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Strahlenschutzgesetz
(StSG)

vom 22. März 1991 (Stand am 1. Juli 2023)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf die Artikel 64 Absatz 1, 74 Absatz 1 und 118 Absatz 2 Buchstabe c der Bundesverfassung1,2
nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 17. Februar 19883,

beschliesst:

1 SR 101

2 Fassung gemäss Ziff. I 32 des BG vom 17. Dez. 2021 über die Harmonisierung der Strafrahmen, in Kraft seit 1. Juli 2023 (AS 2023 259; BBl 2018 2827).

3 BBl 1988II 181

1. Kapitel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Zweck  

Die­ses Ge­setz bezweckt, Mensch und Um­welt vor Ge­fähr­dun­gen durch io­ni­sie­ren­de Strah­len zu schüt­zen.

Art. 2 Geltungsbereich  

1 Das Ge­setz gilt für al­le Tä­tig­kei­ten, Ein­rich­tun­gen, Er­eig­nis­se und Zu­stän­de, die ei­ne Ge­fähr­dung durch io­ni­sie­ren­de Strah­len mit sich brin­gen kön­nen, ins­be­son­de­re:

a.
für den Um­gang mit ra­dio­ak­ti­ven Stof­fen und mit An­la­gen, Ap­pa­ra­ten und Ge­gen­stän­den, die ra­dio­ak­ti­ve Stof­fe ent­hal­ten oder io­ni­sie­ren­de Strah­len aus­sen­den kön­nen;
b.
für Er­eig­nis­se, die ei­ne er­höh­te Ra­dio­ak­ti­vi­tät der Um­welt be­wir­ken kön­nen.

2 Als Um­gang gel­ten das Ge­win­nen, Her­stel­len, Be­ar­bei­ten, Ver­trei­ben, Ein­rich­ten, Ver­wen­den, La­gern, Trans­por­tie­ren, Ent­sor­gen, Ein-, Aus- und Durch­füh­ren und je­de an­de­re Form des Wei­ter­ge­bens.4

3 Auf Tä­tig­kei­ten, für die nach dem Kern­ener­gie­ge­setz vom 21. März 20035 ei­ne Be­wil­li­gung nö­tig ist, sind die Ar­ti­kel 28–38 nicht an­wend­bar.6

4 Der Bun­des­rat kann für Stof­fe mit ge­rin­ger Ra­dio­ak­ti­vi­tät Aus­nah­men von die­sem Ge­setz vor­se­hen.

4 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 4 des Kern­ener­gie­ge­set­zes vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Dez. 2005 (AS 2004 4719; BBl 2001 2665).

5 SR 732.1

6 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 4 des Kern­ener­gie­ge­set­zes vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Dez. 2005 (AS 2004 4719; BBl 2001 2665).

Art. 3 Ergänzende Bestimmungen  

Er­gän­zend zu den Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes sind ins­be­son­de­re an­wend­bar:

a.7
für Ker­n­an­la­gen, nu­klea­re Gü­ter und ra­dio­ak­ti­ve Ab­fäl­le das Kern­ener­gie­ge­setz vom 21. März 20038;
b.
für Nu­klear­schä­den, die durch Ker­n­an­la­gen oder den Trans­port von Kern­ma­te­ria­li­en ver­ur­sacht wer­den, das Kern­ener­gie­haft­pflicht­ge­setz vom 18. März 19839;
c.
für Trans­por­te von ra­dio­ak­ti­ven Stof­fen aus­ser­halb des Be­triebsa­re­als die Vor­schrif­ten des Bun­des über die Be­för­de­rung ge­fähr­li­cher Gü­ter.

7 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 4 des Kern­ener­gie­ge­set­zes vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Dez. 2005 (AS 2004 4719; BBl 2001 2665).

8 SR 732.1

9SR 732.44

Art. 4 Verursacherprinzip  

Wer Mass­nah­men nach die­sem Ge­setz ver­ur­sacht, trägt die Kos­ten da­für.

Art. 5 Forschung, Entwicklung, Ausbildung  

1 Der Bund för­dert die wis­sen­schaft­li­che For­schung über Strah­len­wir­kun­gen und Strah­len­schutz so­wie die Aus­bil­dung auf dem Ge­biet des Strah­len­schut­zes.

2 Er kann:

a.
Ent­wick­lungs­ar­bei­ten auf die­sen Ge­bie­ten för­dern;
b.
Fach­leu­te aus­bil­den;
c.
sich an Un­ter­neh­men be­tei­li­gen, die der For­schung oder Aus­bil­dung die­nen.
Art. 6 Sachkunde  

1 Tä­tig­kei­ten, die ei­ne Ge­fähr­dung durch io­ni­sie­ren­de Strah­len mit sich brin­gen kön­nen, sind nur sach­kun­di­gen Per­so­nen ge­stat­tet.

2 Der Bun­des­rat legt die An­for­de­run­gen an die Sach­kun­de die­ser Per­so­nen fest.

Art. 7 Kommissionen  

1 Der Bun­des­rat setzt fol­gen­de be­ra­ten­de Kom­mis­sio­nen ein:

a.
die Eid­ge­nös­si­sche Kom­mis­si­on für Strah­len­schutz10;
b.
die Eid­ge­nös­si­sche Kom­mis­si­on für ABC-Schutz11.12

2 Er legt ih­re Auf­ga­ben fest.

10 Die Be­zeich­nung der Ver­wal­tungs­ein­heit wur­de in An­wen­dung von Art. 16 Abs. 3 der Pu­bli­ka­ti­ons­ver­ord­nung vom 17. Nov. 2004 (AS 20044937) auf den 1. Jan. 2015 an­ge­passt.

11 Die Be­zeich­nung der Ver­wal­tungs­ein­heit wur­de in An­wen­dung von Art. 16 Abs. 3 der Pu­bli­ka­ti­ons­ver­ord­nung vom 17. Nov. 2004 (AS 20044937) auf den 1. Jan. 2015 an­ge­passt.

12 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 9 des BG vom 22. März 2002 über die An­pas­sung von Or­ga­ni­sa­ti­ons­be­stim­mun­gen des Bun­des­rechts, in Kraft seit 1. Fe­br. 2003 (AS 2003 187; BBl 2001 3845).

2. Kapitel: Schutz von Mensch und Umwelt

1. Abschnitt: Grundsätze des Strahlenschutzes

Art. 8 Rechtfertigung der Strahlenexposition  

Ei­ne Tä­tig­keit, bei der Men­schen oder die Um­welt io­ni­sie­ren­den Strah­len aus­ge­setzt sind (Strah­len­ex­po­si­ti­on), darf nur aus­ge­übt wer­den, wenn sie sich mit den da­mit ver­bun­de­nen Vor­tei­len und Ge­fah­ren recht­fer­ti­gen lässt.

Art. 9 Begrenzung der Strahlenexposition  

Zur Be­gren­zung der Strah­len­ex­po­si­ti­on je­der ein­zel­nen Per­son so­wie der Ge­samt­heit der Be­trof­fe­nen müs­sen al­le Mass­nah­men er­grif­fen wer­den, die nach der Er­fah­rung und dem Stand von Wis­sen­schaft und Tech­nik ge­bo­ten sind.

Art. 10 Dosisgrenzwerte  

Der Bun­des­rat legt, nach dem je­wei­li­gen Stand der Wis­sen­schaft, Gren­zen der Strah­len­ex­po­si­ti­on (Do­sis­grenz­wer­te) für je­ne Per­so­nen fest, die auf­grund ih­rer be­ruf­li­chen Tä­tig­keit oder durch an­de­re Um­stän­de ei­ner im Ver­hält­nis zur üb­ri­gen Be­völ­ke­rung er­höh­ten und kon­trol­lier­ba­ren Strah­lung aus­ge­setzt sein kön­nen (strah­len­ex­po­nier­te Per­so­nen).

2. Abschnitt: Schutz der strahlenexponierten Personen

Art. 11 Einhaltung der Dosisgrenzwerte  

Wer mit ei­ner Strah­len­quel­le um­geht oder für sie ver­ant­wort­lich ist, muss al­le not­wen­di­gen Mass­nah­men zur Ein­hal­tung der Do­sis­grenz­wer­te er­grei­fen.

Art. 12 Ermittlung der Strahlendosis  

1 Bei den strah­len­ex­po­nier­ten Per­so­nen muss die Strah­len­do­sis durch ge­eig­ne­te Me­tho­den er­mit­telt wer­den.

2 Der Bun­des­rat re­gelt die Er­mitt­lung der Strah­len­do­sis. Er be­stimmt ins­be­son­de­re:

a.
bei wel­chen Per­so­nen die Strah­len­ex­po­si­ti­on in­di­vi­du­ell zu mes­sen ist (Per­so­nen­do­si­me­trie);
b.
in wel­chen Zeit­ab­schnit­ten die Strah­len­do­sis zu er­mit­teln ist;
c.
die Vor­aus­set­zun­gen, un­ter de­nen Per­so­nen­do­si­me­trie­stel­len an­er­kannt wer­den;
d.
wie lan­ge die Er­geb­nis­se der Per­so­nen­do­si­me­trie auf­be­wahrt wer­den müs­sen.

3 Strah­len­ex­po­nier­te Per­so­nen sind ver­pflich­tet, sich ei­ner an­ge­ord­ne­ten Do­si­me­trie zu un­ter­zie­hen. Sie wer­den über de­ren Re­sul­ta­te in­for­miert.

Art. 13 Medizinische Massnahmen bei beruflich strahlenexponierten Personen  

1 Be­ruf­lich strah­len­ex­po­nier­te Ar­beit­neh­mer, die ob­li­ga­to­risch ver­si­chert sind, un­ter­ste­hen den me­di­zi­ni­schen Mass­nah­men zur Ver­hü­tung von Be­rufs­krank­hei­ten nach den Ar­ti­keln 81–87 des Un­fall­ver­si­che­rungs­ge­set­zes vom 20. März 198113.

2 Der Bun­des­rat kann me­di­zi­ni­sche Mass­nah­men auch für an­de­re be­ruf­lich strah­len­ex­po­nier­te Per­so­nen vor­schrei­ben.

3 Be­ruf­lich strah­len­ex­po­nier­te Per­so­nen sind ver­pflich­tet, sich ei­ner an­ge­ord­ne­ten me­di­zi­ni­schen Kon­trol­le zu un­ter­zie­hen.

Art. 14 Bekanntgabe von medizinischen Daten  

1 Der mit der me­di­zi­ni­schen Un­ter­su­chung be­auf­trag­te Arzt gibt der Auf­sichts­be­hör­de die Da­ten be­kannt, die für die me­di­zi­ni­sche Über­wa­chung und das Er­stel­len von Sta­tis­ti­ken not­wen­dig sind. Die Auf­sichts­be­hör­de darf die­se Da­ten we­der zu an­de­ren Zwe­cken ver­wen­den noch sie an Drit­te wei­ter­ge­ben.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt, wel­che Da­ten der Auf­sichts­be­hör­de be­kannt­zu­ge­ben sind. Er setzt die Dau­er ih­rer Auf­be­wah­rung fest.

Art. 15 Medizinische Strahlenanwendungen  

1 Bei Strah­lenan­wen­dun­gen zu dia­gno­s­ti­schen oder the­ra­peu­ti­schen Zwe­cken wer­den für den Pa­ti­en­ten kei­ne Do­sis­grenz­wer­te fest­ge­legt.

2 Die Strah­len­ex­po­si­ti­on des Pa­ti­en­ten liegt im Er­mes­sen der ver­ant­wort­li­chen Per­son. Die­se muss je­doch die Grund­sät­ze des Strah­len­schut­zes nach den Ar­ti­keln 8 und 9 be­ach­ten.

3 Der Bun­des­rat er­lässt Be­stim­mun­gen zum Schutz der Pa­ti­en­ten.

Art. 16 Verantwortlichkeit in Betrieben  

1 Der Be­wil­li­gungs­in­ha­ber oder die einen Be­trieb lei­ten­den Per­so­nen sind da­für ver­ant­wort­lich, dass die Strah­len­schutz­vor­schrif­ten ein­ge­hal­ten wer­den. Sie ha­ben zu die­sem Zweck ei­ne an­ge­mes­se­ne Zahl von Sach­ver­stän­di­gen ein­zu­set­zen und die­se mit den er­for­der­li­chen Kom­pe­ten­zen und Mit­teln aus­zu­stat­ten.

2 Al­le im Be­trieb tä­ti­gen Per­so­nen sind ver­pflich­tet, die Be­triebs­lei­tung und die Sach­ver­stän­di­gen bei Strah­len­schutz­mass­nah­men zu un­ter­stüt­zen.

3. Abschnitt: Überwachung der Umwelt und Schutz der Bevölkerung bei erhöhter Radioaktivität

Art. 17 Überwachung der Umwelt  

1 In der Um­welt wird die io­ni­sie­ren­de Strah­lung und die Ra­dio­ak­ti­vi­tät, ins­be­son­de­re von Luft, Was­ser, Bo­den, Nah­rungs- und Fut­ter­mit­teln, re­gel­mäs­sig über­wacht.

2 Der Bun­des­rat trifft die not­wen­di­gen Mass­nah­men; ins­be­son­de­re be­zeich­net er die für die Über­wa­chung ver­ant­wort­li­chen Stel­len und In­sti­tu­tio­nen.

3 Er sorgt da­für, dass die Er­geb­nis­se der Über­wa­chung ver­öf­fent­licht wer­den.

Art. 18 Immissionsgrenzwerte 14  

1 Der Bun­des­rat legt für die Über­wa­chung der Um­welt Im­mis­si­ons­grenz­wer­te für ra­dio­ak­ti­ve Nu­k­li­de so­wie für die Di­rekt­strah­lung fest.

2 Er legt die Im­mis­si­ons­grenz­wer­te so fest, dass nach dem Stand der Wis­sen­schaft und Tech­nik oder auf­grund der Er­fah­rung die Im­mis­sio­nen un­ter­halb die­ser Wer­te Men­schen, Tie­re und Pflan­zen so­wie de­ren Le­bens­ge­mein­schaf­ten und Le­bens­räu­me nicht ge­fähr­den.

3 Für ra­dio­ak­ti­ve Nu­k­li­de in Le­bens­mit­teln gel­ten die Höchst­kon­zen­tra­tio­nen nach der Le­bens­mit­tel­ge­setz­ge­bung.

14 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 5 des Le­bens­mit­tel­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 2014, in Kraft seit 1. Mai 2017 (AS 2017 249; BBl 2011 5571).

Art. 19 Einsatzorganisation  

1 Der Bun­des­rat bil­det ei­ne Ein­satz­or­ga­ni­sa­ti­on für Er­eig­nis­se, die ei­ne Ge­fähr­dung der Be­völ­ke­rung durch er­höh­te Ra­dio­ak­ti­vi­tät her­vor­ru­fen kön­nen.

2 Die Ein­satz­or­ga­ni­sa­ti­on hat ins­be­son­de­re fol­gen­de Auf­ga­ben:

a.
sie er­stellt bei ei­nem Er­eig­nis Pro­gno­sen über die Ge­fah­ren für die Be­völ­ke­rung;
b.
sie ver­folgt Aus­mass und Ver­lauf der er­höh­ten Ra­dio­ak­ti­vi­tät und be­ur­teilt mög­li­che Aus­wir­kun­gen auf Mensch und Um­welt;
c.
sie ord­net bei un­mit­tel­ba­rer Ge­fähr­dung die er­for­der­li­chen So­fort­mass­nah­men an und über­wacht den Voll­zug.

3 Der Bun­des­rat re­gelt die Ein­zel­hei­ten. Er sorgt da­für, dass die Ein­satz­or­ga­ni­sa­ti­on:

a.
die zu­stän­di­gen Stel­len des Bun­des und der Kan­to­ne über den Grad der Ge­fähr­dung in­for­miert und ih­nen die not­wen­di­gen Schutz­mass­nah­men be­an­tragt;
b.
die Be­völ­ke­rung in­for­miert.
Art. 20 Massnahmen bei Gefährdung durch erhöhte Radioaktivität  

1 Der Bun­des­rat ord­net bei ei­ner Ge­fähr­dung durch er­höh­te Ra­dio­ak­ti­vi­tät die nö­ti­gen Mass­nah­men an:

a.
zum Schutz der Be­völ­ke­rung;
b.
zur Si­cher­stel­lung der Lan­des­ver­sor­gung;
c.
zur Auf­recht­er­hal­tung der un­er­läss­li­chen öf­fent­li­chen Diens­te.

2 Er er­lässt die er­for­der­li­chen Be­stim­mun­gen für den Fall ei­ner Ge­fähr­dung durch er­höh­te Ra­dio­ak­ti­vi­tät. Ins­be­son­de­re legt er fest:

a.
die zu­mut­ba­ren Strah­len­do­sen in aus­ser­or­dent­li­chen La­gen;
b.
die Pflicht von Per­so­nen und Un­ter­neh­mun­gen, im Rah­men ih­rer üb­li­chen be­ruf­li­chen und un­ter­neh­me­ri­schen Tä­tig­kei­ten be­stimm­te Auf­ga­ben zu über­neh­men, die zum Schutz der Be­völ­ke­rung un­er­läss­lich sind; Le­ben und Ge­sund­heit der ein­ge­setz­ten Per­so­nen sind da­bei zu schüt­zen;
c.
die Aus­rüs­tung, die Aus­bil­dung und den Ver­si­che­rungs­schutz für die mit be­son­de­ren Auf­ga­ben be­trau­ten Per­so­nen.

3 Sind Bun­des­rat und Ein­satz­or­ga­ni­sa­ti­on nicht in der La­ge, die er­for­der­li­chen Mass­nah­men an­zu­ord­nen, so tref­fen die Kan­tons­re­gie­run­gen oder, wenn die Dring­lich­keit es er­for­dert, die zu­stän­di­gen kan­to­na­len Stel­len die nö­ti­gen Mass­nah­men. Sind auch die kan­to­na­len Be­hör­den da­zu nicht in der La­ge, so tref­fen die Ge­mein­de­be­hör­den die nö­ti­gen Mass­nah­men.

Art. 21 Vollzug der Massnahmen  

1 Vor­be­rei­tung und Durch­füh­rung der Mass­nah­men nach Ar­ti­kel 20 sind, so­weit der Bun­des­rat den Voll­zug nicht dem Bund vor­be­hält, Sa­che der Kan­to­ne und Ge­mein­den. Die Kan­to­ne ar­bei­ten mit der Ein­satz­or­ga­ni­sa­ti­on zu­sam­men.

2 Sind kan­to­na­le oder kom­mu­na­le Voll­zugs­or­ga­ne nicht in der La­ge, ih­re Auf­ga­ben wahr­zu­neh­men, so kann sie der Bun­des­rat der Ein­satz­or­ga­ni­sa­ti­on un­ter­stel­len oder an­de­re Kan­to­ne an­wei­sen, freie Mit­tel zur Ver­fü­gung zu stel­len.

3 Bund, Kan­to­ne und Ge­mein­den kön­nen für die Durch­füh­rung be­stimm­ter Mass­nah­men auch pri­va­te Or­ga­ni­sa­tio­nen bei­zie­hen.

Art. 22 Notfallschutz  

1 Be­trie­be, bei de­nen der Aus­tritt ge­fähr­li­cher Men­gen ra­dio­ak­ti­ver Stof­fe in die Um­ge­bung nicht aus­zu­sch­lies­sen ist, sind im Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren zu ver­pflich­ten:

a.
auf ih­re Kos­ten ein Alarm­sys­tem für die ge­fähr­de­te Be­völ­ke­rung ein­zu­rich­ten oder sich an­teil­mäs­sig an den Kos­ten ei­nes all­ge­mei­nen Alarm­sys­tems zu be­tei­li­gen;
b.
sich an der Vor­be­rei­tung und Durch­füh­rung von Not­fall­schutz­mass­nah­men zu be­tei­li­gen.

2 Der Bun­des­rat um­schreibt die Auf­ga­ben der zu­stän­di­gen Stel­len des Bun­des, der Kan­to­ne und der Ge­mein­den.

Art. 23 Internationale Zusammenarbeit  

Der Bun­des­rat kann völ­ker­recht­li­che Ver­ein­ba­run­gen ab­sch­lies­sen be­tref­fend:

a.
die ge­gen­sei­ti­ge In­for­ma­ti­on über die Ra­dio­ak­ti­vi­tät der Um­welt;
b.
die so­for­ti­ge Be­nach­rich­ti­gung bei ei­ner Ge­fähr­dung durch Ra­dio­ak­ti­vi­tät, wel­che die Gren­ze über­schrei­ten könn­te;
c.
die Har­mo­ni­sie­rung der Mass­nah­men­kon­zep­te im Fal­le grenz­über­schrei­ten­der Ver­strah­lung.
Art. 24 Andauernd erhöhte Umweltradioaktivität  

Wird in der Um­welt wäh­rend län­ge­rer Zeit er­höh­te Ra­dio­ak­ti­vi­tät na­tür­li­cher oder an­de­rer Her­kunft fest­ge­stellt, so kann der Bun­des­rat be­son­de­re An­ord­nun­gen zur Be­gren­zung der Strah­len­ex­po­si­ti­on tref­fen. Er kann für den Voll­zug die Kan­to­ne bei­zie­hen.

4. Abschnitt: Radioaktive Abfälle

Art. 25 Begriff, Grundsätze  

1 Ra­dio­ak­ti­ve Ab­fäl­le sind ra­dio­ak­ti­ve Stof­fe oder ra­dio­ak­tiv kon­ta­mi­nier­te Ma­te­ria­li­en, die nicht wei­ter­ver­wen­det wer­den.

2 Mit ra­dio­ak­ti­ven Stof­fen ist so um­zu­ge­hen, dass mög­lichst we­nig ra­dio­ak­ti­ve Ab­fäl­le ent­ste­hen.

3 Die in der Schweiz an­fal­len­den ra­dio­ak­ti­ven Ab­fäl­le müs­sen grund­sätz­lich im In­land ent­sorgt wer­den. Für die Aus­fuhr von ra­dio­ak­ti­ven Ab­fäl­len zur Ent­sor­gung kann aus­nahms­wei­se ei­ne Be­wil­li­gung er­teilt wer­den, wenn:

a.
der Emp­fän­ger­staat in ei­ner völ­ker­recht­li­chen Ver­ein­ba­rung der Ein­fuhr der ra­dio­ak­ti­ven Ab­fäl­le zur Ent­sor­gung zu­ge­stimmt hat;
b.
im Emp­fän­ger­staat ei­ne ge­eig­ne­te, dem in­ter­na­tio­na­len Stand von Wis­sen­schaft und Tech­nik ent­spre­chen­de Ker­n­an­la­ge zur Ver­fü­gung steht;
c.
die Durch­fuhr­staa­ten der Durch­fuhr zu­ge­stimmt ha­ben;
d.
der Ab­sen­der mit dem Emp­fän­ger der ra­dio­ak­ti­ven Ab­fäl­le mit Zu­stim­mung der vom Bun­des­rat be­zeich­ne­ten Be­hör­de ver­bind­lich ver­ein­bart hat, dass der Ab­sen­der sie nö­ti­gen­falls zu­rück­nimmt.15

4 Für die Ein­fuhr von ra­dio­ak­ti­ven Ab­fäl­len, die nicht aus der Schweiz stam­men, aber in der Schweiz ent­sorgt wer­den sol­len, kann aus­nahms­wei­se ei­ne Be­wil­li­gung er­teilt wer­den, wenn:

a.
die Schweiz in ei­ner völ­ker­recht­li­chen Ver­ein­ba­rung der Ein­fuhr der ra­dio­ak­ti­ven Ab­fäl­le zur Ent­sor­gung zu­ge­stimmt hat;
b.
in der Schweiz ei­ne ge­eig­ne­te, dem in­ter­na­tio­na­len Stand von Wis­sen­schaft und Tech­nik ent­spre­chen­de Ker­n­an­la­ge zur Ver­fü­gung steht;
c.
die Durch­fuhr­staa­ten der Durch­fuhr zu­ge­stimmt ha­ben;
d.
der Emp­fän­ger mit dem Ab­sen­der der ra­dio­ak­ti­ven Ab­fäl­le mit Zu­stim­mung des Ur­sprungs­staa­tes ver­bind­lich ver­ein­bart hat, dass der Ab­sen­der sie nö­ti­gen­falls zu­rück­nimmt.16

15 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 4 des Kern­ener­gie­ge­set­zes vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Dez. 2005 (AS 2004 4719; BBl 2001 2665).

16 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 4 des Kern­ener­gie­ge­set­zes vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Dez. 2005 (AS 2004 4719; BBl 2001 2665).

Art. 26 Umgang mit radioaktiven Abfällen im Betrieb und Abgabe an die Umwelt  

1 Ra­dio­ak­ti­ve Ab­fäl­le müs­sen im Be­trieb so be­han­delt und ge­la­gert wer­den, dass mög­lichst we­nig ra­dio­ak­ti­ve Stof­fe in die Um­welt ge­lan­gen.

2 Der Bun­des­rat legt die Vor­aus­set­zun­gen fest, un­ter de­nen ra­dio­ak­ti­ve Ab­fäl­le ge­rin­ger Ak­ti­vi­tät an die Um­welt ab­ge­ge­ben wer­den dür­fen.

3 Ra­dio­ak­ti­ve Ab­fäl­le, die nicht an die Um­welt ab­ge­ge­ben wer­den dür­fen, müs­sen in ge­eig­ne­ter Wei­se zu­rück­ge­hal­ten oder si­cher ein­ge­schlos­sen, al­len­falls ver­fes­tigt, ge­sam­melt und an ei­nem von der Auf­sichts­be­hör­de ge­neh­mig­ten Ort bis zur Ab­lie­fe­rung oder Aus­fuhr ge­la­gert wer­den.17

17 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 4 des Kern­ener­gie­ge­set­zes vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Dez. 2005 (AS 2004 4719; BBl 2001 2665).

Art. 27 Ablieferung 18  

1 Wer ra­dio­ak­ti­ve Ab­fäl­le ver­ur­sacht, die nicht als Fol­ge der Nut­zung von Kern­ener­gie ent­ste­hen, muss sie an ei­ne von der zu­stän­di­gen Be­hör­de be­zeich­ne­te Stel­le ab­lie­fern.

2 Er muss für die Kos­ten der Ent­sor­gung auf­kom­men.19

3 Der Bun­des­rat re­gelt die Be­hand­lung der Ab­fäl­le im Be­trieb und de­ren Ab­lie­fe­rung.20

4 Ist ei­ne so­for­ti­ge Ab­lie­fe­rung oder Ent­sor­gung nicht mög­lich oder aus Grün­den des Strah­len­schut­zes nicht zweck­mäs­sig, so müs­sen die Ab­fäl­le un­ter Kon­trol­le zwi­schen­ge­la­gert wer­den.21

18 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 4 des Kern­ener­gie­ge­set­zes vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Dez. 2005 (AS 2004 4719; BBl 2001 2665).

19 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 4 des Kern­ener­gie­ge­set­zes vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Dez. 2005 (AS 2004 4719; BBl 2001 2665).

20 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 4 des Kern­ener­gie­ge­set­zes vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Dez. 2005 (AS 2004 4719; BBl 2001 2665).

21 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 4 des Kern­ener­gie­ge­set­zes vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Dez. 2005 (AS 2004 4719; BBl 2001 2665).

3. Kapitel: Bewilligungen und Aufsicht

Art. 28 Bewilligungspflicht  

Ei­ne Be­wil­li­gung braucht, wer:

a.
mit ra­dio­ak­ti­ven Stof­fen oder mit Ap­pa­ra­ten und Ge­gen­stän­den um­geht, die ra­dio­ak­ti­ve Stof­fe ent­hal­ten;
b.
An­la­gen und Ap­pa­ra­te, die io­ni­sie­ren­de Strah­len aus­sen­den kön­nen, her­stellt, ver­treibt, ein­rich­tet oder be­nutzt;
c.
io­ni­sie­ren­de Strah­len und ra­dio­ak­ti­ve Stof­fe am mensch­li­chen Kör­per an­wen­det.
Art. 29 Kompetenzen des Bundesrates  

Der Bun­des­rat kann:

a.
wei­te­re Tä­tig­kei­ten, die ei­ne Ge­fähr­dung durch io­ni­sie­ren­de Strah­len mit sich brin­gen kön­nen, der Be­wil­li­gungs­pflicht un­ter­stel­len;
b.
Tä­tig­kei­ten nach Ar­ti­kel 28 Buch­sta­be a oder b von der Be­wil­li­gungs­pflicht aus­neh­men, wenn ei­ne Ge­fähr­dung durch io­ni­sie­ren­de Strah­len aus­ge­schlos­sen wer­den kann;
c.
die Vor­aus­set­zun­gen und Be­din­gun­gen fest­le­gen, un­ter de­nen be­stimm­te Ty­pen von Ge­gen­stän­den, An­la­gen und Ap­pa­ra­ten, die ra­dio­ak­ti­ve Stof­fe ent­hal­ten oder io­ni­sie­ren­de Strah­len aus­sen­den kön­nen, nach Prü­fung der Stan­dard­aus­füh­rung all­ge­mein oder be­schränkt für be­stimm­te Ver­wen­dungs­zwe­cke zu­ge­las­sen wer­den kön­nen.
Art. 30 Bewilligungsbehörden 22  

Der Bun­des­rat be­zeich­net die Be­wil­li­gungs­be­hör­den.

22 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 4 des Kern­ener­gie­ge­set­zes vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Dez. 2005 (AS 2004 4719; BBl 2001 2665).

Art. 31 Voraussetzungen  

Die Be­wil­li­gung wird er­teilt, wenn:

a.
der Ge­such­stel­ler oder ein von ihm be­auf­trag­ter Sach­ver­stän­di­ger (Art. 16) die not­wen­di­ge Sach­kun­de hat;
b.
der Be­trieb über ei­ne an­ge­mes­se­ne An­zahl Sach­ver­stän­di­ger ver­fügt;
c.
der Ge­such­stel­ler und die Sach­ver­stän­di­gen einen si­che­ren Be­trieb ge­währ­leis­ten;
d.
für den Be­trieb ei­ne aus­rei­chen­de Haft­pflicht­ver­si­che­rung be­steht;
e.
die An­la­gen und Ein­rich­tun­gen be­züg­lich Strah­len­schutz dem Stand von Wis­sen­schaft und Tech­nik ent­spre­chen;
f.
der Strah­len­schutz nach die­sem Ge­setz und den Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen ge­währ­leis­tet ist.
Art. 32 Inhaber und Inhalt  

1 Die Be­wil­li­gung gilt nur für den be­zeich­ne­ten Be­trieb oder die be­zeich­ne­te Per­son.

2 Sie um­schreibt die be­wil­lig­te Tä­tig­keit mit all­fäl­li­gen Be­din­gun­gen und Auf­la­gen und nennt die Sach­ver­stän­di­gen für den Strah­len­schutz. Sie ist zu be­fris­ten.

3 Die Be­wil­li­gungs­be­hör­de kann die Be­wil­li­gung auf einen neu­en In­ha­ber über­tra­gen, wenn die­ser die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 31 er­füllt.

Art. 33 Änderung  

Die Be­wil­li­gung wird ge­än­dert:

a.
auf An­trag des In­ha­bers, wenn die be­an­trag­te Än­de­rung den Vor­aus­set­zun­gen für die Er­tei­lung der Be­wil­li­gung ent­spricht;
b.
von Amts we­gen, wenn dies we­gen Ver­än­de­run­gen der tat­säch­li­chen oder recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 31 ge­bo­ten ist.
Art. 34 Entzug und Erlöschen  

1 Die Be­wil­li­gung wird ent­zo­gen, wenn:

a.
die Vor­aus­set­zun­gen für die Er­tei­lung nicht oder nicht mehr er­füllt sind;
b.
ei­ne mit der Be­wil­li­gung ver­bun­de­ne Auf­la­ge oder ei­ne ver­füg­te Mass­nah­me trotz Mah­nung nicht er­füllt wird.

2 Die Be­wil­li­gung er­lischt, wenn:

a.
der In­ha­ber förm­lich dar­auf ver­zich­tet;
b.
die für die Gül­tig­keit der Be­wil­li­gung ge­setz­te Frist ab­läuft;
c.
der In­ha­ber stirbt, oder, bei ju­ris­ti­schen Per­so­nen und Han­dels­ge­sell­schaf­ten, der Ein­trag im Han­dels­re­gis­ter ge­löscht wird;
d.
der Be­trieb auf­ge­ge­ben oder ver­äus­sert wird.

3 Die Be­wil­li­gungs­be­hör­de stellt das Er­lö­schen der Be­wil­li­gung durch Ver­fü­gung fest. Vor­be­hal­ten bleibt ei­ne Ver­län­ge­rung oder die Über­tra­gung nach Ar­ti­kel 32 Ab­satz 3.

Art. 35 Melde- und Auskunftspflicht  

1 Der Be­wil­li­gungs­in­ha­ber muss der Auf­sichts­be­hör­de mel­den, wenn er:

a.
ei­ne Än­de­rung im Bau oder im Be­trieb ei­ner An­la­ge oder ei­nes Ap­pa­ra­tes, die den si­che­ren Be­trieb be­ein­träch­ti­gen könn­te, be­ab­sich­tigt;
b.
zu­sätz­li­che ra­dio­ak­ti­ve Stof­fe ver­wen­den oder die Ak­ti­vi­tät von be­wil­lig­ten ra­dio­ak­ti­ven Stof­fen er­hö­hen will.

2 Der Be­wil­li­gungs­in­ha­ber und die im Be­trieb tä­ti­gen Per­so­nen müs­sen der Auf­sichts­be­hör­de und ih­ren Be­auf­trag­ten Aus­kunft er­tei­len, Ein­sicht in Un­ter­la­gen und Zu­tritt zum Be­trieb ge­wäh­ren, so­weit dies zur Er­fül­lung der Auf­sichts­auf­ga­ben not­wen­dig ist.

3 Be­steht die Mög­lich­keit oder Ge­wiss­heit ei­ner un­zu­läs­si­gen Strah­len­ex­po­si­ti­on, so muss der Be­wil­li­gungs­in­ha­ber oder der Sach­ver­stän­di­ge die zu­stän­di­gen Be­hör­den so­fort be­nach­rich­ti­gen.

Art. 36 Buchführungspflicht  

1 Wer mit ra­dio­ak­ti­ven Stof­fen oder mit Ap­pa­ra­ten und Ge­gen­stän­den um­geht, die ra­dio­ak­ti­ve Stof­fe ent­hal­ten, ist ver­pflich­tet, dar­über Buch zu füh­ren.

2 Er hat der Auf­sichts­be­hör­de re­gel­mäs­sig Be­richt zu er­stat­ten.

3 Der Bun­des­rat kann Stof­fe mit ge­rin­ger Ra­dio­ak­ti­vi­tät von der Buch­füh­rungs­pflicht aus­neh­men.

Art. 37 Aufsicht  

1 Der Bun­des­rat be­zeich­net die Auf­sichts­be­hör­den.

2 Die Auf­sichts­be­hör­de er­lässt die er­for­der­li­chen Ver­fü­gun­gen. Sie kann wenn nö­tig Schutz­mass­nah­men auf Kos­ten des Ver­ant­wort­li­chen tref­fen. Ins­be­son­de­re kann sie an­ord­nen, dass der Be­trieb ein­ge­stellt oder dass ge­fähr­li­che Stof­fe, Ap­pa­ra­te oder Ge­gen­stän­de be­schlag­nahmt wer­den.

3 Sie kann Drit­te für die Durch­füh­rung von Kon­trol­len bei­zie­hen. Für de­ren straf­recht­li­che und ver­mö­gens­recht­li­che Ver­ant­wort­lich­keit gilt das Ver­ant­wort­lich­keits­ge­setz vom 14. März 195823; hin­sicht­lich der Schwei­ge- und Zeug­nis­pflicht un­ter­ste­hen sie den für die Bun­des­be­am­ten gel­ten­den Vor­schrif­ten.

Art. 38 Beseitigung der Gefahrenquellen  

1 Ist ei­ne Be­wil­li­gung ent­zo­gen wor­den oder er­lo­schen, so muss der bis­he­ri­ge In­ha­ber der Be­wil­li­gung oder der für die Ge­fah­ren­quel­len Ver­ant­wort­li­che die­se be­sei­ti­gen. Ins­be­son­de­re muss er:

a.
ra­dio­ak­ti­ve Stof­fe ei­nem an­de­ren Be­wil­li­gungs­in­ha­ber über­tra­gen oder als ra­dio­ak­ti­ven Ab­fall be­sei­ti­gen;
b.
An­la­gen und Ap­pa­ra­te, die io­ni­sie­ren­de Strah­len aus­sen­den kön­nen, ei­nem an­de­ren Be­wil­li­gungs­in­ha­ber über­tra­gen oder in einen Zu­stand ver­set­zen, der ei­ne un­be­fug­te In­be­trieb­nah­me ver­un­mög­licht.

2 Der Bund über­nimmt oder be­schlag­nahmt wenn nö­tig Stof­fe, An­la­gen, Ap­pa­ra­te oder Ge­gen­stän­de und be­sei­tigt die Ge­fah­ren­quel­len auf Kos­ten des In­ha­bers.

3 Die Be­wil­li­gungs­be­hör­de legt fest, ob Räu­me mit kon­ta­mi­nier­ten oder ak­ti­vier­ten Be­rei­chen und de­ren Um­ge­bung zu an­de­ren Zwe­cken ver­wen­det wer­den dür­fen.

4 Die Be­wil­li­gungs­be­hör­de stellt in ei­ner Ver­fü­gung fest, dass die Ge­fah­ren­quel­len ord­nungs­ge­mä­ss be­sei­tigt wur­den.

4. Kapitel: Haftpflicht 24

24Berichtigt von der Redaktionskommission der BVers [Art. 33 GVG – AS 19741051].

Art. 39 Haftpflicht  

1 Wer Ein­rich­tun­gen be­treibt oder Tä­tig­kei­ten aus­übt, die ei­ne Ge­fähr­dung durch io­ni­sie­ren­de Strah­len mit sich brin­gen, haf­tet für die da­durch ver­ur­sach­ten Schä­den, so­fern er nicht nach­weist, dass er al­le Sorg­falt zur Ver­mei­dung des Scha­dens auf­ge­wendet hat.

2 Meh­re­re Haft­pflich­ti­ge ge­mä­ss Ab­satz 1 haf­ten so­li­da­risch.

3 Für Nu­klear­schä­den, die durch Ker­n­an­la­gen oder durch den Trans­port von Kern­ma­te­ria­li­en ver­ur­sacht wer­den, blei­ben das Über­ein­kom­men vom 29. Ju­li 196025 über die Haf­tung ge­gen­über Drit­ten auf dem Ge­biet der Kern­ener­gie in der Fas­sung des Zu­satz­pro­to­kolls vom 28. Ja­nu­ar 1964, des Pro­to­kolls vom 16. No­vem­ber 1982 und des Pro­to­kolls vom 12. Fe­bru­ar 2004 (Pa­ri­ser Über­ein­kom­men) und das Kern­ener­gie­haft­pflicht­ge­setz vom 13. Ju­ni 200826 vor­be­hal­ten.27

25 SR 0.732.44

26 SR 732.44

27 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 4 des Kern­ener­gie­haft­pflicht­ge­set­zes vom 13. Ju­ni 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2022, ver­öf­fent­licht am 27. Jan. 2022 (AS 2022 43; BBl 2007 5397).

Art. 40 Verjährung von Haftpflichtansprüchen 28  

Die An­sprü­che auf Scha­den­er­satz oder Ge­nug­tu­ung aus Schä­den, die durch io­ni­sie­ren­de Strah­len ver­ur­sacht wor­den sind und nicht un­ter das Pa­ri­ser Über­ein­kom­men29 und das Kern­ener­gie­haft­pflicht­ge­setz vom 13. Ju­ni 200830 fal­len, ver­jäh­ren drei Jah­re nach­dem der Ge­schä­dig­te Kennt­nis vom Scha­den und von der Per­son des Er­satz­pflich­ti­gen er­langt hat, in je­dem Fall aber 30 Jah­re nach dem Auf­hö­ren der schä­di­gen­den Ein­wir­kung.

28 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 4 des Kern­ener­gie­haft­pflicht­ge­set­zes vom 13. Ju­ni 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2022, ver­öf­fent­licht am 27. Jan. 2022 (AS 2022 43; BBl 2007 5397).

29 SR 0.732.44

30 SR 732.44

5. Kapitel: Verfahren, Rechtsschutz und Gebühren

Art. 41 Verfahren und Rechtsschutz  

Das Ver­fah­ren und der Rechts­schutz rich­ten sich nach den Bun­des­ge­set­zen über das Ver­wal­tungs­ver­fah­ren vom 20. De­zem­ber 196831 und über die Or­ga­ni­sa­ti­on der Bun­des­rechts­pfle­ge vom 16. De­zem­ber 194332.

31SR 172.021

32[BS 3 531; AS 1948 485Art. 86; 1955 871Art. 118; 1959 902; 1969 737Art. 80 Bst. b, 767; 1977 237Ziff. II 3, 862Art. 52 Ziff. 2, 1323Ziff. III; 1978 688 Art. 88 Ziff. 3, 1450; 1979 42; 1980 31Ziff. IV, 1718 Art. 52 Ziff. 2, 1819Art. 12 Abs. 1; 1982 1676An­hang Ziff. 13; 1983 1886Art. 36 Ziff. 1; 1986 926Art. 59 Ziff. 1; 1987 226Ziff. II 1, 1665Ziff. II; 1988 1776 An­hang Ziff. II 1; 1989 504Art. 33 Bst. a; 1990 938 Ziff. III Abs. 5; 1992 288;1993 274Art. 75 Ziff. 1, 1945An­hang Ziff. 1; 1995 1227An­hang Ziff. 3, 4093An­hang Ziff. 4; 1996 508Art. 36, 750Art. 17, 1445An­hang Ziff. 2, 1498An­hang Ziff. 2; 1997 1155An­hang Ziff. 6, 2465An­hang Ziff. 5; 1998 2847An­hang Ziff. 3, 3033An­hang Ziff. 2; 1999 1118An­hang Ziff. 1, 3071Ziff. I 2; 2000 273An­hang Ziff. 6, 416Ziff. I 2, 505Ziff. I 1, 2355An­hang Ziff. 1, 2719; 2001 114Ziff. I 4, 894Art. 40 Ziff. 3, 1029Art. 11 Abs. 2; 2002 863Art. 35, 1904Art. 36 Ziff. 1, 2767Ziff. II, 3988 An­hang Ziff. 1; 2003 2133An­hang Ziff. 7, 3543An­hang Ziff. II 4 Bst. a, 4557 An­hang Ziff. II 1; 2004 1985An­hang Ziff. II 1, 4719An­hang Ziff. II 1; 2005 5685An­hang Ziff. 7. AS 2006 1205Art. 131 Abs. 1]. Sie­he heu­te: das Bun­des­ge­richts­ge­setz vom 17. Ju­ni 2005 (SR 173.110).

Art. 42 Gebühren  

Der Bun­des­rat setzt die Ge­büh­ren fest für:

a.
die Er­tei­lung, die Über­tra­gung, die Än­de­rung und den Ent­zug von Be­wil­li­gun­gen;
b.
die Aus­übung der Auf­sicht und die Durch­füh­rung von Kon­trol­len;
c.
die Samm­lung, Kon­di­tio­nie­rung, La­ge­rung und Be­sei­ti­gung von ra­dio­ak­ti­ven Ab­fäl­len.

6. Kapitel: Strafbestimmungen

Art. 43 Ungerechtfertigte Bestrahlung von Personen 33  

1 Mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe wird be­straft, wer vor­sätz­lich je­man­den ei­ner of­fen­sicht­lich un­ge­recht­fer­tig­ten Strah­lung aus­setzt.34

2 Mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe wird be­straft, wer vor­sätz­lich je­man­den ei­ner of­fen­sicht­lich un­ge­recht­fer­tig­ten Strah­lung aus­setzt, in der Ab­sicht, sei­ne Ge­sund­heit zu schä­di­gen.35

3 Mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe wird be­straft, wer fahr­läs­sig je­man­den ei­ner of­fen­sicht­lich un­ge­recht­fer­tig­ten Strah­lung aus­setzt.36

33 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 4 des Kern­ener­gie­ge­set­zes vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Dez. 2005 (AS 2004 4719; BBl 2001 2665).

34 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 32 des BG vom 17. Dez. 2021 über die Har­mo­ni­sie­rung der Strafrah­men, in Kraft seit 1. Ju­li 2023 (AS 2023 259; BBl 2018 2827).

35 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 32 des BG vom 17. Dez. 2021 über die Har­mo­ni­sie­rung der Strafrah­men, in Kraft seit 1. Ju­li 2023 (AS 2023 259; BBl 2018 2827).

36 Fas­sung ge­mä­ss Art. 333 des Straf­ge­setz­bu­ches (SR 311.0) in der Fas­sung des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 43a Vorschriftswidriger Umgang mit radioaktiven Stoffen, ungerechtfertigte Bestrahlung von Sachen 37  

1 Mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe wird be­straft, wer vor­sätz­lich:38

a.
ra­dio­ak­ti­ve Stof­fe in vor­schrifts­wid­ri­ger Wei­se la­gert, ent­sorgt oder an die Um­welt ab­gibt;
b.
frem­de Sa­chen von er­heb­li­chem Wert ei­ner of­fen­sicht­lich un­ge­recht­fer­tig­ten Strah­lung aus­setzt, in der Ab­sicht, ih­re Brauch­bar­keit zu be­ein­träch­ti­gen.

2 Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Geld­stra­fe bis zu 180 Ta­ges­sät­zen.39

37 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 4 des Kern­ener­gie­ge­set­zes vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Dez. 2005 (AS 2004 4719; BBl 2001 2665).

38 Fas­sung ge­mä­ss Art. 333 des Straf­ge­setz­bu­ches (SR 311.0) in der Fas­sung des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

39 Fas­sung ge­mä­ss Art. 333 des Straf­ge­setz­bu­ches (SR 311.0) in der Fas­sung des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 44 Übertretungen  

1 Mit Bus­se wird be­straft, wer vor­sätz­lich oder fahr­läs­sig:40

a.41
be­wil­li­gungs­pflich­ti­ge Hand­lun­gen oh­ne Be­wil­li­gung vor­nimmt, ei­ne Be­wil­li­gung un­recht­mäs­sig er­wirkt oder die in ei­ner Be­wil­li­gung fest­ge­setz­ten Be­din­gun­gen oder Auf­la­gen nicht ein­hält;
b.
die not­wen­di­gen Mass­nah­men zur Ein­hal­tung der Do­sis­grenz­wer­te nicht trifft;
c.
sich ei­ner an­ge­ord­ne­ten Do­si­me­trie nicht un­ter­zieht;
d.
sei­ne Pflicht als Be­wil­li­gungs­in­ha­ber oder Sach­ver­stän­di­ger nicht er­füllt;
e.
sei­ner Pflicht, ra­dio­ak­ti­ve Ab­fäl­le ab­zu­lie­fern oder Ge­fah­ren­quel­len zu be­sei­ti­gen, nicht nach­kommt;
f.
ge­gen ei­ne Aus­füh­rungs­vor­schrift, de­ren Über­tre­tung für straf­bar er­klärt wird, oder ei­ne un­ter Hin­weis auf die Straf­dro­hung die­ses Ar­ti­kels an ihn ge­rich­te­te Ver­fü­gung ver­stösst.

2 Der Bun­des­rat kann für Wi­der­hand­lun­gen ge­gen Vor­schrif­ten, die er für den Fall ei­ner Ge­fähr­dung durch Ra­dio­ak­ti­vi­tät er­lässt, Bus­se bis zu 20 000 Fran­ken vor­se­hen.42

40 Fas­sung ge­mä­ss Art. 333 des Straf­ge­setz­bu­ches (SR 311.0) in der Fas­sung des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

41 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 4 des Kern­ener­gie­ge­set­zes vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Dez. 2005 (AS 2004 4719; BBl 2001 2665).

42 Fas­sung ge­mä­ss Art. 333 des Straf­ge­setz­bu­ches (SR 311.0) in der Fas­sung des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 45 Anwendbarkeit des Verwaltungsstrafrechts  

1 Die be­son­de­ren Be­stim­mun­gen des Ver­wal­tungs­straf­rechts­ge­set­zes vom 22. März 197443 (Art. 14–18) sind an­wend­bar.

2 Auf Wi­der­hand­lun­gen nach Ar­ti­kel 43 sind die Ar­ti­kel 6 und 7 des Bun­des­ge­set­zes über das Ver­wal­tungs­straf­recht an­wend­bar.

Art. 46 Verfahren und Zuständigkeit  

1 Ver­bre­chen und Ver­ge­hen nach den Ar­ti­keln 43 und 43a un­ter­ste­hen der Bun­dess­traf­ge­richts­bar­keit.44

2 Ver­stös­se nach den Ar­ti­keln 44 und 45 Ab­satz 1 wer­den von der zu­stän­di­gen Be­wil­li­gungs- oder Auf­sichts­be­hör­de ver­folgt und be­ur­teilt. Für das Ver­fah­ren gilt das Ver­wal­tungs­straf­rechts­ge­setz vom 22. März 197445.

44 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 4 des Kern­ener­gie­ge­set­zes vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Dez. 2005 (AS 2004 4719; BBl 2001 2665).

45SR 313.0

7. Kapitel: Schlussbestimmungen

Art. 47 Vollzug  

1 Der Bun­des­rat sorgt für den Voll­zug und er­lässt die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen.

2 Er kann den Er­lass von Vor­schrif­ten über den Strah­len­schutz für Tä­tig­kei­ten, für die nach dem Kern­ener­gie­ge­setz vom 21. März 200346 ei­ne Be­wil­li­gung nö­tig ist, an das zu­stän­di­ge De­par­te­ment oder an nach­ge­ord­ne­te Stel­len über­tra­gen. Er be­rück­sich­tigt da­bei die Trag­wei­te der Vor­schrif­ten.47

3 Er kann die Kan­to­ne zum Voll­zug bei­zie­hen.48

46 SR 732.1

47 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 4 des Kern­ener­gie­ge­set­zes vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Dez. 2005 (AS 2004 4719; BBl 2001 2665).

48 Ur­sprüng­lich Abs. 2

Art. 48 Änderung bisherigen Rechts  

49

49Die Än­de­run­gen kön­nen un­ter AS 1994 1933kon­sul­tiert wer­den.

Art. 49 Übergangsbestimmung  

Für Haft­pflicht­an­sprü­che, die un­ter bis­he­ri­gem Recht ent­stan­den, beim In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes aber noch nicht ver­jährt sind, gel­ten die Ver­jäh­rungs­fris­ten nach Ar­ti­kel 40.

Art. 50 Referendum und Inkrafttreten  

1 Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten.

Da­tum des In­kraft­tre­tens: 1. Ok­to­ber 199450

50BRB vom 22. Ju­ni 1994

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