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Übereinkommen
über die Zuständigkeit, das anzuwendende Recht, die Anerkennung, Vollstreckung und Zusammenarbeit auf dem Gebiet der elterlichen Verantwortung und der Massnahmen zum Schutz von Kindern
(Haager Kindesschutzübereinkommen, HKsÜ)

AS 2009 3085; BBl 2007 2595

Abgeschlossen in Den Haag am 19. Oktober 1996 Von der Bundesversammlung genehmigt am 21. Dezember 2007 Schweizerische Ratifikationsurkunde hinterlegt am 27. März 2009 In Kraft getreten für die Schweiz am 1. Juli 20092

(Stand am 30. Mai 2023)

1 Gemeinsame deutsche Übersetzung nach dem Ergebnis der Übersetzungskonferenz in Bern vom 10. bis 14. Februar 1997.

2 Art. 1 Abs. 1 Bst. a des BB vom 21. Dez. 2007 (AS 2009 3077).

Die Unterzeichnerstaaten dieses Übereinkommens,

in der Erwägung, dass der Schutz von Kindern im internationalen Bereich verbessert werden muss;

in dem Wunsch, Konflikte zwischen ihren Rechtssystemen in Bezug auf die Zuständigkeit, das anzuwendende Recht, die Anerkennung und Vollstreckung von Massnahmen zum Schutz von Kindern zu vermeiden;

eingedenk der Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit für den Schutz von Kindern;

bekräftigend, dass das Wohl des Kindes vorrangig zu berücksichtigen ist;

angesichts der Notwendigkeit, das Übereinkommen vom 5. Oktober 19613 über die Zuständigkeit der Behörden und das anzuwendende Recht auf dem Gebiet des Schutzes von Minderjährigen zu überarbeiten;

in dem Wunsch, zu diesem Zweck unter Berücksichtigung des Übereinkommens der Vereinten Nationen vom 20. November 19894 über die Rechte des Kindes gemeinsame Bestimmungen festzulegen,

haben die folgenden Bestimmungen vereinbart:

Kapitel I Anwendungsbereich des Übereinkommens

Art. 1  

(1) Ziel die­ses Über­ein­kom­mens ist es:

a)
den Staat zu be­stim­men, des­sen Be­hör­den zu­stän­dig sind, Mass­nah­men zum Schutz der Per­son oder des Ver­mö­gens des Kin­des zu tref­fen;
b)
das von die­sen Be­hör­den bei der Aus­übung ih­rer Zu­stän­dig­keit an­zu­wen­den­de Recht zu be­stim­men;
c)
das auf die el­ter­li­che Ver­ant­wor­tung an­zu­wen­den­de Recht zu be­stim­men;
d)
die An­er­ken­nung und Voll­stre­ckung der Schutz­mass­nah­men in al­len Ver­trags­staa­ten si­cher­zu­stel­len;
e)
die zur Ver­wirk­li­chung der Zie­le die­ses Über­ein­kom­mens not­wen­di­ge Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen den Be­hör­den der Ver­trags­staa­ten ein­zu­rich­ten.

(2) Im Sinn die­ses Über­ein­kom­mens um­fasst der Be­griff «el­ter­li­che Ver­ant­wor­tung» die el­ter­li­che Sor­ge5 und je­des an­de­re ent­spre­chen­de Sor­ge­ver­hält­nis, das die Rech­te, Be­fug­nis­se und Pflich­ten der El­tern, des Vor­munds oder ei­nes an­de­ren ge­setz­li­chen Ver­tre­ters in Be­zug auf die Per­son oder das Ver­mö­gen des Kin­des be­stimmt.

5 Ös­ter­reich (AT): die Ob­sor­ge

Art. 2  

Die­ses Über­ein­kom­men ist auf Kin­der von ih­rer Ge­burt bis zur Vollen­dung des 18. Le­bens­jahrs an­zu­wen­den.

Art. 3  

Die Mass­nah­men, auf die in Ar­ti­kel 1 Be­zug ge­nom­men wird, kön­nen ins­be­son­de­re Fol­gen­des um­fas­sen:

a)
die Zu­wei­sung, die Aus­übung und die voll­stän­di­ge oder teil­wei­se Ent­zie­hung der el­ter­li­chen Ver­ant­wor­tung so­wie de­ren Über­tra­gung;
b)
das Sor­ge­recht ein­sch­liess­lich der Sor­ge für die Per­son des Kin­des und ins­be­son­de­re des Rechts, den Auf­ent­halt des Kin­des zu be­stim­men, so­wie das Recht auf per­sön­li­chen Ver­kehr6 ein­sch­liess­lich des Rechts, das Kind für ei­ne be­grenz­te Zeit an einen an­de­ren Ort als den sei­nes ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts zu brin­gen;
c)
die Vor­mund­schaft, die Bei­stand­schaft7 und ent­spre­chen­de Ein­rich­tun­gen;
d)
die Be­stim­mung und den Auf­ga­ben­be­reich je­der Per­son oder Stel­le, die für die Per­son oder das Ver­mö­gen des Kin­des ver­ant­wort­lich ist, das Kind ver­tritt oder ihm bei­steht;
e)
die Un­ter­brin­gung des Kin­des in ei­ner Pfle­ge­fa­mi­lie oder ei­nem Heim oder sei­ne Be­treu­ung durch Ka­fa­la oder ei­ne ent­spre­chen­de Ein­rich­tung;
f)
die be­hörd­li­che Auf­sicht über die Be­treu­ung ei­nes Kin­des durch je­de Per­son, die für das Kind ver­ant­wort­lich ist;
g)
die Ver­wal­tung und Er­hal­tung des Ver­mö­gens des Kin­des oder die Ver­fü­gung dar­über.

6 Deutsch­land (DE): das Recht zum per­sön­li­chen Um­gang

7 DE: die Pfleg­schaft; AT: die be­son­de­re Sach­wal­ter­schaft

Art. 4  

Die­ses Über­ein­kom­men ist nicht an­zu­wen­den:

a)
auf die Fest­stel­lung und An­fech­tung des El­tern-Kind-Ver­hält­nis­ses;
b)
auf Ad­op­ti­ons­ent­schei­dun­gen und Mass­nah­men zur Vor­be­rei­tung ei­ner Ad­op­ti­on so­wie auf die Un­gül­ti­g­er­klä­rung und den Wi­der­ruf der Ad­op­ti­on;
c)
auf Na­men und Vor­na­men des Kin­des;
d)
auf die Voll­jäh­ri­g­er­klä­rung;
e)
auf Un­ter­halts­pflich­ten;
f)
auf Trusts und Erb­schaf­ten;
g)
auf die so­zia­le Si­cher­heit;
h)
auf öf­fent­li­che Mass­nah­men all­ge­mei­ner Art in An­ge­le­gen­hei­ten der Er­zie­hung und Ge­sund­heit;
i)
auf Mass­nah­men in­fol­ge von Straf­ta­ten, die von Kin­dern be­gan­gen wur­den;
j)
auf Ent­schei­dun­gen über Asyl­recht und Ein­wan­de­rung.

Kapitel II Zuständigkeit

Art. 5  

(1) Die Be­hör­den, sei­en es Ge­rich­te oder Ver­wal­tungs­be­hör­den, des Ver­trags­staats, in dem das Kind sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat, sind zu­stän­dig, Mass­nah­men zum Schutz der Per­son oder des Ver­mö­gens des Kin­des zu tref­fen.

(2) Vor­be­halt­lich des Ar­ti­kels 7 sind bei ei­nem Wech­sel des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts des Kin­des in einen an­de­ren Ver­trags­staat die Be­hör­den des Staa­tes des neu­en ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts zu­stän­dig.

Art. 6  

(1) Über Flücht­lings­kin­der und Kin­der, die in­fol­ge von Un­ru­hen in ih­rem Land in ein an­de­res Land ge­langt sind, üben die Be­hör­den des Ver­trags­staats, in des­sen Ho­heits­ge­biet sich die Kin­der dem­zu­fol­ge be­fin­den, die in Ar­ti­kel 5 Ab­satz 1 vor­ge­se­he­ne Zu­stän­dig­keit aus.

(2) Ab­satz 1 ist auch auf Kin­der an­zu­wen­den, de­ren ge­wöhn­li­cher Auf­ent­halt nicht fest­ge­stellt wer­den kann.

Art. 7  

(1) Bei wi­der­recht­li­chem Ver­brin­gen oder Zu­rück­hal­ten des Kin­des blei­ben die Be­hör­den des Ver­trags­staats, in dem das Kind un­mit­tel­bar vor dem Ver­brin­gen oder Zu­rück­hal­ten sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat­te, so lan­ge zu­stän­dig, bis das Kind einen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt in ei­nem an­de­ren Staat er­langt hat und:

a)
je­de sor­ge­be­rech­tig­te Per­son, Be­hör­de oder sons­ti­ge Stel­le das Ver­brin­gen oder Zu­rück­hal­ten ge­neh­migt hat; oder
b)
das Kind sich in die­sem an­de­ren Staat min­des­tens ein Jahr auf­ge­hal­ten hat, nach­dem die sor­ge­be­rech­tig­te Per­son, Be­hör­de oder sons­ti­ge Stel­le sei­nen Auf­ent­halts­ort kann­te oder hät­te ken­nen müs­sen, kein wäh­rend die­ses Zeit­raums ge­stell­ter An­trag auf Rück­ga­be mehr an­hän­gig ist und das Kind sich in sei­nem neu­en Um­feld ein­ge­lebt hat.

(2) Das Ver­brin­gen oder Zu­rück­hal­ten ei­nes Kin­des gilt als wi­der­recht­lich, wenn:

a)
da­durch das Sor­ge­recht ver­letzt wird, das ei­ner Per­son, Be­hör­de oder sons­ti­gen Stel­le al­lein oder ge­mein­sam nach dem Recht des Staa­tes zu­steht, in dem das Kind un­mit­tel­bar vor dem Ver­brin­gen oder Zu­rück­hal­ten sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat­te; und
b)
die­ses Recht im Zeit­punkt des Ver­brin­gens oder Zu­rück­hal­tens al­lein oder ge­mein­sam tat­säch­lich aus­ge­übt wur­de oder aus­ge­übt wor­den wä­re, falls das Ver­brin­gen oder Zu­rück­hal­ten nicht statt­ge­fun­den hät­te.

Das un­ter Buch­sta­be a ge­nann­te Sor­ge­recht kann ins­be­son­de­re kraft Ge­set­zes, auf­grund ei­ner ge­richt­li­chen oder be­hörd­li­chen Ent­schei­dung oder auf­grund ei­ner nach dem Recht des be­tref­fen­den Staa­tes wirk­sa­men Ver­ein­ba­rung be­ste­hen.

(3) So­lan­ge die in Ab­satz 1 ge­nann­ten Be­hör­den zu­stän­dig blei­ben, kön­nen die Be­hör­den des Ver­trags­staats, in den das Kind ver­bracht oder in dem es zu­rück­ge­hal­ten wur­de, nur die nach Ar­ti­kel 11 zum Schutz der Per­son oder des Ver­mö­gens des Kin­des er­for­der­li­chen drin­gen­den Mass­nah­men tref­fen.

Art. 8  

(1) Aus­nahms­wei­se kann die nach Ar­ti­kel 5 oder 6 zu­stän­di­ge Be­hör­de ei­nes Ver­trags­staats, wenn sie der Auf­fas­sung ist, dass die Be­hör­de ei­nes an­de­ren Ver­trags­staats bes­ser in der La­ge wä­re, das Wohl des Kin­des im Ein­zel­fall zu be­ur­tei­len:

ent­we­der die­se Be­hör­de un­mit­tel­bar oder mit Un­ter­stüt­zung der Zen­tra­len Be­hör­de die­ses Staa­tes er­su­chen, die Zu­stän­dig­keit zu über­neh­men, um die Schutz­mass­nah­men zu tref­fen, die sie für er­for­der­lich hält;
oder das Ver­fah­ren aus­set­zen und die Par­tei­en ein­la­den, bei der Be­hör­de die­ses an­de­ren Staa­tes einen sol­chen An­trag zu stel­len.

(2) Die Ver­trags­staa­ten, de­ren Be­hör­den nach Ab­satz 1 er­sucht wer­den kön­nen, sind:

a)
ein Staat, dem das Kind an­ge­hört;
b)
ein Staat, in dem sich Ver­mö­gen des Kin­des be­fin­det;
c)
ein Staat, bei des­sen Be­hör­den ein An­trag der El­tern des Kin­des auf Schei­dung, Tren­nung, Auf­he­bung oder Nich­ti­g­er­klä­rung der Ehe an­hän­gig ist;
d)
ein Staat, zu dem das Kind ei­ne en­ge Ver­bin­dung hat.

(3) Die be­tref­fen­den Be­hör­den kön­nen einen Mei­nungs­aus­tausch auf­neh­men.

(4) Die nach Ab­satz 1 er­such­te Be­hör­de kann die Zu­stän­dig­keit an­stel­le der nach Ar­ti­kel 5 oder 6 zu­stän­di­gen Be­hör­de über­neh­men, wenn sie der Auf­fas­sung ist, dass dies dem Wohl des Kin­des dient.

Art. 9  

(1) Sind die in Ar­ti­kel 8 Ab­satz 2 ge­nann­ten Be­hör­den ei­nes Ver­trags­staats der Auf­fas­sung, dass sie bes­ser in der La­ge sind, das Wohl des Kin­des im Ein­zel­fall zu be­ur­tei­len, so kön­nen sie:

ent­we­der die zu­stän­di­ge Be­hör­de des Ver­trags­staats des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts des Kin­des un­mit­tel­bar oder mit Un­ter­stüt­zung der Zen­tra­len Be­hör­de die­ses Staa­tes er­su­chen, ih­nen zu ge­stat­ten, die Zu­stän­dig­keit aus­zuü­ben, um die von ih­nen für er­for­der­lich ge­hal­te­nen Schutz­mass­nah­men zu tref­fen;
oder die Par­tei­en ein­la­den, bei der Be­hör­de des Ver­trags­staats des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts des Kin­des einen sol­chen An­trag zu stel­len.

(2) Die be­tref­fen­den Be­hör­den kön­nen einen Mei­nungs­aus­tausch auf­neh­men.

(3) Die Be­hör­de, von wel­cher der An­trag aus­geht, darf die Zu­stän­dig­keit an­stel­le der Be­hör­de des Ver­trags­staats des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts des Kin­des nur aus­üben, wenn die­se den An­trag an­ge­nom­men hat.

Art. 10  

(1) Un­be­scha­det der Ar­ti­kel 5–9 kön­nen die Be­hör­den ei­nes Ver­trags­staats in Aus­übung ih­rer Zu­stän­dig­keit für die Ent­schei­dung über einen An­trag auf Schei­dung, Tren­nung, Auf­he­bung oder Nich­ti­g­er­klä­rung der Ehe der El­tern ei­nes Kin­des, das sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt in ei­nem an­de­ren Ver­trags­staat hat, so­fern das Recht ih­res Staa­tes dies zu­lässt, Mass­nah­men zum Schutz der Per­son oder des Ver­mö­gens des Kin­des tref­fen, wenn:

a)
ei­ner der El­tern zu Be­ginn des Ver­fah­rens sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt in die­sem Staat und ein El­tern­teil die el­ter­li­che Ver­ant­wor­tung für das Kind hat; und
b)
die El­tern und je­de an­de­re Per­son, wel­che die el­ter­li­che Ver­ant­wor­tung für das Kind hat, die Zu­stän­dig­keit die­ser Be­hör­den für das Er­grei­fen sol­cher Mass­nah­men an­er­kannt ha­ben und die­se Zu­stän­dig­keit dem Wohl des Kin­des ent­spricht.

(2) Die in Ab­satz 1 vor­ge­se­he­ne Zu­stän­dig­keit für das Er­grei­fen von Mass­nah­men zum Schutz des Kin­des en­det, so­bald die statt­ge­ben­de oder ab­wei­sen­de Ent­schei­dung über den An­trag auf Schei­dung, Tren­nung, Auf­he­bung oder Nich­ti­g­er­klä­rung der Ehe end­gül­tig ge­wor­den ist oder das Ver­fah­ren aus ei­nem an­de­ren Grund be­en­det wur­de.

Art. 11  

(1) In al­len drin­gen­den Fäl­len sind die Be­hör­den je­des Ver­trags­staats, in des­sen Ho­heits­ge­biet sich das Kind oder ihm ge­hö­ren­des Ver­mö­gen be­fin­det, zu­stän­dig, die er­for­der­li­chen Schutz­mass­nah­men zu tref­fen.

(2) Mass­nah­men nach Ab­satz 1, die in Be­zug auf ein Kind mit ge­wöhn­li­chem Auf­ent­halt in ei­nem Ver­trags­staat ge­trof­fen wur­den, tre­ten aus­ser Kraft, so­bald die nach den Ar­ti­keln 5–10 zu­stän­di­gen Be­hör­den die durch die Um­stän­de ge­bo­te­nen Mass­nah­men ge­trof­fen ha­ben.

(3) Mass­nah­men nach Ab­satz 1, die in Be­zug auf ein Kind mit ge­wöhn­li­chem Auf­ent­halt in ei­nem Nicht­ver­trags­staat ge­trof­fen wur­den, tre­ten in je­dem Ver­trags­staat aus­ser Kraft, so­bald dort die durch die Um­stän­de ge­bo­te­nen und von den Be­hör­den ei­nes an­de­ren Staa­tes ge­trof­fe­nen Mass­nah­men an­er­kannt wer­den.

Art. 12  

(1) Vor­be­halt­lich des Ar­ti­kels 7 sind die Be­hör­den ei­nes Ver­trags­staats, in des­sen Ho­heits­ge­biet sich das Kind oder ihm ge­hö­ren­des Ver­mö­gen be­fin­det, zu­stän­dig, vor­läu­fi­ge und auf das Ho­heits­ge­biet die­ses Staa­tes be­schränk­te Mass­nah­men zum Schutz der Per­son oder des Ver­mö­gens des Kin­des zu tref­fen, so­weit sol­che Mass­nah­men nicht mit den Mass­nah­men un­ver­ein­bar sind, wel­che die nach den Ar­ti­keln 5–10 zu­stän­di­gen Be­hör­den be­reits ge­trof­fen ha­ben.

(2) Mass­nah­men nach Ab­satz 1, die in Be­zug auf ein Kind mit ge­wöhn­li­chem Auf­ent­halt in ei­nem Ver­trags­staat ge­trof­fen wur­den, tre­ten aus­ser Kraft, so­bald die nach den Ar­ti­keln 5–10 zu­stän­di­gen Be­hör­den ei­ne Ent­schei­dung über die Schutz­mass­nah­men ge­trof­fen ha­ben, die durch die Um­stän­de ge­bo­ten sein könn­ten.

(3) Mass­nah­men nach Ab­satz 1, die in Be­zug auf ein Kind mit ge­wöhn­li­chem Auf­ent­halt in ei­nem Nicht­ver­trags­staat ge­trof­fen wur­den, tre­ten in dem Ver­trags­staat aus­ser Kraft, in dem sie ge­trof­fen wor­den sind, so­bald dort die durch die Um­stän­de ge­bo­te­nen und von den Be­hör­den ei­nes an­de­ren Staa­tes ge­trof­fe­nen Mass­nah­men an­er­kannt wer­den.

Art. 13  

(1) Die Be­hör­den ei­nes Ver­trags­staats, die nach den Ar­ti­keln 5–10 zu­stän­dig sind, Mass­nah­men zum Schutz der Per­son oder des Ver­mö­gens des Kin­des zu tref­fen, dür­fen die­se Zu­stän­dig­keit nicht aus­üben, wenn bei Ein­lei­tung des Ver­fah­rens ent­spre­chen­de Mass­nah­men bei den Be­hör­den ei­nes an­de­ren Ver­trags­staats be­an­tragt wor­den sind, die in je­nem Zeit­punkt nach den Ar­ti­keln 5–10 zu­stän­dig wa­ren, und die­se Mass­nah­men noch ge­prüft wer­den.

(2) Ab­satz 1 ist nicht an­zu­wen­den, wenn die Be­hör­den, bei de­nen Mass­nah­men zu­erst be­an­tragt wur­den, auf ih­re Zu­stän­dig­keit ver­zich­tet ha­ben.

Art. 14  

Selbst wenn durch ei­ne Än­de­rung der Um­stän­de die Grund­la­ge der Zu­stän­dig­keit weg­fällt, blei­ben die nach den Ar­ti­keln 5–10 ge­trof­fe­nen Mass­nah­men in­ner­halb ih­rer Reich­wei­te so lan­ge in Kraft, bis die nach die­sem Über­ein­kom­men zu­stän­di­gen Be­hör­den sie än­dern, er­set­zen oder auf­he­ben.

Kapitel III Anzuwendendes Recht

Art. 15  

(1) Bei der Aus­übung ih­rer Zu­stän­dig­keit nach Ka­pi­tel II wen­den die Be­hör­den der Ver­trags­staa­ten ihr ei­ge­nes Recht an.

(2) So­weit es der Schutz der Per­son oder des Ver­mö­gens des Kin­des er­for­dert, kön­nen sie je­doch aus­nahms­wei­se das Recht ei­nes an­de­ren Staa­tes an­wen­den oder be­rück­sich­ti­gen, zu dem der Sach­ver­halt ei­ne en­ge Ver­bin­dung hat.

(3) Wech­selt der ge­wöhn­li­che Auf­ent­halt des Kin­des in einen an­de­ren Ver­trags­staat, so be­stimmt das Recht die­ses an­de­ren Staa­tes vom Zeit­punkt des Wech­sels an die Be­din­gun­gen, un­ter de­nen die im Staat des frü­he­ren ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts ge­trof­fe­nen Mass­nah­men an­ge­wen­det wer­den.

Art. 16  

(1) Die Zu­wei­sung oder das Er­lö­schen der el­ter­li­chen Ver­ant­wor­tung kraft Ge­set­zes oh­ne Ein­schrei­ten ei­nes Ge­richts oder ei­ner Ver­wal­tungs­be­hör­de be­stimmt sich nach dem Recht des Staa­tes des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts des Kin­des.

(2) Die Zu­wei­sung oder das Er­lö­schen der el­ter­li­chen Ver­ant­wor­tung durch ei­ne Ver­ein­ba­rung oder ein ein­sei­ti­ges Rechts­ge­schäft oh­ne Ein­schrei­ten ei­nes Ge­richts oder ei­ner Ver­wal­tungs­be­hör­de be­stimmt sich nach dem Recht des Staa­tes des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts des Kin­des in dem Zeit­punkt, in dem die Ver­ein­ba­rung oder das ein­sei­ti­ge Rechts­ge­schäft wirk­sam wird.

(3) Die el­ter­li­che Ver­ant­wor­tung nach dem Recht des Staa­tes des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts des Kin­des be­steht nach dem Wech­sel die­ses ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts in einen an­de­ren Staat fort.

(4) Wech­selt der ge­wöhn­li­che Auf­ent­halt des Kin­des, so be­stimmt sich die Zu­wei­sung der el­ter­li­chen Ver­ant­wor­tung kraft Ge­set­zes an ei­ne Per­son, die die­se Ver­ant­wor­tung nicht be­reits hat, nach dem Recht des Staa­tes des neu­en ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts.

Art. 17  

Die Aus­übung der el­ter­li­chen Ver­ant­wor­tung be­stimmt sich nach dem Recht des Staa­tes des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts des Kin­des. Wech­selt der ge­wöhn­li­che Auf­ent­halt des Kin­des, so be­stimmt sie sich nach dem Recht des Staa­tes des neu­en ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts.

Art. 18  

Durch Mass­nah­men nach die­sem Über­ein­kom­men kann die in Ar­ti­kel 16 ge­nann­te el­ter­li­che Ver­ant­wor­tung ent­zo­gen oder kön­nen die Be­din­gun­gen ih­rer Aus­übung ge­än­dert wer­den.

Art. 19  

(1) Die Gül­tig­keit ei­nes Rechts­ge­schäfts zwi­schen ei­nem Drit­ten und ei­ner an­de­ren Per­son, die nach dem Recht des Staa­tes, in dem das Rechts­ge­schäft ab­ge­schlos­sen wur­de, als ge­setz­li­cher Ver­tre­ter zu han­deln be­fugt wä­re, kann nicht al­lein des­we­gen be­strit­ten und der Drit­te nicht nur des­we­gen ver­ant­wort­lich ge­macht wer­den, weil die an­de­re Per­son nach dem in die­sem Ka­pi­tel be­stimm­ten Recht nicht als ge­setz­li­cher Ver­tre­ter zu han­deln be­fugt war, es sei denn, der Drit­te wuss­te oder hät­te wis­sen müs­sen, dass sich die el­ter­li­che Ver­ant­wor­tung nach die­sem Recht be­stimm­te.

(2) Ab­satz 1 ist nur an­zu­wen­den, wenn das Rechts­ge­schäft un­ter An­we­sen­den im Ho­heits­ge­biet des­sel­ben Staa­tes ge­schlos­sen wur­de.

Art. 20  

Die­ses Ka­pi­tel ist an­zu­wen­den, selbst wenn das dar­in be­stimm­te Recht das ei­nes Nicht­ver­trags­staats ist.

Art. 21  

(1) Der Be­griff «Recht» im Sin­ne die­ses Ka­pi­tels be­deu­tet das in ei­nem Staat gel­ten­de Recht mit Aus­nah­me des Kol­li­si­ons­rechts.

(2) Ist je­doch das nach Ar­ti­kel 16 an­zu­wen­den­de Recht das ei­nes Nicht­ver­trags­staats und ver­weist das Kol­li­si­ons­recht die­ses Staa­tes auf das Recht ei­nes an­de­ren Nicht­ver­trags­staats, der sein ei­ge­nes Recht an­wen­den wür­de, so ist das Recht die­ses an­de­ren Staa­tes an­zu­wen­den. Be­trach­tet sich das Recht die­ses an­de­ren Nicht­ver­trags­staats als nicht an­wend­bar, so ist das nach Ar­ti­kel 16 be­stimm­te Recht an­zu­wen­den.

Art. 22  

Die An­wen­dung des in die­sem Ka­pi­tel be­stimm­ten Rechts darf nur ver­sagt wer­den, wenn sie der öf­fent­li­chen Ord­nung (ord­re pu­blic) of­fen­sicht­lich wi­der­spricht, wo­bei das Wohl des Kin­des zu be­rück­sich­ti­gen ist.

Kapitel IV Anerkennung und Vollstreckung

Art. 23  

(1) Die von den Be­hör­den ei­nes Ver­trags­staats ge­trof­fe­nen Mass­nah­men wer­den kraft Ge­set­zes in den an­de­ren Ver­trags­staa­ten an­er­kannt.

(2) Die An­er­ken­nung kann je­doch ver­sagt wer­den:

a)
wenn die Mass­nah­me von ei­ner Be­hör­de ge­trof­fen wur­de, die nicht nach Ka­pi­tel II zu­stän­dig war;
b)
wenn die Mass­nah­me, aus­ser in drin­gen­den Fäl­len, im Rah­men ei­nes Ge­richts- oder Ver­wal­tungs­ver­fah­rens ge­trof­fen wur­de, oh­ne dass dem Kind die Mög­lich­keit ein­ge­räumt wor­den war, ge­hört zu wer­den, und da­durch ge­gen we­sent­li­che Ver­fah­rens­grund­sät­ze des er­such­ten Staa­tes ver­stos­sen wur­de;
c)
auf An­trag je­der Per­son, die gel­tend macht, dass die Mass­nah­me ih­re el­ter­li­che Ver­ant­wor­tung be­ein­träch­tigt, wenn die­se Mass­nah­me, aus­ser in drin­gen­den Fäl­len, ge­trof­fen wur­de, oh­ne dass die­ser Per­son die Mög­lich­keit ein­ge­räumt wor­den war, ge­hört zu wer­den;
d)
wenn die An­er­ken­nung der öf­fent­li­chen Ord­nung (ord­re pu­blic) des er­such­ten Staa­tes of­fen­sicht­lich wi­der­spricht, wo­bei das Wohl des Kin­des zu be­rück­sich­ti­gen ist;
e)
wenn die Mass­nah­me mit ei­ner spä­ter im Nicht­ver­trags­staat des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts des Kin­des ge­trof­fe­nen Mass­nah­me un­ver­ein­bar ist, so­fern die spä­te­re Mass­nah­me die für ih­re An­er­ken­nung im er­such­ten Staat er­for­der­li­chen Vor­aus­set­zun­gen er­füllt;
f)
wenn das Ver­fah­ren nach Ar­ti­kel 33 nicht ein­ge­hal­ten wur­de.
Art. 24  

Un­be­scha­det des Ar­ti­kels 23 Ab­satz 1 kann je­de be­trof­fe­ne Per­son bei den zu­stän­di­gen Be­hör­den ei­nes Ver­trags­staats be­an­tra­gen, dass über die An­er­ken­nung oder Nicht­an­er­ken­nung ei­ner in ei­nem an­de­ren Ver­trags­staat ge­trof­fe­nen Mass­nah­me ent­schie­den wird. Das Ver­fah­ren be­stimmt sich nach dem Recht des er­such­ten Staa­tes.

Art. 25  

Die Be­hör­de des er­such­ten Staa­tes ist an die Tat­sa­chen­fest­stel­lun­gen ge­bun­den, auf wel­che die Be­hör­de des Staa­tes, in dem die Mass­nah­me ge­trof­fen wur­de, ih­re Zu­stän­dig­keit ge­stützt hat.

Art. 26  

(1) Er­for­dern die in ei­nem Ver­trags­staat ge­trof­fe­nen und dort voll­streck­ba­ren Mass­nah­men in ei­nem an­de­ren Ver­trags­staat Voll­stre­ckungs­hand­lun­gen, so wer­den sie in die­sem an­de­ren Staat auf An­trag je­der be­trof­fe­nen Par­tei nach dem im Recht die­ses Staa­tes vor­ge­se­he­nen Ver­fah­ren für voll­streck­bar er­klärt oder zur Voll­stre­ckung re­gis­triert.

(2) Je­der Ver­trags­staat wen­det auf die Voll­streck­bar­er­klä­rung oder die Re­gis­trie­rung ein ein­fa­ches und schnel­les Ver­fah­ren an.

(3) Die Voll­streck­bar­er­klä­rung oder die Re­gis­trie­rung darf nur aus ei­nem der in Ar­ti­kel 23 Ab­satz 2 vor­ge­se­he­nen Grün­de ver­sagt wer­den.

Art. 27  

Vor­be­halt­lich der für die An­wen­dung der vor­ste­hen­den Ar­ti­kel er­for­der­li­chen Über­prü­fung darf die ge­trof­fe­ne Mass­nah­me in der Sa­che selbst nicht nach­ge­prüft wer­den.

Art. 28  

Die in ei­nem Ver­trags­staat ge­trof­fe­nen und in ei­nem an­de­ren Ver­trags­staat für voll­streck­bar er­klär­ten oder zur Voll­stre­ckung re­gis­trier­ten Mass­nah­men wer­den dort voll­streckt, als sei­en sie von den Be­hör­den die­ses an­de­ren Staa­tes ge­trof­fen wor­den. Die Voll­stre­ckung rich­tet sich nach dem Recht des er­such­ten Staa­tes un­ter Be­ach­tung der dar­in vor­ge­se­he­nen Gren­zen, wo­bei das Wohl des Kin­des zu be­rück­sich­ti­gen ist.

Kapitel V Zusammenarbeit

Art. 29  

(1) Je­der Ver­trags­staat be­stimmt ei­ne Zen­tra­le Be­hör­de, wel­che die ihr durch die­ses Über­ein­kom­men über­tra­ge­nen Auf­ga­ben wahr­nimmt.

(2) Ei­nem Bun­des­staat, ei­nem Staat mit meh­re­ren Rechts­sys­te­men oder ei­nem Staat, der aus au­to­no­men Ge­biets­ein­hei­ten be­steht, steht es frei, meh­re­re Zen­tra­le Be­hör­den zu be­stim­men und de­ren räum­li­che und per­sön­li­che Zu­stän­dig­keit fest­zu­le­gen. Macht ein Staat von die­ser Mög­lich­keit Ge­brauch, so be­stimmt er die Zen­tra­le Be­hör­de, an wel­che Mit­tei­lun­gen zur Über­mitt­lung an die zu­stän­di­ge Zen­tra­le Be­hör­de in die­sem Staat ge­rich­tet wer­den kön­nen.

Art. 30  

(1) Die Zen­tra­len Be­hör­den ar­bei­ten zu­sam­men und för­dern die Zu­sam­men­ar­beit der zu­stän­di­gen Be­hör­den ih­rer Staa­ten, um die Zie­le die­ses Über­ein­kom­mens zu ver­wirk­li­chen.

(2) Im Zu­sam­men­hang mit der An­wen­dung die­ses Über­ein­kom­mens tref­fen sie die ge­eig­ne­ten Mass­nah­men, um Aus­künf­te über das Recht ih­rer Staa­ten so­wie die in ih­ren Staa­ten für den Schutz von Kin­dern ver­füg­ba­ren Diens­te zu er­tei­len.

Art. 31  

Die Zen­tra­le Be­hör­de ei­nes Ver­trags­staats trifft un­mit­tel­bar oder mit Hil­fe staat­li­cher Be­hör­den oder sons­ti­ger Stel­len al­le ge­eig­ne­ten Vor­keh­run­gen, um:

a)
die Mit­tei­lun­gen zu er­leich­tern und die Un­ter­stüt­zung an­zu­bie­ten, die in den Ar­ti­keln 8 und 9 und in die­sem Ka­pi­tel vor­ge­se­hen sind;
b)
durch Ver­mitt­lung, Schlich­tung oder ähn­li­che Mit­tel güt­li­che Ei­ni­gun­gen zum Schutz der Per­son oder des Ver­mö­gens des Kin­des bei Sach­ver­hal­ten zu er­leich­tern, auf die die­ses Über­ein­kom­men an­zu­wen­den ist;
c)
auf Er­su­chen der zu­stän­di­gen Be­hör­de ei­nes an­de­ren Ver­trags­staats bei der Er­mitt­lung des Auf­ent­halts­orts des Kin­des Un­ter­stüt­zung zu leis­ten, wenn der An­schein be­steht, dass das Kind sich im Ho­heits­ge­biet des er­such­ten Staa­tes be­fin­det und Schutz be­nö­tigt.
Art. 32  

Auf be­grün­de­tes Er­su­chen der Zen­tra­len Be­hör­de oder ei­ner an­de­ren zu­stän­di­gen Be­hör­de ei­nes Ver­trags­staats, zu dem das Kind ei­ne en­ge Ver­bin­dung hat, kann die Zen­tra­le Be­hör­de des Ver­trags­staats, in dem das Kind sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat und in dem es sich be­fin­det, un­mit­tel­bar oder mit Hil­fe staat­li­cher Be­hör­den oder sons­ti­ger Stel­len:

a)
einen Be­richt über die La­ge des Kin­des er­stat­ten;
b)
die zu­stän­di­ge Be­hör­de ih­res Staa­tes er­su­chen zu prü­fen, ob Mass­nah­men zum Schutz der Per­son oder des Ver­mö­gens des Kin­des er­for­der­lich sind.
Art. 33  

(1) Er­wägt die nach den Ar­ti­keln 5–10 zu­stän­di­ge Be­hör­de die Un­ter­brin­gung des Kin­des in ei­ner Pfle­ge­fa­mi­lie oder ei­nem Heim oder sei­ne Be­treu­ung durch Ka­fa­la oder ei­ne ent­spre­chen­de Ein­rich­tung und soll es in ei­nem an­de­ren Ver­trags­staat un­ter­ge­bracht oder be­treut wer­den, so zieht sie vor­her die Zen­tra­le Be­hör­de oder ei­ne an­de­re zu­stän­di­ge Be­hör­de die­ses Staa­tes zu Ra­te. Zu die­sem Zweck über­mit­telt sie ihr einen Be­richt über das Kind und die Grün­de ih­res Vor­schlags zur Un­ter­brin­gung oder Be­treu­ung.

(2) Die Ent­schei­dung über die Un­ter­brin­gung oder Be­treu­ung kann im er­su­chen­den Staat nur ge­trof­fen wer­den, wenn die Zen­tra­le Be­hör­de oder ei­ne an­de­re zu­stän­di­ge Be­hör­de des er­such­ten Staa­tes die­ser Un­ter­brin­gung oder Be­treu­ung zu­ge­stimmt hat, wo­bei das Wohl des Kin­des zu be­rück­sich­ti­gen ist.

Art. 34  

(1) Wird ei­ne Schutz­mass­nah­me er­wo­gen, so kön­nen die nach die­sem Über­ein­kom­men zu­stän­di­gen Be­hör­den, so­fern die La­ge des Kin­des dies er­for­dert, je­de Be­hör­de ei­nes an­de­ren Ver­trags­staats, die über sach­dien­li­che In­for­ma­tio­nen für den Schutz des Kin­des ver­fügt, er­su­chen, sie ih­nen mit­zu­tei­len.

(2) Je­der Ver­trags­staat kann er­klä­ren, dass Er­su­chen nach Ab­satz 1 sei­nen Be­hör­den nur über sei­ne Zen­tra­le Be­hör­de zu über­mit­teln sind.

Art. 35  

(1) Die zu­stän­di­gen Be­hör­den ei­nes Ver­trags­staats kön­nen die Be­hör­den ei­nes an­de­ren Ver­trags­staats er­su­chen, ih­nen bei der Durch­füh­rung der nach die­sem Über­ein­kom­men ge­trof­fe­nen Schutz­mass­nah­men Hil­fe zu leis­ten, ins­be­son­de­re um die wirk­sa­me Aus­übung des Rechts auf per­sön­li­chen Ver­kehr8 so­wie des Rechts si­cher­zu­stel­len, re­gel­mäs­si­ge un­mit­tel­ba­re Kon­tak­te auf­recht­zu­er­hal­ten.

(2) Die Be­hör­den ei­nes Ver­trags­staats, in dem das Kind kei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat, kön­nen auf An­trag ei­nes El­tern­teils, der sich in die­sem Staat auf­hält und der ein Recht auf per­sön­li­chen Ver­kehr9 zu er­hal­ten oder bei­zu­be­hal­ten wünscht, Aus­künf­te oder Be­wei­se ein­ho­len und Fest­stel­lun­gen über die Eig­nung die­ses El­tern­teils zur Aus­übung des Rechts auf per­sön­li­chen Ver­kehr10 und die Be­din­gun­gen sei­ner Aus­übung tref­fen. Ei­ne Be­hör­de, die nach den Ar­ti­keln 5–10 für die Ent­schei­dung über das Recht auf per­sön­li­chen Ver­kehr11 zu­stän­dig ist, hat vor ih­rer Ent­schei­dung die­se Aus­künf­te, Be­wei­se und Fest­stel­lun­gen zu­zu­las­sen und zu be­rück­sich­ti­gen.

(3) Ei­ne Be­hör­de, die nach den Ar­ti­keln 5–10 für die Ent­schei­dung über das Recht auf per­sön­li­chen Ver­kehr12 zu­stän­dig ist, kann das Ver­fah­ren bis zum Vor­lie­gen des Er­geb­nis­ses des in Ab­satz 2 vor­ge­se­he­nen Ver­fah­rens aus­set­zen, ins­be­son­de­re wenn bei ihr ein An­trag auf Än­de­rung oder Auf­he­bung des Rechts auf per­sön­li­chen Ver­kehr13 an­hän­gig ist, das die Be­hör­den des Staa­tes des frü­he­ren ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts des Kin­des ein­ge­räumt ha­ben.

(4) Die­ser Ar­ti­kel hin­dert ei­ne nach den Ar­ti­keln 5–10 zu­stän­di­ge Be­hör­de nicht, bis zum Vor­lie­gen des Er­geb­nis­ses des in Ab­satz 2 vor­ge­se­he­nen Ver­fah­rens vor­läu­fi­ge Mass­nah­men zu tref­fen.

8 DE: des Rechts zum per­sön­li­chen Um­gang

9 DE: des Rechts zum per­sön­li­chen Um­gang

10 DE: des Rechts zum per­sön­li­chen Um­gang

11 DE: des Rechts zum per­sön­li­chen Um­gang

12 DE: des Rechts zum per­sön­li­chen Um­gang

13 DE: des Rechts zum per­sön­li­chen Um­gang

Art. 36  

Ist das Kind ei­ner schwe­ren Ge­fahr aus­ge­setzt, so be­nach­rich­ti­gen die zu­stän­di­gen Be­hör­den des Ver­trags­staats, in dem Mass­nah­men zum Schutz die­ses Kin­des ge­trof­fen wur­den oder in Be­tracht ge­zo­gen wer­den, so­fern sie über den Wech­sel des Auf­ent­halts­orts in einen an­de­ren Staat oder die dor­ti­ge An­we­sen­heit des Kin­des un­ter­rich­tet sind, die Be­hör­den die­ses Staa­tes von der Ge­fahr und den ge­trof­fe­nen oder in Be­tracht ge­zo­ge­nen Mass­nah­men.

Art. 37  

Ei­ne Be­hör­de darf nach die­sem Ka­pi­tel we­der um In­for­ma­tio­nen er­su­chen noch sol­che er­tei­len, wenn da­durch nach ih­rer Auf­fas­sung die Per­son oder das Ver­mö­gen des Kin­des in Ge­fahr ge­ra­ten könn­te oder die Frei­heit oder das Le­ben ei­nes Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen des Kin­des ernst­haft be­droht wür­de.

Art. 38  

(1) Un­be­scha­det der Mög­lich­keit, für die er­brach­ten Dienst­leis­tun­gen an­ge­mes­se­ne Kos­ten zu ver­lan­gen, tra­gen die Zen­tra­len Be­hör­den und die an­de­ren staat­li­chen Be­hör­den der Ver­trags­staa­ten die Kos­ten, die ih­nen durch die An­wen­dung die­ses Ka­pi­tels ent­ste­hen.

(2) Je­der Ver­trags­staat kann mit ei­nem oder meh­re­ren an­de­ren Ver­trags­staa­ten Ver­ein­ba­run­gen über die Kos­ten­auf­tei­lung tref­fen.

Art. 39  

Je­der Ver­trags­staat kann mit ei­nem oder meh­re­ren an­de­ren Ver­trags­staa­ten Ver­ein­ba­run­gen tref­fen, um die An­wen­dung die­ses Ka­pi­tels in ih­ren ge­gen­sei­ti­gen Be­zie­hun­gen zu er­leich­tern. Die Staa­ten, die sol­che Ver­ein­ba­run­gen ge­trof­fen ha­ben, über­mit­teln dem De­po­si­tar14 die­ses Über­ein­kom­mens ei­ne Ab­schrift.

14 DE: Ver­wah­rer (so auch in den Ar­ti­keln 45, 57–60, 62und 63)

Kapitel VI Allgemeine Bestimmungen

Art. 40  

(1) Die Be­hör­den des Ver­trags­staats, in dem das Kind sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat oder in dem ei­ne Schutz­mass­nah­me ge­trof­fen wur­de, kön­nen dem Trä­ger der el­ter­li­chen Ver­ant­wor­tung oder je­dem, dem der Schutz der Per­son oder des Ver­mö­gens des Kin­des an­ver­traut wur­de, auf des­sen An­trag ei­ne Be­schei­ni­gung über sei­ne Be­rech­ti­gung zum Han­deln und die ihm über­tra­ge­nen Be­fug­nis­se aus­stel­len.

(2) Die Rich­tig­keit der Be­rech­ti­gung zum Han­deln und der Be­fug­nis­se, die be­schei­nigt sind, wird bis zum Be­weis des Ge­gen­teils ver­mu­tet.

(3) Je­der Ver­trags­staat be­stimmt die für die Aus­stel­lung der Be­schei­ni­gung zu­stän­di­gen Be­hör­den.

Art. 41  

Die nach die­sem Über­ein­kom­men ge­sam­mel­ten oder über­mit­tel­ten per­so­nen­be­zo­ge­nen Da­ten dür­fen nur für die Zwe­cke ver­wen­det wer­den, zu de­nen sie ge­sam­melt oder über­mit­telt wur­den.

Art. 42  

Be­hör­den, de­nen In­for­ma­tio­nen über­mit­telt wer­den, stel­len nach dem Recht ih­res Staa­tes de­ren ver­trau­li­che Be­hand­lung si­cher.

Art. 43  

Die nach die­sem Über­ein­kom­men über­mit­tel­ten oder aus­ge­stell­ten Schrift­stücke sind von je­der Be­glau­bi­gung15 oder ent­spre­chen­den Förm­lich­keit be­freit.

15 DE: Le­ga­li­sa­ti­on

Art. 44  

Je­der Ver­trags­staat kann die Be­hör­den be­stim­men, an die Er­su­chen nach den Ar­ti­keln 8, 9 und 33 zu rich­ten sind.

Art. 45  

(1) Die nach den Ar­ti­keln 29 und 44 be­stimm­ten Be­hör­den wer­den dem Stän­di­gen Bü­ro der Haa­ger Kon­fe­renz für In­ter­na­tio­na­les Pri­vat­recht mit­ge­teilt.

(2) Die Er­klä­rung nach Ar­ti­kel 34 Ab­satz 2 wird ge­gen­über dem De­po­si­tar die­ses Über­ein­kom­mens ab­ge­ge­ben.

Art. 46  

Ein Ver­trags­staat, in dem ver­schie­de­ne Rechts­sys­te­me oder Ge­samt­hei­ten von Re­geln für den Schutz der Per­son und des Ver­mö­gens des Kin­des gel­ten, muss die Re­geln die­ses Über­ein­kom­mens nicht auf Kol­li­sio­nen an­wen­den, die al­lein zwi­schen die­sen ver­schie­de­nen Rechts­sys­te­men oder Ge­samt­hei­ten von Re­geln be­ste­hen.

Art. 47  

Gel­ten in ei­nem Staat in Be­zug auf die in die­sem Über­ein­kom­men ge­re­gel­ten An­ge­le­gen­hei­ten zwei oder mehr Rechts­sys­te­me oder Ge­samt­hei­ten von Re­geln in ver­schie­de­nen Ge­biets­ein­hei­ten, so ist je­de Ver­wei­sung:

1.
auf den ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt in die­sem Staat als Ver­wei­sung auf den ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt in ei­ner Ge­biets­ein­heit zu ver­ste­hen;
2.
auf die An­we­sen­heit des Kin­des in die­sem Staat als Ver­wei­sung auf die An­we­sen­heit des Kin­des in ei­ner Ge­biets­ein­heit zu ver­ste­hen;
3.
auf die Be­le­gen­heit des Ver­mö­gens des Kin­des in die­sem Staat als Ver­wei­sung auf die Be­le­gen­heit des Ver­mö­gens des Kin­des in ei­ner Ge­biets­ein­heit zu ver­ste­hen;
4.
auf den Staat, dem das Kind an­ge­hört, als Ver­wei­sung auf die von dem Recht die­ses Staa­tes be­stimm­te Ge­biets­ein­heit oder, wenn sol­che Re­geln feh­len, als Ver­wei­sung auf die Ge­biets­ein­heit zu ver­ste­hen, mit der das Kind die engs­te Ver­bin­dung hat;
5.
auf den Staat, bei des­sen Be­hör­den ein An­trag auf Schei­dung, Tren­nung, Auf­he­bung oder Nich­ti­g­er­klä­rung der Ehe der El­tern des Kin­des an­hän­gig ist, als Ver­wei­sung auf die Ge­biets­ein­heit zu ver­ste­hen, bei de­ren Be­hör­den ein sol­cher An­trag an­hän­gig ist;
6.
auf den Staat, mit dem das Kind ei­ne en­ge Ver­bin­dung hat, als Ver­wei­sung auf die Ge­biets­ein­heit zu ver­ste­hen, mit der das Kind ei­ne sol­che Ver­bin­dung hat;
7.
auf den Staat, in den das Kind ver­bracht oder in dem es zu­rück­ge­hal­ten wur­de, als Ver­wei­sung auf die Ge­biets­ein­heit zu ver­ste­hen, in die das Kind ver­bracht oder in der es zu­rück­ge­hal­ten wur­de;
8.
auf Stel­len oder Be­hör­den die­ses Staa­tes, die nicht Zen­tra­le Be­hör­den sind, als Ver­wei­sung auf die Stel­len oder Be­hör­den zu ver­ste­hen, die in der be­tref­fen­den Ge­biets­ein­heit hand­lungs­be­fugt sind;
9.
auf das Recht, das Ver­fah­ren oder die Be­hör­de des Staa­tes, in dem ei­ne Mass­nah­me ge­trof­fen wur­de, als Ver­wei­sung auf das Recht, das Ver­fah­ren oder die Be­hör­de der Ge­biets­ein­heit zu ver­ste­hen, in der die­se Mass­nah­me ge­trof­fen wur­de;
10.
auf das Recht, das Ver­fah­ren oder die Be­hör­de des er­such­ten Staa­tes als Ver­wei­sung auf das Recht, das Ver­fah­ren oder die Be­hör­de der Ge­biets­ein­heit zu ver­ste­hen, in der die An­er­ken­nung oder Voll­stre­ckung gel­tend ge­macht wird.
Art. 48  

Hat ein Staat zwei oder mehr Ge­biets­ein­hei­ten mit ei­ge­nen Rechts­sys­te­men oder Ge­samt­hei­ten von Re­geln für die in die­sem Über­ein­kom­men ge­re­gel­ten An­ge­le­gen­hei­ten, so gilt zur Be­stim­mung des nach Ka­pi­tel III an­zu­wen­den­den Rechts Fol­gen­des:

a)
Sind in die­sem Staat Re­geln in Kraft, die das Recht ei­ner be­stimm­ten Ge­biets­ein­heit für an­wend­bar er­klä­ren, so ist das Recht die­ser Ein­heit an­zu­wen­den.
b)
Feh­len sol­che Re­geln, so ist das Recht der in Ar­ti­kel 47 be­stimm­ten Ge­biets­ein­heit an­zu­wen­den.
Art. 49  

Hat ein Staat zwei oder mehr Rechts­sys­te­me oder Ge­samt­hei­ten von Re­geln, die auf ver­schie­de­ne Per­so­nen­grup­pen hin­sicht­lich der in die­sem Über­ein­kom­men ge­re­gel­ten An­ge­le­gen­hei­ten an­zu­wen­den sind, so gilt zur Be­stim­mung des nach Ka­pi­tel III an­zu­wen­den­den Rechts Fol­gen­des:

a)
Sind in die­sem Staat Re­geln in Kraft, die be­stim­men, wel­ches die­ser Rech­te an­zu­wen­den ist, so ist die­ses an­zu­wen­den.
b)
Feh­len sol­che Re­geln, so ist das Rechts­sys­tem oder die Ge­samt­heit von Re­geln an­zu­wen­den, mit de­nen das Kind die engs­te Ver­bin­dung hat.
Art. 50  

Die­ses Über­ein­kom­men lässt das Über­ein­kom­men vom 25. Ok­to­ber 198016 über die zi­vil­recht­li­chen Aspek­te in­ter­na­tio­na­ler Kin­desent­füh­rung im Ver­hält­nis zwi­schen den Ver­trags­par­tei­en bei­der Über­ein­kom­men un­be­rührt. Ei­ner Be­ru­fung auf Be­stim­mun­gen die­ses Über­ein­kom­mens zu dem Zweck, die Rück­kehr ei­nes wi­der­recht­lich ver­brach­ten oder zu­rück­ge­hal­te­nen Kin­des zu er­wir­ken oder das Recht auf per­sön­li­chen Ver­kehr17 durch­zu­füh­ren, steht je­doch nichts ent­ge­gen.

16 SR 0.211.230.02

17 DE: das Recht zum per­sön­li­chen Um­gang

Art. 51  

Im Ver­hält­nis zwi­schen den Ver­trags­staa­ten er­setzt die­ses Über­ein­kom­men das Über­ein­kom­men vom 5. Ok­to­ber 1961 über die Zu­stän­dig­keit der Be­hör­den und das an­zu­wen­den­de Recht auf dem Ge­biet des Schut­zes von Min­der­jäh­ri­gen und das am 12. Ju­ni 190218 in Den Haag un­ter­zeich­ne­te Ab­kom­men zur Re­ge­lung der Vor­mund­schaft über Min­der­jäh­ri­ge, un­be­scha­det der An­er­ken­nung von Mass­nah­men, die nach dem ge­nann­ten Über­ein­kom­men vom 5. Ok­to­ber 1961 ge­trof­fen wur­den.

18 [BS 11 800. AS 1977 766]

Art. 52  

(1) Die­ses Über­ein­kom­men lässt in­ter­na­tio­na­le Über­ein­künf­te un­be­rührt, de­nen Ver­trags­staa­ten als Ver­trags­par­tei­en an­ge­hö­ren und die Be­stim­mun­gen über die in die­sem Über­ein­kom­men ge­re­gel­ten An­ge­le­gen­hei­ten ent­hal­ten, so­fern die durch ei­ne sol­che Über­ein­kunft ge­bun­de­nen Staa­ten kei­ne ge­gen­tei­li­ge Er­klä­rung ab­ge­ben.

(2) Die­ses Über­ein­kom­men lässt die Mög­lich­keit un­be­rührt, dass ein oder meh­re­re Ver­trags­staa­ten Ver­ein­ba­run­gen tref­fen, die in Be­zug auf Kin­der mit ge­wöhn­li­chem Auf­ent­halt in ei­nem der Staa­ten, die Ver­trags­par­tei­en sol­cher Ver­ein­ba­run­gen sind, Be­stim­mun­gen über die in die­sem Über­ein­kom­men ge­re­gel­ten An­ge­le­gen­hei­ten ent­hal­ten.

(3) Künf­ti­ge Ver­ein­ba­run­gen ei­nes oder meh­re­rer Ver­trags­staa­ten über An­ge­le­gen­hei­ten im An­wen­dungs­be­reich die­ses Über­ein­kom­mens las­sen im Ver­hält­nis zwi­schen sol­chen Staa­ten und an­de­ren Ver­trags­staa­ten die An­wen­dung der Be­stim­mun­gen des Über­ein­kom­mens un­be­rührt.

(4) Die Ab­sät­ze 1–3 gel­ten auch für Ein­heits­recht, das auf be­son­de­ren Ver­bin­dun­gen ins­be­son­de­re re­gio­na­ler Art zwi­schen den be­trof­fe­nen Staa­ten be­ruht.

Art. 53  

(1) Die­ses Über­ein­kom­men ist nur auf Mass­nah­men an­zu­wen­den, die in ei­nem Staat ge­trof­fen wer­den, nach­dem das Über­ein­kom­men für die­sen Staat in Kraft ge­tre­ten ist.

(2) Die­ses Über­ein­kom­men ist auf die An­er­ken­nung und Voll­stre­ckung von Mass­nah­men an­zu­wen­den, die ge­trof­fen wur­den, nach­dem es im Ver­hält­nis zwi­schen dem Staat, in dem die Mass­nah­men ge­trof­fen wur­den, und dem er­such­ten Staat in Kraft ge­tre­ten ist.

Art. 54  

(1) Mit­tei­lun­gen an die Zen­tra­le Be­hör­de oder ei­ne an­de­re Be­hör­de ei­nes Ver­trags­staats wer­den in der Ori­gi­nal­spra­che zu­ge­sandt; sie müs­sen von ei­ner Über­set­zung in die Amtss­pra­che oder ei­ne der Amtss­pra­chen des an­de­ren Staa­tes oder, wenn ei­ne sol­che Über­set­zung nur schwer er­hält­lich ist, von ei­ner Über­set­zung ins Fran­zö­si­sche oder Eng­li­sche be­glei­tet sein.

(2) Ein Ver­trags­staat kann je­doch einen Vor­be­halt nach Ar­ti­kel 60 an­brin­gen und dar­in ge­gen die Ver­wen­dung des Fran­zö­si­schen oder Eng­li­schen, je­doch nicht bei­der Spra­chen, Ein­spruch er­he­ben.

Art. 55  

(1) Ein Ver­trags­staat kann sich nach Ar­ti­kel 60:

a)
die Zu­stän­dig­keit sei­ner Be­hör­den vor­be­hal­ten, Mass­nah­men zum Schutz des in sei­nem Ho­heits­ge­biet be­find­li­chen Ver­mö­gens ei­nes Kin­des zu tref­fen;
b)
vor­be­hal­ten, die el­ter­li­che Ver­ant­wor­tung oder ei­ne Mass­nah­me nicht an­zu­er­ken­nen, so­weit sie mit ei­ner von sei­nen Be­hör­den in Be­zug auf die­ses Ver­mö­gen ge­trof­fe­nen Mass­nah­me un­ver­ein­bar ist.

(2) Der Vor­be­halt kann auf be­stimm­te Ver­mö­gens­ar­ten be­schränkt wer­den.

Art. 56  

Der Ge­ne­ral­se­kre­tär der Haa­ger Kon­fe­renz für In­ter­na­tio­na­les Pri­vat­recht be­ruft in re­gel­mäs­si­gen Ab­stän­den ei­ne Spe­zi­al­kom­mis­si­on zur Prü­fung der prak­ti­schen Durch­füh­rung die­ses Über­ein­kom­mens ein.

Kapitel VII Schlussbestimmungen

Art. 57  

(1) Die­ses Über­ein­kom­men liegt für die Staa­ten, die zur Zeit der Acht­zehn­ten Ta­gung der Haa­ger Kon­fe­renz für In­ter­na­tio­na­les Pri­vat­recht Mit­glied der Kon­fe­renz wa­ren, zur Un­ter­zeich­nung auf.

(2) Es be­darf der Ra­ti­fi­ka­ti­on, An­nah­me oder Ge­neh­mi­gung; die Ra­ti­fi­ka­ti­ons‑, An­nah­me- oder Ge­neh­mi­gungs­ur­kun­den wer­den beim Mi­nis­te­ri­um für aus­wär­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten des Kö­nig­reichs der Nie­der­lan­de, dem De­po­si­tar die­ses Über­ein­kom­mens, hin­ter­legt.

Art. 58  

(1) Je­der an­de­re Staat kann die­sem Über­ein­kom­men bei­tre­ten, so­bald es nach Ar­ti­kel 61 Ab­satz 1 in Kraft ge­tre­ten ist.

(2) Die Bei­tritts­ur­kun­de wird beim De­po­si­tar hin­ter­legt.

(3) Der Bei­tritt wirkt nur im Ver­hält­nis zwi­schen dem bei­tre­ten­den Staat und den Ver­trags­staa­ten, die in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Ein­gang der in Ar­ti­kel 63 Buch­sta­be b vor­ge­se­he­nen No­ti­fi­ka­ti­on kei­nen Ein­spruch ge­gen den Bei­tritt er­ho­ben ha­ben. Nach dem Bei­tritt kann ein sol­cher Ein­spruch auch von je­dem Staat in dem Zeit­punkt er­ho­ben wer­den, in dem er die­ses Über­ein­kom­men ra­ti­fi­ziert, an­nimmt oder ge­neh­migt. Die Ein­sprü­che wer­den dem De­po­si­tar no­ti­fi­ziert.

Art. 59  

(1) Ein Staat, der aus zwei oder mehr Ge­biets­ein­hei­ten be­steht, in de­nen für die in die­sem Über­ein­kom­men be­han­del­ten An­ge­le­gen­hei­ten un­ter­schied­li­che Rechts­sys­te­me gel­ten, kann bei der Un­ter­zeich­nung, der Ra­ti­fi­ka­ti­on, der An­nah­me, der Ge­neh­mi­gung oder dem Bei­tritt er­klä­ren, dass das Über­ein­kom­men auf al­le sei­ne Ge­biets­ein­hei­ten oder nur auf ei­ne oder meh­re­re da­von er­streckt wird; er kann die­se Er­klä­rung durch Ab­ga­be ei­ner neu­en Er­klä­rung je­der­zeit än­dern.

(2) Je­de der­ar­ti­ge Er­klä­rung wird dem De­po­si­tar un­ter aus­drück­li­cher Be­zeich­nung der Ge­biets­ein­hei­ten no­ti­fi­ziert, auf die die­ses Über­ein­kom­men an­ge­wen­det wird.

(3) Gibt ein Staat kei­ne Er­klä­rung nach die­sem Ar­ti­kel ab, so ist die­ses Über­ein­kom­men auf sein ge­sam­tes Ho­heits­ge­biet an­zu­wen­den.

Art. 60  

(1) Je­der Staat kann spä­tes­tens bei der Ra­ti­fi­ka­ti­on, der An­nah­me, der Ge­neh­mi­gung oder dem Bei­tritt oder bei Ab­ga­be ei­ner Er­klä­rung nach Ar­ti­kel 59 einen der in Ar­ti­kel 54 Ab­satz 2 und Ar­ti­kel 55 vor­ge­se­he­nen Vor­be­hal­te oder bei­de an­brin­gen. Wei­te­re Vor­be­hal­te sind nicht zu­läs­sig.

(2) Je­der Staat kann einen von ihm an­ge­brach­ten Vor­be­halt je­der­zeit zu­rück­neh­men. Die Rück­nah­me wird dem De­po­si­tar no­ti­fi­ziert.

(3) Die Wir­kung des Vor­be­halts en­det am ers­ten Tag des drit­ten Ka­len­der­mo­nats nach der in Ab­satz 2 ge­nann­ten No­ti­fi­ka­ti­on.

Art. 61  

(1) Die­ses Über­ein­kom­men tritt am ers­ten Tag des Mo­nats in Kraft, der auf einen Zeit­ab­schnitt von drei Mo­na­ten nach der in Ar­ti­kel 57 vor­ge­se­he­nen Hin­ter­le­gung der drit­ten Ra­ti­fi­ka­ti­ons-, An­nah­me- oder Ge­neh­mi­gungs­ur­kun­de folgt.

(2) Da­nach tritt die­ses Über­ein­kom­men in Kraft:

a)
für je­den Staat, der es spä­ter ra­ti­fi­ziert, an­nimmt oder ge­neh­migt, am ers­ten Tag des Mo­nats, der auf einen Zeit­ab­schnitt von drei Mo­na­ten nach Hin­ter­le­gung sei­ner Ra­ti­fi­ka­ti­ons‑, An­nah­me‑, Ge­neh­mi­gungs- oder Bei­tritts­ur­kun­de folgt;
b)
für je­den Staat, der ihm bei­tritt, am ers­ten Tag des Mo­nats, der auf einen Zeit­ab­schnitt von drei Mo­na­ten nach Ab­lauf der in Ar­ti­kel 58 Ab­satz 3 vor­ge­se­he­nen Frist von sechs Mo­na­ten folgt;
c)
für die Ge­biets­ein­hei­ten, auf die es nach Ar­ti­kel 59 er­streckt wor­den ist, am ers­ten Tag des Mo­nats, der auf einen Zeit­ab­schnitt von drei Mo­na­ten nach der in je­nem Ar­ti­kel vor­ge­se­he­nen No­ti­fi­ka­ti­on folgt.
Art. 62  

(1) Je­der Ver­trags­staat kann die­ses Über­ein­kom­men durch ei­ne an den De­po­si­tar ge­rich­te­te schrift­li­che No­ti­fi­ka­ti­on kün­di­gen. Die Kün­di­gung kann sich auf be­stimm­te Ge­biets­ein­hei­ten be­schrän­ken, auf die das Über­ein­kom­men an­ge­wen­det wird.

(2) Die Kün­di­gung wird am ers­ten Tag des Mo­nats wirk­sam, der auf einen Zeit­ab­schnitt von zwölf Mo­na­ten nach Ein­gang der No­ti­fi­ka­ti­on beim De­po­si­tar folgt. Ist in der No­ti­fi­ka­ti­on für das Wirk­sam­wer­den der Kün­di­gung ein län­ge­rer Zeit­ab­schnitt an­ge­ge­ben, so wird die Kün­di­gung nach Ab­lauf des ent­spre­chen­den Zeit­ab­schnitts wirk­sam.

Art. 63  

Der De­po­si­tar no­ti­fi­ziert den Mit­glied­staa­ten der Haa­ger Kon­fe­renz für In­ter­na­tio­na­les Pri­vat­recht so­wie den Staa­ten, die nach Ar­ti­kel 58 bei­ge­tre­ten sind:

a)
je­de Un­ter­zeich­nung, Ra­ti­fi­ka­ti­on, An­nah­me und Ge­neh­mi­gung nach Ar­ti­kel 57;
b)
je­den Bei­tritt und je­den Ein­spruch ge­gen einen Bei­tritt nach Ar­ti­kel 58;
c)
den Tag, an dem die­ses Über­ein­kom­men nach Ar­ti­kel 61 in Kraft tritt;
d)
je­de Er­klä­rung nach Ar­ti­kel 34 Ab­satz 2 und Ar­ti­kel 59;
e)
je­de Ver­ein­ba­rung nach Ar­ti­kel 39;
f)
je­den Vor­be­halt nach Ar­ti­kel 54 Ab­satz 2 und Ar­ti­kel 55 so­wie je­de Rück­nah­me ei­nes Vor­be­halts nach Ar­ti­kel 60 Ab­satz 2;
g)
je­de Kün­di­gung nach Ar­ti­kel 62.

Unterschriften

Zu Urkund dessen haben die hierzu gehörig befugten Unterzeichneten dieses Übereinkommen unterschrieben.

Geschehen in Den Haag am 19. Oktober 1996 in französischer und englischer Sprache, wobei jeder Wortlaut gleichermassen verbindlich ist, in einer Urschrift, die im Archiv der Regierung des Königreichs der Niederlande hinterlegt und von der jedem Staat, der zur Zeit der Achtzehnten Tagung der Haager Konferenz für Internationales Privatrecht Mitglied der Konferenz war, auf diplomatischem Weg eine beglaubigte Abschrift übermittelt wird.

(Es folgen die Unterschriften)

Zentrale Behörden der Schweiz 19

Zentrale Behörde des Bundes

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Geltungsbereich am 30. Mai 2023 20

20 AS 2009 3085; 2011 2965; 2014 543; 2015 4285; 2017 5235; 2020 3775; 2023 265. Eine aktualisierte Fassung des Geltungsbereichs ist auf der Publikationsplattform des Bundesrechts «Fedlex» unter folgender Adresse veröffentlicht: www.fedlex.admin.ch/de/treaty.

Vertragsstaaten

Ratifikation

Beitritt (B)

Inkrafttreten

Albanien*

18. Mai

2006 B

1. April

2007

Armenien*

1. März

2007 B

1. Mai

2008

Australien

29. April

2003

1. August

2003

Barbados

11. Juli

2019 B

1. Mai

2020

Belgien*

28. Mai

2014

1. September

2014

Bulgarien*

8. März

2006 B

1. Februar

2007

Costa Rica

29. Oktober

2020 B

1. August

2021

Dänemark*

30. Juni

2011

1. Oktober

2011

Grönland

22. April

2016

1. Juli

2016

Deutschland*

17. September

2010

1. Januar

2011

Dominikanische Republik

14. Dezember

2009 B

1. Oktober

2010

Ecuador

5. November

2002 B

1. September

2003

Estland*

6. August

2002 B

1. Juni

2003

Fidschi*

5. Juni

2018 B

1. April

2019

Finnland*

19. November

2010

1. März

2011

Frankreich*

15. Oktober

2010

1. Februar

2011

Georgien*

1. April

2014 B

1. März

2015

Griechenland*

7. Februar

2012

1. Juni

2012

Guyana

5. Februar

2019 B

1. Dezember

2019

Honduras

16. Oktober

2017 B

1. August

2018

Irland*

30. September

2010

1. Januar

2011

Italien*

30. September

2015

1. Januar

2016

Kap Verde

4. Oktober

2022 B

1. August

2023

Kroatien*

4. September

2009

1. Januar

2010

Kuba*

20. Februar

2017 B

1. Dezember

2017

Lesotho

18. Juni

2012 B

1. Juni

2013

Lettland*

12. Dezember

2002

1. April

2003

Litauen*

29. Oktober

2003 B

1. September

2004

Luxemburg*

5. August

2010

1. Dezember

2010

Malta*

24. Februar

2011 B

1. Januar

2012

Marokko

22. August

2002

1. Dezember

2002

Monaco

14. Mai

1997

1. Januar

2002

Montenegro

14. Februar

2012 B

1. Januar

2013

Nicaragua*

27. Februar

2019 B

1. Dezember

2019

Niederlande*

31. Januar

2011

1. Mai

2011

Curaçao

31. Januar

2011

1. Mai

2011

Karibische Gebiete (Bonaire,
Sint Eustatius und Saba)

31. Januar

2011

1. Mai

2011

Norwegen*

30. März

2016

1. Juli

2016

Österreich*

22. Dezember

2010

1. April

2011

Paraguay

12. September

2018 B

1. Juli

2019

Polen*

27. Juli

2010

1. November

2010

Portugal*

14. April

2011

1. August

2011

Rumänien*

8. September

2010

1. Januar

2011

Russland*

20. August

2012 B

1. Juni

2013

Schweiz*

27. März

2009

1. Juli

2009

Schweden*

26. September

2012

1. Januar

2013

Serbien*

15. Januar

2016 B

1. November

2016

Slowakei*

21. September

2001

1. Januar

2002

Slowenien*

11. Oktober

2004

1. Februar

2005

Spanien*

6. September

2010

1. Januar

2011

Tschechische Republik*

13. März

2000

1. Januar

2002

Türkei*

7. Oktober

2016

1. Februar

2017

Ukraine*

3. April

2007 B

1. Februar

2008

Ungarn*

13. Januar

2006

1. Mai

2006

Uruguay

17. November

2009

1. März

2010

Vereinigtes Königreich*

27. Juli

2012

1. November

2012

Gibraltar

27. Juli

2012

1. November

2012

Zypern*

21. Juli

2010

1. November

2010

*
Vorbehalte und Erklärungen.
Die Vorbehalte und Erklärungen werden in der AS nicht veröffentlicht, mit Ausnahme jener der Schweiz. Die englischen Texte können auf der Internetseite der Niederländischen Regierung: www.overheid.nl > English > Treaty Database > 007396 eingesehen oder bei der Direktion für Völkerrecht, Sektion Staatsverträge, 3003 Bern, bezogen werden.

Vorbehalte und Erklärungen

Schweiz

Vorbehalt zu Art. 55 Abs. 1 Bst. b, gemäss Art. 60:

Die Schweiz behält sich das Recht vor, die elterliche Verantwortung oder eine Massnahme nicht anzuerkennen, soweit sie mit einer von ihren Behörden getroffenen Massnahme in Bezug auf das Vermögen eines auf ihrem Hoheitsgebiet befindlichen Kindes unvereinbar ist.

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