Bundesgesetz
über die flankierenden Massnahmen bei entsandten
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und
über die Kontrolle der in Normalarbeitsverträgen
vorgesehenen Mindestlöhne
(Entsendegesetz, EntsG)1

vom 8. Oktober 1999 (Stand am 1. April 2020)

1 Fassung gemäss Ziff. I 2 des BG vom 15. Juni 2012 über die Anpassung der flankierenden Massnahmen zur Personenfreizügigkeit, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6703; BBl 2012 3397).


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Art. 2 Minimale Arbeits- und Lohnbedingungen

1 Die Ar­beit­ge­ber müs­sen den ent­sand­ten Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mern min­des­tens die Ar­beits- und Lohn­be­din­gun­gen ga­ran­tie­ren, die in Bun­des­ge­set­zen, Ver­ord­nun­gen des Bun­des­ra­tes, all­ge­mein ver­bind­lich er­klär­ten Ge­samt­ar­beits­ver­trä­gen und Nor­ma­l­ar­beits­ver­trä­gen im Sin­ne von Ar­ti­kel 360a OR12 in den fol­gen­den Be­rei­chen vor­ge­schrie­ben sind:

a.13
die mi­ni­ma­le Ent­löh­nung in­klu­si­ve Zu­schlä­ge;
b.
Ar­beits- und Ru­he­zeit;
c.
Min­dest­dau­er der Fe­ri­en;
d.
Ar­beits­si­cher­heit und Ge­sund­heits­schutz am Ar­beits­platz;
e.
Schutz von Schwan­ge­ren, Wöch­ne­rin­nen, Kin­dern und Ju­gend­li­chen;
f.
Nicht­dis­kri­mi­nie­rung, na­ment­lich Gleich­be­hand­lung von Frau und Mann.

2 Sind im Zu­sam­men­hang mit der Si­cher­stel­lung von Lohn­an­sprü­chen, wie bei­spiels­wei­se Fe­ri­en, Fei­er­ta­ge oder Kin­der­zu­la­gen, Bei­trä­ge an Aus­gleichs­kas­sen oder ver­gleich­ba­re Ein­rich­tun­gen durch all­ge­mein ver­bind­lich er­klär­te Ge­samt­ar­beits­ver­trä­ge vor­ge­se­hen, so gel­ten die­se Be­stim­mun­gen auch für Ar­beit­ge­ber, die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer in die Schweiz ent­sen­den. Die­se Be­stim­mung gilt nicht, wenn der Ar­beit­ge­ber nach­weist, dass er für den glei­chen Zeit­ab­schnitt Bei­trä­ge an ei­ne sol­che Ein­rich­tung im Staat sei­nes Sit­zes leis­tet.14

2bis Sieht ein all­ge­mein ver­bind­lich er­klär­ter Ge­samt­ar­beits­ver­trag einen ob­li­ga­to­ri­schen Bei­trag an Wei­ter­bil­dungs­kos­ten vor, so gel­ten die ent­spre­chen­den Be­stim­mun­gen auch für Ar­beit­ge­ber, die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer in die Schweiz ent­sen­den, so­fern de­ren Ent­sen­dung län­ger als 90 Ta­ge dau­ert.15

2ter Sieht ein all­ge­mein ver­bind­lich er­klär­ter Ge­samt­ar­beits­ver­trag die Hin­ter­le­gung ei­ner Kau­ti­on durch den Ar­beit­ge­ber vor, so gel­ten die ent­spre­chen­den Be­stim­mun­gen auch für Ar­beit­ge­ber, die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer in die Schweiz ent­sen­den.16

2qua­ter Sieht ein all­ge­mein ver­bind­lich er­klär­ter Ge­samt­ar­beits­ver­trag die Mög­lich­keit der Ver­hän­gung ei­ner Kon­ven­tio­nal­stra­fe durch die mit der Durch­set­zung des Ver­tra­ges be­trau­ten pa­ri­tä­ti­schen Or­ga­ne vor, so gel­ten die ent­spre­chen­den Be­stim­mun­gen bei Ver­stös­sen ge­gen Ar­ti­kel 2 auch für Ar­beit­ge­ber, die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer in die Schweiz ent­sen­den.17

3 Die Ar­beit­ge­ber müs­sen den ent­sand­ten Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mern die im Zu­sam­men­hang mit der Ent­sen­dung ent­stan­de­nen Aus­la­gen, wie Aus­la­gen für Rei­se, Ver­pfle­gung und Un­ter­kunft, ent­schä­di­gen. Die­se Ent­schä­di­gun­gen gel­ten nicht als Lohn­be­stand­teil.18

4 Die mi­ni­ma­len Ar­beits- und Lohn­be­din­gun­gen müs­sen für die gan­ze Dau­er des Ein­sat­zes ein­ge­hal­ten wer­den.

5 Der Bun­des­rat kann Be­stim­mun­gen er­las­sen, wo­nach der aus­län­di­sche Ar­beit­ge­ber nach­wei­sen muss, dass er die So­zi­al­ab­ga­ben ent­rich­tet. Zu­dem kann er für lang­fris­ti­ge Ent­sen­dun­gen Be­stim­mun­gen zur Dau­er der Pflicht nach Ab­satz 3 er­las­sen.19

12 SR 220

13 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über die An­pas­sung der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6703; BBl 2012 3397).

14 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 5 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Prot. über die Aus­deh­nung des Frei­zü­gig­keits­ab­kom­mens auf die neu­en EG-Mit­glied­staa­ten zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft ei­ner­seits und der EG und ih­ren Mit­glied­staa­ten an­de­rer­seits so­wie über die Ge­neh­mi­gung der Re­vi­si­on der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, in Kraft seit 1. April 2006 (AS 2006 979; BBl 2004 58916565).

15 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 5 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Prot. über die Aus­deh­nung des Frei­zü­gig­keits­ab­kom­mens auf die neu­en EG-Mit­glied­staa­ten zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft ei­ner­seits und der EG und ih­ren Mit­glied­staa­ten an­de­rer­seits so­wie über die Ge­neh­mi­gung der Re­vi­si­on der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, in Kraft seit 1. April 2006 (AS 2006 979; BBl 2004 58916565).

16 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 5 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Prot. über die Aus­deh­nung des Frei­zü­gig­keits­ab­kom­mens auf die neu­en EG-Mit­glied­staa­ten zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft ei­ner­seits und der EG und ih­ren Mit­glied­staa­ten an­de­rer­seits so­wie über die Ge­neh­mi­gung der Re­vi­si­on der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, in Kraft seit 1. April 2006 (AS 2006 979; BBl 2004 58916565).

17 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 5 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Prot. über die Aus­deh­nung des Frei­zü­gig­keits­ab­kom­mens auf die neu­en EG-Mit­glied­staa­ten zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft ei­ner­seits und der EG und ih­ren Mit­glied­staa­ten an­de­rer­seits so­wie über die Ge­neh­mi­gung der Re­vi­si­on der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, in Kraft seit 1. April 2006 (AS 2006 979; BBl 2004 58916565).

18 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 3 des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. April 2020 (AS 2019 1413, 2020 881; BBl 2018 1685).

19 Zwei­ter Satz ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. April 2020 (AS 2019 1413, 2020 881; BBl 2018 1685).

BGE

140 II 447 (2C_58/2013) from 11. August 2014
Regeste: Art. 1 lit. b, Art. 2, 5 Abs. 1, Art. 16 Abs. 1 FZA; Art. 9 Abs. 1 und Art. 17-23 Anhang I FZA; Art. 3 und 5 Richtlinie 96/71/EG; Art. 9 Abs. 2 lit. b EntsG; an ein italienisches Unternehmen wegen Nichteinhaltung von Vorschriften über die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz erteiltes Verbot, während einer Dauer von zwei Jahren und sechs Monaten Dienstleistungen durch entsandte Mitarbeiter in der Schweiz anzubieten. Dienstleistungen im Sinne des FZA (E. 4.2 und 4.3). Tragweite der Richtlinie 96/71/EG (E. 4.4). Die Arbeitssicherheit als ein im Sinne der gemeinschaftsrechtlichen Vorgaben öffentliches Interesse vermag eine Einschränkung der Dienstleistungsfreiheit zu rechtfertigen, insoweit die Grundprinzipien des Gemeinschaftsrechts gewahrt werden (E. 4.5 und 5.2). Tragweite und Anwendungsbereich des EntsG (E. 4.6). Die Beschränkung der Sanktionierungsmöglichkeit (Verbot, während einer Dauer zwischen ein und fünf Jahren Dienstleistungen durch entsandte Arbeitnehmer in der Schweiz anzubieten), auf Dienstleistungserbringer, die dem Anwendungsbereich des FZA unterstehen, ist mit dem Diskriminierungsverbot von Art. 2 FZA vereinbar (E. 5.3-5.6).

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