Europäisches Übereinkommen
über die Arbeit des im internationalen
Strassenverkehr beschäftigten Fahrpersonals
(AETR)

AS 20031765; BBl 1999 6088

Übersetzung

Abgeschlossen in Genf am 1. Juli 1970

Von der Bundesversammlung genehmigt am 8. Oktober 1999 1

Ratifikationsurkunde von der Schweiz hinterlegt am 7. April 2000

In Kraft getreten für die Schweiz am 4. Oktober 2000

(Stand am 23. April 2022)


Open article in different language:  FR  |  IT
Art. 12 Durchführungsmassnahmen 30

1. Je­de Ver­trags­par­tei trifft al­le ge­eig­ne­ten Mass­nah­men, um die Be­ach­tung die­ses Über­ein­kom­mens si­cher­zu­stel­len, ins­be­son­de­re durch Kon­trol­len auf der Stras­se und in den Ge­schäfts­räu­men der Un­ter­neh­men. Die­se Kon­trol­len um­fas­sen jähr­lich einen be­deu­ten­den und re­prä­sen­ta­ti­ven An­teil al­ler Fah­rer, Un­ter­neh­men und Fahr­zeu­ge, die in den Gel­tungs­be­reich die­ses Über­ein­kom­mens fal­len:

a)31
Die zu­stän­di­gen Be­hör­den der Ver­trags­par­tei­en ge­stal­ten die­se Kon­trol­len wie folgt:
i)
Im Lau­fe ei­nes Ka­len­der­jahrs wer­den min­des­tens 1 % der Ar­beits­ta­ge der Len­ker von Fahr­zeu­gen, die die­sem Über­ein­kom­men un­ter­stellt sind, kon­trol­liert; ab 1. Ja­nu­ar 2010 be­trägt die­ser Pro­zent­satz min­des­tens 2 % und ab 1. Ja­nu­ar 2012 min­des­tens 3 %;
ii)
Min­des­tens 15 % der kon­trol­lier­ten Ar­beits­ta­ge wer­den auf der Stras­se und min­des­tens 25 % in den Ge­schäfts­räu­men der Un­ter­neh­men kon­trol­liert. Ab 1. Ja­nu­ar 2010 wer­den min­des­tens 30 % der kon­trol­lier­ten Ar­beits­ta­ge auf der Stras­se und min­des­tens 50 % in den Ge­schäfts­räu­men der Un­ter­neh­men kon­trol­liert.
b)32
Auf der Stras­se wer­den kon­trol­liert:
i)
die Ta­ges­lenk­zei­ten und wö­chent­li­chen Lenk­zei­ten, die Un­ter­bre­chun­gen, die täg­li­chen und wö­chent­li­chen Ru­he­zei­ten;
ii)
die Ein­la­ge­blät­ter der vor­an­ge­gan­ge­nen Ta­ge, die im Fahr­zeug mit­ge­führt wer­den müs­sen, und/oder die für den­sel­ben Zeit­raum auf der Fah­rer­kar­te und/oder im Spei­cher des Kon­troll­ge­räts ge­spei­cher­ten Da­ten und/oder ge­ge­be­nen­falls die auf den Aus­dru­cken ent­hal­te­nen Da­ten;
iii)
das feh­ler­freie Funk­tio­nie­ren des Kon­troll­ge­räts.
Die­se Kon­trol­len sind oh­ne Dis­kri­mi­nie­rung nach ge­biets­an­säs­si­gen oder ge­biets­frem­den Fahr­zeu­gen, Un­ter­neh­men und Fah­rern so­wie un­ab­hän­gig von Aus­gangs­punkt und Ziel der Fahrt so­wie vom Typ des Fahrt­schrei­bers durch­zu­füh­ren.
c)33
In den Ge­schäfts­räu­men der Un­ter­neh­men wer­den zu­sätz­lich zu den bei den Stras­sen­kon­trol­len über­prüf­ten Punk­ten und der Ein­hal­tung der Be­stim­mun­gen von Ar­ti­kel 11 Ab­satz 2 des An­hangs kon­trol­liert:
i)
die wö­chent­li­chen Ru­he­zei­ten und die Lenk­zei­ten zwi­schen die­sen Ru­he­zei­ten;
ii)
die zwei­wö­chi­ge Be­gren­zung der Lenk­zei­ten;
iii)
der Aus­gleich für die Ver­kür­zung der wö­chent­li­chen Ru­he­zei­ten in Über­ein­stim­mung mit Ar­ti­kel 8 Ab­satz 6;
iv)
die Ver­wen­dung der Ein­la­ge­blät­ter und/oder der von den Bord­ge­rä­ten und der Fah­rer­kar­te stam­men­den Da­ten und Pa­pier­ko­pi­en und/oder die Pla­nung der Ar­beits­zei­ten der Fah­rer.

2. Im Rah­men ei­nes ge­gen­sei­ti­gen Bei­stan­des über­mit­teln die zu­stän­di­gen Be­hör­den der Ver­trags­par­tei­en ein­an­der re­gel­mäs­sig al­le ver­füg­ba­ren An­ga­ben über:

die von Ge­biets­frem­den be­gan­ge­nen Zu­wi­der­hand­lun­gen ge­gen die Be­stim­mun­gen die­se Über­ein­kom­men und ih­re Ahn­dung;
die von ei­ner Ver­trags­par­tei ver­häng­ten Mass­nah­men zur Ahn­dung von Zu­wi­der­hand­lun­gen, die ih­re Ge­biets­an­säs­si­gen auf dem Ter­ri­to­ri­um ei­ner an­de­ren Ver­trags­par­tei be­gan­gen ha­ben.

In Fäl­len von schwe­ren Ver­stös­sen ent­hal­ten die­se In­for­ma­tio­nen auch die ver­häng­te Stra­fe.

3. Legt das Er­geb­nis ei­ner Stras­sen­kon­trol­le, der der Fah­rer ei­nes im Ho­heits­ge­biet ei­ner an­de­ren Ver­trags­par­tei zu­ge­las­se­nen Fahr­zeugs un­ter­zo­gen wird, den Ver­dacht auf Ver­stös­se na­he, die wäh­rend der Kon­trol­le nicht auf­ge­deckt wer­den kön­nen, weil die er­for­der­li­chen An­ga­ben feh­len, so leis­ten die zu­stän­di­gen Be­hör­den der be­tref­fen­den Ver­trags­par­tei­en ein­an­der bei der Klä­rung Amts­hil­fe. Führt die zu­stän­di­ge Ver­trags­par­tei hier­zu ei­ne Kon­trol­le auf den Ge­schäfts­grund­stücken des Un­ter­neh­mens durch, so wer­den die Er­geb­nis­se die­ser Kon­trol­le der be­tref­fen­den an­de­ren Ver­trags­par­tei mit­ge­teilt.

4. Die Ver­trags­par­tei­en ar­bei­ten bei der Durch­füh­rung von Stras­sen­kon­trol­len zu­sam­men.

5. Die Eu­ro­päi­sche Wirt­schafts­kom­mis­si­on der Ver­ein­ten Na­tio­nen ver­öf­fent­licht al­le zwei Jah­re einen Be­richt über die Ein­hal­tung des Ab­sat­zes 1 die­ses Ar­ti­kels durch die Ver­trags­par­tei­en.

6. a)
Die Ver­trags­par­tei­en er­mäch­ti­gen die zu­stän­di­gen Be­hör­den, ge­gen einen Fah­rer bei ei­nem in ih­rem Ho­heits­ge­biet fest­ge­stell­ten Ver­sto­ss ge­gen die­ses Über­ein­kom­men ei­ne Sank­ti­on zu ver­hän­gen, so­fern hier­für noch kei­ne Sank­ti­on ver­hängt wur­de, und zwar selbst dann, wenn der Ver­sto­ss im Ho­heits­ge­biet ei­ner an­de­ren Ver­trags­par­tei oder ei­nes Nicht­ver­trags­staats be­gan­gen wur­de.
b)
Die Ver­trags­par­tei­en er­mäch­ti­gen die zu­stän­di­gen Be­hör­den, ge­gen ein Un­ter­neh­men bei ei­nem in ih­rem Ho­heits­ge­biet fest­ge­stell­ten Ver­sto­ss ge­gen die­ses Über­ein­kom­men ei­ne Sank­ti­on zu ver­hän­gen, so­fern hier­für noch kei­ne Sank­ti­on ver­hängt wur­de, und zwar selbst dann, wenn der Ver­sto­ss im Ho­heits­ge­biet ei­ner an­de­ren Ver­trags­par­tei oder ei­nes Nicht­ver­trags­staats be­gan­gen wur­de.

Da­bei gilt fol­gen­de Aus­nah­me­re­ge­lung: Wird ein Ver­sto­ss fest­ge­stellt, der von ei­nem Un­ter­neh­men mit Sitz im Ho­heits­ge­biet ei­ner an­de­ren Ver­trags­par­tei oder ei­nes Nicht­ver­trags­staats be­gan­gen wur­de, wird die Sank­ti­on ge­mä­ss dem im bi­la­te­ra­len Stras­sen­ver­kehrs­ab­kom­men zwi­schen die­sen bei­den Ver­trags­par­tei­en vor­ge­se­he­nen Ver­fah­ren ver­hängt.

Die Ver­trags­par­tei­en prü­fen ab 2011 die Mög­lich­keit, die in Ab­satz 6 Buch­sta­be b vor­ge­se­he­ne Aus­nah­me­re­ge­lung auf­zu­he­ben; dies un­ter der Vor­aus­set­zung, dass al­le Ver­trags­par­tei­en dies wün­schen.34

7. Lei­tet ei­ne Ver­trags­par­tei in Be­zug auf einen be­stimm­ten Ver­sto­ss ein Ver­fah­ren ein oder ver­hängt ei­ne Sank­ti­on, so muss sie dem Fah­rer an­ge­mes­se­ne schrift­li­che Be­le­ge vor­le­gen.35

8. Die Ver­trags­par­tei­en stel­len si­cher, dass ein Sys­tem ver­hält­nis­mäs­si­ger Sank­tio­nen, die fi­nan­zi­el­le Sank­tio­nen um­fas­sen kön­nen, für den Fall be­steht, dass Un­ter­neh­men oder mit ih­nen ver­bun­de­ne Spe­di­teu­re, Ver­la­der, Rei­se­ver­an­stal­ter, Spe­di­ti­ons­un­ter­neh­men, Sub­un­ter­neh­mer und Fah­rer­ver­mitt­lungs­agen­tu­ren ge­gen das vor­lie­gen­de Über­ein­kom­men ver­stos­sen.36

30 Fas­sung ge­mä­ss Änd. vom 27. Fe­br. 2004/16. Ju­ni 2006, in Kraft ge­tre­ten für die Schweiz am 16. Ju­ni 2006 (AS 2007 2209).

31 Fas­sung ge­mä­ss Änd. vom 20. Sept. 2010, in Kraft für die Schweiz seit 20. Sept. 2010 (AS 2010 5727).

32 Fas­sung ge­mä­ss Änd. vom 20. Sept. 2010, in Kraft für die Schweiz seit 20. Sept. 2010 (AS 2010 5727).

33 Fas­sung ge­mä­ss Änd. vom 20. Sept. 2010, in Kraft für die Schweiz seit 20. Sept. 2010 (AS 2010 5727).

34 Ein­ge­fügt durch Änd. vom 20. Sept. 2010, in Kraft für die Schweiz seit 20. Sept. 2010 (AS 2010 5727).

35 Ein­ge­fügt durch Änd. vom 20. Sept. 2010, in Kraft für die Schweiz seit 20. Sept. 2010 (AS 2010 5727).

36 Ein­ge­fügt durch Änd. vom 20. Sept. 2010, in Kraft für die Schweiz seit 20. Sept. 2010 (AS 2010 5727).

BGE

143 IV 63 (6B_1151/2015) from 21. Dezember 2016
Regeste: Anklageprinzip; Anwendbarkeit des AETR sowie der ARV 1 bei Auslandtaten. Anforderungen an die Anklageschrift hinsichtlich örtlicher Konkretisierung und Angabe der nach Auffassung der Staatsanwaltschaft anwendbaren Gesetzesbestimmungen (E. 2.2 und 2.3). Durchbrechung des Territorialitätsprinzips bei im Ausland begangenen Widerhandlungen gegen das AETR respektive die ARV 1. Frage des anwendbaren Sanktionsrechts (E. 3.1 und 3.2).

Diese Seite ist durch reCAPTCHA geschützt und die Google Datenschutzrichtlinie und Nutzungsbedingungen gelten.

Feedback
Laden