Ein­satz von Düng­stof­fen, Che­mi­ka­li­en und an­de­ren Hilfss­tof­fen.
e.
Er kann die land­wirt­schaft­li­che For­schung, Be­ra­tung und Aus­bil­dung för­dern so­wie In­ves­ti­ti­ons­hil­fen leis­ten.
f.
Er kann Vor­schrif­ten zur Fes­ti­gung des bäu­er­li­chen Grund­be­sit­zes er­las­sen.

4 Er setzt da­für zweck­ge­bun­de­ne Mit­tel aus dem Be­reich der Land­wirt­schaft und all­ge­mei­ne Bun­des­mit­tel ein.

Art. 104a Ernährungssicherheit 61  

Zur Si­cher­stel­lung der Ver­sor­gung der Be­völ­ke­rung mit Le­bens­mit­teln schafft der Bund Vor­aus­set­zun­gen für:

a.
die Si­che­rung der Grund­la­gen für die land­wirt­schaft­li­che Pro­duk­ti­on, ins­be­son­de­re des Kul­tur­lan­des;
b.
ei­ne stand­ort­an­ge­pass­te und res­sour­cenef­fi­zi­en­te Le­bens­mit­tel­pro­duk­ti­on;
c.
ei­ne auf den Markt aus­ge­rich­te­te Land- und Er­näh­rungs­wirt­schaft;
d.
grenz­über­schrei­ten­de Han­dels­be­zie­hun­gen, die zur nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung der Land- und Er­näh­rungs­wirt­schaft bei­tra­gen;
e.
einen res­sour­cen­scho­nen­den Um­gang mit Le­bens­mit­teln.

61 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 24. Sept. 2017, in Kraft seit 24. Sept. 2017 (BB vom 14. März 2017, BRB vom 30. Nov. 2017 – AS 20176735; BBl 2014 6135; 2015 5753; 2017 2495, 7829).

Art. 105 Alkohol  

Die Ge­setz­ge­bung über Her­stel­lung, Ein­fuhr, Rei­ni­gung und Ver­kauf ge­brann­ter Was­ser ist Sa­che des Bun­des. Der Bund trägt ins­be­son­de­re den schäd­li­chen Wir­kun­gen des Al­ko­hol­kon­sums Rech­nung.

Art. 106 Geldspiele 62  

1 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten über die Geld­spie­le; er trägt da­bei den In­ter­es­sen der Kan­to­ne Rech­nung.

2 Für die Er­rich­tung und den Be­trieb von Spiel­ban­ken ist ei­ne Kon­zes­si­on des Bun­des er­for­der­lich. Der Bund be­rück­sich­tigt bei der Kon­zes­si­ons­er­tei­lung die re­gio­na­len Ge­ge­ben­hei­ten. Er er­hebt ei­ne er­trags­ab­hän­gi­ge Spiel­ban­ken­ab­ga­be; die­se darf 80 Pro­zent der Brut­to­spie­ler­trä­ge nicht über­stei­gen. Die­se Ab­ga­be ist für die Al­ters-, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­ver­si­che­rung be­stimmt.

3 Die Kan­to­ne sind zu­stän­dig für die Be­wil­li­gung und die Be­auf­sich­ti­gung:

a.
der Geld­spie­le, die ei­ner un­be­grenz­ten Zahl Per­so­nen of­fen­ste­hen, an meh­re­ren Or­ten an­ge­bo­ten wer­den und der­sel­ben Zu­falls­zie­hung oder ei­ner ähn­li­chen Pro­ze­dur un­ter­lie­gen; aus­ge­nom­men sind die Jack­pot­sys­te­me der Spiel­ban­ken;
b.
der Sport­wet­ten;
c.
der Ge­schick­lich­keitss­pie­le.

4 Die Ab­sät­ze 2 und 3 fin­den auch auf die te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ge­stützt durch­ge­führ­ten Geld­spie­le An­wen­dung.

5 Bund und Kan­to­ne tra­gen den Ge­fah­ren der Geld­spie­le Rech­nung. Sie stel­len durch Ge­setz­ge­bung und Auf­sichts­mass­nah­men einen an­ge­mes­se­nen Schutz si­cher und be­rück­sich­ti­gen da­bei die un­ter­schied­li­chen Merk­ma­le der Spie­le so­wie Art und Ort des Spie­l­an­ge­bots.

6 Die Kan­to­ne stel­len si­cher, dass die Rei­ner­trä­ge aus den Spie­len ge­mä­ss Ab­satz 3 Buch­sta­ben a und b voll­um­fäng­lich für ge­mein­nüt­zi­ge Zwe­cke, na­ment­lich in den Be­rei­chen Kul­tur, So­zia­les und Sport, ver­wen­det wer­den.

7 Der Bund und die Kan­to­ne ko­or­di­nie­ren sich bei der Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben. Das Ge­setz schafft zu die­sem Zweck ein ge­mein­sa­mes Or­gan, das hälf­tig aus Mit­glie­dern der Voll­zugs­or­ga­ne des Bun­des und der Kan­to­ne zu­sam­men­ge­setzt ist.

62 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 11. März 2012, in Kraft seit 11. März 2012 (BB vom 29. Sept. 2011, BRB vom 20. Ju­ni 2012 – AS 20123629; BBl 2009 7019; 2010 7961; 2012 6623).

Art. 107 Waffen und Kriegsmaterial  

1 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten ge­gen den Miss­brauch von Waf­fen, Waf­fen­zu­be­hör und Mu­ni­ti­on.

2 Er er­lässt Vor­schrif­ten über die Her­stel­lung, die Be­schaf­fung und den Ver­trieb so­wie über die Ein‑, Aus‑ und Durch­fuhr von Kriegs­ma­te­ri­al.

8. Abschnitt: Wohnen, Arbeit, soziale Sicherheit und Gesundheit

Art. 108 Wohnbau- und Wohneigentumsförderung  

1 Der Bund för­dert den Woh­nungs­bau, den Er­werb von Woh­nungs- und Haus­ei­gen­tum, das dem Ei­gen­be­darf Pri­va­ter dient, so­wie die Tä­tig­keit von Trä­gern und Or­ga­ni­sa­tio­nen des ge­mein­nüt­zi­gen Woh­nungs­baus.

2 Er för­dert ins­be­son­de­re die Be­schaf­fung und Er­schlies­sung von Land für den Woh­nungs­bau, die Ra­tio­na­li­sie­rung und die Ver­bil­li­gung des Woh­nungs­baus so­wie die Ver­bil­li­gung der Wohn­kos­ten.

3 Er kann Vor­schrif­ten er­las­sen über die Er­schlies­sung von Land für den Woh­nungs­bau und die Bau­ra­tio­na­li­sie­rung.

4 Er be­rück­sich­tigt da­bei na­ment­lich die In­ter­es­sen von Fa­mi­li­en, Be­tag­ten, Be­dürf­ti­gen und Be­hin­der­ten.

Art. 109 Mietwesen  

1 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten ge­gen Miss­bräu­che im Miet­we­sen, na­ment­lich ge­gen miss­bräuch­li­che Miet­zin­se, so­wie über die An­fecht­bar­keit miss­bräuch­li­cher Kün­di­gun­gen und die be­fris­te­te Er­stre­ckung von Miet­ver­hält­nis­sen.

2 Er kann Vor­schrif­ten über die All­ge­mein­ver­bind­lich­er­klä­rung von Rah­men­miet­ver­trä­gen er­las­sen. Sol­che dür­fen nur all­ge­mein­ver­bind­lich er­klärt wer­den, wenn sie be­grün­de­ten Min­der­heits­in­ter­es­sen so­wie re­gio­na­len Ver­schie­den­hei­ten an­ge­mes­sen Rech­nung tra­gen und die Rechts­gleich­heit nicht be­ein­träch­ti­gen.

Art. 110 Arbeit * 63  

1 Der Bund kann Vor­schrif­ten er­las­sen über:

a.
den Schutz der Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer;
b.
das Ver­hält­nis zwi­schen Ar­beit­ge­ber- und Ar­beit­neh­mer­sei­te, ins­be­son­de­re über die ge­mein­sa­me Re­ge­lung be­trieb­li­cher und be­ruf­li­cher An­ge­le­gen­hei­ten;
c.
die Ar­beits­ver­mitt­lung;
d.
die All­ge­mein­ver­bind­lich­er­klä­rung von Ge­samt­ar­beits­ver­trä­gen.

2 Ge­samt­ar­beits­ver­trä­ge dür­fen nur all­ge­mein­ver­bind­lich er­klärt wer­den, wenn sie be­grün­de­ten Min­der­heits­in­ter­es­sen und re­gio­na­len Ver­schie­den­hei­ten an­ge­mes­sen Rech­nung tra­gen und die Rechts­gleich­heit so­wie die Ko­ali­ti­ons­frei­heit nicht be­ein­träch­ti­gen.

3 Der 1. Au­gust ist Bun­des­fei­er­tag. Er ist ar­beits­recht­lich den Sonn­ta­gen gleich­ge­stellt und be­zahlt.

63* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

Art. 111 Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge  

1 Der Bund trifft Mass­nah­men für ei­ne aus­rei­chen­de Al­ters‑, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­vor­sor­ge. Die­se be­ruht auf drei Säu­len, näm­lich der eid­ge­nös­si­schen Al­ters‑, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­ver­si­che­rung, der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge und der Selbst­vor­sor­ge.

2 Der Bund sorgt da­für, dass die eid­ge­nös­si­sche Al­ters‑, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­ver­si­che­rung so­wie die be­ruf­li­che Vor­sor­ge ih­ren Zweck dau­ernd er­fül­len kön­nen.

3 Er kann die Kan­to­ne ver­pflich­ten, Ein­rich­tun­gen der eid­ge­nös­si­schen Al­ters‑, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­ver­si­che­rung so­wie der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge von der Steu­er­pflicht zu be­frei­en und den Ver­si­cher­ten und ih­ren Ar­beit­ge­be­rin­nen und Ar­beit­ge­bern auf Bei­trä­gen und an­wart­schaft­li­chen An­sprü­chen Steu­erer­leich­te­run­gen zu ge­wäh­ren.

4 Er för­dert in Zu­sam­men­ar­beit mit den Kan­to­nen die Selbst­vor­sor­ge na­ment­lich durch Mass­nah­men der Steu­er- und Ei­gen­tumspo­li­tik.

Art. 112 Alters‑, Hinterlassenen‑ und Invalidenversicherung * 64  

1 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten über die Al­ters‑, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­ver­si­che­rung.

2 Er be­ach­tet da­bei fol­gen­de Grund­sät­ze:

a.
Die Ver­si­che­rung ist ob­li­ga­to­risch.
abis.65
Sie ge­währt Geld- und Sach­leis­tun­gen.
b.
Die Ren­ten ha­ben den Exis­tenz­be­darf an­ge­mes­sen zu de­cken.
c.
Die Höchst­ren­te be­trägt ma­xi­mal das Dop­pel­te der Min­de­st­ren­te.
d.
Die Ren­ten wer­den min­des­tens der Preis­ent­wick­lung an­ge­passt.

3 Die Ver­si­che­rung wird fi­nan­ziert:

a.
durch Bei­trä­ge der Ver­si­cher­ten, wo­bei die Ar­beit­ge­be­rin­nen und Ar­beit­ge­ber für ih­re Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer die Hälf­te der Bei­trä­ge be­zah­len;
b.66
durch Leis­tun­gen des Bun­des.

4 Die Leis­tun­gen des Bun­des be­tra­gen höchs­tens die Hälf­te der Aus­ga­ben.67

5 Die Leis­tun­gen des Bun­des wer­den in ers­ter Li­nie aus dem Rein­er­trag der Ta­bak­steu­er, der Steu­er auf ge­brann­ten Was­sern und der Ab­ga­be aus dem Be­trieb von Spiel­ban­ken ge­deckt.

668

64* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

65 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291; 2003 6591; 2005951).

66 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291; 2003 6591; 2005951).

67 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291; 2003 6591; 2005951).

68 Auf­ge­ho­ben in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291; 2003 6591; 2005951).

Art. 112a Ergänzungsleistungen 69  

1 Bund und Kan­to­ne rich­ten Er­gän­zungs­leis­tun­gen aus an Per­so­nen, de­ren Exis­tenz­be­darf durch die Leis­tun­gen der Al­ters-, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­ver­si­che­rung nicht ge­deckt ist.

2 Das Ge­setz legt den Um­fang der Er­gän­zungs­leis­tun­gen so­wie die Auf­ga­ben und Zu­stän­dig­kei­ten von Bund und Kan­to­nen fest.

69 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291; 2003 6591; 2005951).

Art. 112b Förderung der Eingliederung Invalider * 7071  

1 Der Bund för­dert die Ein­glie­de­rung In­va­li­der durch die Aus­rich­tung von Geld- und Sach­leis­tun­gen. Zu die­sem Zweck kann er Mit­tel der In­va­li­den­ver­si­che­rung ver­wen­den.

2 Die Kan­to­ne för­dern die Ein­glie­de­rung In­va­li­der, ins­be­son­de­re durch Bei­trä­ge an den Bau und den Be­trieb von In­sti­tu­tio­nen, die dem Woh­nen und dem Ar­bei­ten die­nen.

3 Das Ge­setz legt die Zie­le der Ein­glie­de­rung und die Grund­sät­ze und Kri­te­ri­en fest.

70 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291; 2003 6591; 2005951).

71* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

Art. 112c Betagten- und Behindertenhilfe * 7273  

1 Die Kan­to­ne sor­gen für die Hil­fe und Pfle­ge von Be­tag­ten und Be­hin­der­ten zu Hau­se.

2 Der Bund un­ter­stützt ge­samtschwei­ze­ri­sche Be­stre­bun­gen zu Guns­ten Be­tag­ter und Be­hin­der­ter. Zu die­sem Zweck kann er Mit­tel aus der Al­ters-, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­ver­si­che­rung ver­wen­den.

72 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291; 2003 6591; 2005951).

73* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

Art. 113 Berufliche Vorsorge * 74  

1 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten über die be­ruf­li­che Vor­sor­ge.

2 Er be­ach­tet da­bei fol­gen­de Grund­sät­ze:

a.
Die be­ruf­li­che Vor­sor­ge er­mög­licht zu­sam­men mit der Al­ters‑, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­ver­si­che­rung die Fort­set­zung der ge­wohn­ten Le­bens­hal­tung in an­ge­mes­se­ner Wei­se.
b.
Die be­ruf­li­che Vor­sor­ge ist für Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer ob­li­ga­to­risch; das Ge­setz kann Aus­nah­men vor­se­hen.
c.
Die Ar­beit­ge­be­rin­nen und Ar­beit­ge­ber ver­si­chern ih­re Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer bei ei­ner Vor­sor­ge­ein­rich­tung; so­weit er­for­der­lich, er­mög­licht ih­nen der Bund, die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer in ei­ner eid­ge­nös­si­schen Vor­sor­ge­ein­rich­tung zu ver­si­chern.
d.
Selbst­stän­di­g­er­wer­ben­de kön­nen sich frei­wil­lig bei ei­ner Vor­sor­ge­ein­rich­tung ver­si­chern.
e.
Für be­stimm­te Grup­pen von Selbst­stän­di­g­er­wer­ben­den kann der Bund die be­ruf­li­che Vor­sor­ge all­ge­mein oder für ein­zel­ne Ri­si­ken ob­li­ga­to­risch er­klä­ren.

3 Die be­ruf­li­che Vor­sor­ge wird durch die Bei­trä­ge der Ver­si­cher­ten fi­nan­ziert, wo­bei die Ar­beit­ge­be­rin­nen und Ar­beit­ge­ber min­des­tens die Hälf­te der Bei­trä­ge ih­rer Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer be­zah­len.

4 Vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen müs­sen den bun­des­recht­li­chen Min­dest­an­for­de­run­gen ge­nü­gen; der Bund kann für die Lö­sung be­son­de­rer Auf­ga­ben ge­samtschwei­ze­ri­sche Mass­nah­men vor­se­hen.

74* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

Art. 114 Arbeitslosenversicherung  

1 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten über die Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung.

2 Er be­ach­tet da­bei fol­gen­de Grund­sät­ze:

a.
Die Ver­si­che­rung ge­währt an­ge­mes­se­nen Er­w­erb­ser­satz und un­ter­stützt
Mass­nah­men zur Ver­hü­tung und Be­kämp­fung der Ar­beits­lo­sig­keit.
b.
Der Bei­tritt ist für Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer ob­li­ga­to­risch; das Ge­setz kann Aus­nah­men vor­se­hen.
c.
Selbst­stän­di­g­er­wer­ben­de kön­nen sich frei­wil­lig ver­si­chern.

3 Die Ver­si­che­rung wird durch die Bei­trä­ge der Ver­si­cher­ten fi­nan­ziert, wo­bei die Ar­beit­ge­be­rin­nen und Ar­beit­ge­ber für ih­re Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer die Hälf­te der Bei­trä­ge be­zah­len.

4 Bund und Kan­to­ne er­brin­gen bei aus­ser­or­dent­li­chen Ver­hält­nis­sen fi­nan­zi­el­le Leis­tun­gen.

5 Der Bund kann Vor­schrif­ten über die Ar­beits­lo­sen­für­sor­ge er­las­sen.

Art. 115 Unterstützung Bedürftiger  

Be­dürf­ti­ge wer­den von ih­rem Wohn­kan­ton un­ter­stützt. Der Bund re­gelt die Aus­nah­men und Zu­stän­dig­kei­ten.

Art. 116 Familienzulagen und Mutterschaftsversicherung  

1 Der Bund be­rück­sich­tigt bei der Er­fül­lung sei­ner Auf­ga­ben die Be­dürf­nis­se der Fa­mi­lie. Er kann Mass­nah­men zum Schutz der Fa­mi­lie un­ter­stüt­zen.

2 Er kann Vor­schrif­ten über die Fa­mi­li­en­zu­la­gen er­las­sen und ei­ne eid­ge­nös­si­sche Fa­mi­li­en­aus­gleichs­kas­se füh­ren.

3 Er rich­tet ei­ne Mut­ter­schafts­ver­si­che­rung ein. Er kann auch Per­so­nen zu Bei­trä­gen ver­pflich­ten, die nicht in den Ge­nuss der Ver­si­che­rungs­leis­tun­gen ge­lan­gen kön­nen.

4 Der Bund kann den Bei­tritt zu ei­ner Fa­mi­li­en­aus­gleichs­kas­se und die Mut­ter­schafts­ver­si­che­rung all­ge­mein oder für ein­zel­ne Be­völ­ke­rungs­grup­pen ob­li­ga­to­risch er­klä­ren und sei­ne Leis­tun­gen von an­ge­mes­se­nen Leis­tun­gen der Kan­to­ne ab­hän­gig ma­chen.

Art. 117 Kranken- und Unfallversicherung  

1 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten über die Kran­ken- und die Un­fall­ver­si­che­rung.

2 Er kann die Kran­ken- und die Un­fall­ver­si­che­rung all­ge­mein oder für ein­zel­ne Be­völ­ke­rungs­grup­pen ob­li­ga­to­risch er­klä­ren.

Art. 117a Medizinische Grundversorgung 75  

1 Bund und Kan­to­ne sor­gen im Rah­men ih­rer Zu­stän­dig­kei­ten für ei­ne aus­rei­chen­de, al­len zu­gäng­li­che me­di­zi­ni­sche Grund­ver­sor­gung von ho­her Qua­li­tät. Sie an­er­ken­nen und för­dern die Haus­arzt­me­di­zin als einen we­sent­li­chen Be­stand­teil die­ser Grund­ver­sor­gung.

2 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten über:

a.
die Aus- und Wei­ter­bil­dung für Be­ru­fe der me­di­zi­ni­schen Grund­ver­sor­gung und über die An­for­de­run­gen zur Aus­übung die­ser Be­ru­fe;
b.
die an­ge­mes­se­ne Ab­gel­tung der Leis­tun­gen der Haus­arzt­me­di­zin.

75 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 18. Mai 2014, in Kraft seit 18. Mai 2014 (BB vom 19. Sept. 2013, BRB vom 18. Aug. 2014 – AS 20142769; BBl 2010 2939; 20117553; 2013 7347; 20146349).

Art. 117b Pflege * 7677  

1 Bund und Kan­to­ne an­er­ken­nen und för­dern die Pfle­ge als wich­ti­gen Be­stand­teil der Ge­sund­heits­ver­sor­gung und sor­gen für ei­ne aus­rei­chen­de, al­len zu­gäng­li­che Pfle­ge von ho­her Qua­li­tät.

2 Sie stel­len si­cher, dass ei­ne ge­nü­gen­de An­zahl di­plo­mier­ter Pfle­ge­fach­per­so­nen für den zu­neh­men­den Be­darf zur Ver­fü­gung steht und dass die in der Pfle­ge tä­ti­gen Per­so­nen ent­spre­chend ih­rer Aus­bil­dung und ih­ren Kom­pe­ten­zen ein­ge­setzt wer­den.

76 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2021, in Kraft seit 28. Nov. 2021 (BB vom 18. Ju­ni 2021, BRB vom 11. Apr. 2022 – AS 2022240; BBl 2017 7724; 2018 7653; 2021 1488; 2022 894).

77* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

Art. 118 Schutz der Gesundheit  

1 Der Bund trifft im Rah­men sei­ner Zu­stän­dig­kei­ten Mass­nah­men zum Schutz der Ge­sund­heit.

2 Er er­lässt Vor­schrif­ten über:

a.
den Um­gang mit Le­bens­mit­teln so­wie mit Heil­mit­teln, Be­täu­bungs­mit­teln, Or­ga­nis­men, Che­mi­ka­li­en und Ge­gen­stän­den, wel­che die Ge­sund­heit ge­fähr­den kön­nen;
b.78
die Be­kämp­fung über­trag­ba­rer, stark ver­brei­te­ter oder bös­ar­ti­ger Krank­hei­ten von Men­schen und Tie­ren; er ver­bie­tet na­ment­lich je­de Art von Wer­bung für Ta­bak­pro­duk­te, die Kin­der und Ju­gend­li­che er­reicht;79*
c.
den Schutz vor io­ni­sie­ren­den Strah­len.

78 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 13. Fe­br. 2022, in Kraft seit 13. Fe­br. 2022 (BB vom 1. Okt. 2021, BRB vom 11. Apr. 2022 – AS 2022241; BBl 2019 6883; 2020 7049; 2021 2315; 2022 895).

79* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

Art. 118a Komplementärmedizin 80  

Bund und Kan­to­ne sor­gen im Rah­men ih­rer Zu­stän­dig­kei­ten für die Be­rück­sich­ti­gung der Kom­ple­men­tär­me­di­zin.

80 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 17. Mai 2009, in Kraft seit 17. Mai 2009 (BB vom 3. Okt. 2008, BRB vom 21. Okt. 2009 – AS 2009 5325; BBl 20056001; 20067591; 2008 8229; 2009 7539).

Art. 118b Forschung am Menschen 81  

1 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten über die For­schung am Men­schen, so­weit der Schutz sei­ner Wür­de und sei­ner Per­sön­lich­keit es er­for­dert. Er wahrt da­bei die For­schungs­frei­heit und trägt der Be­deu­tung der For­schung für Ge­sund­heit und Ge­sell­schaft Rech­nung.

2 Für die For­schung in Bio­lo­gie und Me­di­zin mit Per­so­nen be­ach­tet er fol­gen­de Grund­sät­ze:

a.
Je­des For­schungs­vor­ha­ben setzt vor­aus, dass die teil­neh­men­den oder ge­mä­ss Ge­setz be­rech­tig­ten Per­so­nen nach hin­rei­chen­der Auf­klä­rung ih­re Ein­wil­li­gung er­teilt ha­ben. Das Ge­setz kann Aus­nah­men vor­se­hen. Ei­ne Ab­leh­nung ist in je­dem Fall ver­bind­lich.
b.
Die Ri­si­ken und Be­las­tun­gen für die teil­neh­men­den Per­so­nen dür­fen nicht in ei­nem Miss­ver­hält­nis zum Nut­zen des For­schungs­vor­ha­bens ste­hen.
c.
Mit ur­teil­s­un­fä­hi­gen Per­so­nen darf ein For­schungs­vor­ha­ben nur durch­ge­führt wer­den, wenn gleich­wer­ti­ge Er­kennt­nis­se nicht mit ur­teils­fä­hi­gen Per­so­nen ge­won­nen wer­den kön­nen. Lässt das For­schungs­vor­ha­ben kei­nen un­mit­tel­ba­ren Nut­zen für die ur­teil­s­un­fä­hi­gen Per­so­nen er­war­ten, so dür­fen die Ri­si­ken und Be­las­tun­gen nur mi­ni­mal sein.
d.
Ei­ne un­ab­hän­gi­ge Über­prü­fung des For­schungs­vor­ha­bens muss er­ge­ben ha­ben, dass der Schutz der teil­neh­men­den Per­so­nen ge­währ­leis­tet ist.

81 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 7. März 2010, in Kraft seit 7. März 2010 (BB vom 25. Sept. 2009, BRB vom 15. April 2010 – AS 2010 1569; BBl 2007 6713; 2009 6649; 2010 2625).

Art. 119 Fortpflanzungsmedizin und Gentechnologie im Humanbereich  

1 Der Mensch ist vor Miss­bräu­chen der Fort­pflan­zungs­me­di­zin und der Gen­tech­no­lo­gie ge­schützt.

2 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten über den Um­gang mit mensch­li­chem Keim- und Erb­gut. Er sorgt da­bei für den Schutz der Men­schen­wür­de, der Per­sön­lich­keit und der Fa­mi­lie und be­ach­tet ins­be­son­de­re fol­gen­de Grund­sät­ze:

a.
Al­le Ar­ten des Klo­nens und Ein­grif­fe in das Erb­gut mensch­li­cher Keim­zel­len und Em­bryo­nen sind un­zu­läs­sig.
b.
Nicht­mensch­li­ches Keim- und Erb­gut darf nicht in mensch­li­ches Keim­gut ein­ge­bracht oder mit ihm ver­schmol­zen wer­den.
c.82
Die Ver­fah­ren der me­di­zi­nisch un­ter­stütz­ten Fort­pflan­zung dür­fen nur an­ge­wen­det wer­den, wenn die Un­frucht­bar­keit oder die Ge­fahr der Über­tra­gung ei­ner schwe­ren Krank­heit nicht an­ders be­ho­ben wer­den kann, nicht aber um beim Kind be­stimm­te Ei­gen­schaf­ten her­bei­zu­füh­ren oder um For­schung zu be­trei­ben; die Be­fruch­tung mensch­li­cher Ei­zel­len aus­ser­halb des Kör­pers der Frau ist nur un­ter den vom Ge­setz fest­ge­leg­ten Be­din­gun­gen er­laubt; es dür­fen nur so vie­le mensch­li­che Ei­zel­len aus­ser­halb des Kör­pers der Frau zu Em­bryo­nen ent­wi­ckelt wer­den, als für die me­di­zi­nisch un­ter­stütz­te Fort­pflan­zung not­wen­dig sind.
d.
Die Em­bryo­nen­spen­de und al­le Ar­ten von Leihmut­ter­schaft sind un­zu­läs­sig.
e.
Mit mensch­li­chem Keim­gut und mit Er­zeug­nis­sen aus Em­bryo­nen darf kein Han­del ge­trie­ben wer­den.
f.
Das Erb­gut ei­ner Per­son darf nur un­ter­sucht, re­gis­triert oder of­fen­bart wer­den, wenn die be­trof­fe­ne Per­son zu­stimmt oder das Ge­setz es vor­schreibt.
g.
Je­de Per­son hat Zu­gang zu den Da­ten über ih­re Ab­stam­mung.

82 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 14. Ju­ni 2015, in Kraft seit 14. Ju­ni 2015 (BB vom 12. Dez. 2014, BRB vom 21. Aug. 2015 – AS 2015 2887; BBl 2013 5853; 2014 9675; 2015 6313).

Art. 119a Transplantationsmedizin 83  

1 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten auf dem Ge­biet der Trans­plan­ta­ti­on von Or­ga­nen, Ge­we­ben und Zel­len. Er sorgt da­bei für den Schutz der Men­schen­wür­de, der Per­sön­lich­keit und der Ge­sund­heit.

2 Er legt ins­be­son­de­re Kri­te­ri­en für ei­ne ge­rech­te Zu­tei­lung von Or­ga­nen fest.

3 Die Spen­de von mensch­li­chen Or­ga­nen, Ge­we­ben und Zel­len ist un­ent­gelt­lich. Der Han­del mit mensch­li­chen Or­ga­nen ist ver­bo­ten.

83 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 7. Fe­br. 1999, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (BB vom 26. Ju­ni 1998, BRB vom 23. März 1999 – AS 1999 1341; BBl 1997 III 653; 19983473; 19992912, 8768).

Art. 120 Gentechnologie im Ausserhumanbereich * 84  

1 Der Mensch und sei­ne Um­welt sind vor Miss­bräu­chen der Gen­tech­no­lo­gie ge­schützt.

2 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten über den Um­gang mit Keim- und Erb­gut von Tie­ren, Pflan­zen und an­de­ren Or­ga­nis­men. Er trägt da­bei der Wür­de der Krea­tur so­wie der Si­cher­heit von Mensch, Tier und Um­welt Rech­nung und schützt die ge­ne­ti­sche Viel­falt der Tier- und Pflan­zen­ar­ten.

84* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

9. Abschnitt: Aufenthalt und Niederlassung von Ausländerinnen und Ausländern

Art. 121 Gesetzgebung im Ausländer- und Asylbereich * 8586  

1 Die Ge­setz­ge­bung über die Ein- und Aus­rei­se, den Auf­ent­halt und die Nie­der­las­sung von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern so­wie über die Ge­wäh­rung von Asyl ist Sa­che des Bun­des.

2 Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der kön­nen aus der Schweiz aus­ge­wie­sen wer­den, wenn sie die Si­cher­heit des Lan­des ge­fähr­den.

3 Sie ver­lie­ren un­ab­hän­gig von ih­rem aus­län­der­recht­li­chen Sta­tus ihr Auf­ent­halts­recht so­wie al­le Rechts­an­sprü­che auf Auf­ent­halt in der Schweiz, wenn sie:

a.
we­gen ei­nes vor­sätz­li­chen Tö­tungs­de­likts, we­gen ei­ner Ver­ge­wal­ti­gung oder ei­nes an­de­ren schwe­ren Se­xual­de­likts, we­gen ei­nes an­de­ren Ge­walt­de­likts wie Raub, we­gen Men­schen­han­dels, Dro­gen­han­dels oder ei­nes Ein­bruchs­de­likts rechts­kräf­tig ver­ur­teilt wor­den sind; oder
b.
miss­bräuch­lich Leis­tun­gen der So­zi­al­ver­si­che­run­gen oder der So­zi­al­hil­fe be­zo­gen ha­ben.87

4 Der Ge­setz­ge­ber um­schreibt die Tat­be­stän­de nach Ab­satz 3 nä­her. Er kann sie um wei­te­re Tat­be­stän­de er­gän­zen.88

5 Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, die nach den Ab­sät­zen 3 und 4 ihr Auf­ent­halts­recht so­wie al­le Rechts­an­sprü­che auf Auf­ent­halt in der Schweiz ver­lie­ren, sind von der zu­stän­di­gen Be­hör­de aus der Schweiz aus­zu­wei­sen und mit ei­nem Ein­rei­se­ver­bot von 5–15 Jah­ren zu be­le­gen. Im Wie­der­ho­lungs­fall ist das Ein­rei­se­ver­bot auf 20 Jah­re an­zu­set­zen.89

6 Wer das Ein­rei­se­ver­bot miss­ach­tet oder sonst­wie il­le­gal in die Schweiz ein­reist, macht sich straf­bar. Der Ge­setz­ge­ber er­lässt die ent­spre­chen­den Be­stim­mun­gen.90

85* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

86 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 9. Fe­br. 2014, in Kraft seit 9. Fe­br. 2014 (BB vom 27. Sept. 2013, BRB vom 13. Mai 2014 – AS 2014 1391; BBl 2011 6269; 2012 3869; 2013 291, 7351; 2014 4117).

87 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2010, in Kraft seit 28. Nov. 2010 (BB vom 18. Ju­ni 2010, BRB 17. März 2011 – AS 2011 1199; BBl 2008 1927; 2009 5097; 2010 4241; 2011 2771).

88 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2010, in Kraft seit 28. Nov. 2010 (BB vom 18. Ju­ni 2010, BRB 17. März 2011 – AS 2011 1199; BBl 2008 1927; 2009 5097; 2010 4241; 2011 2771).

89 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2010, in Kraft seit 28. Nov. 2010 (BB vom 18. Ju­ni 2010, BRB 17. März 2011 – AS 2011 1199; BBl 2008 1927; 2009 5097; 2010 4241; 2011 2771).

90 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2010, in Kraft seit 28. Nov. 2010 (BB vom 18. Ju­ni 2010, BRB 17. März 2011 – AS 2011 1199; BBl 2008 1927; 2009 5097; 2010 4241; 2011 2771).

Art. 121a Steuerung der Zuwanderung * 9192  

1 Die Schweiz steu­ert die Zu­wan­de­rung von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern ei­gen­stän­dig.

2 Die Zahl der Be­wil­li­gun­gen für den Auf­ent­halt von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern in der Schweiz wird durch jähr­li­che Höchst­zah­len und Kon­tin­gen­te be­grenzt. Die Höchst­zah­len gel­ten für sämt­li­che Be­wil­li­gun­gen des Aus­län­der­rechts un­ter Ein­be­zug des Asyl­we­sens. Der An­spruch auf dau­er­haf­ten Auf­ent­halt, auf Fa­mi­li­ennach­zug und auf So­zi­al­leis­tun­gen kann be­schränkt wer­den.

3 Die jähr­li­chen Höchst­zah­len und Kon­tin­gen­te für er­werbs­tä­ti­ge Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der sind auf die ge­samt­wirt­schaft­li­chen In­ter­es­sen der Schweiz un­ter Be­rück­sich­ti­gung ei­nes Vor­ran­ges für Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zer aus­zu­rich­ten; die Grenz­gän­ge­rin­nen und Grenz­gän­ger sind ein­zu­be­zie­hen. Mass­ge­ben­de Kri­te­ri­en für die Er­tei­lung von Auf­ent­halts­be­wil­li­gun­gen sind ins­be­son­de­re das Ge­such ei­nes Ar­beit­ge­bers, die In­te­gra­ti­ons­fä­hig­keit und ei­ne aus­rei­chen­de, ei­gen­stän­di­ge Exis­tenz­grund­la­ge.

4 Es dür­fen kei­ne völ­ker­recht­li­chen Ver­trä­ge ab­ge­schlos­sen wer­den, die ge­gen die­sen Ar­ti­kel ver­stos­sen.

5 Das Ge­setz re­gelt die Ein­zel­hei­ten.

91 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 9. Fe­br. 2014, in Kraft seit 9. Fe­br. 2014 (BB vom 27. Sept. 2013, BRB vom 13. Mai 2014 – AS 2014 1391; BBl 2011 6269; 2012 3869; 2013 291, 7351; 2014 4117).

92* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

10. Abschnitt: Zivilrecht, Strafrecht, Messwesen

Art. 122 Zivilrecht 93  

1 Die Ge­setz­ge­bung auf dem Ge­biet des Zi­vil­rechts und des Zi­vil­pro­zess­rechts ist Sa­che des Bun­des.

2 Für die Or­ga­ni­sa­ti­on der Ge­rich­te und die Recht­spre­chung in Zi­vil­sa­chen sind die Kan­to­ne zu­stän­dig, so­weit das Ge­setz nichts an­de­res vor­sieht.

93 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 12. März 2000, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (BB vom 8. Okt. 1999, BRB vom 17. Mai 2000, BB vom 8. März 2005 – AS 2002 3148; 2006 1059; BBl 1997 I 1; 19998633; 2000 2990; 2001 4202).

Art. 123 Strafrecht 94  

1 Die Ge­setz­ge­bung auf dem Ge­biet des Straf­rechts und des Straf­pro­zess­rechts ist Sa­che des Bun­des.

2 Für die Or­ga­ni­sa­ti­on der Ge­rich­te, die Recht­spre­chung in Strafsa­chen so­wie den Straf- und Mass­nah­men­voll­zug sind die Kan­to­ne zu­stän­dig, so­weit das Ge­setz nichts an­de­res vor­sieht.

3 Der Bund kann Vor­schrif­ten zum Straf- und Mass­nah­men­voll­zug er­las­sen. Er kann den Kan­to­nen Bei­trä­ge ge­wäh­ren:

a.
für die Er­rich­tung von An­stal­ten;
b.
für Ver­bes­se­run­gen im Straf- und Mass­nah­men­voll­zug;
c.
an Ein­rich­tun­gen, die er­zie­he­ri­sche Mass­nah­men an Kin­dern, Ju­gend­li­chen und jun­gen Er­wach­se­nen voll­zie­hen.95

94 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 12. März 2000, in Kraft seit 1. April 2003 (BB vom 8. Okt. 1999, BRB vom 17. Mai 2000, BB vom 24. Sept. 2002 – AS 2002 3148; BBl 1997 I 1; 19998633; 2000 2990; 2001 4202).

95 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291; 2003 6591; 2005951).

Art. 123a96  

1 Wird ein Se­xu­al- oder Ge­walt­straf­tä­ter in den Gut­ach­ten, die für das Ge­richts­ur­teil nö­tig sind, als ex­trem ge­fähr­lich er­ach­tet und nicht the­ra­pier­bar ein­ge­stuft, ist er we­gen des ho­hen Rück­fall­ri­si­kos bis an sein Le­bens­en­de zu ver­wah­ren. Früh­zei­ti­ge Ent­las­sung und Haf­t­ur­laub sind aus­ge­schlos­sen.

2 Nur wenn durch neue, wis­sen­schaft­li­che Er­kennt­nis­se er­wie­sen wird, dass der Tä­ter ge­heilt wer­den kann und so­mit kei­ne Ge­fahr mehr für die Öf­fent­lich­keit dar­stellt, kön­nen neue Gut­ach­ten er­stellt wer­den. Soll­te auf Grund die­ser neu­en Gut­ach­ten die Ver­wah­rung auf­ge­ho­ben wer­den, so muss die Haf­tung für einen Rück­fall des Tä­ters von der Be­hör­de über­nom­men wer­den, die die Ver­wah­rung auf­ge­ho­ben hat.

3 Al­le Gut­ach­ten zur Be­ur­tei­lung der Se­xu­al- und Ge­walt­straf­tä­ter sind von min­des­tens zwei von­ein­an­der un­ab­hän­gi­gen, er­fah­re­nen Fach­leu­ten un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler für die Be­ur­tei­lung wich­ti­gen Grund­la­gen zu er­stel­len.

96 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 8. Fe­br. 2004, in Kraft seit 8. Fe­br. 2004 (BB vom 20. Ju­ni 2003, BRB vom 21. April 2004 – AS 2004 2341; BBl 2000 3336; 2001 3433; 2003 4434; 2004 2199).

Art. 123b Unverjährbarkeit der Strafverfolgung und der Strafe bei sexuellen und bei pornografischen Straftaten an Kindern vor der Pubertät 97  

Die Ver­fol­gung se­xu­el­ler oder por­no­gra­fi­scher Straf­ta­ten an Kin­dern vor der Pu­ber­tät und die Stra­fe für sol­che Ta­ten sind un­ver­jähr­bar.

97 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 30. Nov. 2008, in Kraft seit 30. Nov. 2008 (BB vom 13. Ju­ni 2008, BRB vom 23. Jan. 2009 – AS 2009 471; BBl 2006 3657; 2007 5369; 2008 5245; 2009 605).

Art. 123c Massnahme nach Sexualdelikten an Kindern oder an zum Widerstand unfähigen oder urteilsunfähigen Personen 98  

Per­so­nen, die ver­ur­teilt wer­den, weil sie die se­xu­el­le Un­ver­sehrt­heit ei­nes Kin­des oder ei­ner ab­hän­gi­gen Per­son be­ein­träch­tigt ha­ben, ver­lie­ren end­gül­tig das Recht, ei­ne be­ruf­li­che oder eh­ren­amt­li­che Tä­tig­keit mit Min­der­jäh­ri­gen oder Ab­hän­gi­gen aus­zuü­ben.

98 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 18. Mai 2014, in Kraft seit 18. Mai 2014 (BRB vom 20. Fe­br. 2014 – AS 2014 2771; BBl 2009 7021; 2011 4435; 2012 8819; 2014 6349, 1779).

Art. 124 Opferhilfe  

Bund und Kan­to­ne sor­gen da­für, dass Per­so­nen, die durch ei­ne Straf­tat in ih­rer kör­per­li­chen, psy­chi­schen oder se­xu­el­len Un­ver­sehrt­heit be­ein­träch­tigt wor­den sind, Hil­fe er­hal­ten und an­ge­mes­sen ent­schä­digt wer­den, wenn sie durch die Straf­tat in wirt­schaft­li­che Schwie­rig­kei­ten ge­ra­ten.

Art. 125 Messwesen  

Die Ge­setz­ge­bung über das Mess­we­sen ist Sa­che des Bun­des.

3. Kapitel: Finanzordnung

Art. 126 Haushaltführung 99  

1 Der Bund hält sei­ne Aus­ga­ben und Ein­nah­men auf Dau­er im Gleich­ge­wicht.

2 Der Höchst­be­trag der im Vor­an­schlag zu be­wil­li­gen­den Ge­samt­aus­ga­ben rich­tet sich un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Wirt­schafts­la­ge nach den ge­schätz­ten Ein­nah­men.

3 Bei aus­ser­or­dent­li­chem Zah­lungs­be­darf kann der Höchst­be­trag nach Ab­satz 2 an­ge­mes­sen er­höht wer­den. Über ei­ne Er­hö­hung be­schliesst die Bun­des­ver­samm­lung nach Ar­ti­kel 159 Ab­satz 3 Buch­sta­be c.

4 Über­schrei­ten die in der Staats­rech­nung aus­ge­wie­se­nen Ge­samt­aus­ga­ben den Höchst­be­trag nach Ab­satz 2 oder 3, so sind die Mehr­aus­ga­ben in den Fol­ge­jah­ren zu kom­pen­sie­ren.

5 Das Ge­setz re­gelt die Ein­zel­hei­ten.

99 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 2. Dez. 2001, in Kraft seit 2. Dez. 2001 (BB vom 22. Ju­ni 2001, BRB vom 4. Fe­br. 2002 – AS 2002 241; BBl 2000 4653; 20012387, 2878; 2002 1209).

Art. 127 Grundsätze der Besteuerung  

1 Die Aus­ge­stal­tung der Steu­ern, na­ment­lich der Kreis der Steu­er­pflich­ti­gen, der Ge­gen­stand der Steu­er und de­ren Be­mes­sung, ist in den Grund­zü­gen im Ge­setz selbst zu re­geln.

2 So­weit es die Art der Steu­er zu­lässt, sind da­bei ins­be­son­de­re die Grund­sät­ze der All­ge­mein­heit und der Gleich­mäs­sig­keit der Be­steue­rung so­wie der Grund­satz der Be­steue­rung nach der wirt­schaft­li­chen Leis­tungs­fä­hig­keit zu be­ach­ten.

3 Die in­ter­kan­to­na­le Dop­pel­be­steue­rung ist un­ter­sagt. Der Bund trifft die er­for­der­li­chen Mass­nah­men.

Art. 128 Direkte Steuern * 100  

1 Der Bund kann ei­ne di­rek­te Steu­er er­he­ben:

a.
von höchs­tens 11,5 Pro­zent auf dem Ein­kom­men der na­tür­li­chen Per­so­nen;
b.101
von höchs­tens 8,5 Pro­zent auf dem Rein­er­trag der ju­ris­ti­schen Per­so­nen;
c.102

2 Der Bund nimmt bei der Fest­set­zung der Ta­ri­fe auf die Be­las­tung durch die di­rek­ten Steu­ern der Kan­to­ne und Ge­mein­den Rück­sicht.

3 Bei der Steu­er auf dem Ein­kom­men der na­tür­li­chen Per­so­nen wer­den die Fol­gen der kal­ten Pro­gres­si­on pe­ri­odisch aus­ge­gli­chen.

4 Die Steu­er wird von den Kan­to­nen ver­an­lagt und ein­ge­zo­gen. Vom Roher­trag der Steu­er fal­len ih­nen min­des­tens 17 Pro­zent zu. Der An­teil kann bis auf 15 Pro­zent ge­senkt wer­den, so­fern die Aus­wir­kun­gen des Fi­nanz­aus­gleichs dies er­for­dern.103

100* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

101 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (BB vom 19. März 2004, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 2. Fe­br. 2006 – AS 2006 1057; BBl 2003 1531; 20041363; 2005 951).

102 Auf­ge­ho­ben in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (BB vom 19. März 2004, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 2. Fe­br. 2006 – AS 2006 1057; BBl 2003 1531; 20041363; 2005 951).

103 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291; 2003 6591; 2005951).

Art. 129 Steuerharmonisierung  

1 Der Bund legt Grund­sät­ze fest über die Har­mo­ni­sie­rung der di­rek­ten Steu­ern von Bund, Kan­to­nen und Ge­mein­den; er be­rück­sich­tigt die Har­mo­ni­sie­rungs­be­stre­bun­gen der Kan­to­ne.

2 Die Har­mo­ni­sie­rung er­streckt sich auf Steu­er­pflicht, Ge­gen­stand und zeit­li­che Be­mes­sung der Steu­ern, Ver­fah­rens­recht und Steu­er­straf­recht. Von der Har­mo­ni­sie­rung aus­ge­nom­men blei­ben ins­be­son­de­re die Steu­er­ta­ri­fe, die Steu­er­sät­ze und die Steu­er­frei­be­trä­ge.

3 Der Bund kann Vor­schrif­ten ge­gen un­ge­recht­fer­tig­te steu­er­li­che Ver­güns­ti­gun­gen er­las­sen.

Art. 129a Besondere Besteuerung grosser Unternehmensgruppen 104  

1 Der Bund kann für gros­se Un­ter­neh­mens­grup­pen Vor­schrif­ten über ei­ne Be­steue­rung im Markt­staat und ei­ne Min­dest­be­steue­rung er­las­sen.

2 Er ori­en­tiert sich da­bei an in­ter­na­tio­na­len Stan­dards und Mus­ter­vor­schrif­ten.

3 Er kann zur Wah­rung der In­ter­es­sen der schwei­ze­ri­schen Ge­samt­wirt­schaft ab­wei­chen von:

a.
den Grund­sät­zen der All­ge­mein­heit und der Gleich­mäs­sig­keit der Be­steue­rung so­wie dem Grund­satz der Be­steue­rung nach der wirt­schaft­li­chen Leis­tungs­fä­hig­keit ge­mä­ss Ar­ti­kel 127 Ab­satz 2;
b.
den ma­xi­ma­len Steu­er­sät­zen ge­mä­ss Ar­ti­kel 128 Ab­satz 1;
c.
den Vor­schrif­ten über den Voll­zug ge­mä­ss Ar­ti­kel 128 Ab­satz 4 ers­ter Satz;
d.
den Aus­nah­men von der Steu­er­har­mo­ni­sie­rung ge­mä­ss Ar­ti­kel 129 Ab­satz 2 zwei­ter Satz.

104 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 18. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (BB vom 16. Dez. 2022, BRB vom 12. April 2023, BRB vom 28. Aug. 2023 – AS 2023 482; BBl 2022 1700; 2023970, 2015).

Art. 130 Mehrwertsteuer * 105106  

1 Der Bund kann auf Lie­fe­run­gen von Ge­gen­stän­den und auf Dienst­leis­tun­gen ein­sch­liess­lich Ei­gen­ver­brauch so­wie auf Ein­fuh­ren ei­ne Mehr­wert­steu­er mit ei­nem Nor­mal­satz von höchs­tens 6,5 Pro­zent und ei­nem re­du­zier­ten Satz von min­des­tens 2,0 Pro­zent er­he­ben.

2 Das Ge­setz kann für die Be­steue­rung der Be­her­ber­gungs­leis­tun­gen einen Satz zwi­schen dem re­du­zier­ten Satz und dem Nor­mal­satz fest­le­gen.107

3 Ist we­gen der Ent­wick­lung des Al­ter­sauf­baus die Fi­nan­zie­rung der Al­ters-, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­ver­si­che­rung nicht mehr ge­währ­leis­tet, so kann in der Form ei­nes Bun­des­ge­set­zes der Nor­mal­satz um höchs­tens 1 Pro­zent­punkt und der re­du­zier­te Satz um höchs­tens 0,3 Pro­zent­punk­te er­höht wer­den.108

3bis Zur Fi­nan­zie­rung der Ei­sen­bahnin­fra­struk­tur wer­den die Sät­ze um 0,1 Pro­zent­punk­te er­höht.109

3ter Zur Si­che­rung der Fi­nan­zie­rung der Al­ters- und Hin­ter­las­se­nen­ver­si­che­rung er­höht der Bun­des­rat den Nor­mal­satz um 0,4 Pro­zent­punk­te, den re­du­zier­ten Satz und den Son­der­satz für Be­her­ber­gungs­leis­tun­gen um je 0,1 Pro­zent­punk­te, so­fern der Grund­satz der Ver­ein­heit­li­chung des Re­fe­ren­zal­ters von Frau­en und Män­nern in der Al­ters- und Hin­ter­las­se­nen­ver­si­che­rung ge­setz­lich ver­an­kert wird.110

3qua­ter Der Er­trag aus der Er­hö­hung nach Ab­satz 3ter wird voll­um­fäng­lich dem Aus­gleichs­fonds der Al­ters- und Hin­ter­las­se­nen­ver­si­che­rung zu­ge­wie­sen.111

4 5 Pro­zent des nicht zweck­ge­bun­de­nen Er­trags wer­den für die Prä­mi­en­ver­bil­li­gung in der Kran­ken­ver­si­che­rung zu Guns­ten un­te­rer Ein­kom­mens­schich­ten ver­wen­det, so­fern nicht durch Ge­setz ei­ne an­de­re Ver­wen­dung zur Ent­las­tung un­te­rer Ein­kom­mens­schich­ten fest­ge­legt wird.

105 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (BB vom 19. März 2004, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 2. Fe­br. 2006 – AS 2006 1057; BBl 2003 1531; 20041363; 2005 951).

106* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

107 Seit dem 1. Jan. 2024 be­trägt der Son­der­satz für Be­her­ber­gungs­leis­tun­gen 3,8% (Art. 25 Abs. 4 des Mehr­wert­steu­er­ge­set­zes vom 12. Ju­ni 2009 – SR 641.20).

108 Seit dem 1. Jan. 2024 be­tra­gen die Mehr­wert­steu­er­sät­ze 8,1% (Nor­mal­satz) und 2,6% (er­mäs­sig­ter Satz) (Art. 25 Abs. 1 und 2des Mehr­wert­steu­er­ge­set­zes vom 12. Ju­ni 2009 – SR 641.20).

109 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 9. Fe­br. 2014, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (BB vom 20. Ju­ni 2013, BRB vom 13. Mai 2014, BRB vom 2. Ju­ni 2014, BRB vom 6. Ju­ni 2014 – AS 2015645; BBl 20106637; 2012 1577; 2013 4725, 6518; 2014 4113, 4117).

110 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 25. Sept. 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (BB vom 17. Dez. 2021, BRB vom 9. Dez. 2022, BRB vom 20. Fe­br. 2023 – AS 202391; BBl 2019 6305; 2021 2991; 2023 486).

111 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 25. Sept. 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (BB vom 17. Dez. 2021, BRB vom 9. Dez. 2022, BRB vom 20. Fe­br. 2023 – AS 202391; BBl 2019 6305; 2021 2991; 2023 486).

Art. 131 Besondere Verbrauchssteuern * 112  

1 Der Bund kann be­son­de­re Ver­brauchs­steu­ern er­he­ben auf:

a.
Ta­bak und Ta­bak­wa­ren;
b.
ge­brann­ten Was­sern;
c.
Bier;
d.
Au­to­mo­bi­len und ih­ren Be­stand­tei­len;
e.
Erd­öl, an­de­ren Mi­ne­ral­ölen, Erd­gas und den aus ih­rer Ver­ar­bei­tung ge­won­ne­nen Pro­duk­ten so­wie auf Treib­stof­fen.

2 Er kann zu­dem er­he­ben:

a.
einen Zu­schlag auf der Ver­brauchs­steu­er auf al­len Treib­stof­fen, aus­ser den Flug­treib­stof­fen;
b.
ei­ne Ab­ga­be, wenn für das Mo­tor­fahr­zeug an­de­re An­triebs­mit­tel als Treib­stof­fe nach Ab­satz 1 Buch­sta­be e ver­wen­det wer­den.113

2bis Rei­chen die Mit­tel für die Er­fül­lung der in Ar­ti­kel 87b vor­ge­se­he­nen Auf­ga­ben im Zu­sam­men­hang mit dem Luft­ver­kehr nicht aus, so er­hebt der Bund auf den Flug­treib­stof­fen einen Zu­schlag auf der Ver­brauchs­steu­er.114

3 Die Kan­to­ne er­hal­ten 10 Pro­zent des Rein­er­trags aus der Be­steue­rung der ge­brann­ten Was­ser. Die­se Mit­tel sind zur Be­kämp­fung der Ur­sa­chen und Wir­kun­gen von Sucht­pro­ble­men zu ver­wen­den.

112* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

113 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 12. Fe­br. 2017, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (BB vom 30. Sept. 2016, BRB vom 10. Nov. 2016 – AS 20176731; BBl 2015 2065; 2016 7587; 2017 3387).

114 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 12. Fe­br. 2017, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (BB vom 30. Sept. 2016, BRB vom 10. Nov. 2016 – AS 20176731; BBl 2015 2065; 2016 7587; 2017 3387).

Art. 132 Stempelsteuer und Verrechnungssteuer  

1 Der Bund kann auf Wert­pa­pie­ren, auf Quit­tun­gen von Ver­si­che­rungs­prä­mi­en und auf an­de­ren Ur­kun­den des Han­dels­ver­kehrs ei­ne Stem­pel­steu­er er­he­ben; aus­ge­nom­men von der Stem­pel­steu­er sind Ur­kun­den des Grund­stück- und Grund­pfand­ver­kehrs.

2 Der Bund kann auf dem Er­trag von be­weg­li­chem Ka­pi­tal­ver­mö­gen, auf Lot­te­rie­ge­win­nen und auf Ver­si­che­rungs­leis­tun­gen ei­ne Ver­rech­nungs­steu­er er­he­ben. Vom Steu­e­r­er­trag fal­len 10 Pro­zent den Kan­to­nen zu.115

115 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291; 2003 6591; 2005951).

Art. 133 Zölle  

Die Ge­setz­ge­bung über Zöl­le und an­de­re Ab­ga­ben auf dem grenz­über­schrei­ten­den Wa­ren­ver­kehr ist Sa­che des Bun­des.

Art. 134 Ausschluss kantonaler und kommunaler Besteuerung  

Was die Bun­des­ge­setz­ge­bung als Ge­gen­stand der Mehr­wert­steu­er, der be­son­de­ren Ver­brauchs­steu­ern, der Stem­pel­steu­er und der Ver­rech­nungs­steu­er be­zeich­net oder für steu­er­frei er­klärt, dür­fen die Kan­to­ne und Ge­mein­den nicht mit gleich­ar­ti­gen Steu­ern be­las­ten.

Art. 135 Finanz- und Lastenausgleich 116  

1 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten über einen an­ge­mes­se­nen Fi­nanz- und Las­ten­aus­gleich zwi­schen Bund und Kan­to­nen so­wie zwi­schen den Kan­to­nen.

2 Der Fi­nanz- und Las­ten­aus­gleich soll ins­be­son­de­re:

a.
die Un­ter­schie­de in der fi­nan­zi­el­len Leis­tungs­fä­hig­keit zwi­schen den Kan­to­nen ver­rin­gern;
b.
den Kan­to­nen mi­ni­ma­le fi­nan­zi­el­le Res­sour­cen ge­währ­leis­ten;
c.
über­mäs­si­ge fi­nan­zi­el­le Las­ten der Kan­to­ne auf Grund ih­rer geo­gra­fischto­po­gra­fi­schen oder so­zio­demo­gra­fi­schen Be­din­gun­gen aus­glei­chen;
d.
die in­ter­kan­to­na­le Zu­sam­men­ar­beit mit Las­ten­aus­gleich för­dern;
e.
die steu­er­li­che Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Kan­to­ne im na­tio­na­len und in­ter­na­tio­na­len Ver­hält­nis er­hal­ten.

3 Die Mit­tel für den Aus­gleich der Res­sour­cen wer­den durch die res­sour­cen­star­ken Kan­to­ne und den Bund zur Ver­fü­gung ge­stellt. Die Leis­tun­gen der res­sour­cen­star­ken Kan­to­ne be­tra­gen min­des­tens zwei Drit­tel und höchs­tens 80 Pro­zent der Leis­tun­gen des Bun­des.

116 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291; 2003 6591; 2005951).

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