Bei grossen Gesetzen wie OR und ZGB kann dies bis zu 30 Sekunden dauern

Postgesetz
(PG)

vom 17. Dezember 2010 (Stand am 1. September 2023)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf Artikel 92 der Bundesverfassung1,
nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 20. Mai 20092,

beschliesst:

1. Kapitel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Gegenstand und Zweck  

1 Die­ses Ge­setz re­gelt:

a.
das ge­werbs­mäs­si­ge Er­brin­gen von Post­diens­ten;
b.
die Grund­ver­sor­gung mit Dienst­leis­tun­gen des Zah­lungs­ver­kehrs durch die Schwei­ze­ri­sche Post (Post).

2 Es bezweckt, dass der Be­völ­ke­rung und der Wirt­schaft viel­fäl­ti­ge, preis­wer­te und qua­li­ta­tiv hoch­ste­hen­de Post­diens­te so­wie die Grund­ver­sor­gung mit Dienst­leis­tun­gen des Zah­lungs­ver­kehrs an­ge­bo­ten wer­den.

3 Es soll ins­be­son­de­re:

a.
für al­le Be­völ­ke­rungs­grup­pen in al­len Lan­des­tei­len ei­ne aus­rei­chen­de und preis­wer­te Grund­ver­sor­gung ge­währ­leis­ten mit:
1.
Post­diens­ten,
2.
Dienst­leis­tun­gen des Zah­lungs­ver­kehrs;
b.
die Rah­men­be­din­gun­gen für einen wirk­sa­men Wett­be­werb beim Er­brin­gen der Post­diens­te schaf­fen.
Art. 2 Begriffe  

In die­sem Ge­setz be­deu­ten:

a.
Post­diens­te: das An­neh­men, Ab­ho­len, Sor­tie­ren, Trans­por­tie­ren und Zu­stel­len von Post­sen­dun­gen;
b.
Post­sen­dun­gen: adres­sier­te Sen­dun­gen in der end­gül­ti­gen Form, in der sie von ei­ner An­bie­te­rin von Post­diens­ten über­nom­men wer­den, na­ment­lich von Brie­fen, Pa­ke­ten so­wie Zei­tun­gen und Zeit­schrif­ten;
c.
Brie­fe: Post­sen­dun­gen von ma­xi­mal 2 cm Di­cke und ma­xi­mal 2 kg Ge­wicht;
d.
Pa­ke­te: Post­sen­dun­gen von mehr als 2 cm Di­cke bis zu ei­nem Ge­wicht von 30 kg;
e.
Zei­tun­gen und Zeit­schrif­ten: re­gel­mäs­sig er­schei­nen­de Pu­bli­ka­tio­nen in Pa­pier­form, wel­che ei­ner brei­ten Le­ser­schaft zu­ge­stellt wer­den;
f.
Dienst­leis­tun­gen des Zah­lungs­ver­kehrs: Ein­zah­lun­gen, Aus­zah­lun­gen und Über­wei­sun­gen.
Art. 3 Evaluationsbericht  

1 Der Bun­des­rat über­prüft pe­ri­odisch die Wirk­sam­keit die­ses Ge­set­zes. Er prüft ins­be­son­de­re:

a.
die Zweck­mäs­sig­keit, die Wirk­sam­keit und die Wirt­schaft­lich­keit der Grund­ver­sor­gung mit Post­diens­ten und mit Dienst­leis­tun­gen des Zah­lungs­ver­kehrs;
b.
die Zweck­mäs­sig­keit, Wirk­sam­keit und Wirt­schaft­lich­keit der Auf­ga­ben der Post­kom­mis­si­on (Post­Com).

2 Er er­stat­tet der Bun­des­ver­samm­lung al­le vier Jah­re Be­richt. Falls er­for­der­lich, schlägt er im Be­richt An­pas­sun­gen vor.

2. Kapitel: Postdienste

1. Abschnitt: Gemeinsame Bestimmungen

Art. 4 Meldepflicht  

1 Wer Kun­din­nen und Kun­den im ei­ge­nen Na­men ge­werbs­mäs­sig Post­diens­te an­bie­tet, muss dies der Post­Com mel­den. Die Post­Com re­gis­triert die An­bie­te­rin­nen von Post­diens­ten.

2 Der Bun­des­rat kann ins­be­son­de­re Un­ter­neh­men, die mit Post­diens­ten einen Um­satz von ge­rin­ger wirt­schaft­li­cher Be­deu­tung er­zie­len, von den mit der Mel­de­pflicht ver­bun­de­nen Rech­ten und Pflich­ten ent­bin­den.

3 Wer der Mel­de­pflicht un­ter­liegt, muss:

a.
die In­for­ma­ti­ons­pflich­ten ge­mä­ss Ar­ti­kel 9 und die Aus­kunfts­pflich­ten nach Ar­ti­kel 23 Ab­satz 2 er­fül­len.
b.
die Ein­hal­tung der bran­chen­üb­li­chen Ar­beits­be­din­gun­gen ge­währ­leis­ten;
c.
mit den Per­so­nal­ver­bän­den Ver­hand­lun­gen über einen Ge­samt­ar­beits­ver­trag füh­ren;
d.
einen Sitz, einen Wohn­sitz oder ei­ne Nie­der­las­sung in der Schweiz ha­ben.
Art. 5 Zugang zu den Teilleistungen  

Die An­bie­te­rin­nen von Post­diens­ten re­geln den dis­kri­mi­nie­rungs­frei­en, trans­pa­ren­ten und zeit­ge­rech­ten Zu­gang zu ih­ren Teil­leis­tun­gen durch Ver­ein­ba­rung.

Art. 6 Zugang zu Postfachanlagen  

1 Die An­bie­te­rin­nen von Post­fach­an­la­gen müs­sen an­de­ren An­bie­te­rin­nen von Post­diens­ten ge­gen Ent­gelt ent­we­der einen Zu­stell­ser­vice zu ih­ren Post­fach­an­la­gen an­bie­ten oder auf an­de­re Wei­se den Zu­gang zu den Post­fach­an­la­gen ge­stat­ten.

2 Die be­tei­li­gen Par­tei­en re­geln die Be­din­gun­gen für den Zu­gang in ei­ner Ver­ein­ba­rung. Sie stel­len der Post­Com ei­ne Ko­pie der Ver­ein­ba­rung zu.

3 Kommt un­ter den be­trof­fe­nen Par­tei­en in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Ein­gang ei­ner ers­ten Auf­for­de­rung zur Of­fert­stel­lung kei­ne Zu­gangs­ver­ein­ba­rung zu­stan­de, so ver­fügt die Post­Com auf Ge­such ei­ner Par­tei den Ver­trags­ab­schluss. Da­bei be­rück­sich­tigt sie die Er­for­der­nis­se für die Fi­nan­zie­rung der Grund­ver­sor­gung und das Funk­tio­nie­ren des Post­mark­tes.

4 Die Post­Com ent­schei­det in­nert sie­ben Mo­na­ten nach Ge­such­sein­gang. Auf Ge­such ei­ner Par­tei kann sie vor­sorg­li­che Mass­nah­men tref­fen, wo­bei die an­trag­stel­len­de Par­tei für In­ves­ti­tio­nen, die auf­grund ih­rer Be­geh­ren zu tä­ti­gen sind, ent­spre­chen­de Si­cher­heit zu leis­ten hat. Die Be­schwer­de ge­gen den Ent­scheid und die Mass­nah­men hat kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung.

5 Der Bun­des­rat kon­kre­ti­siert die Be­din­gun­gen für den Zu­gang zu den Post­fach­an­la­gen, ins­be­son­de­re be­züg­lich der Preis­ge­stal­tung.

Art. 7 Austausch von Adressdaten  

1 Adress­da­ten dür­fen für ei­ne ord­nungs­ge­mäs­se Zu­stel­lung von Post­sen­dun­gen be­ar­bei­tet wer­den.

2 Be­ar­bei­ten An­bie­te­rin­nen von Post­diens­ten Adress­da­ten für das Nach­sen­den, das Um­lei­ten und das Rück­be­hal­ten von Post­sen­dun­gen, so müs­sen sie die­se Da­ten un­ver­züg­lich mit an­de­ren An­bie­te­rin­nen von Post­diens­ten ge­gen Ent­gelt zur Be­ar­bei­tung aus­tau­schen.

3 Adress­da­ten dür­fen an Drit­te nur wei­ter­ge­ge­ben wer­den, wenn die be­tref­fen­de Per­son ein­wil­ligt.

4 Für Ver­ein­ba­run­gen und Ver­fü­gun­gen über den Aus­tausch von Adress­da­ten gel­ten die Be­stim­mun­gen von Ar­ti­kel 6 Ab­sät­ze 2–4.

5 Der Bun­des­rat kon­kre­ti­siert die Be­din­gun­gen für den Aus­tausch, ins­be­son­de­re be­züg­lich der Preis­ge­stal­tung.

6 Die Zu­läs­sig­keit der Wei­ter­ga­be von Adress­da­ten ge­mä­ss Re­gis­ter­har­mo­ni­sie­rungs­ge­setz vom 23. Ju­ni 20063 bleibt vor­be­hal­ten.

Art. 8 Streitigkeiten  

Strei­tig­kei­ten aus Ver­ein­ba­run­gen über den Zu­gang zu Post­fach­an­la­gen oder die Über­las­sung von Adress­da­ten wer­den durch die Zi­vil­ge­rich­te be­ur­teilt.

Art. 9 Informationspflichten  

1 Die An­bie­te­rin­nen von Post­diens­ten müs­sen:

a.
die Trans­pa­renz der Prei­se für die Kun­din­nen und Kun­den ge­währ­leis­ten;
b.
für die Kun­din­nen und Kun­den als An­bie­te­rin­nen von Post­diens­ten er­kenn­bar sein;
c.
die Kun­din­nen und Kun­den an­ge­mes­sen über ih­re Rech­te und Pflich­ten in­for­mie­ren, ins­be­son­de­re über den Um­gang mit ih­ren Da­ten so­wie über ih­re Ein­wil­li­gungs­rech­te.

2 Die An­bie­te­rin­nen sind ver­pflich­tet, In­for­ma­tio­nen über die Qua­li­tät ih­rer Post­diens­te so­wie über die öko­lo­gi­schen Aus­wir­kun­gen und die so­zi­al­ver­träg­li­che Leis­tungs­er­brin­gung zu ver­öf­fent­li­chen. Der Bun­des­rat re­gelt In­halt und Form der Ver­öf­fent­li­chung.

Art. 10 Hausbriefkästen und Zustellanlagen  

Der Bun­des­rat re­gelt die Be­din­gun­gen für Haus­brief­käs­ten und Zu­stel­lan­la­gen am Do­mi­zil der Emp­fän­ge­rin oder des Emp­fän­gers.

Art. 11 Haftung  

An­bie­te­rin­nen von Post­diens­ten kön­nen in ih­ren all­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen die Haf­tung für un­ein­ge­schrie­be­ne Post­sen­dun­gen be­schrän­ken oder aus­sch­lies­sen.

Art. 12 Postverkehr in ausserordentlichen Lagen  

1 Der Bun­des­rat be­stimmt die Er­eig­nis­se, in de­nen das Er­brin­gen von Post­diens­ten ein­ge­schränkt oder un­ter­sagt wer­den kann und die mel­de­pflich­ti­gen An­bie­te­rin­nen von Post­diens­ten zur Leis­tungs­er­brin­gung bei­ge­zo­gen wer­den kön­nen. Er re­gelt die Ab­gel­tung und trägt da­bei dem Ei­gen­in­ter­es­se der An­bie­te­rin­nen an­ge­mes­sen Rech­nung.

2 Er­for­dert es ei­ne aus­ser­or­dent­li­che La­ge, so kann der Bun­des­rat das not­wen­di­ge Per­so­nal zum Dienst ver­pflich­ten.

3 Vor­be­hal­ten blei­ben die Be­stim­mun­gen über die Ver­fü­gungs­ge­walt des Ge­ne­rals nach Ar­ti­kel 91 des Mi­li­tär­ge­set­zes vom 3. Fe­bru­ar 19954.

2. Abschnitt: Grundversorgung

Art. 13 Auftrag der Post  

1 Die Post ge­währ­leis­tet die Grund­ver­sor­gung mit Post­diens­ten nach den Ar­ti­keln 14–17.

2 Sie um­schreibt im Rah­men der Vor­ga­ben des Bun­des­rats in ih­ren all­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen, wel­che Dienst­leis­tun­gen sie aus Grün­den der Ge­fah­ren­ab­wehr, der Hy­gie­ne oder des Schut­zes be­rech­tig­ter In­ter­es­sen nicht oder nur un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen er­bringt.

Art. 14 Umfang  

1 Die Post stellt die Be­för­de­rung von Brie­fen, Pa­ke­ten, Zei­tun­gen und Zeit­schrif­ten si­cher.

2 Sie nimmt an ih­ren Zu­gangs­punk­ten die fol­gen­den Sen­dun­gen ent­ge­gen:

a.
Brie­fe ins In- und ins Aus­land;
b.
Pa­ke­te ins In- und ins Aus­land.

3 Sie stellt al­le Post­sen­dun­gen nach Ab­satz 1 an min­des­tens fünf Wo­chen­ta­gen zu. Abon­nier­te Ta­ges­zei­tun­gen wer­den an sechs Wo­chen­ta­gen zu­ge­stellt. Die Haus­zu­stel­lung er­folgt in al­len ganz­jäh­rig be­wohn­ten Sied­lun­gen. Für ein­zel­ne Haus­hal­te, die nur mit un­ver­hält­nis­mäs­si­gen Schwie­rig­kei­ten er­reich­bar sind, kann der Bun­des­rat Aus­nah­men vor­se­hen.

4 Der Bun­des­rat kann zu­sätz­lich auch al­ter­na­ti­ve Zu­stell­for­men vor­se­hen. Er­folgt die Zu­stel­lung mit­tels al­ter­na­ti­ver For­men, ge­währ­leis­tet die Post auch in die­sem Fal­le die Ver­trau­lich­keit und Si­cher­heit ih­rer Dienst­leis­tun­gen.

5 Die Post stellt lan­des­weit ein flä­chen­de­cken­des Netz von Zu­gangs­punk­ten si­cher. Die­ses um­fasst:

a.
ein lan­des­weit flä­chen­de­cken­des Post­stel­len- und Pos­t­agen­tu­ren­netz, das si­cher­stellt, dass die Grund­ver­sor­gung für al­le Be­völ­ke­rungs­grup­pen in al­len Re­gio­nen in an­ge­mes­se­ner Di­stanz zu­gäng­lich ist;
b.
öf­fent­li­che Brie­fein­wür­fe in aus­rei­chen­der Zahl, min­des­tens aber einen pro Ort­schaft.

6 Vor der Schlies­sung oder Ver­le­gung ei­nes be­dien­ten Zu­gangs­punk­tes hört die Post die Be­hör­den der be­trof­fe­nen Ge­mein­den an. Sie strebt ei­ne ein­ver­nehm­li­che Lö­sung an. Die be­trof­fe­ne Ge­mein­de kann die Post­Com an­ru­fen. Der Bun­des­rat sieht da­für ein Schlich­tungs­ver­fah­ren vor.

7 Die Post­diens­te müs­sen so an­ge­bo­ten wer­den, dass Men­schen mit Be­hin­de­run­gen sie in qua­li­ta­ti­ver, quan­ti­ta­ti­ver und wirt­schaft­li­cher Hin­sicht un­ter ver­gleich­ba­ren Be­din­gun­gen wie Men­schen oh­ne Be­hin­de­run­gen be­an­spru­chen kön­nen. Ins­be­son­de­re müs­sen:

a.
die Zu­gangs­punk­te den Be­dürf­nis­sen von Kun­din­nen und Kun­den mit sen­so­ri­schen oder Be­we­gungs­be­hin­de­run­gen ent­spre­chen;
b.
Sen­dun­gen von und für Men­schen mit Seh­be­hin­de­run­gen por­to­frei ver­sandt wer­den kön­nen.

8 Der Bun­des­rat be­stimmt die Post­diens­te im Ein­zel­nen und legt die Vor­ga­ben zum Zu­gang nach Rück­spra­che mit den Kan­to­nen und Ge­mein­den fest.

Art. 15 Qualität  

Die Post­diens­te der Grund­ver­sor­gung müs­sen lan­des­weit in gu­ter Qua­li­tät er­hält­lich sein. Der Bun­des­rat legt die Qua­li­täts­kri­te­ri­en fest und be­stimmt das Ver­fah­ren zur Prü­fung der Qua­li­tät.

Art. 16 Preise  

1 Die Prei­se sind nach wirt­schaft­li­chen Grund­sät­zen fest­zu­le­gen. Die Über­prü­fung der Ein­hal­tung die­ses Grund­satzes er­folgt nach dem Preis­über­wa­chungs­ge­setz vom 20. De­zem­ber 19855.

2 Für Brie­fe und Pa­ke­te der Grund­ver­sor­gung im In­land sind die Prei­se di­stan­zu­nab­hän­gig und nach ein­heit­li­chen Grund­sät­zen fest­zu­le­gen. Die Post­Com über­prüft pe­ri­odisch die Ein­hal­tung der Di­stan­zu­nab­hän­gig­keit.

3 Die Prei­se für die Zu­stel­lung abon­nier­ter Zei­tun­gen und Zeit­schrif­ten sind di­stan­zu­nab­hän­gig. Sie ent­spre­chen den in den grös­se­ren Ag­glo­me­ra­tio­nen üb­li­chen Prei­sen.

4 Er­mäs­si­gun­gen wer­den ge­währt für die Zu­stel­lung von:

a.
abon­nier­ten Ta­ges- und Wo­chen­zei­tun­gen der Re­gio­nal- und Lo­kal­pres­se;
b.
Zei­tun­gen und Zeit­schrif­ten von nicht ge­win­n­ori­en­tier­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen an ih­re Abon­nen­ten, Mit­glie­der oder Spen­der (Mit­glied­schafts- und Stif­tungs­pres­se) in der Ta­ges­zu­stel­lung.

5 Von Er­mäs­si­gun­gen aus­ge­schlos­sen sind Ti­tel, die zu ei­nem Kopf­blatt­ver­bund mit über 100 000 Ex­em­pla­ren be­glau­big­ter Ge­samtauf­la­ge ge­hö­ren. Der Bun­des­rat kann wei­te­re Kri­te­ri­en vor­se­hen; sol­che kön­nen ins­be­son­de­re sein: das Ver­brei­tungs­ge­biet, die Er­schei­nungs­häu­fig­keit, der re­dak­tio­nel­le An­teil so­wie das Ver­bot von über­wie­gen­der Be­wer­bung von Pro­duk­ten und Dienst­leis­tun­gen.

6 Der Bun­des­rat ge­neh­migt die er­mäs­sig­ten Prei­se.

7 Der Bund leis­tet zur Ge­wäh­rung die­ser Er­mäs­si­gung jähr­lich fol­gen­de Bei­trä­ge:

a.
30 Mil­lio­nen Fran­ken für die Re­gio­nal- und Lo­kal­pres­se;
b.
20 Mil­lio­nen Fran­ken für die Mit­glied­schafts- und Stif­tungs­pres­se.6

8 Der Bun­des­rat kann für die Grund­ver­sor­gung oder für Tei­le da­von Prei­so­ber­gren­zen fest­le­gen. Die­se Ober­gren­zen gel­ten ein­heit­lich und rich­ten sich nach den Ent­wick­lun­gen des Mark­tes. Der Bun­des­rat kann den Er­lass so­wie den Voll­zug von tech­ni­schen und ad­mi­nis­tra­ti­ven Vor­schrif­ten an die Post­Com über­tra­gen.

5 SR 942.20

6 Abs. in Kraft seit 1. Jan. 2012.

Art. 17 Weitere Rechte und Pflichten der Post  

1 Die Post gibt Post­wert­zei­chen her­aus; sie hat das al­lei­ni­ge Recht, auf den Post­wert­zei­chen den Auf­druck «Hel­ve­tia» zu ver­wen­den. Der Bun­des­rat kann fest­le­gen, dass Post­wert­zei­chen mit ei­nem Zu­schlag her­aus­ge­ge­ben wer­den.

2 Die Post kann für das Auf­stel­len öf­fent­li­cher Brie­fein­wür­fe und an­de­rer für die Grund­ver­sor­gung er­for­der­li­cher Ein­rich­tun­gen den im Ge­mein­ge­brauch ste­hen­den Bo­den un­ent­gelt­lich nut­zen.

3 Sie kann in den all­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen ih­re Haf­tung für leich­tes Ver­schul­den be­schrän­ken oder aus­sch­lies­sen.

4 Bei der Or­ga­ni­sa­ti­on ih­res Un­ter­neh­mens trägt sie den An­lie­gen der Kan­to­ne Rech­nung.

3. Abschnitt: Finanzierung der Grundversorgung

Art. 18 Reservierter Dienst  

1 Die Post hat das aus­sch­liess­li­che Recht, Brie­fe bis 50 Gramm zu be­för­dern (re­ser­vier­ter Dienst).

2 Vom re­ser­vier­ten Dienst aus­ge­nom­men sind:

a.
Brie­fe, für die das Zwei­ein­halb­fa­che des Prei­ses der Post für Brie­fe der schnells­ten Ka­te­go­rie der ers­ten Ge­wichts- und For­mat­stu­fe be­zahlt wird; und
b.
ab­ge­hen­de Brie­fe im in­ter­na­tio­na­len Ver­kehr.

3 Die Post legt die Prei­se für Brie­fe des re­ser­vier­ten Diens­tes im In­land di­stan­zu­nab­hän­gig, kos­ten­de­ckend, an­ge­mes­sen und nach ein­heit­li­chen Grund­sät­zen fest; sie kann mit Ab­sen­dern von Mas­sen­sen­dun­gen Prei­se ver­ein­ba­ren, die sich vor­wie­gend nach den ent­ste­hen­den Kos­ten rich­ten. Der Bun­des­rat legt Prei­so­ber­gren­zen fest. Er rich­tet sich da­bei nach den Ent­wick­lun­gen des Mark­tes.

Art. 19 Finanzierung, Quersubventionierung und Rechnungslegung  

1 Die Post darf die Er­trä­ge aus dem re­ser­vier­ten Dienst nur zur De­ckung der Kos­ten aus der Grund­ver­sor­gung nach den Ar­ti­keln 13–17 und den Ar­ti­keln 32 und 33 ver­wen­den, hin­ge­gen nicht zur Ver­bil­li­gung von Dienst­leis­tun­gen aus­ser­halb der bei­den Grund­ver­sor­gungs­auf­trä­ge (Quer­sub­ven­tio­nie­rungs­ver­bot).

2 Sie muss ihr Rech­nungs­we­sen so aus­ge­stal­ten, dass Kos­ten und Er­lö­se der ein­zel­nen Dienst­leis­tun­gen aus­ge­wie­sen wer­den kön­nen.

3 Die Post weist jähr­lich die Ein­hal­tung von Ab­satz 1 nach. Die Post­Com kann auf An­zei­ge hin oder von Am­tes we­gen die Post ver­pflich­ten, den Nach­weis im Ein­zel­fall zu er­brin­gen.

4 Der Bun­des­rat re­gelt die Ein­zel­hei­ten und über­trägt der Post­Com den Er­lass der not­wen­di­gen ad­mi­nis­tra­ti­ven und tech­ni­schen Vor­schrif­ten.

4. Abschnitt: Die Postkommission

Art. 20 Organisation  

1 Der Bun­des­rat wählt die aus fünf bis sie­ben Mit­glie­dern be­ste­hen­de Post­Com und be­zeich­net die Prä­si­den­tin oder den Prä­si­den­ten so­wie die Vi­ze­prä­si­den­tin oder den Vi­ze­prä­si­den­ten. Die Mit­glie­der müs­sen un­ab­hän­gi­ge Sach­ver­stän­di­ge sein; sie dür­fen we­der Or­ga­nen von ju­ris­ti­schen Per­so­nen an­ge­hö­ren, die Tä­tig­kei­ten im Be­reich des Post­mark­tes aus­üben, noch in ei­nem Dienst­leis­tungs­ver­hält­nis zu sol­chen ju­ris­ti­schen Per­so­nen ste­hen.

2 Die Post­Com ist un­ab­hän­gig und un­ter­steht in ih­ren Ent­schei­den kei­nen Wei­sun­gen des Bun­des­ra­tes oder von Ver­wal­tungs­be­hör­den.

3 Sie er­lässt ein Re­gle­ment über ih­re Or­ga­ni­sa­ti­on und Ge­schäfts­füh­rung und un­ter­brei­tet es dem Bun­des­rat zur Ge­neh­mi­gung.

4 Sie er­lässt stra­te­gi­sche Zie­le und un­ter­brei­tet die­se dem Bun­des­rat zur Kennt­nis.

Art. 21 Fachsekretariat  

1 Die Post­Com ver­fügt über ein Fach­se­kre­ta­ri­at. Die­ses be­rei­tet die Ge­schäf­te der Post­Com vor, führt die Un­ter­su­chun­gen durch und er­lässt die not­wen­di­gen ver­fah­rens­lei­ten­den Ver­fü­gun­gen in Ab­spra­che mit dem Prä­si­di­um. Es stellt der Post­Com An­trag und voll­zieht ih­re Ent­schei­de. Es ver­kehrt mit Be­tei­lig­ten, Drit­ten und Be­hör­den di­rekt.

2 Der Bun­des­rat kann dem Fach­se­kre­ta­ri­at im Be­reich der Mark­tauf­sicht, des Zu­gangs nach den Ar­ti­keln 6 und 7, der Grund­ver­sor­gung und der Rech­nungs­le­gung wei­te­re Auf­ga­ben über­tra­gen.

Art. 22 Aufgaben  

1 Die Post­Com trifft die Ent­schei­de und er­lässt die Ver­fü­gun­gen, die nach die­sem Ge­setz und den Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen in ih­rer Kom­pe­tenz lie­gen.

2 Sie hat fol­gen­de Auf­ga­ben:

a.
Sie re­gis­triert die An­bie­te­rin­nen (Art. 4 Abs. 1);
b.
Sie über­wacht, ob die bran­chen­üb­li­chen Ar­beits­be­din­gun­gen ein­ge­hal­ten wer­den und ob Ver­hand­lun­gen über einen Ge­samt­ar­beits­ver­trag ge­führt wer­den. (Art. 4 Abs. 3 Bst. b und c).
c.
Sie ent­schei­det bei Strei­tig­kei­ten über den Zu­gang zu Post­fach­an­la­gen und über das Be­ar­bei­ten von Adress­da­ten (Art. 6 und 7).
d.
Sie über­wacht die Ein­hal­tung der In­for­ma­ti­ons- und Aus­kunfts­pflich­ten (Art. 9 und 23).
e.
Sie be­auf­sich­tigt die Ein­hal­tung des ge­setz­li­chen Auf­tra­ges zur Grund­ver­sor­gung (Art. 13–17).
f.
Sie macht Emp­feh­lun­gen im Fal­le von ge­plan­ten Schlies­sun­gen und Ver­le­gun­gen be­dien­ter Zu­gangs­punk­te (Art. 14 Abs. 6).
g.
Sie stellt die Qua­li­täts­prü­fung der Grund­ver­sor­gung mit Post­diens­ten si­cher (Art. 15).
h.
Sie über­wacht die Ein­hal­tung der recht­li­chen Vor­ga­ben zu den Prei­sen in der Grund­ver­sor­gung (Art. 92 Abs. 2 zwei­ter Satz der Bun­des­ver­fas­sung so­wie Art. 16 Abs. 2 und 18 Abs. 3).
i.
Sie über­wacht die Ein­hal­tung des Quer­sub­ven­tio­nie­rungs­ver­bo­tes (Art. 19).
j.
Sie sorgt für die Ein­rich­tung der Schlich­tungs­stel­le (Art. 29).
k.
Sie ver­folgt und be­ur­teilt Über­tre­tun­gen (Art. 31).
l.
Sie be­ob­ach­tet die Ent­wick­lun­gen des Post­mark­tes im Hin­blick auf ei­ne viel­fäl­ti­ge, preis­wer­te und qua­li­ta­tiv hoch­ste­hen­de Ver­sor­gung al­ler Lan­des­tei­le.
m.
Sie schlägt dem Bun­des­rat ge­ge­be­nen­falls ge­eig­ne­te Mass­nah­men zur Si­cher­stel­lung der Grund­ver­sor­gung vor.

3 Sie ori­en­tiert die Öf­fent­lich­keit über ih­re Tä­tig­keit und un­ter­brei­tet dem Bun­des­rat jähr­lich einen Tä­tig­keits­be­richt.

Art. 23 Auskunftspflichten  

1 Wer die­sem Ge­setz un­ter­stellt ist, muss der Post­Com und dem Fach­se­kre­ta­ri­at die Aus­künf­te er­tei­len, die die­se für die Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben be­nö­ti­gen.

2 Die An­bie­te­rin­nen von Post­diens­ten müs­sen der Post­Com und dem Fach­se­kre­ta­ri­at jähr­lich die Un­ter­la­gen ein­rei­chen, die er­for­der­lich sind, um die Er­fül­lung der ge­setz­li­chen An­for­de­run­gen zu über­prü­fen und ei­ne Sta­tis­tik über Post­diens­te zu er­stel­len.

3 Die Post muss der Post­Com und dem Fach­se­kre­ta­ri­at ins­be­son­de­re die­je­ni­gen Aus­künf­te er­tei­len, die für die Prü­fung der Ein­hal­tung des ge­setz­li­chen Grund­ver­sor­gungs­auf­tra­ges und der Qua­li­täts­vor­ga­ben so­wie für die Über­wa­chung der Ein­hal­tung des Quer­sub­ven­tio­nie­rungs­ver­bo­tes nach Ar­ti­kel 19 not­wen­dig sind.

Art. 24 Aufsicht und Massnahmen  

1 Die Post­Com wacht im Rah­men ih­rer Auf­ga­ben dar­über, dass das in­ter­na­tio­na­le Recht, die­ses Ge­setz und die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen ein­ge­hal­ten wer­den.

2 Stellt sie ei­ne Rechts­ver­let­zung fest, so kann sie:

a.
von der für die Ver­let­zung ver­ant­wort­li­chen An­bie­te­rin von Post­diens­ten ver­lan­gen, den Man­gel zu be­he­ben oder Mass­nah­men zu tref­fen, da­mit die Ver­let­zung sich nicht wie­der­holt;
b.
die Fest­stel­lung der Ver­let­zung in ge­eig­ne­ter Form ver­öf­fent­li­chen;
c.
die not­wen­di­gen Mass­nah­men für die Er­fül­lung des ge­setz­li­chen Grund­ver­sor­gungs­auf­tra­ges an­ord­nen;
d.
die Tä­tig­keit der für die Ver­let­zung ver­ant­wort­li­chen An­bie­te­rin durch Auf­la­gen er­gän­zen, ein­schrän­ken, sus­pen­die­ren oder ganz ver­bie­ten;
e.
die Ge­win­ne, die bei der Rechts­ver­let­zung er­zielt wor­den sind, ein­zie­hen.

3 In Fäl­len nach Ab­satz 2 Buch­sta­be a muss die für die Ver­let­zung ver­ant­wort­li­che An­bie­te­rin der Post­Com mit­tei­len, was sie un­ter­nom­men hat.

Art. 25 Verwaltungssanktionen  

1 Ver­stösst ei­ne An­bie­te­rin ge­gen die­ses Ge­setz, die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen oder ei­ne rechts­kräf­ti­ge Ver­fü­gung ge­stützt auf die­ses Ge­setz, so kann sie mit ei­nem Be­trag von bis zu 10 Pro­zent des in den letz­ten drei Ge­schäfts­jah­ren durch­schnitt­lich in der Schweiz mit Post­diens­ten er­ziel­ten Um­sat­zes be­las­tet wer­den.

2 Ver­stös­se wer­den von der Post­Com un­ter­sucht und be­ur­teilt. Das Ver­fah­ren rich­tet sich nach dem Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­setz vom 20. De­zem­ber 19687.

3 Bei der Be­mes­sung der Sank­ti­on be­rück­sich­tigt die Post­Com ins­be­son­de­re die Schwe­re des Ver­stos­ses und die fi­nan­zi­el­len Ver­hält­nis­se der An­bie­te­rin.

Art. 26 Amtshilfe  

1 Die Post­Com so­wie wei­te­re mit dem Voll­zug die­ses Ge­set­zes be­trau­te Be­hör­den über­mit­teln an­de­ren Be­hör­den des Bun­des und der Kan­to­ne die­je­ni­gen Da­ten, die die­se zur Er­fül­lung ih­rer ge­setz­li­chen Auf­ga­ben be­nö­ti­gen; da­zu ge­hö­ren auch die in Ver­wal­tungs- oder Ver­wal­tungs­straf­ver­fah­ren be­schaff­ten be­son­ders schüt­zens­wer­ten Per­so­nen­da­ten.8

2 Un­ter Vor­be­halt an­ders lau­ten­der in­ter­na­tio­na­ler Ver­ein­ba­run­gen darf die Post­Com aus­län­di­schen Auf­sichts­be­hör­den im Post­be­reich Da­ten, ein­sch­liess­lich in Ver­wal­tungs- oder Ver­wal­tungs­straf­ver­fah­ren be­schaff­ter be­son­ders schüt­zens­wer­ter Per­so­nen­da­ten, nur über­mit­teln, so­fern die­se Be­hör­den:9

a.
die Da­ten aus­sch­liess­lich zur Aus­übung der Auf­sicht über An­bie­te­rin­nen von Post­diens­ten und zur Markt­be­ob­ach­tung ver­wen­den;
b.
an das Amts- oder Be­rufs­ge­heim­nis ge­bun­den sind;
c.
die Da­ten nur mit vor­gän­gi­ger Zu­stim­mung der Post­Com an Be­hör­den und Or­ga­ne wei­ter­lei­ten, die mit im öf­fent­li­chen In­ter­es­se lie­gen­den Auf­sichts­auf­ga­ben be­traut sind, es sei denn es lie­ge ei­ne ge­ne­rel­le Er­mäch­ti­gung in ei­nem Staats­ver­trag vor.

3 Amts­stel­len des Bun­des und der Kan­to­ne sind ver­pflich­tet, an Ab­klä­run­gen der Post­Com mit­zu­wir­ken und die not­wen­di­gen Un­ter­la­gen zur Ver­fü­gung zu stel­len. Da­zu ge­hö­ren auch die in Ver­wal­tungs- oder Ver­wal­tungs­straf­ver­fah­ren be­schaff­ten be­son­ders schüt­zens­wer­ten Per­so­nen­da­ten.10

8 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 67 des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 491; BBl 2017 6941).

9 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 67 des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 491; BBl 2017 6941).

10 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 67 des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 491; BBl 2017 6941).

Art. 27 Geschäfts- und Berufsgeheimnis  

Die Post­Com darf kei­ne Ge­schäfts- und Be­rufs­ge­heim­nis­se preis­ge­ben.

Art. 28 Bearbeitung von Personendaten 11  

Die Post­Com so­wie die Schlich­tungs­stel­le dür­fen zur Er­fül­lung ih­rer ge­setz­li­chen Auf­ga­ben Per­so­nen­da­ten, ein­sch­liess­lich be­son­ders schüt­zens­wer­ter Per­so­nen­da­ten be­tref­fend straf­recht­li­che Ver­fol­gun­gen und Sank­tio­nen, be­ar­bei­ten.

11 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 67 des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 491; BBl 2017 6941).

5. Abschnitt: Schlichtungsstelle

Art. 29  

1 Die Post­Com rich­tet ei­ne Schlich­tungs­stel­le ein oder be­auf­tragt Drit­te da­mit.

2 Bei Strei­tig­kei­ten zwi­schen Kun­din­nen oder Kun­den und An­bie­te­rin­nen von Post­diens­ten kann je­de Par­tei die Schlich­tungs­stel­le an­ru­fen.

3 Wer die Schlich­tungs­stel­le an­ruft, zahlt ei­ne Be­hand­lungs­ge­bühr. Die An­bie­te­rin von Post­diens­ten trägt die Ver­fah­rens­kos­ten ab­züg­lich der Be­hand­lungs­ge­bühr. Er­folgt der Schlich­tungs­ent­scheid zu­guns­ten der Kun­din oder des Kun­den, er­hält sie oder er die Be­hand­lungs­ge­bühr von der An­bie­te­rin von Post­diens­ten zu­rück­er­stat­tet.

4 Die Par­tei­en sind durch den Schlich­tungs­ent­scheid nicht ge­bun­den.

6. Abschnitt: Gebühren und Aufsichtsabgaben

Art. 30  

1 Die Post­Com er­hebt kos­ten­de­cken­de Ver­wal­tungs­ge­büh­ren für ih­re Ver­fü­gun­gen und Dienst­leis­tun­gen. Zu­dem er­hebt sie von den Be­auf­sich­tig­ten jähr­lich ei­ne Ab­ga­be für die Auf­sichts­kos­ten, die durch die Ge­büh­ren nicht ge­deckt sind.

2 Die Auf­sichts­ab­ga­be wird auf­grund der Auf­sichts­kos­ten des Vor­jah­res er­ho­ben. De­ren Be­mes­sung rich­tet sich nach dem Um­fang der er­brach­ten Post­diens­te, ins­be­son­de­re nach der An­zahl Post­sen­dun­gen.

3 Der Bun­des­rat re­gelt die Ein­zel­hei­ten. Er kann die Fest­le­gung von Ge­büh­ren un­ter­ge­ord­ne­ter Be­deu­tung der zu­stän­di­gen Be­hör­de über­tra­gen.

7. Abschnitt: Übertretungen

Art. 31  

1 Mit Bus­se bis zu 100 000 Fran­ken wird be­straft, wer vor­sätz­lich:

a.
die Mel­de­pflicht nach Ar­ti­kel 4 Ab­satz 1 ver­letzt;
b.
Post­sen­dun­gen im Be­reich des re­ser­vier­ten Diens­tes un­be­fugt be­för­dert.

2 Wird die Tat fahr­läs­sig be­gan­gen, so be­trägt die Bus­se bis zu 20 000 Fran­ken.

3 Der Bun­des­rat kann Wi­der­hand­lun­gen ge­gen die Aus­füh­rungs­vor­schrif­ten mit Bus­se bis zu 10 000 Fran­ken be­dro­hen.

4 Die Über­tre­tun­gen wer­den von der Post­Com nach den Be­stim­mun­gen des Ver­wal­tungs­straf­rechts­ge­set­zes vom 22. März 197412 ver­folgt und be­ur­teilt.

3. Kapitel: Grundversorgung mit Dienstleistungen des Zahlungsverkehrs

Art. 32 Grundversorgung  

1 Die Post stellt ei­ne lan­des­wei­te Grund­ver­sor­gung mit Dienst­leis­tun­gen des Zah­lungs­ver­kehrs si­cher.

2 Sie um­schreibt im Rah­men der Vor­ga­ben des Bun­des­rats in ih­ren all­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen, wel­che Dienst­leis­tun­gen sie aus Grün­den der Ge­fah­ren­ab­wehr oder des Schut­zes be­rech­tig­ter In­ter­es­sen nicht oder nur un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen er­bringt.

3 Die Dienst­leis­tun­gen müs­sen für al­le Be­völ­ke­rungs­grup­pen in al­len Re­gio­nen in an­ge­mes­se­ner Wei­se zu­gäng­lich sein. Bei der Aus­ge­stal­tung des Zu­gangs rich­tet sich die Post nach den Be­dürf­nis­sen der Be­völ­ke­rung. Für Men­schen mit Be­hin­de­run­gen stellt die Post den bar­rie­re­frei­en Zu­gang zum elek­tro­ni­schen Zah­lungs­ver­kehr si­cher.

4 Der Bun­des­rat be­stimmt die­se Dienst­leis­tun­gen im Ein­zel­nen und legt die Vor­ga­ben zum Zu­gang nach Rück­spra­che mit den Kan­to­nen und Ge­mein­den fest.

Art. 33 Berichterstattung  

Die Post er­stat­tet dem Bun­des­rat pe­ri­odisch Be­richt über die Ein­hal­tung der ge­setz­li­chen Ver­pflich­tun­gen.

4. Kapitel: Schlussbestimmungen

Art. 34 Vollzug  

1 Der Bun­des­rat voll­zieht die­ses Ge­setz.

2 Er kann den Er­lass der not­wen­di­gen ad­mi­nis­tra­ti­ven und tech­ni­schen Vor­schrif­ten der zu­stän­di­gen Be­hör­de über­tra­gen.

Art. 35 Evaluation und Berichterstattung  

1 Der Bun­des­rat eva­lu­iert die Aus­wir­kun­gen der Mark­t­öff­nung bis 50 g in der Schweiz und der voll­stän­di­gen Mark­t­öff­nung in Eu­ro­pa.

2 Er un­ter­brei­tet der Bun­des­ver­samm­lung bis spä­tes­tens drei Jah­re nach In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes einen Be­richt mit Vor­schlä­gen für das wei­te­re Vor­ge­hen.

Art. 36 Internationale Vereinbarungen  

1 Der Bun­des­rat kann in­ter­na­tio­na­le Ver­ein­ba­run­gen ab­sch­lies­sen, die in den An­wen­dungs­be­reich die­ses Ge­set­zes fal­len.

2 Für Ver­ein­ba­run­gen tech­ni­schen und ad­mi­nis­tra­ti­ven In­halts kann er die Be­fug­nis zum Ab­schluss über­tra­gen auf:

a.
die zu­stän­di­ge Be­hör­de; oder
b.
ei­ne von ihm zu be­zeich­nen­de An­bie­te­rin von Grund­ver­sor­gungs­diens­ten, so­weit es um den Be­reich der Grund­ver­sor­gung mit Post­diens­ten so­wie mit Dienst­leis­tun­gen des Zah­lungs­ver­kehrs geht.

3 Der Bun­des­rat kann ei­ne An­bie­te­rin von Grund­ver­sor­gungs­diens­ten be­auf­tra­gen, die schwei­ze­ri­schen In­ter­es­sen in in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen des Post­we­sens oder des Zah­lungs­ver­kehrs so­wie in de­ren Gre­mi­en zu ver­tre­ten.

Art. 37 Altrechtliche Konzessionen  

1 Kon­zes­sio­nen, wel­che der Bun­des­rat ge­stützt auf Ar­ti­kel 5 des Post­ge­set­zes vom 30. April 199713 er­teilt hat, blei­ben bis zum Ab­lauf ih­rer Dau­er gül­tig.

2 Die Vor­schrif­ten die­ses Ge­set­zes sind auf alt­recht­li­che Kon­zes­sio­nen an­wend­bar, so­weit sie ih­nen nicht wi­der­spre­chen.

Art. 38 Hängige Verfahren  

Die zum Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens die­ses Ge­set­zes hän­gi­gen Ver­fah­ren wer­den nach neu­em Recht be­ur­teilt.

Art. 39 Aufhebung und Änderung bisherigen Rechts  

Die Auf­he­bung und die Än­de­rung bis­he­ri­gen Rechts wer­den im An­hang ge­re­gelt.

Art. 40 Koordinationsbestimmung  

Die Ko­or­di­na­ti­ons­be­stim­mung fin­det sich im An­hang Zif­fer II Zif­fer 5.

Art. 41 Referendum und Inkrafttreten  

1 Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten.

Da­tum des In­kraft­tre­tens: 1. Ok­to­ber 201214
Ar­ti­kel 16 Ab­satz 7 tritt rück­wir­kend per 1. Ja­nu­ar 2012 in Kraft.

14 BRB vom 29. Aug. 2012

Anhang

(Art. 39)

Aufhebung und Änderung bisherigen Rechts

I

Das Postgesetz vom 30. April 199715 wird aufgehoben.

II

Die nachstehenden Bundesgesetze werden wie folgt geändert:

16

15 [AS 19972452; 20002355Anhang Ziff. 23; 20034297; 20062197Anhang Ziff. 85; 20075645]

16 Die Änderungen können unter AS 2012 4993konsultiert werden.

Diese Seite ist durch reCAPTCHA geschützt und die Google Datenschutzrichtlinie und Nutzungsbedingungen gelten.

Feedback
Laden