Bei grossen Gesetzen wie OR und ZGB kann dies bis zu 30 Sekunden dauern

Siebenter Abschnitt: Verbrechen oder Vergehen gegen Leib und Leben

Art. 115192  

1. Tö­tung.

Vor­sätz­li­che Tö­tung

 

Wer vor­sätz­lich einen Men­schen tö­tet, oh­ne dass ei­ne der be­son­dern Vor­aus­set­zun­gen der nach­fol­gen­den Ar­ti­kel zu­trifft, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter fünf Jah­ren be­straft.

192Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 116  

Mord

 

1 Han­delt der Tä­ter be­son­ders skru­pel­los, sind na­ment­lich sein Be­weg­grund, der Zweck der Tat oder die Art der Aus­füh­rung be­son­ders ver­werf­lich, so ist die Stra­fe le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe oder Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter zehn Jah­ren.193

2 ...194

193Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

194Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 20. März 1992, mit Wir­kung seit 1. Sept. 1992 (AS 1992 1679; BBl 1991 II 1462, IV 184).

Art. 117195  

Tot­schlag

 

Han­delt der Tä­ter in ei­ner nach den Um­stän­den ent­schuld­ba­ren hef­ti­gen Ge­müts­be­we­gung oder un­ter gros­ser see­li­scher Be­las­tung, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem bis zu zehn Jah­ren196.

195Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

196 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 22 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 118197  

Tö­tung auf Ver­lan­gen

 

Wer aus ach­tens­wer­ten Be­weg­grün­den, na­ment­lich aus Mit­leid, einen Men­schen auf des­sen ernst­haf­tes und ein­dring­li­ches Ver­lan­gen tö­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

197Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

Art. 119  

Ver­lei­tung und Bei­hil­fe zu Selbst­mord

 

Wer aus selbst­süch­ti­gen Be­weg­grün­den je­man­den zum Selbst­mord ver­lei­tet oder ihm da­zu Hil­fe leis­tet, wird, wenn der Selbst­mord aus­ge­führt oder ver­sucht wur­de, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 120198  

Fahr­läs­si­ge Tö­tung

 

Wer fahr­läs­sig den Tod ei­nes Men­schen ver­ur­sacht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

198Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 121199  

2. Kör­per­ver­let­zung.

Schwe­re Kör­per­ver­let­zung

 

Wer vor­sätz­lich einen Men­schen le­bens­ge­fähr­lich ver­letzt,

wer vor­sätz­lich den Kör­per, ein wich­ti­ges Or­gan oder Glied ei­nes Men­schen ver­stüm­melt oder ein wich­ti­ges Or­gan oder Glied un­brauch­bar macht, einen Men­schen blei­bend ar­beits­un­fä­hig, ge­brech­lich oder geis­tes­krank macht, das Ge­sicht ei­nes Men­schen arg und blei­bend ent­stellt,

wer vor­sätz­lich ei­ne an­de­re schwe­re Schä­di­gung des Kör­pers oder der kör­per­li­chen oder geis­ti­gen Ge­sund­heit ei­nes Men­schen ver­ur­sacht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe von sechs Mo­na­ten bis zu zehn Jah­ren be­straft.200

199 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

200 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 122  

Ein­fa­che Kör­per­ver­let­zung. Tät­lich­kei­ten

 

1. Wer vor­sätz­lich einen Men­schen in an­de­rer Wei­se an Kör­per oder Ge­sund­heit schä­digt oder ge­gen ihn tät­lich wird, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

2. und 3. ...201

201Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

Art. 123202  
 

202Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

Art. 124  

Fahr­läs­si­ge Kör­per­ver­let­zung

 

1. Wer fahr­läs­sig einen Men­schen an Kör­per oder Ge­sund­heit schä­digt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

2. ...203

203Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1967, mit Wir­kung seit 1. März 1968 (AS 1968 212; BBl 1967 I 581).

Art. 125–127204  

3. Ge­fähr­dung von Leib und Le­ben.

 

204Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

Art. 128205  

Rauf­han­del

 

1 Wer sich an ei­nem Rauf­han­del be­tei­ligt, der den Tod oder die Kör­per­ver­let­zung ei­nes Men­schen zur Fol­ge hat, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 Nicht straf­bar ist, wer aus­sch­liess­lich ab­wehrt oder die Strei­ten­den schei­det.

3 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

205Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

Art. 128a206  

An­griff

 

1 Wer sich an ei­nem An­griff auf einen oder meh­re­re Men­schen be­tei­ligt, der den Tod oder die Kör­per­ver­let­zung ei­nes An­ge­grif­fe­nen oder

ei­nes Drit­ten zur Fol­ge hat, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe207 be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

206Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

207 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 6 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

Achter Abschnitt: Verbrechen oder Vergehen gegen das Vermögen208

208In den Art. 129–137b, in der Fassung der Änd. vom 17. Juni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290Ziff. II), ist die ursprüngliche Reihenfolge der Tatbestände nicht mehr eingehalten.

Art. 129209  

Un­recht­mäs­si­ge An­eig­nung

 

1. Wer sich ei­ne frem­de be­weg­li­che Sa­che an­eig­net, um sich oder einen an­dern da­mit un­recht­mäs­sig zu be­rei­chern, wird, wenn nicht die be­son­de­ren Vor­aus­set­zun­gen der Ar­ti­kel 130–132 zu­tref­fen, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Hat der Tä­ter die Sa­che ge­fun­den oder ist sie ihm oh­ne sei­nen Wil­len zu­ge­kom­men oder han­delt er oh­ne Be­rei­che­rungs­ab­sicht, so wird er mit der glei­chen Stra­fe be­legt.

In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

209Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

Art. 130210  

Ver­un­treu­ung

 

1. Wer sich ei­ne ihm an­ver­trau­te frem­de be­weg­li­che Sa­che an­eig­net, um sich oder einen an­dern un­recht­mäs­sig zu be­rei­chern,

wer ihm an­ver­trau­te Ver­mö­gens­wer­te un­recht­mäs­sig in sei­nem oder ei­nes an­dern Nut­zen ver­wen­det,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Der Tä­ter kann mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe211 be­straft wer­den:

wenn er die Ver­un­treu­ung ge­gen­über ei­nem Vor­ge­setz­ten, Un­ter­ge­be­nen oder ei­nem Ka­me­ra­den, ge­gen­über sei­nem Quar­tier­ge­ber oder ei­ner zu des­sen Haus­stand ge­hö­ri­gen Per­son be­geht,

wenn er ei­ne ihm dienst­lich an­ver­trau­te Sa­che ver­un­treut.

3. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

210Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

211 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 7 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

Art. 131212  

Dieb­stahl

 

1. Wer je­man­dem ei­ne frem­de be­weg­li­che Sa­che zur An­eig­nung weg­nimmt, um sich oder einen an­dern da­mit un­recht­mäs­sig zu be­rei­chern, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Der Dieb wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen213 be­straft,

wenn er einen Vor­ge­setz­ten, einen Un­ter­ge­be­nen oder einen Ka­me­ra­den bes­tiehlt,

wenn er den Dieb­stahl in ei­nem Raume be­geht, zu dem er in­fol­ge Kan­to­nie­rung oder Ein­quar­tie­rung er­leich­ter­ten Zu­tritt hat.

3. Der Dieb wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 90 Ta­ges­sät­zen214 be­straft, wenn er ge­werbs­mäs­sig stiehlt.

4. Der Dieb wird mit Frei­heits­s­tra­fe von sechs Mo­na­ten bis zu zehn Jah­ren be­straft,215

wenn er den Dieb­stahl als Mit­glied ei­ner Ban­de aus­führt, die sich zur fort­ge­setz­ten Ver­übung von Raub oder Dieb­stahl zu­sam­men­ge­fun­den hat,

wenn er zum Zweck des Dieb­stahls ei­ne Schuss­waf­fe oder ei­ne an­de­re ge­fähr­li­che Waf­fe mit sich führt oder

wenn er sonst wie durch die Art, wie er den Dieb­stahl be­geht, sei­ne be­son­de­re Ge­fähr­lich­keit of­fen­bart.

5. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

212Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

213 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 14 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

214 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 8 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

215 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 132216  

Raub

 

1. Wer mit Ge­walt ge­gen ei­ne Per­son oder un­ter An­dro­hung ge­gen­wär­ti­ger Ge­fahr für Leib oder Le­ben oder nach­dem er den Be­trof­fe­nen zum Wi­der­stand un­fä­hig ge­macht hat, einen Dieb­stahl be­geht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von sechs Mo­na­ten bis zu zehn Jah­ren be­straft.217

Wer, bei ei­nem Dieb­stahl auf fri­scher Tat er­tappt, Nö­ti­gungs­hand­lun­gen nach Ab­satz 1 be­geht, um die ge­stoh­le­ne Sa­che zu be­hal­ten, wird mit der glei­chen Stra­fe be­legt.

2. Der Räu­ber wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr218 be­straft, wenn er zum Zweck des Rau­bes ei­ne Schuss­waf­fe oder ei­ne an­de­re ge­fähr­li­che Waf­fe mit sich führt.

3. Der Räu­ber wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter zwei Jah­ren be­straft,

wenn er den Raub als Mit­glied ei­ner Ban­de aus­führt, die sich zur fort­ge­setz­ten Ver­übung von Raub oder Dieb­stahl zu­sam­men­ge­fun­den hat,

wenn er sonst wie durch die Art, wie er den Raub be­geht, sei­ne be­son­de­re Ge­fähr­lich­keit of­fen­bart.

4. Die Stra­fe ist Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter fünf Jah­ren, wenn der Tä­ter das Op­fer in Le­bens­ge­fahr bringt, ihm ei­ne schwe­re Kör­per­ver­let­zung zu­fügt oder es grau­sam be­han­delt.

216Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

217 Fas­sung ers­tes Lem­ma ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

218 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 10 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

Art. 133219  

Sach­ent­zie­hung

 

1 Wer dem Be­rech­tig­ten oh­ne An­eig­nungs­ab­sicht ei­ne be­weg­li­che Sa­che ent­zieht und ihm da­durch einen er­heb­li­chen Nach­teil zu­fügt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

219Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

Art. 133a220  

Un­recht­mäs­si­ge Ver­wen­dung von Ver­mö­gens­wer­ten

 

1 Wer Ver­mö­gens­wer­te, die ihm oh­ne sei­nen Wil­len zu­ge­kom­men sind, un­recht­mäs­sig in sei­nem oder ei­nes an­dern Nut­zen ver­wen­det, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

220Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 19942290; BBl 1991 II 969).

Art. 134221  

Sach­be­schä­di­gung

 

1 Wer ei­ne Sa­che, an der ein frem­des Ei­gen­tums-, Ge­brauchs- oder Nutz­nies­sungs­recht be­steht, be­schä­digt, zer­stört oder un­brauch­bar macht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

3 Ver­ur­sacht der Tä­ter einen gros­sen Scha­den oder ver­wüs­tet er in Kriegs­zei­ten aus Bos­heit oder Mut­wil­len frem­des Ei­gen­tum, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr.

221Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

Art. 135222  

Be­trug

 

1 Wer in der Ab­sicht, sich oder einen an­dern un­recht­mäs­sig zu be­rei­chern, je­man­den durch Vor­spie­ge­lung oder Un­ter­drückung von Tat­sa­chen arg­lis­tig ir­re­führt oder ihn in ei­nem Irr­tum arg­lis­tig be­stärkt und so den Ir­ren­den zu ei­nem Ver­hal­ten be­stimmt, wo­durch die­ser sich selbst oder einen an­dern am Ver­mö­gen schä­digt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 Der Tä­ter wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft, wenn er den Be­trug ge­gen­über ei­nem Vor­ge­setz­ten, ei­nem Un­ter­ge­be­nen oder Ka­me­ra­den, ge­gen­über sei­nem Quar­tier­ge­ber oder ei­ner zu des­sen Haus­stand ge­hö­ri­gen Per­son be­geht.

3 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

4 Han­delt der Tä­ter ge­werbs­mäs­sig, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 90 Ta­ges­sät­zen be­straft. ...223

222Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

223 Satz auf­ge­ho­ben durch Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 136224  

Zech­prel­le­rei

 

1. Wer sich in ei­nem Gast­ge­wer­be­be­trieb be­her­ber­gen, Spei­sen oder Ge­trän­ke vor­set­zen lässt oder an­de­re Dienst­leis­tun­gen be­an­sprucht und den Be­triebs­in­ha­ber um die Be­zah­lung prellt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

224Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS57 1269; BBl 1940 997). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

Art. 137225  

Arg­lis­ti­ge Ver­mö­gens­schä­di­gung

 

1 Wer je­man­den oh­ne Be­rei­che­rungs­ab­sicht durch Vor­spie­ge­lung oder Un­ter­drückung von Tat­sa­chen arg­lis­tig ir­re­führt oder ihn in ei­nem Irr­tum arg­lis­tig be­stärkt und so den Ir­ren­den zu ei­nem Ver­hal­ten be­stimmt, wo­durch die­ser sich selbst oder einen an­dern am Ver­mö­gen schä­digt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

225Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 19942290; BBl 1991 II 969).

Art. 137a226  

Er­pres­sung

 

1. Wer in der Ab­sicht, sich oder einen an­dern un­recht­mäs­sig zu be­rei­chern, je­man­den durch Ge­walt oder An­dro­hung ernst­li­cher Nach­tei­le zu ei­nem Ver­hal­ten be­stimmt, wo­durch die­ser sich sel­ber oder einen an­dern am Ver­mö­gen schä­digt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft. ...227

2. Han­delt der Tä­ter ge­werbs­mäs­sig oder er­presst er die glei­che Per­son fort­ge­setzt, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu zehn Jah­ren be­straft.228

3. Wen­det der Tä­ter ge­gen ei­ne Per­son Ge­walt an oder be­droht er sie mit ei­ner ge­gen­wär­ti­gen Ge­fahr für Leib und Le­ben, so rich­tet sich die Stra­fe nach Ar­ti­kel 132.

4. Droht der Tä­ter mit ei­ner Ge­fahr für Leib und Le­ben vie­ler Men­schen oder mit schwe­rer Schä­di­gung von Sa­chen, an de­nen ein ho­hes öf­fent­li­ches In­ter­es­se be­steht, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

226Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

227 Satz auf­ge­ho­ben durch Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

228Straf­dro­hung neu fest­ge­legt ge­mä­ssZiff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 137b229  

Heh­le­rei

 

1. Wer ei­ne Sa­che, von der er weiss oder an­neh­men muss, dass sie ein an­de­rer durch ei­ne straf­ba­re Hand­lung ge­gen das Ver­mö­gen er­langt hat, er­wirbt, sich schen­ken lässt, zum Pfan­de nimmt, ver­heim­licht oder ver­äus­sern hilft, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Der Heh­ler wird nach der Straf­an­dro­hung der Vor­tat be­straft, wenn sie mil­der ist.

Ist die Vor­tat ein An­trags­de­likt, so wird die Heh­le­rei nur ver­folgt, wenn ein An­trag auf Ver­fol­gung der Vor­tat vor­liegt.

In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

2. Han­delt der Tä­ter ge­werbs­mäs­sig, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 90 Ta­ges­sät­zen be­straft. ...230

229Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

230 Satz auf­ge­ho­ben durch Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 138  

Ma­ro­de

 

1 Wer in Kriegs­zei­ten oder im ak­ti­ven Dienst ei­gen­mäch­tig und oh­ne ge­nü­gen­de Recht­fer­ti­gung Nah­rungs­mit­tel, Klei­dungs­stücke oder an­de­re Ge­gen­stän­de weg­nimmt, um sie zu ge­brau­chen, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 139231  

Plün­de­rung

 

1 Wer in Kriegs­zei­ten oder im ak­ti­ven Dienst plün­dert, sich auf an­de­re Wei­se un­recht­mäs­sig Gut an­eig­net oder Ge­walt an frem­dem Gut ver­übt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe nicht un­ter 60 Ta­ges­sät­zen be­straft.

2 Ver­übt der Tä­ter Ge­walt ge­gen ei­ne Per­son, be­droht er sie mit ei­ner un­mit­tel­ba­ren Ge­fahr für Leib oder Le­ben oder macht er sie in an­de­rer Wei­se zum Wi­der­stand un­fä­hig, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter fünf Jah­ren be­straft.

231 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Art. 140232  
 

232 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Neunter Abschnitt: Bestechung und ungetreue Geschäftsführung

Art. 141233  

Be­ste­chen

 

Wer ei­nem An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee im Zu­sam­men­hang mit des­sen dienst­li­cher Tä­tig­keit für ei­ne pflicht­wid­ri­ge oder ei­ne im Er­mes­sen ste­hen­de Hand­lung oder Un­ter­las­sung zu des­sen Guns­ten oder zu Guns­ten ei­nes Drit­ten einen nicht ge­büh­ren­den Vor­teil an­bie­tet, ver­spricht oder ge­währt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

233 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 22. Dez. 1999 (Re­vi­si­on des Kor­rup­ti­onss­traf­rechts), in Kraft seit 1. Mai 2000 (AS 2000 1121; BBl 1999 5497).

Art. 141a234  

Vor­teils­ge­wäh­rung

 

1 Wer ei­nem An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee im Hin­blick auf die Dienstaus­übung zu des­sen Guns­ten oder zu Guns­ten ei­nes Drit­ten einen nicht ge­büh­ren­den Vor­teil an­bie­tet, ver­spricht oder ge­währt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.235

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

234Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 22. Dez. 1999 (Re­vi­si­on des Kor­rup­ti­onss­traf­rechts), in Kraft seit 1. Mai 2000 (AS 2000 1121; BBl 1999 5497).

235 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 25. Sept. 2015 (Kor­rup­ti­onss­traf­recht), in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1287; BBl 2014 1287).

Art. 142236  

Sich be­ste­chen las­sen

 

Wer im Zu­sam­men­hang mit sei­ner dienst­li­chen Tä­tig­keit für ei­ne pflicht­wid­ri­ge oder ei­ne im Er­mes­sen ste­hen­de Hand­lung oder Un­ter­las­sung für sich oder einen Drit­ten einen nicht ge­büh­ren­den Vor­teil for­dert, sich ver­spre­chen lässt oder an­nimmt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

236Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 22. Dez. 1999 (Re­vi­si­on des Kor­rup­ti­onss­traf­rechts), in Kraft seit 1. Mai 2000 (AS 2000 1121; BBl 1999 5497).

Art. 143237  

Vor­teil­s­an­nah­me

 

1 Wer im Hin­blick auf die Dienstaus­übung für sich oder einen Drit­ten einen nicht ge­büh­ren­den Vor­teil for­dert, sich ver­spre­chen lässt oder an­nimmt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.238

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

237 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 22. Dez. 1999 (Re­vi­si­on des Kor­rup­ti­onss­traf­rechts), in Kraft seit 1. Mai 2000 (AS 2000 1121; BBl 1999 5497).

238 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 25. Sept. 2015 (Kor­rup­ti­onss­traf­recht), in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1287; BBl 2014 1287).

Art. 143a239  

Ge­mein­sa­me Be­stim­mun­gen für die Ar­ti­kel 141–143

 

1. Sind so­wohl die Schwe­re der Tat wie auch die Schuld der­art ge­ring, dass ei­ne Stra­fe un­an­ge­mes­sen wä­re, so ist von der Über­wei­sung an das Ge­richt oder der Be­stra­fung ab­zu­se­hen.

2. Kei­ne nicht ge­büh­ren­den Vor­tei­le sind dienst­recht­lich er­laub­te so­wie ge­ring­fü­gi­ge, so­zi­al üb­li­che Vor­tei­le.

239 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 22. Dez. 1999 (Re­vi­si­on des Kor­rup­ti­onss­traf­rechts), in Kraft seit 1. Mai 2000 (AS 2000 1121; BBl 1999 5497).

Art. 144  

Un­ge­treue Ge­schäfts­be­sor­gung

 

1 Wer bei Be­sor­gung der mi­li­tä­ri­schen Ver­wal­tung, ins­be­son­de­re bei der Be­rech­nung, Aus­tei­lung oder sons­ti­gen Ver­wen­dung von Sold, Le­bens- oder Fut­ter­mit­teln, Mu­ni­ti­on oder an­dern Ge­gen­stän­den des mi­li­tä­ri­schen Be­darfs, die ihm an­ver­trau­ten In­ter­es­sen schä­digt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 Han­delt der Tä­ter aus Ge­winn­sucht, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe. ...241

3 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

241 Satz auf­ge­ho­ben durch Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 144a242  
 

242 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 144b243  

Leich­ter Fall

 

Ein leich­ter Fall im Sin­ne der im ach­ten und neun­ten Ab­schnitt er­wähn­ten Be­stim­mun­gen liegt ins­be­son­de­re dann vor, wenn sich die Tat nur auf einen ge­rin­gen Ver­mö­gens­wert oder auf einen ge­rin­gen Scha­den rich­tet.

243 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Zehnter Abschnitt: Ehrverletzungen

Art. 145244  

Üb­le Nach­re­de

 

1. Wer je­man­den bei ei­nem an­dern ei­nes un­eh­ren­haf­ten Ver­hal­tens oder an­de­rer Tat­sa­chen, die ge­eig­net sind, sei­nen Ruf zu schä­di­gen, be­schul­digt oder ver­däch­tigt,

wer ei­ne sol­che Be­schul­di­gung oder Ver­däch­ti­gung wei­ter ver­brei­tet,

wird auf An­trag des Ver­letz­ten oder der zur Er­tei­lung des Be­feh­les zur An­he­bung der Vor­un­ter­su­chung zu­stän­di­gen Stel­le mit Geld­stra­fe be­straft.245

2. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

3. Be­weist der Be­schul­dig­te, dass die von ihm vor­ge­brach­te oder wei­ter ver­brei­te­te Äus­se­rung der Wahr­heit ent­spricht oder dass er ernst­haf­te Grün­de hat­te, sie in gu­ten Treu­en für wahr zu hal­ten, so ist er nicht straf­bar.

4. Der Be­schul­dig­te wird zum Be­weis nicht zu­ge­las­sen und ist straf­bar für Äus­se­run­gen, die oh­ne Wah­rung öf­fent­li­cher In­ter­es­sen oder sonst wie oh­ne be­grün­de­te Ver­an­las­sung vor­wie­gend in der Ab­sicht vor­ge­bracht oder ver­brei­tet wer­den, je­man­dem Üb­les vor­zu­wer­fen, ins­be­son­de­re, wenn sich die Äus­se­run­gen auf das Pri­vat- oder Fa­mi­li­en­le­ben be­zie­hen.

5. Nimmt der Tä­ter sei­ne Äus­se­run­gen als un­wahr zu­rück, so kann er mil­der be­straft oder ganz von Stra­fe be­freit wer­den.

6. Hat der Be­schul­dig­te den Wahr­heits­be­weis nicht er­bracht, oder sind sei­ne Äus­se­run­gen un­wahr oder nimmt der Be­schul­dig­te sie zu­rück, so hat der Rich­ter dies im Ur­teil oder in ei­ner an­dern Ur­kun­de fest­zu­stel­len.

7. ...246

244Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Dez. 1950, in Kraft seit 1. Ju­li 1951 (AS 1951 437; BBl 1949 II 137).

245 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

246Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1980 (AS 1979 1037; BBl 1979 II 1).

Art. 146247  

Ver­leum­dung

 

1. Wer je­man­den wi­der bes­se­res Wis­sen bei ei­nem an­dern ei­nes un­eh­ren­haf­ten Ver­hal­tens oder an­de­rer Tat­sa­chen, die ge­eig­net sind, sei­nen Ruf zu schä­di­gen, be­schul­digt oder ver­däch­tigt,

wer ei­ne sol­che Be­schul­di­gung oder Ver­däch­ti­gung wi­der bes­se­res Wis­sen ver­brei­tet,

wird auf An­trag des Ver­letz­ten oder der für die Er­tei­lung des Be­feh­les zur An­he­bung der Vor­un­ter­su­chung zu­stän­di­gen Stel­le mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.248

2. Ist der Tä­ter plan­mäs­sig dar­auf aus­ge­gan­gen, den gu­ten Ruf ei­ner Per­son zu un­ter­gra­ben, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen249.

3. Zieht der Tä­ter sei­ne Äus­se­run­gen vor dem Rich­ter als un­wahr zu­rück, so kann er mil­der be­straft wer­den. Der Rich­ter stellt dem Ver­letz­ten über den Rück­zug ei­ne Ur­kun­de aus.

4. ...250

247Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

248Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Dez. 1950, in Kraft seit 1. Ju­li 1951 (AS 1951 437; BBl 1949 II 137).

249 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 24 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

250Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1980 (AS 1979 1037; BBl 1979 II 1).

Art. 147251  

Ge­mein­sa­me Be­stim­mung

 

Der münd­li­chen üb­len Nach­re­de und der münd­li­chen Ver­leum­dung ist die Äus­se­rung durch Schrift, Bild, Ge­bär­de oder durch an­de­re Mit­tel gleich­ge­stellt.

251Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 148  

Be­schimp­fung

 

1. Wer je­man­den in an­de­rer Wei­se durch Wort, Schrift, Bild, Ge­bär­de oder Tät­lich­kei­ten in sei­ner Eh­re an­greift, wird auf An­trag des Ver­letz­ten oder der für die Er­tei­lung des Be­feh­les zur An­he­bung der Vor­un­ter­su­chung zu­stän­di­gen Stel­le mit Geld­stra­fe bis zu 90 Ta­ges­sät­zen oder mit Bus­se be­straft.252

Rich­tet sich die Be­schimp­fung ge­gen einen Vor­ge­setz­ten oder Hö­he­ren, ge­gen ei­ne mi­li­tä­ri­sche Wa­che, ge­gen einen Un­ter­ge­be­nen oder im Ran­ge Nach­ste­hen­den, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

2. Hat der Be­schimpf­te durch sein un­ge­bühr­li­ches Ver­hal­ten zu der Be­schimp­fung un­mit­tel­bar An­lass ge­ge­ben, so kann der Rich­ter den Tä­ter von Stra­fe be­frei­en.

Ist die Be­schimp­fung un­mit­tel­bar mit ei­ner Be­schimp­fung oder Tät­lich­keit er­wi­dert wor­den, so kann der Rich­ter einen Tä­ter oder bei­de von Stra­fe be­frei­en.

3. ...253

252Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Dez. 1950, in Kraft seit 1. Ju­li 1951 (AS 1951 437; BBl 1949 II 137).

253Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1980 (AS 1979 1037; BBl 1977 II 1).

Art. 148a254  

An­trags­recht

 

1 Das An­trags­recht er­lischt nach Ab­lauf von drei Mo­na­ten. Die Frist be­ginnt mit dem Tag, an wel­chem der Tä­ter der an­trags­be­rech­tig­ten Per­son be­kannt wird.255

2 Stellt ein An­trags­be­rech­tig­ter ge­gen einen an der Tat Be­tei­lig­ten Straf­an­trag, so sind al­le Be­tei­lig­ten zu ver­fol­gen.

3 Der Straf­an­trag kann zu­rück­ge­zo­gen wer­den, so­lan­ge das Ur­teil der zwei­ten In­stanz noch nicht er­öff­net ist.256

4 Wer sei­nen Straf­an­trag zu­rück­ge­zo­gen hat, kann ihn nicht noch­mals stel­len.

5 Zieht der Be­rech­tig­te sei­nen Straf­an­trag ge­gen­über ei­nem Be­schul­dig­ten zu­rück, so gilt der Rück­zug für al­le Be­schul­dig­ten. Er­hebt der Be­schul­dig­te ge­gen den Rück­zug des Straf­an­tra­ges Ein­spruch, so gilt der Rück­zug für ihn nicht.

254Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Dez. 1950, in Kraft seit 1. Ju­li 1951 (AS 1951 437; BBl 1949 II 137).

255 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

256 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 148b257  

Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung

 

Die Ver­fol­gung der Ehr­ver­let­zun­gen ver­jährt in vier Jah­ren.

257Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979 (AS 1979 1037; BBl 1977 II 1). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 22. März 2002 (Ver­jäh­rung der Straf­ver­fol­gung), in Kraft seit 1. Okt. 2002 (AS 2002 2986; BBl 2002 26731649).

Elfter Abschnitt: Verbrechen oder Vergehen gegen die Freiheit

Art. 149  

Dro­hung

 

1 Wer je­man­den durch schwe­re Dro­hung in Schre­cken oder Angst ver­setzt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 150  

Nö­ti­gung

 

1 Wer je­man­den durch Ge­walt oder An­dro­hung ernst­li­cher Nach­tei­le oder durch an­de­re Be­schrän­kung sei­ner Hand­lungs­frei­heit nö­tigt, et­was zu tun, zu un­ter­las­sen oder zu dul­den, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.258

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

258Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 151259  
 

259Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, mit Wir­kung seit 1. Okt. 1982 (AS 1982 1535; BBl 1980 I 1241).

Art. 151a260  

Frei­heits­be­rau­bung und Ent­füh­rung

 

1. Wer je­man­den un­recht­mäs­sig fest­nimmt oder ge­fan­gen hält oder je­man­dem in an­de­rer Wei­se un­recht­mäs­sig die Frei­heit ent­zieht,

wer je­man­den durch Ge­walt, List oder Dro­hung ent­führt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Eben­so wird be­straft, wer je­man­den ent­führt, der ur­teil­s­un­fä­hig, wi­der­stand­s­un­fä­hig oder noch nicht 16 Jah­re alt ist.

260Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, in Kraft seit 1. Okt. 1982 (AS 1982 1535; BBl 1980 I 1241).

Art. 151b261  

Er­schwe­ren­de Um­stän­de

 

Frei­heits­be­rau­bung und Ent­füh­rung wer­den mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft,

wenn der Tä­ter ein Lö­se­geld zu er­lan­gen sucht,

wenn er das Op­fer grau­sam be­han­delt,

wenn der Ent­zug der Frei­heit mehr als zehn Ta­ge dau­ert oder

wenn die Ge­sund­heit des Op­fers er­heb­lich ge­fähr­det wird.

261Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, in Kraft seit 1. Okt. 1982 (AS 1982 1535; BBl 1980 I 1241).

Art. 151c262  

Gei­sel­nah­me

 

1. Wer je­man­den der Frei­heit be­raubt, ent­führt oder sich sei­ner sonst wie be­mäch­tigt, um einen Drit­ten zu ei­ner Hand­lung, Un­ter­las­sung oder Dul­dung zu nö­ti­gen,

wer die von ei­nem an­de­ren auf die­se Wei­se ge­schaf­fe­ne La­ge aus­nützt, um einen Drit­ten zu nö­ti­gen,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

2. Die Stra­fe ist Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren, wenn der Tä­ter droht, das Op­fer zu tö­ten, kör­per­lich schwer zu ver­let­zen oder grau­sam zu be­han­deln.

3. In be­son­ders schwe­ren Fäl­len, na­ment­lich wenn die Tat vie­le Men­schen be­trifft, kann der Tä­ter mit le­bens­läng­li­cher Frei­heits­s­tra­fe be­straft wer­den.

4.263 Tritt der Tä­ter von der Nö­ti­gung zu­rück und lässt er das Op­fer frei, so kann er mil­der be­straft wer­den (Art. 42a).

262Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, in Kraft seit 1. Okt. 1982 (AS 1982 1535; BBl 1980 I 1241).

263 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 151d264  

Ver­schwin­den­las­sen

 

Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr wird be­straft, wer in der Ab­sicht, ei­ne Per­son für län­ge­re Zeit dem Schutz des Ge­set­zes zu ent­zie­hen:

a.
im Auf­trag oder mit Bil­li­gung ei­nes Staa­tes oder ei­ner po­li­ti­schen Or­ga­ni­sa­ti­on der Per­son die Frei­heit ent­zieht, wo­bei in der Fol­ge die Aus­kunft über ihr Schick­sal oder ih­ren Ver­bleib ver­wei­gert wird; oder
b.
im Auf­trag ei­nes Staa­tes oder ei­ner po­li­ti­schen Or­ga­ni­sa­ti­on oder ent­ge­gen ei­ner Rechts­pflicht die Aus­kunft über das Schick­­sal oder den Ver­bleib die­ser Per­son ver­wei­gert.

264 Ein­ge­fügt durch An­hang 2 Ziff. 3 des BB vom 18. Dez. 2015 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des In­ter­na­tio­na­len Über­ein­kom­mens zum Schutz al­ler Per­so­nen vor dem Ver­schwin­den­las­sen, in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 4687; BBl 2014 453).

Art. 152  

Haus­frie­dens­bruch

 

1 Wer ge­gen den Wil­len des Be­rech­tig­ten in ein Haus, in ei­ne Woh­nung, in einen ab­ge­schlos­se­nen Raum ei­nes Hau­ses oder in einen un­mit­tel­bar zu ei­nem Hau­se ge­hö­ren­den um­frie­de­ten Platz, Hof oder Gar­ten oder in einen Werk­platz un­recht­mäs­sig ein­dringt oder, trotz der Auf­for­de­rung ei­nes Be­rech­tig­ten, sich zu ent­fer­nen, dar­in ver­weilt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.265

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

265Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Zwölfter Abschnitt: Strafbare Handlungen gegen die sexuelle Integrität266

266Fassung gemäss Ziff. II des BG vom 21. Juni 1991, in Kraft seit 1. Okt. 1992 (AS 1992 16701678; BBl 1985 II 1009).

Art. 153  

Se­xu­el­le Nö­ti­gung

 

1 Wer ei­ne Per­son zur Dul­dung ei­ner bei­schlaf­s­ähn­li­chen oder ei­ner an­de­ren se­xu­el­len Hand­lung nö­tigt, na­ment­lich in­dem er sie be­droht, Ge­walt an­wen­det, sie un­ter psy­chi­schen Druck setzt oder zum Wi­der­stand un­fä­hig macht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 Han­delt der Tä­ter grau­sam, ver­wen­det er na­ment­lich ei­ne ge­fähr­li­che Waf­fe oder einen an­de­ren ge­fähr­li­chen Ge­gen­stand, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren.

Art. 154  

Ver­ge­wal­ti­gung

 

1 Wer ei­ne Per­son weib­li­chen Ge­schlechts zur Dul­dung des Bei­schlafs nö­tigt, na­ment­lich in­dem er sie be­droht, Ge­walt an­wen­det, sie un­ter psy­chi­schen Druck setzt oder zum Wi­der­stand un­fä­hig macht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr267 bis zu zehn Jah­ren be­straft.

2 Han­delt der Tä­ter grau­sam, ver­wen­det er na­ment­lich ei­ne ge­fähr­li­che Waf­fe oder einen an­de­ren ge­fähr­li­chen Ge­gen­stand, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren.

267 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 4 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

Art. 155  

Schän­dung

 

Wer ei­ne ur­teil­s­un­fä­hi­ge oder ei­ne zum Wi­der­stand un­fä­hi­ge Per­son in Kennt­nis ih­res Zu­stan­des zum Bei­schlaf, zu ei­ner bei­schlaf­s­ähn­li­chen oder ei­ner an­de­ren se­xu­el­len Hand­lung miss­braucht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 155a268  
 

268Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2003 (Straf­ver­fol­gung in der Ehe und in der Part­ner­schaft), mit Wir­kung seit 1. April 2004 (AS 2004 1403; BBl 200319091937).

Art. 156  

Se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Kin­dern

 

1. Wer mit ei­nem Kind un­ter 16 Jah­ren ei­ne se­xu­el­le Hand­lung vor­nimmt,

es zu ei­ner sol­chen Hand­lung ver­lei­tet oder

es in ei­ne sol­che Hand­lung ein­be­zieht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Die Hand­lung ist nicht straf­bar, wenn der Al­ters­un­ter­schied zwi­schen den Be­tei­lig­ten nicht mehr als drei Jah­re be­trägt.

3. Hat der Tä­ter zur Zeit der Tat das 20. Al­ters­jahr noch nicht zu­rück­ge­legt und lie­gen be­son­de­re Um­stän­de vor oder hat die ver­letz­te Per­son mit ihm die Ehe ge­schlos­sen oder ist sie mit ihm ei­ne ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft ein­ge­gan­gen, so kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de von der Über­wei­sung an das Ge­richt oder der Be­stra­fung ab­se­hen.269

4. Han­del­te der Tä­ter in der ir­ri­gen Vor­stel­lung, das Kind sei min­des­tens 16 Jah­re alt, hät­te er je­doch bei pflicht­ge­mäs­ser Vor­sicht den Irr­tum ver­mei­den kön­nen, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

5. ...270

6. ...271

269 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 22 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

270Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II des BG vom 21. März 1997, mit Wir­kung seit 1. Sept. 1997 (AS 1997 1626; BBl 1996 IV 13181322).

271Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 21. März 1997 (AS 1997 1626; BBl 1996 IV 13181322). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II des BG vom 5. Okt. 2001 (Ver­jäh­rung der Straf­ver­fol­gung im all­ge­mei­nen und bei Se­xual­de­lik­ten an Kin­dern), mit Wir­kung seit 1. Okt. 2002 (AS 2002 2993; BBl 20002943).

Art. 157  

Aus­nüt­zung der mi­li­tä­ri­schen Stel­lung

 

Wer un­ter Aus­nüt­zung sei­ner mi­li­tä­ri­schen Stel­lung die Dul­dung oder Vor­nah­me ei­ner se­xu­el­len Hand­lung er­langt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft.

Art. 158  
 

Auf­ge­ho­ben

Art. 159  

Ex­hi­bi­tio­nis­mus

 

1 Wer ei­ne ex­hi­bi­tio­nis­ti­sche Hand­lung vor­nimmt, wird mit Geld­stra­fe be­straft.272

2 Un­ter­zieht sich der Tä­ter ei­ner ärzt­li­chen Be­hand­lung, so kann das Straf­ver­fah­ren ein­ge­stellt wer­den. Es wird wie­der auf­ge­nom­men, wenn sich der Tä­ter der Be­hand­lung ent­zieht.

3 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

272 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 159a  

Se­xu­el­le Be­läs­ti­gun­gen

 

1 Wer vor je­man­dem, der dies nicht er­war­tet, ei­ne se­xu­el­le Hand­lung vor­nimmt und da­durch Är­ger­nis er­regt,

wer je­man­den tät­lich oder in gro­ber Wei­se durch Wor­te se­xu­ell be­läs­tigt,

wird mit Bus­se be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 159b  

Ge­mein­sa­me Be­ge­hung

 

Wird ei­ne straf­ba­re Hand­lung die­ses Ab­schnit­tes ge­mein­sam von meh­re­ren Per­so­nen aus­ge­führt, so kann der Rich­ter die Stra­fe er­hö­hen, darf je­doch das höchs­te Mass der an­ge­droh­ten Stra­fe nicht um mehr als die Hälf­te über­schrei­ten. Da­bei ist er an das ge­setz­li­che Höchst­mass der Straf­art ge­bun­den.

Dreizehnter Abschnitt: Gemeingefährliche Verbrechen oder Vergehen

Art. 160273  

Brand­stif­tung

 

1 Wer vor­sätz­lich zum Scha­den ei­nes an­dern oder un­ter Her­bei­füh­rung ei­ner Ge­mein­ge­fahr ei­ne Feu­ers­brunst ver­ur­sacht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

2 Bringt der Tä­ter wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen in Ge­fahr oder zer­stört er in Kriegs­zei­ten durch die Brand­stif­tung der Ar­mee die­nen­de Sa­chen, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren.

3 Ist nur ein ge­rin­ger Scha­den ent­stan­den, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.

273Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 160a274  

Fahr­läs­si­ge Ver­ur­sa­chung ei­ner Feu­ers­brunst

 

1 Wer fahr­läs­sig zum Scha­den ei­nes an­de­ren oder un­ter Her­bei­füh­rung ei­ner Ge­mein­ge­fahr ei­ne Feu­ers­brunst ver­ur­sacht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

2 Bringt der Tä­ter fahr­läs­sig Leib und Le­ben von Men­schen in Ge­fahr, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

274Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941 (AS 57 1269; BBl 1940 997). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 161  

Ver­ur­sa­chung ei­ner Ex­plo­si­on

 

1. Wer vor­sätz­lich ei­ne Ex­plo­si­on von Gas, Ben­zin, Pe­tro­le­um oder ähn­li­chen Stof­fen ver­ur­sacht und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

Ist nur ein ge­rin­ger Scha­den ent­stan­den, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.

Zer­stört der Tä­ter in Kriegs­zei­ten der Ar­mee die­nen­de Sa­chen, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren be­straft.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 162  

Ge­fähr­dung durch Spreng­stof­fe und gif­ti­ge Ga­se in ver­bre­che­ri­scher Ab­sicht

 

1 Wer vor­sätz­lich und in ver­bre­che­ri­scher Ab­sicht durch Spreng­stof­fe oder gif­ti­ge Ga­se Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

2 Ist nur Ei­gen­tum in un­be­deu­ten­dem Um­fang ge­fähr­det wor­den, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.

3 Zer­stört der Tä­ter in Kriegs­zei­ten der Ar­mee die­nen­de Sa­chen, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren be­straft.

Art. 163275  

Ge­fähr­dung oh­ne ver­bre­che­ri­sche Ab­sicht. Fahr­läs­si­ge Ge­fähr­dung

 

1 Wer vor­sätz­lich, je­doch oh­ne ver­bre­che­ri­sche Ab­sicht, oder wer fahr­läs­sig durch Spreng­stof­fe oder gif­ti­ge Ga­se Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.276

275Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

276 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 164277  

Her­stel­len, Ver­ber­gen, Wei­ter­schaf­fen von Spreng­stof­fen und gif­ti­gen Ga­sen

 

1 Wer Spreng­stof­fe oder gif­ti­ge Ga­se her­stellt, die, wie er weiss oder an­neh­men muss, zu ver­bre­che­ri­schem Ge­brauch be­stimmt sind, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von sechs Mo­na­ten bis zu zehn Jah­ren be­straft.278

2 Wer Spreng­stof­fe, gif­ti­ge Ga­se oder Stof­fe, die zu de­ren Her­stel­lung ge­eig­net sind, sich ver­schafft, ei­nem an­dern über­gibt, von ei­nem an­dern über­nimmt, auf­be­wahrt, ver­birgt oder weiter­schafft, wird, wenn er weiss oder an­neh­men muss, dass sie zu ver­bre­che­ri­schem Ge­brauch be­stimmt sind, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft.

3 Wer je­man­dem, der, wie er weiss oder an­neh­men muss, einen ver­b­re­che­ri­schen Ge­brauch von Spreng­stof­fen oder gif­ti­gen Ga­sen plant, zu de­ren Her­stel­lung An­lei­tung gibt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft.

277Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

278 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 165  

Ver­ur­sa­chung ei­ner Über­schwem­mung oder ei­nes Ein­stur­zes

 

1. Wer vor­sätz­lich ei­ne Über­schwem­mung oder den Ein­sturz ei­nes Bau­werks oder den Ab­sturz von Erd- und Fels­mas­sen ver­ur­sacht und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.279

Ist nur ein ge­rin­ger Scha­den ent­stan­den, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.

Zer­stört der Tä­ter in Kriegs­zei­ten der Ar­mee die­nen­de Sa­chen, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren be­straft.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

279Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 166  

Be­schä­di­gung von elek­tri­schen An­la­gen, Was­ser­bau­ten und Schutz­vor­rich­tun­gen

 

1. Wer vor­sätz­lich

elek­tri­sche An­la­gen,

Was­ser­bau­ten, na­ment­lich Däm­me, Weh­re, Dei­che, Schleu­sen,

Schutz­vor­rich­tun­gen ge­gen Na­tur­er­eig­nis­se, so ge­gen Berg­sturz oder La­wi­nen,

zer­stört oder be­schä­digt und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

Ist nur ein ge­rin­ger Scha­den ent­stan­den, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 167280  

Ver­brei­ten mensch­li­cher Krank­hei­ten

 

Wer aus ge­mei­ner Ge­sin­nung ei­ne ge­fähr­li­che über­trag­ba­re mensch­li­che Krank­heit ver­brei­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem bis zu fünf Jah­ren be­straft.

280 Fas­sung ge­mä­ss Art. 86 Ziff. 2 des Epi­de­mien­ge­set­zes vom 28. Sept. 2012 , in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 1435; BBl 2011 311).

Art. 168  

Ver­brei­ten ei­ner Tier­seu­che

 

1. Wer vor­sätz­lich ei­ne Seu­che un­ter Haus­tie­ren ver­brei­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Hat der Tä­ter aus ge­mei­ner Ge­sin­nung einen gros­sen Scha­den ver­ur­sacht, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu fünf Jah­ren.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 169  

Ver­un­rei­ni­gung des Trink­was­sers

 

1 Wer vor­sätz­lich das Trink­was­ser für Men­schen oder Haus­tie­re mit ge­sund­heits­schäd­li­chen Stof­fen ver­un­rei­nigt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft.

2 Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 169a282  

Stö­rung des öf­fent­li­chen Ver­kehrs

 

1. Wer vor­sätz­lich oder fahr­läs­sig den öf­fent­li­chen Ver­kehr, na­ment­lich den Ver­kehr auf der Stras­se, auf dem Was­ser oder in der Luft hin­dert, stört oder ge­fähr­det und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so wird er in leich­ten Fäl­len dis­zi­pli­na­risch be­straft.

2. Bringt der Tä­ter wis­sent­lich Leib und Le­ben vie­ler Men­schen in Ge­fahr, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu zehn Jah­ren er­kannt wer­den.

3. Zif­fer 1 fin­det kei­ne An­wen­dung auf Ver­kehrs­ge­fähr­dun­gen, be­gan­gen durch Ver­let­zung von Stras­sen­ver­kehrs­vor­schrif­ten.

282Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941 (AS 57 1269; BBl 1940 997). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1967, in Kraft seit 1. März 1968 (AS 1968 212; BBl 1967 I 581).

Art. 170283  

Stö­rung des Ei­sen­bahn­ver­kehrs

 

1 Wer vor­sätz­lich den Ei­sen­bahn­ver­kehr hin­dert, stört oder ge­fähr­det und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, na­ment­lich die Ge­fahr ei­ner Ent­glei­sung oder ei­nes Zu­sam­men­stos­ses her­bei­führt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe be­straft.

2 Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig und wer­den da­durch Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum er­heb­lich ge­fähr­det, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

283Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 171  

Stö­rung von Be­trie­ben, die der All­ge­mein­heit die­nen

 

1.284 Wer vor­sätz­lich den Be­trieb ei­ner öf­fent­li­chen Ver­kehrs­an­stalt, na­ment­lich den Ei­sen­bahn-, Post-, Te­le­gra­fen- oder Te­le­fon­be­trieb hin­dert, stört oder ge­fähr­det,

wer vor­sätz­lich den Be­trieb ei­ner zur all­ge­mei­nen Ver­sor­gung mit Was­ser, Licht, Kraft oder Wär­me die­nen­den An­stalt oder An­la­ge hin­dert, stört oder ge­fähr­det,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

284Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 171a285  

Öf­fent­li­che Auf­for­de­rung zu Ver­bre­chen oder zur Ge­walt­tä­tig­keit

 

1 Wer öf­fent­lich zu ei­nem Ver­bre­chen auf­for­dert, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

1bis Die öf­fent­li­che Auf­for­de­rung zum Völ­ker­mord (Art. 108), der ganz oder teil­wei­se in der Schweiz be­gan­gen wer­den soll, ist auch straf­bar, wenn die Auf­for­de­rung im Aus­land er­folgt.286

2 Wer öf­fent­lich zu ei­nem Ver­ge­hen mit Ge­walt­tä­tig­keit ge­gen Men­schen oder Sa­chen auf­for­dert, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

285Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, in Kraft seit 1. Okt. 1982 (AS 1982 1535; BBl 1980 I 1241).

286Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge­set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Art. 171b287  

Straf­ba­re Vor­be­rei­tungs­hand­lun­gen

 

1 Mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe wird be­straft, wer plan­mäs­sig kon­kre­te tech­ni­sche oder or­ga­ni­sa­to­ri­sche Vor­keh­run­gen trifft, de­ren Art und Um­fang zei­gen, dass er sich an­schickt, ei­ne der fol­gen­den straf­ba­ren Hand­lun­gen aus­zu­füh­ren:

a.
Völ­ker­mord (Art. 108);
b.
Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit (Art. 109);
c.
Kriegs­ver­bre­chen (Art. 111–112d);
d.
Vor­sätz­li­che Tö­tung (Art. 115);
e.
Mord (Art. 116);
f.
Schwe­re Kör­per­ver­let­zung (Art. 121);
g.
Raub (Art. 132);
h.
Frei­heits­be­rau­bung und Ent­füh­rung (Art. 151a);
i.
Gei­sel­nah­me (Art. 151c);
ibis.288
Ver­schwin­den­las­sen (Art. 151d);
j.
Brand­stif­tung (Art. 160).289

2 Führt der Tä­ter aus ei­ge­nem An­trieb die Vor­be­rei­tungs­hand­lung nicht zu En­de, so bleibt er straf­los.

3 Straf­bar ist auch, wer die Vor­be­rei­tungs­hand­lung im Aus­land be­geht, wenn die be­ab­sich­tig­ten straf­ba­ren Hand­lun­gen in der Schweiz ver­übt wer­den sol­len. Ar­ti­kel 10 Ab­satz 2 ist an­wend­bar.290

287Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, in Kraft seit 1. Okt. 1982 (AS 1982 1535; BBl 1980 I 1241).

288 Ein­ge­fügt durch An­hang 2 Ziff. 3 des BB vom 18. Dez. 2015 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des In­ter­na­tio­na­len Über­ein­kom­mens zum Schutz al­ler Per­so­nen vor dem Ver­schwin­den­las­sen, in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 4687; BBl 2014 453).

289 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

290 Fas­sung des Sat­zes ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 171c292  

Dis­kri­mi­nie­rung und Auf­ruf zu Hass

 

1 Wer öf­fent­lich ge­gen ei­ne Per­son oder ei­ne Grup­pe von Per­so­nen we­gen ih­rer Ras­se, Eth­nie, Re­li­gi­on oder se­xu­el­len Ori­en­tie­rung zu Hass oder zu Dis­kri­mi­nie­rung auf­ruft,

wer öf­fent­lich Ideo­lo­gi­en ver­brei­tet, die auf die sys­te­ma­ti­sche Her­ab­set­zung oder Ver­leum­dung die­ser Per­so­nen oder Per­so­nen­grup­pen ge­rich­tet sind,

wer mit dem glei­chen Ziel Pro­pa­gan­daak­tio­nen or­ga­ni­siert, för­dert oder dar­an teil­nimmt,

wer öf­fent­lich durch Wort, Schrift, Bild, Ge­bär­den, Tät­lich­kei­ten oder in an­de­rer Wei­se ei­ne Per­son oder ei­ne Grup­pe von Per­so­nen we­gen ih­rer Ras­se, Eth­nie, Re­li­gi­on oder se­xu­el­len Ori­en­tie­rung in ei­ner ge­gen die Men­schen­wür­de ver­stos­sen­den Wei­se her­ab­setzt oder dis­kri­mi­niert oder aus ei­nem die­ser Grün­de Völ­ker­mord oder an­de­re Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit leug­net, gröb­lich ver­harm­lost oder zu recht­fer­ti­gen sucht,

wer ei­ne von ihm an­ge­bo­te­ne Leis­tung, die für die All­ge­mein­heit be­stimmt ist, ei­ner Per­son oder ei­ner Grup­pe von Per­so­nen we­gen ih­rer Ras­se, Eth­nie, Re­li­gi­on oder se­xu­el­len Ori­en­tie­rung ver­wei­gert,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.293

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

292Ein­ge­fügt durch Art. 2 des BG vom 18. Ju­ni 1993, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2887; BBl 1992 III 269).

293Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 14. Dez. 2018 (Dis­kri­mi­nie­rung und Auf­ruf zu Hass auf­grund der se­xu­el­len Ori­en­tie­rung), in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2020 1609; BBl 2018 37735231).

Vierzehnter Abschnitt: Urkundenfälschung

Art. 172294  

Ur­kun­den­fäl­schung

 

1. Wer in der Ab­sicht, je­man­den am Ver­mö­gen oder an an­dern Rech­ten zu schä­di­gen oder sich oder ei­nem an­dern einen un­recht­mäs­si­gen Vor­teil zu ver­schaf­fen,

ei­ne Ur­kun­de fälscht oder ver­fälscht, die ech­te Un­ter­schrift oder das ech­te Hand­zei­chen ei­nes an­dern zur Her­stel­lung ei­ner un­ech­ten Ur­kun­de be­nützt oder ei­ne recht­lich er­heb­li­che Tat­sa­che un­rich­tig be­ur­kun­det oder be­ur­kun­den lässt,

ei­ne Ur­kun­de die­ser Art zur Täu­schung ge­braucht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. In be­son­ders leich­ten Fäl­len kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe oder auf dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung er­kannt wer­den.

294Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

Art. 173295  

Er­schlei­chung ei­ner falschen Be­ur­kun­dung

 

Wer durch Täu­schung be­wirkt, dass sein Vor­ge­setz­ter, ein Be­am­ter oder ei­ne Per­son öf­fent­li­chen Glau­bens ei­ne recht­lich er­heb­li­che Tat­sa­che un­rich­tig be­ur­kun­det, na­ment­lich ei­ne falsche Un­ter­schrift oder ei­ne un­rich­ti­ge Ab­schrift be­glau­bigt,

wer ei­ne so er­schli­che­ne Ur­kun­de ge­braucht, um einen an­dern über die dar­in be­ur­kun­de­te Tat­sa­che zu täu­schen,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

295Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 174296  

Un­ter­drückung von Ur­kun­den

 

Wer ei­ne Ur­kun­de, über die er nicht al­lein ver­fü­gen darf, be­schä­digt, ver­nich­tet, bei­sei­te schafft oder ent­wen­det, in der Ab­sicht, je­man­den am Ver­mö­gen oder an an­dern Rech­ten zu schä­di­gen oder sich oder ei­nem an­dern einen un­recht­mäs­si­gen Vor­teil zu ver­schaf­fen, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

296Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997)

Art. 175297  

Ge­mein­sa­me Be­stim­mun­gen

 

1 Ur­kun­den sind Schrif­ten, die be­stimmt und ge­eig­net sind, oder Zei­chen, die be­stimmt sind, ei­ne Tat­sa­che von recht­li­cher Be­deu­tung zu be­wei­sen. Die Auf­zeich­nung auf Bild- und Da­ten­trä­gern steht der Schrift­form gleich, so­fern sie dem­sel­ben Zweck dient.298

2 Öf­fent­li­che Ur­kun­den sind die von ei­ner Be­hör­de, die von ei­nem Be­am­ten kraft sei­nes Am­tes und die von ei­ner Per­son öf­fent­li­chen Glau­bens in die­ser Ei­gen­schaft aus­ge­stell­ten Ur­kun­den. Nicht als öf­fent­li­che Ur­kun­den gel­ten Schrift­stücke, die von der Ver­wal­tung der wirt­schaft­li­chen Un­ter­neh­mun­gen und Mo­no­pol­be­trie­be des Staa­tes oder an­de­rer öf­fent­lich-recht­li­cher Kör­per­schaf­ten und An­stal­ten in zi­vil­recht­li­chen Ge­schäf­ten aus­ge­stellt wer­den.

3 Die Ar­ti­kel 172–174 fin­den auch An­wen­dung auf Ur­kun­den des Aus­lan­des.

297Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997)

298Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

Fünfzehnter Abschnitt: Verbrechen oder Vergehen gegen die Rechtspflege

Art. 176  

Be­güns­ti­gung

 

1 Wer je­man­den der Straf­ver­fol­gung, dem Straf­voll­zug oder dem Voll­zug ei­ner der in den Ar­ti­keln 59–61, 63 und 64 des Straf­ge­setz­bu­ches299 vor­ge­se­he­nen Mass­nah­men ent­zieht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.300

1bis Eben­so wird be­straft, wer je­man­den, der im Aus­land we­gen ei­nes Ver­bre­chens nach Ar­ti­kel 59 die­ses Ge­set­zes ver­folgt wird oder ver­ur­teilt wur­de, der dor­ti­gen Straf­ver­fol­gung oder dem dor­ti­gen Voll­zug ei­ner Frei­heits­s­tra­fe oder ei­ner Mass­nah­me im Sin­ne der Ar­ti­kel 59‑61, 63 und 64 des Straf­ge­setz­bu­ches ent­zieht.301

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

3 Steht der Tä­ter in so na­hen Be­zie­hun­gen zu dem Be­güns­tig­ten, dass sein Ver­hal­ten ent­schuld­bar ist, so kann der Rich­ter von ei­ner Be­stra­fung Um­gang neh­men.

299 SR 311.0

300 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

301Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981 (AS 1982 1535; BBl 1980 I 1241). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 177  

Be­frei­ung von Ge­fan­ge­nen

 

1.302 Wer mit Ge­walt, Dro­hung oder List einen Ar­re­stan­ten, einen Ver­haf­te­ten, einen Ge­fan­ge­nen oder einen an­dern auf amt­li­che Anord­nung in ei­ne An­stalt Ein­ge­wie­se­nen be­freit oder ihm zur Flucht be­hilf­lich ist, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Wird die Tat von ei­nem zu­sam­men­ge­rot­te­ten Hau­fen be­gan­gen, so wird je­der, der an der Zu­sam­men­rot­tung teil­nimmt, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Der Teil­neh­mer, der Ge­walt an Per­so­nen oder Sa­chen ver­übt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft.

302Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 178303  

Falsche An­schul­di­gung

 

1. Wer einen Nicht­schul­di­gen wi­der bes­se­res Wis­sen bei ei­ner mi­li­tä­ri­schen oder bür­ger­li­chen Stel­le ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens be­schul­digt, in der Ab­sicht, ei­ne Straf­ver­fol­gung ge­gen ihn her­bei­zu­füh­ren,

wer in an­de­rer Wei­se arg­lis­ti­ge Ver­an­stal­tun­gen trifft, in der Ab­sicht, ei­ne Straf­ver­fol­gung ge­gen einen Nicht­schul­di­gen her­bei­zu­füh­ren,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Be­trifft die falsche An­schul­di­gung ei­ne Über­tre­tung oder einen Dis­zi­pli­nar­feh­ler, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

303Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 179304  

Falsches Zeug­nis. Falsches Gut­ach­ten. Falsche Über­set­zung

 

1 Wer in ei­nem Mi­li­tär­straf­ver­fah­ren als Zeu­ge, Sach­ver­stän­di­ger, Über­set­zer oder Dol­met­scher zur Sa­che falsch aus­sagt, einen falschen Be­fund oder ein falsches Gut­ach­ten ab­gibt oder falsch über­setzt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 Be­zieht sich die falsche Äus­se­rung auf Tat­sa­chen, die für die rich­ter­li­che Ent­schei­dung un­er­heb­lich sind, so ist die Stra­fe Geld­stra­fe.305

304Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

305 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 179a306  

Straf­mil­de­run­gen

 

1 Be­rich­tigt der Tä­ter sei­ne falsche An­schul­di­gung (Art. 178) oder sei­ne falsche Aus­sa­ge (Art. 179) aus ei­ge­nem An­trieb und be­vor durch sie ein Rechts­nach­teil für einen an­dern ent­stan­den ist, so kann der Rich­ter die Stra­fe mil­dern (Art. 42a) oder von ei­ner Be­stra­fung Um­gang neh­men.

2 Hat der Tä­ter ei­ne falsche Äus­se­rung ge­tan (Art. 179), weil er durch die wah­re Aus­sa­ge sich oder sei­ne An­ge­hö­ri­gen der Ge­fahr straf­recht­li­cher Ver­fol­gung aus­set­zen wür­de, so kann der Rich­ter die Stra­fe mil­dern (Art. 42a).

306Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941 (AS 57 1269; BBl 1940 997). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 179b307  

Ver­fah­ren vor in­ter­na­tio­na­len Ge­rich­ten

 

Die Ar­ti­kel 179 und 179a fin­den auch An­wen­dung auf Ver­fah­ren vor in­ter­na­tio­na­len Ge­rich­ten, de­ren Zu­stän­dig­keit die Schweiz als ver­bind­lich an­er­kennt.

307 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 22. Ju­ni 2001 (Rechts­pfle­ge­de­lik­te vor in­ter­na­tio­na­len Ge­rich­ten), in Kraft seit 1. Ju­li 2002 (AS 2002 14911492; BBl 2001 391).

Zweites Buch: Disziplinarstrafordnung308

308Fassung gemäss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

Erster Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 180  

Dis­zi­pli­nar­feh­ler

 

1 Einen Dis­zi­pli­nar­feh­ler be­geht, so­fern das Ver­hal­ten nicht als Ver­bre­chen, Ver­ge­hen oder Über­tre­tung straf­bar ist, wer:

a.
sei­nen dienst­li­chen Pflich­ten zu­wi­der­han­delt oder den Dienst­be­trieb stört;
b.
öf­fent­li­ches Är­ger­nis er­regt;
c.
Grund­re­geln des An­stands ver­letzt oder gro­ben Un­fug treibt.

2 Dem Dis­zi­pli­nar­feh­ler gleich­ge­stellt sind:

a.
leich­te Fäl­le von Straf­ta­ten, für die das ers­te Buch dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung vor­sieht;
b.
leich­te Fäl­le von Wi­der­hand­lun­gen ge­gen die Ge­setz­ge­bung des Bun­des über den Stras­sen­ver­kehr ge­mä­ss den Be­stim­mun­gen von Ar­ti­kel 218 Ab­satz 3;
c.
Wi­der­hand­lun­gen ge­gen das BetmG309 ge­mä­ss den Be­stim­mun­gen von Ar­ti­kel 218 Ab­satz 4.
Art. 181  

Straf­bar­keit

 

1 Straf­bar ist nur, wer schuld­haft han­delt, sei es vor­sätz­lich oder fahr­läs­sig.

2 Vor­sätz­lich han­delt, wer die Tat mit Wis­sen und Wil­len be­geht.

3 Fahr­läs­sig han­delt, wer die Fol­ge sei­nes Ver­hal­tens aus pflicht­wid­ri­ger Un­vor­sich­tig­keit nicht be­dacht oder dar­auf nicht Rück­sicht ge­nom­men hat. Pflicht­wid­rig ist die Un­vor­sich­tig­keit, wenn der Tä­ter die Vor­sicht nicht wal­ten lässt, zu der er nach den Um­stän­den und nach sei­nen per­sön­li­chen Ver­hält­nis­sen ver­pflich­tet ist.

4 Ist ein Ver­bre­chen, ein Ver­ge­hen oder ei­ne Über­tre­tung nur bei Vor­satz straf­bar, so darf ei­ne fahr­läs­si­ge Be­ge­hung auch nicht dis­zi­pli­na­risch be­straft wer­den.

Art. 182  

Straf­zu­mes­sung

 

1 Der In­ha­ber der Dis­zi­pli­nar­straf­ge­walt ver­fügt ei­ne Dis­zi­pli­nar­stra­fe, wenn er Er­mah­nung und Be­leh­rung des Fehl­ba­ren nicht für aus­rei­chend er­ach­tet.

2 Art und Mass der Stra­fe sind nach dem Ver­schul­den zu be­stim­men. Be­weg­grün­de, per­sön­li­che Ver­hält­nis­se und mi­li­tä­ri­sche Füh­rung sind zu be­rück­sich­ti­gen.

3 Der Frei­heits­ent­zug durch vor­läu­fi­ge Fest­nah­me wird an die Ar­rest­stra­fe an­ge­rech­net.

4 Hat der Fehl­ba­re meh­re­re Dis­zi­pli­nar­feh­ler be­gan­gen, so wer­den sie mit ei­ner ein­zi­gen Ge­samt­stra­fe ge­ahn­det.

5 Die ein­heit­li­che Be­stra­fung meh­re­rer ge­mein­sam Fehl­ba­rer oh­ne Be­rück­sich­ti­gung al­ler Straf­zu­mes­sungs­grün­de bei je­dem ein­zel­nen (Kol­lek­tivstra­fe) und die mehr­ma­li­ge dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung der glei­chen Tat sind nicht zu­läs­sig.

6 Sind an ei­nem Dis­zi­pli­nar­feh­ler An­ge­hö­ri­ge ver­schie­de­ner For­ma­tio­nen be­tei­ligt, so ver­stän­di­gen sich ih­re Kom­man­dan­ten vor dem Ent­scheid über die Stra­fe oder den Be­stra­fungs­an­trag.

Art. 183  

Per­sön­li­cher Gel­tungs­be­reich

 

1 Der Dis­zi­pli­nar­stra­f­ord­nung ist un­ter­stellt, wer dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­steht.

2 Die dis­zi­pli­na­ri­sche Ver­ant­wort­lich­keit der An­ge­hö­ri­gen des Grenz­wacht­korps rich­tet sich nach den Be­stim­mun­gen des Bun­des­per­so­nal­ge­set­zes vom 24. März 2000310 und der Bun­des­per­so­nal­ver­ord­nung vom 3. Ju­li 2001311 so­wie nach den Vor­schrif­ten des ent­spre­chen­den Re­gle­ments der Ober­zoll­di­rek­ti­on.

Art. 184  

Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung

 

1 Die Ver­fol­gung ei­nes Dis­zi­pli­nar­feh­lers ver­jährt zwölf Mo­na­te nach der Be­ge­hung.

2 Die Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung ruht wäh­rend ei­ner vor­läu­fi­gen Be­weis­auf­nah­me, ei­ner Vor­un­ter­su­chung oder ei­nes Ver­fah­rens vor Ge­richt.

Art. 185  

Voll­stre­ckungs­ver­jäh­rung

 

1 Die Voll­stre­ckung ei­ner Dis­zi­pli­nar­stra­fe ver­jährt zwölf Mo­na­te nach ih­rer rechts­kräf­ti­gen Ver­fü­gung.

2 Wäh­rend ei­nes Rechts­mit­tel­ver­fah­rens ge­gen einen Bus­sen­um­wand­lungs­ent­scheid ruht die Voll­stre­ckungs­ver­jäh­rung. Wird am En­de des Rechts­mit­tel­ver­fah­rens die Bus­se in Ar­rest um­ge­wan­delt, so ver­jährt die Voll­stre­ckung zwölf Mo­na­te nach dem rechts­kräf­ti­gen Um­wand­lungs­ent­scheid.

Zweiter Abschnitt: Disziplinarstrafen

Art. 186  

Ver­weis

 

Der Ver­weis ist ei­ne förm­li­che Ver­war­nung des Fehl­ba­ren. Er ist aus­drück­lich als Stra­fe zu be­zeich­nen.

Art. 187  

Aus­gangs­sper­re

 

1 Mit der Aus­gangs­sper­re wird dem Fehl­ba­ren ver­bo­ten, den vom Kom­man­dan­ten be­zeich­ne­ten Un­ter­kunfts­be­reich, aus­ser zu dienst­li­chen Zwe­cken, zu ver­las­sen. Der Be­such von Kan­ti­nen oder ver­gleich­ba­ren Ein­rich­tun­gen ist un­ter­sagt. Ein­sch­lies­sung so­wie Un­ter­brin­gung in ei­nem Ar­rest­lo­kal sind nicht er­laubt.

2 Die Aus­gangs­sper­re kann nur wäh­rend des be­sol­de­ten Mi­li­tär­diens­tes oder wäh­rend des Frie­dens­för­de­rungs­diens­tes aus­ge­spro­chen und voll­zo­gen wer­den.

3 Die Aus­gangs­sper­re kann für einen Zeit­raum von 3 bis höchs­tens 15 Ta­gen ver­fügt wer­den. All­ge­mei­ner Ur­laub wird von der Aus­gangs­sper­re nicht be­trof­fen. Der Voll­zug be­ginnt mit der Rechts­kraft der Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fü­gung.

Art. 188  

Dis­zi­pli­nar­bus­se

 

Ei­ne Dis­zi­pli­nar­bus­se kann für al­le Dis­zi­pli­nar­feh­ler aus­ge­spro­chen wer­den. Sie be­trägt:

a.
für im Dienst be­gan­ge­ne Dis­zi­pli­nar­feh­ler:
höchs­tens 500 Fran­ken;
b.
für aus­ser­halb des Diens­tes be­gan­ge­ne Dis­zi­pli­nar­feh­ler:
höchs­tens 1000 Fran­ken.
Art. 189  

Voll­zug von Dis­zi­pli­nar­bus­sen

 

1 Vom Trup­pen­kom­man­dan­ten ver­füg­te Dis­zi­pli­nar­bus­sen, die wäh­rend des Diens­tes rechts­kräf­tig wer­den, kön­nen bei der Trup­pe be­gli­chen wer­den.

2 Im Dienst nicht be­zahl­te Dis­zi­pli­nar­bus­sen voll­zieht der Wohn­sitz­kan­ton. Hat der Be­straf­te kei­nen Wohn­sitz in der Schweiz oder hält er sich vor­aus­sicht­lich für län­ge­re Zeit im Aus­land auf, so voll­zieht der Hei­mat­kan­ton die Dis­zi­pli­nar­bus­se.

3 Bei der Trup­pe be­gli­che­ne Dis­zi­pli­nar­bus­sen fal­len an die Bun­des­kas­se. Dis­zi­pli­nar­bus­sen, die von ei­ner kan­to­na­len Be­hör­de voll­zo­gen wer­den, fal­len an den be­tref­fen­den Kan­ton.

4 Die Frist zur Be­zah­lung von Dis­zi­pli­nar­bus­sen be­trägt ab Ein­tritt der Rechts­kraft zwei Mo­na­te.

5 Bei Nicht­be­zah­lung wer­den Dis­zi­pli­nar­bus­sen in Ar­rest um­ge­wan­delt. Da­bei wer­den 100 Fran­ken ei­nem Tag Ar­rest gleich­ge­setzt.

6 Für den Um­wand­lungs­ent­scheid ist die Mi­li­tär­be­hör­de zu­stän­dig, die die Dis­zi­pli­nar­bus­se ver­fügt hat. Vom Trup­pen­kom­man­dan­ten ver­füg­te Dis­zi­pli­nar­bus­sen wer­den von der Mi­li­tär­be­hör­de des Voll­zugs­kan­tons um­ge­wan­delt.

Art. 190  

Ar­rest

 

1 Der Ar­rest dau­ert min­des­tens einen, längs­tens zehn Ta­ge.

2 Er wird in Ein­zel­haft voll­zo­gen. Der Ar­re­stant leis­tet kei­nen Dienst.

3 Die Ar­rest­lo­ka­le müs­sen den ge­sund­heits­po­li­zei­li­chen An­for­de­run­gen ge­nü­gen. Der Ar­re­stant muss täg­lich Ge­le­gen­heit zur Kör­per­pfle­ge er­hal­ten und vom zwei­ten Tag an für ei­ne Stun­de täg­lich ab­ge­son­dert ins Freie ge­führt wer­den.

4 Der Ar­re­stant darf in der Re­gel kei­ne Be­su­che emp­fan­gen. Ver­sand und Emp­fang von Brief­post sind zu­läs­sig.

5 Dem Ar­re­stan­ten sind vor Straf­an­tritt die ent­behr­li­chen Ge­gen­stän­de ge­gen Quit­tung ab­zu­neh­men.Ihm sind ei­ne Zei­tung pro Tag, Schreib­ma­te­ri­al, re­li­gi­öse Schrif­ten und mi­li­tä­ri­sche Dienst­vor­schrif­ten zu über­las­sen. Der un­mit­tel­bar vor­ge­setz­te Kom­man­dant be­zie­hungs­wei­se die zi­vi­le Voll­zugs­be­hör­de kann wei­te­re Li­te­ra­tur zu­las­sen.

Art. 191  

Ar­rest­voll­zug wäh­rend des Diens­tes

 

1 Wäh­rend des Diens­tes ist der Ar­rest in der Re­gel so­fort und oh­ne Un­ter­bre­chung zu voll­zie­hen, so­bald die Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fü­gung rechts­kräf­tig ist.

2 Der un­mit­tel­bar vor­ge­setz­te Kom­man­dant kann in Här­te­fäl­len, oder wenn er dies aus dienst­li­chen Grün­den für not­wen­dig er­ach­tet, den Voll­zug der Ar­rest­stra­fe aus­nahms­wei­se un­ter­bre­chen oder auf­schie­ben. Da­bei ist es un­zu­läs­sig, den Voll­zug auf einen Ur­laub oder die Zeit nach dem Dienst zu ver­schie­ben.

3 Der un­mit­tel­bar vor­ge­setz­te Kom­man­dant sorgt für die me­di­zi­ni­sche Be­treu­ung des Ar­re­stan­ten. Er be­stimmt einen für den Voll­zug der Ar­rest­stra­fe ver­ant­wort­li­chen Of­fi­zier oder Un­ter­of­fi­zier.

4 Ka­der ha­ben die Stra­fe wo­mög­lich in Räu­men zu ver­büs­sen, die von den Ar­rest­lo­ka­len der Trup­pe ge­trennt sind.

5 Kann der Ar­rest bis zum En­de des Diens­tes nicht voll­stän­dig voll­zo­gen wer­den, so voll­zieht die Mi­li­tär­be­hör­de des Wohn­sitz­kan­tons den ver­blei­ben­den Teil nach Ar­ti­kel 192.

Art. 192  

Ar­rest­voll­zug aus­ser­halb des Diens­tes

 

1 Der Wohn­sitz­kan­ton voll­zieht den Ar­rest aus­ser­halb des Diens­tes.

2 Der Ar­rest kann in den For­men der Halb­ge­fan­gen­schaft voll­zo­gen wer­den. Der Ar­re­stant setzt da­bei sei­ne Ar­beit oder Aus­bil­dung fort und ver­bringt die Ru­he- und Frei­zeit am Voll­zugs­ort.

3 Der Voll­zug des Ar­rests in Straf­an­stal­ten oder Un­ter­su­chungs­ge­fäng­nis­sen ist nur zu­läs­sig, wenn ei­ne ein­deu­ti­ge Tren­nung zwi­schen Ar­rest­voll­zug und Straf­voll­zug ge­währ­leis­tet ist.

Art. 193  

Ein­zie­hung

 

Die Be­stim­mun­gen über die Ein­zie­hung gel­ten sinn­ge­mä­ss.

Art. 194  

Aus­schluss an­de­rer Stra­fen

 

1 An­de­re Dis­zi­pli­nar­stra­fen, als die­ser Ab­schnitt sie vor­sieht, und Ver­schär­fun­gen im Voll­zug sind un­zu­läs­sig.

2 Die gleich­zei­ti­ge Ver­hän­gung ver­schie­de­ner Ar­ten von Dis­zi­pli­nar­stra­fen ist aus­ge­schlos­sen.

Dritter Abschnitt: Zuständigkeit und Strafbefugnisse

Art. 195  

Zu­stän­dig­keit

 

1 Für die im Dienst be­gan­ge­nen Dis­zi­pli­nar­feh­ler steht die Dis­zi­pli­nar­straf­ge­walt dem un­mit­tel­bar vor­ge­setz­ten Trup­pen­kom­man­dan­ten zu:

a.
ge­gen­über An­ge­hö­ri­gen sei­ner For­ma­tio­nen;
b.
ge­gen­über di­rekt un­ter­stell­ten Trup­pen­kom­man­dan­ten;
c.
ge­gen­über An­ge­hö­ri­gen ei­ner an­de­ren For­ma­ti­on, die ihm vor­über­ge­hend un­ter­stellt sind;
d.
ge­gen­über an­dern Per­so­nen, die un­ter sei­ne Be­fehls­ge­walt ge­stellt sind.

2 Als im Dienst be­gan­gen gel­ten Dis­zi­pli­nar­feh­ler, die nach dem Ein­tref­fen auf dem Sam­mel­platz der Trup­pe und vor der Ent­las­sung be­gan­gen wer­den.

3 Wer­den An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee um­ge­teilt oder ver­setzt, so bleibt zur Be­hand­lung von Dis­zi­pli­nar­strafsa­chen, die sich vor der Um­tei­lung oder Ver­set­zung er­eig­net ha­ben, der bis­he­ri­ge Kom­man­dant zu­stän­dig. Be­steht die zu­stän­di­ge Kom­man­do­funk­ti­on nicht mehr oder ist de­ren In­ha­ber ver­hin­dert, so geht die Dis­zi­pli­nar­straf­ge­walt auf die nächst­hö­he­re In­stanz über.

4 In al­len üb­ri­gen Fäl­len steht die Dis­zi­pli­nar­straf­ge­walt dem VBS und den zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­den zu.

5 Der Bun­des­rat be­zeich­net die Fäl­le, in de­nen die Dis­zi­pli­nar­straf­ge­walt de­le­giert wer­den kann.

Art. 196  

Zu­stän­dig­keits­kon­flik­te

 

Kon­flik­te über die Zu­stän­dig­keit ent­schei­det ein ge­mein­sa­mer Vor­ge­setz­ter.Ist dies nicht mög­lich, so be­zeich­net das VBS die zu­stän­di­ge Stel­le.

Art. 197  

Straf­be­fug­nis­se des Ein­heits­kom­man­dan­ten

 

Der Kom­man­dant ei­ner Ein­heit kann fol­gen­de Dis­zi­pli­nar­stra­fen ver­hän­gen:

a.
Ver­weis;
b.
Aus­gangs­sper­re;
c.
Dis­zi­pli­nar­bus­se;
d.
Ar­rest bis zu fünf Ta­gen.
Art. 198  

Straf­be­fug­nis­se über­ge­ord­ne­ter Kom­man­do­stel­len und von Mi­li­tär­be­hör­den

 

1 Die dem Ein­heits­kom­man­dan­ten über­ge­ord­ne­ten Kom­man­do­stel­len kön­nen fol­gen­de Dis­zi­pli­nar­stra­fen ver­hän­gen:

a.
Ver­weis;
b.
Aus­gangs­sper­re;
c.
Dis­zi­pli­nar­bus­se;
d.
Ar­rest.

2 Die Mi­li­tär­be­hör­den kön­nen fol­gen­de Dis­zi­pli­nar­stra­fen ver­hän­gen:

a.
Ver­weis;
b.
Dis­zi­pli­nar­bus­se;
c.
Ar­rest.
Art. 199  

Be­son­de­re Straf­be­fug­nis­se

 

Der Bun­des­rat re­gelt die Straf­be­fug­nis­se:

a.
der Chefs der Ver­wal­tungs­ein­hei­ten des VBS;
b.
der Kom­man­dan­ten von For­ma­tio­nen, die an­de­re Be­zeich­nun­gen tra­gen als die in den Ar­ti­keln 197 und 198 er­wähn­ten For­ma­tio­nen;
c.
im Füh­rungs­stab der Ar­mee;
d.
in der Re­ser­ve;
e.
in Re­kru­ten- und Ka­der­schu­len so­wie in Lehr­gän­gen;
f.
in Lehr­ver­bän­den, im Frie­dens­för­de­rungs­dienst, in Be­rufs­for­ma­tio­nen so­wie bei Be­rufs- und Zeit­mi­li­tär.

Vierter Abschnitt: Disziplinarstrafverfahren

Art. 200  

Fest­stel­lung des Sach­ver­halts, Ver­tei­di­gungs­recht des Be­schul­dig­ten

 

1 Art und Um­stän­de des Dis­zi­pli­nar­feh­lers, na­ment­lich Sach­ver­halt, Ver­schul­den, Be­weg­grün­de, per­sön­li­che Ver­hält­nis­se und mi­li­tä­ri­sche Füh­rung des Be­schul­dig­ten, sind mög­lichst rasch ab­zu­klä­ren. Der Be­schul­dig­te wird zu Pro­to­koll an­ge­hört. Es wird ihm Ge­le­gen­heit ge­ge­ben, sich schrift­lich zu äus­sern. Aus­ser Dienst kann die An­hö­rung zu Pro­to­koll durch schrift­li­che Aus­künf­te er­setzt wer­den.

2 Dem Be­schul­dig­ten ist zu Be­ginn der Ein­ver­nah­me der vor­ge­wor­fe­ne Sach­ver­halt mit­zu­tei­len. So­weit der Zweck des Ver­fah­rens nicht ge­fähr­det wird, ist ihm zu ge­stat­ten, bei der Be­fra­gung von Aus­kunfts­per­so­nen so­wie bei Au­gen­schei­nen an­we­send zu sein.

3 Al­le be­las­ten­den und ent­las­ten­den Um­stän­de sind mit glei­cher Sorg­falt zu prü­fen. Zwang, Dro­hung, Ver­spre­chun­gen, un­wah­re An­ga­ben und ver­fäng­li­che Fra­gen sind un­ter­sagt.

4 Der Be­schul­dig­te kann sich nicht ver­tre­ten las­sen. Ei­ne Ver­bei­stän­dung ist zu­läs­sig, so­weit das Ver­fah­ren da­durch nicht ver­zö­gert wird.

5 Wei­gert sich der Be­schul­dig­te aus­zu­sa­gen, so wird das Ver­fah­ren gleich­wohl wei­ter­ge­führt.

6 Dem Be­schul­dig­ten ist vor Er­lass der Straf­ver­fü­gung Ge­le­gen­heit zu ge­ben, die Ak­ten ein­zu­se­hen und sich da­zu zu äus­sern.

7 Liegt die Straf­be­fug­nis beim Kom­man­dan­ten, so kann die­ser sich bei der Fest­stel­lung des Sach­ver­halts von ei­nem ge­eig­ne­ten An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee un­ter­stüt­zen las­sen. Er kann je­doch die ab­sch­lies­sen­de An­hö­rung des Be­schul­dig­ten, die Fest­set­zung des Straf­mas­ses und die Er­öff­nung des Dis­zi­pli­na­rent­scheids nicht de­le­gie­ren.

Art. 201  

Mel­dung von Dis­zi­pli­nar­feh­lern, Be­stra­fungs­an­trag

 

1 Die Ka­der mel­den in­ner­halb ih­rer For­ma­tio­nen fest­ge­stell­te Dis­zi­pli­nar­feh­ler un­ver­züg­lich ih­ren Vor­ge­setz­ten.

2 Rang­hö­he­re so­wie mi­li­tä­ri­sche Po­li­zei- und Kon­troll­or­ga­ne mel­den fest­ge­stell­te Dis­zi­pli­nar­feh­ler schrift­lich dem Kom­man­dan­ten des Be­schul­dig­ten.

3 Der Kom­man­dant des Be­schul­dig­ten ori­en­tiert den Mel­den­den über die Er­le­di­gung des Vor­fal­les.

4 Reicht die Straf­be­fug­nis nicht aus, so lei­tet der Vor­ge­setz­te oder die mi­li­tä­ri­sche Dienst­stel­le die Ak­ten mit ei­nem Be­stra­fungs­an­trag auf dem Dienst­weg an die zu­stän­di­ge Stel­le wei­ter. Die­se hört den Be­schul­dig­ten per­sön­lich an, wenn sie es für nö­tig er­ach­tet oder die­ser es be­gehrt, und ver­an­lasst nö­ti­gen­falls wei­te­re Er­he­bun­gen. Die zu­stän­di­ge Stel­le kann dem Be­stra­fungs­an­trag ent­spre­chen oder, nach Rück­spra­che mit dem An­trag­stel­ler, im Rah­men ih­rer Be­fug­nis­se ei­ne an­de­re Stra­fe ver­fü­gen oder von ei­ner Be­stra­fung ab­se­hen.

Art. 202  

An­hal­tung und vor­läu­fi­ge Fest­nah­me

 

1 Wer bei ei­nem Dis­zi­pli­nar­feh­ler er­tappt wird, kann von je­dem Vor­ge­setz­ten, je­dem Rang­hö­he­ren und je­dem mi­li­tä­ri­schen Po­li­zei- oder Kon­troll­or­gan zur Fest­stel­lung der Per­so­na­li­en und des Sach­ver­halts an­ge­hal­ten wer­den.

2 Die An­hal­tung und die vor­läu­fi­ge Fest­nah­me nach den Ar­ti­keln 54‑55a des Mi­li­tär­straf­pro­zes­ses vom 23. März 1979312 blei­ben vor­be­hal­ten.

Art. 203  

In­halt und Er­öff­nung der Straf­ver­fü­gung

 

1 Wäh­rend des Diens­tes ist die Straf­ver­fü­gung dem Be­schul­dig­ten münd­lich zu er­öff­nen und gleich­zei­tig schrift­lich zu be­stä­ti­gen.

2 Aus­ser­halb des Diens­tes er­folgt die Er­öff­nung schrift­lich.

3 Der Kom­man­dant ori­en­tiert den Be­schul­dig­ten, wenn nach der Ein­lei­tung ei­nes Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fah­rens von ei­ner Be­stra­fung ab­ge­se­hen wird.

4 Die Straf­ver­fü­gung ent­hält in knap­per Form die fol­gen­den An­ga­ben:

a.
Per­so­na­li­en des Be­schul­dig­ten;
b.
Fest­stel­lung des Sach­ver­hal­tes;
c.
recht­li­che Be­zeich­nung der Tat;
d.
Wür­di­gung der vom Be­schul­dig­ten gel­tend ge­mach­ten Ent­las­tungs­grün­de;
e.
Er­wä­gun­gen über die für die Straf­zu­mes­sung we­sent­li­chen Um­stän­de;
f.
Fest­set­zung der Stra­fe;
g.
Ein­zie­hung;
h.
Be­schwer­de­recht (Be­schwer­de­form, -frist und -in­stanz);
i.
Da­tum und Zeit der Er­öff­nung.

5 Das Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fah­ren ist kos­ten­los.

Art. 204  

Un­ab­hän­gig­keit

 

1 Die stra­fen­de Stel­le ent­schei­det un­ab­hän­gig.

2 Kei­ne Stel­le darf vor­gän­gig für ein­zel­ne Ar­ten von Dis­zi­pli­nar­feh­lern be­stimm­te Stra­fen fest­le­gen.

3 Je­der vor­ge­setz­te Kom­man­dant ist be­fugt, sei­nen un­ter­stell­ten Kom­man­dan­ten die Durch­füh­rung ei­nes Dis­zi­pli­nar­ver­fah­rens zu be­feh­len; er kann je­doch nicht die Be­stra­fung des Be­schul­dig­ten be­feh­len.

Art. 205  

Mit­tei­lung der Straf­ver­fü­gung und Straf­kon­trol­le

 

1 Der Kom­man­dant ori­en­tiert die Trup­pe in der Re­gel über den Ab­schluss ei­nes Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fah­rens in­ner­halb sei­ner For­ma­ti­on. Er darf Fehl­ba­re nicht vor­tre­ten las­sen.

2 Je­der Kom­man­dant führt ei­ne Straf­kon­trol­le über die sei­ner Dis­zi­pli­nar­straf­ge­walt un­mit­tel­bar un­ter­ste­hen­den Per­so­nen. Die Straf­kon­trol­le wird von sei­nem Vor­ge­setz­ten re­gel­mäs­sig über­prüft.

3 Nach Ab­lauf von fünf Jah­ren sind Stra­fen auf je­den Fall aus der Straf­kon­trol­le zu lö­schen und die ent­spre­chen­den Un­ter­la­gen zu ver­nich­ten.

4 Je­de Per­son hat das Recht, in die sie be­tref­fen­den Ein­trä­ge in der Straf­kon­trol­le Ein­sicht zu neh­men.

5 Ein­trä­ge in der Straf­kon­trol­le dür­fen nur be­kannt ge­ge­ben wer­den:

a.
den mi­li­tä­ri­schen Vor­ge­setz­ten des Be­straf­ten;
b.
den Mi­li­tär­be­hör­den und den Or­ga­nen der mi­li­tä­ri­schen oder zi­vi­len Straf­jus­tiz, auf schrift­li­ches und be­grün­de­tes Ge­such hin.

6 Dis­zi­pli­nar­stra­fen aus Dienst­leis­tun­gen aus­ser­halb der Ein­tei­lungs­for­ma­ti­on sind un­ver­züg­lich dem Ein­heits­kom­man­dan­ten zu mel­den. Bei ei­nem Wech­sel der Ein­tei­lungs­for­ma­ti­on ist dem neu­en Kom­man­dan­ten ein Aus­zug aus der Straf­kon­trol­le zu über­mit­teln.

7 Dis­zi­pli­nar­stra­fen ge­gen­über Of­fi­zie­ren sind der un­mit­tel­bar vor­ge­setz­ten Kom­man­do­stel­le des stra­fen­den Kom­man­dan­ten zu mel­den.

Fünfter Abschnitt: Rechtsmittel 313

313 Berichtigt von der Redaktionskommission der BVers (Art. 58 Abs. 1, ParlG, SR 171.10).

Art. 206  

1. Dis­zi­pli­nar­be­schwer­de.

Be­schwer­de­in­stanz

 

1 Der Be­straf­te kann Be­schwer­de er­he­ben ge­gen:

a.
ei­ne Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fü­gung;
b.
ei­ne Ver­fü­gung über die Um­wand­lung ei­ner Dis­zi­pli­nar­bus­se in Ar­rest;
c.
die vor­läu­fi­ge Fest­nah­me.

2 Die Be­schwer­de ist zu rich­ten:

a.
bei ei­ner Ver­fü­gung des Vor­ge­setz­ten: an den nächst­hö­he­ren Vor­ge­setz­ten;
b.
bei ei­ner Ver­fü­gung der Stel­le, der die Straf­ge­walt vom Chef des VBS über­tra­gen wur­de: an den nächst­hö­he­ren Vor­ge­setz­ten;
c.
bei ei­ner Ver­fü­gung des Chefs der Ar­mee oder des Oberau­di­tors: an den Chef des VBS;
d.
bei ei­ner Ver­fü­gung ei­ner kan­to­na­len Mi­li­tär­be­hör­de: an die über­ge­ord­ne­te kan­to­na­le Be­hör­de.

3 Ge­gen Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fü­gun­gen des Chefs des VBS steht die Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­de nach Ar­ti­kel 209 an das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt of­fen.

Art. 207  

Form, Frist und auf­schie­ben­de Wir­kung

 

1 Die Dis­zi­pli­nar­be­schwer­de ist schrift­lich ein­zu­rei­chen.

2 Die Be­schwer­de­frist be­trägt wäh­rend des Diens­tes 24 Stun­den. Wird die Straf­ver­fü­gung dem Be­straf­ten aus­ser­halb des Diens­tes oder we­ni­ger als 24 Stun­den vor sei­ner Ent­las­sung aus dem Dienst er­öff­net, so be­trägt die Frist fünf Ta­ge.

3 Die Dis­zi­pli­nar­be­schwer­de hat auf­schie­ben­de Wir­kung. Ge­gen die Ver­fü­gung ei­ner vor­läu­fi­gen Fest­nah­me oder ei­ner Aus­gangs­sper­re hat sie auf­schie­ben­de Wir­kung auf An­ord­nung der Be­schwer­de­in­stanz.

Art. 208  

Ver­fah­ren, Ent­scheid und Ent­scheid­er­öff­nung

 

1 Die Be­schwer­de­in­stanz ver­an­lasst nö­ti­gen­falls wei­te­re Un­ter­su­chun­gen. Sie hat die stra­fen­de Stel­le und den Be­schwer­de­füh­rer an­zu­hö­ren oder an­hö­ren zu las­sen. Wer nach Ar­ti­kel 200 Ab­satz 7 bei der Fest­stel­lung des Sach­ver­halts mit­ge­wirkt hat, darf im Dis­zi­pli­nar­be­schwer­de­ver­fah­ren nicht mit­wir­ken. Aus­ser Dienst kann die An­hö­rung zu Pro­to­koll durch schrift­li­che Aus­künf­te er­setzt wer­den.

2 Der Be­schul­dig­te kann sich nicht ver­tre­ten las­sen. Ei­ne Ver­bei­stän­dung ist zu­läs­sig, so­weit das Ver­fah­ren da­durch nicht ver­zö­gert wird.

3 Der Be­schwer­de­ent­scheid darf die aus­ge­spro­che­ne Stra­fe nicht ver­schär­fen. Er kann:

a.
an Stel­le von Ar­rest ei­ne Aus­gangs­sper­re, einen Ver­weis oder ei­ne Dis­zi­pli­nar­bus­se ver­hän­gen;
b.
an Stel­le ei­ner Bus­se ei­ne Aus­gangs­sper­re oder einen Ver­weis ver­hän­gen;
c.
an Stel­le ei­ner Aus­gangs­sper­re einen Ver­weis ver­hän­gen.

4 Der Ent­scheid über ei­ne wäh­rend des Diens­tes er­ho­be­ne Dis­zi­pli­nar­be­schwer­de ist den Be­tei­lig­ten in der Re­gel in­nert drei Ta­gen un­ter An­ga­be der Grün­de schrift­lich zu er­öff­nen. Frist und zu­stän­di­ge Stel­le für die Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­de sind an­zu­ge­ben.

5 Das Be­schwer­de­ver­fah­ren ist kos­ten­los.

Art. 209  

2. Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­de.

Be­schwer­de­in­stanz

 

1 Ge­gen Ent­schei­de über Dis­zi­pli­nar­be­schwer­den, die auf Ar­rest oder Bus­se mit ei­nem Be­trag von 300 Fran­ken oder mehr lau­ten, kann der Be­straf­te Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­de an den Aus­schuss des zu­stän­di­gen Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richts er­he­ben.

2 Für Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­den ge­gen Be­schwer­de­ent­schei­de des Chefs des VBS ist das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt zu­stän­dig.

Art. 209a  

Form, Frist und auf­schie­ben­de Wir­kung

 

1 Die Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­de ist schrift­lich ein­zu­rei­chen.

2 Die Be­schwer­de­frist be­trägt wäh­rend des Diens­tes drei Ta­ge. Wird der Ent­scheid, der an­ge­foch­ten wer­den soll, aus­ser­halb des Diens­tes oder we­ni­ger als drei Ta­ge vor der Ent­las­sung aus dem Dienst er­öff­net, so be­trägt sie zehn Ta­ge.

3 Die Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­de hat auf­schie­ben­de Wir­kung.

Art. 210  

Ver­fah­ren und Ent­scheid

 

1 Für das Ver­fah­ren vor dem Aus­schuss des Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­­ge­richts und vor dem Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt gel­ten sinn­ge­mä­ss die Vor­schrif­ten des Mi­li­tär­straf­pro­zes­ses vom 23. März 1979314 über die Öf­fent­lich­keit und die Sit­zungs­po­li­zei (Art. 48–50) so­wie über die Vor­be­rei­tung der Haupt­ver­hand­lung, die Haupt­ver­hand­lung und das Ur­teil (Art. 124–154). Die Ar­ti­kel 127, 131, 148 Ab­satz 3, 149 Ab­satz 1 und 150 des Mi­li­tär­straf­pro­zes­ses vom 23. März 1979 sind nicht an­wend­bar. Für Säum­nis­fol­gen gilt sinn­ge­mä­ss Ar­ti­kel 179 des Mi­li­tär­straf­pro­zes­ses vom 23. März 1979.

2 Der Be­schwer­de­füh­rer kann sich ver­bei­stän­den las­sen. Die Ver­pflich­tung zum per­sön­li­chen Er­schei­nen rich­tet sich nach Ar­ti­kel 130 Ab­satz 3 des Mi­li­tär­straf­pro­zes­ses vom 23. März 1979.

3 Die Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fü­gung und der Be­schwer­de­ent­scheid er­set­zen die An­kla­ge­schrift.

4 Der Au­di­tor nimmt am Ver­fah­ren nicht teil. Die stra­fen­de Stel­le und die Be­schwer­de­in­stanz kön­nen münd­lich oder schrift­lich an­ge­hört wer­den.

5 Der Aus­schuss des Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richts ent­schei­det in der Sa­che selbst. Kön­nen Ver­fah­rens­män­gel nicht ge­heilt wer­den, so weist er die Sa­che an die Vor­in­stanz zu neu­er Ent­schei­dung zu­rück. Auf An­trag des Be­schwer­de­füh­rers kann da­von ab­ge­se­hen wer­den.

6 Die Stra­fe darf nicht ver­schärft wer­den. Ar­ti­kel 208 Ab­satz 3 gilt sinn­ge­mä­ss.

7 Der Ent­scheid ist end­gül­tig.

Art. 211  

3. Ge­mein­sa­me Be­stim­mun­gen.

Fris­ten, Wie­der­her­stel­lung

 

1 Die vom Ge­setz be­stimm­ten Fris­ten kön­nen nicht er­streckt wer­den.

2 Bei der Be­rech­nung von mehr­tä­gi­gen Fris­ten für die Ein­rei­chung der Dis­zi­pli­nar­be­schwer­de und der Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­de wird der Tag, an dem die Frist zu lau­fen be­ginnt, nicht mit­ge­zählt.

3 Ist der letz­te Tag ei­ner Frist ein Sams­tag, ein Sonn­tag oder ein an­er­kann­ter Fei­er­tag, so en­det die Frist am nächs­ten Werk­tag.

4 Die Frist gilt nur dann als ein­ge­hal­ten, wenn die Be­schwer­de­schrift spä­tes­tens am letz­ten Tag beim un­mit­tel­bar vor­ge­setz­ten Kom­man­dan­ten des Be­straf­ten ein­ge­reicht oder zu des­sen Han­den der schwei­ze­ri­schen Post über­ge­ben wor­den ist.

5 Die Wie­der­her­stel­lung ei­ner Frist ist zu­läs­sig, wenn der Be­schwer­de­füh­rer un­ver­schul­det ab­ge­hal­ten wor­den ist, frist­ge­mä­ss zu han­deln. Das be­grün­de­te Ge­such ist wäh­rend des Diens­tes in­nert 24 Stun­den, aus­ser­halb des Diens­tes in­nert fünf Ta­gen nach Weg­fall des Hin­der­nis­ses schrift­lich un­ter An­ga­be der Be­weis­mit­tel bei der Rechts­mit­tel­in­stanz ein­zu­rei­chen. Gleich­zei­tig ist die ver­säum­te Be­schwer­de nach­zu­ho­len.

6 Über das Ge­such um Wie­der­her­stel­lung ei­ner Frist ent­schei­det die Rechts­mit­tel­in­stanz.

Art. 212  

Rechts­mit­tel­ver­zicht

 

Der Be­straf­te kann durch schrift­li­che Er­klä­rung auf die Ein­rei­chung ei­nes Rechts­mit­tels rechts­gül­tig ver­zich­ten. Der Ver­zicht kann nicht wi­der­ru­fen wer­den.

Art. 213  

Schutz des Be­schwer­de­rechts

 

We­gen der Ein­rei­chung ei­nes Rechts­mit­tels darf kei­ne Stra­fe ver­hängt wer­den.

Sechster Abschnitt: Ausführungsbestimmungen

Art. 214  
 

Der Bun­des­rat er­lässt die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen.

Drittes Buch: Einführung und Anwendung des Gesetzes

Erster Titel: Verhältnis dieses Gesetzes zum bisherigen Recht315

315 Fassung gemäss Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 215  

Voll­zug frü­he­rer Ur­tei­le

 

1 Ur­tei­le, die in An­wen­dung des bis­he­ri­gen Rechts aus­ge­spro­chen wor­den sind, wer­den nach bis­he­ri­gem Recht voll­zo­gen. Vor­be­hal­ten sind die Aus­nah­men nach den Ab­sät­zen 2 und 3.

2 Be­droht das neue Recht die Tat, für wel­che nach bis­he­ri­gem Recht ei­ne Ver­ur­tei­lung er­folgt ist, nicht mit Stra­fe, so wird die aus­ge­spro­che­ne Stra­fe oder Mass­nah­me nicht mehr voll­zo­gen.

3 Die Be­stim­mun­gen des Straf­ge­setz­bu­ches316 über das Voll­zugs­re­gime von Stra­fen und Mass­nah­men so­wie über die Rech­te und Pflich­ten des Ge­fan­ge­nen sind auch auf Tä­ter an­wend­bar, die nach bis­he­ri­gem Recht ver­ur­teilt wur­den.

Art. 216  

Ver­jäh­rung

 

1 Be­stimmt es das Ge­setz nicht an­ders, so sind die Be­stim­mun­gen des neu­en Rechts über die Ver­fol­gungs- und die Voll­stre­ckungs­ver­jäh­rung, wenn sie mil­der sind als das bis­he­ri­ge Recht, auch auf die Tä­ter an­wend­bar, die vor In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes ei­ne Tat be­gan­gen ha­ben oder be­ur­teilt wur­den.

2 Der vor In­kraft­tre­ten des neu­en Rechts ab­ge­lau­fe­ne Zeit­raum wird an­ge­rech­net.

Art. 217  
 

Auf­ge­ho­ben

Zweiter Titel: Gerichtsbarkeit 317

317 Fassung gemäss Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 218318  

Mi­li­tär­ge­richts­bar­keit

 

1 Un­ter­steht ei­ne Per­son dem Mi­li­tär­straf­recht, so ist sie un­ter Vor­be­halt der Ar­ti­kel 9 und 9a der Mi­li­tär­ge­richts­bar­keit un­ter­wor­fen.319

2 Die­se Un­ter­stel­lung gilt auch, wenn die straf­ba­re Hand­lung im Aus­land be­gan­gen wird.

3 Die dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­ste­hen­den Per­so­nen sind fer­ner der Mi­li­tär­ge­richts­bar­keit un­ter­wor­fen, wenn sie bei ei­ner mi­li­tä­ri­schen Übung, bei ei­ner dienst­li­chen Ver­rich­tung der Trup­pe oder im Zu­sam­men­hang mit ei­ner in die­sem Ge­setz vor­ge­se­he­nen straf­ba­ren Hand­lung ei­ne Wi­der­hand­lung ge­gen die Ge­setz­ge­bung des Bun­des über den Stras­sen­ver­kehr be­ge­hen. Die Straf­be­stim­mun­gen des zi­vi­len Rechts sind an­wend­bar. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

4 Der Mi­li­tär­ge­richts­bar­keit ist auch un­ter­wor­fen, wer wäh­rend der Dienst­zeit un­be­fugt ge­ring­fü­gi­ge Men­gen von Be­täu­bungs­mit­teln im Sin­ne von Ar­ti­kel 1 des BetmG320 vor­sätz­lich kon­su­miert oder be­sitzt oder zum ei­ge­nen Kon­sum ei­ne Wi­der­hand­lung ge­gen Ar­ti­kel 19 BetmG be­geht. Der Tä­ter wird dis­zi­pli­na­risch be­straft.321

318Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1967, in Kraft seit 1. März 1968 (AS 1968 212; BBl 1967 I 581).

319 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

320SR 812.121. Heu­te: von Art. 2 BetmG.

321Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 21. Ju­ni 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1992 (AS 1991 2512; BBl 1985 II 1009).

Art. 219322  

Bür­ger­li­che Ge­richts­bar­keit

 

1 Un­ter Vor­be­halt von Ar­ti­kel 218 Ab­sät­ze 3 und 4 blei­ben die dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­ste­hen­den Per­so­nen für straf­ba­re Hand­lun­gen, die in die­sem Ge­setz nicht vor­ge­se­hen sind, der zi­vi­len Straf­ge­richts­bar­keit un­ter­wor­fen.323

2 Steht die straf­ba­re Hand­lung mit dem mi­li­tä­ri­schen Dienst­ver­hält­nis des Tä­ters im Zu­sam­men­hang, so kann die Ver­fol­gung nur mit Er­mäch­ti­gung des VBS324 er­fol­gen. Ist ein Ober­be­fehls­ha­ber der Ar­mee er­nannt wor­den, so ist die Er­mäch­ti­gung zur Ver­fol­gung von die­sem zu er­tei­len, wenn der Tä­ter dem Ar­mee­kom­man­do un­ter­steht.

322Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1967, in Kraft seit 1. März 1968 (AS 1968 212; BBl 1967 I 581).

323Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 21. Ju­ni 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1992 (AS 1991 2512; BBl 1985 II 1009).

324 Die Be­zeich­nung der Ver­wal­tungs­ein­heit wur­de in An­wen­dung von Art. 16 Abs. 3 der Pu­bli­ka­ti­ons­ver­ord­nung vom 17. Nov. 2004 (AS 20044937) an­ge­passt. Die An­pas­sung wur­de im gan­zen Text vor­ge­nom­men.

Art. 220325  

Ge­richts­bar­keit bei Be­tei­li­gung von Zi­vil­per­so­nen

 

1 Sind an ei­nem rein mi­li­tä­ri­schen Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen (Art. 61‑85) oder an ei­nem Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen ge­gen die Lan­des­ver­tei­di­gung und ge­gen die Wehr­kraft des Lan­des (Art. 86‑107) ne­ben Per­so­nen, die dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­ste­hen, an­de­re Per­so­nen be­tei­ligt, so sind al­le Be­tei­lig­ten der Mi­li­tär­straf­ge­richts­bar­keit un­ter­wor­fen.

2 Sind an ei­nem ge­mei­nen Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen (Art. 115–179) ne­ben Per­so­nen, die dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­ste­hen, an­de­re Per­so­nen be­tei­ligt, so blei­ben die­se der zi­vi­len Straf­ge­richts­bar­keit un­ter­wor­fen.

3 In Fäl­len nach Ab­satz 2 kann der Bun­des­rat die der Mi­li­tär­straf­ge­richts­bar­keit un­ter­wor­fe­nen Per­so­nen eben­falls dem zi­vi­len Straf­ge­richt un­ter­stel­len. Der Rich­ter wen­det auf die­se Per­so­nen das Mi­li­tär­straf­recht an.

325 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Art. 221  

Ge­richts­bar­keit bei Zu­sam­men­tref­fen von straf­ba­ren Hand­lun­gen oder Straf­be­stim­mung­en

 

Ist je­mand meh­re­rer straf­ba­rer Hand­lun­gen be­schul­digt, die teils der mi­li­tä­ri­schen, teils der zi­vi­len Ge­richts­bar­keit un­ter­ste­hen, so kann der Bun­des­rat de­ren aus­sch­liess­li­che Be­ur­tei­lung dem mi­li­tä­ri­schen oder dem zi­vi­len Ge­richt über­tra­gen.

Art. 221a326  

Ge­richts­bar­keit bei Völ­ker­mord, Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit und Kriegs­ver­bre­chen

 

1 Sind an Völ­ker­mord, Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit (sechs­ter Ab­schnitt des zwei­ten Teils und Art. 114a) oder Kriegs­ver­bre­chen (sechs­ter Ab­schnittbis des zwei­ten Teils und Art. 114a) meh­re­re Per­so­nen be­tei­ligt, die teils der mi­li­tä­ri­schen und teils der zi­vi­len Ge­richts­bar­keit un­ter­ste­hen, so kann der Bun­des­rat auf An­trag des Oberau­di­tors oder des Bun­des­an­walts al­le Per­so­nen ent­we­der der zi­vi­len oder der mi­li­tä­ri­schen Ge­richts­bar­keit un­ter­stel­len. In die­sem Fall ist für al­le Per­so­nen das glei­che Recht an­wend­bar.

2 Ab­satz 1 gilt auch für den Fall, dass ein zi­vi­les oder mi­li­tä­ri­sches Straf­ver­fah­ren be­reits hän­gig ist und die be­trof­fe­nen Sach­ver­hal­te zu­sam­men­hän­gen.

3 Ist je­mand meh­re­rer straf­ba­rer Hand­lun­gen be­schul­digt, die teils der mi­li­tä­ri­schen und teils der zi­vi­len Ge­richts­bar­keit un­ter­ste­hen, und han­delt es sich bei ei­ner der straf­ba­ren Hand­lun­gen um einen Völ­ker­mord oder ein Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit (sechs­ter Ab­schnitt des zwei­ten Teils und Art. 114a) oder um ein Kriegs­ver­bre­chen (sechs­ter Ab­schnittbis des zwei­ten Teils und Art. 114a), so ist die aus­sch­liess­li­che Be­ur­tei­lung:

a.
dem mi­li­tä­ri­schen Ge­richt zu über­tra­gen, wenn der Be­schul­dig­te dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­steht;
b.
dem zi­vi­len Ge­richt zu über­tra­gen, wenn der Be­schul­dig­te nicht dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­steht.

326 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Art. 222  

Zi­vi­les Ver­fah­ren ge­gen Dienst­pflich­ti­ge im Dienst

 

1 Wäh­rend der Dau­er des Mi­li­tär­diens­tes darf ein zi­vi­les Straf­ver­fah­ren ge­gen einen Dienst­pflich­ti­gen nur mit Er­mäch­ti­gung des VBS ein­ge­lei­tet oder fort­ge­führt wer­den.

2 Ist ein Ober­be­fehls­ha­ber der Ar­mee er­nannt wor­den, so ist die Er­mäch­ti­gung zur Ein­lei­tung oder Fort­füh­rung des Ver­fah­rens von die­sem zu er­tei­len, wenn der Tä­ter dem Ar­mee­kom­man­do un­ter­steht.

3 Ist das Straf­ver­fah­ren schon vor dem Ein­tritt in den Dienst an­ge­ho­ben wor­den, und wird die Er­mäch­ti­gung zu sei­ner Fort­set­zung wäh­rend des Diens­tes ver­wei­gert, so ruht das Ver­fah­ren, bis der An­ge­schul­dig­te aus dem Dienst ent­las­sen ist.

Art. 223  

Kom­pe­tenz­kon­flik­te

 

1 An­stän­de über die Zu­stän­dig­keit der mi­li­tä­ri­schen und der zi­vi­len Ge­richts­bar­keit wer­den vom Bun­dess­traf­ge­richt end­gül­tig ent­schie­den.327

2 Das Bun­dess­traf­ge­richt hebt Ver­fah­ren oder Ur­tei­le auf, die einen Über­griff der zi­vi­len in die mi­li­tä­ri­sche Ge­richts­bar­keit oder der mi­li­tä­ri­schen in die zi­vi­le Ge­richts­bar­keit ent­hal­ten. Es trifft nö­ti­gen­falls vor­sorg­li­che Mass­nah­men.328

3 Die in­fol­ge des auf­ge­ho­be­nen Ur­teils voll­zo­ge­ne Stra­fe wird auf ei­ne in­fol­ge des an­dern Ur­teils zu er­ste­hen­de Stra­fe an­ge­rech­net.

327Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 11 des Straf­ge­richts­ge­set­zes vom 4. Okt. 2002, in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2003 21332131; BBl 2001 4202).

328Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 11 des Straf­ge­richts­ge­set­zes vom 4. Okt. 2002, in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2003 21332131; BBl 2001 4202).

Dritter Titel: Verfahren 329

329 Fassung gemäss Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 224330  
 

330Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1980 (AS 1979 1037; BBl 1977 II 1).

Vierter Titel: Urteilsvollzug 331

331 Fassung gemäss Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 225332  
 

332Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1980 (AS 1979 1037; BBl 1977 II 1).

Fünfter Titel: Strafregister 333

333 Fassung gemäss Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 226334  

Straf­re­gis­ter

 

1 Die Ver­pflich­tung zur Ar­beits­leis­tung im öf­fent­li­chen In­ter­es­se ge­mä­ss Ar­ti­kel 81 Ab­satz 3 oder 4 so­wie Dis­zi­pli­nar­stra­fen wer­den nicht in das Straf­re­gis­ter ein­ge­tra­gen.

2 Im Üb­ri­gen gel­ten die Ar­ti­kel 365–371 des Straf­ge­setz­bu­ches335.

334 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

335 SR 311.0

Art. 227336  
 

336Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Sechster Titel: Rehabilitationsverfahren 337

337 Fassung gemäss Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Siebter Titel: Begnadigung und Amnestie 339340

339Eingefügt durch Ziff. II des BG vom 13. Juni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

340 Fassung gemäss Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 232a  

Art. 228232

1. Be­gna­di­gung.

Zu­läs­sig­keit

 

Die Be­gna­di­gung ist zu­läs­sig bei al­len durch rechts­kräf­ti­ges Ur­teil aus­ge­spro­che­nen Stra­fen mit Aus­nah­me der Dis­zi­pli­nar­stra­fen.

Art. 232b342  

Zu­stän­dig­keit

 

Bei Ur­tei­len nach dem Mi­li­tär­straf­ge­setz wird das Recht der Be­gna­di­gung aus­ge­übt:

a.
wenn ein Mi­li­tär­ge­richt ge­ur­teilt hat vom Bun­des­rat; nach­dem ein Ge­ne­ral er­nannt wur­de, von die­sem;
b.343
wenn das Bun­dess­traf­ge­richt ge­ur­teilt hat, von der Bun­des­ver­samm­lung;
c.
wenn ei­ne kan­to­na­le Be­hör­de ge­ur­teilt hat, von der Be­gna­di­gungs­be­hör­de des Kan­tons.

342Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, in Kraft seit 1. Jan. 1980 (AS 1979 1037; BBl 1977 II 1).

343Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 11 des Straf­ge­richts­ge­set­zes vom 4. Okt. 2002, in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2003 21332131; BBl 2001 4202).

Art. 232c  

Be­gna­di­gungs­ge­such

 

1 Das Be­gna­di­gungs­ge­such kann vom Ver­ur­teil­ten, von sei­nem ge­setz­li­chen Ver­tre­ter und, mit Ein­wil­li­gung des Ver­ur­teil­ten, von sei­nem Ver­tei­di­ger oder von sei­nem Ehe­gat­ten, sei­ner ein­ge­tra­ge­nen Part­ne­rin oder sei­nem ein­ge­tra­ge­nen Part­ner ge­stellt wer­den.344

2 Bei po­li­ti­schen Ver­bre­chen und Ver­ge­hen und bei Straf­ta­ten, die mit ei­nem po­li­ti­schen Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen zu­sam­men­hän­gen, kann der Bun­des­rat oder die Kan­tons­re­gie­rung von sich aus das Be­gna­di­gungs­ver­fah­ren auf­neh­men.

3 Die Be­gna­di­gungs­be­hör­de kann be­stim­men, dass ein ab­ge­lehn­tes Be­gna­di­gungs­ge­such vor Ab­lauf ei­nes ge­wis­sen Zeit­rau­mes nicht er­neu­ert wer­den darf.

4 ...345

344 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 22 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

345Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 20. März 1992, mit Wir­kung seit 1. Sept. 1992 (AS 1992 1679; BBl 1991 II 1462, IV 184).

Art. 232d  

Wir­kun­gen

 

1 Durch Be­gna­di­gung kön­nen al­le durch rechts­kräf­ti­ges Ur­teil auf­er­leg­ten Stra­fen ganz oder teil­wei­se er­las­sen oder die Stra­fen in mil­de­re Straf­ar­ten um­ge­wan­delt wer­den.

2 Der Gna­den­er­lass be­stimmt den Um­fang der Be­gna­di­gung.

3 Die pri­vat­recht­li­chen Fol­gen ei­nes Stra­f­ur­teils und das Kos­ten­er­kennt­nis wer­den durch die Be­gna­di­gung nicht be­rührt.

Art. 232e346  

2. Amnes­tie

 

1 Die Bun­des­ver­samm­lung kann in Strafsa­chen, auf die die­ses Ge­setz An­wen­dung fin­det, ei­ne Amnes­tie ge­wäh­ren.

2 Durch die Amnes­tie wird die straf­recht­li­che Ver­fol­gung be­stimm­ter Ta­ten oder Ka­te­go­ri­en von Tä­tern aus­ge­schlos­sen und der Er­lass ent­spre­chen­der Stra­fen aus­ge­spro­chen.

346 Ein­ge­fügt durch Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Achter Titel: Ergänzende Bestimmungen und Schlussbestimmungen 347

347 Fassung gemäss Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 233348  
 

348 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. III des BG vom 21. März 2003, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 234349  

Ver­wei­sung auf auf­ge­ho­be­ne Be­stim­mun­gen

 

Wird in Bun­des­vor­schrif­ten auf Be­stim­mun­gen ver­wie­sen, die durch die­ses Ge­setz ge­än­dert oder auf­ge­ho­ben wer­den, so sind die­se Ver­wei­sun­gen auf die ent­spre­chen­den Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes zu be­zie­hen.

349Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979 (AS 1979 1037; BBl 1977 II 1). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 235  

Vor­be­halt gel­ten­den Rechts

 

Vor­be­hal­ten blei­ben:

1.
die Straf­be­stim­mun­gen der Ver­ord­nung vom 7. De­zem­ber 1925350 über das mi­li­tä­ri­sche Kon­troll­we­sen, die Straf­be­stim­mun­gen des Bun­des­ge­set­zes vom 28. Ju­ni 1878351 über den Mi­li­tär­pflich­ter­satz, und an­de­re Be­stim­mun­gen des mi­li­tär­po­li­zei­li­chen Über­tre­tungs­rech­tes;
2.352
das Dis­zi­pli­nar­straf­recht der An­ge­hö­ri­gen des Grenzwacht­korps.

350[AS 41 755, 51 171. BS 5 398 Art. 92 Abs. 1]. Heu­te: die Straf­be­stim­mun­gen der V vom 10. Dez. 2004 (SR 511.22).

351[BS 5 565. AS 1959 2035Art. 48 Abs. 2 Bst. a]. Heu­te: die Straf­be­stim­mun­gen des BG vom 12. Ju­ni 1959 über die Wehr­pflich­ter­satz­ab­ga­be (SR 661).

352Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

Art. 236  

Dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­stell­tes Per­so­nal

 

1 Im Fall ak­ti­ven Diens­tes tre­ten Än­de­run­gen in der Ord­nung des Dienst­ver­hält­nis­ses der dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­stell­ten Be­am­ten, An­ge­stell­ten und Ar­bei­ter nur ein, wenn und so­weit der Bun­des­rat dies be­schliesst.

2 Auf die dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­stell­ten Be­am­ten, An­ge­stell­ten und Ar­bei­ter fin­den die Be­stim­mun­gen des ers­ten bis vier­ten Ab­schnit­tes des zwei­ten Teils des ers­ten Buchs die­ses Ge­set­zes ent­spre­chen­de An­wen­dung.

Art. 236a353  
 

353Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1990 (AS 1991 13521355; BBl 1987 II 1311). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. III des BG vom 21. März 2003, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 237  

In­kraft­tre­ten

 

Die­ses Ge­setz tritt mit dem 1. Ja­nu­ar 1928 in Kraft.

Schlussbestimmungen der Änderung vom 23. März 1979 354

1 Das Verhältnis der neuen Bestimmungen zum bisherigen Recht be­stimmt sich nach den Artikeln 215, 216 Ziffer 2 und 217 Absatz 2.355

2 Wehrmänner, gegen die vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes eine militärgerichtliche Voruntersuchung eröffnet worden ist, bleiben für die betreffende strafbare Handlung dem Militärstrafrecht unterstellt, auch wenn nach dem neuen Recht das bürgerliche Strafrecht anwend­bar wäre.

355 Art. 215 und 216haben eine neue Fassung und Art. 217 ist aufgehoben.

Diese Seite ist durch reCAPTCHA geschützt und die Google Datenschutzrichtlinie und Nutzungsbedingungen gelten.

Feedback
Laden