Bei grossen Gesetzen wie OR und ZGB kann dies bis zu 30 Sekunden dauern

Siebzehnter Titel: Die Prokura und andere Handlungsvollmachten

Art. 458  

A. Pro­ku­ra

I. Be­griff und Be­stel­lung

 

1 Wer von dem In­ha­ber ei­nes Han­dels-, Fa­bri­ka­ti­ons- oder ei­nes an­de­ren nach kauf­män­ni­scher Art ge­führ­ten Ge­wer­bes aus­drück­lich oder still­schwei­gend er­mäch­tigt ist, für ihn das Ge­wer­be zu be­trei­ben und «per pro­cu­ra» die Fir­ma zu zeich­nen, ist Pro­ku­rist.

2 Der Ge­schäfts­herr hat die Er­tei­lung der Pro­ku­ra zur Ein­tra­gung in das Han­dels­re­gis­ter an­zu­mel­den, wird je­doch schon vor der Ein­tra­gung durch die Hand­lun­gen des Pro­ku­ris­ten ver­pflich­tet.

3 Zur Be­trei­bung an­de­rer Ge­wer­be oder Ge­schäf­te kann ein Pro­ku­rist nur durch Ein­tra­gung in das Han­dels­re­gis­ter be­stellt wer­den.

Art. 459  

II. Um­fang der Voll­macht

 

1 Der Pro­ku­rist gilt gut­gläu­bi­gen Drit­ten ge­gen­über als er­mäch­tigt, den Ge­schäfts­herrn durch Wech­sel-Zeich­nun­gen zu ver­pflich­ten und in des­sen Na­men al­le Ar­ten von Rechts­hand­lun­gen vor­zu­neh­men, die der Zweck des Ge­wer­bes oder Ge­schäf­tes des Ge­schäfts­herrn mit sich brin­gen kann.

2 Zur Ver­äus­se­rung und Be­las­tung von Grund­stücken ist der Pro­ku­rist nur er­mäch­tigt, wenn ihm die­se Be­fug­nis aus­drück­lich er­teilt wor­den ist.

Art. 460  

III. Be­schränk­bar­keit

 

1 Die Pro­ku­ra kann auf den Ge­schäfts­kreis ei­ner Zweignie­der­las­sung be­schränkt wer­den.

2 Sie kann meh­re­ren Per­so­nen zu ge­mein­sa­mer Un­ter­schrift er­teilt wer­den (Kol­lek­tiv-Pro­ku­ra), mit der Wir­kung, dass die Un­ter­schrift des Ein­zel­nen oh­ne die vor­ge­schrie­be­ne Mit­wir­kung der üb­ri­gen nicht ver­bind­lich ist.

3 An­de­re Be­schrän­kun­gen der Pro­ku­ra ha­ben ge­gen­über gut­gläu­bi­gen Drit­ten kei­ne recht­li­che Wir­kung.

Art. 461  

IV. Lö­schung der Pro­ku­ra

 

1 Das Er­lö­schen der Pro­ku­ra ist in das Han­dels­re­gis­ter ein­zu­tra­gen, auch wenn bei der Er­tei­lung die Ein­tra­gung nicht statt­ge­fun­den hat.

2 So­lan­ge die Lö­schung nicht er­folgt und be­kannt ge­macht wor­den ist, bleibt die Pro­ku­ra ge­gen­über gut­gläu­bi­gen Drit­ten in Kraft.

Art. 462  

B. An­de­re Hand­lungs­voll­mach­ten

 

1 Wenn der In­ha­ber ei­nes Han­dels-, Fa­bri­ka­ti­ons- oder ei­nes an­dern nach kauf­män­ni­scher Art ge­führ­ten Ge­wer­bes je­man­den oh­ne Er­tei­lung der Pro­ku­ra, sei es zum Be­trie­be des gan­zen Ge­wer­bes, sei es zu be­stimm­ten Ge­schäf­ten in sei­nem Ge­wer­be als Ver­tre­ter be­stellt, so er­streckt sich die Voll­macht auf al­le Rechts­hand­lun­gen, die der Be­trieb ei­nes der­ar­ti­gen Ge­wer­bes oder die Aus­füh­rung der­ar­ti­ger Ge­schäf­te ge­wöhn­lich mit sich bringt.

2 Je­doch ist der Hand­lungs­be­voll­mäch­tig­te zum Ein­ge­hen von Wech­sel­ver­bind­lich­kei­ten, zur Auf­nah­me von Dar­le­hen und zur Pro­zess­füh­rung nur er­mäch­tigt, wenn ihm ei­ne sol­che Be­fug­nis aus­drück­lich er­teilt wor­den ist.

Art. 463269  

C. …

 

269Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II Art. 6 Ziff. 1 des BG vom 25. Ju­ni 1971, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1972 (AS 1971 1465; BBl 1967 II 241). Sie­he auch die Schl- und UeB des X. Tit.

Art. 464  

D. Kon­kur­renz­ver­bot

 

1 Der Pro­ku­rist, so­wie der Hand­lungs­be­voll­mäch­tig­te, der zum Be­trieb des gan­zen Ge­wer­bes be­stellt ist oder in ei­nem Ar­beits­ver­hält­nis zum In­ha­ber des Ge­wer­bes steht, darf oh­ne Ein­wil­li­gung des Ge­schäfts­herrn we­der für ei­ge­ne Rech­nung noch für Rech­nung ei­nes Drit­ten Ge­schäf­te ma­chen, die zu den Ge­schäfts­zwei­gen des Ge­schäfts­herrn ge­hö­ren.270

2 Bei Über­tre­tung die­ser Vor­schrift kann der Ge­schäfts­herr Er­satz des ver­ur­sach­ten Scha­dens for­dern und die be­tref­fen­den Ge­schäf­te auf ei­ge­ne Rech­nung über­neh­men.

270Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II Art. 1 Ziff. 10 des BG vom 25. Ju­ni 1971, in Kraft seit 1. Jan. 1972 (AS 1971 1465; BBl 1967 II 241). Sie­he auch die Schl- und UeB des X. Tit.

Art. 465  

E. Er­lö­schen der Pro­ku­ra und der an­dern Hand­lungs­voll­mach­ten

 

1 Die Pro­ku­ra und die Hand­lungs­voll­macht sind je­der­zeit wi­der­ruf­lich, un­be­scha­det der Rech­te, die sich aus ei­nem un­ter den Be­tei­lig­ten be­ste­hen­den Ein­zel­ar­beits­ver­trag, Ge­sell­schafts­ver­trag, Auf­trag od. dgl. er­ge­ben kön­nen.271

2 Der Tod des Ge­schäfts­herrn oder der Ein­tritt sei­ner Hand­lungs­un­fä­hig­keit hat das Er­lö­schen der Pro­ku­ra oder Hand­lungs­voll­macht nicht zur Fol­ge.

271Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II Art. 1 Ziff. 11 des BG vom 25. Ju­ni 1971, in Kraft seit 1. Jan. 1972 (AS 1971 1465; BBl 1967 II 241). Sie­he auch die Schl- und UeB des X. Tit.

Achtzehnter Titel: Die Anweisung

Art. 466  

A. Be­griff

 

Durch die An­wei­sung wird der An­ge­wie­se­ne er­mäch­tigt, Geld, Wert­pa­pie­re oder an­de­re ver­tret­ba­re Sa­chen auf Rech­nung des An­wei­sen­den an den An­wei­sungs­emp­fän­ger zu leis­ten, und die­ser, die Leis­tung von je­nem in ei­ge­nem Na­men zu er­he­ben.

Art. 467  

B. Wir­kun­gen

I. Ver­hält­nis des An­wei­sen­den zum An­wei­sungs­emp­fän­ger

 

1 Soll mit der An­wei­sung ei­ne Schuld des An­wei­sen­den an den Emp­fän­ger ge­tilgt wer­den, so er­folgt die Til­gung erst durch die von dem An­ge­wie­se­nen ge­leis­te­te Zah­lung.

2 Doch kann der Emp­fän­ger, der die An­wei­sung an­ge­nom­men hat, sei­ne For­de­rung ge­gen den An­wei­sen­den nur dann wie­der gel­tend ma­chen, wenn er die Zah­lung vom An­ge­wie­se­nen ge­for­dert und nach Ab­lauf der in der An­wei­sung be­stimm­ten Zeit nicht er­hal­ten hat.

3 Der Gläu­bi­ger, der ei­ne von sei­nem Schuld­ner ihm er­teil­te An­wei­sung nicht an­neh­men will, hat die­sen bei Ver­mei­dung von Scha­den­er­satz oh­ne Ver­zug hie­von zu be­nach­rich­ti­gen.

Art. 468  

II. Ver­pflich­tung des An­ge­wie­se­nen

 

1 Der An­ge­wie­se­ne, der dem An­wei­sungs­emp­fän­ger die An­nah­me oh­ne Vor­be­halt er­klärt, wird ihm zur Zah­lung ver­pflich­tet und kann ihm nur sol­che Ein­re­den ent­ge­gen­set­zen, die sich aus ih­rem per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se oder aus dem In­hal­te der An­wei­sung selbst er­ge­ben, nicht aber sol­che aus sei­nem Ver­hält­nis­se zum An­wei­sen­den.

2 So­weit der An­ge­wie­se­ne Schuld­ner des An­wei­sen­den ist und sei­ne La­ge da­durch, dass er an den An­wei­sungs­emp­fän­ger Zah­lung leis­ten soll, in kei­ner Wei­se ver­schlim­mert wird, ist er zur Zah­lung an die­sen ver­pflich­tet.

3 Vor der Zah­lung die An­nah­me zu er­klä­ren, ist der An­ge­wie­se­ne selbst in die­sem Fal­le nicht ver­pflich­tet, es sei denn, dass er es mit dem An­wei­sen­den ver­ein­bart hät­te.

Art. 469  

III. An­zei­ge­pflicht bei nicht er­folg­ter Zah­lung

 

Ver­wei­gert der An­ge­wie­se­ne die vom An­wei­sungs­emp­fän­ger ge­for­der­te Zah­lung oder er­klärt er zum vor­aus, an ihn nicht zah­len zu wol­len, so ist die­ser bei Ver­mei­dung von Scha­den­er­satz ver­pflich­tet, den An­wei­sen­den so­fort zu be­nach­rich­ti­gen.

Art. 470  

C. Wi­der­ruf

 

1 Der An­wei­sen­de kann die An­wei­sung ge­gen­über dem An­wei­sungs­emp­fän­ger wi­der­ru­fen, wenn er sie nicht zur Til­gung sei­ner Schuld oder sonst zum Vor­tei­le des Emp­fän­gers er­teilt hat.

2 Ge­gen­über dem An­ge­wie­se­nen kann der An­wei­sen­de wi­der­ru­fen, so­lan­ge je­ner dem Emp­fän­ger sei­ne An­nah­me nicht er­klärt hat.

2bis Be­stim­men die Re­geln ei­nes Zah­lungs­sys­tems nichts an­de­res, so ist die An­wei­sung im bar­geld­lo­sen Zah­lungs­ver­kehr un­wi­der­ruf­lich, so­bald der Über­wei­sungs­be­trag dem Kon­to des An­wei­sen­den be­las­tet wor­den ist.272

3 Wird über den An­wei­sen­den der Kon­kurs er­öff­net, so gilt die noch nicht an­ge­nom­me­ne An­wei­sung als wi­der­ru­fen.

272 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des Bu­ch­ef­fek­ten­ge­set­zes vom 3. Okt. 2008, in Kraft seit 1. Okt. 2009 (AS 2009 3577; BBl 2006 9315).

Art. 471  

D. An­wei­sung bei Wert­pa­pie­ren

 

1 Schrift­li­che An­wei­sun­gen zur Zah­lung an den je­wei­li­gen In­ha­ber der Ur­kun­de wer­den nach den Vor­schrif­ten die­ses Ti­tels be­ur­teilt, in dem Sin­ne, dass dem An­ge­wie­se­nen ge­gen­über je­der In­ha­ber als An­wei­sungs­emp­fän­ger gilt, die Rech­te zwi­schen dem An­wei­sen­den und dem Emp­fän­ger da­ge­gen nur für den je­wei­li­gen Über­ge­ber und Ab­neh­mer be­grün­det wer­den.

2 Vor­be­hal­ten blei­ben die be­son­de­ren Be­stim­mun­gen über den Check und die wech­se­l­ähn­li­chen An­wei­sun­gen.

Neunzehnter Titel: Der Hinterlegungsvertrag

Art. 472  

A. Hin­ter­le­gung im All­ge­mei­nen

I. Be­griff

 

1 Durch den Hin­ter­le­gungs­ver­trag ver­pflich­tet sich der Auf­be­wah­rer dem Hin­ter­le­ger, ei­ne be­weg­li­che Sa­che, die die­ser ihm an­ver­traut, zu über­neh­men und sie an ei­nem si­che­ren Or­te auf­zu­be­wah­ren.

2 Ei­ne Ver­gü­tung kann er nur dann for­dern, wenn sie aus­drück­lich be­dun­gen wor­den ist oder nach den Um­stän­den zu er­war­ten war.

Art. 473  

II. Pflich­ten des Hin­ter­le­gers

 

1 Der Hin­ter­le­ger haf­tet dem Auf­be­wah­rer für die mit Er­fül­lung des Ver­tra­ges not­wen­dig ver­bun­de­nen Aus­la­gen.

2 Er haf­tet ihm für den durch die Hin­ter­le­gung ver­ur­sach­ten Scha­den, so­fern er nicht be­weist, dass der Scha­den oh­ne je­des Ver­schul­den von sei­ner Sei­te ent­stan­den sei.

Art. 474  

III. Pflich­ten des Auf­be­wah­rers

1. Ver­bot des Ge­brauchs

 

1 Der Auf­be­wah­rer darf die hin­ter­leg­te Sa­che oh­ne Ein­wil­li­gung des Hin­ter­le­gers nicht ge­brau­chen.

2 An­dern­falls schul­det er dem Hin­ter­le­ger ent­spre­chen­de Ver­gü­tung und haf­tet auch für den Zu­fall, so­fern er nicht be­weist, dass die­ser die Sa­che auch sonst ge­trof­fen hät­te.

Art. 475  

2. Rück­ga­be

a. Recht des Hin­ter­le­gers

 

1 Der Hin­ter­le­ger kann die hin­ter­leg­te Sa­che nebst all­fäl­li­gem Zu­wachs je­der­zeit zu­rück­for­dern, selbst wenn für die Auf­be­wah­rung ei­ne be­stimm­te Dau­er ver­ein­bart wur­de.

2 Je­doch hat er dem Auf­be­wah­rer den Auf­wand zu er­set­zen, den die­ser mit Rück­sicht auf die ver­ein­bar­te Zeit ge­macht hat.

Art. 476  

b. Rech­te des Auf­be­wah­rers

 

1 Der Auf­be­wah­rer kann die hin­ter­leg­te Sa­che vor Ab­lauf der be­stimm­ten Zeit nur dann zu­rück­ge­ben, wenn un­vor­her­ge­se­he­ne Um­stän­de ihn aus­ser­stand set­zen, die Sa­che län­ger mit Si­cher­heit oder oh­ne ei­ge­nen Nach­teil auf­zu­be­wah­ren.

2 Ist kei­ne Zeit für die Auf­be­wah­rung be­stimmt, so kann der Auf­be­wah­rer die Sa­che je­der­zeit zu­rück­ge­ben.

Art. 477  

c. Ort der Rück­ga­be

 

Die hin­ter­leg­te Sa­che ist auf Kos­ten und Ge­fahr des Hin­ter­le­gers da zu­rück­zu­ge­ben, wo sie auf­be­wahrt wer­den soll­te.

Art. 478  

3. Haf­tung meh­re­rer Auf­be­wah­rer

 

Ha­ben meh­re­re die Sa­che ge­mein­schaft­lich zur Auf­be­wah­rung er­hal­ten, so haf­ten sie so­li­da­risch.

Art. 479  

4. Ei­gen­tums­an­sprü­che Drit­ter

 

1 Wird an der hin­ter­leg­ten Sa­che von ei­nem Drit­ten Ei­gen­tum be­an­sprucht, so ist der Auf­be­wah­rer den­noch zur Rück­ga­be an den Hin­ter­le­ger ver­pflich­tet, so­fern nicht ge­richt­lich Be­schlag auf die Sa­che ge­legt oder die Ei­gen­tums­kla­ge ge­gen ihn an­hän­gig ge­macht wor­den ist.

2 Von die­sen Hin­der­nis­sen hat er den Hin­ter­le­ger so­fort zu be­nach­rich­ti­gen.

Art. 480  

IV. Se­ques­ter

 

Ha­ben meh­re­re ei­ne Sa­che, de­ren Rechts­ver­hält­nis­se strei­tig oder un­klar sind, zur Si­che­rung ih­rer An­sprü­che bei ei­nem Drit­ten (dem Se­ques­ter) hin­ter­legt, so darf die­ser die Sa­che nur mit Zu­stim­mung der Be­tei­lig­ten oder auf Ge­heiss des Rich­ters her­aus­ge­ben.

Art. 481  

B. Die Hin­ter­le­gung ver­tret­ba­rer Sa­chen

 

1 Ist Geld mit der aus­drück­li­chen oder still­schwei­gen­den Ver­ein­ba­rung hin­ter­legt wor­den, dass der Auf­be­wah­rer nicht die­sel­ben Stücke, son­dern nur die glei­che Geld­sum­me zu­rück­zu­er­stat­ten ha­be, so geht Nut­zen und Ge­fahr auf ihn über.

2 Ei­ne still­schwei­gen­de Ver­ein­ba­rung in die­sem Sin­ne ist zu ver­mu­ten, wenn die Geld­sum­me un­ver­sie­gelt und un­ver­schlos­sen über­ge­ben wur­de.

3 Wer­den an­de­re ver­tret­ba­re Sa­chen oder Wert­pa­pie­re hin­ter­legt, so darf der Auf­be­wah­rer über die Ge­gen­stän­de nur ver­fü­gen, wenn ihm die­se Be­fug­nis vom Hin­ter­le­ger aus­drück­lich ein­ge­räumt wor­den ist.

Art. 482  

C. La­ger­ge­schäft

I. Be­rech­ti­gung zur Aus­ga­be von Wa­ren­pa­pie­ren

 

1 Ein La­ger­hal­ter, der sich öf­fent­lich zur Auf­be­wah­rung von Wa­ren an­er­bie­tet, kann von der zu­stän­di­gen Be­hör­de die Be­wil­li­gung er­wir­ken, für die ge­la­ger­ten Gü­ter Wa­ren­pa­pie­re aus­zu­ge­ben.

2 Die Wa­ren­pa­pie­re sind Wert­pa­pie­re und lau­ten auf die Her­aus­ga­be der ge­la­ger­ten Gü­ter.

3 Sie kön­nen als Na­men-, Ord­re- oder In­ha­ber­pa­pie­re aus­ge­stellt sein.

Art. 483  

II. Auf­be­wah­rungs­pflicht des La­ger­hal­ters

 

1 Der La­ger­hal­ter ist zur Auf­be­wah­rung der Gü­ter ver­pflich­tet wie ein Kom­mis­sio­när.

2 Er hat dem Ein­la­ge­rer, so­weit tun­lich, da­von Mit­tei­lung zu ma­chen, wenn Ver­än­de­run­gen an den Wa­ren ein­tre­ten, die wei­te­re Mass­re­geln als rät­lich er­schei­nen las­sen.

3 Er hat ihm die Be­sich­ti­gung der Gü­ter und Ent­nah­me von Pro­ben wäh­rend der Ge­schäfts­zeit so­wie je­der­zeit die nö­ti­gen Er­hal­tungs­mass­re­geln zu ge­stat­ten.

Art. 484  

III. Ver­men­gung der Gü­ter

 

1 Ei­ne Ver­men­gung ver­tret­ba­rer Gü­ter mit an­dern der glei­chen Art und Gü­te darf der La­ger­hal­ter nur vor­neh­men, wenn ihm dies aus­drück­lich ge­stat­tet ist.

2 Aus ver­misch­ten Gü­tern kann je­der Ein­la­ge­rer ei­ne sei­nem Bei­trag ent­spre­chen­de Men­ge her­aus­ver­lan­gen.

3 Der La­ger­hal­ter darf die ver­lang­te Aus­schei­dung oh­ne Mit­wir­kung der an­de­ren Ein­la­ge­rer vor­neh­men.

Art. 485  

IV. An­spruch des La­ger­hal­ters

 

1 Der La­ger­hal­ter hat An­spruch auf das ver­ab­re­de­te oder üb­li­che La­ger­geld, so­wie auf Er­stat­tung der Aus­la­gen, die nicht aus der Auf­be­wah­rung selbst er­wach­sen sind, wie Fracht­lohn, Zoll, Aus­bes­se­rung.

2 Die Aus­la­gen sind so­fort zu er­set­zen, die La­ger­gel­der je nach Ab­lauf von drei Mo­na­ten seit der Ein­la­ge­rung und in je­dem Fall bei der voll­stän­di­gen oder teil­wei­sen Zu­rück­nah­me des Gu­tes zu be­zah­len.

3 Der La­ger­hal­ter hat für sei­ne For­de­run­gen an dem Gu­te ein Re­ten­ti­ons­recht, so­lan­ge er im Be­sit­ze des Gu­tes ist oder mit Wa­ren­pa­pier dar­über ver­fü­gen kann.

Art. 486  

V. Rück­ga­be der Gü­ter

 

1 Der La­ger­hal­ter hat das Gut gleich ei­nem Auf­be­wah­rer zu­rück­zu­ge­ben, ist aber an die ver­trags­mäs­si­ge Dau­er der Auf­be­wah­rung auch dann ge­bun­den, wenn in­fol­ge un­vor­her­ge­se­he­ner Um­stän­de ein ge­wöhn­li­cher Auf­be­wah­rer vor Ab­lauf der be­stimm­ten Zeit zur Rück­ga­be be­rech­tigt wä­re.

2 Ist ein Wa­ren­pa­pier aus­ge­stellt, so darf und muss er das Gut nur an den aus dem Wa­ren­pa­pier Be­rech­tig­ten her­aus­ge­ben.

Art. 487  

D. Gast- und Stall­wir­te

I. Haf­tung der Gast­wir­te

1. Vor­aus­set­zung und Um­fang

 

1 Gast­wir­te, die Frem­de zur Be­her­ber­gung auf­neh­men, haf­ten für je­de Be­schä­di­gung, Ver­nich­tung oder Ent­wen­dung der von ih­ren Gäs­ten ein­ge­brach­ten Sa­chen, so­fern sie nicht be­wei­sen, dass der Scha­den durch den Gast selbst oder sei­ne Be­su­cher, Be­glei­ter oder Dienst­leu­te oder durch hö­he­re Ge­walt oder durch die Be­schaf­fen­heit der Sa­che ver­ur­sacht wor­den ist.

2 Die­se Haf­tung be­steht je­doch, wenn dem Gast­wir­te oder sei­nen Dienst­leu­ten kein Ver­schul­den zur Last fällt, für die Sa­chen ei­nes je­den ein­zel­nen Gas­tes nur bis zum Be­tra­ge von 1000 Fran­ken.

Art. 488  

2. Haf­tung für Kost­bar­kei­ten ins­be­son­de­re

 

1 Wer­den Kost­bar­kei­ten, grös­se­re Geld­be­trä­ge oder Wert­pa­pie­re dem Gast­wir­te nicht zur Auf­be­wah­rung über­ge­ben, so ist er für sie nur haft­bar, wenn ihm oder sei­nen Dienst­leu­ten ein Ver­schul­den zur Last fällt.

2 Hat er die Auf­be­wah­rung über­nom­men oder lehnt er sie ab, so haf­tet er für den vol­len Wert.

3 Darf dem Gast die Über­ga­be sol­cher Ge­gen­stän­de nicht zu­ge­mu­tet wer­den, so haf­tet der Gast­wirt für sie wie für die an­dern Sa­chen des Gas­tes.

Art. 489  

3. Auf­he­bung der Haf­tung

 

1 Die An­sprü­che des Gas­tes er­lö­schen, wenn er den Scha­den nicht so­fort nach des­sen Ent­de­ckung dem Gast­wir­te an­zeigt.

2 Der Wirt kann sich sei­ner Ver­ant­wort­lich­keit nicht da­durch ent­zie­hen, dass er sie durch An­schlag in den Räu­men des Gast­ho­fes ab­lehnt oder von Be­din­gun­gen ab­hän­gig macht, die im Ge­set­ze nicht ge­nannt sind.

Art. 490  

II. Haf­tung der Stall­wir­te

 

1 Stall­wir­te haf­ten für die Be­schä­di­gung, Ver­nich­tung oder Ent­wen­dung der bei ih­nen ein­ge­stell­ten oder von ih­nen oder ih­ren Leu­ten auf an­de­re Wei­se über­nom­me­nen Tie­re und Wa­gen und der da­zu ge­hö­ri­gen Sa­chen, so­fern sie nicht be­wei­sen, dass der Scha­den durch den Ein­brin­gen­den selbst oder sei­ne Be­su­cher, Be­glei­ter oder Dienst­leu­te oder durch hö­he­re Ge­walt oder durch die Be­schaf­fen­heit der Sa­che ver­ur­sacht wor­den ist.

2 Die­se Haf­tung be­steht je­doch, wenn dem Stall­wir­te oder sei­nen Dienst­leu­ten kein Ver­schul­den zur Last fällt, für die über­nom­me­nen Tie­re, Wa­gen und da­zu ge­hö­ri­gen Sa­chen ei­nes je­den Ein­brin­gen­den nur bis zum Be­tra­ge von 1000 Fran­ken.

Art. 491  

III. Re­ten­ti­ons­recht

 

1 Gast­wir­te und Stall­wir­te ha­ben an den ein­ge­brach­ten Sa­chen ein Re­ten­ti­ons­recht für die For­de­run­gen, die ih­nen aus der Be­her­ber­gung und Un­ter­kunft zu­ste­hen.

2 Die Be­stim­mun­gen über das Re­ten­ti­ons­recht des Ver­mie­ters fin­den ent­spre­chen­de An­wen­dung.

Zwanzigster Titel: Die Bürgschaft273

273Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 10. Dez. 1941, in Kraft seit 1. Juli 1942 (AS 58 279644; BBl 1939 II 841). Die UeB zu diesem Tit. siehe am Schluss des OR.

Art. 492  

A. Vor­aus­set­zun­gen

I. Be­griff

 

1 Durch den Bürg­schafts­ver­trag ver­pflich­tet sich der Bür­ge ge­gen­über dem Gläu­bi­ger des Haupt­schuld­ners, für die Er­fül­lung der Schuld ein­zu­ste­hen.

2 Je­de Bürg­schaft setzt ei­ne zu Recht be­ste­hen­de Haupt­schuld vor­aus. Für den Fall, dass die Haupt­schuld wirk­sam wer­de, kann die Bürg­schaft auch für ei­ne künf­ti­ge oder be­ding­te Schuld ein­ge­gan­gen wer­den.

3 Wer für die Schuld aus ei­nem we­gen Irr­tums oder Ver­trags­un­fä­hig­keit für den Haupt­schuld­ner un­ver­bind­li­chen Ver­trag ein­zu­ste­hen er­klärt, haf­tet un­ter den Vor­aus­set­zun­gen und nach den Grund­sät­zen des Bürg­schafts­rechts, wenn er bei der Ein­ge­hung sei­ner Ver­pflich­tung den Man­gel ge­kannt hat. Dies gilt in glei­cher Wei­se, wenn je­mand sich ver­pflich­tet, für die Er­fül­lung ei­ner für den Haupt­schuld­ner ver­jähr­ten Schuld ein­zu­ste­hen.

4 So­weit sich aus dem Ge­setz nicht et­was an­de­res er­gibt, kann der Bür­ge auf die ihm in die­sem Ti­tel ein­ge­räum­ten Rech­te nicht zum vor­aus ver­zich­ten.

Art. 493  

II. Form

 

1 Die Bürg­schaft be­darf zu ih­rer Gül­tig­keit der schrift­li­chen Er­klä­rung des Bür­gen und der An­ga­be des zah­len­mäs­sig be­stimm­ten Höchst­be­tra­ges sei­ner Haf­tung in der Bürg­schafts­ur­kun­de selbst.

2 Die Bürg­schafts­er­klä­rung na­tür­li­cher Per­so­nen be­darf aus­ser­dem der öf­fent­li­chen Be­ur­kun­dung, die den am Ort ih­rer Vor­nah­me gel­ten­den Vor­schrif­ten ent­spricht. Wenn aber der Haf­tungs­be­trag die Sum­me von 2000 Fran­ken nicht über­steigt, so ge­nügt die ei­gen­schrift­li­che An­ga­be des zah­len­mäs­sig be­stimm­ten Haf­tungs­be­tra­ges und ge­ge­be­nen­falls der so­li­da­ri­schen Haf­tung in der Bürg­schafts­ur­kun­de selbst.

3 Bürg­schaf­ten, die ge­gen­über der Eid­ge­nos­sen­schaft oder ih­ren öf­fent­lich-recht­li­chen An­stal­ten oder ge­gen­über ei­nem Kan­ton für öf­fent­lich-recht­li­che Ver­pflich­tun­gen, wie Zöl­le, Steu­ern u. dgl. oder für Frach­ten ein­ge­gan­gen wer­den, be­dür­fen in al­len Fäl­len le­dig­lich der schrift­li­chen Er­klä­rung des Bür­gen und der An­ga­be des zah­len­mäs­sig be­stimm­ten Höchst­be­tra­ges sei­ner Haf­tung in der Bürg­schafts­ur­kun­de selbst.

4 Ist der Haf­tungs­be­trag zur Um­ge­hung der Form der öf­fent­li­chen Be­ur­kun­dung in klei­ne­re Be­trä­ge auf­ge­teilt wor­den, so ist für die Ver­bür­gung der Teil­be­trä­ge die für den Ge­samt­be­trag vor­ge­schrie­be­ne Form not­wen­dig.

5 Für nach­träg­li­che Ab­än­de­run­gen der Bürg­schaft, aus­ge­nom­men die Er­hö­hung des Haf­tungs­be­tra­ges und die Um­wand­lung ei­ner ein­fa­chen Bürg­schaft in ei­ne so­li­da­ri­sche, ge­nügt die Schrift­form. Wird die Haupt­schuld von ei­nem Drit­ten mit be­frei­en­der Wir­kung für den Schuld­ner über­nom­men, so geht die Bürg­schaft un­ter, wenn der Bür­ge die­ser Schuld­über­nah­me nicht schrift­lich zu­ge­stimmt hat.

6 Der glei­chen Form wie die Bürg­schaft be­dür­fen auch die Er­tei­lung ei­ner be­son­de­ren Voll­macht zur Ein­ge­hung ei­ner Bürg­schaft und das Ver­spre­chen, dem Ver­trags­geg­ner oder ei­nem Drit­ten Bürg­schaft zu leis­ten. Durch schrift­li­che Ab­re­de kann die Haf­tung auf den­je­ni­gen Teil der Haupt­schuld be­schränkt wer­den, der zu­erst ab­ge­tra­gen wird.

7 Der Bun­des­rat kann die Hö­he der Ge­büh­ren für die öf­fent­li­che Be­ur­kun­dung be­schrän­ken.

Art. 494  

III. Zu­stim­mung des Ehe­gat­ten

 

1 Die Bürg­schaft ei­ner ver­hei­ra­te­ten Per­son be­darf zu ih­rer Gül­tig­keit der im ein­zel­nen Fall vor­gän­gig oder spä­tes­tens gleich­zei­tig ab­ge­ge­be­nen schrift­li­chen Zu­stim­mung des Ehe­gat­ten, wenn die Ehe nicht durch rich­ter­li­ches Ur­teil ge­trennt ist.

2274

3 Für nach­träg­li­che Ab­än­de­run­gen ei­ner Bürg­schaft ist die Zu­stim­mung des an­dern Ehe­gat­ten nur er­for­der­lich, wenn der Haf­tungs­be­trag er­höht oder ei­ne ein­fa­che Bürg­schaft in ei­ne So­lid­ar­bürg­schaft um­ge­wan­delt wer­den soll, oder wenn die Än­de­rung ei­ne er­heb­li­che Ver­min­de­rung der Si­cher­hei­ten be­deu­tet.

4 Die glei­che Re­ge­lung gilt bei ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaf­ten sinn­ge­mä­ss.275

274 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2005 (Bürg­schaf­ten. Zu­stim­mung des Ehe­gat­ten), mit Wir­kung seit 1. Dez. 2005 (AS 2005 5097; BBl 2004 49554965).

275Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 11 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 495  

B. In­halt

I. Be­son­der­hei­ten der ein­zel­nen Bürg­schafts­ar­ten

1. Ein­fa­che Bürg­schaft

 

1 Der Gläu­bi­ger kann den ein­fa­chen Bür­gen erst dann zur Zah­lung an­hal­ten, wenn nach Ein­ge­hung der Bürg­schaft der Haupt­schuld­ner in Kon­kurs ge­ra­ten ist oder Nach­lass­stun­dung er­hal­ten hat oder vom Gläu­bi­ger un­ter An­wen­dung der er­for­der­li­chen Sorg­falt bis zur Aus­stel­lung ei­nes de­fi­ni­ti­ven Ver­lust­schei­nes be­trie­ben wor­den ist oder den Wohn­sitz ins Aus­land ver­legt hat und in der Schweiz nicht mehr be­langt wer­den kann, oder wenn in­fol­ge Ver­le­gung sei­nes Wohn­sit­zes im Aus­land ei­ne er­heb­li­che Er­schwe­rung der Rechts­ver­fol­gung ein­ge­tre­ten ist.

2 Be­ste­hen für die ver­bürg­te For­de­rung Pfand­rech­te, so kann der ein­fa­che Bür­ge, so­lan­ge der Haupt­schuld­ner nicht in Kon­kurs ge­ra­ten ist oder Nach­lass­stun­dung er­hal­ten hat, ver­lan­gen, dass der Gläu­bi­ger sich vor­erst an die­se hal­te.

3 Hat sich der Bür­ge nur zur De­ckung des Aus­falls ver­pflich­tet (Schad­los­bürg­schaft), so kann er erst be­langt wer­den, wenn ge­gen den Haupt­schuld­ner ein de­fi­ni­ti­ver Ver­lust­schein vor­liegt, oder wenn der Haupt­schuld­ner den Wohn­sitz ins Aus­land ver­legt hat und in der Schweiz nicht mehr be­langt wer­den kann, oder wenn in­fol­ge Ver­le­gung des Wohn­sit­zes im Aus­land ei­ne er­heb­li­che Er­schwe­rung der Rechts­ver­fol­gung ein­ge­tre­ten ist. Ist ein Nach­lass­ver­trag ab­ge­schlos­sen wor­den, so kann der Bür­ge für den nach­ge­las­se­nen Teil der Haupt­schuld so­fort nach In­kraft­tre­ten des Nach­lass­ver­tra­ges be­langt wer­den.

4 Ge­gen­tei­li­ge Ver­ein­ba­run­gen blei­ben vor­be­hal­ten.

Art. 496  

2. So­lid­ar­bürg­schaft

 

1 Wer sich als Bür­ge un­ter Bei­fü­gung des Wor­tes «so­li­da­risch» oder mit an­dern gleich­be­deu­ten­den Aus­drücken ver­pflich­tet, kann vor dem Haupt­schuld­ner und vor der Ver­wer­tung der Grund­p­fän­der be­langt wer­den, so­fern der Haupt­schuld­ner mit sei­ner Leis­tung im Rück­stand und er­folg­los ge­mahnt wor­den oder sei­ne Zah­lungs­un­fä­hig­keit of­fen­kun­dig ist.

2 Vor der Ver­wer­tung der Faust­pfand- und For­de­rungs­pfand­rech­te kann er nur be­langt wer­den, so­weit die­se nach dem Er­mes­sen des Rich­ters vor­aus­sicht­lich kei­ne De­ckung bie­ten, oder wenn dies so ver­ein­bart wor­den oder der Haupt­schuld­ner in Kon­kurs ge­ra­ten ist oder Nach­lass­stun­dung er­hal­ten hat.

Art. 497  

3. Mit­bürg­schaft

 

1 Meh­re­re Bür­gen, die ge­mein­sam die näm­li­che teil­ba­re Haupt­schuld ver­bürgt ha­ben, haf­ten für ih­re An­tei­le als ein­fa­che Bür­gen und für die An­tei­le der üb­ri­gen als Nach­bür­gen.

2 Ha­ben sie mit dem Haupt­schuld­ner oder un­ter sich So­li­dar­haft über­nom­men, so haf­tet je­der für die gan­ze Schuld. Der Bür­ge kann je­doch die Leis­tung des über sei­nen Kopf­an­teil hin­aus­ge­hen­den Be­tra­ges ver­wei­gern, so­lan­ge nicht ge­gen al­le so­li­da­risch ne­ben ihm haf­ten­den Mit­bür­gen, wel­che die Bürg­schaft vor oder mit ihm ein­ge­gan­gen ha­ben und für die­se Schuld in der Schweiz be­langt wer­den kön­nen, Be­trei­bung ein­ge­lei­tet wor­den ist. Das glei­che Recht steht ihm zu, so­weit sei­ne Mit­bür­gen für den auf sie ent­fal­len­den Teil Zah­lung ge­leis­tet oder Re­al­si­cher­heit ge­stellt ha­ben. Für die ge­leis­te­ten Zah­lun­gen hat der Bür­ge, wenn nicht et­was an­de­res ver­ein­bart wor­den ist, Rück­griff auf die so­li­da­risch ne­ben ihm haf­ten­den Mit­bür­gen, so­weit nicht je­der von ih­nen den auf ihn ent­fal­len­den Teil be­reits ge­leis­tet hat. Die­ser kann dem Rück­griff auf den Haupt­schuld­ner vor­aus­ge­hen.

3 Hat ein Bür­ge in der dem Gläu­bi­ger er­kenn­ba­ren Vor­aus­set­zung, dass ne­ben ihm für die glei­che Haupt­schuld noch an­de­re Bür­gen sich ver­pflich­ten wer­den, die Bürg­schaft ein­ge­gan­gen, so wird er be­freit, wenn die­se Vor­aus­set­zung nicht ein­tritt oder nach­träg­lich ein sol­cher Mit­bür­ge vom Gläu­bi­ger aus der Haf­tung ent­las­sen oder sei­ne Bürg­schaft un­gül­tig er­klärt wird. In letz­te­rem Fal­le kann der Rich­ter, wenn es die Bil­lig­keit ver­langt, auch bloss auf an­ge­mes­se­ne Her­ab­set­zung der Haf­tung er­ken­nen.

4 Ha­ben meh­re­re Bür­gen sich un­ab­hän­gig von­ein­an­der für die glei­che Haupt­schuld ver­bürgt, so haf­tet je­der für den gan­zen von ihm ver­bürg­ten Be­trag. Der Zah­len­de hat je­doch, so­weit nicht et­was an­de­res ver­ein­bart ist, an­teil­mäs­si­gen Rück­griff auf die an­dern.

Art. 498  

4. Nach­bürg­schaft und Rück­bürg­schaft

 

1 Der Nach­bür­ge, der sich dem Gläu­bi­ger für die Er­fül­lung der von den Vor­bür­gen über­nom­me­nen Ver­bind­lich­keit ver­pflich­tet hat, haf­tet ne­ben die­sem in glei­cher Wei­se wie der ein­fa­che Bür­ge ne­ben dem Haupt­schuld­ner.

2 Der Rück­bür­ge ist ver­pflich­tet, dem zah­len­den Bür­gen für den Rück­griff ein­zu­ste­hen, der die­sem ge­gen den Haupt­schuld­ner zu­steht.

Art. 499  

II. Ge­mein­sa­mer In­halt

1. Ver­hält­nis des Bür­gen zum Gläu­bi­ger

a. Um­fang der Haf­tung

 

1 Der Bür­ge haf­tet in al­len Fäl­len nur bis zu dem in der Bürg­schafts­ur­kun­de an­ge­ge­be­nen Höchst­be­trag.

2 Bis zu die­sem Höchst­be­tra­ge haf­tet der Bür­ge, man­gels an­de­rer Ab­re­de, für:

1.
den je­wei­li­gen Be­trag der Haupt­schuld, in­be­grif­fen die ge­setz­li­chen Fol­gen ei­nes Ver­schul­dens oder Ver­zu­ges des Haupt­schuld­ners, je­doch für den aus dem Da­hin­fal­len des Ver­tra­ges ent­ste­hen­den Scha­den und für ei­ne Kon­ven­tio­nal­stra­fe nur dann, wenn dies aus­drück­lich ver­ein­bart wor­den ist;
2.
die Kos­ten der Be­trei­bung und Aus­kla­gung des Haupt­schuld­ners, so­weit dem Bür­gen recht­zei­tig Ge­le­gen­heit ge­ge­ben war, sie durch Be­frie­di­gung des Gläu­bi­gers zu ver­mei­den, so­wie ge­ge­be­nen­falls die Kos­ten für die Her­aus­ga­be von Pfän­dern und die Über­tra­gung von Pfand­rech­ten;
3.
ver­trags­mäs­si­ge Zin­se bis zum Be­tra­ge des lau­fen­den und ei­nes ver­fal­le­nen Jah­res­zin­ses, oder ge­ge­be­nen­falls für ei­ne lau­fen­de und ei­ne ver­fal­le­ne An­nui­tät.

3 Wenn sich nicht et­was an­de­res aus dem Bürg­schafts­ver­trag oder aus den Um­stän­den er­gibt, haf­tet der Bür­ge nur für die nach der Un­ter­zeich­nung der Bürg­schaft ein­ge­gan­ge­nen Ver­pflich­tun­gen des Haupt­schuld­ners.

Art. 500  

b. Ge­setz­li­che Ver­rin­ge­rung des Haf­tungs­be­tra­ges

 

1 Bei Bürg­schaf­ten na­tür­li­cher Per­so­nen ver­rin­gert sich der Haf­tungs­be­trag, so­weit nicht von vor­ne­he­rein oder nach­träg­lich et­was an­de­res ver­ein­bart wird, je­des Jahr um drei Hun­derts­tel, wenn aber die­se For­de­run­gen durch Grund­pfand ge­si­chert sind, um einen Hun­derts­tel des ur­sprüng­li­chen Haf­tungs­be­tra­ges. In je­dem Fal­le ver­rin­gert er sich bei Bürg­schaf­ten na­tür­li­cher Per­so­nen min­des­tens im glei­chen Ver­hält­nis wie die Haupt­schuld.

2 Aus­ge­nom­men sind die ge­gen­über der Eid­ge­nos­sen­schaft oder ih­ren öf­fent­lich-recht­li­chen An­stal­ten oder ge­gen­über ei­nem Kan­ton ein­ge­gan­ge­nen Bürg­schaf­ten für öf­fent­lich-recht­li­che Ver­pflich­tun­gen, wie Zöl­le, Steu­ern u. dgl. und für Frach­ten, so­wie die Amts- und Dienst­bürg­schaf­ten und die Bürg­schaf­ten für Ver­pflich­tun­gen mit wech­seln­dem Be­trag, wie Kon­to­kor­rent, Suk­zes­siv­lie­fe­rungs­ver­trag, und für pe­ri­odisch wie­der­keh­ren­de Leis­tun­gen.

Art. 501  

c. Be­lang­bar­keit des Bür­gen

 

1 Der Bür­ge kann we­gen der Haupt­schuld vor dem für ih­re Be­zah­lung fest­ge­setz­ten Zeit­punkt selbst dann nicht be­langt wer­den, wenn die Fäl­lig­keit durch den Kon­kurs des Haupt­schuld­ners vor­ge­rückt wird.

2 Ge­gen Leis­tung von Re­al­si­cher­heit kann der Bür­ge bei je­der Bürg­schafts­art ver­lan­gen, dass der Rich­ter die Be­trei­bung ge­gen ihn ein­stellt, bis al­le Pfän­der ver­wer­tet sind und ge­gen den Haupt­schuld­ner ein de­fi­ni­ti­ver Ver­lust­schein vor­liegt oder ein Nach­lass­ver­trag ab­ge­schlos­sen wor­den ist.

3 Be­darf die Haupt­schuld zu ih­rer Fäl­lig­keit der Kün­di­gung durch den Gläu­bi­ger oder den Haupt­schuld­ner, so be­ginnt die Frist für den Bür­gen erst mit dem Ta­ge zu lau­fen, an dem ihm die­se Kün­di­gung mit­ge­teilt wird.

4 Wird die Leis­tungs­pflicht ei­nes im Aus­land wohn­haf­ten Haupt­schuld­ners durch die aus­län­di­sche Ge­setz­ge­bung auf­ge­ho­ben oder ein­ge­schränkt, wie bei­spiels­wei­se durch Vor­schrif­ten über Ver­rech­nungs­ver­kehr oder durch Über­wei­sungs­ver­bo­te, so kann der in der Schweiz wohn­haf­te Bür­ge sich eben­falls dar­auf be­ru­fen, so­weit er auf die­se Ein­re­de nicht ver­zich­tet hat.

Art. 502  

d. Ein­re­den

 

1 Der Bür­ge ist be­rech­tigt und ver­pflich­tet, dem Gläu­bi­ger die Ein­re­den ent­ge­gen­zu­set­zen, die dem Haupt­schuld­ner oder sei­nen Er­ben zu­ste­hen und sich nicht auf die Zah­lungs­un­fä­hig­keit des Haupt­schuld­ners stüt­zen. Vor­be­hal­ten bleibt die Ver­bür­gung ei­ner für den Haupt­schuld­ner we­gen Irr­tums oder Ver­trags­un­fä­hig­keit un­ver­bind­li­chen oder ei­ner ver­jähr­ten Schuld.

2 Ver­zich­tet der Haupt­schuld­ner auf ei­ne ihm zu­ste­hen­de Ein­re­de, so kann der Bür­ge sie trotz­dem gel­tend ma­chen.

3 Un­ter­lässt es der Bür­ge, Ein­re­den des Haupt­schuld­ners gel­tend zu ma­chen, so ver­liert er sei­nen Rück­griff in­so­weit, als er sich durch die­se Ein­re­den hät­te be­frei­en kön­nen, wenn er nicht dar­zu­tun ver­mag, dass er sie oh­ne sein Ver­schul­den nicht ge­kannt hat.

4 Dem Bür­gen, der ei­ne we­gen Spiel und Wet­te un­klag­ba­re Schuld ver­bürgt hat, ste­hen, auch wenn er die­sen Man­gel kann­te, die glei­chen Ein­re­den zu wie dem Haupt­schuld­ner.

Art. 503  

e. Sorg­falts- und Her­aus­ga­be­pflicht des Gläu­bi­gers

 

1 Ver­min­dert der Gläu­bi­ger zum Nach­teil des Bür­gen bei der Ein­ge­hung der Bürg­schaft vor­han­de­ne oder vom Haupt­schuld­ner nach­träg­lich er­lang­te und ei­gens für die ver­bürg­te For­de­rung be­stimm­te Pfand­rech­te oder an­der­wei­ti­ge Si­cher­hei­ten und Vor­zugs­rech­te, so ver­rin­gert sich die Haf­tung des Bür­gen um einen die­ser Ver­min­de­rung ent­spre­chen­den Be­trag, so­weit nicht nach­ge­wie­sen wird, dass der Scha­den we­ni­ger hoch ist. Die Rück­for­de­rung des zu­viel be­zahl­ten Be­tra­ges bleibt vor­be­hal­ten.

2 Bei der Amts- und Dienst­bürg­schaft ist der Gläu­bi­ger dem Bür­gen über­dies ver­ant­wort­lich, wenn in­fol­ge Un­ter­las­sung der Auf­sicht über den Ar­beit­neh­mer, zu der er ver­pflich­tet ist, oder der ihm sonst zu­mut­ba­ren Sorg­falt die Schuld ent­stan­den ist oder einen Um­fang an­ge­nom­men hat, den sie an­dern­falls nicht an­ge­nom­men hät­te.276

3 Der Gläu­bi­ger hat dem Bür­gen, der ihn be­frie­digt, die zur Gel­tend­ma­chung sei­ner Rech­te dien­li­chen Ur­kun­den her­aus­zu­ge­ben und die nö­ti­gen Auf­schlüs­se zu er­tei­len. Eben­so hat er ihm die bei der Ein­ge­hung der Bürg­schaft vor­han­de­nen oder vom Haupt­schuld­ner nach­träg­lich ei­gens für die­se For­de­rung be­stell­ten Pfän­der und an­der­wei­ti­gen Si­cher­hei­ten her­aus­zu­ge­ben oder die für ih­re Über­tra­gung er­for­der­li­chen Hand­lun­gen vor­zu­neh­men. Die dem Gläu­bi­ger für an­de­re For­de­run­gen zu­ste­hen­den Pfand- und Re­ten­ti­ons­rech­te blei­ben vor­be­hal­ten, so­weit sie den­je­ni­gen des Bür­gen im Rang vor­ge­hen.

4 Wei­gert sich der Gläu­bi­ger un­ge­recht­fer­tig­ter­wei­se, die­se Hand­lun­gen vor­zu­neh­men, oder hat er sich der vor­han­de­nen Be­weis­mit­tel oder der Pfän­der und sons­ti­gen Si­cher­hei­ten, für die er ver­ant­wort­lich ist, bös­wil­lig oder grob­fahr­läs­sig en­täus­sert, so wird der Bür­ge frei. Er kann das Ge­leis­te­te zu­rück­for­dern und für den ihm dar­über hin­aus er­wach­se­nen Scha­den Er­satz ver­lan­gen.

276Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II Art. 1 Ziff. 12 des BG vom 25. Ju­ni 1971, in Kraft seit 1. Jan. 1972 (AS 1971 1465; BBl 1967 II 241). Sie­he auch die Schl- und UeB des X. Tit.

Art. 504  

f. An­spruch auf Zah­lungs­an­nah­me

 

1 Ist die Haupt­schuld fäl­lig, sei es auch in­fol­ge Kon­kur­ses des Haupt­schuld­ners, so kann der Bür­ge je­der­zeit ver­lan­gen, dass der Gläu­bi­ger von ihm Be­frie­di­gung an­neh­me. Haf­ten für ei­ne For­de­rung meh­re­re Bür­gen, so ist der Gläu­bi­ger auch zur An­nah­me ei­ner blos­sen Teil­zah­lung ver­pflich­tet, wenn sie min­des­tens so gross ist wie der Kopf­an­teil des zah­len­den Bür­gen.

2 Der Bür­ge wird frei, wenn der Gläu­bi­ger die An­nah­me der Zah­lung un­ge­recht­fer­tig­ter­wei­se ver­wei­gert. In die­sem Fal­le ver­min­dert sich die Haf­tung all­fäl­li­ger so­li­da­ri­scher Mit­bür­gen um den Be­trag sei­nes Kopf­an­teils.

3 Der Bür­ge kann den Gläu­bi­ger auch vor der Fäl­lig­keit der Haupt­schuld be­frie­di­gen, wenn die­ser zur An­nah­me be­reit ist. Der Rück­griff auf den Haupt­schuld­ner kann aber erst nach Ein­tritt der Fäl­lig­keit gel­tend ge­macht wer­den.

Art. 505  

g. Mit­tei­lungs­pflicht des Gläu­bi­gers und An­mel­dung im Kon­kurs und Nach­lass­ver­fah­ren des Schuld­ners

 

1 Ist der Haupt­schuld­ner mit der Be­zah­lung von Ka­pi­tal, von Zin­sen für ein hal­b­es Jahr oder ei­ner Jah­res­a­mor­ti­sa­ti­on sechs Mo­na­te im Rück­stand, so hat der Gläu­bi­ger dem Bür­gen Mit­tei­lung zu ma­chen. Auf Ver­lan­gen hat er ihm je­der­zeit über den Stand der Haupt­schuld Aus­kunft zu ge­ben.

2 Im Kon­kurs und beim Nach­lass­ver­fah­ren des Haupt­schuld­ners hat der Gläu­bi­ger sei­ne For­de­rung an­zu­mel­den und al­les Wei­te­re vor­zu­keh­ren, was ihm zur Wah­rung der Rech­te zu­ge­mu­tet wer­den kann. Den Bür­gen hat er vom Kon­kurs und von der Nach­lass­stun­dung zu be­nach­rich­ti­gen, so­bald er von ih­nen Kennt­nis er­hält.

3 Un­ter­lässt der Gläu­bi­ger ei­ne die­ser Hand­lun­gen, so ver­liert er sei­ne An­sprü­che ge­gen den Bür­gen in­so­weit, als die­sem aus der Un­ter­las­sung ein Scha­den ent­stan­den ist.

Art. 506  

2. Ver­hält­nis des Bür­gen zum Haupt­schuld­ner

a. Recht auf Si­cher­stel­lung und Be­frei­ung

 

Der Bür­ge kann vom Haupt­schuld­ner Si­cher­stel­lung und, wenn die Haupt­schuld fäl­lig ist, Be­frei­ung von der Bürg­schaft ver­lan­gen:

1.
wenn der Haupt­schuld­ner den mit dem Bür­gen ge­trof­fe­nen Ab­re­den zu­wi­der­han­delt, na­ment­lich die auf einen be­stimm­ten Zeit­punkt ver­spro­che­ne Ent­las­tung des Bür­gen nicht be­wirkt;
2.
wenn der Haupt­schuld­ner in Ver­zug kommt oder durch Ver­le­gung sei­nes Wohn­sit­zes in einen an­dern Staat sei­ne recht­li­che Ver­fol­gung er­heb­lich er­schwert;
3.
wenn durch Ver­schlim­me­rung der Ver­mö­gens­ver­hält­nis­se des Haupt­schuld­ners, durch Ent­wer­tung von Si­cher­hei­ten oder durch Ver­schul­den des Haupt­schuld­ners die Ge­fahr für den Bür­gen er­heb­lich grös­ser ge­wor­den ist, als sie bei der Ein­ge­hung der Bürg­schaft war.
Art. 507  

b. Das Rück­griffs­recht des Bür­gen.

aa. Im All­ge­mei­nen

 

1 Auf den Bür­gen ge­hen in dem­sel­ben Mas­se, als er den Gläu­bi­ger be­frie­digt hat, des­sen Rech­te über. Er kann sie so­fort nach Ein­tritt der Fäl­lig­keit gel­tend ma­chen.

2 Von den für die ver­bürg­te For­de­rung haf­ten­den Pfand­rech­ten und an­dern Si­cher­hei­ten ge­hen aber, so­weit nichts an­de­res ver­ein­bart wor­den ist, nur die­je­ni­gen auf ihn über, die bei Ein­ge­hung der Bürg­schaft vor­han­den wa­ren oder die vom Haupt­schuld­ner nach­träg­lich ei­gens für die­se For­de­rung be­stellt wor­den sind. Geht in­fol­ge bloss teil­wei­ser Be­zah­lung der Schuld nur ein Teil ei­nes Pfand­rech­tes auf den Bür­gen über, so hat der dem Gläu­bi­ger ver­blei­ben­de Teil vor demje­ni­gen des Bür­gen den Vor­rang.

3 Vor­be­hal­ten blei­ben die be­son­de­ren An­sprü­che und Ein­re­den aus dem zwi­schen Bür­gen und Haupt­schuld­ner be­ste­hen­den Rechts­ver­hält­nis.

4 Wird ein für ei­ne ver­bürg­te For­de­rung be­stell­tes Pfand in An­spruch ge­nom­men, oder be­zahlt der Pfand­ei­gen­tü­mer frei­wil­lig, so kann der Pfand­ei­gen­tü­mer auf den Bür­gen hie­für nur Rück­griff neh­men, wenn dies zwi­schen dem Pfand­be­stel­ler und dem Bür­gen so ver­ein­bart oder das Pfand von ei­nem Drit­ten nach­träg­lich be­stellt wor­den ist.

5 Die Ver­jäh­rung der Rück­griffs­for­de­rung be­ginnt mit dem Zeit­punkt der Be­frie­di­gung des Gläu­bi­gers durch den Bür­gen zu lau­fen.

6 Für die Be­zah­lung ei­ner un­klag­ba­ren For­de­rung oder ei­ner für den Haupt­schuld­ner we­gen Irr­tums oder Ver­trags­un­fä­hig­keit un­ver­bind­li­chen Schuld steht dem Bür­gen kein Rück­griffs­recht auf den Haupt­schuld­ner zu. Hat er je­doch die Haf­tung für ei­ne ver­jähr­te Schuld im Auf­trag des Haupt­schuld­ners über­nom­men, so haf­tet ihm die­ser nach den Grund­sät­zen über den Auf­trag.

Art. 508  

bb. An­zei­ge­pflicht des Bür­gen

 

1 Be­zahlt der Bür­ge die Haupt­schuld ganz oder teil­wei­se, so hat er dem Haupt­schuld­ner Mit­tei­lung zu ma­chen.

2 Un­ter­lässt er die­se Mit­tei­lung und be­zahlt der Haupt­schuld­ner, der die Til­gung nicht kann­te und auch nicht ken­nen muss­te, die Schuld gleich­falls, so ver­liert der Bür­ge sei­nen Rück­griff auf ihn.

3 Die For­de­rung ge­gen den Gläu­bi­ger aus un­ge­recht­fer­tig­ter Be­rei­che­rung bleibt vor­be­hal­ten.

Art. 509  

C. Be­en­di­gung der Bürg­schaft

I. Da­hin­fal­len von Ge­set­zes we­gen

 

1 Durch je­des Er­lö­schen der Haupt­schuld wird der Bür­ge be­freit.

2 Ver­ei­ni­gen sich aber die Haf­tung als Haupt­schuld­ner und die­je­ni­ge aus der Bürg­schaft in ei­ner und der­sel­ben Per­son, so blei­ben dem Gläu­bi­ger die ihm aus der Bürg­schaft zu­ste­hen­den be­son­dern Vor­tei­le ge­wahrt.

3 Je­de Bürg­schaft na­tür­li­cher Per­so­nen fällt nach Ab­lauf von 20 Jah­ren nach ih­rer Ein­ge­hung da­hin. Aus­ge­nom­men sind die ge­gen­über der Eid­ge­nos­sen­schaft oder ih­ren öf­fent­lich-recht­li­chen An­stal­ten oder ge­gen­über ei­nem Kan­ton für öf­fent­lich-recht­li­che Ver­pflich­tun­gen, wie Zöl­le, Steu­ern u. dgl., und für Frach­ten ein­ge­gan­ge­nen Bürg­schaf­ten so­wie die Amts- und Dienst­bürg­schaf­ten und die Bürg­schaf­ten für pe­ri­odisch wie­der­keh­ren­de Leis­tun­gen.

4 Wäh­rend des letz­ten Jah­res die­ser Frist kann die Bürg­schaft, selbst wenn sie für ei­ne län­ge­re Frist ein­ge­gan­gen wor­den ist, gel­tend ge­macht wer­den, so­fern der Bür­ge sie nicht vor­her ver­län­gert oder durch ei­ne neue Bürg­schaft er­setzt hat.

5 Ei­ne Ver­län­ge­rung kann durch schrift­li­che Er­klä­rung des Bür­gen für höchs­tens wei­te­re zehn Jah­re vor­ge­nom­men wer­den. Die­se ist aber nur gül­tig, wenn sie nicht frü­her als ein Jahr vor dem Da­hin­fal­len der Bürg­schaft ab­ge­ge­ben wird.

6 Wird die Haupt­schuld we­ni­ger als zwei Jah­re vor dem Da­hin­fal­len der Bürg­schaft fäl­lig, und konn­te der Gläu­bi­ger nicht auf einen frü­hern Zeit­punkt kün­di­gen, so kann der Bür­ge bei je­der Bürg­schafts­art oh­ne vor­he­ri­ge In­an­spruch­nah­me des Haupt­schuld­ners oder der Pfän­der be­langt wer­den. Dem Bür­gen steht aber das Rück­griffs­recht auf den Haupt­schuld­ner schon vor der Fäl­lig­keit der Haupt­schuld zu.

Art. 510  

II. Bürg­schaft auf Zeit; Rück­tritt

 

1 Ist ei­ne zu­künf­ti­ge For­de­rung ver­bürgt, so kann der Bür­ge die Bürg­schaft, so­lan­ge die For­de­rung nicht ent­stan­den ist, je­der­zeit durch ei­ne schrift­li­che Er­klä­rung an den Gläu­bi­ger wi­der­ru­fen, so­fern die Ver­mö­gens­ver­hält­nis­se des Haupt­schuld­ners sich seit der Un­ter­zeich­nung der Bürg­schaft we­sent­lich ver­schlech­tert ha­ben oder wenn sich erst nach­träg­lich her­aus­stellt, dass sei­ne Ver­mö­gens­la­ge we­sent­lich schlech­ter ist, als der Bür­ge in gu­ten Treu­en an­ge­nom­men hat­te. Bei ei­ner Amts- oder Dienst­bürg­schaft ist der Rück­tritt nicht mehr mög­lich, wenn das Amts- oder Dienst­ver­hält­nis zu­stan­de ge­kom­men ist.

2 Der Bür­ge hat dem Gläu­bi­ger Er­satz zu leis­ten für den Scha­den, der ihm dar­aus er­wächst, dass er sich in gu­ten Treu­en auf die Bürg­schaft ver­las­sen hat.

3 Ist die Bürg­schaft nur für ei­ne be­stimm­te Zeit ein­ge­gan­gen, so er­lischt die Ver­pflich­tung des Bür­gen, wenn der Gläu­bi­ger nicht bin­nen vier Wo­chen nach Ab­lauf der Frist sei­ne For­de­rung recht­lich gel­tend macht und den Rechts­weg oh­ne er­heb­li­che Un­ter­bre­chung ver­folgt.

4 Ist in die­sem Zeit­punkt die For­de­rung nicht fäl­lig, so kann sich der Bür­ge nur durch Leis­tung von Re­al­si­cher­heit von der Bürg­schaft be­frei­en.

5 Un­ter­lässt er dies, so gilt die Bürg­schaft un­ter Vor­be­halt der Be­stim­mung über die Höchst­dau­er wei­ter, wie wenn sie bis zur Fäl­lig­keit der Haupt­schuld ver­ein­bart wor­den wä­re.

Art. 511  

III. Un­be­fris­te­te Bürg­schaft

 

1 Ist die Bürg­schaft auf un­be­stimm­te Zeit ein­ge­gan­gen, so kann der Bür­ge nach Ein­tritt der Fäl­lig­keit der Haupt­schuld vom Gläu­bi­ger ver­lan­gen, dass er, so­weit es für sei­ne Be­lang­bar­keit Vor­aus­set­zung ist, bin­nen vier Wo­chen die For­de­rung ge­gen­über dem Haupt­schuld­ner recht­lich gel­tend macht, die Ver­wer­tung all­fäl­li­ger Pfän­der ein­lei­tet und den Rechts­weg oh­ne er­heb­li­che Un­ter­bre­chung ver­folgt.

2 Han­delt es sich um ei­ne For­de­rung, de­ren Fäl­lig­keit durch Kün­di­gung des Gläu­bi­gers her­bei­ge­führt wer­den kann, so ist der Bür­ge nach Ab­lauf ei­nes Jah­res seit Ein­ge­hung der Bürg­schaft zu dem Ver­lan­gen be­rech­tigt, dass der Gläu­bi­ger die Kün­di­gung vor­neh­me und nach Ein­tritt der Fäl­lig­keit sei­ne Rech­te im Sin­ne der vor­ste­hen­den Be­stim­mung gel­tend ma­che.

3 Kommt der Gläu­bi­ger die­sem Ver­lan­gen nicht nach, so wird der Bür­ge frei.

Art. 512  

IV. Amts- und Dienst­bürg­schaft

 

1 Ei­ne auf un­be­stimm­te Zeit ein­ge­gan­ge­ne Amts­bürg­schaft kann un­ter Wah­rung ei­ner Kün­di­gungs­frist von ei­nem Jahr auf das En­de ei­ner Amts­dau­er ge­kün­digt wer­den.

2 Be­steht kei­ne be­stimm­te Amts­dau­er, so kann der Amts­bür­ge die Bürg­schaft je auf das En­de des vier­ten Jah­res nach dem Amts­an­tritt un­ter Wah­rung ei­ner Kün­di­gungs­frist von ei­nem Jahr kün­di­gen.

3 Bei ei­ner auf un­be­stimm­te Zeit ein­ge­gan­ge­nen Dienst­bürg­schaft steht dem Bür­gen das glei­che Kün­di­gungs­recht zu wie dem Amts­bür­gen bei un­be­stimm­ter Amts­dau­er.

4 Ge­gen­tei­li­ge Ver­ein­ba­run­gen blei­ben vor­be­hal­ten.

Einundzwanzigster Titel: Spiel und Wette

Art. 513  

A. Un­klag­bar­keit der For­de­rung

 

1 Aus Spiel und Wet­te ent­steht kei­ne For­de­rung.

2 Das­sel­be gilt von Dar­le­hen und Vor­schüs­sen, die wis­sent­lich zum Be­hu­fe des Spie­les oder der Wet­te ge­macht wer­den, so­wie von Dif­fe­renz­ge­schäf­ten und sol­chen Lie­fe­rungs­ge­schäf­ten über Wa­ren oder Bör­sen­pa­pie­re, die den Cha­rak­ter ei­nes Spie­les oder ei­ner Wet­te ha­ben.

Art. 514  

B. Schuld­ver­schrei­bun­gen und frei­wil­li­ge Zah­lung

 

1 Ei­ne Schuld­ver­schrei­bung oder Wech­sel­ver­pflich­tung, die der Spie­len­de oder Wet­ten­de zur De­ckung der Spiel- oder Wett­sum­me ge­zeich­net hat, kann trotz er­folg­ter Aus­hän­di­gung, un­ter Vor­be­halt der Rech­te gut­gläu­bi­ger Drit­ter aus Wert­pa­pie­ren, nicht gel­tend ge­macht wer­den.

2 Ei­ne frei­wil­lig ge­leis­te­te Zah­lung kann nur zu­rück­ge­for­dert wer­den, wenn die plan­mäs­si­ge Aus­füh­rung des Spie­les oder der Wet­te durch Zu­fall oder durch den Emp­fän­ger ver­ei­telt wor­den ist, oder wenn die­ser sich ei­ner Un­red­lich­keit schul­dig ge­macht hat.

Art. 515  

C. Lot­te­rie- und Aus­spiel­ge­schäf­te

 

1 Aus Lot­te­rie- oder Aus­spiel­ge­schäf­ten ent­steht nur dann ei­ne For­de­rung, wenn die Un­ter­neh­mung von der zu­stän­di­gen Be­hör­de be­wil­ligt wor­den ist.

2 Fehlt die­se Be­wil­li­gung, so wird ei­ne sol­che For­de­rung wie ei­ne Spiel­for­de­rung be­han­delt.

3 Für aus­wärts ge­stat­te­te Lot­te­ri­en oder Aus­spiel­ver­trä­ge wird in der Schweiz ein Rechts­schutz nur ge­währt, wenn die zu­stän­di­ge schwei­ze­ri­sche Be­hör­de den Ver­trieb der Lo­se be­wil­ligt hat.

Art. 515a277  

D. Spiel in Spiel­ban­ken, Dar­le­hen von Spiel­ban­ken

 

Aus Glückss­pie­len in Spiel­ban­ken ent­ste­hen klag­ba­re For­de­run­gen, so­fern die Spiel­bank von der zu­stän­di­gen Be­hör­de ge­neh­migt wur­de.

277 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 5 des Spiel­ban­ken­ge­set­zes vom 18. Dez. 1998, in Kraft seit 1. April 2000 (AS 2000 677; BBl 1997 III 145).

Zweiundzwanzigster Titel: Der Leibrentenvertrag und die Verpfründung

Art. 516  

A. Leib­ren­ten­ver­trag

I. In­halt

 

1 Die Leib­ren­te kann auf die Le­bens­zeit des Ren­tengläu­bi­gers, des Ren­ten­schuld­ners oder ei­nes Drit­ten ge­stellt wer­den.

2 In Er­man­ge­lung ei­ner be­stimm­ten Ver­ab­re­dung wird an­ge­nom­men, sie sei auf die Le­bens­zeit des Ren­tengläu­bi­gers ver­spro­chen.

3 Ei­ne auf die Le­bens­zeit des Ren­ten­schuld­ners oder ei­nes Drit­ten ge­stell­te Leib­ren­te geht, so­fern nicht et­was an­de­res ver­ab­re­det ist, auf die Er­ben des Ren­tengläu­bi­gers über.

Art. 517  

II. Form der Ent­ste­hung

 

Der Leib­ren­ten­ver­trag be­darf zu sei­ner Gül­tig­keit der schrift­li­chen Form.

Art. 518  

III. Rech­te des Gläu­bi­gers

1. Gel­tend­ma­chung des An­spruchs

 

1 Die Leib­ren­te ist halb­jähr­lich und zum vor­aus zu leis­ten, wenn nicht et­was an­de­res ver­ein­bart ist.

2 Stirbt die Per­son, auf de­ren Le­bens­zeit die Leib­ren­te ge­stellt ist, vor dem Ab­lau­fe der Pe­ri­ode, für die zum vor­aus die Ren­te zu ent­rich­ten ist, so wird der vol­le Be­trag ge­schul­det.

3 Fällt der Leib­ren­ten­schuld­ner in Kon­kurs, so ist der Leib­ren­tengläu­bi­ger be­rech­tigt, sei­ne An­sprü­che in Form ei­ner Ka­pi­tal­for­de­rung gel­tend zu ma­chen, de­ren Wert durch das Ka­pi­tal be­stimmt wird, wo­mit die näm­li­che Leib­ren­te zur Zeit der Kon­kurser­öff­nung bei ei­ner so­li­den Ren­ten­an­stalt be­stellt wer­den könn­te.

Art. 519  

2. Über­trag­bar­keit

 

1 Der Leib­ren­tengläu­bi­ger kann, so­fern nicht et­was an­de­res ver­ein­bart ist, die Aus­übung sei­ner Rech­te ab­tre­ten.

2279

279Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 6 des BG vom 16. Dez. 1994, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 520  

IV. Leib­ren­ten nach dem Ge­setz über den Ver­si­che­rungs­ver­trag

 

Die Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes über den Leib­ren­ten­ver­trag fin­den kei­ne An­wen­dung auf Leib­ren­ten­ver­trä­ge, die un­ter dem Bun­des­ge­setz vom 2. April 1908280 über den Ver­si­che­rungs­ver­trag ste­hen, vor­be­hält­lich der Vor­schrift be­tref­fend die Ent­zieh­bar­keit des Ren­ten­an­spruchs.

Art. 521  

B. Ver­pfrün­dung

I. Be­griff

 

1 Durch den Ver­pfrün­dungs­ver­trag ver­pflich­tet sich der Pfrün­der, dem Pfrund­ge­ber ein Ver­mö­gen oder ein­zel­ne Ver­mö­gens­wer­te zu über­tra­gen, und die­ser, dem Pfrün­der Un­ter­halt und Pfle­ge auf Le­bens­zeit zu ge­wäh­ren.

2 Ist der Pfrund­ge­ber als Er­be des Pfrün­ders ein­ge­setzt, so steht das gan­ze Ver­hält­nis un­ter den Be­stim­mun­gen über den Erb­ver­trag.

Art. 522  

II. Ent­ste­hung

1. Form

 

1 Der Ver­pfrün­dungs­ver­trag be­darf zu sei­ner Gül­tig­keit, auch wenn kei­ne Erb­ein­set­zung da­mit ver­bun­den ist, der­sel­ben Form wie der Erb­ver­trag.

2 Wird der Ver­trag mit ei­ner staat­lich an­er­kann­ten Pfrund­an­stalt zu den von der zu­stän­di­gen Be­hör­de ge­neh­mig­ten Be­din­gun­gen ab­ge­schlos­sen, so ge­nügt die schrift­li­che Ver­ein­ba­rung.

Art. 523  

2. Si­cher­stel­lung

 

Hat der Pfrün­der dem Pfrund­ge­ber ein Grund­stück über­tra­gen so steht ihm für sei­ne An­sprü­che das Recht auf ein ge­setz­li­ches Pfand­recht an die­sem Grund­stück gleich ei­nem Ver­käu­fer zu.

Art. 524  

III. In­halt

 

1 Der Pfrün­der tritt in häus­li­che Ge­mein­schaft mit dem Pfrund­ge­ber, und die­ser ist ver­pflich­tet, ihm zu leis­ten, was der Pfrün­der nach dem Wert des Ge­leis­te­ten und nach den Ver­hält­nis­sen, in de­nen er bis­hin ge­stan­den hat, bil­li­ger­wei­se er­war­ten darf.

2 Er hat ihm Woh­nung und Un­ter­halt in an­ge­mes­se­ner Wei­se zu leis­ten und schul­det ihm in Krank­heits­fäl­len die nö­ti­ge Pfle­ge und ärzt­li­che Be­hand­lung.

3 Pfrund­an­stal­ten kön­nen die­se Leis­tun­gen in ih­ren Haus­ord­nun­gen un­ter Ge­neh­mi­gung durch die zu­stän­di­ge Be­hör­de als Ver­trags­in­halt all­ge­mein ver­bind­lich fest­set­zen.

Art. 525  

IV. An­fech­tung und Her­ab­set­zung

 

1 Ein Ver­pfrün­dungs­ver­trag kann von den­je­ni­gen Per­so­nen an­ge­foch­ten wer­den, de­nen ein ge­setz­li­cher Un­ter­stüt­zungs­an­spruch ge­gen den Pfrün­der zu­steht, wenn der Pfrün­der durch die Ver­pfrün­dung sich der Mög­lich­keit be­raubt, sei­ner Un­ter­stüt­zungs­pflicht nach­zu­kom­men.

2 An­statt den Ver­trag auf­zu­he­ben, kann der Rich­ter den Pfrund­ge­ber zu der Un­ter­stüt­zung der Un­ter­stüt­zungs­be­rech­tig­ten ver­pflich­ten un­ter An­rech­nung die­ser Leis­tun­gen auf das, was der Pfrund­ge­ber ver­trags­ge­mä­ss dem Pfrün­der zu ent­rich­ten hat.

3 Vor­be­hal­ten blei­ben fer­ner die Kla­ge der Er­ben auf Her­ab­set­zung und die An­fech­tung durch die Gläu­bi­ger.

Art. 526  

V. Auf­he­bung

1. Kün­di­gung

 

1 Der Ver­pfrün­dungs­ver­trag kann so­wohl von dem Pfrün­der als dem Pfrund­ge­ber je­der­zeit auf ein hal­b­es Jahr ge­kün­digt wer­den, wenn nach dem Ver­trag die Leis­tung des einen dem Wer­te nach er­heb­lich grös­ser ist, als die des an­dern, und der Emp­fän­ger der Mehr­leis­tung nicht die Schen­kungs­ab­sicht des an­dern nach­wei­sen kann.

2 Mass­ge­bend ist hie­für das Ver­hält­nis von Ka­pi­tal und Leib­ren­te nach den Grund­sät­zen ei­ner so­li­den Ren­ten­an­stalt.

3 Was im Zeit­punkt der Auf­he­bung be­reits ge­leis­tet ist, wird un­ter ge­gen­sei­ti­ger Ver­rech­nung von Ka­pi­tal­wert und Zins zu­rück­er­stat­tet.

Art. 527  

2. Ein­sei­ti­ge Auf­he­bung

 

1 So­wohl der Pfrün­der als der Pfrund­ge­ber kann die Ver­pfrün­dung ein­sei­tig auf­he­ben, wenn in­fol­ge von Ver­let­zung der ver­trag­li­chen Pflich­ten das Ver­hält­nis un­er­träg­lich ge­wor­den ist oder wenn an­de­re wich­ti­ge Grün­de des­sen Fort­set­zung über­mäs­sig er­schwe­ren oder un­mög­lich ma­chen.

2 Wird die Ver­pfrün­dung aus ei­nem sol­chen Grun­de auf­ge­ho­ben, so hat ne­ben der Rück­ga­be des Ge­leis­te­ten der schul­di­ge Teil dem schuld­lo­sen ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung zu ent­rich­ten.

3 An­statt den Ver­trag voll­stän­dig auf­zu­he­ben, kann der Rich­ter auf Be­geh­ren ei­ner Par­tei oder von Am­tes we­gen die häus­li­che Ge­mein­schaft auf­he­ben und dem Pfrün­der zum Er­satz da­für ei­ne Leib­ren­te zu­spre­chen.

Art. 528  

3. Auf­he­bung beim Tod des Pfrund­ge­bers

 

1 Beim To­de des Pfrund­ge­bers kann der Pfrün­der in­ner­halb Jah­res­frist die Auf­he­bung des Pfrund­ver­hält­nis­ses ver­lan­gen.

2 In die­sem Fal­le kann er ge­gen die Er­ben ei­ne For­de­rung gel­tend ma­chen, wie sie im Kon­kur­se des Pfrund­ge­bers ihm zu­stän­de.

Art. 529  

VI. Un­über­trag­bar­keit, Gel­tend­ma­chung bei Kon­kurs und Pfän­dung

 

1 Der An­spruch des Pfrün­ders ist nicht über­trag­bar.

2 Im Kon­kur­se des Pfrund­ge­bers be­steht die For­de­rung des Pfrün­ders in dem Be­tra­ge, wo­mit die Leis­tung des Pfrund­ge­bers dem Wer­te nach bei ei­ner so­li­den Ren­ten­an­stalt in Ge­stalt ei­ner Leib­ren­te er­wor­ben wer­den könn­te.

3 Bei der Be­trei­bung auf Pfän­dung kann der Pfrün­der für die­se For­de­rung oh­ne vor­gän­gi­ge Be­trei­bung an der Pfän­dung teil­neh­men.

Dreiundzwanzigster Titel: Die einfache Gesellschaft

Art. 530  

A. Be­griff

 

1 Ge­sell­schaft ist die ver­trags­mäs­si­ge Ver­bin­dung von zwei oder meh­re­ren Per­so­nen zur Er­rei­chung ei­nes ge­mein­sa­men Zweckes mit ge­mein­sa­men Kräf­ten oder Mit­teln.

2 Sie ist ei­ne ein­fa­che Ge­sell­schaft im Sin­ne die­ses Ti­tels, so­fern da­bei nicht die Vor­aus­set­zun­gen ei­ner an­dern durch das Ge­setz ge­ord­ne­ten Ge­sell­schaft zu­tref­fen.

Art. 531  

B. Ver­hält­nis der Ge­sell­schaf­ter un­ter sich

I. Bei­trä­ge

 

1 Je­der Ge­sell­schaf­ter hat einen Bei­trag zu leis­ten, sei es in Geld, Sa­chen, For­de­run­gen oder Ar­beit.

2 Ist nicht et­was an­de­res ver­ein­bart, so ha­ben die Ge­sell­schaf­ter glei­che Bei­trä­ge, und zwar in der Art und dem Um­fan­ge zu leis­ten, wie der ver­ein­bar­te Zweck es er­heischt.

3 In Be­zug auf die Tra­gung der Ge­fahr und die Ge­währspflicht fin­den, so­fern der ein­zel­ne Ge­sell­schaf­ter den Ge­brauch ei­ner Sa­che zu über­las­sen hat, die Grund­sät­ze des Miet­ver­tra­ges und, so­fern er Ei­gen­tum zu über­tra­gen hat, die Grund­sät­ze des Kauf­ver­tra­ges ent­spre­chen­de An­wen­dung.

Art. 532  

II. Ge­winn und Ver­lust

1. Ge­winn­tei­lung

 

Je­der Ge­sell­schaf­ter ist ver­pflich­tet, einen Ge­winn, der sei­ner Na­tur nach der Ge­sell­schaft zu­kommt, mit den an­dern Ge­sell­schaf­tern zu tei­len.

Art. 533  

2. Ge­winn- und Ver­lust­be­tei­li­gung

 

1 Wird es nicht an­ders ver­ein­bart, so hat je­der Ge­sell­schaf­ter, oh­ne Rück­sicht auf die Art und Grös­se sei­nes Bei­tra­ges, glei­chen An­teil an Ge­winn und Ver­lust.

2 Ist nur der An­teil am Ge­win­ne oder nur der An­teil am Ver­lus­te ver­ein­bart, so gilt die­se Ver­ein­ba­rung für bei­des.

3 Die Ver­ab­re­dung, dass ein Ge­sell­schaf­ter, der zu dem ge­mein­sa­men Zwe­cke Ar­beit bei­zu­tra­gen hat, An­teil am Ge­win­ne, nicht aber am Ver­lus­te ha­ben soll, ist zu­läs­sig.

Art. 534  

III. Ge­sell­schafts­be­schlüs­se

 

1 Ge­sell­schafts­be­schlüs­se wer­den mit Zu­stim­mung al­ler Ge­sell­schaf­ter ge­fasst.

2 Ge­nügt nach dem Ver­tra­ge Stim­men­mehr­heit, so ist die Mehr­heit nach der Per­so­nen­zahl zu be­rech­nen.

Art. 535  

IV. Ge­schäfts­füh­rung

 

1 Die Ge­schäfts­füh­rung steht al­len Ge­sell­schaf­tern zu, so­weit sie nicht durch Ver­trag oder Be­schluss ei­nem oder meh­re­ren Ge­sell­schaf­tern oder Drit­ten aus­sch­liess­lich über­tra­gen ist.

2 Steht die Ge­schäfts­füh­rung ent­we­der al­len oder meh­re­ren Ge­sell­schaf­tern zu, so kann je­der von ih­nen oh­ne Mit­wir­kung der üb­ri­gen han­deln, es hat aber je­der an­de­re zur Ge­schäfts­füh­rung be­fug­te Ge­sell­schaf­ter das Recht, durch sei­nen Wi­der­spruch die Hand­lung zu ver­hin­dern, be­vor sie vollen­det ist.

3 Zur Be­stel­lung ei­nes Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­ten und zur Vor­nah­me von Rechts­hand­lun­gen, die über den ge­wöhn­li­chen Be­trieb der ge­mein­schaft­li­chen Ge­schäf­te hin­aus­ge­hen, ist, so­fern nicht Ge­fahr im Ver­zu­ge liegt, die Ein­wil­li­gung sämt­li­cher Ge­sell­schaf­ter er­for­der­lich.

Art. 536  

V. Ver­ant­wort­lich­keit un­ter sich

1. Kon­kur­renz­ver­bot

 

Kein Ge­sell­schaf­ter darf zu sei­nem be­son­de­ren Vor­tei­le Ge­schäf­te be­trei­ben, durch die der Zweck der Ge­sell­schaft ver­ei­telt oder be­ein­träch­tigt wür­de.

Art. 537  

2. An­sprü­che aus der Tä­tig­keit für die Ge­sell­schaft

 

1 Für Aus­la­gen oder Ver­bind­lich­kei­ten, die ein Ge­sell­schaf­ter in den An­ge­le­gen­hei­ten der Ge­sell­schaft macht oder ein­geht, so­wie für Ver­lus­te, die er un­mit­tel­bar durch sei­ne Ge­schäfts­füh­rung oder aus den un­trenn­bar da­mit ver­bun­de­nen Ge­fah­ren er­lei­det, sind ihm die üb­ri­gen Ge­sell­schaf­ter haft­bar.

2 Für die vor­ge­schos­se­nen Gel­der kann er vom Ta­ge des ge­leis­te­ten Vor­schus­ses an Zin­se for­dern.

3 Da­ge­gen steht ihm für per­sön­li­che Be­mü­hun­gen kein An­spruch auf be­son­de­re Ver­gü­tung zu.

Art. 538  

3. Mass der Sorg­falt

 

1 Je­der Ge­sell­schaf­ter ist ver­pflich­tet, in den An­ge­le­gen­hei­ten der Ge­sell­schaft den Fleiss und die Sorg­falt an­zu­wen­den, die er in sei­nen ei­ge­nen an­zu­wen­den pflegt.

2 Er haf­tet den üb­ri­gen Ge­sell­schaf­tern für den durch sein Ver­schul­den ent­stan­de­nen Scha­den, oh­ne dass er da­mit die Vor­tei­le ver­rech­nen könn­te, die er der Ge­sell­schaft in an­dern Fäl­len ver­schafft hat.

3 Der ge­schäfts­füh­ren­de Ge­sell­schaf­ter, der für sei­ne Tä­tig­keit ei­ne Ver­gü­tung be­zieht, haf­tet nach den Be­stim­mun­gen über den Auf­trag.

Art. 539  

VI. Ent­zug und Be­schrän­kung der Ge­schäfts­füh­rung

 

1 Die im Ge­sell­schafts­ver­tra­ge ei­nem Ge­sell­schaf­ter ein­ge­räum­te Be­fug­nis zur Ge­schäfts­füh­rung darf von den üb­ri­gen Ge­sell­schaf­tern oh­ne wich­ti­ge Grün­de we­der ent­zo­gen noch be­schränkt wer­den.

2 Lie­gen wich­ti­ge Grün­de vor, so kann sie von je­dem der üb­ri­gen Ge­sell­schaf­ter selbst dann ent­zo­gen wer­den, wenn der Ge­sell­schafts­ver­trag et­was an­de­res be­stimmt.

3 Ein wich­ti­ger Grund liegt na­ment­lich vor, wenn der Ge­schäfts­füh­rer sich ei­ner gro­ben Pflicht­ver­let­zung schul­dig ge­macht oder die Fä­hig­keit zu ei­ner gu­ten Ge­schäfts­füh­rung ver­lo­ren hat.

Art. 540  

VII. Ge­schäfts­füh­ren­de und nicht ge­schäfts­füh­ren­de Ge­sell­schaf­ter

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 So­weit we­der in den Be­stim­mun­gen die­ses Ti­tels noch im Ge­sell­schafts­ver­tra­ge et­was an­de­res vor­ge­se­hen ist, kom­men auf das Ver­hält­nis der ge­schäfts­füh­ren­den Ge­sell­schaf­ter zu den üb­ri­gen Ge­sell­schaf­tern die Vor­schrif­ten über Auf­trag zur An­wen­dung.

2 Wenn ein Ge­sell­schaf­ter, der nicht zur Ge­schäfts­füh­rung be­fugt ist, Ge­sell­schafts­an­ge­le­gen­hei­ten be­sorgt, oder wenn ein zur Ge­schäfts­füh­rung be­fug­ter Ge­sell­schaf­ter sei­ne Be­fug­nis über­schrei­tet, so fin­den die Vor­schrif­ten über die Ge­schäfts­füh­rung oh­ne Auf­trag An­wen­dung.

Art. 541  

2. Ein­sicht in die Ge­sell­schafts­an­ge­le­gen­hei­ten

 

1 Der von der Ge­schäfts­füh­rung aus­ge­schlos­se­ne Ge­sell­schaf­ter hat das Recht, sich per­sön­lich von dem Gan­ge der Ge­sell­schafts­an­ge­le­gen­hei­ten zu un­ter­rich­ten, von den Ge­schäfts­bü­chern und Pa­pie­ren der Ge­sell­schaft Ein­sicht zu neh­men und für sich ei­ne Über­sicht über den Stand des ge­mein­schaft­li­chen Ver­mö­gens an­zu­fer­ti­gen.

2 Ei­ne ent­ge­gen­ste­hen­de Ver­ein­ba­rung ist nich­tig.

Art. 542  

VIII. Auf­nah­me neu­er Ge­sell­schaf­ter und Un­ter­be­tei­li­gung

 

1 Ein Ge­sell­schaf­ter kann oh­ne die Ein­wil­li­gung der üb­ri­gen Ge­sell­schaf­ter kei­nen Drit­ten in die Ge­sell­schaft auf­neh­men.

2 Wenn ein Ge­sell­schaf­ter ein­sei­tig einen Drit­ten an sei­nem An­tei­le be­tei­ligt oder sei­nen An­teil an ihn ab­tritt, so wird die­ser Drit­te da­durch nicht zum Ge­sell­schaf­ter der üb­ri­gen und er­hält ins­be­son­de­re nicht das Recht, von den Ge­sell­schafts­an­ge­le­gen­hei­ten Ein­sicht zu neh­men.

Art. 543  

C. Ver­hält­nis der Ge­sell­schaf­ter ge­gen­über Drit­ten

I. Ver­tre­tung

 

1 Wenn ein Ge­sell­schaf­ter zwar für Rech­nung der Ge­sell­schaft, aber in ei­ge­nem Na­men mit ei­nem Drit­ten Ge­schäf­te ab­sch­liesst, so wird er al­lein dem Drit­ten ge­gen­über be­rech­tigt und ver­pflich­tet.

2 Wenn ein Ge­sell­schaf­ter im Na­men der Ge­sell­schaft oder sämt­li­cher Ge­sell­schaf­ter mit ei­nem Drit­ten Ge­schäf­te ab­sch­liesst, so wer­den die üb­ri­gen Ge­sell­schaf­ter dem Drit­ten ge­gen­über nur in­so­weit be­rech­tigt und ver­pflich­tet, als es die Be­stim­mun­gen über die Stell­ver­tre­tung mit sich brin­gen.

3 Ei­ne Er­mäch­ti­gung des ein­zel­nen Ge­sell­schaf­ters, die Ge­sell­schaft oder sämt­li­che Ge­sell­schaf­ter Drit­ten ge­gen­über zu ver­tre­ten, wird ver­mu­tet, so­bald ihm die Ge­schäfts­füh­rung über­las­sen ist.

Art. 544  

II. Wir­kung der Ver­tre­tung

 

1 Sa­chen, ding­li­che Rech­te oder For­de­run­gen, die an die Ge­sell­schaft über­tra­gen oder für sie er­wor­ben sind, ge­hö­ren den Ge­sell­schaf­tern ge­mein­schaft­lich nach Mass­ga­be des Ge­sell­schafts­ver­tra­ges.

2 Die Gläu­bi­ger ei­nes Ge­sell­schaf­ters kön­nen, wo aus dem Ge­sell­schafts­ver­tra­ge nichts an­de­res her­vor­geht, zu ih­rer Be­frie­di­gung nur den Li­qui­da­ti­ons­an­teil ih­res Schuld­ners in An­spruch neh­men.

3 Ha­ben die Ge­sell­schaf­ter ge­mein­schaft­lich oder durch Stell­ver­tre­tung ei­nem Drit­ten ge­gen­über Ver­pflich­tun­gen ein­ge­gan­gen, so haf­ten sie ihm so­li­da­risch, un­ter Vor­be­halt an­de­rer Ver­ein­ba­rung.

Art. 545  

D. Be­en­di­gung der Ge­sell­schaft

I. Auf­lö­sungs­grün­de

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die Ge­sell­schaft wird auf­ge­löst:

1.
wenn der Zweck, zu wel­chem sie ab­ge­schlos­sen wur­de, er­reicht oder wenn des­sen Er­rei­chung un­mög­lich ge­wor­den ist;
2.
wenn ein Ge­sell­schaf­ter stirbt und für die­sen Fall nicht schon vor­her ver­ein­bart wor­den ist, dass die Ge­sell­schaft mit den Er­ben fort­be­ste­hen soll;
3.281
wenn der Li­qui­da­ti­ons­an­teil ei­nes Ge­sell­schaf­ters zur Zwangs­ver­wer­tung ge­langt oder ein Ge­sell­schaf­ter in Kon­kurs fällt oder un­ter um­fas­sen­de Bei­stand­schaft ge­stellt wird;
4.
durch ge­gen­sei­ti­ge Über­ein­kunft;
5.
durch Ab­lauf der Zeit, auf de­ren Dau­er die Ge­sell­schaft ein­ge­gan­gen wor­den ist;
6.
durch Kün­di­gung von sei­ten ei­nes Ge­sell­schaf­ters, wenn ei­ne sol­che im Ge­sell­schafts­ver­tra­ge vor­be­hal­ten oder wenn die Ge­sell­schaft auf un­be­stimm­te Dau­er oder auf Le­bens­zeit ei­nes Ge­sell­schaf­ters ein­ge­gan­gen wor­den ist;
7.
durch Ur­teil des Ge­richts282 im Fal­le der Auf­lö­sung aus ei­nem wich­ti­gen Grund.

2 Aus wich­ti­gen Grün­den kann die Auf­lö­sung der Ge­sell­schaft vor Ab­lauf der Ver­trags­dau­er oder, wenn sie auf un­be­stimm­te Dau­er ab­ge­schlos­sen wor­den ist, oh­ne vor­he­ri­ge Auf­kün­di­gung ver­langt wer­den.

281 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 10 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

282 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 17. März 2017 (Han­dels­re­gis­ter­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 957; BBl 2015 3617). Die­se Änd. wur­de in den in der AS ge­nann­ten Be­stim­mun­gen vor­ge­nom­men.

Art. 546  

2. Ge­sell­schaft auf un­be­stimm­te Dau­er

 

1 Ist die Ge­sell­schaft auf un­be­stimm­te Dau­er oder auf Le­bens­zeit ei­nes Ge­sell­schaf­ters ge­schlos­sen wor­den, so kann je­der Ge­sell­schaf­ter den Ver­trag auf sechs Mo­na­te kün­di­gen.

2 Die Kün­di­gung soll je­doch in gu­ten Treu­en und nicht zur Un­zeit ge­sche­hen und darf, wenn jähr­li­che Rech­nungs­ab­schlüs­se vor­ge­se­hen sind, nur auf das En­de ei­nes Ge­schäfts­jah­res er­fol­gen.

3 Wird ei­ne Ge­sell­schaft nach Ab­lauf der Zeit, für die sie ein­ge­gan­gen wor­den ist, still­schwei­gend fort­ge­setzt, so gilt sie als auf un­be­stimm­te Zeit er­neu­ert.

Art. 547  

II. Wir­kung der Auf­lö­sung auf die Ge­schäfts­füh­rung

 

1 Wird die Ge­sell­schaft in an­de­rer Wei­se als durch Kün­di­gung auf­ge­löst, so gilt die Be­fug­nis ei­nes Ge­sell­schaf­ters zur Ge­schäfts­füh­rung zu sei­nen Guns­ten gleich­wohl als fort­be­ste­hend, bis er von der Auf­lö­sung Kennt­nis hat oder bei schul­di­ger Sorg­falt ha­ben soll­te.

2 Wird die Ge­sell­schaft durch den Tod ei­nes Ge­sell­schaf­ters auf­ge­löst, so hat der Er­be des ver­stor­be­nen Ge­sell­schaf­ters den an­dern den To­des­fall un­ver­züg­lich an­zu­zei­gen und die von sei­nem Erb­las­ser zu be­sor­gen­den Ge­schäf­te in gu­ten Treu­en fort­zu­set­zen, bis an­der­wei­ti­ge Für­sor­ge ge­trof­fen ist.

3 Die an­dern Ge­sell­schaf­ter ha­ben in glei­cher Wei­se die Ge­schäf­te einst­wei­len wei­ter zu füh­ren.

Art. 548  

III. Li­qui­da­ti­on

1. Be­hand­lung der Ein­la­gen

 

1 Bei der Aus­ein­an­der­set­zung, die nach der Auf­lö­sung die Ge­sell­schaf­ter un­ter sich vor­zu­neh­men ha­ben, fal­len die Sa­chen, die ein Ge­sell­schaf­ter zu Ei­gen­tum ein­ge­bracht hat, nicht an ihn zu­rück.

2 Er hat je­doch An­spruch auf den Wert, für den sie über­nom­men wor­den sind.

3 Fehlt es an ei­ner sol­chen Wert­be­stim­mung, so geht sein An­spruch auf den Wert, den die Sa­chen zur Zeit des Ein­brin­gens hat­ten.

Art. 549  

2. Ver­tei­lung von Über­schuss und Fehl­be­trag

 

1 Ver­bleibt nach Ab­zug der ge­mein­schaft­li­chen Schul­den, nach Er­satz der Aus­la­gen und Ver­wen­dun­gen an ein­zel­ne Ge­sell­schaf­ter und nach Rück­er­stat­tung der Ver­mö­gens­bei­trä­ge ein Über­schuss, so ist er un­ter die Ge­sell­schaf­ter als Ge­winn zu ver­tei­len.

2 Ist nach Til­gung der Schul­den und Er­satz der Aus­la­gen und Ver­wen­dun­gen das ge­mein­schaft­li­che Ver­mö­gen nicht aus­rei­chend, um die ge­leis­te­ten Ver­mö­gens­bei­trä­ge zu­rück­zu­er­stat­ten, so ha­ben die Ge­sell­schaf­ter das Feh­len­de als Ver­lust zu tra­gen.

Art. 550  

3. Vor­nah­me der Aus­ein­an­der­set­zung

 

1 Die Aus­ein­an­der­set­zung nach Auf­lö­sung der Ge­sell­schaft ist von al­len Ge­sell­schaf­tern ge­mein­sam vor­zu­neh­men mit Ein­schluss der­je­ni­gen, die von der Ge­schäfts­füh­rung aus­ge­schlos­sen wa­ren.

2 Wenn je­doch der Ge­sell­schafts­ver­trag sich nur auf be­stimm­te ein­zel­ne Ge­schäf­te be­zog, die ein Ge­sell­schaf­ter in ei­ge­nem Na­men auf ge­mein­sa­me Rech­nung zu be­sor­gen hat­te, so hat er die­se Ge­schäf­te auch nach Auf­lö­sung der Ge­sell­schaft al­lein zu er­le­di­gen und den üb­ri­gen Ge­sell­schaf­tern Rech­nung ab­zu­le­gen.

Art. 551  

IV. Haf­tung ge­gen­über Drit­ten

 

An den Ver­bind­lich­kei­ten ge­gen­über Drit­ten wird durch die Auf­lö­sung der Ge­sell­schaft nichts ge­än­dert.

Dritte Abteilung: Die Handelsgesellschaften und die Genossenschaft283

283Fassung gemäss BG vom 18. Dez. 1936, in Kraft seit 1. Juli 1937 (AS 53 185; BBl 1928 I 205, 1932 I 217). Siehe die Schl- und UeB zu den Tit. XXIV–XXXIII am Schluss des OR.

Vierundzwanzigster Titel: Die Kollektivgesellschaft

Erster Abschnitt: Begriff und Errichtung

Art. 552  

A. Kauf­män­ni­sche Ge­sell­schaft

 

1 Die Kol­lek­tiv­ge­sell­schaft ist ei­ne Ge­sell­schaft, in der zwei oder meh­re­re na­tür­li­che Per­so­nen, oh­ne Be­schrän­kung ih­rer Haf­tung ge­gen­über den Ge­sell­schafts­gläu­bi­gern, sich zum Zwe­cke ver­ei­ni­gen, un­ter ei­ner ge­mein­sa­men Fir­ma ein Han­dels-, ein Fa­bri­ka­ti­ons- oder ein an­de­res nach kauf­män­ni­scher Art ge­führ­tes Ge­wer­be zu be­trei­ben.

2 Die Ge­sell­schaf­ter ha­ben die Ge­sell­schaft in das Han­dels­re­gis­ter ein­tra­gen zu las­sen.

Art. 553  

B. Nicht­kauf­män­ni­sche Ge­sell­schaft

 

Be­treibt ei­ne sol­che Ge­sell­schaft kein nach kauf­män­ni­scher Art ge­führ­tes Ge­wer­be, so ent­steht sie als Kol­lek­tiv­ge­sell­schaft erst, wenn sie sich in das Han­dels­re­gis­ter ein­tra­gen lässt.

Art. 554284  

C. Re­gis­te­r­ein­trag

I. Ort der Ein­tra­gung

 

Die Ge­sell­schaft ist ins Han­dels­re­gis­ter des Or­tes ein­zu­tra­gen, an dem sie ih­ren Sitz hat.

284Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 555  

II. Ver­tre­tung

 

In das Han­dels­re­gis­ter kön­nen nur sol­che An­ord­nun­gen über die Ver­tre­tung ein­ge­tra­gen wer­den, die de­ren Be­schrän­kung auf einen oder ein­zel­ne Ge­sell­schaf­ter oder ei­ne Ver­tre­tung durch einen Ge­sell­schaf­ter in Ge­mein­schaft mit an­dern Ge­sell­schaf­tern oder mit Pro­ku­ris­ten vor­se­hen.

Art. 556  

III. For­mel­le Er­for­der­nis­se

 

1 Die An­mel­dung der ein­zu­tra­gen­den Tat­sa­chen oder ih­rer Ver­än­de­rung muss von al­len Ge­sell­schaf­tern per­sön­lich beim Han­dels­re­gis­ter­amt un­ter­zeich­net oder schrift­lich mit be­glau­big­ten Un­ter­schrif­ten ein­ge­reicht wer­den.

2 Die Ge­sell­schaf­ter, de­nen die Ver­tre­tung der Ge­sell­schaft zu­ste­hen soll, ha­ben die Fir­ma und ih­re Na­men per­sön­lich beim Han­dels­re­gis­ter­amt zu zeich­nen oder die Zeich­nung in be­glau­big­ter Form ein­zu­rei­chen.

Zweiter Abschnitt: Verhältnis der Gesellschafter unter sich

Art. 557  

A. Ver­trags­frei­heit, Ver­wei­sung auf die ein­fa­che Ge­sell­schaft

 

1 Das Rechts­ver­hält­nis der Ge­sell­schaf­ter un­ter­ein­an­der rich­tet sich zu­nächst nach dem Ge­sell­schafts­ver­trag.

2 So­weit kei­ne Ver­ein­ba­rung ge­trof­fen ist, kom­men die Vor­schrif­ten über die ein­fa­che Ge­sell­schaft zur An­wen­dung, je­doch mit den Ab­wei­chun­gen, die sich aus den nach­fol­gen­den Be­stim­mun­gen er­ge­ben.

Art. 558  

B. Rech­nungs­le­gung

 

1 Für jedes Geschäftsjahr sind aufgrund der Jahresrechnung der Gewinn oder Verlust zu ermitteln und der Anteil jedes Gesellschafters zu berechnen.286

2 Je­dem Ge­sell­schaf­ter dür­fen für sei­nen Ka­pi­talan­teil Zin­se ge­mä­ss Ver­trag gut­ge­schrie­ben wer­den, auch wenn durch den Ver­lust des Ge­schäfts­jah­res der Ka­pi­talan­teil ver­min­dert ist. Man­gels ver­trag­li­cher Ab­re­de be­trägt der Zins­satz vier vom Hun­dert.

3 Ein ver­trag­lich fest­ge­setz­tes Ho­no­rar für die Ar­beit ei­nes Ge­sell­schaf­ters wird bei der Er­mitt­lung von Ge­winn und Ver­lust als Ge­sell­schafts­schuld be­han­delt.

286 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 23. Dez. 2011 (Rech­nungs­le­gungs­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6679; BBl 2008 1589).

Art. 559  

C. An­spruch auf Ge­winn, Zin­se und Ho­no­rar

 

1 Je­der Ge­sell­schaf­ter hat das Recht, aus der Ge­sell­schafts­kas­se Ge­winn, Zin­se und Ho­no­rar des ab­ge­lau­fe­nen Ge­schäfts­jah­res zu ent­neh­men.

2 Zinse und Honorare dürfen, soweit dies der Vertrag vorsieht, schon während des Geschäftsjahres, Gewinne dagegen erst nach der Genehmigung des Geschäftsberichts bezogen werden.287

3 Gewinne, Zinse und Honorare, die ein Gesellschafter nicht bezieht, werden nach der Genehmigung des Geschäftsberichts seinem Kapitalanteil zugeschrieben, sofern kein anderer Gesellschafter dagegen Einwendungen erhebt.288

287 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 23. Dez. 2011 (Rech­nungs­le­gungs­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6679; BBl 2008 1589).

288 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 23. Dez. 2011 (Rech­nungs­le­gungs­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6679; BBl 2008 1589).

Art. 560  

D. Ver­lus­te

 

1 Ist der Ka­pi­talan­teil durch Ver­lus­te ver­min­dert wor­den, so be­hält der Ge­sell­schaf­ter sei­nen An­spruch auf Aus­rich­tung des Ho­no­rars und der vom ver­min­der­ten Ka­pi­talan­teil zu be­rech­nen­den Zin­se; ein Ge­winnan­teil darf erst dann wie­der aus­be­zahlt wer­den, wenn die durch den Ver­lust ent­stan­de­ne Ver­min­de­rung aus­ge­gli­chen ist.

2 Die Ge­sell­schaf­ter sind we­der ver­pflich­tet, hö­he­re Ein­la­gen zu leis­ten, als dies im Ver­tra­ge vor­ge­se­hen ist, noch ih­re durch Ver­lust ver­min­der­ten Ein­la­gen zu er­gän­zen.

Art. 561  

E. Kon­kur­renz­ver­bot

 

Oh­ne Zu­stim­mung der üb­ri­gen Ge­sell­schaf­ter darf ein Ge­sell­schaf­ter in dem Ge­schäfts­zwei­ge der Ge­sell­schaft we­der für ei­ge­ne noch für frem­de Rech­nung Ge­schäf­te ma­chen, noch an ei­ner an­dern Un­ter­neh­mung als un­be­schränkt haf­ten­der Ge­sell­schaf­ter, als Kom­man­di­tär oder als Mit­glied ei­ner Ge­sell­schaft mit be­schränk­ter Haf­tung teil­neh­men.

Dritter Abschnitt: Verhältnis der Gesellschaft zu Dritten

Art. 562  

A. Im All­ge­mei­nen

 

Die Ge­sell­schaft kann un­ter ih­rer Fir­ma Rech­te er­wer­ben und Ver­bind­lich­kei­ten ein­ge­hen, vor Ge­richt kla­gen und ver­klagt wer­den.

Art. 563  

B. Ver­tre­tung

I. Grund­satz

 

Ent­hält das Han­dels­re­gis­ter kei­ne ent­ge­gen­ste­hen­den Ein­tra­gun­gen, so sind gut­gläu­bi­ge Drit­te zu der An­nah­me be­rech­tigt, es sei je­der ein­zel­ne Ge­sell­schaf­ter zur Ver­tre­tung der Ge­sell­schaft er­mäch­tigt.

Art. 564  

II. Um­fang

 

1 Die zur Ver­tre­tung be­fug­ten Ge­sell­schaf­ter sind er­mäch­tigt, im Na­men der Ge­sell­schaft al­le Rechts­hand­lun­gen vor­zu­neh­men, die der Zweck der Ge­sell­schaft mit sich brin­gen kann.

2 Ei­ne Be­schrän­kung des Um­fangs der Ver­tre­tungs­be­fug­nis hat ge­gen­über gut­gläu­bi­gen Drit­ten kei­ne Wir­kung.

Art. 565  

III. Ent­zie­hung

 

1 Die Ver­tre­tungs­be­fug­nis kann ei­nem Ge­sell­schaf­ter aus wich­ti­gen Grün­den ent­zo­gen wer­den.

2 Macht ein Ge­sell­schaf­ter sol­che Grün­de glaub­haft, so kann auf sei­nen An­trag das Ge­richt, wenn Ge­fahr im Ver­zug liegt, die Ver­tre­tungs­be­fug­nis vor­läu­fig ent­zie­hen. Die­se ge­richt­li­che Ver­fü­gung ist im Han­dels­re­gis­ter ein­zu­tra­gen.

Art. 566  

IV. Pro­ku­ra und Hand­lungs­voll­macht

 

Die Pro­ku­ra so­wie ei­ne Hand­lungs­voll­macht zum Be­trie­be des gan­zen Ge­wer­bes kön­nen nur mit Ein­wil­li­gung al­ler zur Ver­tre­tung be­fug­ten Ge­sell­schaf­ter be­stellt, da­ge­gen durch je­den von ih­nen mit Wir­kung ge­gen Drit­te wi­der­ru­fen wer­den.

Art. 567  

V. Rechts­ge­schäf­te und Haf­tung aus un­er­laub­ten Hand­lun­gen

 

1 Die Ge­sell­schaft wird durch die Rechts­ge­schäf­te, die ein zu ih­rer Ver­tre­tung be­fug­ter Ge­sell­schaf­ter in ih­rem Na­men schliesst, be­rech­tigt und ver­pflich­tet.

2 Die­se Wir­kung tritt auch dann ein, wenn die Ab­sicht, für die Ge­sell­schaft zu han­deln, aus den Um­stän­den her­vor­geht.

3 Die Ge­sell­schaft haf­tet für den Scha­den aus un­er­laub­ten Hand­lun­gen, die ein Ge­sell­schaf­ter in Aus­übung sei­ner ge­schäft­li­chen Ver­rich­tun­gen be­geht.

Art. 568  

C. Stel­lung der Ge­sell­schafts­gläu­bi­ger

I. Haf­tung der Ge­sell­schaf­ter

 

1 Die Ge­sell­schaf­ter haf­ten für al­le Ver­bind­lich­kei­ten der Ge­sell­schaft so­li­da­risch und mit ih­rem gan­zen Ver­mö­gen.

2 Ei­ne ent­ge­gen­ste­hen­de Ver­ab­re­dung un­ter den Ge­sell­schaf­tern hat Drit­ten ge­gen­über kei­ne Wir­kung.

3 Der ein­zel­ne Ge­sell­schaf­ter kann je­doch, auch nach sei­nem Aus­schei­den, für Ge­sell­schafts­schul­den erst dann per­sön­lich be­langt wer­den, wenn er selbst in Kon­kurs ge­ra­ten oder wenn die Ge­sell­schaft auf­ge­löst oder er­folg­los be­trie­ben wor­den ist. Die Haf­tung des Ge­sell­schaf­ters aus ei­ner zu­guns­ten der Ge­sell­schaft ein­ge­gan­ge­nen So­lid­ar­bürg­schaft bleibt vor­be­hal­ten.

Art. 569  

II. Haf­tung neu ein­tre­ten­der Ge­sell­schaf­ter

 

1 Wer ei­ner Kol­lek­tiv­ge­sell­schaft bei­tritt, haf­tet so­li­da­risch mit den üb­ri­gen Ge­sell­schaf­tern und mit sei­nem gan­zen Ver­mö­gen auch für die vor sei­nem Bei­tritt ent­stan­de­nen Ver­bind­lich­kei­ten der Ge­sell­schaft.

2 Ei­ne ent­ge­gen­ste­hen­de Ver­ab­re­dung un­ter den Ge­sell­schaf­tern hat Drit­ten ge­gen­über kei­ne Wir­kung.

Art. 570  

III. Kon­kurs der Ge­sell­schaft

 

1 Die Gläu­bi­ger der Ge­sell­schaft ha­ben An­spruch dar­auf, aus dem Ge­sell­schafts­ver­mö­gen un­ter Aus­schluss der Pri­vat­gläu­bi­ger der ein­zel­nen Ge­sell­schaf­ter be­frie­digt zu wer­den.

2 Die Ge­sell­schaf­ter kön­nen am Kon­kur­se für ih­re Ka­pi­tal­ein­la­gen und lau­fen­den Zin­se nicht als Gläu­bi­ger teil­neh­men, wohl aber für ih­re An­sprü­che auf ver­fal­le­ne Zin­se so­wie auf For­de­run­gen für Ho­no­rar oder für Er­satz von im In­ter­es­se der Ge­sell­schaft ge­mach­ten Aus­la­gen.

Art. 571  

IV. Kon­kurs von Ge­sell­schaft und Ge­sell­schaf­tern

 

1 Der Kon­kurs der Ge­sell­schaft hat den Kon­kurs der ein­zel­nen Ge­sell­schaf­ter nicht zur Fol­ge.

2 Eben­so we­nig be­wirkt der Kon­kurs ei­nes Ge­sell­schaf­ters den Kon­kurs der Ge­sell­schaft.

3 Die Rech­te der Ge­sell­schafts­gläu­bi­ger im Kon­kur­se des ein­zel­nen Ge­sell­schaf­ters rich­ten sich nach den Vor­schrif­ten des Schuld­be­trei­bungs- und Kon­kurs­ge­set­zes vom 11. April 1889289.

Art. 572  

D. Stel­lung der Pri­vat­gläu­bi­ger ei­nes Ge­sell­schaf­ters

 

1 Die Pri­vat­gläu­bi­ger ei­nes Ge­sell­schaf­ters sind nicht be­fugt, das Ge­sell­schafts­ver­mö­gen zu ih­rer Be­frie­di­gung oder Si­cher­stel­lung in An­spruch zu neh­men.

2 Ge­gen­stand der Zwangs­voll­stre­ckung ist nur, was dem Schuld­ner an Zin­sen, Ho­no­rar, Ge­winn und Li­qui­da­ti­ons­an­teil aus dem Ge­sell­schafts­ver­hält­nis zu­kommt.

Art. 573  

E. Ver­rech­nung

 

1 Ge­gen ei­ne For­de­rung der Ge­sell­schaft kann der Schuld­ner ei­ne For­de­rung, die ihm ge­gen einen ein­zel­nen Ge­sell­schaf­ter zu­steht, nicht zur Ver­rech­nung brin­gen.

2 Eben­so we­nig kann ein Ge­sell­schaf­ter ge­gen­über sei­nem Gläu­bi­ger ei­ne For­de­rung der Ge­sell­schaft ver­rech­nen.

3 Ist da­ge­gen ein Ge­sell­schafts­gläu­bi­ger gleich­zei­tig Pri­vat­schuld­ner ei­nes Ge­sell­schaf­ters, so wird die Ver­rech­nung so­wohl zu­guns­ten des Ge­sell­schafts­gläu­bi­gers als auch des Ge­sell­schaf­ters zu­ge­las­sen, so­bald der Ge­sell­schaf­ter für ei­ne Ge­sell­schafts­schuld per­sön­lich be­langt wer­den kann.

Vierter Abschnitt: Auflösung und Ausscheiden

Art. 574  

A. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die Ge­sell­schaft wird auf­ge­löst durch die Er­öff­nung des Kon­kur­ses. Im Üb­ri­gen gel­ten für die Auf­lö­sung die Be­stim­mun­gen über die ein­fa­che Ge­sell­schaft, so­weit sich aus den Vor­schrif­ten die­ses Ti­tels nicht et­was an­de­res er­gibt.

2 Die Ge­sell­schaf­ter ha­ben die Auf­lö­sung, ab­ge­se­hen vom Fal­le des Kon­kur­ses, beim Han­dels­re­gis­ter­amt an­zu­mel­den.

3 Ist ei­ne Kla­ge auf Auf­lö­sung der Ge­sell­schaft an­ge­bracht, so kann das Ge­richt auf An­trag ei­ner Par­tei vor­sorg­li­che Mass­nah­men an­ord­nen.

Art. 575  

B. Kün­di­gung durch Gläu­bi­ger ei­nes Ge­sell­schaf­ters

 

1 Ist ein Ge­sell­schaf­ter in Kon­kurs ge­ra­ten, so kann die Kon­kurs­ver­wal­tung un­ter Be­ob­ach­tung ei­ner min­des­tens sechs­mo­na­ti­gen Kün­di­gungs­frist die Auf­lö­sung der Ge­sell­schaft ver­lan­gen, auch wenn die Ge­sell­schaft auf be­stimm­te Dau­er ein­ge­gan­gen wur­de.

2 Das glei­che Recht steht dem Gläu­bi­ger ei­nes Ge­sell­schaf­ters zu, der des­sen Li­qui­da­ti­ons­an­teil ge­pfän­det hat.

3 Die Wir­kung ei­ner sol­chen Kün­di­gung kann aber, so­lan­ge die Auf­lö­sung im Han­dels­re­gis­ter nicht ein­ge­tra­gen ist, von der Ge­sell­schaft oder von den üb­ri­gen Ge­sell­schaf­tern durch Be­frie­di­gung der Kon­kurs­mas­se oder des be­trei­ben­den Gläu­bi­gers ab­ge­wen­det wer­den.

Art. 576  

C. Aus­schei­den von Ge­sell­schaf­tern

I. Über­ein­kom­men

 

Sind die Ge­sell­schaf­ter vor der Auf­lö­sung über­ein­ge­kom­men, dass trotz des Aus­schei­dens ei­nes oder meh­re­rer Ge­sell­schaf­ter die Ge­sell­schaft un­ter den üb­ri­gen fort­ge­setzt wer­den soll, so en­digt sie nur für die Aus­schei­den­den; im Üb­ri­gen be­steht sie mit al­len bis­he­ri­gen Rech­ten und Ver­bind­lich­kei­ten fort.

Art. 577  

II. Aus­sch­lies­sung durch das Ge­richt

 

Wenn die Auf­lö­sung der Ge­sell­schaft aus wich­ti­gen Grün­den ver­langt wer­den könn­te und die­se vor­wie­gend in der Per­son ei­nes oder meh­re­rer Ge­sell­schaf­ter lie­gen, so kann das Ge­richt auf de­ren Aus­sch­lies­sung und auf Aus­rich­tung ih­rer An­tei­le am Ge­sell­schafts­ver­mö­gen er­ken­nen, so­fern al­le üb­ri­gen Ge­sell­schaf­ter es be­an­tra­gen.

Art. 578  

III. Durch die üb­ri­gen Ge­sell­schaf­ter

 

Fällt ein Ge­sell­schaf­ter in Kon­kurs oder ver­langt ei­ner sei­ner Gläu­bi­ger, der des­sen Li­qui­da­ti­ons­an­teil ge­pfän­det hat, die Auf­lö­sung der Ge­sell­schaft, so kön­nen die üb­ri­gen Ge­sell­schaf­ter ihn aus­sch­lies­sen und ihm sei­nen An­teil am Ge­sell­schafts­ver­mö­gen aus­rich­ten.

Art. 579  

IV. Bei zwei Ge­sell­schaf­tern

 

1 Sind nur zwei Ge­sell­schaf­ter vor­han­den, so kann der­je­ni­ge, der kei­ne Ver­an­las­sung zur Auf­lö­sung ge­ge­ben hat­te, un­ter den glei­chen Vor­aus­set­zun­gen das Ge­schäft fort­set­zen und dem an­dern Ge­sell­schaf­ter sei­nen An­teil am Ge­sell­schafts­ver­mö­gen aus­rich­ten.

2 Das glei­che kann das Ge­richt ver­fü­gen, wenn die Auf­lö­sung we­gen ei­nes vor­wie­gend in der Per­son des einen Ge­sell­schaf­ters lie­gen­den wich­ti­gen Grun­des ge­for­dert wird.

Art. 580  

V. Fest­set­zung des Be­tra­ges

 

1 Der dem aus­schei­den­den Ge­sell­schaf­ter zu­kom­men­de Be­trag wird durch Über­ein­kunft fest­ge­setzt.

2 Ent­hält der Ge­sell­schafts­ver­trag dar­über kei­ne Be­stim­mung und kön­nen sich die Be­tei­lig­ten nicht ei­ni­gen, so setzt das Ge­richt den Be­trag in Be­rück­sich­ti­gung der Ver­mö­gens­la­ge der Ge­sell­schaft im Zeit­punkt des Aus­schei­dens und ei­nes all­fäl­li­gen Ver­schul­dens des aus­schei­den­den Ge­sell­schaf­ters fest.

Art. 581  

VI. Ein­tra­gung

 

Das Aus­schei­den ei­nes Ge­sell­schaf­ters so­wie die Fort­set­zung des Ge­schäf­tes durch einen Ge­sell­schaf­ter müs­sen in das Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen wer­den.

Art. 581a290  

D. Män­gel in der Or­ga­ni­sa­ti­on der Ge­sell­schaft

 

Bei Män­geln in der vor­ge­schrie­be­nen Or­ga­ni­sa­ti­on der Kol­lek­tiv­ge­sell­schaft sind die Vor­schrif­ten des Ak­ti­en­rechts ent­spre­chend an­wend­bar.

290 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 17. März 2017 (Han­dels­re­gis­ter­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 957; BBl 2015 3617).

Fünfter Abschnitt: Liquidation

Art. 582  

A. Grund­satz

 

Nach der Auf­lö­sung der Ge­sell­schaft er­folgt ih­re Li­qui­da­ti­on ge­mä­ss den fol­gen­den Vor­schrif­ten, so­fern nicht ei­ne an­de­re Art der Aus­ein­an­der­set­zung von den Ge­sell­schaf­tern ver­ein­bart oder über das Ver­mö­gen der Ge­sell­schaft der Kon­kurs er­öff­net ist.

Art. 583  

B. Li­qui­da­to­ren

 

1 Die Li­qui­da­ti­on wird von den zur Ver­tre­tung be­fug­ten Ge­sell­schaf­tern be­sorgt, so­fern in ih­rer Per­son kein Hin­der­nis be­steht und so­weit sich die Ge­sell­schaf­ter nicht auf an­de­re Li­qui­da­to­ren ei­ni­gen.

2 Auf An­trag ei­nes Ge­sell­schaf­ters kann das Ge­richt, so­fern wich­ti­ge Grün­de vor­lie­gen, Li­qui­da­to­ren ab­be­ru­fen und an­de­re er­nen­nen.

3 Die Li­qui­da­to­ren sind in das Han­dels­re­gis­ter ein­zu­tra­gen, auch wenn da­durch die bis­he­ri­ge Ver­tre­tung der Ge­sell­schaft nicht ge­än­dert wird.

Art. 584  

C. Ver­tre­tung von Er­ben

 

Die Er­ben ei­nes Ge­sell­schaf­ters ha­ben für die Li­qui­da­ti­on einen ge­mein­sa­men Ver­tre­ter zu be­zeich­nen.

Art. 585  

D. Rech­te und Pflich­ten der Li­qui­da­to­ren

 

1 Die Li­qui­da­to­ren ha­ben die lau­fen­den Ge­schäf­te zu be­en­di­gen, die Ver­pflich­tun­gen der auf­ge­lös­ten Ge­sell­schaft zu er­fül­len, die For­de­run­gen ein­zu­zie­hen und das Ver­mö­gen der Ge­sell­schaft, so­weit es die Aus­ein­an­der­set­zung ver­langt, zu ver­sil­bern.

2 Sie ha­ben die Ge­sell­schaft in den zur Li­qui­da­ti­on ge­hö­ren­den Rechts­ge­schäf­ten zu ver­tre­ten, kön­nen für sie Pro­zes­se füh­ren, Ver­glei­che und Schieds­ver­trä­ge ab­sch­lies­sen und, so­weit es die Li­qui­da­ti­on er­for­dert, auch neue Ge­schäf­te ein­ge­hen.

3 Er­hebt ein Ge­sell­schaf­ter Wi­der­spruch ge­gen einen von den Li­qui­da­to­ren be­schlos­se­nen Ver­kauf zu ei­nem Ge­samt­über­nah­me­preis, ge­gen die Ab­leh­nung ei­nes sol­chen Ver­kaufs oder ge­gen die be­schlos­se­ne Art der Ver­äus­se­rung von Grund­stücken, so ent­schei­det auf Be­geh­ren des wi­der­spre­chen­den Ge­sell­schaf­ters das Ge­richt.

4 Die Ge­sell­schaft haf­tet für Scha­den aus un­er­laub­ten Hand­lun­gen, die ein Li­qui­da­tor in Aus­übung sei­ner ge­schäft­li­chen Ver­rich­tun­gen be­geht.

Art. 586  

E. Vor­läu­fi­ge Ver­tei­lung

 

1 Die wäh­rend der Li­qui­da­ti­on ent­behr­li­chen Gel­der und Wer­te wer­den vor­läu­fig auf Rech­nung des end­gül­ti­gen Li­qui­da­ti­ons­an­tei­les un­ter die Ge­sell­schaf­ter ver­teilt.

2 Zur De­ckung strei­ti­ger oder noch nicht fäl­li­ger Ver­bind­lich­kei­ten sind die er­for­der­li­chen Mit­tel zu­rück­zu­be­hal­ten.

Art. 587  

F. Aus­ein­an­der­set­zung

I. Bi­lanz

 

1 Die Li­qui­da­to­ren ha­ben bei Be­ginn der Li­qui­da­ti­on ei­ne Bi­lanz auf­zu­stel­len.

2 Bei län­ger an­dau­ern­der Li­qui­da­ti­on sind jähr­li­che Zwi­schen­ab­schlüs­se291 zu er­rich­ten.

291 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399). Die­se Änd. wur­de in den in der AS ge­nann­ten Be­stim­mun­gen vor­ge­nom­men.

Art. 588  

II. Rück­zah­lung des Ka­pi­tals und Ver­tei­lung des Über­schus­ses

 

1 Das nach Til­gung der Schul­den ver­blei­ben­de Ver­mö­gen wird zu­nächst zur Rück­zah­lung des Ka­pi­tals an die Ge­sell­schaf­ter und so­dann zur Ent­rich­tung von Zin­sen für die Li­qui­da­ti­ons­zeit ver­wen­det.

2 Ein Über­schuss ist nach den Vor­schrif­ten über die Ge­winn­be­tei­li­gung un­ter die Ge­sell­schaf­ter zu ver­tei­len.

Art. 589  

G. Lö­schung im Han­dels­re­gis­ter

 

Nach Be­en­di­gung der Li­qui­da­ti­on ha­ben die Li­qui­da­to­ren die Lö­schung der Fir­ma im Han­dels­re­gis­ter zu ver­an­las­sen.

Art. 590  

H. Auf­be­wah­rung der Bü­cher und Pa­pie­re

 

1 Die Bü­cher und Pa­pie­re der auf­ge­lös­ten Ge­sell­schaft wer­den wäh­rend zehn Jah­ren nach der Lö­schung der Fir­ma im Han­dels­re­gis­ter an ei­nem von den Ge­sell­schaf­tern oder, wenn sie sich nicht ei­ni­gen, vom Han­dels­re­gis­ter­amt zu be­zeich­nen­den Ort auf­be­wahrt.

2 Die Ge­sell­schaf­ter und ih­re Er­ben be­hal­ten das Recht, in die Bü­cher und Pa­pie­re Ein­sicht zu neh­men.

Sechster Abschnitt: Verjährung

Art. 591  

A. Ge­gen­stand und Frist

 

1 Die For­de­run­gen von Ge­sell­schafts­gläu­bi­gern ge­gen einen Ge­sell­schaf­ter für Ver­bind­lich­kei­ten der Ge­sell­schaft ver­jäh­ren in fünf Jah­ren nach der Ver­öf­fent­li­chung sei­nes Aus­schei­dens oder der Auf­lö­sung der Ge­sell­schaft im Schwei­ze­ri­schen Han­delsamts­blatt, so­fern nicht we­gen der Na­tur der For­de­rung ei­ne kür­ze­re Ver­jäh­rungs­frist gilt.

2 Wird die For­de­rung erst nach die­ser Ver­öf­fent­li­chung fäl­lig, so be­ginnt die Ver­jäh­rung mit dem Zeit­punkt der Fäl­lig­keit.

3 Auf For­de­run­gen der Ge­sell­schaf­ter un­ter­ein­an­der fin­det die­se Ver­jäh­rung kei­ne An­wen­dung.

Art. 592  

B. Be­son­de­re Fäl­le

 

1 Die fünf­jäh­ri­ge Ver­jäh­rung kann dem Gläu­bi­ger, der sei­ne Be­frie­di­gung nur aus un­ge­teil­tem Ge­sell­schafts­ver­mö­gen sucht, nicht ent­ge­gen­ge­setzt wer­den.

2 Übernimmt ein Gesellschafter das Geschäft mit Aktiven und Passiven, so kann er den Gläubigern die fünfjährige Verjährung nicht entgegenhalten. Dagegen tritt für die ausgeschiedenen Gesellschafter anstelle der fünfjährigen die dreijährige Frist nach den Grundsätzen der Schuldübernahme; ebenso wenn ein Dritter das Geschäft mit Aktiven und Passiven übernimmt.292

292 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 593  

C. Un­ter­bre­chung

 

Die Un­ter­bre­chung der Ver­jäh­rung ge­gen­über der fort­be­ste­hen­den Ge­sell­schaft oder ei­nem an­dern Ge­sell­schaf­ter ver­mag die Ver­jäh­rung ge­gen­über ei­nem aus­ge­schie­de­nen Ge­sell­schaf­ter nicht zu un­ter­bre­chen.

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